Dietrich Genschers

Europäische Kommission - Erklärung
Erklärung des Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker zum Tod HansDietrich Genschers
Brüssel, 1. April 2016
Die Nachricht vom Tode Hans-Dietrich Genschers hat mich tief getroffen. Er wird mir und Europa
fehlen. Denn er hatte sein ganzes unermüdliches politisches Wirken der Versöhnung, der Einigung und
dem Wohlergehen dieses Kontinents verschrieben. Damit hat er viel für uns Europäer erreicht.
Als der am längsten amtierende Bundesaußenminister hat er wie wenige andere die Geschicke dieses
Kontinents mitbestimmt. Schon früh hat er die Chancen der Ost- und Entspannungspolitik erkannt und
diese in dem Wunsch nach einer deutschen Wiedervereinigung gestaltet. Seine Rede im September
1989 vor den jubelnden DDR-Flüchtlingen in der deutschen Botschaft in Prag ließ Hans-Dietrich
Genscher zu einem Symbol der Hoffnung werden – nicht nur für die Menschen in beiden Teilen
Deutschlands, sondern auch für die Menschen in Osteuropa und darüber hinaus. Es ist auch seinem
Wirken zu verdanken, dass wir heute eine Europäische Union der 28 sind.
Europa war für Hans-Dietrich Genscher, der selbst noch den Krieg miterlebt hatte, von unbedingtem
Wert. Sein Bekenntnis zu diesem Einigungsprojekt basierte nicht nur auf dem Willen, die Lehre aus den
Menschheitskatastrophen der europäischen Kriege zu ziehen. Europa war für ihn unsere einzige
Zukunft. Die Krisen der vergangenen Jahre haben deshalb seine Leidenschaft für Europa nur noch
weiter entfacht. Zu Recht hat er uns immer wieder daran erinnert, dass sich in einer globalisierten
Welt, die immer enger zusammenrückt, ein auseinander driftendes Europa dem Strom der Geschichte
widersetzen würde.
Bis zuletzt hat uns Hans-Dietrich Genscher dazu aufgerufen, kämpferisch für Europa einzutreten statt
nur zu fragen, was man persönlich daraus gewinnen kann. Sein Vermächtnis ist also zugleich unser
Auftrag, weiter für Europas Frieden und Wohlstand zu arbeiten.
Meine Gedanken sind bei all jenen, die ihm nahe standen.
STATEMENT/16/1205