wohin steuert das Reich der Mitte?

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17.03.2016
Daten | Fakten | Argumente
THEMA
DER
WOCHE
13. Fünfjahresplan –
wohin steuert das Reich der Mitte?
Schmerzhafter, aber
notwendiger Abbau von
Überkapazitäten
Das von Premier Li Keqiang ausgegebene Wachstumsziel von 6,5 bis 7 Prozent ist ambitioniert,
bedenkt man die schwache Weltkonjunktur und die enormen Veränderungen, vor denen Chinas
Wirtschaft steht. Konsum, Innovation und Dienstleistungen sollen in Zukunft das Wachstum der
chinesischen Volkswirtschaft antreiben.
Um die Ziele zu erreichen, müsse China sich „tief ins eigene Fleisch schneiden“, formulierte Li
Keqiang im vergangenen Jahr. Die Reduktion von Überkapazitäten ist in vielen Industriebranchen überfällig, beispielsweise in der Stahlproduktion. Denn bislang sind Marktverzerrungen durch
niedrigpreisige Produkte aus China die Folge, die deutsche Hersteller extrem unter Druck setzen.
Das dient aber nicht nur einem fairen internationalen Wettbewerb. Langfristig ist es auch für
die chinesische Wirtschaft von Vorteil – selbst, wenn damit kurzfristig der Abbau von Millionen
Arbeitsplätzen verbunden ist.
Kooperationspotenziale
nutzen
Deutschland und China sind füreinander der jeweils wichtigste Handelspartner auf dem anderen Kontinent: Mehr als 30 Prozent des Handels zwischen Europa und China finden zwischen
den beiden Ländern statt. Mit den Schwerpunkten des Fünfjahresplans bieten sich viele weitere
Kooperationsfelder, unter anderem in den Bereichen Urbanisierung, Informationstechnologie
und Elektromobilität, aber auch bei den Themen moderne Fertigungstechnik, Energie und Ressourceneffizienz. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel im Juni zu den 4. deutsch-chinesischen
Regierungskonsultationen reist, wird sie daher ihrem chinesischen Amtskollegen Unterstützung
für das Reformprogramm zusichern. Deutschland ist sehr am Umbau der chinesischen Wirtschaft hin zu einem nachhaltigen Wachstum interessiert. Dies bedeutet einen Verzicht auf die
exzessive Nutzung natürlicher Ressourcen, den Einsatz umweltfreundlicher Technologien sowie
eine enge Kooperation im internationalen Klimaschutz.
Forderung nach gleich­
berechtigter Behand­
lung deutscher Unter­
nehmen
Mit dem enormen Reformdruck erhöht sich allerdings in China auch die Wahrscheinlichkeit
protektionistischer Maßnahmen. Insofern ist es für deutsche Unternehmen wichtig, ihre Geschäftsmodelle zu diversifizieren und Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Regionen Chinas
auszuloten. Auch gilt es, die Forderungen der deutschen Wirtschaft gegenüber der chinesischen
Regierung klar zu adressieren: Echte Partnerschaft verlangt Transparenz und Augenhöhe. Wenn
Premier Li jüngst verkündet, dass zukünftig ein leichterer Marktzugang für private Firmen in Sektoren wie Elektrizität, Telekommunikation, Transport, Öl, Gas und städtischer Versorgung gewährt
wird, so sollte dies auch für ausländische Unternehmen gelten. Die Forderungen nach gleichberechtigten Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen in China sowie nach Zugang zu
öffentlichen Forschungsgeldern und Aufträgen bleiben bislang unerfüllt. Das gilt auch für den
ausreichenden Schutz geistigen Eigentums und den Zugriff auf schnelles Internet.
Ansprechpartnerin:
Vera Philipps, DIHK Berlin, Telefon 030 20308-2325
China steht am wirtschaftlichen Scheideweg. Die Verabschiedung des 13. Fünfjahresplans wurde deshalb mit Spannung erwartet. Kernthemen sind Strukturreformen, Umweltschutz, soziale
Gerechtigkeit und Reformen im Militär- und Justizwesen. Die wirtschaftliche Umstrukturierung
Chinas ist erforderlich und letztlich auch im Interesse Deutschlands.