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Finanzierung_Geldanlage
Deutsche Bank_r e s u l t s
Michael Ost sammelte nach Abschluss seiner Banklehre bei
der Deutschen Bank in Stuttgart 1995 zwei Jahrzehnte
lang Erfahrungen in den unterschiedlichsten Positionen,
unter anderem als Regionsleiter, als Leiter der Spezialberatung Investments und des Kundenservice Deutschland.
Heute verantwortet er den gesamten Bereich Privatkunden
Deutschland und damit auch die Portfolioberatung
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Finanzierung_Geldanlage
„Unternehmer sind unsere
interessantesten Kunden“
Ihre Erfahrungen mit der eigenen Firma prägen Unternehmer auch bei der
privaten Geldanlage. Was bedeutet das für die richtige Beratung? Ein Gespräch
mit Michael Ost, verantwortlich für die Portfolioberatung der Deutschen Bank
Herr Ost, viele Ihrer Kunden sind als
Unternehmer sehr erfolgreich. Macht sie das
auch zu guten Geldanlegern?
Es macht sie zunächst einmal zu guten Gesprächspartnern, insbesondere wenn es um Geld und Vermögen geht. Unternehmer sind die interessantesten und manchmal auch anspruchsvollsten Kunden,
die wir haben.
Inwiefern?
FOTO: THORSTEN JANSEN
Sie gehen im eigenen Betrieb tagtäglich mit Kennzahlen und Prognosen um, müssen Situationen
einschätzen und schnell Entscheidungen treffen.
Deshalb verstehen sie, was ein guter P ortfoliomanager leistet. Unternehmer und Anlageberater
beschäftigen sich vielleicht mit unterschiedlichen
Themen, aber sie sprechen dieselbe Sprache. Und
Unternehmer kennen sich bei der Geldanlage in
der Regel gut aus. Das alles macht die Gespr äche
für beide Seiten sehr effektiv.
Es heißt ja auch: Unternehmenserfolg schafft
Vermögenserfolg – nicht umgekehrt.
Aber das eigene Vermögen schafft den fi nanziellen
Rückhalt nicht nur für die private Vorsorge, sondern
auch für die Firma. Die meisten Unternehmer sind
sich sehr deutlich der T atsache bewusst, dass sie
vielen Risiken ausgesetzt sind, die sie selbst nicht
steuern können, sei es der Zahlungsausfall eines
Großkunden oder eine Wirtschaftskrise. Sie wollen
aus wohlverstandenem eigenen Interesse und zum
Schutz der F amilie unabhängiger werden. Umso
wichtiger ist es, sich um die private Geldanlage ebenso professionell zu kümmern wie um den Betrieb.
Welche Rolle spielt die Portfolioberatung dabei?
Gerade die enge Verbindung von Firma und
Privatvermögen gilt als Problem. Oft wird beklagt,
Unternehmer zögen hier keine klare Grenze.
Zunächst einmal eine simple, aber wichtige Kleinigkeit: Wir helfen dabei, dass auch das Privatvermögen unter Kontrolle bleibt und regelmäßig – meist
einmal im Monat oder öfter – besprochen wird
und nicht in Vergessenheit gerät. Wir diskutieren
über aktuelle Entwicklungen und zeigen konkrete
Handlungsmöglichkeiten auf. Ganz wichtig dabei:
Wir nehmen unseren Kunden keine Entscheidungen ab, sondern helfen ihnen, selbst gute
Diese Erfahrung mache ich nicht , ganz im Gegenteil. Unsere Kunden unterscheiden da sehr genau.
Die Herausforderung liegt eher auf einer anderen
Ebene: Unternehmer stecken so tief im Alltagsgeschäft, dass für die privaten V ermögensentscheidungen schlicht zu wenig Zeit bleibt.
„Für das private Vermögen
bleibt oft zu wenig Zeit“
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Entscheidungen zu treffen. Darauf legen gerade Unternehmer sehr großen Wert: Sie wissen in der
Regel sehr genau, welche Richtung sie einschlagen
wollen, und sie haben realistische Erwartungen, was
Chancen und Risiken betrifft. Sie wünschen sich
keinen Verkäufer, sondern einen Sparringspartner,
der gemeinsam mit ihnen diskutiert und geeignete
Anlagevorschläge macht.
