Anmerkungen zur Mehrsprachigkeit der deutschen

Institut für Ethnologie und Afrikastudien
Institutskolloquium Sommersemester 2016
Leitung: Carola Lentz
Bernd Meyer (Germersheim)
Anmerkungen zur Mehrsprachigkeit der deutschen „Willkommenskultur“
Nicht erst seit der großen Zahl an Flüchtlingen in den Wintermonaten 2015/16
steht die „konsolidierte Einsprachigkeit“ (Ehlich) Deutschlands auf dem Prüfstand.
Soziodemografische Untersuchungen zeigen schon seit einigen Jahren, dass in
Deutschland zahlreiche Menschen anlassbezogen in anderen Sprachen als dem
Deutschen kommunizieren müssen oder auch wollen. Durchschnittlich betrifft dies
ca. 20 % der Personen mit Migrationshintergrund. Aus dieser veränderten Sprachenlandschaft ergeben sich neue Anforderungen an öffentliche Einrichtungen,
Behörden und Unternehmen, aber auch neue Möglichkeiten der Nutzung dieser
sprachlichen Ressourcen. So spielen Mitarbeiter/innen mit guten Kenntnissen der
Herkunftssprachen in vielen Kommunen und Einrichtungen eine wichtige Rolle für
die Kommunikation mit Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Es kann aber
auch gezeigt werden, dass der Einsatz dieser Personen teilweise problematisch
ist, da sie in ihren Herkunftssprachen den Anforderungen des Sprachgebrauchs in
beruflichen Kontexten nicht immer gewachsen sind. Die deutsche „Willkommenskultur“ benötigt also eine veränderte Sprachpolitik, die die herkömmlichen Abläufe
der institutionellen Praxis in Frage stellt und neue Konzepte für mehrsprachige
Kommunikation entwickelt. In dem Beitrag zeige ich anhand qualitativer und quantitativer Daten die Konsequenzen von Sprachbarrieren auf und diskutiere, wie
mehrsprachige Kommunikation in Institutionen praktikabel wird.
Bernd Meyer ist seit 2010 Professor für Allgemeine Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation an der JGU Mainz (Germersheim). Er wurde 2003 an
der Universität Hamburg im Fach Allgemeine Sprachwissenschaft mit einer Arbeit
zum Dolmetschen im medizinischen Aufklärungsgespräch promoviert. Von 1999
bis 2011 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 538 Mehrsprachigkeit der Universität Hamburg, zuletzt als Leiter eines
Transferprojekts. Sein Forschungsinteresse gilt der mehrsprachigen Kommunikation in Institutionen und der Frage, wie Verwaltungen und soziale Einrichtungen
auf die sprachliche Vielfalt innerhalb ihrer Klientel reagieren.
Dienstag 28. Juni 2016, 18:15 − 19:45 Uhr
Hörsaal 14 (Raum 01-715), Forum 7, Becherweg 4, 1. Stock