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Kupfermail Nr. 131 – 31. Dezember 2015
Die Aurubis Kupfermail informiert Sie monatlich über die Entwicklungen
am Kupfermarkt.
Im Fokus
Unmittelbar vor dem Jahresende lohnt sich ein kurzer Blick zurück. Insgesamt kommt das
Kupfer- und Rohstoffjahr 2015 nicht allzu gut weg, obwohl an der fundamentalen Situation
nicht in allen Teilen etwas auszusetzen war. So ist es nicht zu den erwarteten größeren
Produktionsüberschüssen gekommen, der Kupferpreis geriet dennoch unter starken Druck
und fiel auf ein mehrjähriges Tief. Für 2016 sind die Aussichten vage und in vielem noch
nicht konkret genug um fundierte Aussagen treffen zu können.
Konjunktur
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Es war ein kleiner Schritt, aber er beendete die fast eine Dekade währende Nachkrisenzeit.
Am 16.12. erhöhte die US-Notenbank ihren Leitzins um 0,25 Punkte auf eine Spanne von
0,25 bis 0,50 Prozent. Dies war das erste Mal seit 2006, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise.
Da die Erhöhung minimal war und das Zinsniveau immer noch extrem niedrig ist, wird für die
US-Wirtschaft nicht mit Bremseffekten gerechnet. Die höheren Zinsen können jedoch Kapital
anziehen, was zu mehr Dollar-Nachfrage und damit zu höheren Kursen für die US-Währung
führt. Ein stärkerer US-Dollar wirkt sich in der Regel auf die Preise der in Dollar notierten
Rohstoffe belastend aus. Bei Kupfer hat sich dies in den Tagen nach der Bekanntgabe noch
nicht gezeigt.
Die deutsche Wirtschaft scheint zum Jahresende kaum an Schwung verloren zu haben. Der
Markit-Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister fiel im Dezember um 0,3 auf
54,9 Punkte und signalisiert damit weiterhin ein solides Wachstum.
Kupfer kompakt
Im Rückblick wird das Kupferjahr 2015 vielfach als ein Jahr eingestuft, das man getrost
vergessen kann und damit steht Kupfer nicht allein. Der gesamte Rohstoffsektor geriet unter
Druck, die großen Minenkonzerne mussten erhebliche Kursverluste ihrer Aktien hinnehmen,
viele institutionellen Investoren zogen sich aus dieser Anlageklasse zurück. Nach einem
Bericht der Financial Times hat RBC Capital Markets ermittelt, dass Investoren Ende
Oktober mit 219,5 Milliarden US$ im Rohstoffsektor investiert waren, nach einem
vorangegangenen Spitzenwert von mehr als 400 Milliarden US$. Andere Fonds sind aber
geblieben. Bei Kupfer, so heißt es, hätten umfangreiche Short-Verkäufe, vor allem von
chinesischen Hedgefonds, hinter dem stattgefundenen Kursrückgang gestanden. Zum
Umdenken soll dabei nicht zuletzt der dramatische Einbruch der Aktienkurse an der
Shanghai Stock Exchange geführt haben. Der Shanghai Composite Index fiel von seinem
Hoch bei 5.166 am 12. Juni auf 2.927 am 26. August.
Ohnehin hat China weiterhin im Zentrum der Marktentwicklung von Kupfer gestanden. Ein
entscheidender Faktor war hier das nachlassende Wirtschaftswachstum und damit
verbunden die entsprechend niedriger eingestufte Kupfernachfrage des Landes. Die ICSG
ermittelte für den Zeitraum Januar bis September nur noch ein Bedarfsplus von 0,5 %. Die
chinesischen Importe an raffiniertem Kupfer lagen von Januar bis November mit 3,3 Mio. t
um 0,6 % unter dem Vorjahreswert. Hierzu wird auch der geringere Bedarf an Kupfermengen
für Finanzierungszwecke beigetragen haben.
Die Weltkupferbilanz weist nach Angaben der ICSG im Zeitraum Januar bis September
einen Produktionsüberschuss von 35.000 t aus, unter Berücksichtigung der
Bestandsveränderungen in chinesischen Zolllagern ein Produktionsdefizit von 60.000 t. Im
gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Defizit noch 452.000 t bzw. 482.000 t betragen.
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Für 2016 liegt derzeit noch vieles im Vagen. Entscheidend ist ob die Stimmung hinsichtlich
Rohstoffe und Kupfer umschlagen wird. Obwohl derzeit in China die einen oder anderen
makroökonomischen Daten ermutigend ausfallen, ist es noch viel zu früh für eine Erkenntnis
über die Wirkung der stimulierenden Konjunkturmaßnahmen. Auch hinsichtlich der geplanten
Produktionskürzungen muss abgewartet werden, ob und wie sie realisiert werden und ob sie
ausreichen werden um die erwartete Nachfrageschwäche weitgehend zu kompensieren. Die
SHFE und die China Securities Regulatory Commission (CSRC) sind durch die diesjährigen
Vorkommnisse und nicht zuletzt auf Ansinnen der chinesischen Hütten in hohem Masse
sensibilisiert für die short selling-Aktivitäten von Hedgefonds und Hochfrequenzhändlern. Mit
weiteren Untersuchungen und mit Regulierungsmassnahmen kann gerechnet werden. Offen
bleibt auch, wie sich die großen Bergbaukonzerne verhalten werden, die durch die niedrigen
Rohstoffpreise unter starkem Handlungszwang geraten sind. Marktberichten zufolge wird bei
den Minen eher mit verstärkten Kostenreduzierungen als mit Produktionskürzungen
gerechnet. In Nordamerika muss sich zeigen, ob die Konjunkturerholung fortschreitet und
wie die Fed in ihrer Zinspolitik darauf reagieren wird. In diesem Zusammenhang ist auch die
Entwicklung des US-Dollars ins Kalkül zu ziehen. Stärkere Einflüsse vom physischen
Geschäft sind wohl erst nach dem chinesischen Neujahrsfest am 08. Februar 2016 zu
erwarten. Es dürfte dann interessant sein, zu sehen, wie sich die Kathodenprämien im SpotGeschäft entwickeln. Manche Konsumenten haben ihre Jahresmengen reduziert und
müssen nun verstärkt im Tagesgeschäft aktiv werden.
