Agrarmanagement »Komplett anderes Güllefahren« Neue Gemeinschaft mit Verschlauchung im Ostallgäu hang auf das Internationale Jahr des Bodens 2015. »Der Boden gehört zu den wichtigsten nicht vermehrbaren Ressourcen der Landwirtschaft. Schäden im Bodengefüge sind meist irreparabel«, betont er. Die Gülleverschlauchung sei im Grunde nichts Neues. Bereits in den 90-er-Jahren habe man Versuche dazu durchgeführt. Heute sei diese Möglichkeit wieder aktuell und so begrüßt der Amtschef und Pflanzenbauer die Initiative der »Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR«. Grundprinzip Verschlauchung Regionale Pioniere in Sachen Gülleverschlauchung (v.l.n.r.): Lorenz Huber, Obergünzburg, Hans-Peter Lingenheil, Ruderatshofen; Franz Zindath, Ebersbach; Georg Wölfle, Untrasried; Markus Zindath, Ebersbach; Thomas Wölfle, Untrasried; Stefan Eble, Obergünzburg; Michael Eble, Geschäftsführer MR Ostallgäu; Manfred Müller, Kraftisried; Gottfried Moser, Aitrang, Franz-Otto Eberle, Ruderatshofen; Dr. Paul Dosch, Behördenleiter AELF Kaufbeuren; Thomas Holderried, Aitrang. Es fehlt: German Rauch, Ebersbach. Fotos: Fick-Haas Z ehn Landwirte im MR Ostallgäu gründeten letzten Herbst die »Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR«. Das Besondere daran: Sie haben sich keine klassische Technik angeschafft, sondern in eine Gülleverschlauchung mit Schleppschuhverteiler investiert. Jetzt sammeln sie ihre ersten Erfahrungen. »Der Charme der Gülleverschlauchung liegt einfach darin, dass man nur mit geringem Gewicht unterwegs ist. Im Grunde wird ja lediglich der Gülleverteiler am Schlepper angebracht«, sagt Georg Wölfle aus Untrasried. Nachdenklich beobachtet der 53-Jährige die Entwicklung zu immer größeren und schweren Güllefässern und registriert mit Unbehagen deren Fahrspuren im Grünland und im Feld. Anderen Landwirten geht es ähnlich. »Wir haben zum Teil sehr schwere, dann aber auch 28 moosige Böden, die lange feucht sind. Die sind nicht für Großtechnik geeignet«, findet auch Thomas Holderried aus Aitrang. Als der Maschinenring Ostallgäu über die Alternative der Gülleverschlauchung informierte, war das Interesse groß. Angetan von der Technik, gründeten zehn Landwirte, allesamt Milchviehhalter und/oder Biogasbetriebe, die »Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR«. Sie investierten in eine Gülleverschlauchung mit Pumpstation, Schläuchen, zwei Schlauchhaspeln und in einen 15 m breiten Bomech-Schleppschuhverteiler. Hauptargument war die Bodenschonung bei einer schlagkräftigen Ausbringung des Wirtschaftsdüngers. Dr. Paul Dosch, Behördenleiter des Amtes für Landwirtschaft in Kaufbeuren verweist in diesem Zusammen- Doch wie funktioniert nun eigentlich die Gülleverschlauchung? »Es ist ein komplett anderes Güllefahren«, bemerkt Stefan Eble aus Obergünzburg. Herzstück ist eine Hochleistungskreiselpumpe mit Turboluftkompressor auf einem mobilen Anhänger. Damit wird der flüssige Wirtschaftsdünger vom Lagerbehälter am Betrieb in Schläuchen auf das Feld bzw. Grünland gepumpt, wo es mit dem Schleppschuhverteiler bodennah ausgebracht wird. Dies funktioniert vor allem dort, wo die Betriebe arrondiert sind. Da der Schlauch alle 100 m mit einer Schnellkupplung ausgestattet ist, ist man in der Länge variabel. Insgesamt steht in der Gemeinschaft bis zu 1 500 m Schlauch zur Verfügung. »Manche belächeln das System. Sie meinen, es wäre nicht flexibel. Das stimmt so nicht. Denn eine Verschlauchung kann auch von einem Feldcontainer und von Zuliefertanks gespeist werden«, verdeutlicht Franz-Otto Eberle, Ruderatshofen. Einige Mitglieder der Gemeinschaft denken bereits an diesen nächsten Schritt. Ebenso wird schon über eine Separierung, die die Verteilung erleichtert, diskutiert. Doch eins soll nach dem anderen kommen. Allgäuer Bauernblatt 20/2015 Agrarmanagement Dr. Paul Dosch, Behördenleiter des Amtes für Landwirtschaft in Kaufbeuren (li.) und Michael Eble, Geschäftsführer im MR Ostallgäu vor der Hochleistungskreiselpumpe auf dem mobilen Anhänger, also dem Herzstück der Gülleverschlauchung Zunächst einmal