7. Haushaltsrede_2016_Gruene

GRÜNE Fraktion
im Rat der Gemeinde Wickede (Ruhr)
Rede zum Haushalt 2016
von Lothar Kemmerzell
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vom 03.12.2015
es gilt das gesprochene Wort. -
Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren des Rates liebe Mitbürgerinnen und
Mitbürger!
Wie in den Vorjahren verzichte ich darauf, ihnen die Zahlen des Haushaltes im Einzelnen zu
benennen, da das bereits von meinen Vorredner*innen vorgetragen wurde.
Zunächst bedanke ich mich bei den Mitarbeiter*innen der Verwaltung für die gute
Vorbereitungsarbeit.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Kämmerer Christian Wiese der uns auch beim 12.
Abschluss unserer Haushaltsberatungen in gewohnt souveräner Art alle aufgetretenen
Fragen beantworten konnte.
Leider werden wir auch in diesem Jahr keinen ausgeglichenen Haushalt verabschieden
können und ob wir 2017 dazu kommen werden, sehe ich noch nicht.
Wobei ein ausgeglichener Haushalt ja lediglich bedeutet, dass wir keine neuen Schulden
machen. Um unsere Schulden abzubauen braucht es ohne Hilfe von Bund und Land mehrere
Generationen.
Deshalb halten wir die im Dezember 2014 verabschiedeten Steuererhöhungen im Gegensatz
zur SPD nach wie vor für gerechtfertigt. Wir haben, keine nennenswerten
Einsparmöglichkeiten im Haushaltsentwurf gefunden die auch einen Verzicht auf die
Steuererhöhungen 2016 bis 2019 gegenüber den nachfolgenden Generationen, die die
Schulden bezahlen müssen, gerechtfertigt hätten.
Der Hoffnung der SPD Anfang 2015 auf versprochene Unterstützung aus dem
Koalitionsvertrag der GroKo in Berlin können wir nicht folgen, wobei wir uns immer noch
gerne positiv überraschen lassen. Die Gelder aus dem Topf Asyl / ZUE standen ja wohl nicht
im Koalitionsvertrag.
Wie schon in den vergangenen Jahren fordere ich interfraktionelle Haushaltsberatungen, wie
sie u.a. bereits in Ense praktiziert werden.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Gemeindewerke ihre Gewinne zum Teil zur Erhöhung des
Eigenkapitals behalten können, weil wir das für eine wichtige Investition in die Zukunft
halten. Das Geld geht der Gemeinde nicht verloren, da die Gemeinde Eigentümerin der
Gemeindewerke ist. Wir freuen uns, dass sich diese Forderung inzwischen durchgesetzt hat.
Wir unterstützen weiterhin den Ausbau der Sekundarschule, die sich zu einer guten Schule
entwickelt hat. Die Investitionen sind eine Investition in die Zukunft unserer Kinder.
Allerdings erwarten wir von der Verwaltung absolute Transparenz bei der
Kostenentwicklung. Wir erwarten, dass die Verwaltung ihrer Informationspflicht auch
ungefragt nachkommt.
Die Mannesmann-Brache muss so schnell wie möglich saniert und bebaut werden, auch im
Interesse der in der Ruhrtalresidenz inzwischen lebenden Seniorinnen und Senioren.
Erfreulicher Weise gibt es ja hier positive Signale.
Die Erweiterung des EDEKA-Marktes sollten wir, soweit es in unseren Möglichkeiten steht
positiv fördern. Ebenso die Ansiedlung eines weiteren Vollsortimenters.
Der demografische Wandel geht auch an Wickede nicht vorbei, dass muss bei jeder Planung
bedacht werden, z.B. bei barrierefreien Gehwegen und Zugängen zu öffentlichen Gebäuden.
Die Einrichtung des Seniorenforums ist sicher ein richtiger Weg um den Bedürfnissen der
älter werdenden Bevölkerung gerecht zu werden.
Bei aller Unterstützung für ältere Menschen dürfen wir allerdings auch nicht vergessen das
Wickede auch für Jugendliche attraktiv werden muss. Jugendliche die z.B. den Unterstand
mit geplant haben, sind inzwischen Verheiratet und hoffen darauf, dass ihre Kinder den
Unterstand irgendwann nutzen können. Solch ein Planungsablauf ist jungen Menschen nicht
vermittelbar und führt nicht nur zu Politikverdrossenheit, sondern auch zur Abwanderung in
andere Städte.
