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Brexit und die Folgen: "Die britische Wirtschaft ist sehr anpassungsfähig"
In einigen Wochen entscheiden die Bürger Großbritanniens über ihre Zukunft in der Europäischen Union
(EU). Toby Gibb, Investment Director bei Fidelity International in London, spricht im Interview über die
wirtschaftlichen Folgen eines möglichen Brexits.
Am 23. Juni entscheiden die Briten über den Ausstieg oder Verbleib in der EU. Mit welchen
langfristigen wirtschaftlichen Folgen rechnen Sie im Fall eines Brexits?
Toby Gibb: Der Brexit ist nicht unser wirtschaftliches Basisszenario. Und unabhängig vom
tatsächlichen Ausgang des Referendums bleibt Europa Heimat vieler global führender Unternehmen in
vielen verschiedenen Sektoren, vom Konsumbereich bis hin zur Industrie. Sollten sich die Briten für
einen Ausstieg aus der EU entscheiden, dürfte eine Verhandlungsphase folgen, in der die neue
Beziehung des Vereinigten Königreichs zur EU definiert wird.
Weil der Markt keine Unsicherheit mag, ist eine höhere Volatilität wahrscheinlich. Aber: Die langfristigen
Folgen eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU sind nur sehr schwer abzuschätzen. Allerdings
ist die britische Wirtschaft sehr flexibel, sie dürfte sich also mit großer Wahrscheinlichkeit im Lauf der
Zeit auch an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.
Ein Brexit dürfte wirtschaftliche Auswirkungen auf die gesamte EU haben, was sollten Anleger
bedenken?
Gibb: In der Tat wäre ein Brexit vermutlich nicht positiv für ganz Europa. So schätzen einige Volkswirte,
dass ein Brexit das europäische Bruttosozialprodukt rund 0,25 Prozentpunkte kosten dürfte und das in
Großbritannien rund einen Prozentpunkt.
Rechnen Sie damit, dass globale Investoren sich von Sterling-Assets verabschieden werden?
Gibb: Wahrscheinlich werden sich internationale Investoren im Vorfeld des Referendums mit
Investitionen im Vereinigten Königreich zurückhalten, vor allem, wenn die Umfragen ein knappes
Ergebnis signalisieren. Im Falle eines Brexits dürften Investoren britische Unternehmen meiden,
solange Unklarheit über die zukünftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU herrscht.
Wie beeinflusst ein schwaches Pfund ihre UK-Investments?
Gibb: Ein schwaches Pfund dürfte sich auf die Gewinne vieler in Großbritannien gelisteter
Unternehmen positiv auswirken, weil ihre Gewinne zum Großteil in anderen Währungsräumen erzielt
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werden. Das gleiche gilt für die Margen britischer Exporteure.
Welche Sektoren dürften unter einem schwachen Pfund besonders leiden?
Gibb: Unternehmen, die ihren Umsatz vor allem in Pfund erzielen, aber Kosten haben, die in US-Dollar
anfallen, dürften von einem schwächeren Pfund in Mitleidenschaft gezogen werden. Einzelhändler, vor
allem jene, die Ihre Produkte aus den Emerging Markets beziehen, dürften besonders hart getroffen
werden, da viele Schwellenländerwährungen an den US-Dollar gebunden sind. Wir sichern unsere
Anlagen nicht auf volkswirtschaftlichen Einschätzungen basierend ab. Ein großer Teil der Investments
in britischen Pfund ist sozusagen natürlich gegen Währungsschwankungen geschützt, weil ein großer
Teil der Gewinne und Cashflows dieser Unternehmen in anderen Landeswährungen erzielt wird.
Fidelity International ist ein aktiver Bottom-up-Asset Manager. Wie berücksichtigt er
wirtschaftliche Ereignisse wie einen möglichen Brexit beim Investment?
Gibb: Matthew Siddle, Fondsmanager des Fidelity European Growth Fund*, hat ein einzigartiges
Analyse-Tool entwickelt, das die wirtschaftlichen Risiken der Unternehmen im Fondsportfolio und im
Vergleichsindex untersucht. So kann er nachvollziehen, welches Unternehmen in wirtschaftlicher
Hinsicht welchem Länder- oder Regionenrisiko ausgesetzt ist. Genauso kann er untersuchen, wie
defensiv ein Unternehmen – gemessen an seinem Geschäftsmodell – gegenüber bestimmten Risiken
ist, anstatt sich bei der Bewertung bestimmter Risiken auf allgemeinere Branchenwerte zu verlassen.
Dieses Tool greift vor allem auch auf das Bottom-up-Research von Fidelity zurück, auf dessen Qualität
und Umfang. Matthew Siddle setzt dieses Tool mit dem Ziel ein, zu große Risiken einzelner
makroökonomischer Faktoren beim Investment zu vermeiden.
* Vollständiger Fondsname: Fidelity Funds - European Growth Fund A (EUR), ISIN: LU0048578792;
MK8577
Weitere Informationen zum Fonds finden Sie hier.
Autor: DAS INVESTMENT.COM
Dieser Artikel erschien am 20.04.2016 unter folgendem Link:
http://www.dasinvestment.com/thema/bewaehrte-maerkte/01/news/datum/2016/04/20/die-britische-wirtschaft-ist-sehr-anpassungsfaehig/
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