Chancen Finanzmärkte und Konjunktur Anlagenotstand bei Obligationen Tiefe Renditen von Anleihen guter Bonität zwingen zur Suche nach Anlagealternativen – eine Standortbestimmung. Marktbericht Oktober 2015 02 Disclaimer Allgemein Die BKB hat in Übereinstimmung mit den geltenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Regelungen (bzw. den Richtlinien der Schweizerischen Bankiervereinigung zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse) interne organisatorische und regulative Vorkehrungen getroffen, um Interessenkonflikte bei der Erstellung und Weitergabe von Finanzanalysen zu vermeiden oder angemessen zu behandeln. In diesem Rahmen trifft die BKB insbesondere die geeigneten Massnahmen, um die Unabhängigkeit und die Objektivität der Mitarbeiter, die an der Erstellung von Finanzanalysen beteiligt sind oder deren bestimmungsgemässe Aufgaben oder wirtschaftliche Interessen mit den Interessen der voraussichtlichen Empfänger der Finanzanalyse in Konflikt treten können, sicherzustellen, und gewährleistet ebenfalls, dass Emittenten keine für sie günstige Empfehlung versprochen wird. Verbot bestimmter Mitarbeitergeschäfte Die BKB stellt sicher, dass ihre Finanzanalysten sowie die an der Erstellung der Finanzanalyse beteiligten Mitarbeiter keine Geschäfte mit Finanzinstrumenten, auf die sich die Finanzanalysen beziehen, oder damit verbundenen Finanzinstrumenten tätigen, bevor die Empfänger der Finanzanalysen oder Anlageempfehlungen ausreichend Gelegenheit für eine Reaktion hatten. Hinweis auf Bewertungsgrundlagen und -methoden – Sensitivität der Bewertungsparameter Die Analysen des Investment Research der BKB im sekundären Research beruhen auf allgemein anerkannten qualitativen und quantitativen Bewertungsgrundlagen und Bewertungsmethoden. Zur Unternehmensund Aktienbewertung werden Methoden wie z.B. Discounted-CashFlow-Analyse, KGV-Analyse sowie Peer-Group-Analyse angewandt. Die jeweiligen Erwartungen über die zukünftige Wertentwicklung eines Finanzinstrumentes sind Ergebnis einer Momentaufnahme und können sich jederzeit ändern. Die Einschätzung der zugrunde liegenden Parameter wird mit grösster Sorgfalt vorgenommen. Dennoch beschreibt das Ergebnis der Analyse immer nur eine aus einer Vielzahl möglicher zukünftiger Entwicklungen. Es ist die Entwicklung, der das Investment Research der BKB zum Zeitpunkt der Analyse die grösste Eintrittswahrscheinlichkeit beimisst. Hinweis auf Empfehlung Die in den Empfehlungen des Investment Research der BKB enthaltenen Prognosen, Werturteile oder Kursziele stellen, soweit nicht anders angegeben, die Meinung des Verfassers dar. Die verwendeten Kursdaten beziehen sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung, soweit nicht anders angegeben. Hinweis auf Zuverlässigkeit von Informationen und Veröffentlichung Diese Veröffentlichung ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe. Alle Angaben stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, welche die BKB für zuverlässig hält, ohne aber alle diese Informationen selbst verifiziert zu haben. Eine Gewähr für deren Richtigkeit oder Vollständigkeit wird insofern seitens der BKB sowie der mit ihr verbundenen Unternehmen nicht übernommen. Die Veröffentlichung dient lediglich einer allgemeinen Information und stellt weder eine Anlageberatung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräusserung von Finanzinstrumenten dar. Haftungsansprüche aus der Nutzung der dargebotenen Informationen sind ausgeschlossen, insbesondere für Verluste einschliesslich Folgeschäden, die sich aus der Verwendung dieser Veröffentlichung bzw. ihres Inhalts ergeben. Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Grafiken und Texten in anderen elektronischen Medien ist ohne ausdrückliche Zustimmung der BKB nicht gestattet. Eine inhaltliche Verwertung ist nur mit Quellenangabe zulässig, wobei um vorherige Übersendung eines Belegexemplars gebeten wird. Hinweis für Leser mit Wohnsitz in Grossbritannien Dieser Bericht ist ausschliesslich für Kunden der BKB bestimmt, die professionelle Marktteilnehmer («market counterparties») oder institutionelle Kunden («intermediate customers») jeweils nach der Definition der Financial Services Authority (FSA) sind, und nicht zur Nutzung durch irgendeine andere Person vorgesehen, insbesondere nicht für Privatkunden im Sinne der Definition der FSA. Dieser Bericht stellt in keinem Fall eine Aufforderung zum Kauf oder zum Verkauf von Wertpapieren dar. Hinweis für Leser mit Wohnsitz in den USA Die in diesem Bericht enthaltenen Informationen sind ausschliesslich für institutionelle Kunden der BKB und der mit diesen verbundenen Unternehmen in den USA bestimmt und dürfen von anderen Personen nicht benutzt oder als Grundlage verwendet werden, gleich zu welchem Zweck. Sie dienen ausschliesslich Informationszwecken und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder ein Angebot zum Verkauf von Wertpapieren nach dem US-Wertpapier-Gesetz (Securities Act) von 1933 in der jeweils gültigen Fassung oder anderen in den USA geltenden bundes- oder einzelstaatlichen Gesetzen, Verordnungen und Regelungen dar. Aufsicht Die Basler Kantonalbank unterliegt der Aufsicht durch die Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA), Laupenstrasse 27, 3003 Bern 03 Inhalt 04 Vorwort 05 13 Globale Konjunktur 18 Weltwirtschaft im Überblick Marktausblick 06 20 Fokus Anlagenotstand 10 Unabhängige Fondsselektion 11 Anlageempfehlung 12 Volkswirtschaft Aktienmärkte 21 Obligationen 22 Energiemarkt 23 Schlusswort 04 Vorwort Dr. Sandro Merino Chief Investment Officer Liebe Leserinnen und Leser Das Anlageumfeld bleibt auch im zweiten Halbjahr 2015 anspruchsvoll. Der durch tiefe Zinsen ausgelöste Anlagenotstand ist für auf Schweizer Franken fokussierte, konservative Anleger besonders ausgeprägt. Sucht