5. Rede_Neujahrsempfang_2016_publik

Gemeinde Wickede (Ruhr)
"Auf einem guten Weg..."
Begrüßungsansprache des Bürgermeisters, Dr. Martin Michalzik,
anlässlich des Neujahrsempfangs der Gemeinde
am Freitag, 15.1.2016, Bürgerhaus Wickede (Ruhr)
- Manuskript / Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zum Neujahrsempfang
der Gemeinde Wickede (Ruhr) 2016.
Es sind Menschen und Begegnungen wie heute, die unser Leben wirklich prägen und
bereichern. Daher sind und bleiben solche Anlässe wertvoll.
Jede und jeder von Ihnen ist uns gleich willkommen, da machen wir keinen Unterschied.
Schön, dass Sie da sind.
[...]
„… auf einem guten Weg“, das ist das Motto, unter dem dieser Abend der Begegnung steht.
Das Bild auf Ihrer Einladung erinnert an den zurückliegenden Schnadegang. Der Schnadegang
rund um Wickede hat sieben Abschnitte. Sieben Gedanken möchte ich Ihnen entsprechend
hier zum neuen Jahr nahe bringen.
1.
Unser Schnadegang ist eine schöne Tradition.
Wir entdecken, wie schon und vielfältig Wickede ist.
Wir begegnen Nachbarn an unseren Grenzen.
Wir knüpfen neue Verbindungen untereinander.
So brechen wir auf ins Jahr 2016 – und in die Zeit darüber hinaus.
Ein afrikanisches Sprichwort lautet:
„Wenn Du schnell laufen willst, laufe allein.
Wenn Du weit kommen möchtest,
gehe zusammen mit anderen zusammen“.
Das geschieht in Wickede an ganz vielen Stellen.
Dahr bin ich überzeugt, dass unsere Heimatgemeinde
für einen guten Weg ins neue Jahr bereit ist – auch wenn
uns manche Entwicklung in Deutschland und in der Welt
bedrückt und besorgt.
Junge Familien bauen in Neubaugebieten bei uns ihr Zuhause auf.
Starke Unternehmen modernisieren und erweitern in der Gemeinde.
Mit Nachbargemeinden setzen wir erstmals
ein langjähriges EU-Programm („LEADER“) um.
Die Gemeinde investiert in Bildung und Infrastrukturen.
Wir setzen neue Akzente für alle Generationen, z.B. bei der aufsuchenden Jugendarbeit oder
mit dem Seniorenforum.
Wir sind Industriegemeinde und wollen es bleiben.
Das haben wir u.a. beim Wirtschaftsgespräch im Juni, das IHK und Gemeinde durchgeführt in
der Westerhaar durchgeführt haben,
als gemeinsame Stärke und Perspektive unterstrichen.
4500 sozialversicherungspflichte Arbeitsplätze bieten unsere Unternehmen.
Für eine Gemeinde unserer Größe ist das ein bärenstarker Wert. Es sind übrigens 200 Stellen
mehr als im Jahr zuvor, 100 Voll- und 100 Teilzeitstellen.
Dafür Dank und Anerkennung allen Betrieben.
Kultur, Musik und Traditionen sind bei uns bunt und lebendig.
Wir erleben es heute auch live.
2.
Ein guter Weg heißt nicht: einfacher Weg.
Baustellen sind zu meistern.
Entscheidungen sind nötig: Welche Richtung schlagen wir ein?
Welches Tempo ist richtig?
Sind wir auf einer Einbahnstraße unterwegs?
Oder gibt es Gefahrenpunkte wie
Schleuderstellen und Steinschlag?
Oder finden wir uns mitunter sogar in einer Sackgasse wieder
und müssen den Kurs ganz neu zu bestimmen.
Die im Saal aufgestellten Verkehrsschilder
machen das dekorativ anschaulich.
Ein guter Weg hat also auch Durststrecken. Gerade dann zählt Gemeinschaft
Genau dann ist Zusammenhalt und Perspektive wichtig,
die Mut macht.
