Stützsprünge: Vom Absprung auf dem Sprungbrett über Grätsche

Methodik Rolle vorwärts und Rolle rückwärts
Axel Fries, Koblenz
Rolle vorwärts
Wichtig für das Erlernen der Rolle vorwärts ist, dass man sie deutlich von
einem „Purzelbaum“ unterscheiden kann. Richtiges Aufsetzen der Hände,
weites Vorbeugen des Kopfes, rundes Rollen über den Rücken, geschlossene Beine, Aufstehen ohne Benutzen der Hände. Jede einzelne Bewegung
muss durch das Angebot und ausreichendes Üben von methodisch gut
durchdachten Vorübungen erlernt werden.
1.
Rückenschaukel (die Hände halten dabei die Knie fest, um die Bauchmuskulatur zu unterstützen).
2.
Knien auf einer Bank,
Hände direkt vor die Bank
setzen, den Kopf weit unter die Bank beugen
(„schau nach, ob unter der
Bank ein Kaugummi klebt),
und Rollen auf eine Matte. Die Position der Hände wird durch eine Kreidemarkierung gezeigt.
3.
Rolle vorwärts auf einer
schiefen Ebene (aus einem Sprungbrett und einer
Bodenturnmatte). Die Position der Füße, der Hände
und des Kopfes zwischen
Händen und Füßen wird durch Kreide markiert.
4.
Parallel zu Übung 3.: Rückenschaukel, ohne dass die Hände die Knie festhalten, dadurch wird
die Bauchmuskulatur mehr gekräftigt.
5.
Rolle vorwärts auf einer schiefen Ebene, aber ohne die Kreidezeichnung.
6.
Parallel zu Übung 5.: beim Üben der Rückenschaukel werden jeweils beim Vorrollen die Füße
nah an den Po gezogen und die Hände weit nach vorn gestreckt, so dass der Po von der Matte bei jedem Vorrollen abhebt. Damit wird das Aufstehen ohne Benutzen der Hände geübt.
7.
Rolle vorwärts auf einer flachen Matte.
8.
Rolle vorwärts auf einer flachen Matte, jetzt
steht ein Helfer am Ende der Matte (je nach
Länge der Matte auch hinter der Matte oder etwas weiter entfernt) und streckt die Hände nach
vorn. Das turnende Kind streckt dem Helfer
beim Aufstehen seine Hände entgegen. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt weit nach vorne und die meisten Kinder können sofort
ohne Benutzen der Hände aufstehen. Falls es nicht gelingt, hilft der Helfer durch Ziehen an
den Händen ein wenig nach.
9.
Rolle vorwärts mit Strecksprung.
Rolle rückwärts
Es gab in der Vergangenheit viele Diskussionen, ob die Rolle rückwärts in
der Schule „verboten“ werden soll, weil sie „so verletzungsgefährlich“ sei.
Man verbietet ja auch nicht die Bruchrechnung, nur weil so viele Kinder
Probleme damit haben… also: ran an die Rolle. Wichtig sind die richtigen
und ausreichend häufig geübten methodischen Schritte:
1.
Rückenschaukel (die Hände halten dabei die Knie fest, um die
Bauchmuskulatur zu unterstützen). Diese Übung ist identisch
zu Übung 1. der Rolle vorwärts.
2.
Sitzen rücklings an einer Wand, die Hände werden an den Ohren vorbei nach hinten zur Wand geführt, um die Handhaltung
bei der Rolle rückwärts zu üben.
3.
Rückenschaukel mit Hinsetzen der Hände neben die Ohren.
Diese Übung kann mit Übung 4. und 6. der Rolle vorwärts
kombiniert werden.
4.
Eine ganz wichtige Vorübung wird auf drei Kastenoberteilen
(wenn nur zwei vorhanden sind, werden diese schräg auf eine andere Erhöhung, z.B. mehrere Bodenturnmatten
oder ein Step-Aerobic-Brett, das von einer Gymnastikmatte oder einer Bodenturnmatte bedeckt ist, gelegt) ausgeführt: Sitzen ganz oben auf der Kante, die
Hände werden neben die Ohren gehalten, der Rücken
rund gemacht (Nase auf die Knie). Dann rückwärts
umfallen lassen, die Hände greifen auf die Kastendeckel, der Kopf bewegt sich durch die schräge Kastengasse. Dadurch ist die Halswirbelsäule absolut entlastet, das Aufsetzen der Hände kann aber optimal geübt werden. Selbst dann, wenn die Hände nicht richtig
aufgesetzt werden, kann der Turner nicht durch den
Spalt fallen, weil die Schultern das verhindern. Achtung: beim ersten Mal ist diese Übung ein wenig ‚komisch‘ und ein Helfer sollte dafür sorgen, dass die
Rolle rückwärts auch gerade geturnt wird – aber
schon beim zweiten Mal kann die Übung leicht alleine gemacht werden.
