9 18. März 2016 Nachrichten BAK Basel hat den Finanzplatz Tessin geröntgt und schlägt eine stärkere Diversifikation vor. Die Vermögensverwaltung von italienischen Kunden stellt ein Klumpenrisiko dar AUSLÄNDISCHEN BANKERN FEHLT IN LUGANO DAS RICHTIGE UMFELD Die Lage ist schwierig. Finanzkrise, mehreren italienische Amnestie- und Rückführungsprogramme sowie der EuroFranken-Kurs haben dem Finanzplatz Tessin zugesetzt. Gleichwohl konnte er sich zumindest in Bezug auf die Arbeitsplätze relativ gut behaupten. Zu diesem Schluss kommt eine vom Kanton Tessin in Auftrag gegebene Studie von BAK Basel zu “Herausforderungen und Chancen des Finanzplatzes Tessin”, welche dieser Tage am Bankenzentrum in Lugano-Vezia präsentiert wurde. “In Bezug auf die Arbeitsplätze ist die Situation im Finanzsektor in den letzten 20 Jahren erstaunlich stabil geblieben”, erläuterte Marc Bros de Puechredon, Vorsitzender der Geschäftsleitung von BAK Basel. Im Jahr 1994 waren 10’900 Personen in diesem Sektor beschäftigt, 2004 waren es 10’700. Deutlich verändert hat sich allerdings die Zusammensetzung. Die Zahl der Bankangestellten ging um 2’000 Einheiten auf 6’800 zurück, hingegen hat sich die Zahl der Mitarbeitenden in finanzaffinen Sparten stark erhöht. Ein gutes Beispiel für diese Verlagerung stellt das Unternehmen BSource in Bioggio dar, dem viele Banken mit einem Outsourcing ihre IT anvertraut haben. Dort sind mittlerweile mehr als 600 Personen tätig. Lugano ist nach Zürich und Genf der dritte Bankenplatz der Schweiz, als Finanzplatz steht er nach den genannten Städten und Basel an vierter Stelle. Die Wichtigkeit der Fi- Ti-Press von Gerhard Lob Hat man sich am Tessiner Bankenplatz in der Vergangenheit zu sehr auf den italienischen Markt konzentriert? nanzbranche im Tessin zeigt sich im Verhältnis von Bruttoinlandsprodukt und Anzahl Beschäftigter. Die Finanzbranche beschäftigt im Südkanton gerade mal 6 Prozent aller Angestellten, generiert aber 9 Prozent des kantonalen BIP. Die Wertschöpfung pro Arbeitsplatz ist folglich bedeutend. Im Gegensatz zu den gesamtschweizerischen Verhältnissen (47 Prozent) arbeiten innerhalb der Finanzbranche aussergewöhnlich viele Beschäftigte (53 Prozent) für Banken und dabei wiederum in der Vermögensverwaltung, geringer fällt die Versicherungsbranche ins Gewicht (19 Prozent; ganze Schweiz: 30 Prozent), während der Rohstoffhandel umgekehrt für das Tessin eine grössere Bedeutung hat als im landesweiten Mittel. Lugano ist gerade im Stahlhandel in einer TopPosition. Die Vermögensverwaltung wird ein wichtiger Bestandteil des Tessiner Bankenplatzes bleiben. “Aber man hat sich wohl zu sehr auf den italienischen Markt konzentriert”, sagt Marc Bros de Puechredon. Das habe verständlicherweise historische Gründe, doch die Situation habe sich durch die Weissgeldstrategie stark verän- dert. Er forderte, zu diversifizieren und beispielsweise auch Osteuropa stärker ins Visier zu nehmen. Zudem brauche es Innovation von Produkten; auch die Digitalisierung des Bankwesens eröffne neue Wege. Mit der Verwaltung italienischer Schwarzgelder ist es durch das Ende des Bankgeheimnisses vorbei. Gemäss BAK wurden als Folge der vier italienischen Steueramnestien zwischen 2001 und 2015 rund 185,4 Milliarden Franken an italienischen Schwarzgeldern auf Schweizer Banken deklariert. “Dabei ist positiv, dass wir rund 80 Prozent