Was heißt das für den Berater?
Es ist nicht einer, sondern es sind zwei. Im Mittelpunkt
steht ein Tandem aus persönlichem Berater und Spezialberater Portfolioberatung. Letzterer sichert auf
Basis unseres globalen Kapitalmarkt-Know-hows
und unseres internationalen Analystennetzwerks
fundierte Anlagevorschläge. Der P ortfolioberater
sondiert je nach Kundenwunsch vor. Es ist dasselbe
Prinzip wie beim Arzt: Der persönliche Berater kennt
– wie der Hausarzt – seinen Kunden und dessen individuelle Situation, der Spezialberater kümmert sich
wie ein Facharzt um die maximale Expertise auch in
besonderen Fragen. Beide stehen jederzeit zur V erfügung, entscheiden tut allein der Kunde.
Aber ist das nicht ein Widerspruch:
einerseits zu wenig Zeit, andererseits der Wunsch,
Entscheidungen selbst zu treffen?
Assetklassen in Bewegung
Welche Anlageklasse gewinnt? In den vergangenen
Jahren verlief die Entwicklung extrem uneinheitlich –
flexible Anlagestrategien waren deshalb gefragt.
50
Veränderung in Prozent
Anleihen (iBoxx Euro Sovereigns OA TR)
Aktien (MSCI World)
Rohstoffe (S&P GSCI)
40
20
2014
-10
-20
-30
2009
2010
2012
2013
INFOGRAFIK: PICFOUR; QUELLE: DEUTSCHE BANK 2014
10
0
Sie arbeiten also nicht nur mit Produkten
aus dem eigenen Haus, also von der
Deutsche Bank Tochter Deutsche Asset & Wealth
Management, früher DWS?
Nein, wir arbeiten mit vielen Fondsanbietern zusammen, darunter internationale Größen wie Goldman Sachs, Fidelity oder Templeton. Die Fondsauswahl macht unser Produktmanagement, das sind
Spezialisten, die die Fonds analysieren und auch
mit den Fondsmanagern sprechen. Die Qualität
des Managements ist unter Renditeaspekten ungeheuer wichtig.
Investieren Unternehmer auch in Einzelwerte?
Sogar mit Vorliebe – Einzelwerte machen etwa
60 Prozent des Aktienanteils aus. Das ist auch nicht
verwunderlich. Aktien sind für Unternehmer transparenter, sie kennen sich mit Bilanzen und Bewertungen aus. Bei deutschen, aber auch bei europäischen und amerikanischen Aktien können unsere
Analysten und Kunden Chancen und Risiken gut
abschätzen. In Märkten wie Indien oder China, die
hohe Zugangsbarrieren haben und für hiesige Investoren oft auch intransparent sind, würden wir
allerdings Fonds empfehlen.
Deutsche Anleger gelten als ängstlich.
Wie gehen deutsche Unternehmer mit Risiko um,
wenn es um das Privatvermögen geht?
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2011
Das ist kein Widerspruch, sondern Alltag für jeden
Unternehmer. Im Business fängt er ja auch nicht
bei null an, wenn Entscheidungen zu treffen sind,
sondern er hat Mitarbeiter , die Entscheidungen
vorbereiten. Genau das tun wir, wenn es um das
Managen des Privatvermögens geht . Wir können dafür sorgen, dass die knappe Zeit effektiv
genutzt wird, indem wir Entscheidungen vorbereiten:
Welche Anlagen bieten sich in der aktuellen Situation
an? Welche Prognosen gibt es? Welche Produkte gibt
es von uns, welche von anderen Anbietern?
Wer nur auf Kapitalerhalt aus ist, ist bei uns an der
falschen Adresse – Chancen und Nutzen stünden
in keinem V erhältnis. Im aktuellen Zinsumfeld
lassen sich ohne Risiko keine realen Renditen
erzielen. Ein Unternehmer weiß das – er denkt in
Chancen und Risiken. Berührungsängste mit risikoreicheren Anlageformen gibt es deshalb nicht .