man nach Alternativen zum «Nullzins», dann ist eine breite Diversifikation über viele Anlageklassen alternativlos. Das bedeutet aber auch, dass man bei der Wahl einer Anlagelösung die eingegangenen Risiken genau verstehen muss. Die letzten Monate haben einmal mehr gezeigt, dass die Aktienmärkte bedeutenden Wertschwankungen unterliegen. Andererseits zeigt es sich im Rückblick immer wieder, dass der geduldige Anleger für das Aushalten von Wertschwankungen langfristig mit attraktiven Renditen belohnt wird. Die persönliche Lebenssituation, die individuelle Risikofähigkeit sowie die Risikobereitschaft müssen aber sorgfältig analysiert werden, bevor eine geeignete Anlagestrategie gewählt werden kann. Bei der eigentlichen Umsetzung einer Anlagelösung ist auch die Wahl der einzusetzenden Finanzinstrumente sehr wichtig. Daher stellen wir in dieser Ausgabe unsere unabhängige Fondsselektion nach dem Best-in-Class-Ansatz etwas näher vor. Die hier besprochenen Themen können nur in einem persönlichen Gespräch zielführend vertieft werden. Wir freuen uns sehr darauf, Sie dazu individuell beraten zu dürfen. Herzlichst 05 Weltwirtschaft im Überblick Abb. 1: Globale Anteile am BIP – China gewinnt weiter an Bedeutung In Prozenten China 35 USA Eurozone Schweiz 30 25 20 15 10 5 0 78 82 86 90 94 98 02 06 10 14 Abb. 2: Arbeitslosenquoten – US-Wirtschaft im Aufwind In Prozenten Eurozone USA Schweiz 14 12 10 8 6 4 2 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Abb. 3: Euro-Schuldenquoten – deutlich über dem Maastricht-Kriterium Staatsverschuldung in Prozenten des BIP 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Maastricht-Kriterium 60% des BIP DE IT ES FR GR Eurozone Abb. 4: Obligationen im Vergleich – tiefe Renditen in Europa halten an In Prozenten 8 7 6 5 4 3 2 1 0 –1 Italien 10 11 12 Spanien USA 13 14 Deutschland Schweiz 15 06 Fokus Anlagenotstand Anlagenotstand bei Schweizer Anleihen mit guter Bonität – private und institutionelle Anleger werden zu einer breiteren Diversifikation ihrer Anlagen gezwungen. 07 Diversifikation ist alternativlos Private und institutionelle Investoren sehen sich heute mit einer sehr herausfordernden Situation konfrontiert. Die Renditen von Obligationen mit guter Bonität reichen bei Weitem nicht mehr aus, um möglichen Verpflichtungen und Renditeanforderungen gerecht zu werden. Auch das Ausweichen auf Anleihen in ausländischer Währung bietet keine Alternative, wenn diese in Schweizer Franken abgesichert werden sollen. Von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research Die Renditen der Schweizer Anleihen bleiben auf absehbare Zeit unattraktiv. Der Entscheid der Schweizer Notenbank zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses und zur Einführung von Negativzinsen hat die Renditen der Staatsanleihen ins Minus gedrückt. Zwischenzeitlich brachten selbst Schweizer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 12 Jahren keinen Zinsertrag. Anleger werden vielmehr beim Kauf solcher Anleihen mit einem Negativzins bestraft. Dies zwingt viele Investoren, die bislang ausschliesslich in Anleihen investiert haben, zu einer breiteren Diversifikation ihres Vermögens. Hohe Kosten zur Absicherung des Währungsrisikos lassen Renditevorteile von Fremdwährungsanleihen schmelzen. Anlagenotstand trifft besonders Schweizer Investoren Die Lage an den Obligationenmärkten ist prekär. Dies gilt insbesondere aus Sicht von Schweizer Anlegerinnen und Anlegern. Egal, ob sie in Schweizer Obligationen oder in ausländische Obligationen investieren – sie sind im Falle einer Absicherung des Währungsrisikos mit negativen Renditen konfrontiert (Abb. 5). Eine Untersuchung unserer Bondspezialisten hat gezeigt, dass Anleger selbst beim Kauf von ausländischen Unternehmensanleihen und High Yield Bonds nach Absicherungskosten für die Risiken kaum entschädigt werden. Grund hierfür ist das allgemein sehr tiefe Renditeniveau der Anleihen, gepaart mit den hohen Absicherungskosten. Will sich ein Schweizer Investor für ein Jahr vor Wechselkursveränderungen schützen, muss er zur Absicherung des US-Dollar-Risikos 1,30% und zur Absicherung des Euro-Risikos 0,75% bezahlen (Stand: Ende August 2015). Diversifikation als Ausweg aus dem Dilemma Ein Ausweg aus dem Dilemma ist somit einzig eine breitere Diversifikation des Vermögens über unterschiedliche Anlagekategorien hinweg. Die Vorteile einer breiteren Diversifikation sind nicht erst seit heute bekannt. Vielmehr wird diese in vielen wissenschaftlichen Fachartikeln der letzten 60 Jahre empfohlen. Die wichtigste Anlagekategorie neben Obligationen sind Aktieninvestments. Diese weisen im aktuellen Tiefzinsumfeld eine hohe Risikoprämie auf (Abb. 6). Anleger werden beim Kauf von Aktien im historischen Vergleich somit überproportional für das eingegangene Risiko entschädigt. Diese Erkenntnis wird aktuell von institutionellen Investoren umgesetzt. So sind Pensionskassen nicht nur mit dem Problem der absolut betrachtet niedrigen Zinsen konfrontiert, sondern zusätzlich mit der Schere, die sich zwischen den erzielbaren Renditen und der Zielrendite aufgetan hat. Schweizer Pensionskassen erhöhen Aktienquoten Die PK-Studie von Swisscanto vom Mai diesen Jahres zeigt, dass Schweizer Pensionskassen die Allokation ihrer Anlagen an die neuen Gegebenheiten angepasst haben. Der Anteil an Obligationen und Liquidität sank im Jahr 2014 auf den tiefsten Stand seit über 10 Jahren, die Aktienquote wurde seit 2008 wieder deutlich erhöht. Zudem werden Immobilienanlagen als Substitut für Schweizer-Franken-Obligationen gewählt. Dies deckt sich auch mit unseren eigenen Erfahrungen und den Diskussionen mit institutionellen Anlegern. 