3.
„Wenn Du weit kommen möchtest, gehe zusammen mit anderen“.
Wie sehr das stimmt, haben uns die großen Jubiläen belegt,
die wir 2015 gefeiert haben:
125 Jahre Turnverein, 100 und 75 Jahre KFD in St. Antonius und St. Vinzenz,
90 Jahre TV-Handball und andere mehr.
Wie zutreffend diese Weisheit bleibt, zeigen uns
wichtige Jahrestage, die 2016 auf dem Kalender stehen
Zum Beispiel das Jubiläum 125 Jahre Schützenbruderschaft
St. Johannes in Wimbern.
Wir freuen uns auf vier Festtage im schönsten
südwestlichen Ortsteil von Wickede (Ruhr).
Damit auch bei fortgeschrittener Feierstimmung niemand die Orientierung verliert, gibt es
vom Dorfverein an der Schützenhalle jetzt eine wandhohe neue Karte, gewissermaßen den
„Atlas von Wimbern“.
Auch andere Daten stehen für Meilensteine in Wickede (Ruhr):
200 Jahre Poststation.
Vor siebzig Jahren, 1946, fanden zum ersten Mal nach dem Krieg
freie Kommunalwahlen statt.
Vor sechzig Jahren wurde erstmals eine evangelische Pfarrerstelle in Wickede besetzt – mit
Pfarrer Arnulf Knecht.
Vor vierzig Jahren wurde das Roncalli-Haus eingeweiht damals als Baustein für eine erwartete zweite katholische Kirchengemeinde.
Im selben Jahr wurde die Kleingartenanlage in Wiehagen eröffnet.
1986 wurde das erste "KaDeWi" abgerissen:
Das Kaufhaus Semer verschwand …
… und die Kirchstraße wurde verkehrsberuhigt.
1996 fand der 1. Frauenmärz statt - und es begann mit
der Konzentrationsfläche für Windräder auf der Haar
die Energiewende in Wickede (Ruhr).
4.
In 2016 feiern wir zehn Jahre europäische Partnerschaft.
Die ersten Kontakte nach Jemielnica reichen noch etwas länger zurück.
Jakob Martens als damaliger Bürgermeister, unsere Schulen, die Angler, die Feuerwehr und
ganz engagierte Einzelpersonen haben den Anfang gemacht
und sind seitdem tatkräftige Brückenbauer geblieben.
Am 12. Mai 2006 wurde dann die offizielle Partnerschaftsvereinbarung
zwischen Jemielnica/Himmelwitz und Wickede (Ruhr) hier unterschrieben.
Im Moment gibt es ja mehr Krach als Kraft im Europäischen Haus.
Aber bedenken wir bitte auch:
Hätten wir ohne die Europäische Gemeinschaft
70 Jahre Frieden für Deutschland?
Wäre ohne die Europäische Integration der Fall des
Eisernen Vorhangs möglich gewesen?
Stünde ohne den Europäischen Binnenmarkt der Industriestandort
Wickede so stark wie heute da?
Aktuell gibt es bei uns manche Frage, was passiert in Polens Politik, Kultur und Gesellschaft?
Wir sprechen miteinander als übereinander.
Gerade wenn die große Politik sich streitet, kommt es besonders darauf an,
dass die Menschen im Kleinen sich besser kennen und miteinander sprechen.
Dazu sind heute unsere polnischen Gäste mit Landrat Swazcyna, Bürgermeister Wycislo,
Mitgliedern des Gemeinderates und vier musikalische Botschafter hier. Sie harmonieren
bereits großartig mit unserem Musikzug der Feuerwehr.
Vertrauen und Zusammenarbeit zwischen Menschen und Nationen
wächst wie Bäume: Die Kraft kommt von unten aus vielen kleinen Wurzeln.