dieser Gel- der behalten konnten, was einen Vertrauensbeweis für unseren Bankenplatz darstellt”, sagt Claudio Generali, Präsident der Tessiner Bankiervereinigung, gegenüber der TZ. Dabei bezog er sich auf die Voluntary Disclosure, das letzte Rückführungsprogramm Italiens von 2015. Interessant ist sicherlich, dass die Vermögensverwaltung von Reichen und Superreichen zugenommen hat. Zwischen 2003 und 2012 gab es einen Zuwachs von 10 Prozent bei den sogenannten “high-net-worth” (HNWI) und “ultra-high-networth individuals” (UHNWI), das heisst Personen mit einer Liquidität von mindestens fünf Millionen Franken. Es wird vermutet, dass sich diese Entwicklung insbesondere superreichen Italienern verdankt, die ins Tessin übergesiedelt sind. “Das Tessin ist als Wohnort für diese Klientel interessant, schliesslich mögen auch die Reichen die Sonne”, so Marc Bros de Puechedron. Umgekehrt ist das Tessin aber offenbar für das internationale Management wenig interessant – trotz eines angenehmen Klimas im Tessin. Für ausländische Banker, insbesondere aus Asien, ist Lugano kein besonders attraktiver Ort. Wer die Wahl hat, geht lieber nach London, New York, Singapur oder auch Zürich und Genf. Es fehlt an Betreuungsmöglichkeiten und Schulen, die für Kinder aus Manager-Familien geeignet sind, wie das BAK festgestellt hat. Negativ wird auch bemerkt, dass Lugano nicht direkt an den internationalen Flugverkehr angebunden ist. Wohnungen für Senioren anstelle des Cittadella Wo einst Pirandello und Shakespeare das Sagen hatten, sollen Wohnungen für Seniorinnen und Senioren entstehen: Das Cinema-Teatro Cittadella in Lugano wandelt sich in eine Luxusresidenz. Entworfen hat das siebenstöckige Gebäude mit rund 40 Zweizimmerappartements für ältere Menschen, die im Alltag keine besondere Betreuung benötigen, der Tessiner Stararchitekt Mario Botta. Ergänzend zu den Wohnungen hat er im Erdgeschoss einen Mehrzwecksaal mit 150 Plätzen geplant. Dieser soll von der Associazione Cittadella für verschiedene Aktivitäten genutzt werden. Die Vereinigung hatte 2014 schweren Herzens die Schliessung des historischen Theater- und Kinosaals am Corso Elvezia bekanntgegeben. Mit der Eröffnung des neuen Luganeser Kulturzentrums LAC wurde der Betrieb des Cittadella überflüssig. Nach der Saison 20142015 fiel der Vorhang entgültig. Um das bestehende Gebäude erhalten zu können, hätte die Stadt mindestens zwei Millionen Franken in dessen Renovierung stecken müssen. Viel Geld für einen kleinen Theatersaal mit 426 Plätzen, zumal seit der Eröffnung des LAC in Lugano nun ein Saal für 1’000 Personen zur Verfügung steht. Die Gemeinde profitierte vom Interesse privater Investoren. Gemäss dem vorliegenden Baugesuch, kostet das Projekt aus der Feder Mario Bottas rund 12 Millionen Franken. mb Anzeige Leserreise 2016 Kreuzfahrt auf dem Comer See zu Villen und Parks die Seen mit ihrem kristallklarem Wasser und ihren unvergleichlichen Natur-, Architektur- und Kunstschönheiten, sowie die Gärten und Villen, eingerahmt von einer Kette beeindruckender Berge mit teils steilen, teils sanften Gipfeln. Der Comer See ist eine der schönsten Gegenden der Lombardei. Eine wahre Harmonie der Farben, bei der das Blau der Seen und das Grün der Wälder dominieren: eine spektakuläre Landschaft, reich an atemberaubenden Panoramen. 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