Tagesnachrichten und Notizen

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Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynaekologie 1901;13:639-641
Tagesnachrichten und Notizen
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P. Zweifel.
Am 16. April < l. J. hat Herr Professor Zweifel in Leipzig sein 25jälιriges Professor enj ubiläum
gefeiert. Es entsprach einem aus-driicklichen Wunsch des Herrn Zweifel, dass dieser Tag im
engsten Kreis seiner Schüler und Assisteaten gefeiert wurde. Dieselben über-reichteti ilnn eine
Festschrift, welche als Doppelheft des Archivs für Gynaekologie ei·scheint. Ausserdem
überreiclite Herr Dϋderlein als besonderes Zeichen der Hochachtung das neuerschienene
Lehrbuch der Gynaekologie von Döderlein, Bumm, Küstner und Gebhard. Bei dem
nachfolgenden Festmahl würdigte der älteste anwesende Assistent, v. Swiçcicki-Posen, die
Verdienste des Jubilars als Lehrer und Forscher.
Zweifel’s akademische Laufbahn ist eine glänzende, wie sie nur we-nigen akademischen Lehrern
beschieden ist. Geboren 1848 in Höngg bei Zurich, verbrachte er dort seine Studienzeit. An
derselben Uuiversität Assistent Gusserow’s geworden, folgte er bei dessen Berufung ihm an die
Uuiversität Strassburg in gleicher Stellung. Zweifel habilitierte sich 1874 in Strassburg und
wurde, 28 «Tahre alt, als ordentlicher Professor der Geburtshülfe und Gynaekologie nach
Erlangen berufen. Im Jahre 1887 folgte er dem Ruf an die Uuiversität Leipzig.
Die Arbeiten Zweifel’s zeugen \on der ausserordentlichen Mannigfaltigkeit seiner
wisseiiscliaftlichen Thätigkeit. Unter seinen ersten Publikationen spielen die physiologischchemischen Arbeiten eine überwiegende Rolle: ‚‚Untersuchungen über die Respiration des
Fötus”, ‚‚Untersuchungen über den Uebergang von Chloroform von Mutter auf Kind”. Die schon
in dieser Zeit unternommenen Stoffwechselunter640
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suchungen beim Kinde, welche z. ΓΓ. in seinen ‚‚Untersuehungen über das Meconium”
niedergelegt sind, hat er neuerdings in der kürzlich erschienenen Monographic fiber „AetioIogie,
Prophylaxe und Therapie der Rhachitis” weitergeführt.
Unter Zweif el’s geburtshiilf lichen Arbeiten verdienen die fiber die Symphyseotomie besonders
erwähαt zu werden. Neben Morisani und Pinard verfügt Zweii’el wohl über die grösste Zah)
ausgeführter Symphyseotomien. Er hat durch seine glänzenden Erfolge gezeigt, dass diese
Operation entwicklungsfäliig ist und jedenfalls nicht kurzer Hand abgewiesen werden darf. Die
erst in letzter Zeit von Zweif el’s Schiller Kroenig mitgeteilten Erfahrungen über die
Geburtsleitung beim engen Becken mit dieser Operation werden sicherlich dazu bei-tragen,
derselben von neuem die Auñnerksamkeit der Geburtshelfer zuzuwenden.
Zwei eigenartig konstπiierte Instrumente, der Trachelorhekter zur Dekapitation (Centralbl. für
Gynaekologie 1895), – sowie der Kranio-Kephaloklast (Centralbl. f. Gyn. 1897) haben sich sehr
bald Eingang in die Praxis verschafft.
Sein geburtshülflíches Glaubensbeke¤ntnis hat Zweif el in seinem ‚‚Lehrbuch der Geburtshülfe”
niedergelegt, welches kurz hintereina‚nder 4 Auflagen erlebte.
In der operativen Gynaekologie hat sich Zweif el durch seine glänzenden Resultate eine
hervorragende Stellung erworben. Mit be-sonderem Nachdruck hat er das Prinzip der minutiösen
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Blutstillung durchgeführt. Bei der operativen Entfernung der gonorrhoischen AdnexErkrankungen hat Zweif el eine Mortalität von iiur 0,7 pCt. erreicht.
Der irn Jahre 18 88 erschienenen Monographie über „Die Stielbehand-lung bei der
Myomectomie” kornmt das Verdienst zu, die extraperitoneale Stielversorgung bei der
Myomectomie im Wesentlicben aus den Operations-methoden verdrängt zu haben. Die damalige
Stielbehandhing ist zwar m manchen Punkten auch von Zweif el selbst modifiziert worden; aber
auch heute noch berücksichtigt sie die damals aufgestellten Prinzipien, nämlich Versorgung des
Stumpfes mit der Partien-Ligatur, nm die Blutstillung zu einer absolut sicheren zu machen, und
weiter durch Ueberdachung des Stieles mit emem von der vorderen Uteruswand abgelösten
Peritoneal-lappen, um so den Stiel von der eigentlichen Peritonealhöhle abzu-schliessen.