muss man sich nämlich prinzipiell mit der Handhabung der Technik vertraut machen. Schließlich will ein Jeder der Gemeinschaftsbetriebe die Technik eigenständig nutzen. Vor allem das Auslegen des Schlauches von der Pumpe zur am weitesten entfernten Stelle und das Wenden bei der Ausbringung erfordert praktische Übung. »Aber alles kann man lernen. Und beim zweiten Mal tut man sich schon viel leichter«, unterstreicht Manfred Müller aus Krafitsried. Mit Schleppschuh anstatt Schleppschlauch wird die Gülle in den Boden gebracht. Stattdessen kann man kontinuierlich mit einer Geschwindigkeit von etwa 3 bis 5 km/h über die Fläche fahren. Angesteuert wird alles von der Kabine aus. Selbst die Pumpstation lässt sich per Funk regeln. Als Besonderheit ist zu bemerken, dass die Schläuche am Schluss der Arbeit mittels Druckluft nahezu vollständig entleert werden können. Es entsteht dadurch beim Auskoppeln des Schlauches keine lästigen Gülleflecken. Bodennahe Verteilung Hohe Schlagkraft Viele würden vor allem von den nötigen Rüstzeiten zurückschrecken. »Doch wenn die Technik am Hof steht und man eingespielt ist, dann benötigt man für Auf- und Abbau nicht viel länger als eine halbe Stunde«, meint der 30-Jährige, der zudem für andere als Fahrer einspringt. Meist sei man für diese Tätigkeit ohnehin zu zweit. Wenn alles gut läuft, dann könne man sogar über 125 m3/Std. erzielen, mit Auf- und Abbau je nach Schlaggröße und Rüstzeiten etwa 70 m3/Std. Dies bestätigt Thomas Wölfle aus Untrasried. Am elterlichen Betrieb wurden in sieben Stunden 500 m3 ausgebracht. Das könne sich doch sehen lassen. Bereits am Lehrbetrieb hat der junge Landwirt das System kennengelernt und ist davon begeistert. Da der Verteiler fortwährend mit dem Dünger versorgt wird, vermeidet man im Vergleich zum Güllefass Leerfahrten. Allgäuer Bauernblatt 20/2015 Ein wichtiges Kriterium für die Betriebe ist zudem die bodennahe Ausbringung. »Das wird in zehn Jahren vermutlich Standard sein. Da wollen wir jetzt gleich vorne mit dabei sein«, bekräftigt Franz-Otto Eberle aus Ruderatshofen. Für das Grünland noch eher ungewöhnlich, haben sich die Mitglieder neben einem Schwenkverteiler für die Schleppschuhausbringung entschieden. Probleme mit Futterverschmutzung erwarten die Mitglieder durch die Schleppschuhtechnik nicht. Man dürfe einfach nicht zu früh nach dem Schnitt güllen. Und letztlich solle der Dünger ja in den Boden und nicht aufs Blatt. Doch nur so erziele man durch die verlustarme Ausbringtechnik eine bessere Düngeeffizienz. Eine gewisse Rolle habe bei der Entscheidung natürlich die KULAP-Förderung für bodennahe Gülleausbringung gespielt. Schließlich sollen durch die Prämie die Kosten für die Ausbring- technik weitgehend gedeckt werden. Gemeinschaftslösung »Das Ganze ist über die Bank fremdfinanziert«, berichtet Michael Eble, Geschäftsführer im MR Ostallgäu. Er unterstützt die Gesellschafter tatkräftig – von der Gründung der Gemeinschaft, dem Kauf und der Finanzierung der Technik bis hin zur Geschäftsführung und Abrechnung der geleisteten Einsätze. Organisiert werden die Einsätze über die MR-Vermittlungsplattform MOVE über das Internet. Das ist praktisch, da man rund um die Uhr die Maschinen quasi von jedem Ort aus buchen kann und einen Überblick über Standort und Planung erhält. Die beteiligten Landwirte sind davon ebenso wie MR Geschäftsführer Michael Eble sehr angetan. Hervorzuheben ist, dass ein Großteil der Mitglieder der »Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR« das erste Mal so intensiv mit Kollegen zusammen arbeitet. Für einen Einzelnen aber, so die einhellige Ansicht, wäre die Technik nicht zu finanzieren. Bislang klappt die Kooperation ausgezeichnet, auch mit der Abstimmung der Einsätze ist man sehr zufrieden. Insgesamt haben die Mitglieder als Mindestmenge 17 000 m3 gezeichnet. Doch schon heuer rechnen sie mit einer deutlich höheren Auslastung. Neben den zehn Gesellschaftern nutzen zwei weitere Betriebe überbetrieblich die Verschlauchung. Veronika Fick-Haas 29
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