Elektrofahrzeuge im Alltag Interessante Nutzungsszenarien

Elektrofahrzeuge im Alltag
Interessante Nutzungsszenarien
Pflegedienst
Begleit- und Wirkungsforschung
Schaufenster Elektromobilität
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Einführung
In diesem Flyer werden die relevanten Einflussfaktoren auf
die Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen erläutert.
Ob Elektrofahrzeuge für den Alltagseinsatz geeignet und vor
allem, ob sie dabei wirtschaftlich sind, hängt einerseits vom
jeweiligen Einsatzszenario und andererseits von den individuellen wirtschaftlichen Faktoren ab.
Diese Faktoren sind von Fall zu Fall sehr unterschiedlich
ausgeprägt, weshalb pauschale Aussagen zu Wirtschaftlichkeit und Einsatzmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen nicht
möglich und nicht zielführend sind. Valide Aussagen können
immer nur im Kontext des jeweiligen Anwendungsfalles
getroffen werden.
Dank Förderprojekten und engagierten Nutzern wurden
inzwischen verschiedene Anwendungsfälle identifiziert, in
denen sich Elektroautos heute schon im täglichen Einsatz
bewähren.
So nutzen beispielsweise immer mehr Pflegedienste in der
ambulanten Pflege Elektroautos für die Wegstrecken zwischen den Patienten.
Dabei sind die täglichen Wegstrecken eines Pflegedienstfahrzeuges im Normalfall unter 100 km.
Wie in den meisten gewerblichen Einsätzen gibt es auch hier
verschiedene Arten von Nutzern - die Fahrer(innen) der
Fahrzeuge, der Eigentümer bzw. Entscheider und ein Fuhrparkverantwortlicher.
Die Belange aller dieser verschiedenen Nutzer sind bei der
Entscheidung für Elektroautos zu berücksichtigen
Einsatzszenario
Regionales Umfeld
Für Elektrofahrzeuge im Pflegedienst spielt die Region
meist keine entscheidende Rolle:
 Pflegedienste sind lokal tätig und haben ein überschaubares und planbares Einsatzgebiet
 Elektrofahrzeuge sind in der Stadt und in Abhängigkeit
der Tourenlänge und -anzahl auch in ländlichen Regionen einsetzbar
Einsatzmerkmale
Elektrofahrzeuge sind ideal für den Einsatz in der ambulanten Pflege geeignet:
 Stetige Routen- und Einsatzoptimierung, da Fahrzeit
und Fahrstrecke unproduktiv sind
 Das Fahrprofil enthält keine oder nur wenige Autobahnfahrten
 Niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten im Betrieb
 Täglich planbare und gleichmäßige Fahrleistung von
50 bis 100 km
 Bis zu 7-Tage Woche
 Verschiedenen Touren (Morgens, Mittags, Abends)
ermöglichen Zwischenladen an der Pflegestation
 Die Jahresfahrleistung der Fahrzeuge kann routenabhängig bis zu 15.000 km und mehr betragen
Fahrzeugeigenschaften
Die Anforderungen an ein Pflegedienst Fahrzeug sind eher
gering und werden durch Elektrofahrzeuge mehr als erfüllt:





2 Sitzplätze und wenig Stauraum
Schnelle und gute Heizung für Frontscheibe und Sitze
Vorheizen bringt Zeitersparnis im Winter (Eiskratzen)
Komfortable Fahreigenschaften
Einfache Bedienung
Aufladen des Fahrzeuges
Es wird keine öffentliche Ladeinfrastruktur benötigt. Eine
einfache Lademöglichkeit in der Pflegezentrale ist oftmals
ausreichend, da über Nacht aufgeladen werden kann.
Zwischenladen in der Zentrale bei den Schichtwechseln
mit Ladeleistungen ab 20kW erhöht zusätzlich die Einsatzflexibilität und ermöglicht auch längere Tagestouren.
Wirtschaftlichkeit
Wie wirtschaftlich ein Elektrofahrzeug im ambulanten
Pflegedienst betrieben werden kann, hängt neben dem
Einsatzszenario auch von den Rahmenbedingungen, den
Kostenfaktoren und der Gesamtintegration der Elektromobilität ab.
Rahmenbedingungen
Die wesentlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaftlichkeit eines Elektrofahrzeuges sind die Haltedauer
des Fahrzeugs, die Art und Konditionen der Fahrzeugbeschaffung und die Verfügbarkeit von bedarfsgerechten
Elektrofahrzeugen:
 Angebot an Elektrofahrzeugen im Kleinwagensegment gut, aber die Elektrofahrzeuge sind für den
Pflegedienst meist unnötig exklusiv ausgestattet
 Verbrenner und Elektrofahrzeuge sind somit schwer
wirtschaftlich vergleichbar
 Die Haltedauern von Fahrzeugen sind individuell je
nach Pflegedienst sehr unterschiedlich
 Eine längere Haltedauer begünstigt die Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen
 Je höher die Jahreslaufleistung, umso eher amortisieren sich die Mehrkosten für Elektroautos
 Uneinheitliche Fahrzeugbeschaffungsarten (Kauf,
Finanzierung, Leasing)
 Viele Angebote und Rabatte für Gewerbe, öffentliche
Einrichtungen etc. machen den Markt unübersichtlich und schwer vergleichbar
Kostenfaktoren
Bis auf den Anschaffungspreis und Wertverlust sind
Elektrofahrzeuge in allen Kostenkategorien mindestens
gleichwertig, meistens jedoch günstiger als vergleichbare
Verbrennerfahrzeuge
Kostenkategorien
Verbrenner
Elektro
Anschaffungspreis/
Wertverlust
+
–
Kfz-Steuer
–
+
Versicherung


Kraftstoff-/
Stromkosten
–
+
Wartung
–
+
Reparaturen
–
+
Reifen, Pflege


+ günstiger
– teurer
 kostenneutral
Kostenfaktoren wie Fahrleistung, Fixkosten und Wartungskosten sind zuverlässig kalkulierbar, andere Faktoren wie
Entwicklung des Kraftstoff-/Strompreises, Wertverlust oder
größere Reparaturen sind dagegen nur schwierig prognostizierbar, weswegen Wirtschaftlichkeitsrechnungen stets auf
Annahmen basieren, die sich auch jederzeit spürbar ändern
können.
Von diesen Faktoren und Annahmen hängt es ab, ob ein
Elektroauto für den Pflegedienst in der Summe wirtschaftlich ist.
Chancen
 Implementierung der Elektrofahrzeuge in ein nachhaltiges Gesamtkonzept des Pflegedienstes.
 Kopplung mit regenerativem Strom
 Stärkung Firmenimage und Wettbewerbsvorteil
 Kooperationen mit Kommunen, Energieversorger,
Autohäuser und andere Sponsoren
 Regenerative Energieerzeugung wird immer günstiger und effizienter
 Arbeitszeitersparnis im Winter durch Vorheizen
(Entfall Scheiben enteisen)
Risiken
 Noch wenig Langzeiterfahrung mit Dauerhaltbarkeit
der Fahrzeuge und Batterien
 Batteriedefekte nach der Herstellergarantie
(5–8 Jahre) können vergleichbar teuer werden, wie
ein Motorschaden beim Verbrennerfahrzeug
Kontakt
Matthias Vogt – bridgingIT GmbH.
Begleit- und Wirkungsforschung
Schaufenster Elektromobilität
[email protected]
www.schaufenster-elektromobilitaet.org
Ergebnispapier Nr. 25, erstellt durch die Begleit- und Wirkungsforschung der Schaufenster Elektromobilität beauftragt durch
die Bundesministerien BMWi, BMVI, BMUB und BMBF.
Erscheinungsdatum: April 2016
Konsortialpartner
▪ www.bridging-it.de
▪ www.dialoginstitut.de
▪ www.vde.com