Ohne Risiko ist die Rendite null oder negativ

Ohne Risiko ist die Rendite null oder negativ
von Peter Bänziger (publiziert in den Schaffhauser Nachrichten am 8.2.2016)
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Sicherheit für sein Erspartes will, lässt sein Geld
derzeit auf dem Konto liegen.
Auslegeordnung machen
Anleger befinden sich heute in einem Dilemma. Sie
haben die Wahl zwischen nervösen Aktienmärkten
und Negativzinsen auf Anlagen mit sehr tiefem Risiko.
Der Ausweg liegt in einer guten Strategie und einer
geschickten Diversifikation.
Das Dilemma der Anleger ist wohl so gross wie nie
zuvor. Einerseits sind die Aktienmärkte äusserst
nervös und haben seit Jahresbeginn 2016 rund 10
Prozent oder mehr verloren. Andererseits werfen
risikolose Anlagen, wie sie Obligationen der
Eidgenossenschaft darstellen, bis zu einer Laufzeit von
15 Jahren eine Minusrendite ab. Beispiel: Die
Obligation 1 1/4 Prozent Eidgenossenschaft mit
Fälligkeit am 28. Mai 2026 und einem Kurs von 116,5
Prozent weist eine Rendite auf Verfall von minus 0,33
Prozent auf, wobei die Transaktionskosten, die
Steuern und die Depotgebühren noch nicht einmal
berücksichtigt sind. Die meisten Banken vergüten für
Kontoguthaben praktisch einen Zins von 0 Prozent,
geben also die von der Schweizerischen Nationalbank
belasteten Negativzinsen von 0,75 Prozent nicht (oder
noch nicht) an die Sparer weiter. Wer also 100 Prozent
Belvalor AG
Wenn Sie als Anleger aber nicht bereit sind, eine
Minusrendite (nach Steuern und allen Kosten) zu
akzeptieren, welche Möglichkeiten bieten sich? Als
erster Schritt ist eine Auslegeordnung zu machen.
Dabei
evaluieren
wir
die
Möglichkeiten,
steuerbegünstigt anzulegen. Bei nicht selbständig
Erwerbenden sind primär Einzahlungen in die zweite
Säule (also in die Pensionskasse) und in die dritte Säule
sinnvoll. Die dadurch eingesparten Steuern können
auch als garantierte Rendite betrachtet werden. Diese
gilt es zu realisieren. Wenn wir diese Möglichkeiten
analysiert und ausgeschöpft haben, entwickeln wir
eine mittel- bis langfristige Anlagestrategie für das
freie Vermögen. Zunächst ist es wichtig, seine eigene
Risikofähigkeit zu kennen (Wie viel kann ich
zwischenzeitlich verlieren, ohne durch Buchverluste in
finanzielle Schwierigkeiten zu geraten?). Im gleichen
Atemzug
müssen
wir
aber
die
eigene
Risikobereitschaft beurteilen (Wie viel bin ich bereit,
allenfalls zu verlieren? Kann ich bei einem temporären
Verlust noch ruhig schlafen?). Diese beiden
Dimensionen müssen in Einklang gebracht werden.
Aus
diesem
«Risikoprofil»
entsteht
die
Anlagestrategie. Das oberste Gebot heisst
Diversifikation bezüglich der Anlagekategorien
(Liquidität, Obligationen, Aktien, Immobilien,
Alternative Anlagen, Gold) und der einzelnen Titel. Je
mehr Risiko ein Anleger tragen kann und will, desto
höher wird der Anteil der risikobehafteten Anlagen
sein – und desto höher sind die Renditechancen. Der
Einfachheit halber nehmen wir hier Schweizer Aktien
genauer unter die Lupe. Wenn ich Bekannte frage,
welche «guten» Aktien ihnen spontan in den Sinn
kommen, nennen Sie oft «Nestlé, Novartis, Roche».
Lassen Sie uns die Rendite dieser Aktien über ein
«Investorenleben» von 25 Jahren hinweg betrachten.
Februar 2016
1
erzielen Sie damit eine Dividendenrendite von rund
4,8 Prozent, bei einem durchschnittlichen
Kurs/Gewinnverhältnis von 15,5 (Tabelle).
