Sei dein eigener Held!

J O B & P S YC H O LO G I E
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Sei dein eigener Held!
Negative Gedanken bremsen, positive Gedanken treiben an
„
T
appen Sie auch manchmal in die berühmte Kommunikationsfalle, weil Sie glauben, zu wissen, was der andere
meint? Dann eilen Sie mit Ihrem vermeintlichen Wissen im Gespräch voraus und merken erst an der irritierten
Reaktion des Gegenübers, dass sein Anliegen ein ganz anderes war.
Als ich neulich als Rednerin für
eine Veranstaltung gebucht wurde,
die vor mir bereits namhafte Kollegen moderiert hatten, klingelte meine innere Alarmglocke, als
meine Auftraggeberin begann, von
Zweifeln zu sprechen. Hielt sie mich
etwa nicht für gut genug?
Diese Gedanken äußerte ich wohlweislich nicht laut und stellte dann
im weiteren Gesprächsverlauf fest,
dass sie vielmehr Zweifel hegte, ob
die Teilnehmer mit meinem Thema
„Mentale Stärke – Erfolg beginnt im
Kopf “ einverstanden wären. Da sich
die Inhalte im Vortrag mit Persönlichkeitsentwicklung, Selbstreflexion
und Eigenverantwortung beschäftigen würden, rechnete sie mit Widerständen. Mir führte dieses Erlebnis
wieder einmal vor Augen, wie schnell
Zweifel unsere Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken und an unserem Selbstvertrauen nagen. Doch
gerade als Unternehmer oder Führungskraft ist es essentiell, mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und
dem Glauben an sich selbst und seine
Fähigkeiten aufzutreten. Wie sonst
wollen Sie Kunden oder Mitarbeiter
von sich und Ihrer Dienstleistung
bzw. Ihrem Produkt überzeugen?
Schon der Philosoph Ralph Waldo
Emerson wusste: „Selbstvertrauen ist
das erste Geheimnis des Erfolges.“
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Positives Denken ist Mangelware
Was vielleicht in Ihren Ohren lapidar klingt, ist tatsächlich längst
nicht so einfach gelebt wie gesagt.
Der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain sagte auf dem
Sterbebett: „Ich hatte mein ganzes
Leben viele Probleme und Sorgen.
Doch die meisten von ihnen sind
niemals eingetreten.“ Wir denken
am Tag etwa 60.000 einzelne Gedanken. Ca. 85 Prozent davon sind
negativ und haben eine destruktive
Wirkung. Lediglich 15 Prozent aller Gedanken sind positiver Natur
und wirken konstruktiv. Es lohnt →
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→ also, sich bewusst mit dem eigenen ginären Bahnhof einfährt, Sie Ihre welche hinderlich für Ihr Handeln
Gedankengut auseinanderzusetzen
und den positiven Anteil zu erhöhen. Warum? Weil es eine mentale
Quelle darstellt, aus der wir enorm
viel Kraft schöpfen können. Unsere
Gedanken sind sozusagen die Materie mentaler Stärke.
Negative Gedanken wirken
wie Bremsklötze
Die Wirkung von Gedanken auf
unser Handeln ist erheblich. Pessimistisches Denken, so hat die
Forschung herausgefunden, lähmt
und macht handlungsunfähig. Die
Macht der Gedanken wird noch
immer unterschätzt. Dabei wirken unsere Gedanken vielfach als
sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Wenn Sie große Selbstzweifel
ob Ihres Könnens hegen, bahnen
Sie bereits den Weg, dass sich Ihre
Befürchtungen bewahrheiten. Ein
Klient von mir, ein junger Fußballtorwart, sagt, er schweife im
Training und im Spiel gedanklich
immer wieder ab: Was denken die
Leute von mir? Werden sie mich
auslachen, wenn ich einen Kullerball hineinlasse? Das führe soweit,
so mein Klient, dass er sich unbeholfen im Tor vorkomme und sich
während des Spiels überlege, wie
er seine Arme halte, obwohl er bereits seit vielen Jahren Torwart ist.