08 Privatanleger haben andere Bedürfnisse Für institutionelle Anleger und Pensionskassen liegt die Lösung des Problems des Anlagenotstands somit in erster Linie in der «Optimierung» des sogenannten Marktportfolios, unter Berücksichtigung der entsprechenden Marktrisiken. Sie müssen über die Zeit gemäss der eingegangenen Verbindlichkeiten eine entsprechende Zielrendite erreichen. Für private Anlegerinnen und Anleger stellt sich die Situation deutlich komplexer dar. Um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, sind nicht nur die Marktrisiken massgeblich. Vielmehr sind persönliche Lebenssituation, individuelle Risikofähigkeit sowie die Risikobereitschaft entscheidend. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. In der wissenschaftlichen Literatur werden in diesem Zusammenhang unter anderem drei Ziele diskutiert. Zum einen soll mit der Allokation der Anlagen der Schutz vor Armut gewährleistet werden. Ein zweites Ziel ist die Sicherung des Lebensstandards bzw. des sozialen Status. Und schliesslich sollen die getroffenen Anlageentscheide auch die Möglichkeit eröffnen, im günstigen Fall den Reichtum zu vermehren und auf der sozialen Leiter aufzusteigen. Dabei kommen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Anleger «den Spatz in der Hand der Taube auf dem Abb. 5: Obligationenrenditen (5 Jahre Laufzeit) Vor und nach Währungsabsicherung In Prozenten per 31.8.2015 Dach» oftmals vorziehen. Das heisst, sie verzichten lieber auf eine hohe, aber unsichere Rendite und wählen statt dessen tiefere, aber sichere Auszahlungen. Dies erklärt, warum das aktuelle Tiefzinsumfeld für viele Anleger einen Anlagenotstand bedeutet. Tiefzinsumfeld bestraft risikoaverse Investoren Für Schweizer Anleger werden Renditen erst ab einer Laufzeit von 10 Jahren und mehr positiv. Selbst die dann erzielbaren Renditen reichen bei Weitem nicht dazu aus, um in einem Umfeld sich wieder normalisierender Inflationsraten die Preissteigerungen zu kompensieren. Der reale Wert der Anlagen sinkt. Zudem weisen die scheinbar sicheren Anlagen guter Bonität heute ein nicht zu unterschätzendes Zinsänderungsrisiko auf. Nur wer heute schon weiss, dass er Anleihen bis zum Verfall halten wird, ist vor diesem Risiko geschützt. Dabei darf es über die gesamte Laufzeit jedoch zu keinen unvorhergesehenen Ereignissen wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Unterstützungszahlungen für Angehörige etc. kommen. Im heutigen Zinsumfeld ist es somit unmöglich, durch den ausschliesslichen Kauf von Anleihen den Lebensstandard und den sozialen Status zu sichern. Ohne zusätzliche Einnahmequellen wird vielmehr das reale Vermögen verringert. Bei unverändertem Ausgabeverhalten dürfte sich der ursprünglich geplante Vermögensverzehr zur Sicherung des Lebensstandards beschleunigen. Im schlimmsten Fall könnte aufgrund der immer längeren Lebenserwartung sogar das Armutsrisiko steigen. Abb. 6: Risikoprämie von Aktien vs. Obligationen In Prozenten Zinsniveau Schweiz Nicht währungsabgesicherte 5-Jahres-Rendite Währungsabgesicherte 5-Jahres-Rendite in CHF 3,0 Risikoprämie (Gewinnrendite – Staatsanleihenrendite) Mittelwert +1 Standardabweichung –1 Standardabweichung 10 2,5 2,0 5 1,5 1,0 0 0,5 0 –5 –0,5 –1,0 –1,5 DK FR DE IE IT NL NO PT ES SE CH UK AU JP NZ US CA –10 64 69 74 79 84 89 94 99 04 09 14 09 Breite Allokation der Vermögen Um dem beschriebenen Dilemma zu entkommen, müssen Anlegerinnen und Anleger sich für eine breite Diversifikation ihres Vermögens entscheiden. Ausgangspunkt dafür ist die Analyse der privaten Situation und der Lebensplanung. Berufstätige Menschen können bspw. höhere Risiken eingehen, da zu ihrem Vermögen auch ihr Humankapital zu zählen ist. Also die Fähigkeit, mit ihrem spezifischen Wissen laufendes Einkommen zu erzielen. Basis der Entscheidung ist das Gesamtvermögen, nicht nur das Finanzvermögen. Anlagelösung auch andere Anlagen wie Immobilien, Hedgefonds, Rohstoffe, Schwellenländer-Obligationen etc. beigemischt. Anleger können entsprechend ihrer Risikofähigkeit und Risikobereitschaft zwischen unterschiedlichen Strategien wählen. Üblicherweise weisen diese unterschiedliche Aktienund Obligationenquoten auf. Defensive Anleger, bei denen der Kapitalerhalt und eine laufende Ausschüttung im Vordergrund stehen, werden Anlagelösungen mit einer tiefen Aktienquote wählen, andere ziehen eine Aktienquote von bis zu 50% und mehr vor. Lebensalter, Kapitalverzehr und Zeithorizont entscheiden Das Bedürfnis nach einer diversifizierten Anlagelösung wird traditionell von Strategiefonds oder Vermögensverwaltungsmandaten abgedeckt. In diesen kommen nicht nur Aktien und Obligationen zum Einsatz. Vielmehr werden je nach Intensives Beratungsgespräch ist unerlässlich Mit den gewählten Strategien sind unterschiedliche Risiken verbunden – sowohl in Bezug auf den maximalen Wertverlust in einem Jahr wie auch in Bezug auf die Dauer, bis dieser Wertverlust wieder aufgeholt werden kann. Abbildung 7 zeigt anhand zweier Strategien, dass es sich langfristig auszahlt, diese Risiken einzugehen. Es bedarf aber auch der Risikofähigkeit und der Bereitschaft, die schwierigen Zeiten aus- und durchzuhalten (Abb. 8). Generell gilt, dass es für den aktuellen Anlagenotstand keine «einfachen» Lösungen gibt. Anlegerinnen und Anleger können diesem begegnen, sie müssen jedoch andere als die bislang von ihnen gewohnten und bevorzugten Risiken eingehen. Im Ergebnis kann dies bedeuten, dass man sich von bislang lieb gewonnenen Anlagen trennen soll. Dem Anlageentscheid muss ein intensives Beratungsgespräch vorausgehen, damit alle wichtigen Einflussfaktoren Berücksichtigung finden. Abb. 7: Strategien im Zeitablauf Indexierte Wertentwicklung auf Basis von Benchmarkdaten: 31.12.1985 = 100, Quartalswerte Abb. 8: Kumulierter Wertverlust seit letztem Höchststand und Zeitdauer, bis die Verluste wieder aufgeholt wurden In Prozenten auf Quartalsbasis Menschen im Rentenalter können oder wollen dagegen auf diese