Deutschland: Es deutet sich ein gutes erstes Quartal an

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Mittwoch, 6. April 2016
Deutschland: Es deutet sich ein gutes erstes Quartal an
‡ Das deutsche produzierende Gewerbe hat im Februar seine Produktion um 0,5 % gegenüber dem Vormonat gedrosselt und
damit positiv überrascht. Man sollte aber den Februar in Kombination mit dem Januar betrachten, denn es waren Sonderfaktoren am Werk. Insgesamt ergibt sich bislang ein erfreuliches Bild für das erste Quartal.
‡ Etwas Wasser gießen die Auftragseingänge und Industrieumsätze in den Wein. Erstere sanken im Februar, letztere deuten
auf eine anhaltende Schwäche der globalen Absatzmärkte hin.
‡ Trotz eines Rückgangs der Einzelhandelsumsätze im Februar sollte der private Konsum im ersten Quartal stark gewesen sein.
Darauf deutet auch ein sattes Plus bei den Pkw-Neuzulassungen hin.
‡ Wir erwarten einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal um 0,5 % gegen über dem Vorquartal.
Das deutsche produzierende Gewerbe hat im Februar seine Produktion um 0,5 % gegenüber dem Vormonat
1.
(mom) gedrosselt und damit positiv überrascht (Bloomberg-Median: -1,8 % mom; DekaBank: -1,4 % mom). Ein Rückgang war allgemein erwartet worden, weil der Vormonat aufgrund von Sonderfaktoren – wie einer geringen Anzahl von Brückentagen – überzeichnet war; immerhin wurde für den Januar in der Erstveröffentlichung das größte Produktionsplus seit Ende 2009 gemeldet. Dass das Minus im Februar nun aber unerwartet klein ausfiel, ist auf eine außergewöhnliche Abwärtsrevision des Januaranstiegs um einen Prozentpunkt zurückzuführen. Da somit die Sonderfaktoren im Januar weniger stark zu
Buche geschlagen hatten, war folglich auch die Gegenbewegung im Februar geringer.
Aufgrund der Probleme bei der statistischen Erfassung und der Sonderfaktoren empfiehlt sich eine zusammengefasste Betrachtung der Monate. Man muss wenigstens beide Monate gemeinsam oder gar das ganze Quartal in den Blick
nehmen. Macht man letzteres, und unterstellt man für den März eine Stagnation, so ergibt sich für das erste Quartal 2016 ein
Anstieg der Produktionstätigkeit im produzierenden Gewerbe von 1,9 % im Vorquartalsvergleich (qoq), immerhin der beste
Wert seit Anfang 2011. Hierzu steuern die Industrie 1,8 % qoq und die Bauwirtschaft witterungsbedingt sogar 5,0 % qoq bei,
während die Energieerzeugung um 0,5 % qoq sank.
Dass dieses Produktionsplus – vor allem der Industrie – kein Selbstläufer ist, darauf deuten die Industrieum-
2.
sätze und Auftragseingänge hin. Denn die Probleme auf den globalen Absatzmärkten der deutschen Industrie bestanden
auch im Februar weiter. So sanken die Auslandsumsätze der Industrie zum zweiten Mal in Folge bzw. zum vierten Mal in den
vergangenen sechs Monaten. Auch die Auslandsbestellungen waren im Februar wieder rückläufig. Dass in der Quartalsbetrachtung (Stagnation für den März unterstellt) ein leichtes Plus von 0,2 % qoq bei den Auslandsbestellungen resultiert, ist
in erster Linie der Automobilindustrie zu verdanken. Bei den anderen Paradepferden der deutschen Industrie wie der chemischen Industrie, der Elektroindustrie oder dem Maschinenbau gab es in der Quartalsbetrachtung herbe Rückgänge.
-0.7
-0.3
-0.6
-1.0
0.8
0.5
6
4
4
2
2
0
0
-2
-2.7
Quellen: Destatis, DekaBank
8
Feb
derzeitiger Stand Q1
-4
-4
-6
Jan 10
Apr 10
Jul 10
Okt 10
Jan 11
Apr 11
Jul 11
Okt 11
Jan 12
Apr 12
Jul 12
Okt 12
Jan 13
Apr 13
Jul 13
Okt 13
Jan 14
Apr 14
Jul 14
Okt 14
Jan 15
Apr 15
Jul 15
Okt 15
Jan 16
Einzelhandelsumsatz
Einfuhr
Ausfuhr
Industrieumsatz
-2
Auftragseingang
Ausland
Auftragseingang
Inland
Bauproduktion
Überhang aus Q4
10
6
-0.4
1.3
0.5
0.5
0.4
-0.7
-1.0
-0.2
0.1
0.2
0.9
1.8
1.2
1.3
8
0.1
-0.5
Industrieproduktion
5
4
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
Industrieumsatz und -auftragseingänge (3-Mon.-Veränd.)
4.1
Übersicht über die Indikatoren im Januar
Industrieumsatz (l.S., in %)
Auftragseingang Industrie (r.S., in %)
Quellen: Destatis, DekaBank
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Mittwoch, 6. April 2016
3.
Für den Einzelhandel brachte der Februar ebenfalls einen Rückgang und eine Abwärtsrevision des Vormonats. Doch
aufgrund des starken Weihnachtsgeschäfts steht hier immer noch ein Plus von 0,5 % qoq in den Büchern. Zusammen mit dem
kräftigen Plus bei den Pkw-Zulassungen von 9,0 % qoq ergibt sich für den deutschen privaten Konsum weiterhin erfreuliches Bild.
4.
Noch fehlen die „harten“ Konjunkturindikatoren für März, doch man kann heute schon sagen, dass das erste Quartal ein
gutes werden wird. Wir erwarten einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 % qoq und damit eine Beschleunigung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gegenüber dem zweiten Halbjahr 2015. Die bisherige Konjunkturgeschichte
dürfte sich dabei fortsetzen: Schwachen Impulsen von Seiten der Weltwirtschaft steht eine kräftige Binnennachfrage
gegenüber.
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
Tel.: 069/7147-2736, E-Mail: [email protected]
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