Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - Summertime Blues!

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Dienstag, 15. November 2016
Deutschland: Bruttoinlandsprodukt - Summertime Blues!
‡ Mit einem Plus von 0,2 % in Vorquartalsvergleich (qoq) blieb das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts im dritten
Quartal hinter den Erwartungen zurück. Die detaillierten Ergebnisse werden erst am 24. November veröffentlicht.
‡ Dennoch ergibt sich schon jetzt ein recht klares Konjunkturbild: Der Konsum trug wieder einmal maßgeblich zum Wachstum
bei. Auch die Bauinvestitionen lagen im Plus. Schwach zeigten sich einmal mehr die Ausrüstungsinvestitionen und auch der Export schwächelte.
‡ Damit ist das dritte Quartal das schlechteste des Jahres – und wird es auch wohl bleiben. Denn die Chancen auf eine Belebung der Konjunktur im Schlussquartal 2016 stehen gut. Auf den “Summertime Blues” folgt wohlklingender “Rocking Around
the Christmas Tree”!
1.
Etwas mehr an wirtschaftlicher Dynamik hatte man sich für das dritte Quartal schon erhofft, doch es sollte nicht sein: Mit
einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % qoq ist das dritte Quartal das schwächste in diesem Jahr
(Bloomberg-Median: 0,3 % qoq, DekaBank: 0,2 % qoq). Traditionell werden zu diesem Zeitpunkt vom Statistischen Bundesamt noch keine Details publiziert, doch anhand der vorliegenden Konjunkturindikatoren lässt sich ein recht klares Bild des
Sommerquartals zeichnen.
2.
Beim privaten Konsum paart sich die Zufriedenheit über die Konstanz solider Wachstumsbeiträge mit ent-
täuschten Hoffnungen: Zwar konnte der private Konsum dank guter Rahmenbedingungen, wie einer zunehmenden Beschäftigung, steigenden Löhnen und geringer Inflation weiterhin ordentlich zum Wachstum beigetragen. Allerdings hatte man sich
angesichts der höchsten Rentenerhöhung seit mehr als 20 Jahren im Juli eine regere Konsumaktivität versprochen. Aber letztlich ist das „Jammern auf hohem Niveau“.
3.
All das, was für eine erfreuliche Konsumtätigkeit spricht, ist letztlich auch ein Argument für gute Bauinvestitionen. Ein
stabiler Arbeitsmarkt schafft nicht nur heute Einkommen, sondern auch die Zuversicht, dass diese Einkommen auch in der Zukunft fließen – die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit ist unverändert hoch. Ein enger Wohnungsmarkt und geringe Zinsen kommen als schlagende Argumente noch hinzu. Die Bauinvestitionen lagen daher auch im Plus.
4.
Enttäuschend waren die Investitionen in Ausrüstungen. Sie sanken wohl zum zweiten Mal in Folge in diesem Jahr.
Zu unklar und zu schwach waren die Absatzperspektiven der Unternehmen, um angesichts durchaus gut ausgelasteter Kapazitäten diese zu erweitern.
5.
Diese schwachen Absatzperspektiven sind eng verbunden mit der enttäuschenden globalen Konjunktur und der somit
rückläufigen Exportaktivität. Da sich die Importe deutlich besser entwickelten, bremste der Außenbeitrag das Wachstum.
6.
Die Zeichen für das Schlussquartal 2016 stehen aber gut. Weiterhin wird der private Konsum eine tragende Rolle
spielen. Erfreulicherweise ziehen derzeit die globalen Frühindikatoren an und bestätigen die sich verbessernden ExporterwarBruttoinlandsprodukt im dritten Quartal
Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal
%, qoq
2.0
%, yoy
7
6
1.5
5
1.0
4
3
0.5
2
0.0
1
-0.5
0
-1.0
-1
2011
2012
2013
Quelle: ZEW, Prognose DekaBank
Quellen: Destatis, DekaBank
2014
2015
2016
-2
2011
2012
2013
Quellen: Destatis, DekaBank
2014
2015
2016
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Volkswirtschaft Aktuell
Dienstag, 15. November 2016
tungen der Unternehmen. Damit sollten auch von der Außenwirtschaft wieder leichte Impulse kommen. Das ist eine gute Mischung für die deutsche Konjunktur: Auf den „Summertime Blues“ folgt wohlklingender „Rocking Around the Christmas Tree“!
Autor:
Dr. Andreas Scheuerle
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