SWR2 Wissen April 2016

Programm SWR2 WISSEN
Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr im Radio
April 2016
Freitag, 1. April, 8.30 Uhr
Die Geburt der Kunst
Die Chauvet-Grotte in der Ardèche
Von Bettina Kaps
Vor 20 Jahren entdeckten Höhlenforscher in der Schlucht der Ardèche Felsmalereien, die alles
übersteigen, was bisher in Europa gefunden wurde: 425 Tierdarstellungen bevölkern die Wände der
Chauvet-Grotte: Löwen, Bisons, Wollnashörner, Mammuts, Höhlenbären. Die Fresken sind 36.000
Jahre alt und zählen zu den frühesten und ausgefeiltesten Höhlenmalereien der Welt. Die Techniken
der steinzeitlichen Künstler, ihr routinierter Umgang mit Farben und die Komposition der Bilder
widerlegen die bisherige Lehrmeinung, dass sich prähistorische Kunst nur sehr langsam und linear
entwickelt habe. Die Darstellungen liefern auch neue Erkenntnisse über längst ausgestorbene Tiere
wie den Höhlenbären und den Höhlenlöwen. (Produktion 2014)
Samstag, 2. April, 8.30 Uhr
Lebensgefühl oder Klischee?
Der Generation Y auf der Spur
Von Erik Albrecht
Angepasst, pragmatisch und harmoniesüchtig – längst haben die Medien ihr Urteil über die Generation
Y gefällt. Statt für politische Überzeugungen auf die Straße zu gehen, macht die Jugend angeblich
lieber Karriere. Und statt dabei wiederum zu viel zu schuften, achtet sie stets auf gebührenden
Freizeitausgleich oder nimmt gleich Elternzeit. Soweit das Klischee. Doch kann man überhaupt von
einer Generation sprechen? Lassen sich junge Menschen wirklich auf ein paar plakative Eigenschaften
reduzieren? Wer braucht das eigentlich? Wie aus den 1985 bis 2000 Geborenen die Ypsiloner wurden.
Sonntag, 3. April, 8.30 Uhr
Aula: Die fünfte Gewalt
Die neue Macht der Vernetzten
Von Bernhard Pörksen
Diese Vernetzten verändern die Agenda und das Tempo des klassischen Journalismus’, sie
veröffentlichen auf Blogs, in Wikis, in sozialen Netzwerken, sie stürzen Politiker, bilden
Protestgemeinschaften, bringen Unternehmen in Bedrängnis. Und sie finden zu grausamen
Mordspektakeln zusammen. Bei alledem bleiben Fragen: Wie können sich die Vernetzten selbst
zivilisieren? Wie verhindert man die Entstehung von Parallelgesellschaften? Antworten gibt Professor
Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen.
Montag, 4. April, 8.30 Uhr
Chronische Schmerzen
Von Horst Gross
Über 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Ihre medizinische
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Betreuung ist meist unzureichend. Nicht nur weil es zu wenig spezialisierte Ärzte gibt. Problematisch ist
auch, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung chronischer Schmerzen zu
selten berücksichtigt werden. Immer noch zu wenig Ärzte und Therapeuten wissen überhaupt, dass es
ein Schmerzgedächtnis gibt. Das Beispiel Rückenschmerz zeigt dies exemplarisch. Überholte
Therapieansätze müssen hier aber scheitern. Erst neue Konzepte, die das Schmerzgedächtnis
mitberücksichtigen, versprechen Erfolg. (Produktion 2014)
Dienstag, 5. April, 8.30 Uhr
Mit Greifvögeln auf der Jagd
Die Geschichte der Falknerei
Von Pia Fruth
Mit der Völkerwanderung und der Ausbreitung des Islam im achten Jahrhundert n.Chr. gelangt eine
neue Jagdmethode aus dem Orient nach Europa: die so genannte “Beizjagd”, vom
mittelhochdeutschen bizen – ”beißen lassen”. Jäger machen sich dabei Greifvögel zunutze, die sie
aufwendig großziehen, pflegen und abrichten. Mongolische Nomaden jagen mit ihren Adlern sogar
Wölfe. Im Hochmittelalter entwickelt sich die Beizjagd zu einem prestigeträchtigen Privileg des Adels.
Mitte des 13. Jahrhunderts verfasst Stauferkaiser Friedrich II. ein prachtvoll illustriertes
wissenschaftliches Lehrwerk über Vogelkunde und die Kunst, mit Greifvögeln zu jagen. Auch Falkner,
die ihre Vögel heutzutage für Schaulustige fliegen lassen, gehen mit ihren Bussarden, Uhus, Adlern
oder Falken auf die Jagd.
Mittwoch, 6. April, 8.30 Uhr
Organoide – Gezüchtete Lebern und Herzen
Von Michael Lange
Seit Jahren verspricht die Stammzellenmedizin Herzen, Lebern und Nieren aus dem Labor. Dennoch
konnten Forscher den Transplantationsmedizinern bislang keine einsatzfähigen Organe in der richtigen
Größe liefern. Deshalb setzen Organzüchter neuerdings auf Miniatur-Organe, sogenannte Organoide.
In Laboren auf der ganzen Welt wachsen bereits kleine Lebern, Nieren, Lungen und sogar Gehirne in
Spezialgefäßen. Sie dienen der Grundlagenforschung und der Überprüfung neuer Medikamente. Als
Organknospen könnten sie bald auch in der Medizin eingesetzt werden.
Donnerstag, 7. April, 8.30 Uhr
Ich armes Opfer!
Die perfide Macht der Ohnmacht
Von Beate Krol
Vor ein paar Jahren kursierte auf Schulhöfen das Schimpfwort “Du Opfer!” Viele Erwachsene
reagierten empört: Opfer brauchen Hilfe und Solidarität, nicht Häme und Verachtung. Diese Reaktion
ist berechtigt, denn der Schutz von Schwachen macht die humane, zivilisierte Gesellschaft wesentlich
aus. Doch immer wieder schlüpfen Menschen freiwillig in die Opfer-Rolle, denn sie hat auch Vorteile:
Man ist schuldlos, darf sich im Recht wähnen und kann die Verantwortung für das Gelingen des
eigenen Lebens abtreten. Psychologen deuten die freiwillige Opferhaltung auch als Ausdruck von
übertriebenem Stolz – bis hin zu Überlegenheitsgefühlen den “Tätern” gegenüber.
Freitag, 8. April, 8.30 Uhr
Über das Zaudern
Von Rolf Cantzen
Wer zaudert, handelt nicht, sondern hält inne, wirkt unentschieden, unentschlossen und verrät
Unsicherheit. Genau das widerspricht dem Ideal eines erfolgreichen, dynamischen und disziplinierten
Menschen. Wenn jemand nachdenkt, zweifelt, tritt eine störende Handlungsverzögerung ein. Es
entsteht eine Pause, leere Zeit, die als nutzlos und vergeudet abgewertet wird. Doch dieses
Innehalten, das Zögern und Zaudern wird heute immer wichtiger. Unreflektierte, schnelle Eingriffe in
die Natur, ein rasch verabschiedetes Gesetz haben weitreichende Konsequenzen. Eine Kultur des
Abwägens und Reflektierens könnte sich dem entgegenstellen. Spuren einer solchen Kultur des
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zaudernden Innehaltens lassen sich in der Philosophie und Literatur finden. (Produktion 2014)
Samstag, 9. April, 8.30 Uhr
Kein Extremismus im Klassenzimmer
Vom Umgang mit radikalen Gedanken
Von Silvia Plahl
Eltern haben Angst, ihre Kinder an extremistische Gruppen zu verlieren. Ausbilder und Lehrer stehen
vor Neonazis in Klassenräumen. Familienangehörige wollen deutsche IS-Anhänger dem Terror wieder
entreißen. Sie finden Hilfestellung bei bislang recht wenigen Experten. Doch der Bedarf und die
Unsicherheit steigen, und dies fordert inzwischen nicht nur Pädagogen, sondern die gesamte deutsche
Gesellschaft heraus: Jugendliche müssen lernen, die perfiden Methoden der Radikalen zu entlarven.
Erwachsene sollten ihrerseits klar Position beziehen – in der Erziehung, in Diskussionen, auf der
Straße.
Sonntag, 10. April, 8.30 Uhr
Aula: Der Studienkompass 2: Physik
Von Metin Tolan
In der SWR2 Aula geben Professorinnen und Professoren angehenden Studenten wichtige
Orientierungshilfen: Sie zeigen, warum ihr Fach gesellschaftlich relevant ist, vor allem, was man
mitbringen muss, um das erfolgreich zu studieren, was man mit dem Bachelor und Master beruflich
anfangen kann. Den zweiten Teil bestreitet Metin Tolan, Professor für theoretische Physik an der
Universität Dortmund.
Montag, 11. April, 8.30 Uhr
Mehr Qualität in der Medizin
Was Patienten wirklich hilft
Von Martina Keller
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind im Kreis Cloppenburg die Mandeln herausgenommen bekommt,
ist achtmal höher als im Kreis Rosenheim. Ähnlich sieht es bei Blinddarm- oder Prostata-Operationen
aus. Allein mit medizinischer Notwendigkeit lassen sich die krassen Unterschiede nicht erklären.
Wahrscheinlicher ist: Ärzte setzen manche medizinische Therapien zu oft ein, während sie andere
vernachlässigen. Die Arbeitsgemeinschaft Medizinischer Fachgesellschaften will diesem Missstand ein
Ende bereiten. Ihr Motto: Gemeinsam klug entscheiden. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt
ein Blick nach Schweden. Dort behandeln Ärzte schon lange nach der Devise „Mehr vom Wichtigen –
weniger vom Unwichtigen“. Nationale Leitlinien helfen den Ärzten zu unterscheiden, was den Patienten
wirklich hilft und was nicht.
Dienstag, 12. April, 8.30 Uhr
Goldene Zukunft?
Streit um Bergbau in El Salvador
Von Charlotte Grieser
El Salvador hat reiche Goldvorkommen, die Bergbaukonzerne ausbeuten wollen. Doch Kleinbauern
befürchten, dass ihre Dörfer Tagebauen weichen müssen und der Goldabbau ihr Wasser mit
Schwermetallen belastet. Erfahrungen aus anderen Abbauregionen geben ihnen Recht. 98 Prozent der
Gewinne würden ohnehin an die – in der Regel ausländischen – Konzerne gehen. Die Regierung
stoppte 2009 alle Explorationen. Ein australisches Unternehmen hat El Salvador deshalb wegen
entgangener Gewinne vor einem Gremium der Weltbank verklagt – das Urteil steht noch aus.
Unterdessen gehen die Proteste weiter, obwohl Aktivisten mit dem Tode bedroht und einige bereits
ermordet wurden. Die Regierung will ein Gesetz verabschieden, das allen Metallbergbau verbietet.
Damit könnte El Salvador zum Vorbild für ganz Mittelamerika werden.
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Mittwoch, 13. April, 8.30 Uhr
Operation im Mutterleib
Wie schwerkranke Föten gerettet werden
Von Julia Beißwenger
Früher wurden Föten, die einen gravierenden Herz- oder Lungenfehler hatten oder deren Rückenmark
frei lag, häufig abgetrieben. Die meisten Gynäkologen rieten dazu, denn eine Operation im Mutterleib
kam nicht in Frage. Das hat sich geändert: Nach ersten Versuchen in den 80er-Jahren in den USA, bei
denen die Föten jedoch immer wieder starben, etabliert sich die “Fetalchirurgie” auch in Deutschland.
Heute operieren Ärzte Föten zumeist mit Hilfe langstieliger Instrumente über kleine Schnitte in den
Bauch der Mutter. Und die Eingriffe werden immer präziser und sicherer.
Donnerstag, 14. April, 8.30 Uhr
Natur als Kunst
Der japanische Garten
Von Dagmar Lorenz
Traditionelle japanische Gärten erfüllen mehrere Funktionen. Die von westlichen Schriftstellern viel
gerühmten Miniatur-Steingärten in buddhistischen Klöstern dienten einst der religiösen Kontemplation.
Weniger bekannt sind hierzulande die großzügigen Parkanlagen des japanischen Adels. Es sind wahre
Freiluft-Salons, in denen sich einst die gebildete Oberschicht ihren Interessen hingab: der Betrachtung
einer bis ins Detail gestalteten Landschaft, dem Ritual der Teezeremonie, Theateraufführungen oder
der Stegreifdichtung. Ein Spaziergang durch den “Koraku-en”-Garten in Okayama – der zum
Weltkulturerbe zählt – offenbart die raffinierte Ästhetik dieses Gesamtkunstwerkes.
Freitag, 15. April, 8.30 Uhr
Eberhard im Bart: Württembergs erster Herzog
Von Marianne Thoms
Eberhard im Bart regiert anfangs nur die Hälfte des Landes. Mit diplomatischem Geschick vereinigt er
die 40 Jahre lang geteilte Grafschaft wieder und wird zum Herzog erhoben. “Attempto – Ich wag’s!”
wird sein Lebensmotto. Seine Heirat mit Barbara Gonzaga aus Mantua bringt den bildungshungrigen
Herrscher in Kontakt zu Italien – dem Mutterland des Humanismus. Er gründet die Tübinger Universität
und reformiert Bildung und Wirtschaft. Kaiser Maximilian I. schätzt seinen Verstand und seinen Rat.
