6. November 2015 Nationale Tageszeitung Seite 33 / 63'063 mm² CHF 13'002.68 Werbewert Basler Zeitung 061 639 11 11 77'619 Auflage China zu schwierig für Basler KMU Beratungsstelle in Basel zieht nach zwei Jahren eine gemischte Bilanz Von Desiree Basel. Hiesige KMU interessierensich zwar zunehmend für den chinesischen Markt. In China niedergelassen hat sich bisheraber keine der beratenen Firmen, resümiert Gabriel Schweizer, General Manager der China Business Platform, am Mittwoch im Gespräch mit der BaZ. Da die seit 2007 bestehende Städtepartnerschaft Basel-Shanghai sich auf Kultur, Bildung und Gesundheit beschränkte, gründete das Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt 2013 die China Business Platform. Seitdem unterstützt Schweizer mit einer Mitarbeiterin Start-ups und KMU im Kanton Basel-Stadt und Jura beim Eintritt in den chinesischen Markt. Die Erstberatung und Vermittlung von chinesischen Partnern ist kostenlos und wird zur Hälfte von den Kantonen und zur Hälfte vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco finanziert. Gleichzeitig fördert die Organisation die Ansiedlung von chinesischen Firmenin der Nordwestschweiz. Insgesamt ist Schweizer aber mit der Entwicklung zufrieden: "Schweizer Firmensetzen immernoch grosse Hoffnungen in den chinesischen Markt. Wir haben seit der Gründung ein grosses Netzwerk an interessiertenGeschäftsleuten aufgebaut." In Basel seien es vor allem Firmenaus den Life Sciences, im Jura aus Mikrotechnologie und Uhrenindustrie, die ihre Erfahrungen austauschen wollen und Kontakt zu chinesischen Partnern suchen. In erster Linie braucht es Geduld Dennoch zögern viele Firmen, den Schritt nach China tatsächlich zu tun, gibt Schweizer zu, und seien trotz Beratung sehr vorsichtig. Aus gutem Grund, findet Schweizer, denn: Der Eintritt in den chinesischen Markt gestalte sich schwieriger als in anderen Ländern. Auch das am 1. Juli 2014 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und China hat daran nicht viel geändert. Seitdem seien die Gut vernetzt. Gabriel Schweizer studierte in Peking, arbeitete in China und spricht fliessend Mandarin. Seite 1 | 1 Kontaktepflegen. Wer in China Fuss fassen will, braucht viel Geduld und ein finanzielles Polster. Zölle auf Industriewaren zwar teilweiseoder ganz abgebaut, davon gross profitieren konnte aber bisher keine Firma, stellt Schweizer fest. Denn am Ende fallen beim Vertrieb in China noch mehr Steuern an, die oft teurer seien als die Zollgebühren. Laut Schweizer braucht es für die Expansion nach China in erster Linie Geduld. Um Vertrauen bei den chinesischen Geschäftspartnern aufzubauen, müsse die Firma mehrmals pro Jahr ins Land reisen und den Kontakt intensiv pflegen weit mehr als in anderen Ländern. Diesen Aufwand unterschätzten Schweizer KMU oft. Ausserdem dauert es in China im Vergleich zu anderen Märkten meist länger, bis die Niederlassung Gewinneverbuchen kann. Dies bestätigt Stefan Weber, Vizepräsident und Teilhaber von Rego-Fixin Tenniken: "Wer sich in China niederlassen will, muss langfristig planen und nicht gleich den grossen Gewinn erwarten." Rego-Fix stellt seit 1950 Präzisions-Spannwerkzeuge her, hat in der Schweiz 200 Angestellte und ist seit acht Jahren mit einem Büro in Shanghai vertreten.Im vergangenenJahr entstand daraus eine Tochterfirma, die dort die Schweizer Produkte vertreibt. Um bei chinesischen Geschäftspartnern zu Punkten, sei es hilfreich, dass der Inhaber der Firma persönlich nach China zu Besuch komme, sagt Weber aus eigener Erfahrung. Ausserdem sei es in China schwierig, qualifiziertes Personal zu finden, das die Branche kenne. - Clip #546034819 lizenziert für BaselArea, Basel Bisher bestehe das Team vor Ort jedoch ausschliesslich aus chinesischen Mitarbeitern. Auch nach acht Jahren sei das Geschäft dort immer noch im Aufbau, wächst aber: "Das ist erst der Anfang. Es gibt noch viel Potenzial", sagt Weber und lässt offen, ob die Niederlassung schon Gewinn verbuchen konnte. Firmen, die sich in China ein Standbein aufbauen wollen, empfiehlt Weber, sich vor Ort Beratung zu suchen, insbesondere für die rechtlichen Aspekte. Swissness für Firmen aus China Auch für Gabriel Schweizer lohnt sich der Markeintritt von Basler KMU. Denn trotz langsamerem Wachstum bleibe China einer der wichtigsten Märkte weltweit. "China wächst immer noch viel stärker als der Rest der Welt und die Kaufkraft der Bevölkerung steigt." Die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigt: Die Exporte der Schweiz nach China haben zwischen Juli 2014 und Mai 2015 im Vergleich zur Vorperiode um drei Prozent zugenommen, die Importe um rund vier Prozent. Der Export mit der übrigen Welt ist im gleichen Zeitraum und im Vergleich zur Vorperiode jedoch kaum gestiegen und der Import sogar um fast vier Prozent geschrumpft. China ist nach der EU und den USA der drittgrösste Abnehmer Schweizer Exporte und die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Der Standort Nordwestschweiz hat laut Schweizer für chinesische Firmen Foto Keystone mehrere Vorzüge: "Basel ist gerade für Pharma-Zulieferer interessant. In der Region gibt es besonders viele und mehrsprachige Experten der LifeSciences-Branche." Die Region sei zudem sehr gut mit anderen europäischen Städten vernetzt und könne bei den Steuern mit der restlichen Schweiz und Europa mithalten. Im Kanton Jura könnten chinesische Firmen insbesondere von der Expertise in der Mikrotechnologie und Uhrenindustrie profitieren. Allgemein sei für die Firmen die Marke Schweiz sehr attraktiv. Mit dem Freihandelsabkommen können die in der Schweiz hergestellten Produkte einfacher und nach klarer definierten Richtlinien die Bezeichnung "Herkunftsland Schweiz" erhalten. Tatsächlich in die Region locken konnte die China Business Platform aber bisher noch keine chinesische Firma. Schweizer ist aber zuversichtlich: "Im europäischen Vergleich ist die Schweiz ein Nachzügler. Die chinesischen Investitionen werden kommen." Künftig will Schweizerdas Netzwerk in der Region und in China erweitern und mehr Firmen ansprechen. Ausserdem planen die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura die Innovationsförderung "i-net", die Wirtschaftsförderung BaselArea und die China BusinessPlatformAnfang 2016 zu fusionieren, um eine bessere Aussenwirkung der Basler Marke zu erreichen. Dann ist die China Business Platform auch für BaselbieterUnternehmen zugänglich. Kundenservice: 044 500 4460 [email protected]
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