Ich danke hier und heute ganz besonders allen, die sich für unsere Gemeindepartnerschaft
nach Polen einsetzen - und für weitere internationale Verbindungen von Wickede aus.
Dieser Dank gilt vor allem auch dem Freundeskreis Wickede-Jemielnica.
5.
Wir lieben unsere Heimat.
Der starke, mitunter großartige Einsatz, den Sie – als Unternehmerin oder Geschäftsführer,
als Vereinsvorstand oder als Übungsleiterin, als Feuerwehrmann oder DRK-Aktive, als
Sportvertreterin und Elternvertreter, als Lehrkräfte und Ausbilder, im Kirchengremium oder
Gemeinderat leisten, beweist das auch 2016.
Dieser Empfang kann für Ihre Leistung
nur ein symbolisches Dankeschön sein.
Für Ihre uneigennützige Arbeit im Ehrenamt.
Für Ihre Leistung als Beschäftigte und in der Unternehmensführung
in Handwerk und Handel, Handwerk und Industrie.
Dieser Dank gilt auch Ihren Partnern und Familien, die Sie unterstützen.
Wickede liegt uns als Wohnort und Standort am Herzen.
Darum engagieren wir uns in unserer Gemeinde und für unsere Heimat.
Aber unsere Perspektive muss stets lokal und regional und international sein und bleiben.
In noch engerer Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden.
Mit unserer Gemeindepartnerschaft mit Jemielnica.
Vielleicht bald mit einer Europaschule.
Viele der rund 4000 Arbeitsplätze und damit auch die kommunalpolitische Leistungsfähigkeit
von Wickede und von Deutschland hängen von lebendigen Verbindungen über Grenzen
hinweg ab.
6.
Grenzenlos ist leider auch das Leid, das viele Menschen erfahren und als grenzenlos erleben wir Folgen, die es auslöst.
So viele müssen auf einem bitteren Weg
weggehen aus ihrer Heimat. Nie waren so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg und
Verfolgung, vor Hunger und Terror.
Noch nie waren auch so viele Christen bedrängt und bedroht.
Viele kommen als Schutzsuchende zu uns. Das verändert unser Land.
Es betrifft spürbar unsere Gemeinde ebenso wie Nachbarkommunen.
Das wirft Fragen und Sorgen auf. Viele sind berechtigt.
Wir stellen fes: Wegweiser fehlen für diese Situation.
Wir sind erst ganz am Anfang, für diesen Umbruch erste
verlässliche Karten und Routen zu finden.
Umso so mehr freut mich, dass in unserer Gemeinde
trotzdem auch 2015 und 2016 viele Frauen und Männer,
Gruppen und Organisation tatkräftig angefangen haben und weiter mitmachen,
neue Wege anzulegen.
Weg, um Solidarität zu zeigen.
Wege, um Hilfe zum guten Ankommen zu leisten.
Ihnen sage ich danke.
Sicher ist: Eine starke Gemeinschaft kann Schwache aufnehmen und mitnehmen. Das trifft
für uns zu. Das bedeutet eine Verpflichtung.
Die müssen wir ernst nehmen. Aber genau so gilt:
Wer sagt, ich will hinzu kommen, ich will in diesem Land mitkommen,
muss Respekt für die Werte unseres Landes und Zusammenlebens zeigen
und die Regeln achten, die dafür gelten. Das ist die Voraussetzung.
Die müssen wir einfordern. Da wird es auch klare "Stoppschilder" und "Halteverbote" geben
müssen.
Sorgen und Probleme werden uns hier 2016 begleiten.
Das werden wir nicht verhindern können. Beeinflussen und steuern können wir aber, dass
und wie souverän wir damit umgehen.
7.
Wer mit anderen geht, kann das Tempo und die Richtung nicht immer alleine bestimmen.
Manche Entwicklung hätte auch ich gerne schneller:
Einen zusätzlichen Einkaufsmarkt. Sanierung und Bauen auf der Mannesmannbrache.
Schnelles Internet.
