Dr. Susanne Tienken - Deutsches Seminar

Schweizerische Gesellschaft für
Skandinavische Studien (SGSS)
Société suisse d’études scandinaves
Einladung zu einem Vortrag von
Dr. Susanne Tienken
(Universität Stockholm)
Mehrsprachigkeit als Ressource sozialer
Positionierung. Zum Gebrauch des
Deutschen im schwedischen Hochadel
des 17. Jahrhunderts.
Donnerstag, 21. April 2016, 18.15 Uhr
Universität Zürich, Deutsches Seminar
Schönberggasse 9, 8001 Zürich, SOD-002
Das Phänomen der historischen Mehrsprachigkeit ist in der bisherigen Forschung
hauptsächlich von der Kontaktlinguistik sowie der historischen Soziolinguistik
wahrgenommen worden. Für den skandinavischen Raum ist heute unumstritten,
dass Mehrsprachigkeit die Sprachensituation vielerorts prägte. Dabei sind Austauschprozesse auf verschiedenen sprachlichen Realisierungsebenen sowie die
Verwendung bestimmter Sprachen in spezifischen sozialen Domänen in den Blick
genommen worden (vgl. Braunmüller et al. 2014, Glück 2002, Glück 2013). Anders als in der anthropologischen Linguistik ist jedoch kaum untersucht worden,
inwiefern die Wahl einer Sprache oder eines Registers in indexikalische Zuschreibungsprozesse eingebunden war und somit die Positionierung im sozialen
Raum erst ermöglichen konnte.
Unter der Grundannahme, dass Sprache als sozial eingebundenes Sprachensystem immer auch kulturellen Sinn aufzuzeigen vermag, soll anhand von Beispielen
aus dem schwedischen Hochadel des 17. Jahrhunderts der Frage nachgegangen
werden, ob und inwiefern der Gebrauch des Deutschen als Ressource sozialer
Positionierung funktionieren konnte (vgl. Agha 2003, Agha 2007). Damit soll auch
ein Weg aufgezeigt werden, wie der soziokulturelle Sinn historischer Mehrsprachigkeit rekonstruiert werden kann.