ausländischenbankern fehlt inlugano das

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18. März 2016
Nachrichten
BAK Basel hat den Finanzplatz Tessin geröntgt und schlägt eine stärkere Diversifikation vor.
Die Vermögensverwaltung von italienischen Kunden stellt ein Klumpenrisiko dar
AUSLÄNDISCHEN BANKERN FEHLT
IN LUGANO DAS RICHTIGE UMFELD
Die Lage ist schwierig. Finanzkrise, mehreren italienische
Amnestie- und Rückführungsprogramme sowie der EuroFranken-Kurs haben dem Finanzplatz Tessin zugesetzt.
Gleichwohl konnte er sich zumindest in Bezug auf die Arbeitsplätze relativ gut behaupten. Zu diesem Schluss kommt
eine vom Kanton Tessin in
Auftrag gegebene Studie von
BAK Basel zu “Herausforderungen und Chancen des Finanzplatzes Tessin”, welche
dieser Tage am Bankenzentrum in Lugano-Vezia präsentiert wurde.
“In Bezug auf die Arbeitsplätze ist die Situation im Finanzsektor in den letzten 20 Jahren
erstaunlich stabil geblieben”,
erläuterte Marc Bros de Puechredon, Vorsitzender der Geschäftsleitung von BAK Basel.
Im Jahr 1994 waren 10’900
Personen in diesem Sektor beschäftigt, 2004 waren es
10’700. Deutlich verändert hat
sich allerdings die Zusammensetzung. Die Zahl der Bankangestellten ging um 2’000 Einheiten auf 6’800 zurück, hingegen hat sich die Zahl der Mitarbeitenden in finanzaffinen
Sparten stark erhöht. Ein gutes
Beispiel für diese Verlagerung
stellt das Unternehmen BSource in Bioggio dar, dem
viele Banken mit einem Outsourcing ihre IT anvertraut haben. Dort sind mittlerweile
mehr als 600 Personen tätig.
Lugano ist nach Zürich und
Genf der dritte Bankenplatz
der Schweiz, als Finanzplatz
steht er nach den genannten
Städten und Basel an vierter
Stelle. Die Wichtigkeit der Fi-
Ti-Press
von Gerhard Lob
Hat man sich am Tessiner Bankenplatz in der Vergangenheit zu sehr auf den italienischen Markt konzentriert?
nanzbranche im Tessin zeigt
sich im Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt und Anzahl Beschäftigter. Die Finanzbranche
beschäftigt im Südkanton gerade mal 6 Prozent aller Angestellten, generiert aber 9 Prozent des kantonalen BIP. Die
Wertschöpfung pro Arbeitsplatz ist folglich bedeutend.
Im Gegensatz zu den gesamtschweizerischen Verhältnissen
(47 Prozent) arbeiten innerhalb
der Finanzbranche aussergewöhnlich viele Beschäftigte
(53 Prozent) für Banken und
dabei wiederum in der Vermögensverwaltung, geringer fällt
die Versicherungsbranche ins
Gewicht (19 Prozent; ganze
Schweiz: 30 Prozent), während
der Rohstoffhandel umgekehrt
für das Tessin eine grössere
Bedeutung hat als im landesweiten Mittel. Lugano ist gerade im Stahlhandel in einer TopPosition.
Die
Vermögensverwaltung
wird ein wichtiger Bestandteil
des Tessiner Bankenplatzes
bleiben. “Aber man hat sich
wohl zu sehr auf den italienischen Markt konzentriert”,
sagt Marc Bros de Puechredon.
Das habe verständlicherweise
historische Gründe, doch die
Situation habe sich durch die
Weissgeldstrategie stark verän-
dert. Er forderte, zu diversifizieren und beispielsweise auch
Osteuropa stärker ins Visier zu
nehmen. Zudem brauche es Innovation von Produkten; auch
die Digitalisierung des Bankwesens eröffne neue Wege.
Mit der Verwaltung italienischer Schwarzgelder ist es
durch das Ende des Bankgeheimnisses vorbei. Gemäss
BAK wurden als Folge der vier
italienischen Steueramnestien
zwischen 2001 und 2015 rund
185,4 Milliarden Franken an
italienischen Schwarzgeldern
auf Schweizer Banken deklariert. “Dabei ist positiv, dass
wir rund 80 Prozent dieser Gel-
der behalten konnten, was einen Vertrauensbeweis für unseren Bankenplatz darstellt”,
sagt Claudio Generali, Präsident der Tessiner Bankiervereinigung, gegenüber der TZ.
Dabei bezog er sich auf die Voluntary Disclosure, das letzte
Rückführungsprogramm Italiens von 2015.
Interessant ist sicherlich, dass
die Vermögensverwaltung von
Reichen und Superreichen zugenommen hat. Zwischen 2003
und 2012 gab es einen Zuwachs von 10 Prozent bei den
sogenannten “high-net-worth”
(HNWI) und “ultra-high-networth individuals” (UHNWI),
das heisst Personen mit einer
Liquidität von mindestens fünf
Millionen Franken. Es wird
vermutet, dass sich diese Entwicklung insbesondere superreichen Italienern verdankt, die
ins Tessin übergesiedelt sind.
“Das Tessin ist als Wohnort für
diese Klientel interessant,
schliesslich mögen auch die
Reichen die Sonne”, so Marc
Bros de Puechedron.
Umgekehrt ist das Tessin aber
offenbar für das internationale
Management wenig interessant – trotz eines angenehmen
Klimas im Tessin. Für ausländische Banker, insbesondere
aus Asien, ist Lugano kein besonders attraktiver Ort. Wer
die Wahl hat, geht lieber nach
London, New York, Singapur
oder auch Zürich und Genf. Es
fehlt an Betreuungsmöglichkeiten und Schulen, die für
Kinder aus Manager-Familien
geeignet sind, wie das BAK
festgestellt hat. Negativ wird
auch bemerkt, dass Lugano
nicht direkt an den internationalen Flugverkehr angebunden
ist.
Wohnungen
für Senioren
anstelle des
Cittadella
Wo einst Pirandello und
Shakespeare das Sagen
hatten, sollen Wohnungen
für Seniorinnen und Senioren entstehen: Das Cinema-Teatro Cittadella in
Lugano wandelt sich in eine Luxusresidenz.
Entworfen hat das siebenstöckige Gebäude mit rund
40 Zweizimmerappartements für ältere Menschen, die im Alltag keine
besondere Betreuung benötigen, der Tessiner Stararchitekt Mario Botta. Ergänzend zu den Wohnungen hat er im Erdgeschoss
einen Mehrzwecksaal mit
150 Plätzen geplant. Dieser soll von der Associazione Cittadella für verschiedene Aktivitäten genutzt werden.
Die Vereinigung hatte
2014 schweren Herzens
die Schliessung des historischen Theater- und Kinosaals am Corso Elvezia bekanntgegeben. Mit der Eröffnung des neuen Luganeser
Kulturzentrums
LAC wurde der Betrieb
des Cittadella überflüssig.
Nach der Saison 20142015 fiel der Vorhang entgültig.
Um das bestehende Gebäude erhalten zu können,
hätte die Stadt mindestens
zwei Millionen Franken in
dessen Renovierung stecken müssen. Viel Geld für
einen kleinen Theatersaal
mit 426 Plätzen, zumal seit
der Eröffnung des LAC in
Lugano nun ein Saal für
1’000 Personen zur Verfügung steht. Die Gemeinde
profitierte vom Interesse
privater Investoren. Gemäss dem vorliegenden
Baugesuch, kostet das Projekt aus der Feder Mario
Bottas rund 12 Millionen
Franken.
mb
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