Möglichkeit teils nur noch beschränkt oder gar nicht zurückgreifen. Für sie hat vielmehr das unter Umständen gebildete Immobilienvermögen – ob selbstgenutzt oder vermietet – meist einen hohen Stellenwert. Strategie Ausgewogen 600 Aktien CH Aktien Welt Obligationen CH 400 Obligationen Welt 500 Einkommen 15% 10% 60% 15% Strategie Ausgewogen Strategie Einkommen Strategie Einkommen 0 Ausgewogen 30% 20% 40% 10% –5 –10 300 –15 200 –20 100 0 86 90 94 98 02 06 10 14 –25 86 90 94 98 02 06 10 14 10 Unabhängige Fondsselektion Der Konzern Basler Kantonalbank hat sich letztes Jahr strategisch neu ausgerichtet und das neue Geschäftsmodell der unabhängigen Beraterbank eingeführt. Unabhängigkeit bei der Beratung im Zusammenhang mit Fonds heisst zum einen, dass die Fondsselektion konsequent nach dem Best-in-Class-Ansatz erfolgt, und zum anderen, dass die Bank unaufgefordert auf Retrozessionen verzichtet bzw. diese an ihre Kunden weiterleitet. Von Andrea Guth, Finanzanalystin Best in Class heisst, Anlagefonds nach einem klar nachvollziehbaren Prozess auszuwählen und zu überwachen. Best in Class heisst nicht, in jeder Periode den Fonds mit der besten Performance zu haben. Ziel ist vielmehr, eine langfristig nachhaltige und stetige Performance zu erwirtschaften. Mit dem Verzicht auf Retrozessionen vermeiden wir Zielkonflikte in der Fondsauswahl. Es kommen Fonds zum Einsatz, welche qualitativ und quantitativ zu den besten ihrer Vergleichsgruppe gehören. Für die Kunden bedeutet dies sowohl eine nachhaltig bessere Performance sowie eine Diversifikation zwischen den Fondsanbietern. Die Fondsauswahl im Konzern der Basler Kantonalbank erfolgt nach einem mehrstufigen Selektionsprozess (Abb. 9). Ausgehend von allen in der Schweiz zugelassenen Fonds werden nach vorgegebenen quantitativen und qualitativen Kriterien die Best-in-Class-Fonds für die infrage kommenden Anlagekategorien selektiert. Neben der Performance spielen Risikokennzahlen, Kosten und auch die Handelsliquidität eines Fonds eine grosse Rolle. Bei den qualitativen Kriterien steht der Fondsanbieter im Vordergrund. Wichtige Punkte sind der Anlageprozess, das Investmentteam und das Risikomanagement eines Fonds. Zudem werden die Organisation und die Reputation sowie der Kundenservice einer Fondsgesellschaft geprüft. Fondsempfehlungen dienen ausschliesslich dem Kundennutzen. Aus diesem Selektionsprozess resultieren eine Fondsempfehlungsliste mit aktiven Fonds, eine Empfehlungsliste mit passiven Instrumenten (ETFs und Indexfonds) sowie seit Mai 2015 eine Empfehlungsliste mit nachhaltigen Fonds. Insgesamt haben die Analysten des Konzerns Basler Kantonalbank mehr als 100 Best-in-Class-Fonds selektiert. Dabei verfügen die selektierten aktiven Fonds nach einem Jahr (per 30.4.2015) über einen soliden Leistungsausweis. 78% der empfohlenen Fonds bewegen sich in den Quartilen 1 und 2. Ein Fonds, der mit seiner Performance im 1. Quartil rangiert, zählt zu den 25% besten Fonds in der Vergleichsgruppe. Abb. 9: Selektionspyramide Fondsuniversum Quantitative Vorauswahl Definition Selektionskriterien Quantitative Analyse Qualitative Analyse Fondsauswahl 11 Anlageempfehlung In der Frühjahrsausgabe von Chancen haben wir bereits auf den Anlagenotstand aufgrund der tiefen Zinsen hingewiesen. An dieser Tatsache hat sich nichts verändert. Sinnvolle Renditen sind nur möglich, wenn höhere oder andere Risiken akzeptiert werden. Generell empfehlen wir weiterhin ein Engagement in Aktien. Für Anleger, die dennoch zinstragende Papiere suchen, raten wir als Beimischung zum Kauf von Schwellenländeranleihen. Rückblick In der letzten Ausgabe vom April 2015 favorisierten wir ein Investment in europäische Aktien und Obligationen der Schwellenländer. Zur Umsetzung der beiden Anlageideen haben wir im Bereich der Aktien Europa den Invesco Pan European Structured Equity Fund und bei den Schwellenländern den Julius Bär Local Emerging Bond Fund empfohlen. Die Performanceentwicklung der beiden Investments ist in Abbildung 10 ersichtlich. Beide Investments sind per Mitte September im Minus. Bei den Schwellenländeranleihen ist dies vor allem der Abschwächung der Währungen zuzuschreiben. Am hohen Renditeniveau und der relativen Attraktivität zu anderen Anleihen hat sich dagegen nichts verändert. Wir bleiben deshalb bei unserer Empfehlung. Anleger mit einem mehrjährigen Anlagehorizont sollten am Investment in Schwellenländerobligationen festhalten. Aufgrund der guten Konjunkturaussichten für Europa raten wir weiterhin zum Kauf europäischer Aktien. Neuempfehlung Neben europäischen Dividendentiteln haben unseres Erachtens auch japanische Aktien weiteres Potenzial. Sie weisen im internationalen Vergleich eine verhältnismässig tiefe Bewertung auf. Entsprechend besteht Aufholpotenzial. Zudem macht innerhalb des Aktiensegments eine regionale Diversifikation Sinn. Die Entwicklung des japanischen Aktienmarkts hängt im historischen Vergleich nicht so stark mit den anderen Aktienmärkten zusammen. Eine Beimischung ist deshalb auch im Sinne der Portfoliokonstruktion zu empfehlen. Auch wenn die europäischen Aktien speziell im August etwas gelitten haben, bleiben wir für diese positiv gestimmt. Unser Favorit ist in diesem Bereich der Fonds von Julius Bär – JB Multistock – Japan Stock Fund. Er setzt sich aus zwei voneinander unabhängigen Portfolios zusammen. Einem Wachstumsportfolio mit 20 bis 30 erstklassigen Unternehmen und einem substanzorientierten Portfolio. Der längerfristige Leistungsausweis des Fonds überzeugt (Abb. 11). Abb. 10: Performance in CHF Indexiert: 28.4.2015 = 100 Abb. 11: Performance JB Multistock – Japan Stock Fund In Prozenten in CHF per 31.8.2015 Invesco Pan European Structured Equity Fund JB Local Emerging Bond 105 50 100 40 95 30 90 20 85 10 80 0 75 05/15 06/15 07/15 08/15 –10 1J 3J 5J YTD 2011 