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• Preisentwicklung
Die Kupferpreisentwicklung hat in der ersten Dezemberhälfte keine klare Richtung erkennen
lassen. Auch für die restlichen Tage des Jahres werden keine dramatischen
Kursveränderungen erwartet. Die Settlement-Notierungen bewegten sich in einer Bandbreite
von 4.525 US$/t (03.12.) bis 4.667 US$/t (11.12.). Auch aus der Preisstruktur KassaDreimonate ist nichts abzulesen. Nach einer anfänglichen minimalen Backwardation (KassaKurs > Dreimonatskurs), zeigte sich zuletzt ein ebenso minimales Contango (Kassa-Kurs <
Dreimonatskurs). Im Durchschnitt des Jahres 2015 wird sich ein Kupferpreis von etwas über
5.500 US$/t (Settlement) ergeben. Damit hat Kupfer in diesem Jahr im Durchschnitt rund 20
% an Wert gegenüber dem Vorjahr verloren.
• Kupferrohstoffe
Am internationalen Markt für Kupferkonzentrate richtete sich der Blick im Dezember vor
allem auf die erste Meldung über einen Vertragsabschluss für 2016 zwischen dem
chilenischen Minenunternehmen Antofagasta und der größten chinesischen Kupferhütte
Jiangxi Copper. Beide hatten sich auf ein Verarbeitungsentgelt (TC/RC) verständigt, das um
9 % unter der Vereinbarung von Jiangxi Copper und Freeport-McMoRan für 2015 liegt.
Damals war der Abschluss mit 107 US$/t und 10,7 cents/lb erfolgt. Was daraus folgen wird
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bleibt offen. Es ist aber zu lesen, dass erst ein Abschluss zwischen Freeport-McMoRan und
einer größeren Hütte genug Bedeutung hat, um als Benchmark akzeptiert zu werden.
Wie nicht anders zu erwarten war, hat sich die Lage an den europäischen Altkupfermärkten
im Dezember nicht verändert. Mit der tendenziellen Seitwärtsbewegung der Kupferpreise
und dem bevorstehenden Jahresende sind die Aktivitäten verhalten geblieben.
• Produktion
Wie in den Medien berichtet wird, soll es zu einem Treffen der neun führenden Kupferhütten
Chinas am dritten Dezemberwochenende gekommen sein. Danach besteht in der Branche
und unter Investoren Konsens darüber, dass den im November bekanntgewordenen
Produktionskürzungsabsichten von 350.000 t weitere folgen könnten. Dies hängt von der
weiteren Preisentwicklung und der Profitabilität der chinesischen Hütten ab. Nach Aussage
des Managers wurde beschlossen, nicht mit Verlusten zu produzieren und sich damit in der
Produktionshöhe von der wirtschaftlichen Situation leiten zu lassen. Sollten die
Kürzungsabsichten umgesetzt werden, würde der chinesische Markt monatlich rund 30.000 t
an Kupferproduktion verlieren.
Nach einer Mitteilung von Indonesiens PT Smelting erreicht die Kathoden-Produktion am
Standort Gresik in 2015 nur die Hälfte der vorjährigen Produktion von 300.000 t.
• Bestände
Die Kupferbestände bei den drei Metallbörsen LME, Comex und SHFE liegen Mitte
Dezember (16.12.) bei 467.000 t. Sie sind damit seit Anfang Dezember um rund 30.000 t und
seit ihrem diesjährigen Höchststand von 604.000 t Anfang April um 137.000 t gesunken. Bei
der LME, die einen Bestand von rund 232.000 t aufweist, stehen noch 23.000 t zur
Auslieferung an (cancelled warrants). Zwar hat sich die Bestandsreduzierung bei
Metallbörsen fortgesetzt, bis zur Erreichung des Jahresanfangsbestands von 313.000 t
besteht jedoch noch Spielraum. Im Zolllager Shanghai soll es im Dezember zu einer
Bestandsaufstockung gekommen sein, von 400.000 t auf 430.000 t.
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• Produktmärkte
An den europäischen Märkten für Kupferprodukte hat sich gegenüber dem Vormonat keine
durchgreifende Veränderung ergeben. Die ohnehin geringen Aktivitäten kommen Feiertagsund Jahresendbedingt zunehmend zum Erliegen.
Zurückblickend auf das dritte Quartal 2015 verzeichnete die weltweite Produktion von
Kupfer-Gießwalzdraht nach Angaben von CRU ein leichtes Plus von 0,9 % gegenüber dem
Vorjahr. Während sich die Produktion in China und den USA verbessern konnte, behielt
Europa sein ohnehin gutes Niveau bei. In anderen Ländern und Regionen, wie in Brasilien,
Afrika und im Mittleren Osten, kam es jedoch zu einer rückläufigen Entwicklung. China bot
ein uneinheitliches Bild, mit staatlich getriebenem Wachstum im Kabel- und Drahtsektor und
einer schwächeren Nachfrage in den Branchen Automobil und Klimatechnik.
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