Harte Zeiten - Zweifel

Gottesdienst am 15.11.2015
Harte Zeiten - Zweifel
von Andreas Latossek
Als Christ zweifelt man nicht, oder doch?
Angesichts vieler unterschiedlicher Religionen, Ungerechtigkeit und Elend in der
Welt, unerhörten Gebeten, Erfahrungen von Leid und Enttäuschungen sind Zweifel normal. Auch die Jünger zweifelten (Mt. 28,17). Nicht nur Gläubige sondern
auch Atheisten haben ihre Zweifel, ob das, was sie glauben, richtig ist. C.S. Lewis
wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es Gott nicht gibt. Der Zweifel hat ihn
nicht in Ruhe gelassen und er wurde zu einem großen Verfechter des Glaubens.
Ohne Zweifel gibt es kein Fragen und kein Vorwärtskommen. Zweifel schützen,
Aussagen ungeprüft zu übernehmen.
Gott lädt uns ein, unsere Fragen ehrlich zu stellen. Wir brauchen unseren Verstand
nicht aufgeben (Buchempfehlung: Timothy Keller: Warum Gott?). Zweifel können auch unsere Emotionen betreffen, z.B. nach schmerzlichen Erfahrungen und
Vorwürfen, die wir Gott deshalb machen. Gott verspricht, denen nahe zu sein, die
ein zerbrochenes Herz haben (Ps. 34,19). Er möchte es verbinden und heilen.
Zweifel können auch unehrlich sein und nur den Grund haben, Gott fernzuhalten,
damit ich mein Leben nicht verändern muss. Zweifel bergen aber auch die Gefahr,
dass sie mich lähmen und verhindern, dass ich mich festlege und Schritte gehe.
Glaube bedeutet, Gott zu vertrauen. Wir haben keine letztendliche Gewissheit,
sonst bräuchten wir keinen Glauben (1. Kor. 13,12). Das Erkennen folgt dem
Glauben (Joh. 66-69), wenn auch nur stückweise. Der Heilige Geist schenkt uns
Gewissheit, dass wir zu Gott gehören, wenn wir uns auf ihn einlassen (Röm. 8,16)
Viele Zweifel, die wir als Christen erleben, hängen mit unserem Gottesbild zusammen: „Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht
hast, verkehrt ist, und dass es keinen Gott gibt, so gerate nicht in Bestürzung. Es
geht allen so. Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rührt, dass es keinen
Gott gibt. Wenn du nicht mehr an den Gott glaubst, an den du früher glaubtest, so
rührt das daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du musst dich
bemühen, besser zu begreifen, was du Gott nennst. Wenn ein Wilder an seinen
hölzernen Gott zu glauben aufhört, heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist.“ (Leo Tolstoi)
Seinen Glauben zu hinterfragen und ein neues, tragfähiges Bild von Gott zu entwickeln, kann ein schmerzhafter Prozess sein. Aber es gehört dazu, dass unser
Glaube reif wird. Lass diese Fragen zu und suche dir Menschen, die deine Fragen
aushalten und den Weg mit dir gehen (Jud. 1,22)
Auch der Teufel sät Zweifel, um unsere Beziehung zu Gott zu schwächen. Z.B.
redet er uns ein, dass Gott uns nicht liebt, nicht hört, übersieht, etc.
„Gib deinem Glauben Nahrung, damit dein Zweifel verhungert.“ (Corrie ten
Boom). Im Zweifel muss ich lernen, Gott mehr zu glauben als meinen unbegründeten Gefühlen. Dazu ist es wichtig, sich mit Gottes Wort und seiner Wahrheit zu
beschäftigen (Eph. 6,16-17; Hebr. 4,12; 2. Kor. 10,4-5) und im Vertrauen auf Gott
Schritte zu gehen. Darin erlebe ich, wie Jesus mich trägt.
Leid und Enttäuschungen treffen uns ganz unverhofft. Auch die Bibel berichtet
davon (z.B. Mt. 11,2-6). Johannes spricht seine Zweifel Jesus gegenüber aus.
Wenn wir Zweifel verdrängen, werden wir bitter und sie kommen irgendwann
geballt zum Vorschein. Jesus kritisiert Johannes nicht. Er ermutigt ihn, die Augen
zu öffnen. Wir dürfen uns an die Situationen erinnern, in denen wir Jesus schon
erlebt haben. Und wir dürfen auf das Kreuz schauen als Zeichen dafür, dass Jesus
uns liebt und für uns ist (Röm. 8,31), auch wenn wir seine Gedanken und Wege
gerade nicht verstehen.
An Hand der Geschichte von Petrus auf dem Wasser (Mt. 14,12-34) wird nicht
deutlich, dass ich nicht zweifeln darf, weil ich sonst untergehe. Sondern: Ich darf
mutig Schritte wagen, aber Zweifel gehören im Leben dazu. Wenn es uns gelingt,
auf Jesus und nicht auf unsere Umstände zu schauen, ist das natürlich schön. Diesen Blick können wir in guten Zeiten trainieren. Aber es gelingt nicht immer.
Dann darf ich erfahren, dass ich nicht untergehe, weil Jesus mir gerade dann begegnet. Ich darf lernen, meinen Blick wieder neu auf Jesus zu richten, Vertrauen
zu fassen und Schritte zu gehen.
Fragen zum persönlichen Weiterdenken und für die Hauskreise:
 Welche Zweifel hast du in Bezug auf Jesus und den Glauben?
 Was hindert dich, dich ihm ganz anzuvertrauen?
 Wie gehst du mit Zweifeln in deinem Leben um?
 Was könnte ein neuer Weg sein, damit umzugehen?
 Welche Bibelverse helfen dir dabei, Gottes Wahrheit in deinem Leben zu
glauben?
 Tauscht euch in eurem Hauskreis darüber aus und lebt Judas 1,22!