Blumen- und Nützlingsvielfalt – angepasste Pflege für kommunale Grünflächen Die kommunalen Flächen im Besitz der Städte und Gemeinden können nicht nur für gestresste Menschen Erholung bieten, auch für seltene Pflanzen- und Tierarten können diese Flächen wichtige Lebensräume darstellen. 54% der Wildbienen, 60% der Tagfalter, viele Heuschrecken, Käfer und andere Arten in Bayern sind vom Aussterben bedroht und benötigen dringend mehr und bessere Rückzugsgebiete. Dazu beigetragen hat unsere überzogene Denkweise von „Ordnung und Sauberkeit“ in der freien Natur. Auf öffentlichen Grünflächen können Rand- oder Teilbereiche oder auch Streifen stehen gelassen und aus der intensiven Pflege herausgenommen werden. Der Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz und Dünger, Verzicht auf einen Mulcher, die Reduzierung der Schnitthäufigkeit und Wahl eines insektenfreundlichen Mähers wie dem Balkenmäher, eine Schnitthöhe von 5 bis 10 cm, das Abfahren des Mähguts und die Aussaat von Blumenwiesen können dabei helfen, unsere Landschaft wieder bunter zu gestalten. Gute Beispiele in einigen Gemeinden Im Waginger Kurpark wurde bereits eine Bienenweide angelegt, die sich großer Beliebtheit erfreut. Auch in Kirchanschöring werden kommunale Teilflächen aus der intensiven Pflege herausgenommen und als Blühwiesen bewirtschaftet. Dabei helfen diese Flächen auch Kosten sparen, sie sind im Vergleich zur Wechselbepflanzung mit Zierblumen deutlich pflegeleichter, preiswerter in der Anlage und können dem Bauhof manchmal sogar Arbeit sparen. Extensivierung von Straßenrändern und kommunalen Flächen Aber es gibt noch mehr Grün in den Kommunen: Auch das sogenannte Begleitgrün entlang der Gemeinde- und Kreisstraßen kann durch angepasste Pflege wertvollen Lebensraum bieten. Straßenböschungen sind nicht nur Abstandsflächen zwischen dem Verkehr und angrenzenden Nutzungen. Über viele Wochen im Jahr sind es auch Flächen, auf denen es bunt blüht und auf denen viele Insekten fliegen. Und sie tragen zur Vernetzung von Blühflächen in der Landschaft bei. Natürlich müssen die Bankettflächen in unmittelbarer Straßennähe intensiv gepflegt werden, die Verkehrssicherheit geht schließlich immer vor. Aber im Bereich der Böschung kann durchaus ein Extensivbereich eingerichtet werden, in dem 1-2mal pro Jahr spät gemäht und Mähgut abgefahren wird oder Teilbereiche nur jedes zweite Jahr geschnitten werden. Erst kürzlich haben sich Mitarbeiter aus mehreren Gemeinden und Bauhöfen zur Praxis einer extensiveren Pflege kommunaler Flächen fortgebildet. Die sieben Gemeinden der Ökomodellregion haben sich dazu bereit erklärt, einen Pflegeplan für die öffentlichen Grünflächen zu entwickeln, der eine extensive, den Artenreichtum fördernde Pflege in den Vordergrund stellt. Ein Antrag zur Finanzierung des notwendigen Konzepts für Gemeinden mit vielen Pflegeflächen ist ins neue Leaderkonzept eingeflossen und kann nach dem Leader-Start und einer weiteren Ausarbeitung konkret im jeweiligen Gemeinderat behandelt werden. Auf invasive Arten achten Leider gibt es auch einige schöne Blühpflanzen, die zwar wertvoll für Insekten sind, aber nicht toleriert werden können. Dazu gehört das giftige Jakobskreuzkraut, dass in trockenen Gegenden heimisch ist, aber in den letzten Jahren, gefördert durch Ansaatmischungen an Straßenböschungen und die Verbreitung über Maschinen und Verkehr, verstärkt auftritt und jetzt auch bei uns im Landkreis angekommen ist. Das Jakobskreuzkraut verträgt keinen häufigen Schnitt, aber zu frühes Mähen oder gar Mulchen kann für die Bekämpfung genauso schlecht sein wie zu spätes Mähen nach der Blüte. Ein optimaler Mähzeitpunkt liegt Ende Juni/ Anfang Juli. Deshalb lässt sich die Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts mit der Bewahrung dringend notwendiger Blühflächen in der ersten Jahreshälfte gut vereinbaren. 5.8.2015 Ökomodellregion
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