Datum: 15.01.2016 Aarau-Lenzburg-Zofingen AZ Aarau-Lenzburg-Zofingen 5001 Aarau 058/ 200 58 58 www.aargauerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Themen-Nr.: 200.011 Abo-Nr.: 1093893 Seite: 5 Fläche: 72'981 mm² Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Goldgräber-Stimmung im Orient Iran Heute zeigt sich, ob die Sanktionen gegen Iran aufgehoben werden. Ist die Schweiz bereit? VON DENNIS BÜHLER, TEHERAN Stolz zeigt der Teppichhändler im Basar der Stadt Isfahan ein Foto, das ihn Hände schüttelnd mit Sigmar Gabriel zeigt. Zwar habe der deutsche Wirtschaftsminister bei ihm nichts gekauft. «Ein paar Gassen weiter aber hat er ein Tuch und eine Tasche für seine Frau erworben. Die Handwerkskunst Isfahans ist weitherum bekannt!» Überall in Iran ist bei unserem Besuch Ende November die Aufbruchsstimmung spürbar. Von Teheran bis Shiraz, von Isfahan bis Yazd fiebern die Einwohner der bevorstehenden Aufhebung der Wirtschaftssanktionen entgegen, die das Land während Jahren so arg gebeutelt haben. Gabriel war im vergangenen Juli, nur Tage nach Unter- zeichnung des Nuklearvertrages, das erste westliche Regierungsmitglied, das im Orient seine Aufwartung machte. Johann Schneider-Ammann, Schweizer Bundespräsident und Volkswirtschafts- minister, folgt ihm Ende Februar. In Teheran wird er mit einer Wirtschaftsund Wissenschaftsdelegation den iranischen Präsidenten Hassan Rohani treffen. Iraner lechzen nach Neuem Noch zuvor dürfte die erste Tranche der Sanktionen aufgehoben werden. Voraussetzung ist, dass die Internationale Atomenergiebehörde heute in Wien bestätigt, dass sich Iran im halben Jahr seit Vertragsunterzeichnung an alle Auflagen gehalten und endgültig von der Entwicldung von Nuldearwaffen Abstand genommen hat. Erwartet wird, dass Iran bald wieder als vollwertiges Mitglied der Staatengemeinschaft anerkannt wird - und dann der Run der Goldgräber so richtig losgeht. Grosser Investitionsbedarf im Iran. So wie auf diesem Gasfeld in der Nähe von RAH EB H OMAJAN DUREUTERS Asalouyeh im Südwesten des Landes. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen «Der Wegfall der Sanktionen wird ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60306484 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 15.01.2016 Aarau-Lenzburg-Zofingen AZ Aarau-Lenzburg-Zofingen 5001 Aarau 058/ 200 58 58 www.aargauerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Themen-Nr.: 200.011 Abo-Nr.: 1093893 Seite: 5 Fläche: 72'981 mm² Erscheinungsweise: 6x wöchentlich der Schweizer Exportwirtschaft einen gegenüber erneuerbaren Energien.» neuen, grossen und chancenreichen Markt eröffnen», sagt Schneider-Ammann. Das glaubt auch Andreas Schweitzer, der seit 2009 in Teheran wohnt und Unternehmen berät, die in Iran investieren wollen. «Das Potenzial ist mit jenem der Türkei vergleichbar», sagt er. «Iran ist ein riesiges Land mit gut ausgebildeter Bevölkerung, die einen wirtschaftlichen Aufschwung herbeisehnt.» Gute Chancen ausrechnen könnten sich vor allem Pharmafirmen, die Tourismus- und Hotelbran- Im Wettbewerb um die Gunst der Ira- ner befinde sich die Schweiz in der «Um Jahrzehnte zurückgeworfen» Poleposition. «Wir geniessen dank der Reist man als Tourist durch Iran, das während Jahrzehnten und bis heute fast fünf Mal so gross ist wie Deutsch- umsichtigen Wahrung des US-amerika- land, spürt man von den Sanktionen nischen Schutzmachtmandats hohes auf den ersten Blick wenig. Der aus ei- Ansehen», sagt Guldimann. «Zudem nem dichten Zug- und Busnetz beste- haben die Iraner nicht vergessen, dass hende öffentliche Verkehr genügt über- die damalige Swissair als einzige Flugall im Land mitteleuropäischen Mass- gesellschaft während des gesamten stäben, nirgends sind die Strassen holp- Irakkriegs die Flugverbindung mit dem rig, auf den Basaren oder in gewöhnli- Westen aufrechterhielt.» chen Supermärkten erhält man selbst Coca-Cola problemlos. Und doch: «Die che, die Kosmetik-, Nahrungsmittel- Sanktionen haben das Land schwer geVerpackungsindustrie, und der schädigt», sagt Iran-Kenner Schweitzer. Energiesektor, die Baubranche und die «Es war industrialisiert, doch die Sank- Petrochemie, glaubt der mit einer Ira- tionen haben die Wirtschaft um Jahr- Tatsächlich stösst man in den Strassen Teherans und Isfahans auf freudi- ge Gesichter, wenn man den Menschen von seiner Schweizer Herkunft erzählt. Anders als anderswo verbindet man das Land hier nicht in erster Linie mit Tennisspieler Roger Federer oder Fussballverbandspräsident Sepp Blatter und verwechselt man es kaum je mit Schweden. Die