2012 2013 2014 12 Volkswirtschaft Inflationsraten 2015 EU USA China Schweiz Deutschland +0,20% +0,30% +1,50% –1,00% +0,40% 13 Globale Konjunktur Die Konjunkturentwicklung zeigt sich bislang zweigeteilt. Während die Lage in vielen Schwellenländern alles andere als rosig ist, können die meisten Industrienationen auf eine robuste Entwicklung ihres Bruttoinlandsprodukts verweisen. Eine Ausnahme ist die Schweizer Wirtschaft. Sie hat insbesondere im 1. Halbjahr stark unter dem SNB-Entscheid zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses gelitten. Von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research Diese wird auch zu einem wesentlichen Teil für die erwartete Geldpolitik der US-Notenbank verantwortlich gemacht. Das Jahr hat für Ökonomen in der Schweiz mit einem Paukenschlag begonnen. Die Schweizer Nationalbank hob für viele völlig unerwartet den Euro-Mindestkurs auf. Von heute auf morgen waren die ursprünglichen Prognosen für die Schweizer Konjunktur Makulatur. Auch wir mussten unsere Prognose für 2015 auf +0,5% senken. Für die anderen Regionen war der Entscheid dagegen kaum relevant. Hier dominierten bzw. dominieren nationale Wirtschaftsfaktoren. USA Die US-Wirtschaft ist schwach ins Jahr gestartet. Der Anstieg des BIP betrug im 1. Quartal gerade einmal 0,6% (QoQ, annualisiert). In den Monaten April bis Juni hat sich die Zunahme der Wirtschaftsleistung dagegen wieder beschleunigt – und die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf sind vor dem Hintergrund der Frühindikatoren durchaus positiv. Die Nachhaltigkeit des Aufschwungs hängt dabei stark von der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab. Generell zeigt sich der US-Arbeitsmarkt in einer guten Verfassung. Die Zahl der offenen Stellen hat in diesem Jahr den höchsten Stand seit der Ermittlung der Daten (Dezember 2000) erreicht (Abb.12). Auch die Arbeitslosenquote ist weiter gesunken. Als Wermutstropfen wird einzig die Entwicklung der Stundenlöhne angesehen. Deren Anstieg bleibt bislang hinter den Erwartungen vieler Ökonomen zurück. Dennoch gibt es keinen Grund zu Pessimismus. Das Konsumentenvertrauen bewegt sich wieder auf Vorkrisenniveau (Abb. 13) und verspricht eine stabile Entwicklung des privaten Verbrauchs. Anteil des privaten Verbrauchs rund 70% des US-BIP. Abb. 12: USA – Zahl der offenen Stellen In Tausend Abb. 13: US-Konsumentenvertrauen USA Index 6000 160 5500 140 5000 120 4500 100 4000 80 3500 60 3000 40 2500 2000 01 03 05 07 09 11 13 15 20 01 03 05 07 09 11 13 15 14 Entsprechend bleiben wir für die US-Wirtschaft optimistisch. Im zweiten Halbjahr 2015 sind Wachstumsraten von rund 3% durchaus realistisch. Europa Die Konjunktursignale in Europa stehen auf Grün. Das scheint umso überraschender, als die Diskussionen um den Verbleib von Griechenland in der Eurozone lange Zeit die Medien beherrschten. Überraschend waren für uns denn auch die positiven Wachstumsraten, welche für Griechenland für das erste und zweite Quartal vermeldet wurden. Für das dritte Quartal dürfte es dagegen schwierig sein, dieses Kunststück zu wiederholen. Die Einführung der Kapitalverkehrskontrollen und die Schliessung der Banken Anfang Juli haben der griechischen Wirtschaft einen hohen Schaden zugefügt. Das zeigen bspw. die Stimmungsindikatoren für die Industrie, die im Monat Juli für Griechenland stark eingebrochen sind (Abb. 14). Vor dem Hintergrund der Bedeutung Griechenlands für die europäische Konjunktur ist es dagegen wenig verwunderlich, dass die Auswirkungen in der Realwirtschaft der Eurozone nicht wirklich spürbar waren. Der Anteil des griechischen BIPs liegt unter 2%. deutlich stärker gewachsen als z.B. das wirtschaftliche Schwergewicht Deutschland (Abb. 15). Verbesserungen sind auch bei den Arbeitslosenquoten festzustellen. Auch wenn das Niveau weiterhin sehr hoch ist, kommt die wirtschaftliche Verbesserung zwischenzeitlich auch auf dem Arbeitsmarkt an. Unterstützung erfährt Europa dabei vom geldpolitischen Kurs der EZB. Diese hat im Frühjahr mit dem monatlichen Kauf von Staatsanleihen im Umfang von 60 Mrd. Euro begonnen. Das Kaufprogramm ist vorerst bis Herbst 2016 terminiert. Aktuell gibt es keinerlei Hinweise auf ein vorzeitiges Ende der Käufe und auf eine restriktivere Geldpolitik. Damit bleiben auch in den kommenden Monaten die Zinsen tief. Die Finanzierungsbedingungen für Konsumenten und Unternehmen sind weiter sehr attraktiv. Für Sparer bleibt dagegen der Anlagenotstand und der Zwang zu einer breiteren Diversifikation ihrer Anlagen bestehen. Im deutlichen Gegensatz dazu präsentiert sich die Lage in den anderen südeuropäischen Ländern. Die Stimmung in der Industrie und das Vertrauen der Konsumenten versprechen weiter eine Zunahme des BIP. Spanien ist im ersten Halbjahr Südeuropa mit positiven Konjunkturaussichten – Spanien mit starkem Wachstum im 1. Halbjahr 2015. Abb. 14: Europäische Einkaufsmanagerindizes Index: Juli-Werte im Vergleich Abb. 15: Wirtschaftswachstum im Vergleich In Prozenten Q1 54 Q2 1,2 52 1,0 50 0,8 48 46 0,6 44 0,4 42 0,2 40 38 IT ES DE 0 GR FR IT ES DE GR FR 15 Schweiz Die Schweizer Wirtschaft ist nach dem SNB-Entscheid zur Aufgabe des Euro-Mindestkurses deutlich unter Druck geraten. Im ersten Halbjahr waren für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Wachstumsraten um 0% zu verzeichnen. Die zentrale Ursache für die schwache Entwicklung war die deutliche und sehr abrupte Aufwertung des Frankens gegenüber nahezu allen Währungen. Symptomatisch für die negative Entwicklung waren die Auswirkungen auf den Detailhandel. Die Branche kam infolge des ausgeprägten Einkaufstourismus von Schweizer Konsumenten in den europäischen Nachbarländern sehr stark unter Druck. Insbesondere in den grenznahen Gebieten brachen die Umsätze regelrecht ein. Ein Indiz für das Ausmass bieten die