Heimliche Steuererhöhungen Derzeit wird um die Neuordnung der Straßenbauverwaltung gestritten (Bild: wiggijo, pixabay) – in Wirklichkeit ist es ein Streit um heimliche Steuererhöhungen. Denn was kommt dabei anderes raus als dass der Bürger mehr zahlen muss? Auch wenn es nicht Steuer heißen soll, ist es eine unausweichliche Abgabe. Die Straßen-Privatisierung mag nochmal vom Tisch sein, wie eine aktuelle Meldung besagt, Autobahnen bleiben in Bundeshand (Süddeutsche Zeitung 23.11.). Aber die Regierungen sind innovativ beim Erfinden von impliziten Steuern, und zwar sind es immer Steuern für die Allgemeinheit und nie für die Besitzenden. Das ist beim EEG so, wo den Stromverbrauchern die Kosten für Energie-Subventionen aufgepackt werden. Das ist bei der GEZ so, wo jeder fürs superteure Staats-TV zahlen muss, auch wenn er gar keinen Fernseher hat. Das ist bei der Riester-Rente so, wo private Anbieter eine Menge Geld für Kommissionen und Gebühren abgreifen, das eigentlich aufs Rentenkonto gehört. Das ist beim flash trading so, wo die schnellsten Akteure sich quasi eine Steuer eingerichtet haben, nur dass die Beträge in der falschen Richtung fließen, beschrieben in Arbeitsprofite für alle. Im selben Artikel sind auch andere Punkte wie Derivatwirtschaft, Nahrungsmittelspekulation und Gemeindebetrug erwähnt, mit denen die allgemeinen Kosten hochgetrieben werden. Wo Sozialwohnungen in großem Maßstab an privat verkauft werden, gehen auch die Mietensteigerungen aufs Konto der öffentlichen Versorger. Dasselbe gilt für fast alle Projekte der "öffentlich-privaten Partnerschaften" (ÖPP, englisch PPP). Am Beispiel von Portugal kann man sehen, dass sich die Wasserpreise vervierfachten, wo die Wasserwerke privatisiert wurden. Weitere Beispiele in Wahl der Lieblingsplünderer. All das sind heimliche Steuererhöhungen, wo der Staat seine Aufgaben nicht erledigt, den öffentlichen Besitz verkauft und am Ende die Nutzer dafür zahlen. Das Handlungsschema rankt sich immer um die Vermeidung von offiziellen Steuererhöhungen und offiziellen Schuldenerhöhungen. Zu diesem Behufe werden halt heimliche Steuererhöhungen in Form von kreativen Abgaben eingeführt. Ein Beispiel ist auch das Sozialversicherungssystem. Um die Steuern nicht zu erhöhen, werden aus seinem Fundus systematisch gesamtgesellschaftliche Aufgaben bezahlt. Das sind nicht nur unterlassene Beitragssenkungen. Es vergrößert auch die Ungerechtigkeit, weil die Pensionäre nicht betroffen sind, genausowenig wie bei der Alimentierung der Flüchtlinge mit Hartz IV. Was der Bund auf der oberen Ebene und das Land auf der föderalen Ebene tun, kommt auch bei den Gemeinden an. Da wird dann schon mal das Schneeräumen abgewälzt auf Hauseigentümer und Mieter. Der Service in den Ämtern wird auch oft teurer gemacht, bei gleichzeitigem Abbau von Beamtenstellen. Lauter heimliche Steuererhöhungen. Bei den öffentlichen Schulden gibt es auch eine Menge Heuchelei, Lüge und Täuschung. Ein aktuelles Beispiel liefert der Erhalt der Straßen. Schon vor 2 Jahren sagte der Bundesrechnungshof: Privater Autobahnbau lohnt sich nicht (ZEIT ONLINE 12.6.14): Verkehrsminister Alexander Dobrindt will mehr Autobahnen mit öffentlich-privaten Partnerschaften ausbauen. Der Bundesrechnungshof rät davon ab. Das ficht die Politik nicht an. Das Thema fluktuiert weiter herum. Autobahnen: Machtkampf um die Fernstraßen (ZEIT ONLINE 22.11.): Bei der Neuordnung der Straßenbauverwaltung ist die Bundesregierung zerstritten. Im Mittelpunkt des Konflikts: Finanzminister Schäuble und Wirtschaftsminister Gabriel. Es geht wieder um die Schulden, die nicht dem Bundeshaushalt zugerechnet werden, wenn sie eine private Gesellschaft anstelle des Bundes aufnimmt. Also reine Augenwischerei. Kaschiert wird das hinter der längst widerlegten Behauptung, privatrechtlich aufgestellte Gesellschaften würden wirtschaftlicher arbeiten als öffentlich-rechtliche Einrichtungen. Wenn's Private übernehmen, wollen die aber Rendite sehen, und dadurch wird es am Ende doch teurer für die Allgemeinheit. Nun hat es die EZB in ihrer Weisheit gefügt, dass Nullzins herrscht; es ist also allerbeste Gelegenheit, Schulden zu machen, um dem Verfall der Infrastruktur zu begegnen. Stattdessen geht es darum, Versicherungen und Banken dieses Geschäft zuzuschanzen. Da entsteht wieder mal der Eindruck , dass die Bundesregierung eine halbe Lobbytruppe ist. Den gegenteiligen Standpunkt vertritt die SPD-Bundestagsfraktion, die "erhebliche Vorbehalte" hat. Nachdem die SPD noch jede Bankenbeglückungsaktion mitgetragen hat, wirkt das doch etwas irritierend – oder fängt schon der Wahlkampf an? Dann sollten sich die Genossen vielleicht mal was zu den anderen heimlichen Steuererhöhungen einfallen lassen, zu den impliziten Schuldenerhöhungen, zum Ausverkauf der öffentlichen Werte, zur Stagnation der Arbeitslöhne, zur Ausbreitung des Prekariats. Kurz – zur sozialen Politik. Schließlich haben die Grünen die Reichensteuer vorgelegt. Die Linke sowieso, allerdings übt sie sich derzeit in Gebärden: Sie zeigt einen BundespräsidentenKandidaten vor, obwohl die Wahl längst im Hinterzimmer abgekaspert ist. Das ist wenig hilfreich. Weitere Links dazu: Wahl der Lieblingsplünderer Arbeitsprofite für alle Pleitepolitik Wieviel Jahre das Geld im Voraus ausgegeben ist Hexenjagd statt Problembewältigung Das metamurphysche Prinzip Warum alles schiefgeht
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