Hatte dieser Mann keine dunklen Seiten? Konnte er sein “Haupt kühnlich legen jedem Untertan in
Schoß”, wie Justinus Kerner dichtete?
Samstag, 16. April, 8.30 Uhr
Tränen im Training – Kinder im Leistungssport
Von Mirko Smiljanic
Mit vier Jahren angehender Tennisstar, Achtjährige mit festem Blick auf die Bundesliga, Zwölfjährige
Turner träumen von den Olympischen Sommerspielen 2024 – erfolgreicher Leistungssport beginnt
immer früher. Dass Eltern dabei eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt, dass Mütter und Väter
mitunter in ihre Kinder projizieren, was sie selbst nicht geschafft haben, ebenfalls. Wie werden in
Deutschland sportliche Talente gefunden und gefördert? Welche Rolle spielen dabei Schulen? Was,
wenn in der Pubertät die Interessen in andere Richtungen gehen? Wie erleben Kinder den enormen
Druck und mögliches Scheitern? Der Autor ist auf der Suche nach Antworten in Vereinen und Schulen,
im Gespräch mit Schülern und Eltern, Trainern und Lehrern.
Sonntag, 17. April, 8.30 Uhr
Aula: Mehr als Worte – über Körperkommunikation
Von Ulfried Geuter
Tango-Tanzen kann man nur zu zweit. Und um gut führen zu können, muss sich der Mann auf die
Frau einschwingen, ihre feinen körperlichen Signale aufnehmen und auf diese reagieren können. Und
die Frau muss in der Lage sein, seine Impulse aufzugreifen und ihnen zu folgen. Damit beide das
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können, bedarf es eines emotionalen Kontakts zwischen ihnen, beide müssen die körperlichen Signale
des anderen richtig zu lesen wissen. Und genau darum geht es bei der Körperkommunikation, die jede
Interaktion zwischen Menschen bestimmt, auch die zwischen Patient und Therapeut. Der Berliner
Psychotherapeut Ulfried Geuter beschreibt, wie Körper und Seele zusammenhängen. (Produktion
2015)
Montag, 18. April, 8.30 Uhr
Der gescheiterte Drogenkrieg in Lateinamerika
Uruguay legalisiert als erste Nation Cannabis
Von Karl-Ludolf Hübener
Anfang der 70er-Jahre erklärte der damalige US-Präsident Richard Nixon den “Krieg gegen Drogen”.
Lateinamerika stand fortan im Fokus von Repression und Gewalt. Doch der Krieg gegen die Drogen ist
gescheitert. Das sagen selbst konservative Politiker. Er hat Milliarden verschlungen, unzählige
Menschenleben gekostet, Politik korrumpiert und Menschenrechte schwer verletzt. Gleichzeitig boomt
das illegale Geschäft. Die Drogenkartelle sind mächtiger denn je. Weltweites Aufsehen erregte
deshalb Uruguay: Das kleine Land war der erste Staat auf der Welt, der 2013 Cannabis vollständig
legalisierte und den Markt regulierte, vom Besitz bis zum Vertrieb. Einstieg in den Ausstieg?
Dienstag, 19. April, 8.30 Uhr
Starke Wurzeln, stolze Ernten
Eine Anbaumethode revolutioniert die Landwirtschaft
Bettina Weiz
Ausgerechnet in den ärmsten Regionen Indiens fahren Bauern Ernten ein, von denen ihre Kollegen in
Industrieländern nur träumen können: Ihre Rekorderträge von Reis, Zwiebeln, Weizen oder Kartoffeln
gelingen ohne teure Spritzmittel, gentechnisch verändertes Saatgut oder Kunstdünger. Hinter den
Erfolgen dieser Biobauern steckt eine ebenso einfache wie revolutionäre Anbaumethode. Ein
französischer Missionar hat sie vor drei Jahrzehnten auf Madagaskar erfunden. Wissenschaftler an
der US-amerikanischen Cornell-Universität haben sie weiter entwickelt. Kleinbauern von Afrika bis
Südostasien wenden die Methode mittlerweile an, aber ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit hat sie
es bisher nicht geschafft – möglicherweise weil Saatgut- und Agrochemie-Konzerne daran kaum
verdienen. (Produktion 2014)