Den Einsatz einer Mitarbeiterin in der aufsuchenden Jugendarbeit halten wir dringend für
erforderlich. Leider scheinen die Verwaltung und die Mehrheit des Rates nicht von der
Notwendigkeit überzeugt zu sein. Die halbherzige Einrichtung der Stelle bei der
evangelischen Kirchengemeinde ohne jede inhaltliche Vorgabe halten wir für eine
Fehlentscheidung.
Außerdem benötigen wir dringend kleine bezahlbare Wohnungen für junge Menschen.
Wir fordern, dass der Jugendarbeitskreis der am 15.10.2008 durch einstimmigen Beschluss
auf Antrag der Grünen Ratsfraktion eingesetzt wurde, wieder eingerichtet wird.
Es ist übrigens die einzige Arbeitsgruppe die formal durch einen schriftlichen Antrag
eingesetzt wurde.
Seit dem letzten Jahr haben wir eine ZUE in Wimbern. Mehrere Tausend Asylbewerber aus
Kriegs- und Krisengebieten sind inzwischen über die Einrichtung in Wimbern auf die
Kommunen in NRW verteilt worden.
Leider gibt es bisher von Seiten der Gemeinde und ihren politischen Vertretern keinerlei
Willkommenskultur. Wenn es den Verein „Menschen helfen Menschen“ nicht geben würde,
der sich allerdings zu einem großen Teil aus Nichtwickeder rekrutiert, wäre hier nur eisige
Kälte. Die politischen Vertreter dieser Gemeinde mit Ausnahme von Herrn Helmut Bäcker
sind dort nicht zu finden.
Durch die ZUE und die dadurch nicht mehr zugewiesenen Asylbewerber spart die Gemeinde
erhebliche Ausgaben. Inzwischen beneiden uns andere Städte um diese Einrichtung, die
nach Anlaufschwierigkeiten relativ problemlos läuft. Unsere immer noch betriebene Klage
stößt zunehmend auf Unverständnis. Sollten wir die Klage gewinnen, was ernsthaft nicht
einmal die Befürworter der Klage erwarten, kommen nicht nur erhebliche finanzielle
Belastungen auf die Gemeinde zu.
Meine Damen und Herren, der Bauerpark im letzten Jahr noch hart umkämpft, jeder wollte
den plötzlich nutzen, war in diesem Jahr relativ leer. Es ist wohl wie mit einem Spielzeug, das
unbeachtet in der Ecke steht bis ein Kind damit spielt, dann wollen plötzlich alle.
Wie in jedem Jahr erleben wir, dass die Bürgermeister zu den anstehenden
Haushaltsberatungen des Kreises auf die Barrikaden gehen. Erlauben Sie mir eine
Anmerkung dazu:
Bereits im Jahr 2011 hat der Kreiskämmerer im Rahmen seiner 10 Jahresplanung darauf
hingewiesen, dass die Kreisumlage erhöht werden muss, weil langfristig das Geld nicht
reicht. Aus wahltaktischen Gründen haben die Mehrheitsparteien eine Erhöhung verhindert
und jetzt fliegen ihnen die Brocken um die Ohren. Diesen Schaukampf könnten sie sich und
uns auch ersparen und sich stattdessen im ihrer eigenen Fraktion zusammen setzen und die
Angelegenheit einvernehmlich regeln.
BG und Grüne haben im Kreis seit Jahren vergeblich für einen besseren Haushalt gekämpft.
Meine Damen und Herren,
lassen sie mich zum Schluss noch etwas zur neuen „Internet-Presse“ in Wickede sagen:
Pressevielfalt finde ich gut. Allerdings sollte solide Presse berichten und keine Nachrichten
machen. Ein Beispiel ist der Bolzplatz in Wimbern. Da werden Leute gegeneinander gehetzt.
Wenn die sich dann direkt unterhalten stellen sie fest, das sie aufgehetzt wurden. So sieht
für mich keine seriöse Presse aus.
Ein weiteres Beispiel:
„ISIS-Kämpfer“ schlägt in Wickede zu
Die religiösen und politischen Konflikte aus dem „Nahen Osten“, die man sonst nur aus den
Nachrichten kennt, sind mit den Flüchtlingen nun auch in der Ruhrgemeinde angekommen.“
Angesichts der Dinge die in der Welt passieren sind solche Meldungen unerträglich.
Im Übrigen beabsichtige ich auch in Zukunft nicht, mir von einem Pressevertreter
vorschreiben zu lassen, wann ich mich zu Wort melde und mit wem ich rede.
Dem Haushalt 2016 und dem Stellenplan werden wir zustimmen ohne in Jubel
auszubrechen. Eine nachvollziehbare Alternative haben weder wir gefunden, noch haben wir
hier eine verantwortbare Alternative zur Kenntnis nehmen können.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit