Landtechnik I 45 BLW 18 I 1. 5. 2015 Foto: Veronika Fick-Haas Sie unterstützen den Einsatz bodennaher Gülleausbringtechnik (v. l.): Markus Niedermeier, Landtechnikberater im Landwirtschaftsamt in Regen; Wolfgang König, Landwirt aus Teisnach; Alfons Aschenbrenner, Lohnunternehmen Silo Fischl aus Richnach; Josef Hofbauer, MR Geschäftsführer aus dem MR Mittlerer Bayerischer Wald und Andreas König, Mitarbeiter im MR Oberer Bayerischer Wald. Damit Gülle nicht zum Himmel stinkt Gülle in den Boden und so effizient und so emissionsarm wie möglich ausbringen W as auf Ackerland schon weitverbreitet ist, findet auch im Grünland immer mehr Interessenten: bodennahe Gülleausbringung. Im Bayerischen Wald wurde im Frühjahr zum ersten Mal in einen Gülletrac mit ScheibenscharSchlitzgerät investiert. „Ich möchte die Nährstoffe so gut wie möglich ausnutzen. Obendrauf bringen Gülle oder Gärreste zu wenig an Erträgen. Und deshalb muss ich sie in den Boden bringen“, sagt Wolfgang König, Landwirt aus Teisnach. Er setzt auf den neuen Gülletrac mit Scheibenschar-Schlitzgerät und Kurzscheibenegge für den Acker. Mit beiden Injektor-Geräten lassen sich Ammoniakverluste minimieren. Die Nährstoffe besser nutzen Auch der 50-jährige Adolf Süß aus Sallitz, Vorsitzender des MR Mittlerer Bayerischer Wald, will die hohen Nährstoffverluste wie sie bei der Breitverteilung auftreten, nicht mehr hinnehmen. Er freut sich auf das Injektionsverfahren. Bereits vor 15 Jahren hat der Milchviehhalter die Gülle von einem Auftragnehmer mit einem gezogenen Fass mit Schlitzgerät ausbringen lassen. Seine Erfahrungen waren durchweg positiv. Mit dem Auslaufen des Förderprogramms „Stickstoff 2000“ verschwanden dann zunächst jedoch diese überbetrieblichen Angebote. Bedenken, die Schlitzschar-Verteilung reiße die Wiese auf, kann er nicht bestätigen. „Es sind damals weder Lücken in der Grasnarbe entstanden, noch hat der Ampferbesatz zugenommen“, berichtet er. Allerdings müsse die Arbeitsweise ein wenig umgestellt werden, indem die Gülle nicht gleich nach der Mahd ausgebracht werden sollte. „Acht Tage warten, damit die Pflanzen groß genug sind. Damit wächst sogar das Zeitfenster für die Arbeit“, so sein Tipp. Verschmutzungen im Futter durch die Schlitztechnik sind kein Problem. Diese kommen vielmehr von zu tiefem Mähen und Schwaden. „Und die negativen ‚Güllewürste‘ gibt es im Schlitzverfahren nicht. Das ist eben der Unterschied zum Schleppschlauch. Dies ist vielen gar nicht so bewusst“, bemerkt Markus Niedermeier, Landtechnikberater im Landwirtschaftsamt in Regen. Neben wirtschaftlichen und, insbesondere am Acker, arbeitswirtschaftlichen Vorteilen sorge die bodennahe Ausbringung zudem für ein verbessertes Image der Landwirtschaft. Schließlich werde die Bevölkerung immer sensibler, insbesondere, was Emissionen angehe. „Eine direkte Einbringung sorgt einfach für Gelassenheit im Dorf. Und wenn es heißt, da stinkt ja gar nichts mehr, dann freue ich mich über diese Aussage“, betont Wolfgang König, dessen Betrieb im kleinen Dorf Sohl liegt. Zudem spielt der Tourismus im Bayerischen Wald eine große Rolle. Und auch Urlauber würden sich selten an dem Gülleduft erfreuen. „Im Rahmen der Änderung der Düngeverordnung wird über eine verpflichtende bodennahe Ausbringung von Gülle und Gärresten auf Acker ab 2020 und auf Grünland ab 2025 diskutiert“, erklärt Josef Steinhuber, Behördenleiter am Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Regen. Derzeit ist in dem kleinstrukturierten Gebiet mit einem Grünlandanteil von über 80 % die Breitverteilung des flüssigen Wirtschaftsdüngers Standard. Fest steht jedoch, dass die Ansprüche an die Gülleausbringtechnik steigen werden. Düngeverordnung und Kulap-Förderung Findige Landwirte nutzen daher schon jetzt die Fördermöglichkeiten einer emissionsarmen Wirtschaftsdüngerausbringung im Rahmen des Bayerischen Kulap. Über 60 Betriebe in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau haben heuer das erste Mal diese Prämie beantragt. Markus Niedermeier vermutet, dass es noch mehr Antragsteller gegeben hätte, wenn von Anfang an klar gewesen wäre, dass man sich nicht verbindlich auf eine genaue Güllemenge festlegen muss. Immerhin beläuft sich die Zuwendung auf 1,50 €/m3 – bei maximal 18 m3/GV oder 18 m3/kWel und Jahr bzw. maximal 54 €/ha förderfähige Fläche und Jahr. „Wir haben unser Ziel erreicht, in die bodennahe Gülleausbringung einzusteigen. Die unterschiedlichen Techniken und Systeme können sich nun den Anforderungen der Praxis stellen“, so der Berater vom Landwirtschaftsamt. Bereits letzten August hatten die Maschinenringe aus dem Oberen Fortsetzung auf Seite 46 46 I Landtechnik BLW 18 I 1. 