Gesamtertrag Nestlé/Roche/Novartis
31.12.1990 – 31.12.2015
Titel
Nestlé N
BCV N
Cembra
Money Bk N
Swiss Re N
Zurich N
Novartis N
Roche GS
Kühne&Nagel
N
SGS N
Swisscom N
Kurs
5.2.2016
CHF
74.15
613
62.60
Kurs/Gewinnverhältnis*
Dividendenrendite
in % *
21,1
18,2
8,0
3,0
5,2
5,0
91.10
214.80
74.70
254.50
133.80
10,0
9,2
13,7
15,5
22,2
4,7
7,9
3,6
3,2
3,0
1997
487
21,6
15,5
3,4
4,5
(Quelle: Bloomberg;* Schätzungen für 2016)
Bitte beachten Sie:
Aktie
Preisververänderung
DividendenErtrag
Gesamtertr.
31.12.90 –
31.12.2015
ØRendite/
Jahr*
Nestlé
966 %
838 %
1’804 %
12,5 %
Novartis
1’076%
811 %
1’887 %
12,7 %
Roche
1'472 %
853 %
2'325 %
13,6 %
* b. Reinvestition der Dividenden i.d. jeweilige Aktie.
Quelle: Bloomberg
Natürlich wären Sie rückblickend zufrieden gewesen
mit diesen Renditen, und Sie würden diese Aktien
«blind» kaufen, nachdem Sie die Renditen kennen.
Hätten Sie es aber auch getan, wenn Sie gewusst
hätten, dass Roche vom Höchstkurs 2007 bis März
2009 etwa 46 Prozent ihres Wertes verloren hatte? In
der Finanzkrise 2008/2009 haben die Anleger Nerven
wie Drahtseile benötigt. Zudem haben sie mit diesen
Aktien in 25 Jahren den Swiss Performance Index
(Gesamtrendite 901 Prozent oder 9,6 Prozent pro
Jahr), den Weltaktienmarkt und auch die Aktien der
Schwellenländer deutlich übertroffen (immer
gemessen in Franken). Die Performance von Roche in
Franken war gleich gut wie diejenige des Starinvestors
Warren Buffet mit seiner Berkshire Hathaway.
Schweizer Aktien sind also für einen Schweizer
Anleger
langfristig
eine
sehr
attraktive
Anlagekategorie. Wichtig neben den Kursgewinnen
der Aktien sind aber auch die Dividenden, die einen
Grossteil des Gesamtertrages ausmachen, wie Sie
obiger Tabelle entnehmen können.
Welche Möglichkeiten bieten sich an? Wenn Sie also
heute – im Rahmen eines gut diversifizierten
Portfolios – 10 Schweizer Aktien zusammenstellen,
Belvalor AG
Das sind keine Einzeltitelempfehlungen. Ein solches
Portfolio bedarf einer laufenden Überwachung.
Welche zukünftigen Renditen dürfen Sie erwarten?
Aktien weisen im Vergleich zu Obligationen eine
sogenannte
Risikoprämie
auf,
also
eine
Zusatzentschädigung für das eingegangene Risiko.
Diese Risikoprämie im Vergleich zu zehnjährigen
Obligationen ist derzeit sehr attraktiv. Weil die
Aktienmärkte gemäss verschiedenen Modellen etwa
fair bewertet sind, dürften Anleger in den nächsten
drei bis fünf Jahren im Durchschnitt die Risikoprämie
verdienen (etwa 6 Prozent pro Jahr). Leider fällt diese
Prämie nicht gleichmässig an, sondern unterliegt wie
schon in der Vergangenheit starken Schwankungen.
Diese Schwankungen der Märkte sind einerseits
nervenaufreibend, andererseits bieten sie dem
Anleger Chancen.
Gute Strategie als Grundlage
Mit einem gut diversifizierten Aktienportfolio von
Unternehmen, die mit nachhaltigen Margen ihre
Kapitalkosten übertreffen und eine solide
Dividendenrendite aufweisen, werden Sie als Anleger
erfolgreicher und glücklicher sein – auch wenn Sie
mehr Gefühlsschwankungen ertragen müssen als
derjenige, der seine Ersparnisse auf dem Konto liegen
lässt. In Zeiten, in denen die einheitlichen
Aufwärtstrends an den Aktienmärkten zu Ende
gegangen sind, die Renditen der Obligationen unter
oder nahe bei null liegen, sind guter Rat und eine
massgeschneiderte Anlagestrategie sowie die
professionelle Umsetzung besonders wichtig.
Februar 2016
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