China zu schwierig für Basler KMU - i-net

6. November 2015
Nationale Tageszeitung
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Basler Zeitung
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China zu schwierig für Basler KMU
Beratungsstelle in Basel zieht nach zwei Jahren eine gemischte Bilanz
Von Desiree
Basel. Hiesige KMU interessierensich
zwar zunehmend für den chinesischen
Markt. In China niedergelassen hat sich
bisheraber keine der beratenen Firmen,
resümiert Gabriel Schweizer, General
Manager der China Business Platform,
am Mittwoch im Gespräch mit der BaZ.
Da die seit 2007 bestehende Städtepartnerschaft Basel-Shanghai sich auf
Kultur, Bildung und Gesundheit
beschränkte, gründete das Amt für
Wirtschaft und Arbeit des Kantons
Basel-Stadt 2013 die China Business
Platform. Seitdem unterstützt Schweizer mit einer Mitarbeiterin Start-ups
und KMU im Kanton Basel-Stadt und
Jura beim Eintritt in den chinesischen
Markt. Die Erstberatung und Vermittlung von chinesischen Partnern ist
kostenlos und wird zur Hälfte von den
Kantonen und zur Hälfte vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco finanziert. Gleichzeitig fördert die Organisation die Ansiedlung von chinesischen
Firmenin der Nordwestschweiz.
Insgesamt ist Schweizer aber mit
der Entwicklung zufrieden: "Schweizer
Firmensetzen immernoch grosse Hoffnungen in den chinesischen Markt. Wir
haben seit der Gründung ein grosses
Netzwerk an interessiertenGeschäftsleuten aufgebaut." In Basel seien es vor
allem Firmenaus den Life Sciences, im
Jura aus Mikrotechnologie und Uhrenindustrie, die ihre Erfahrungen austauschen wollen und Kontakt zu chinesischen Partnern suchen.
In erster Linie braucht es Geduld
Dennoch zögern viele Firmen, den
Schritt nach China tatsächlich zu tun,
gibt Schweizer zu, und seien trotz Beratung sehr vorsichtig. Aus gutem Grund,
findet Schweizer, denn: Der Eintritt in
den chinesischen Markt gestalte sich
schwieriger als in anderen Ländern.
Auch das am 1. Juli 2014 in Kraft
getretene Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China hat daran
nicht viel geändert. Seitdem seien die
Gut vernetzt. Gabriel Schweizer
studierte in Peking, arbeitete in China
und spricht fliessend Mandarin.
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Kontaktepflegen. Wer in China Fuss fassen will, braucht viel Geduld und ein finanzielles Polster.
Zölle auf Industriewaren zwar teilweiseoder ganz abgebaut, davon gross
profitieren konnte aber bisher keine
Firma, stellt Schweizer fest. Denn am
Ende fallen beim Vertrieb in China
noch mehr Steuern an, die oft teurer
seien als die Zollgebühren. Laut
Schweizer braucht es für die Expansion nach China in erster Linie Geduld.
Um Vertrauen bei den chinesischen
Geschäftspartnern aufzubauen, müsse
die Firma mehrmals pro Jahr ins Land
reisen und den Kontakt intensiv pflegen weit mehr als in anderen Ländern. Diesen Aufwand unterschätzten
Schweizer KMU oft. Ausserdem dauert
es in China im Vergleich zu anderen
Märkten meist länger, bis die Niederlassung Gewinneverbuchen kann.
Dies bestätigt Stefan Weber, Vizepräsident und Teilhaber von Rego-Fixin
Tenniken: "Wer sich in China niederlassen will, muss langfristig planen und
nicht gleich den grossen Gewinn erwarten." Rego-Fix stellt seit 1950 Präzisions-Spannwerkzeuge her, hat in der
Schweiz 200 Angestellte und ist seit
acht Jahren mit einem Büro in Shanghai vertreten.Im vergangenenJahr entstand daraus eine Tochterfirma, die
dort die Schweizer Produkte vertreibt.
Um bei chinesischen Geschäftspartnern
zu Punkten, sei es hilfreich, dass der
Inhaber der Firma persönlich nach
China zu Besuch komme, sagt Weber
aus eigener Erfahrung. Ausserdem sei
es in China schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, das die Branche kenne.
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BaselArea, Basel
Bisher bestehe das Team vor Ort jedoch
ausschliesslich aus chinesischen Mitarbeitern. Auch nach acht Jahren sei das
Geschäft dort immer noch im Aufbau,
wächst aber: "Das ist erst der Anfang. Es
gibt noch viel Potenzial", sagt Weber
und lässt offen, ob die Niederlassung
schon Gewinn verbuchen konnte. Firmen, die sich in China ein Standbein
aufbauen wollen, empfiehlt Weber, sich
vor Ort Beratung zu suchen, insbesondere für die rechtlichen Aspekte.
Swissness für Firmen aus China
Auch für Gabriel Schweizer lohnt
sich der Markeintritt von Basler KMU.
Denn trotz langsamerem Wachstum
bleibe China einer der wichtigsten
Märkte weltweit. "China wächst immer
noch viel stärker als der Rest der Welt
und die Kaufkraft der Bevölkerung
steigt." Die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigt: Die Exporte
der Schweiz nach China haben zwischen Juli 2014 und Mai 2015 im Vergleich zur Vorperiode um drei Prozent
zugenommen, die Importe um rund
vier Prozent. Der Export mit der übrigen Welt ist im gleichen Zeitraum und
im Vergleich zur Vorperiode jedoch
kaum gestiegen und der Import sogar
um fast vier Prozent geschrumpft.
China ist nach der EU und den USA der
drittgrösste Abnehmer Schweizer
Exporte und die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt.
Der Standort Nordwestschweiz hat
laut Schweizer für chinesische Firmen
Foto Keystone
mehrere Vorzüge: "Basel ist gerade für
Pharma-Zulieferer interessant. In der
Region gibt es besonders viele und
mehrsprachige Experten der LifeSciences-Branche." Die Region sei
zudem sehr gut mit anderen europäischen Städten vernetzt und könne bei
den Steuern mit der restlichen Schweiz
und Europa mithalten. Im Kanton Jura
könnten chinesische Firmen insbesondere von der Expertise in der Mikrotechnologie und Uhrenindustrie profitieren. Allgemein sei für die Firmen die
Marke Schweiz sehr attraktiv. Mit dem
Freihandelsabkommen können die in
der Schweiz hergestellten Produkte einfacher und nach klarer definierten
Richtlinien die Bezeichnung "Herkunftsland Schweiz" erhalten. Tatsächlich in die Region locken konnte die
China Business Platform aber bisher
noch keine chinesische Firma. Schweizer ist aber zuversichtlich: "Im europäischen Vergleich ist die Schweiz ein
Nachzügler. Die chinesischen Investitionen werden kommen."
Künftig will Schweizerdas Netzwerk
in der Region und in China erweitern
und mehr Firmen ansprechen. Ausserdem planen die Kantone Basel-Stadt,
Basel-Landschaft und Jura die Innovationsförderung "i-net", die Wirtschaftsförderung BaselArea und die China
BusinessPlatformAnfang 2016 zu fusionieren, um eine bessere Aussenwirkung
der Basler Marke zu erreichen. Dann ist
die China Business Platform auch für
BaselbieterUnternehmen zugänglich.
Kundenservice: 044 500 4460
[email protected]