5. 2015 Fortsetzung von Seite 45 und dem Mittleren Bayerischen Wald gemeinsam mit den Landwirtschaftsämtern Regen-Waldkirchen und Cham, dem örtlichen Landtechnikhandel, Herstellerfirmen und Lohnunternehmern interessierte Landwirte informiert. Auf zwei Vorführungen wurden Schleppschuhverteiler an gezogenen Fässern, eine Gülleverschlauchung mit einem Schlitzgerät sowie ein Selbstfahrer mit Kurzscheibenegge bzw. Scheibenschar-Schlitzgerät gezeigt. Der Einstieg in die bodennahe Ausbringung erfolgt häufig über Schleppschuhverteiler an gezogenen Fässern. Desgleichen helfen Schlitzgeräte Ammoniakverluste zu reduzieren. Allgemein bedarf es bei dieser Technik an gezogenen Fässern jedoch eines hohen konstruktiven Aufwandes. Zu beachten ist dabei das zulässige Gesamtgewicht beim Straßentransport. Um die Schlagkraft zu erhöhen, werden die schwereren Injektionsverteiler meist mit einem Selbstfahrer kombiniert. „Wir vermitteln unterschiedliche Technik zur bodennahen Gülleausbringung, aber natürlich ebenso herkömmliche Fässer im Solo-Verleih oder als komplette Dienstleistung. Jeder Betrieb muss letztlich selber entscheiden, welches Verfahren für ihn am besten passt“, hebt Andreas König, Mitarbeiter im MR Oberer Bayerischer Wald, hervor. „Ab heuer wird in den Maschinenringen in Viechtach und in Rinchnach auch ein Selbstfahrer Claas Xerion mit 15 m³-Aufbau mit Kurzscheibenegge mit einer AB von 6 m sowie mit einem Scheibenschar-Schlitzgerät für das Grünland mit einer AB von 8,70 m angeboten. 900er-Reifen und die Hundegang-Lenkung sorgen für eine möglichst hohe Bodenschonung“, betont Alfons Aschenbrenner, Lohnunternehmen Silo Fischl aus Richnach. Zugefahren wird mit einem Lkw mit aufgebauten 16-m³-Fass und/oder zwei Zubringerfässern mit je 15 m³. Der 36-Jährige ist davon überzeugt, dass künftig die schlagkräftige Gülleausbringung in den Boden an Bedeutung gewinnen wird. Veronika Fick-Haas für KBM Neuburg www.landecht.de/agrar 29832-11 JS Damit Gülle nicht … Verschlauchen: Komplett anderes Güllefahren Ostallgäuer Gemeinschaft will den Boden schonen Z ehn Landwirte im MR Ostallgäu gründeten letzten Herbst die Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR. Das Besondere daran: Sie haben sich keine klassische Technik angeschafft, sondern in eine Gülleverschlauchung mit Schleppschuhverteiler investiert. „Der Charme der Gülleverschlauchung liegt einfach darin, dass man nur mit geringem Gewicht unterwegs ist. Im Grunde wird ja lediglich der Gülleverteiler am Schlepper angebracht“, sagt Georg Wölfle aus Untrasried. Nachdenklich beobachtet der 53-Jährige die Entwicklung zu immer größeren und schweren Güllefässern und registriert mit Unbehagen deren Fahrspuren im Grünland und im Feld. Anderen Landwirten geht es ähnlich. „Wir haben zum Teil sehr schwere, dann aber auch moosige Böden, die lange feucht sind. Die sind nicht für Großtechnik geeignet“, findet auch Thomas Holderried aus Aitrang. Als der MR Ostallgäu über die Alternative der Gülleverschlauchung informierte, war das Interesse groß. Angetan von der Technik, gründeten zehn Landwirte, allesamt Milchviehhalter und/oder Biogasbetriebe, die Güllegemeinschaft Ostallgäu GbR. Sie investierten in eine Gülleverschlauchung mit Pumpstation, Schläuche, zwei Schlauchhaspeln und in einen 15 m breiten BomechSchleppschuhverteiler. Hauptargument war die Bodenschonung bei einer schlagkräftigen Ausbringung des Wirtschaftsdüngers. Dr. Paul Dosch, Behördenleiter des Amtes für Landwirtschaft in Kauf-
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