Mittwoch, 20. April, 8.30 Uhr
Schießende Roboter
Krieg mit autonomen Waffen
Von Gábor Paál
70 Jahre nach der Atombombe steht die Welt vor der nächsten großen Revolution der Kriegsführung.
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis “selbst denkende” Maschinen Einzug finden in bewaffnete
Konflikte. Autonome Grenzschussanlagen gibt es bereits. Der nächste Schritt wären Kampfdrohnen,
die – mit den entsprechenden Algorithmen gefüttert – autonom entscheiden, ob sie einen Gegner am
Boden töten oder nicht. Oder unbemannte Panzer, die “intelligent” in feindliches Gebiet vordringen,
ohne dass ein Soldat dabei sein Leben riskiert. Wenn Roboter kämpfen, sterben weniger Menschen –
so die Logik der Entwickler. Informatiker und Militärforscher warnen dagegen, dass mit solchen Waffen
die Schwelle zum Krieg sinkt. Versuche, eine internationale Ächtung dieser Waffen zu erreichen, sind
bislang gescheitert.
Donnerstag, 21. April, 8.30 Uhr
Miguel de Cervantes
Der Erfinder des “Don Quichote”
Von Peter B. Schumann
Der geniale Spanier Miguel de Cervantes wird noch heute von vielen Schriftstellern verehrt. Mit seinem
“Don Quijote” entwickelte er bereits Anfang des 17. Jahrhunderts die literarischen Formen, die den
modernen Roman begründeten. Zugleich schuf er in diesem Text unsterbliche Figuren: den
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abenteuernden Ritter von der traurigen Gestalt, dessen erdverbundenen Knappen Sancho Panza und
das von Don Quijote hoch verehrte Bauernmädchen Dulcinea. Zahllose Künstler haben sich von ihnen
zu eigenen Interpretationen anregen lassen. Miguel de Cervantes führte selbst ein geradezu
romanhaftes Leben, das sich in seiner Literatur niedergeschlagen hat. Auch 400 Jahre nach Cervantes
Tod am 23. April 1616 hat sein Werk nichts an Bedeutung eingebüßt.
Freitag, 22. April, 8.30 Uhr
Der Osteraufstand 1916
Beginn der Unabhängigkeit Irlands
Von Michael Reitz
Vom 24. bis zum 29. April 1916 kam es in Dublin zum Aufstand gegen die britische Vorherrschaft in
Irland. Die Rebellion begann am Ostermontag. In der Annahme, England sei durch den Ersten
Weltkrieg so in Anspruch genommen, dass ein Aufstand Aussicht auf Erfolg haben würde, übertrafen
sich die einzelnen Fraktionen des irisch-nationalistischen Widerstands in einer überhasteten und
strategisch kaum durchdachten Aufstandsplanung. Im Hauptpostamt Dublins, Zentrale der Erhebung,
wurde die Osterproklamation verlesen. Ihr Kernpunkt: Schaffung eines eigenen irischen Staates.
Obwohl die Massenerhebung blutig beendet wurde, markiert diese Niederlage den Beginn der irischen
Unabhängigkeit von Großbritannien.
Samstag, 23. April, 8.30 Uhr
Spielend lernen – PC-Games im Unterricht
Von Franziska Glatt
In Deutschland leisten Lehrer Pionierarbeit, wenn sie Computerspiele als Unterrichtsmedium
einsetzen. Die Überzeugungstäter benutzen die “Freizeitgestalter” als spielerischen Lernmotor, ziehen
mit ihnen weniger beliebte Themen neu auf oder programmieren mit den Schülern gleich eigene
Spiele. Zur Freude der Lernenden alles lehrplankonform. Der Blick auf die digitalen Spiele verändert
sich. Vom aggressionsschürenden, zeitfressenden Medium zum sich etablierenden Kulturgut. Seit
einigen Jahren steigt auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema “Digital Games”
sprunghaft an. Inwieweit kann der Einsatz von Computerspielen den Schulalltag bereichern?
Sonntag, 24. April, 8.30 Uhr
Aula: Der Studienkompass 3: Germanistik
Von Sandra Richter
In der SWR2 Aula geben Professorinnen und Professoren angehenden Studenten wichtige
Orientierungshilfen: Sie zeigen, warum ihr Fach gesellschaftlich relevant ist, vor allem, was man
mitbringen muss, um das erfolgreich zu studieren, was man mit dem Bachelor und Master beruflich
anfangen kann. Professor Sandra Richter von der Universität Stuttgart erklärt die Aspekte für ihr Fach,
die Germanistik.
