Patient Blood Management (PBM) Klinisches Projekt zur Steigerung

Patient Blood Management (PBM)
Klinisches Projekt zur Steigerung
der Patientensicherheit
Autoren: Dania Fischer, Patrick Meybohm und Kai Zacharowski
Patient Blood Management (PBM)
Klinisches Projekt zur Steigerung der Patientensicherheit
Autoren: Dania Fischer, Patrick Meybohm und Kai Zacharowski
Management Summary
Patient Blood Management (PBM) ist ein multidisziplinäres und patientenorientiertes Behandlungskonzept, um Blutarmut (Anämie) und Blutverlust zu reduzieren und zu vermeiden. Somit reduziert PBM jene
Risikofaktoren, die potentiell nebenwirkungsbehaftete Fremdbluttransfusionen notwendig werden lassen. Übergeordnetes Ziel des PBM ist es, die Patientensicherheit zu verbessern.
Am Universitätsklinikum Frankfurt initiierten die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie und das Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie die Einführung eines umfassenden PBM-Projektes im Jahr 2013 in enger Zusammenarbeit mit allen chirurgischen Kliniken.
Es wurde ein nationales PBM-Netzwerk gegründet. Mittlerweile nehmen über 120 Kliniken aller Versorgungsstufen teil.
Umsetzung
Die Bausteine des Konzeptes lassen sich thematisch in drei Säulen untergliedern (siehe Abbildung 1).
1. Säule: Optimierung der präoperativen Anämie
Im Rahmen einer Anämie-Ambulanz werden Patienten im Vorfeld vor geplanten Operationen auf das
Vorliegen einer möglichen Blutarmut (Anämie) untersucht. Liegt eine Anämie vor, wird die Ursache analysiert und nach Möglichkeit therapiert. Somit gehen Patienten gestärkt in die Operation. Um dies zu ermöglichen, wurde am Universitätsklinikum Frankfurt gemeinsam mit den internistischen Kollegen ein
standardisierter Ablauf zur Anämiediagnostik entwickelt. Zudem verankerte man eine Konzil-Anforderung
im Klinikinformationssystem.
2. Säule: Rationaler Einsatz von Blutkonserven
Die Querschnitts-Leitlinien der Bundesärztekammer zum Einsatz von Fremdblutprodukten wurden geschult und kommen im Alltag zur Anwendung: Blutkonserven werden während der Operation (intraoperativ) evidenzbasiert eingesetzt. Im Krankenhausinformationssystem des Universitätsklinikums Frankfurt
wurde dazu ein Formular eingerichtet, welches die Transfusionsgründe abfragt.
3. Säule: Fremdblutsparende Maßnahmen
Durch verschiedenste Maßnahmen kann der Blutverlust sowie der Bedarf an Fremdblutkonserven reduziert
werden – sowohl vor, während als auch nach der Operation. So wird intraoperativ beispielsweise das Wundblut aufgefangen und dem Patienten in aufgereinigter Form zurückgegeben. Weiterhin wird die Blutgerinnung nach standardisierten Vorgaben optimiert, sodass die patienteneigenen Ressourcen geschont werden.
Um die PBM-Prinzipien zu implementieren, wurde eine Checkliste erarbeitet und in allen relevanten Arbeitsbereichen ausgehängt.
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Patient Blood Management (PBM)
Klinisches Projekt zur Steigerung der Patientensicherheit
Während das Projekt am Universitätsklinikum eingeführt wurde, wurden Ärzte und das Pflegepersonal
auf allen chirurgischen Stationen und Ambulanzen geschult und fortgebildet. Es wurde eine Homepage
eingerichtet, die sowohl interaktive Plattform als auch Informationsquelle ist. Hierfür wurden auch kurze
Videos produziert.
Abbildung 1 Die drei Säulen des Patient Blood Management
Säule 3
Fremdblutsparende
Maßnahmen
Säule 1
Optimierung präoperative
Anämie
• Diagnose & Therapie in
Anämie-Ambulanz vor elektiven
Operationen
• Standardisierter Ablauf zur
Anämiediagnostik &
Konzilanforderung
Säule 2
Rationaler Einsatz
von Blutkonserven
• Einhaltung der QuerschnittsLeitlinien der Bundesärztekammer bei Indikation
• Präoperative Blutverlustvorsorge (z.B. Abklärung ob
Anämie)
• Inter- & postoperative
Blutverlustvorsorge (z.B.
restriktive Blutentnahme)
• Abfrage Transfusionsgrund im
Krankenhausinformationssystem
(„Transfusionstrigger“)
Quelle: Eigene Darstellung.
Nächste Schritte
Die Universitätskliniken Bonn, Kiel und Münster führten PBM-Konzepte ein – nach Frankfurter Vorbild und
jeweils angepasst an die lokalen Bedingungen. Die Daten der ersten 100.000 Patienten werden aktuell
analysiert und Anfang 2016 publiziert werden.
Das PBM-Netzwerk soll weiter ausgebaut werden. Langfristiges Ziel ist es, durch das Netzwerk eine
Million Patientendatensätze auszuwerten. Auf europäischer Ebene wurden bereits Richtlinien erstellt, wie
das Konzept international implementierbar ist.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski
Direktor
Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt am Main
Telefon: 060 – 6301 5998
E-Mail: [email protected]
www.kgu.de/kliniken-institute-zentren/einrichtungen-des-klinikums/kl
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