Seine negativen Gedanken schwächen ihn. Für ihn ist es wichtig,
sogenannte Gedankenhygiene zu
betreiben, d.h. negative Gedanken
zu stoppen und bewusst positive
Gedankengänge zu etablieren.
Praxis-Tipp: „Gedankenzug“
(negative Gedankengänge
stoppen)
Stellen Sie sich vor, wie vor Ihrem
geistigen Auge ein Zug in einen ima-
negativen Gedanken in die Waggons
setzen und der Zug den Bahnhof wieder verlässt. Und wenn Sie die Rücklichter des Zugs im nächsten Tunnel
verschwinden sehen, passiert dasselbe mit Ihren Gedanken. Sie sind
weg. Danach richten Sie Ihren Blick
wieder auf die anstehende Aufgabe.
Dies unterstützen Sie mit einem positiv formulierten Gedanken. Üben Sie
dieses Vorgehen regelmäßig – umso
besser wirkt es!
Sich selbst stärken statt
bremsen!
Erkennen Sie negative Gedanken an
und formulieren Sie sie in positive
um. So kann aus einer Überzeugung
wie „Ich bin nicht gut genug.“ ein
Satz, der wie ein Bremsklotz wirkt,
der bestärkende Satz „Ich vertraue
mir und meinen Möglichkeiten voll
und ganz!“ werden. Die Kontrolle
des inneren Dialogs spielt vor allem
in herausfordernden Situationen eine
entscheidende Rolle. Ein bejahender,
bekräftigender Satz, auch Affirmation genannt, hilft, sich selbst in den
optimalen Zustand zu versetzen.
Praxis-Tipp: Affirmation (positives Selbstgespräch)
Im Wort Affirmation steckt das lateinische Wort „firmare“, was so viel
bedeutet wie „festigen, verankern“.
Je öfter Sie eine Affirmation wiederholen, desto stärker wirkt sie sich
auf Ihre Gedanken und Ihre Überzeugungen aus.
Eine schriftliche Analyse Ihrer
Selbstgespräche vor, während und
nach leichten, schwierigen, aussichtslosen sowie erfolgreichen Anforderungs- und Stresssituationen
hilft Ihnen, zu erkennen, welche
Selbstgespräche unterstützend und
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und Ihre Leistung sind und waren.
Suchen Sie jene Selbstgespräche heraus, die am besten geeignet waren,
erfolgreich zu handeln und positive
Konsequenzen auf Ihre Leistung
hatten (vgl. Eberspächer, 2004).
Wählen Sie positive Formulierungen und bilden Sie kurze Ich-Sätze
(max. 10 Worte) in der Gegenwartsform. Schenken Sie sich ein
inneres Lächeln beim Sprechen.
Notieren Sie Ihre Affirmation auf
einem Haftzettel, den Sie in Ihrem
persönlichen Bereich in Sichtweite platzieren, oder speichern Sie
sie als Hintergrundbild auf Ihrem
Smartphone ab. Je öfter Sie darauf
schauen, umso besser speichert Ihr
Unterbewusstsein die Botschaft ab.
Je mehr positive Botschaften Sie
dort hinterlegen, desto höher wird
der Anteil jener Gedanken, die Sie
in Stresssituationen unterstützen
– und das ist ein wesentlicher Baustein mentaler Stärke. Wer mental
stark ist, hat weniger Zweifel, dafür
mehr Selbstvertrauen – und ebnet
den Weg zum Erfolg.
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Autorin:
Antje Heimsoeth
Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke
und Motivation, Dipl.
Ing. (FH), gehört zu
den bekanntesten
Mental Coaches und Vortragsrednerinnen im deutschsprachigen Raum.
Seit 2003 führt sie in Rosenheim ihr
Institut, die Heimsoeth Academy, wo sie
Seminare, Ausbildungen und Coachings
in den Bereichen Business, Gesundheit
und Sport anbietet. Sie ist international
tätig und wurde als „Vortragsrednerin
des Jahres 2014“ ausgezeichnet.
www.antje-heimsoeth.com