Ausfuhrbescheinigungen, die sogenannten «grünen Zettel», mit welchen sich die Einwohner der Schweiz die Mehrwertsteuer erstatten lassen können. Deren Anzahl stieg im ersten Halbjahr 2015 in Südbaden um fast ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit die Schweizer Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder etwas an Fahrt gewinnt, muss an der Wechselkursfront eine nachhaltige Beruhigung einkehren. damit nach den USA und der Eurozone die Nr. 3 im globalen Ranking. Entsprechend wird die Wachstumsabschwächung von vielen Marktbeobachtern mit Sorge gesehen. Dabei ist bereits seit Langem klar, dass sich das Wachstumstempo in den kommenden Jahren deutlich abschwächen wird. Aber selbst mit einer Zunahme des BIP von «nur» 4% bis 6% trägt China heute stärker zum globalen Wachstum bei als 2005 mit Wachstumsraten von 10% und mehr. Grössere Sorgen als China machen aktuell Schwellenländer wie Russland und Brasilien. Beide gehören zur Gruppe der Rohstoffexporteure und leiden deshalb unter der Abschwächung der Rohstoffpreise (Abb. 17). Eine Studie der Deutschen Bundesbank vom Juli diesen Jahres kommt zum Schluss, dass sich das Trendwachstum der Rohstoffexporteure in den vergangenen 10 Jahren von etwa 6% auf aktuell rund 2% verlangsamt hat. Bei den anderen Schwellenländern ist die Veränderung deutlich moderater, die Rate ist von etwa 8% auf nunmehr 6% gesunken. Emerging Markets Die Lage der Schwellenländer hat sich im ersten Halbjahr teils deutlich verschlechtert. Dabei hat die Entwicklung in China die mit Abstand grösste Bedeutung für die globale Konjunktur. China dürfte in diesem Jahr einen Anteil von rund 14% am weltweiten BIP erreichen (Abb. 16). Das Reich der Mitte ist Das Problem von Ländern wie Russland und Brasilien ist die Tatsache, dass der Rohstoffsektor die gesamte Wirtschaft stark dominiert hat. In der Phase der daraus resultierenden Wachstumsstärke flossen die Investitionen in diesen Bereich. Die anderen Wirtschaftssektoren, wie bspw. das verarbeitende Gewerbe, haben an Bedeutung verloren. Dies rächt sich heute, da die betroffenen Länder an internationaler Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst haben. Abb. 16: Bruttoinlandsprodukt Anteile der Schwellenländer in Prozenten des globalen BIP Abb. 17: Rohstoffpreise in US-Dollar Indexiert, Anfang 2008 = 100 China Russland Indien Brasilien Edelmetalle 14 200 12 180 10 160 140 8 120 6 100 4 80 2 60 0 –2 90 Energie Agrar Industriemetalle 40 20 95 00 05 10 15 08 09 10 11 12 13 14 15 16 Rohstoffexporteure leiden massiv unter gesunkenen Rohstoffpreisen. In der Wissenschaft ist dieser Effekt schon lange unter dem Begriff der «Dutch Disease», also der «holländischen Krankheit», bekannt, da ein ähnliches Phänomen in den Niederlanden in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts beobachtet wurde. Vor dem Hintergrund der abnehmenden Wachstumsdynamik in China sind die Aussichten der Rohstoffländer auch in den kommenden Jahren eingetrübt. Das Ende der Rohstoffhausse wird denn auch hauptsächlich darauf zurückgeführt. China dominiert den Rohstoffmarkt. Bei einzelnen Rohstoffen macht die chinesische Nachfrage mehr als 50% des weltweiten Verbrauchs aus. Da die zukünftige Rohstoffförderung vieler Unternehmen zwischenzeitlich auf überholten Absatzprognosen basiert, ist in den kommenden Jahren nicht mit einer raschen Trendwende zu rechnen. Russland und Brasilien, die sich beide aktuell in einer Rezession befinden, haben somit erheblichen Bedarf an strukturellen Reformen. Aussichten Konjunktursignale in den Industrienationen stehen auf Grün – rohstoffexportierende Schwellenländer sehen sich dagegen vor grossen Herausforderungen. 18 Marktausblick Die Schweizer Nationalbank hat Anfang des Jahres kurzfristig für deutliche Verwerfungen am Schweizer Finanzmarkt gesorgt. Der SMI sank unter die Marke von 8000 Punkten und die Renditen der Schweizer Obligationen erreichten neue Tiefstände. Anfang August lösten eingetrübte Konjunkturaussichten in China und schwächere Unternehmensergebnisse in den USA eine deutliche Marktkorrektur an den globalen Aktienmärkten aus. Trotz solcher Turbulenzen halten wir an unserer Empfehlung fest: Übergewichtung von Aktien und Untergewichtung von Obligationen. Von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research Die Turbulenzen an den Finanzmärkten sind kein neues Phänomen. Vielmehr müssen sich Aktieninvestoren darüber im Klaren sein, dass Kursrückgänge von 10% bis 20% innerhalb eines Jahres durchaus normal sind. Diese hohe Schwankungsbreite wird historisch betrachtet mit einer durchschnittlichen Wertentwicklung von 6% bis 8% entsprechend kompensiert. Risikoprämie spricht für Aktien Die Aktienmärkte haben seit ihrem Tief im Jahr 2009 wieder deutlich zugelegt. Entsprechend gibt es immer wieder Stimmen, die vor einer deutlichen Korrektur an den Märkten warnen. Dabei wird ein Automatismus unterstellt, der so historisch nicht zu beobachten ist. In der Vergangenheit gab es vielmehr auch sehr lange Phasen, in denen sich die Aktienkurse von einem Hoch zum nächsten bewegten – unterbrochen von «normalen» Korrekturen. Dies war insbesondere in Zeiten tiefer Obligationenrenditen und tiefer Energiepreise zu beobachten. Auch heute sind tiefe Energie- und Rohstoffpreise sowie äusserst niedrige Zinsen zwei wesentliche Faktoren, die für ein Engagement in Aktien sprechen. Die im Vergleich zu Obligationen erzielbare Risikoprämie ist entsprechend hoch. Zudem gibt es keinen Hinweis auf eine erhöhte Rezessionsgefahr in den Industrienationen. Die konjunkturelle Lage in den USA und in Europa schätzen wir vielmehr als sehr solide ein. Die Schweizer Aktien im SMI sind aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung von der Konjunkturschwäche in der Schweiz kaum betroffen. Aktien bleiben deshalb auch in