Zweif el hat mit seiner Methode wohl die besten Resultate erzielt, welche bei der Exstirpation
der Myome überhanpt erreicht sind. Selbst wenn die neuerdings in den Vordergrπnd tretende
abdominelle Total-exstirpation des Uterus bei Myomen die ZweifeΓsche Operationsmethode mit
Zurücklassen des Cervixstumpfes verdrängt hat, so bleibt doch das Verdienst Zweifel’s
ungeschmälert, dass er der operativen Behandlung der Myome durch seine gegen früher besseren
Resultate die Wege geebnet hat. Zweifel’s Thätigkeit auf dem Gebiete der vaginalen
Operationen bezeugen die Arbeiten über: „Die Vaginalfixatio uteri”, „Die vaginale Methode der
Exstirpatio uteri”, „Ueber die Klainmerbehaiidlung bei der Totalexstirpation des Uterus”, „Ueber
Lappen-Perineoplastik’% „Ueber Colpotomia anterior” u. s. w. Hier sei auch der Kniehebelklemmen zur Blutstillung durch grossen Druck an Stelle der Doyen’schen Angiotriben gedacht.
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Zweií’el hat es in seltener Weise verstanden, Anregungen zu wissenschaftlichen Arbeiten zu
geben und die Arbeitslust seiner Assistenten dadurch anzuspornen.
Die Verehrung, welche Zweifel unter den Leipziger Stnclenten als Lehrer geniesst, wurde durch
eine Delegation der Klinicisten an dem Festtage zum Ansdruck gebracht.
Auch die medizinische Fakultät der Erlanger Universität, an welcher er γor 25 Jahren seine
glänzende Thätigkeit als Ordinarius begonnen hatte, sandte zum Festtag ihre Grüsse! Möge ihm
eine lange Reihe von Lυstren erfolgreicher Thätigkeit beschieden sein!
A. Martin. M. Sänger.
Als Nachfolger von Frommel ist Privat-Docent Dr. Gessner zum ordentlichen Professor und
Direktor der Universitäts^FratieBklinik in Erlangen ernannt worden.
Prof. Dr. Piskacek in Linz wurde als Nachfolger von Gustav Braun zum Professor an der k. k.
Hebammenlehranstalt in Wien ernannt.
Die Privatdocenten der Universität Leipzig, Herr Dr. B. Krönig und Herr Dr. Menge sind zu
ausserordentlichen Professoren ernannt worden.
Dr. S. Pozzi in Paris ist zum ordentlichen Professor der klinischen Gynaekologie und Direktor
der gynaekologischen Klinik an der Universität Paris eroannt worden. Damit ist der Lehrkörper
der Pariser Universität endlich in der Weise ergänzt worden, dass neben den zwei Lehrstühlen
der Geburtshülfe wenigstens einer für Gynaekologie begriindet ist. Unserer deutschen
Auffassung entspricht allerdings diese Trennung der zusammen-hängenden Teile unseres Faches
nicht.
Dep IX. Kong-ress der Deutsehen Gesellschaft für Gynaekologie
(indet vom 29. bis 31. Mai in Giessen statt.
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Die Sitzungen werden in der grossen Aula der Universität, vormittags von 9–12 Uhr und
nachmittags von 2–4 Uhr, abgehalten, Demonstrationen in der Universitäts-Frauenklinik
morgens von 8–9 Uhr.
Als Gegenstände der Erϋrterung sind seinerzeit bestimmt worden:
1.
Ueber die Radikaloperation bei Carcinoma uteri mit besonderer Berü cksic htigung der Dauerresul tate. Ref. W. A. FreundBerlin und Winter-Königsberg.
2.
Eklampsie. Ref. Fehling-Strassburg und ΛVy d er-Zürich.
Anmeldungen zu Vorträgen und Demonstrationen sind bisher eingelaufen von den Herren Kl ein-München, Kossmann-Berlin, Gebhard-Berlin. v. Rosthorn-Graz,
Do derlein-Tübingen, Winternitz-Tübingen, ti üch tele r- Frankfurt a. M., Fiith- Leipzig.
Weitere Anmeldungen bitten wir bis zum 1. Mai an den 1. Vorsitzenden gel an gen zu lassen.
Ein eingehendes Programm wird in den ersten Tagen des Mai ver- < iflfentlicht werden.
Kranke, Λvolche von Mitgliedern der Gesellschaft vorgestellt werden sollen, können in der
Frauenklinik nach vorheriger Anmeldung aufgenommen werden.
Dringend empfehlen wir wegen der Bestellung einer Wohnung zeitig bemüht zu sein, resp. mit
den Herren Löhlein und Walther in Giessen in Verbindung zu treten.
Zu reger Beteiligung laden die Fachgenossen ein:
Löhlein-Giessen, Olshaus en-Berlin, S ch at z-Rostock,
1. Vorsitzender.
2. Vorsitzender.
Kassenführer.
A hlfe Id-Marburg. H of meier- Würzburg.
Pfannenstiel-Breslau, Walther- Giessen,
1. Schriftführer.
2. Schriftfiihrer.