Extremwerte von Funktionen mit mehreren Variablen

Extremwerte von Funktionen mit mehreren Variablen
Definition. Ein stationärer Punkt a = (a1 , . . . , an ) einer Funktion f (x1 , . . . , xn ) ist ein
Punkt, für den ∇f (a) = o gilt, d.h. ein Punkt, in welchem sämtliche partielle Ableitungen der Funktion verschwinden.
Nur stationäre Punkte kommen als Extremwerte in Frage, aber nicht jeder stationäre
Punkt muss ein Extremwert sein.
Beispiel: Gesucht sind die lokalen Extremwerte der Funktion
f (x1 , x2 ) = 16 x31 − x1 + 41 x1 x22 .
Zunächst berechnen wir die stationären Punkte. Dazu benötigen wir die ersten partiellen
Ableitungen, die wir dann gleich Null setzen, um ein Gleichungssystem zu erhalten:
∂f
= 12 x21 − 1 + 14 x22 = 0,
∂x1
∂f
= 12 x1 x2 = 0
∂x1
Wir müssen also das nichtlineare Gleichungssystem
1 2
x
2 1
+ 14 x22 = 1,
1
xx = 0
2 1 2
lösen.
Aus der zweiten Gleichung folgt, dass entweder x1 = 0 oder x2 = 0.
1.Fall: x1 = 0: Einsetzen in die erste Gleichung ergibt:
1 2
x =1
4 2
daher
x22 = 4
=⇒
x2 = ±2.
Wir haben also die zwei stationären Punkte
a1 = (0, 2)
bzw.
a2 = (0, −2).
2.Fall: x2 = 0: Einsetzen in die erste Gleichung ergibt:
1 2
x
2 1
= 1,
daher
x21 = 2
Also: zwei weitere stationäre Punkte
√
a3 = ( 2, 0)
=⇒
bzw.
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√
x1 = ± 2.
√
a4 = (− 2, 0).
Wann ist ein stationärer Punkt ein Minimum oder ein Maximum?
Wie im eindimensionalen Fall sieht man dies, wenn man die zweiten Ableitungen, also
die Hesse–Matrix, betrachtet.
Satz. Ein stationärer Punkt a ist
ein relativer Minimalpunkt,
wenn die Hesse–Matrix positiv definit
ist. Das bedeutet, dass alle Eigenwerte der
Hesse–Matrix positiv sind.
ein relativer Maximalpunkt,
wenn die Hesse–Matrix negativ definit
ist. Das bedeutet, dass alle Eigenwerte der
Hesse–Matrix negativ sind.
weder Minimal– noch Maximalpunkt,
wenn die Hesse–Matrix indefinit ist
(d.h. sowohl positive als auch negative
Eigenwerte hat).
Es kommt also auf die Eigenwerte der Hesse–Matrix an. Da es relativ mühsam ist,
die Eigenwerte tatsächlich alle auszurechnen, gibt es ein einfacheres Kriterium, um zu
entscheiden, ob eine Matrix positiv definit oder negativ definit ist. Dieses Kriterium
verwendet den Begriff des Hauptminors:
Definition. Sei A ∈ IRn×n eine quadratische Matrix. Die Hauptminoren Ai ( wobei
i = 1, . . . , n) sind jene Subdeterminanten, die aus den ersten i Zeilen und i Spalten
gebildet werden, d.h:
A1 = a11 ,
a11 a12
a21 a22
A2 = det

A3
!
,

a11 a12 a13


= det  a21 a22 a23  ,
a31 a32 a33
etc.
Kriterium von Sylvester: Eine symmetrische Matrix A ist
• positiv definit, wenn alle ihre Hauptminoren positiv sind.
• negativ definit, wenn A1 < 0, A2 > 0, A3 < 0, . . . , d.h. wenn die Hauptminoren
wechselndes Vorzeichen haben, beginnend mit einem negativen.
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Zurück zu unserem Beispiel: Es war f (x1 , x2 ) = 16 x31 − x1 + 14 x1 x22 und wir hatten vier
stationäre Punkte
√
√
a4 = (− 2, 0).
a1 = (0, 2),
a2 = (0, −2),
a3 = ( 2, 0)
Die Hesse–Matrix lautet:

1
x
2 2
1
x
2 1
x1
H=
1
x
2 2


Untersuchen wir zunächst den Punkt a1 = (0, 2):

H(a1 ) = 
0 1

1 0

Die Hauptminoren sind:
H(a1 )2 = −1.
H(a1 )1 = 0,
Laut Kriterium von Sylvester ist keine Aussage darueber möglich, ob a1 ein Minimalpunkt, ein Maximalpunkt oder keines von beiden ist.
Jetzt: a2 :

H(a2 ) = 
0
−1

−1
0

Die Hauptminoren sind wieder:
H(a2 )2 = −1.
H(a2 )1 = 0,
Daher ist auch hier keine Entscheidung möglich, ob a2 ein Minimalpunkt, ein Maximalpunkt oder keines von beiden ist.
Als nächstes: a3 :
 √
H(a3 ) = 
2
0
0

√

2
2
Die Hauptminoren sind:
H(a3 )1 =
√
2,
H(a3 )2 = 1.
Die Hauptminoren sind beide positiv, daher ist die Hesse–Matrix im Punkt a3 positiv
definit, daher liegt in a3 ein lokaler Minimalpunkt vor.
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Schliesslich noch a4 :

H(a4 ) = 
√
− 2
0
0

√

−
2
2
Die Hauptminoren sind:
√
H(a4 )1 = − 2,
H(a4 )2 = 1.
Laut Kriterium von Sylvester ist die Hesse–Matrix im Punkt a3 negativ definit, daher
liegt in a3 ein lokaler Maximalpunkt vor.
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