Schweiz steht hier in erster Linie für schöne, teure nerin verheiratete Schweizer. zehnte zurückgeworfen.» SP-Nationalrat Tim Guldimann, von Hoffnungen macht sich auch Nick Beglinger, der Anfang Jahrtausend für die 1999 bis 2004 Schweizer Botschafter in iranische Regierung Projekte für Satelli- Teheran, pflichtet bei. «Vor allem im tenstädte ausserhalb Teherans ausar- Kredit- und Zahlungsverkehr ist die beitete und das Land deshalb gut Situation nach wie vor prekär», sagt er. und verlässliche Uhren. Und damit kennt. «Die jahrelange Ausgrenzung ist «Der zurzeit tiefe Ölpreis schwächt die für ein Luxusprodukt, nach dem sich tief in der iranischen Psyche veran- Kaufkraft des Landes zusätzlich.» die breite iranische Mittelklasse kert», sagt der Präsident des ökologi- Gefragt seien Schweizer Firmen des- streckt. Keine schlechte Voraussetschen Wirtschaftsverbandes Swiss- halb nicht nur als Handelspartner, son- zung, um mit den Iranern ins Gecleantech. «Nun lechzen sie nach Neuem dern vor allem als Investoren. schäft zu kommen - und sind hoffentlich auch offen Hohes Ansehen dank der Swissair SCHON BALD KONNTE DER IRAN AUS DEM VOLLEN SCHOPFEN Fällt der Ölpreis dann weiter? Erstmals seit zwölf Jahren kostet ein Fass Öl derzeit wieder bloss 30 Dollar. Fällt der Öl- preis weiter, wenn der Iran bald deutlich mehr als seine bis anhin sanktionsbedingt bloss 1,1 Millionen Fass pro Tag exportieren wird? «Möglich ist das alleweil», sagt Susanne Toren, Rohstoffexpertin der Zürcher Kantonalbank. «Auf jeden Fall bleibt die Volatilität sehr hoch.» Angesichts mehrerer kriegerischer Auseinanderset- zungen in der Region und stark zunehmender Militärausgaben sei jedes Opec-Land daran interessiert, so viel Öl zu exportieren wie möglich - «egal zu welchem Preis». Bei einer Rückkehr des Irans an den Ölmarkt dürfte der vor anderthalb Jahren von Saudi-Arabien initiierte Preiskrieg in eine nächste Runde gehen. Zur Überproduktion dürfte auch Öl aus den USA beitragen, das nach Aufhebung des Energieexportverbots auf den Weltmarkt gelangt. (DBÜ) Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60306484 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 15.01.2016 Aarau-Lenzburg-Zofingen AZ Aarau-Lenzburg-Zofingen 5001 Aarau 058/ 200 58 58 www.aargauerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 200.011 Abo-Nr.: 1093893 Seite: 5 Fläche: 72'981 mm² NACHGEFRAGT «Saudi-Arabien fürchtet den Iran - zu Recht!» INTERVIEW: DENNIS BÜHLER Herr Welti, fallen in den nächsten Tagen die Sanktionen gegen den Iran? Korruption ist verbreitet, und noch immer ist das Land vom Weltfinanzsystem abgeschnitten. Philippe Welti: Hassan Rohani hat dem iranischen Volk während des PHILIPPE WELTI Wahlkampfs im Sommer 2013 einen Wirtschaftsaufschwung versprochen. Seit seiner Wahl zum Präsidenten verfolgt er ein einziges Ziel: Den Iran von den Sanktionen zu befreien, die das Land seit Jahren so stark hemmen. Das Inkrafttreten des Vertrages wird höchstens noch durch das Verhalten der arabischen Nachbarstaaten gefährdet. Von 2004 bis 2008 war er Schweizer Botschafter im Iran, wo er zusätzlich die Interessen der USA vertrat. Vor kurzem gründete er die Wirtschaftskammer Schweiz - Iran. Der heute 66-Jährige ist Vater der Musikerin Sophie Hunger. Weshalb opponieren diese so stark? Sie fürchten -zu Recht-, der Iran nehme schon bald wieder eine regionale Vormachtstellung ein, wenn die Sanktionen Geschichte sind. Insbesondere Erzrivale Saudi-Arabien hat deshalb in den letzten Wochen keine Gelegenheit zur Provokation Irans ausgelassen. Die iranische Regierung aber hat selbst nach der Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen Anfang Januar auf weitere Eskalation verzichtet, um den Nuklearvertrag keinesfalls noch zu gefährden. Wie stark haben die Sanktionen dem Iran zugesetzt? Die iranische Wirtschaft ist in einem schlechten Zustand: Die Anlagen im Gas- und Erdölbereich sind veraltet, die Verkehrsinfrastruktur muss dringend modernisiert und ausgebaut werden. Der Iran verfügt -von Rohstoffen abgesehen - über kein industrielles Produkt, das exportfähig wäre. Die Schweizer Wirtschaft setzt grosse Hoffnungen in die bevorstehende Marktöffnung. Zu Recht? Absolut. Der Iran bietet als Kulturnation mit 80 Millionen überwiegend jungen Einwohnern und einer breiten industriellen Basis beste Voraussetzungen. Allerdings bleibt er nach Jahren der Isolation ein schwieriges Pflaster: Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60306484 Ausschnitt Seite: 3/3
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