Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Knochen In der distalen Femurdiaphyse und selten der proximalen Tibiadiaphyse kann rotes Knochenmark persistieren, meist streifig konfiguriert. Typischerweise findet sich dies bei Frauen, Rauchern, Adipösen oder Langstreckenläufern. Die Epiphysen enthalten jedoch stets Fettmark! Intraossäre zystische Resorptionen im Ansatzbereich der Kreuzbänder sind in ihrer Genese nicht geklärt (Folge einer chronischen Zugbelastung). Der Befund hat jedenfalls keinen Krankheitswert.19 Bei Kindern enthält der Knochenkern der Epiphyse zunächst rotes Knochenmark. Die Konversion zu gelbem Knochenmark erfolgt jedoch sehr früh. Eine irreguläre Kontur des Ossifikationszentrum ist physiologisch. Der Epiphysenknorpel des distalen Femurs hat variables Signal. Regelmäßig bestehen signalarme Areale in der lasttragenden Zone und signalreiche Areal im posterioren Femurkondylus.31 Bei Kindern können epiphysäre Ossifikationsirregularitäten diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Insbesondere sollte die häufige Irregularität am Femurkondylus nicht als Osteochondrosis dissecans fehlgedeutet werden. Sie kommt in fast 50% der Kinder vor und betrifft meist den lateralen Kondylus.32 n e t i e S o m e D Im wachsenden Skelett ist eine in wassergewichteten und in Kontrastmittelsequenzen signalreiche Linie an der distalen dorsalen Metaphyse normal. Die Ursache wird im Knochenwachstum gesehen, da sich hier subperiostal stark vaskularisiertes fibröses Gewebe findet.33 Streßreaktion und -frakturen sind häufig an der proximalen Tibia lokalisiert. Anhand des MRT-Befundes können sie in 4 Grade (nach Fredericson) eingeteilt werden:34,35 Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Es gibt Beobachtungen, daß Überlastungen im Wachstumsalter zu einer partiellen Erweiterung der Wachstumsfuge führen können. Diese Areale sind entweder isointens zur übrigen Wachstumsfuge oder in T2-gewichteten Sequenzen etwas signalreicher. Da diese Läsionen möglicherweise zu Wachstumsstörungen führen, wird eine Entlastung des Gelenkes empfohlen (auch wenn bisher keine größeren Kollektive nachbeobachtet wurden).36 m o c . t p i r k S R M Kontusionen zeigen sich als ödematöse Bezirke im Knochenmark. Sie entwickeln sich innerhalb der ersten 30 Stunden37 und persistieren etwa 6-12 Wochen, gelegentlich auch länger. Ihre klinische Relevanz ist umstritten. Sie liefern jedoch wertvolle Hinweise auf den Verletzungsmechanismus und die zu erwartenden Läsionen an Menisken und Bändern. Im Gegensatz zu Kompressionsfrakturen gehen Avulsionsfrakturen oft nur mit minimalem Ödem einher und können MR-tomographisch leicht übersehen werden. Die Röntgenaufnahme zeigt sie besser!15 Die in der konventionellen Röntgenaufnahme erkennbare Avulsionsfraktur am Fibulaköpfchen durch knöchernen Ausriß des fibularen Kollateralbandes oder der Bizepssehne („arcuate sign“) ist Zeichen einer schweren abgelaufenen Varus-Belastung und ein wichtiger Hinweis auf Kniebinnenverletzungen. Insbesondere besteht fast immer eine Ruptur eines oder beider Kreuzbänder.16,17 Die “Segond-Fraktur” ist eine häufige Begleitverletzung bei Rupturen des vorderen Kreuzbandes und entspricht einer Avulsion der posterolateralen Gelenkkapsel am Tibiaansatz. Die knöcherne Avulsion des medialen Kollateralbandes aus der Tibia ist selten. Wenn dieser Verletzung vorliegt, ist mit assoziierten Verletzungen des hinteren Kreuzbandes und peripheren Innenmeniskusverletzungen zu rechnen.18 Grad 1: nur periostales Ödem, Grad 2: nur in fettunterdrückten T2w Sequenzen erkennbares Knochenmarködem, Grad 3: auch in T1w Sequenzen erkennbares Knochenmarködem, Grad 4: Nachweis einer Frakturlinie. 68 69 Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Knorpel Bei traumatischen Gelenkflächenläsionen muß unterschieden werden:30 Läsionen mit intaktem Knorpel: n n subchondrale Kontusionen, subchondrale Frakturen Läsionen mit verletztem Knorpel: n n n n chondrale Kontusion, chondrale Fraktur, osteochondrale Impaktation, osteochondrale Fraktur. Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Die allgemine als “Osteochondrosis dissecans” bezeichneten osteochondralen Läsionen findet sich am häufigsten innen am medialen Femurkondylus. Die Prognose verschlechtert sich mit zunehmendem Alter des Patienten, zunehmender Größe der Läsion und fehlender Kontrastmittelaufnahme.21 Es gibt eine Vielzahl von Graduierungen, meist Abwandlungen der skizzierten arthroskopischen Einteilung in 4 Stadien.22 Da jedoch keine MR-Klassifikation allgemein akzeptiert ist sollte man entsprechend der therapeutischen Relevanz lediglich unterscheiden zwischen: m o c . t p i r k S R M n n Für die chronische Chondropathie gibt es zahlreiche Einteilungen. Daher ist entweder eine gute Absprache mit den zuweisenden Kollegen oder eine Beschreibung der Läsionen wichtig. Weit verbreitet ist eine an Outerbridge angelehnte Graduierung:24,25 n n n n Grad I: Signalveränderungen bei normaler Dicke und Kontur, Grad II: oberflächliche Defekte, die maximal 50% der Knorpeldicke erfassen, Fibrillationen, Grad III: Defekte über 50% der Knorpeldicke, die jedoch nicht bis zum Knochen reichen, Gard IV: freiliegender Knochen (“Knochenglatze”). n e t i e S o m e D Die Treffsicherheit der MRT wird äußert unterschiedlich angesehen und dürfte in Abhängigkeit von Grad und Lokalisation der Läsion sowie von der verwendeten Technik zwischen 50% und 95% liegen. Die Verteilung der Knorpelläsionen zeigt deutliche Vorzugslokalisationen (wobei die Angaben zwischen der arthroskopischen und radiologischen Literatur etwas variieren):24,26 n n n retropatellar medialer Femurkondylus, vor allem im inneren Anteil, laterales Tibiaplateau, vor allem im posterioren Anteil. Plica-assoziierte Knorpelläsionen (“kissing lesions”) sind im Randbereich der medialen Patellarfacette und relativ weit kaudal am medialen Trochlearand lokalisiert. Ebenso wie die Veränderungen im Röntgenbild, so korrelieren auch die MR-tomographisch erkennbaren Knorpelveränderungen oder der Nachweis eines assoziierten subchondralen Ödems oft nicht mit der Schmerzsymptomatik. Knorpelläsionen die weniger als 50% der Knorpeldicke erfassen scheinen oft sogar symptomatischer zu sein, als höhergradige Defekte.27, 28 Es gibt wiederum Hinweise, daß ein subchondrales Ödem auf eine raschere Progression der Chondropathie hinweist.29 70 Läsionen mit intaktem Knorpel (stabile Läsionen, meist konservative Entlastungstherapie) und Läsionen mit defektem Knorpel. Hierbei reicht das Ausmaß der Instabilität vom arthroskopischen “Türflügelphänomen” über ein abgelöstes Dissekat in situ bis hin zum dislozierten Dissekat (meist operative Therapie). Sofern ein Knorpeldefekt nicht direkt dargestellt werden kann sind Zeichen einer Instabilität: n n n größere zystische Defekte im Dissekat Flüssigkeit in der Grenzzone fehlende Kontrastmittelaufnahme der Grenzzone. Eine fehlende Kontrastmittelaufnahme im Dissekat muß kein Stadium 2 bedeuten.23 Cave: Es gibt zahlreiche widersprüchliche Publikationen über die Bedeutung einer “in T2 hyperintensen” Grenzzone. Dies läßt sich dadurch erklären, daß Reparationsgewebe in stark T2 gewichteten Sequenzen außerordentlich hell erscheint und mitunter nicht von Flüssigkeit unterschieden werden kann. Daher sollte das Untersuchungsprotokoll so gewählt werden, daß eine Differenzierung zwischen Reparationsgewebe und eingetretener Flüssigkeit möglich ist (weniger stark gewichtete T2-Sequenzen oder Korrelation mit eine Kontrastmittelsequenz). Hinweis: Der Begriff “Osteochondrosis dissecans” wird mehr und mehr verlassen, da er eine eigenständige Erkrankung suggeriert. Die Genese ist letztlich noch unklar, aber man geht heute von einem multifaktoriellen Geschehen aus, bei dem subchondrale Stressreaktionen und -frakturen eine entscheidende Rolle spielen. Daher ist die unverbindliche Bezeichung als “osteochondrale Läsion” sinnvoller. 