Das hat nichts mit Spekulantentum zu tun. Denken
Sie daran: Wir kommen in der P ortfolioberatung
in der Regel aber erst mit Kunden ins Gespr äch,
wenn die Depots mindestens 250 000 Euro groß
sind. Dabei sprechen wir von liquidem V ermögen
wie Aktien, Renten – kurz gesagt , fungiblen Wertpapieren, also keinen Beträgen, die noch im Unternehmen stecken. Mit solchen Beträgen spielt man
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FOTOS: THORSTEN JANSEN
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„Liegen lassen ist im aktuellen
Umfeld keine Alternative“
nicht, aber man hat auch genügend Volumen, um
durch Diversifikation eine vernünftige Risikoverteilung zu schaffen.
Gute Aktien kaufen, schlafen legen und reich
aufwachen: Das empfahl Börsenlegende
André Kostolany. Würde es nicht genügen, das
Depot einmal vernünftig zu strukturieren?
Zu Kostolanys Zeiten mag es ausgereicht haben,
eine Aktienquote festzulegen und Strategie und
Einzelwerte einmal pro Quartal oder gar nur einmal
pro Jahr zu überprüfen. Im aktuellen Umfeld aber
ist ein solches „Liegenlassen“ auf keinen F all zu
empfehlen. Neue Preismodelle stellen nicht die einzelnen Transaktionen in Rechnung, sodass der Handel für unsere Kunden auch kostenneutral ist, das
kommt gut an. Außerdem sind die Finanzmärkte
extrem volatil, da kann es sein, dass einzelne Aktien
oder ganze Indizes in kurzer Zeit um einige Prozent
steigen oder auch fallen. Auch sind mit den Notenbanken neue Player dazugekommen, die die Märkte
entscheidend beeinflussen …
Wechselkurse, etwa zwischen Euro und US-Dollar,
aber auch auf Eurobondrenditen. Darauf muss man
heutzutage reagieren, und genau diese Reaktion
erarbeiten wir mit unseren Kunden.
Und wenn es an den Börsen rundgeht?
In normalen Zeiten sprechen wir wöchentlich oder
monatlich mit unseren Kunden. Wenn aber etwas
Unerwartetes passiert, laufen die Telefone heiß.
Wir informieren dann jeden einzelnen Kunden und
besprechen mögliche Auswirkungen. In solchen
Situationen rufen viele Firmen- und Geschäftskunden aber auch von sich aus an, da kann es sein, dass
das Handy der Berater auch schon mal morgens
um sieben oder abends um neun Uhr klingelt. Insgesamt können wir das gut managen, da unsere
Portfolioberater nur für circa 60 bis 70 Kunden verantwortlich sind und für eine intensive Betreuung
ausreichend Zeit haben. Außerdem ist es für die
Kolleginnen und Kollegen eine Berufung, die sie
mit Freude ausfüllen. Das ist ganz gewiss!
DA S GES PR ÄCH F Ü H R T E BIR GIT WET JEN
Können Sie Beispiele nennen?
Die Europäische Zentralbank kauft jeden Monat
Staatsanleihen aus der Eurozone im Volumen von
60 Milliarden Euro − bis September 2016 ergibt
das über 1,1 Billionen Euro. Sie hat dafür gute
Gründe: Die Inflation ist zu niedrig, die Wirtschaft
zu schwach. Das hat auch Auswirkungen auf die
WEITERE INFORMATIONEN
Michael Ost, Leiter Privatkunden
Deutschland der Deutschen Bank,
E-Mail [email protected]
Portfolioberatung im Internet:
www.deutsche-bank.de/portfolioberatung
Portfolioberatung
Die Portfolioberatung der
Deutschen Bank umfasst
bundesweit rund 250 Berater,
die sich im Bereich der Privatund Firmenkundenbank um die Geldanlage ihrer Kunden kümmern.
Dazu nutzen sie das gesamte weltweite
Analystennetzwerk der Deutschen
Bank. Um die unabhängige Beratung
zu gewährleisten, zahlt der Kunde
nur eine fixe jährliche Beratungsgebühr
auf die Anlagesumme, in der alle
Provisionen und Transaktionskosten
der Bank bereits enthalten sind.