DER DEUTSCHE REISEVERBAND DRV-Politikthemen AUSGABE 1 – 2016 | FRÜHJAHR Sonntagsarbeit: Callcenter-Betrieb weiter ermöglichen Rechtsgutachten vorgelegt Um einen reibungslosen Reiseablauf zu gewährleisten, müssen Veranstalter für ihre Kunden Der DRV engagiert sich im „Bündnis für Kundenservice an Sonn- und Feiertagen“. Die Initiative legte Ende des Jahres ein Gutachten des renommierten Verfassungs rechtlers Christoph Degenhart zur Sonntagsarbeit von Callcentern vor. Fazit: Einer bundesweit einheitlichen Regelung steht nichts im Wege! rund um die Uhr erreichbar sein – und das nicht nur in Krisenfällen, sondern zum Beispiel auch bei Fragen zu Umbuchungen. Doch nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts drohen dem Callcenter-Angebot im Tourismus erhebliche Einschnitte. Wirtschaft und Länder fordern die Bundesregierung auf, das Arbeitszeitrecht schnellstmöglich anzupassen, um die wichtige Dienstleistung weiterzuerhalten. Wichtige Ansprechpartner für Reisende Damit Reisende rund um die Uhr betreut werden können, sind Callcenter unverzichtbar: Die Umfrage unter Reisemanagern zur Bedeutung von ... Umbuchungen vor und zählen in Notfällen zu den ersten Ansprechpartnern. Ständige Erreichbarkeit ist dabei Grundvoraussetzung. Die allermeisten Callcenter arbeiten deshalb auch an Telefonberatung Wird bereits angeboten Mitarbeiter helfen bei Fragen zum Online-Angebot, nehmen bei Verspätungen oder Ausfällen Sonn- und Feiertagen – auf Basis von Landesverordnungen, die den Betrieb ermöglichen. Wird (deutlich) zunehmen 100 % 26 % Urteil zulasten von Kunden und Unternehmen Der umfassende Kundenservice ist allerdings gefährdet. Ende 2014 erklärte das Bundesverwaltungsgericht die hessische Arbeitszeitverordnung für teilweise ungültig. Die anderen E-Mail-Beratung Wird bereits angeboten 100 % Bundesländer könnten sich an dem Urteil nun orientieren und ihre Vorschriften dahingehend Wird (deutlich) zunehmen 53 % überarbeiten, dass der Sonntagsbetrieb eingestellt wird. In der Folge droht zahlreichen Callcentern von großen Unternehmen nun die Verlagerung ins Ausland: Der Betrieb ist auch aus Ländern wie Polen, der Türkei oder Südafrika prob- Beratung in sozialen Netzwerken Wird bereits angeboten 60 % Wird (deutlich) zunehmen 82 % Quelle: fvw / Dr. Fried & Partner 100 % lemlos möglich und dort steht eine große Zahl qualifizierter, deutschsprachiger Arbeitskräfte zur Verfügung. Kleine Unternehmen wären indes gezwungen, ihr Dienstleistungsangebot erheblich einzuschränken – zulasten der Kunden und damit der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Wirtschaft und Bundesländer fordern Klarstellung Um diesen juristischen Schwebezustand zu beenden und den Callcenter-Standort Deutschland zu erhalten, fordert eine breite Allianz unter DRV-Beteiligung eine Anpassung des Arbeitszeitrechts: Der Bund soll per Gesetz oder Verordnung klarstellen, dass Callcenter vom Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit befreit sind. Unterstützung für das Vorhaben kommt von den Arbeits- und Sozialministern der Bundesländer. In ihrer Sitzung Ende letzten Jahres forderten auch sie den Bund zum Handeln auf. Die Zeit drängt: Viele Unternehmen können die Rechtsunsicherheit nicht länger hinnehmen und bereiten die Verlegung ihrer Callcenter vor – tausende Arbeitsplätze sind gefährdet. 05
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