Juli 2015 Iran – Atomabkommen lässt Firmen und Investoren träumen Was ist geschehen? Bei den Verhandlungen über ein Abkommen zwischen den westlichen Mächten und dem Iran ist ein Durchbruch gelungen. Der Iran hat sich nach langen Verhandlungen in Wien verpflichtet, sein Atomprogramm zu begrenzen und dieses unter die Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) zu stellen. Bis Ende 2015 soll die IAEA die entsprechenden Bemühungen Irans verifizieren und bestätigen, wonach das iranische Nuklearprogramm ausschliesslich für zivile Zwecke genutzt wird. Dies würde dann eine schrittweise Lockerung der Sanktionen nach sich ziehen. Was erhofft man sich? Iran ist seit der Verschärfung der Sanktionen 2010 trotz seiner Grösse für viele Firmen ein weisser Fleck auf der Landkarte. In der Folge schrumpfte die Wirtschaft, die Inflation stieg an und ausländische Güter konnten fast nur noch via Reexporte aus Dubai eingeführt werden. Mit dem schrittweisen Abbau der Sanktionen erhoffen sich nun viele Firmen, wieder im Iran Fuss fassen zu können. Der Iran ist mit seinen 80 Millionen Einwohnern fast so bevölkerungsreich wie Deutschland und verfügt zudem über erhebliche natürliche Ressourcen. Es wäre seit der Öffnung der UdSSR in den 90er Jahren die grösste Marktöffnung überhaupt. Im momentanen Umfeld von weltweit stagnierenden Wachstumszahlen und fehlenden Investitionsfeldern lassen diese Aussichten viele träumen. Struktur der Wirtschaft Die iranische Wirtschaftsstruktur hat grosse Parallelen und Gemeinsamkeiten mit den planwirtschaftlichen Strukturen kommunistischer Regime. Rund 70% der Unternehmen sind unter staatlicher Kontrolle. Die Wirtschaft Irans ist aber aufgrund der politischen Strukturen, der Korruption und der westlichen Sanktionen am Boden. Das Finanzsystem ist kaum funktionstüchtig, da es 2012 fast vollständig vom internationalen Zahlungssystem Swift abgekoppelt wurde. Der Iran war bis zu den Sanktionen einer der weltgrössten Öl- und Gaslieferanten, insbesondere für Europa. Auch die Textilindustrie spielte eine wichtige Rolle. Der iranische Aktienmarkt Der iranische Aktienmarkt (TEPIX) ist für ausländische Investoren zugänglich. Schliesslich sind an der Börse in Teheran über 420 Unternehmen kotiert. Dank dem Durchbruch beim Abkommen schloss die Börse rund 7% höher. Doch wegen der Sanktionen waren Investments nur für wenige Investoren von Interesse. Investitionsmöglichkeiten Es gibt zurzeit keine international zugelassenen Fonds, welche eine Partizipation am iranischen Markt ermöglichen. Denkbar wären aber Investitionen in Firmen, welche vorher im Iran tätig waren und jetzt von einer Öffnung am schnellsten profitieren könnten. Es ist aber unklar, ob und in welchem Ausmass beispielsweise türkische Firmen, französische Autobauer oder westliche Nahrungsmittelhersteller wirklich von einer Öffnung profitieren können. Denn einerseits ist noch lange nicht sicher, dass die Sanktionen wirklich fallen. Und zudem ist auch unklar, wie gut diese Firmen alte Geschäftsbeziehungen wieder aufleben lassen können. Aber genau das ist der Schlüssel zum Erfolg. Zudem haben sich durch das bestehende Regime die Geschäftsbedingungen markant verschlechtert. Die Korruption ist allgegenwärtig und die Infrastruktur ist am Boden. Im letzten Bericht der Weltbank bezüglich „doing business“ befindet sich der Iran auf Platz 130, in der Gesellschaft von Kambodscha, Kiribati und dem Jemen. Dies alles lässt wenig Hoffnung auf schnelle Profite und nachhaltiges Wachstum zu. Unsere Empfehlung Die Idee einer Investition in den Iran klingt im momentanen Umfeld mangelnder Investitionsmöglichkeiten zugegebenermassen verlockend. Doch einerseits fehlt es zurzeit an sinnvollen Investitionsmöglichkeiten. Und andererseits ist es aus heutiger Warte sehr unsicher, welche Firmen überhaupt profitieren können. Deshalb raten wir zurzeit von entsprechenden Investitionen ab. Sie haben einen stark spekulativen Charakter. Disclaimer: Die Angaben dieser Empfehlung und insbesondere die Beschreibung des einzelnen Wertpapiers stellt weder eine Offerte zum Kauf des Produktes noch eine Aufforderung zu einer anderen Transaktion dar. Sämtliche dieser Empfehlung zugrunde liegenden Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder andere Darstellungen dieser Empfehlung können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie, Verantwortung oder Haftung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Kontakt: Beat Schiffhauer, Tel.: 044 214 32 55, E-Mail: [email protected]
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