den kommenden Monaten die von uns favorisierte Anlagekategorie. Obligationen – negative Renditen Renditen von Schweizer Obligationen sind aktuell in vielen Laufzeiten negativ. Anleger bekommen somit für das Ausleihen ihres Geldes keine Entschädigung. Die Differenz zu den durchschnittlichen Dividendenrenditen von Aktienanlagen ist sehr hoch. Wir raten deshalb zur Untergewichtung von Obligationen. Anleger, die trotz des Anlagenotstands einen positiven Zinsertrag erzielen wollen, müssen Risiken eingehen. Deutlich positive Renditen bei Obligationen mit guter Bonität gibt es faktisch nur noch bei Auslandanleihen, womit wiederum Wechselkursrisiken verbunden sind. An Aktien führt trotz hoher Volatilität weiterhin kein Weg vorbei. US-Dollar bleibt unser Favorit Auch der US-Dollar kam Anfang Jahr gegenüber dem Schweizer Franken stark unter Druck. Dennoch bleiben wir für den Greenback positiv gestimmt. Die restriktivere Geldpolitik und die solide Verfassung der Wirtschaft sprechen gegen eine deutliche Unterbewertung zum Schweizer Franken. Die Kaufkraftparität, also der mittel- und längerfristig betrachtet faire Wechselkurs, ist aufgrund der negativen Schweizer Inflationsrate auf etwa 1.14 CHF je US-Dollar gesunken. Rohstoffe Die Rohstoffmärkte sind aktuell schwer einzuschätzen. Die sich abschwächende Konjunkturdynamik in China lastet auf den Industriemetallen. Beim Ölpreis kommt erschwerend der Kampf um Marktanteile hinzu. Die US-Frackingindustrie bedroht das Oligopol der OPEC um Saudi-Arabien. Wir bleiben deshalb bei den Rohstoffen zurückhaltend. Marktausblick Fed +0,25% US-Notenbank wird restriktiver 20 Aktienmärkte Von Brigitta Lehr, Finanzanalystin Globaler Aktienmarkt zweigeteilt Die globalen Aktienmärkte zeigen sich dieses Jahr gespalten. Während die Börsen der früher als Wachstumsstars gefeierten Schwellenländer straucheln, haben sich die Aktien in den Industrienationen seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt. Das negative Sentiment für Schwellenländeraktien dürfte angesichts konjunktureller Probleme, rückläufiger Gewinne und der Normalisierung der US-Zinsen noch anhalten. Die grossen Industrieländer befinden sich hingegen auf dem Erholungspfad. Dem vorangeschrittenen Konjunkturzyklus in den USA entsprechend ist der dortige Aktienmarkt im Hinblick auf verschiedene Bewertungskennziffern nicht mehr günstig. Die Gewinndynamik der US-Unternehmen hat abgenommen. Die Gewinnmargen haben historisch hohe Niveaus erreicht, und international tätige amerikanische Unternehmen klagen über den hohen USD-Wechselkurs. Favorisierte Aktienmärkte: Europa und Japan Europa und Japan liegen in ihrer konjunkturellen Entwicklung hinter den USA zurück. Sowohl die Eurozone als auch Japan profitieren von einer – im Gegensatz zu den USA – weiterhin expansiven Geldpolitik und Wechselkursen, die sich auf mehrjährigen Tiefständen befinden. Die Gewinnmargen in beiden Regionen sind im internationalen Vergleich niedrig und bieten Aufholpotenzial (vgl. Abb. 18). Das anziehende Abb. 18: Gewinnmargen Eurozone, Japan und USA In Prozenten Eurozone Japan USA 12 Wirtschaftswachstum treibt die Unternehmensgewinne. Nach 20 Jahren Stagnation hat Japan die Marktteilnehmer zuletzt positiv überrascht. Der Politikmix aus monetären, fiskalischen und strukturellen Massnahmen unter Premierminister Abe zeigt Wirkung. Ein fester Arbeitsmarkt und wachsende Unternehmensgewinne lassen höhere Investitionen, steigende Löhne und zunehmende Konsumausgaben erwarten. Reformen im Bereich Corporate Governance schaffen ein aktionärsfreundlicheres Umfeld mit vermehrten Restrukturierungen, Aktienrückkäufen und höheren Dividenden. Das positive Momentum wird von günstigen Bewertungen begleitet. Diese bieten einen Puffer für den Fall, dass sich die Schwierigkeiten in der chinesischen Wirtschaft ausweiten und auf Japan übergreifen. Durch die vergleichsweise niedrige Korrelation mit anderen Aktienmärkten erhöht eine Beimischung japanischer Aktien die Portfoliodiversifikation. Solide Aussichten für Aktien Für den renditeorientierten Anleger führt an Aktien weiterhin kein Weg vorbei. Die Risikoprämien von Aktien im Vergleich zu Obligationen sind nach wie vor sehr hoch. Verschiedene Bewertungskennziffern sind im historischen Vergleich zwar nicht günstig, aber auch nicht überzogen teuer. Die Renditeaussichten sind positiv moderat. Der Trend steigender Volatilität an den Aktienmärkten (vgl. Abb. 19) wird sich jedoch fortsetzen. Abb. 19: Aktienmarktvolatilität In Prozenten Volatilität (180 Tage) p.a. 25 10 20 8 15 6 4 10 2 0 00 5 02 04 06 08 10 12 14 10 11 12 13 14 15 21 Obligationen Seit geraumer Zeit sprechen viele Investoren von einer mangelnden Liquidität am Anleihenmarkt. Bestehende Positionen zu bewegen, kann sich rasch als mühsam erweisen. Oftmals können Wiederanlagen nur stark gestaffelt am Markt umgesetzt werden. Was bedeutet allerdings eine knappe Liquidität für den Privatinvestor? Von Oscar Alberte, Portfolio Manager Fixed Income wären wir überrascht, wenn die SNB Letzteres umsetzen würde. Die Geld-Brief-Spannen, zu welchen Anleihen gehandelt werden, dienen als Barometer für die Liquidität am Markt. Die Geld-Brief-Spanne beschreibt, wie weit Kauf- und Verkaufskurse voneinander abweichen. Sie wird nicht in einer Börsenabrechnung publiziert, gehört allerdings genauso zu den Transaktionskosten wie die Handelsplatzgebühren oder die Stempelabgaben. Im Gegensatz zu den anderen Gebühren sind sie allerdings nicht von einem festen Prozentsatz, sondern vom Verhalten der Marktteilnehmer abhängig. Sie widerspiegeln sowohl die Bereitschaft als auch die Kosten der einzelnen Parteien. Die Geld-Brief-Spannen für CHF-Anleihen haben sich zeitweise verdoppelt (Abb. 20). Banken müssen weltweit ihre Handelsaktivitäten mit liquiden Mitteln hinterlegen, was sie teuer