Aber wir bestimmen Tempo und Kurs nicht immer allein.
Private Interessen und öffentliche Stellen nehmen Einfluss.
Umso wichtiger bleibt es, in 2016 mit Ausdauer „am Ball“ zu bleiben.
Das habe ich vor. Machen Sie bitte weiter mit.
Ich führe habe 2015 viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt.
Meine Tür bleibt natürlich auch 2016 für Sie offen.
Und ebenso halten es meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie
die Ratsmitgliedern und Parteien.
Im Dialog kommen wir weiter. Es wird nicht dazu führen, dass sich jede Frage so löst, wie Sie
es wünschen. Aber nur im Gespräch finden wir die bestmögliche Lösung. Ich lade Sie ein,
bringen Sie sich ein in die Kommunalpolitik. Nur so wird ihre Erfahrung und ihr Interesse
ganz wirksam und kommt allen zugute.
Schlussbetrachtung:
Auf einem guten Weg sein, heißt gemeinsam gehen.
Nicht alle, die 2015 mit uns den Weg durch das Jahr begonnen hatten,
sind heute noch mit uns unterwegs.
Ich bin sicher, jede und jeder von Ihnen weiß mindestens einen Menschen,
auf den das zutrifft und der Ihnen nahestand.
Wir wären nicht da, wo wir als Gemeinde heute sind, ohne diese
Menschen, die wir vermissen, und ohne diese Persönlichkeiten mit ihren Einsatz. Für mich
ein Grund mehr, dankbar darauf zurückzublicken.
Liebe Wickederinnen und Wickeder,
jetzt schauen und gehen wir nach vorne.
Ein guter Weg braucht
- gute Ausrüstung: die gibt es und daran arbeiten wir.
- gute Gesellschaft – die sind wir, das sehen wir beim Blick in den Saal.
- gute Verpflegung und Gutes zu trinken: dass steht bereit – und
damit verbinde ich ein großes Dankeschön an alle, die diesen Abend organisieren.
Ein guter Weg braucht schließlich vor allem Optimismus:
„Gerade in Krisenzeiten brauchen wir Lebensfreude und
Zuversicht“, schrieb jetzt die Wochenzeitung „Die Zeit“.
Ich finde, das stimmt.
Zuversicht haben heißt nicht: naiv sein.
Optimismus braucht viel mehr bewussten Mut.
Mir sind die Sorgen vieler Menschen bewusst.
Weil es auch in Wickede Probleme in und für Familien gibt.
Weil auch bei uns Menschen im Beruf unter Druck stehen.
Weil auch hier Menschen befürchten, im Alter
allein zu sein oder unzureichend versorgt.
Weil wir in Rat und Verwaltung vor großen Aufgaben
bei begrenzen Mitteln.
Aber als Ihr Bürgermeister erlebe ich ebenfalls beinahe jeden Tag,
dass bei uns ganz viele Menschen mit Intelligenz und Tatkraft,
Bürgersinn und Mut für gute Lösungen arbeiten.
Daher habe ich Zuversicht.
Lebensfreude und Optimismus.
Ich wünsche mir, dass genau diese Botschaft
von diesem Abend ausgeht.
Als Echo in den Wickeder Medien.
Vor allem aber als Ihr persönliches, fröhliches Fazit
am späteren Ende dieses Abends.
Das wünsche ich Ihnen.
Das wünsche ich Wickede.
Und dazu Gottes Segen. ...
Bürgermeister Michalzik, seine Frau Martina und die stv. Bürgermeisterinnen Gertrud Martin und Ellinor
Schilling begrüßten über 300 Gäste aus Ehrenamt, Politik und Wirtschaft im Bürgerhaus.
Fotos: Andreas Schulte / Mit freundlicher Genehmigung des Soester Anzeiger.
ViSdP
Gemeinde Wickede (Ruhr)
Der Bürgermeister
Hauptstraße 81
58739 Wickede (Ruhr)
www.wickede.de