71 Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Menisken Meniskusrisse sind manchmal nur an einer ungewöhnlichen Meniskusform erkennbar. Es gibt Kriterien für eine normale Mensikusform: n Die Breite eines Meniskus ist immer größer als dessen Höhe.5 n Das Hinterhorn des Innenmeniskus ist immer breiter als dessen Vorderhorn. Am Außenmeniskus sind Vorder- und Hinterhorn etwa gleich breit. n In der Sagittalebene sollte der Meniskuskörper auf 2 (bei 4mm Schichtdicke) bis 3 (bei 3mm Schichtdicke) Schichten abgebildet sein. n In der Sagittalebene sollten die Hinterhörner bereits in der an die tibiale HKB-Insertion angrenzenden Schicht erkennbar sein. n Die Meniskushinterhörner sollten in der Koronarebene das gesamte Tibiaplateau bedecken. n Der Inneneniskus ist über seine gesamte Länge an der Kapsel fixiert (außer kleiner Abschnitt im Bereich des medialen Kollateralbandes). Daher sollte zwischen Meniskusperipherie und Kapsel keine Flüssigkeit sein. Der Außenmeniskus ist dahingegen nur ganz ventral und dorsal an der Kapsel fixiert. Cave: Zwischen der tiefen und mittleren Schicht des medialen Kollateralbandes existiert eine Bursa. Wenn sie Flüssigkeit enthält sollte diese nicht als Flüssigkeit zwischen Meniskus und Kapsel und somit als meniskokapsuläre Separation fehlinterpretiert werden. n e t i e S o m e D Diskoide Menisken kommen in ca. 3% vor, vor allem lateral. Sie stellen zwar eine Normvariante dar, können jedoch Beschwerden bereiten und sind etwas vulnerabler. Meist wird von einem diskoiden Meniskus gesprochen, wenn ein durchgängiger Meniksuskörper auf mehr als 2 (bei 4mm Schichtdicke) bzw. 3 (bei 3mm) Schichten zu sehen ist. Wenn die “C”-Form des Meniskus noch erhalten ist spricht man von einem inkomplett diskoiden Meniskus, ist das Tibiaplateau vollständig bedeckt von einem vollständig diskoiden Meniskus. 72 Technik • Knochen • Knorpel • Menisken • Kreuzbänder • Kollateralbänder • Patella • Weichteile • Post-OP • DD • Pitfalls Bei Kindern hat der vaskularisierte Meniskusanteil in wassergewichteten Sequenzen sehr hohes, bis flüssigkeitsäquivalentes Signal. Die Differenzierung gegenüber einem Riß ist nur aufgrund der typischen Lokalisation und dem fehlenden Kontakt zur Meniskusunter- oder Oberfläche möglich. m o c . t p i r k S R M 1.- und 2.-gradige “Läsionen” (umschriebene oder streifige Signalanhebung ohne Kontakt zur artikulären Oberfläche) entsprechen in der Regel einer normalen Degeneration und haben keine klinische Relevanz. Streifige Signalanhebungen die in einer Schicht Kontakt zur Meniskusober- oder Unterfläche aufweisen wurden als “Grad 2c-Läsionen” bezeichnet. In 50% dieser Befunde findet sich arthroskopisch tatsächlich ein Riß. Es gibt jedoch keine Möglichkeit intakte von rupturierten Menisken mit Grad 2c-Veränderungen zu unterscheiden.14 Die Prävalenz asymptomatischer Meniskusrisse steigt mit dem Alter: Bei Patienten über 60 Jahre findet man Meniskusrisse in über 30%, bei Patienten über 70 Jahre in fast 50%, egal ob Beschwerden angeben werden oder nicht.38 Meniskusrisse kann man unterteilen in n n n horizontale Risse: meist im Hinterhorn, bei älteren Menschen im Rahmen der Meniskusdegeneration. Sonderform: Bei horizontalen Rissen mit Verbindung zur Unterfläche können Menikusfragmente auch nach kaudal neben das Tibiaplateau dislozieren.39 longitudinale Risse: oft traumatisch bedingt. Sonderform: Korbhenkelriß. Er entsteht bei einem langen longitudinalen Riß in der Nähe der Peripherie und führt häufig zur Dislokation eines großen Fragmentes. Radiäre Risse: oft traumatisch bedingt. Sonderform: Papageienschnabelriß (Lappenriß): vertikaler Riß der bogig von radiär in longitudinal übergeht. Das bewegliche Fragment des freien Randes kann dabei unter den Menikuskörper einschlagen. Horizontale und schräg verlaufende Risse werden häufig bei asymptomatischen Knien beobachtet. Dahingegen sind vertikale, radiäre, komplexe und dislozierte Risse bei jungen Menschen nahezu immer symptomatisch.40 Bei Nachweis eines Meniskusriß ist die genaue Angabe von Ausdehnung und Lage für die Therapie relevant. Insbesondere werden Verletzungen der Meniskusperipherie meist genäht (ein etwa 4mm breiter Menikusrand ist vaskularisiert, daher bessere Heilungstendenz) innenseitige reseziert. Korbhenkelrisse gelten als reparabel, wenn bei einem nicht degenerativ veränderten Meniskus der Riss über mindestens 1cm in der vaskularisierten Zone verläuft.41 73
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