zu stehen kommt. Die strengere Regulierung der Banken hat dazu geführt, dass viele Finanzinstitute ihre Handelsbücher reduziert haben und die Mittel an andere Geschäftsfelder binden. Somit fehlt ein bedeutender Intermediär zwischen Käufern und Verkäufern. Dieser war in der Lage, starke Preisschwankungen abzufedern und Liquidität, sprich Volumen, bereitzustellen. Positionierung Wir gehen davon aus, dass die SNB bewusst eine höhere Zinsdifferenz zum Dollar dulden wird. Dies könnte die bereits stark negativen Renditen für CHF-Anleihen mit kurzer Laufzeit weiter belasten. Andererseits würde der Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar abgewertet und der negative Inflationsdruck in der Schweiz etwas entlastet. Das mittlere bis längere Segment der CHF-Zinskurve müsste hierbei gut unterstützt bleiben, was eine Erhöhung der Kurvensteilheit in CHF bedeutet. Aus dieser Perspektive würden wir die Duration vorerst nahe am Benchmark beibehalten. Von Währungsabsicherungen zurück in Schweizer Franken raten wir infolge hoher Absicherungskosten ab. Aufgrund der tiefen Renditen spricht das Risiko-Ertrags-Verhältnis allerdings für eine Untergewichtung der Anleihen im Portfolio zugunsten von anderen Anlagen. Die Komplexität hat sich im Anleihenmarkt in den letzten Jahren deutlich erhöht. Für eine generelle Einschätzung der Risiken empfiehlt sich eine persönliche Beratung. Divergierende Geldpolitik Aus Sicht eines auswärtigen Investors lässt die Differenz zwischen ausländischen und inländischen Zinssätzen Anleihen in Schweizer Franken auf einer währungsabgesicherten Basis in einem deutlich vorteilhafteren Licht erscheinen. Abb. 20: Historische Geld-Brief-Spanne an der SIX Exchange In Prozenten 1,2 Inmitten einer weltweiten geldpolitischen Lockerung möchte die US-Notenbank die Zinsschraube anziehen. Somit steht die SNB vor einem Dilemma. Bleibt sie neutral, so steigt die Zinsdifferenz zu den US-Zinsen, und CHF-Anleihen werden für Dollarinvestoren auf währungsabgesicherter Basis attraktiver. Geht sie mit der Federal Reserve mit, so behält sie die Zinsdifferenz zum US-Dollar bei, reduziert allerdings die Differenz zu den anderen ausländischen Zinsen, was eine Aufwertung des Schweizer Frankens mit sich bringen würde. Aufgrund der historischen Bindung zu unseren Nachbarn 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 13 14 15 22 Energiemarkt Von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research Angebot an Rohöl ist deutlich gestiegen Die Preise für Rohöl gaben seit Mitte 2014 (in CHF) zwischenzeitlich um über 50% nach (Abb. 21). Das Angebot überstieg deutlich die Nachfrage. In der Vergangenheit drosselte die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) in solchen Fällen das Angebot. Dass dem jüngst nicht so war, hat mit den veränderten Strukturen auf dem Markt für Erdöl zu tun. Die OPEC beherrschte als Oligopol unter Führung von Saudi-Arabien lange Zeit den Markt. Die Preise wurden fast nach Belieben diktiert. Der Ölpreis überstieg bei Weitem die relevanten Förderkosten. Die Ölförderländer erzielten hohe Monopolrenten zulasten der Industrienationen. Mit dem US-Schieferölboom hat sich die Lage auf dem Markt stark verändert. Die US-Ölförderung hat sich in wenigen Jahren faktisch verdoppelt. Der OPEC ist unliebsame Konkurrenz erwachsen (Abb. 22). US-Frackingindustrie stark Im Gegensatz zu den OPEC-Staaten ist der Schieferölmarkt in den USA sehr stark fragmentiert. Viele Förderfirmen, tiefe Eintrittsbarrieren und günstige Finanzierungsbedingungen führten zu einem intensiven Wettbewerb. Ein Ölpreis über 80 US-Dollar machte die Förderung attraktiv. Infolge der gestiegenen Konkurrenz konnte das Oligopol unter Führung Saudi-Arabiens die hohen Erdölpreise nicht aufrechterhalten, die Monopolrenten kamen unter Druck. Abb. 21: Ölpreis in CHF Sorte Brent Um wettbewerbsfähig zu sein, benötigt der Grossteil der USFrackingindustrie einen Erdölpreis von über 50 US-Dollar. Bei Preisen unter 50 US-Dollar besteht die Gefahr, dass Firmen pleitegehen. Auf diesen Bereinigungsprozess hat die OPEC gehofft. Ihre Förderkosten werden je nach Land mit 30 US-Dollar und weniger angegeben. Das Festhalten an den Förderquoten bedeutet für Saudi-Arabien kurzfristig weniger Gewinn, mittelfristig aber den Wegfall ungeliebter Konkurrenz. Hohe Förderquoten verhindern Anstieg des Ölpreises. Rohölpreis bleibt unter Druck Der von der OPEC erhoffte Bereinigungsprozess wird einige Zeit dauern. Ob er im gewünschten Umfang eintritt, ist offen. Die beim Fracking angewendete Technologie entwickelt sich weiter und hat bereits zu deutlich sinkenden Förderkosten geführt. 2016 kommt mit dem Iran ein neuer «alter» Anbieter auf den Markt. Marktbeobachter rechnen deshalb mit einem weiteren Anstieg des Angebots. Die Aussichten für den Ölpreis bleiben somit eingetrübt – für die Industrienationen eine positive Nachricht. Wir bleiben deshalb bei den Rohstoffen zurückhaltend. Eine Trendwende in ein bis zwei Jahren ist aber durchaus möglich. Vor diesem Hintergrund favorisieren wir aktuell Aktienanlagen. Ein tiefer Ölpreis stützt die Konjunktur und damit die Gewinne der Unternehmen. Abb. 22: Ölförderländer Marktanteile in Prozenten 110 9,39 100 21,11 90 9,32 80 70 8,59 60 Nordamerika Zentral- und Südamerika Eurasien Mittlerer Osten Afrika Pazifik Davon OPEC: 41,27% 50 40 32,20 30 07/14 09/14 11/14 01/15 03/15 05/15 07/15 19,39 Schlusswort Wir empfehlen eine breite Diversifikation Ihres Vermögens. Eine einseitige Ausrichtung auf Zinsanlagen ist nicht zu empfehlen. 23 Telefon 061 266 33 33 Telefax 061 266 25 96 www.bkb.ch 600 9671 Redaktionsschluss 18. September 2015. Änderungen sind jederzeit möglich. Gedruckt auf Refutura, 100% Recyclingpapier. Basler Kantonalbank Postfach 4002 Basel
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