5.
Rolle rückwärts mit Hilfe auf einer schiefen Ebene (Sprungbrett und Bodenturnmatte). Die Hilfe
wird wahlweise durch den ÜL oder durch zwei Helfer mit einem Gymnastikstab gegeben. In
beiden Fällen wird in dem Moment, wenn der Nacken den Boden berührt, die Hüfte leicht angehoben, damit die Halswirbelsäule entlastet wird.
6.
Rolle rückwärts ohne Hilfe
auf einer schiefen Ebene.
7.
Rolle rückwärts auf einer flachen Ebene (ggf. noch mal mit Hilfe).
8.
Rolle rückwärts mit Landung der Füße auf einem
kleinen Mattenberg, der mit zunehmender
Übungshäufigkeit etwas erhöht werden kann. Damit wird der Druck der Hände auf den Boden ver-
stärkt.
9.
Nach großer Übungszahl wird der kleine Mattenberg entfernt (nicht Schritt für Schritt wieder
abbauen, sondern ganz entfernen).
Die Hilfe sollte so kurz und so wenig wie möglich sein, denn das Kind sollte nicht durch eine gute Hilfe, sondern durch eine gute methodische Vorbereitung die Rolle erlernen. Achtung: Übermäßige Hilfe ist eine Lernverhinderungsmaßnahme! Bei der einzusetzenden Hilfe ist darauf zu achten,
dass die Halswirbelsäule durch Anheben des Kindes an der Hüfte entlastet
wird. Wahlweise können sich Kinder ab der 2. Klasse auch gegenseitig mit
einem Gymnastikstab helfen.
Die hier aufgezeigten Übungen sowie die methodisch-didaktische Vorgehensweise stammt aus unserer Erfahrung.
Hier sind nach bestem Wissen und Gewissen Übungen und Aufgabenstellungen zusammengestellt, mit denen wir
tagtäglich arbeiten. Wir weisen jedoch darauf hin, dass jeder Lehrer, jeder Trainer und jeder Übungsleiter (und natürlich auch die –innen) in ihrer Turn- und Sportstunde die alleinige Verantwortung haben und dass jeder nach
seinem eigenen Können und seiner eigenen Ausbildung entsprechend handeln muss. Die Absicherung der Turngeräte sowie die Aufgabenstellungen müssen entsprechend dem Leistungsstand der Gruppe gewählt werden. Nicht
immer bieten Matten auch wirklich Schutz vor allen Gefahren. Hier sollte sorgsam und umsichtig vorgegangen
werden. Jeder darf nur solche Übungen von seiner Gruppe verlangen, die er selbst verantworten kann, die seinem
eigenen Ausbildungsstand und seiner Erfahrung entsprechen und die er seiner Gruppe zutraut. Das Verhalten und
der Leistungsstand der Gruppe ist hierfür ein wichtiger Maßstab.
Aus den hier vorgestellten Ideen können keine haftungsrechtlichen Ansprüche bei Sportunfällen und Sportverletzungen, die leider immer mal vorkommen können, gegenüber den Autoren oder dem Verlag hergeleitet werden.
Insbesondere sind auch die in den Länderhoheiten liegenden speziellen Bestimmungen für die Aufsicht von Lerngruppen im Sportunterricht zu beachten, ggf. sind für die Benutzung des Minitrampolins eine spezielle Lizenz oder
vorgeschaltete Fortbildungsmaßnahmen erforderlich.
Literaturangaben:
Fries, A. und Schall, R.: Kinderturnen – Die Geräte lernen uns kennen; Fries, Axel:
Kinderturnen im Grundschulalter; Fries, A. und Schall, R.: Gerätturnen? Klar macht
das Spaß!
erschienen im
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