Montag, 25. April, 8.30 Uhr
30 Jahre Katastrophe von Tschernobyl
Spurensuche in Belarus
Von Peter Jaeggi
Das stillgelegte Kernkraftwerk Tschernobyl steht im Norden der Ukraine, nur einige wenige Kilometer
von der weißrussischen Grenze entfernt. Die Nuklearkatastrophe, bei der am 26. April 1986 der
Reaktor des Blocks 4 explodierte, gilt als bisher weltweit schwerster Unfall in einem Kernkraftwerk.
Immer mehr wird klar, dass die Folgen noch nicht in vollem Umfang abgeschätzt werden können. So
gibt es Hinweise, dass viele gesundheitliche Folgen erst viel später offenbar werden. Vor 30 Jahren
wurde Weißrussland (Belarus) am schlimmsten von dem Unglück getroffen. Beleuchtet werden
medizinische, soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte. Tausende, die damals rund um
Tschernobyl wohnten, leben heute in gesichtslosen Wohnblocks in Minsk. Ihre Dörfer, die sie
verlassen mussten, haben die meisten nie mehr besucht. Die Dokumentation zeigt auch, wie
betroffene Menschen gelernt haben, mit dem unsichtbaren Feind der Radioaktivität zu leben. Eine
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Spurensuche in Belarus. (Produktion 2011)
Dienstag, 26. April, 8.30 Uhr
Naturschutz in Schottland
Landschaft als Kapital
Von Gábor Paál
Urlauber haben oft ein romantisches Bild von Schottland: Die melancholische Weite der Highlands, die
vielen Seen, gälisch Lochs genannt, schmucke, kleine Whisky-Brennereien, schottischer Lachs,
gefangen in reißenden Wildbächen ... Doch die Wahrheit ist: An der Küste und in vielen Lochs entsteht
derzeit eine Lachsfarm nach der anderen – zum Ärger von Anwohnern und Umweltschützern. 90
Prozent der berühmten Torfmoore Schottlands haben durch Entwässerung und Torfabbau gelitten.
Doch auf den von Menschen einst kahlgeschlagenen Highlands werden wieder großflächig Bäume
gepflanzt. Die Schotten haben gelernt: Natur ist ihr wichtigstes Kapital.
Mittwoch, 27. April, 8.30 Uhr
Publizieren um jeden Preis
Warum die Qualität in der Wissenschaft nachlässt
Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster
Manipulation und sogar bewusster Betrug werden in der Wissenschaft immer mehr zum Problem. Das
renommierte “Journal of Vibration and Control” musste im Juli 2014 bereits 60 Publikationen
widerrufen, die sich als fehlerhaft herausgestellt hatten. Der wissenschaftliche Springer Verlag ein Jahr
später 64 Studien. Mal frisieren Autoren die Ergebnisse, mal übersehen Gutachter großzügig Mängel.
In allen Fällen wurden wissenschaftliche Qualitätsstandards nicht eingehalten – wie etwa die
Wiederholbarkeit unter denselben Bedingungen. Das Wissenschafts-Magazin Lancet kommt zu dem
Schluss, dass heute 80 Prozent der biomedizinischen Studien “Müll” seien. “Gier frisst Hirn”
kommentiert der deutsche Professor Wolfgang Löwer diese Entwicklung. Seit zehn Jahren arbeitet er
als Ombudsmann für die Wissenschaft das Fehlverhalten von Forschern auf.
Donnerstag, 28. April, 8.30 Uhr
Schillers “Kabale und Liebe”
Vom Recht auf ein eigenes Leben
Aus der Reihe: Klassiker der Schullektüre (2/3)
Von Dagmar Lorenz
Mit gutem Grund hat Friedrich Schillers Drama “Kabale und Liebe” einen festen Platz im Kanon der
deutschsprachigen Literatur. Denn das 1784 uraufgeführte Stück vereint alle Motive und
Konstellationen, an denen sich der Protest einer jüngeren Schriftstellergeneration damals entzündete:
das Aufbegehren gegen die höfische Arroganz, gegen die Autorität der Väter und gegen eine korrupte
Gesellschaft, die das Glück ihrer Kinder auf dem Altar der Konventionen und des Kalküls opferte.
Schillers Drama führt uns vor Augen, wie schwer einst Freiheiten wie die selbstbestimmte Wahl eines
Ehepartners und das Recht auf ein eigenes Leben hierzulande errungen werden mussten – und wie
sehr solche Freiheiten andernorts noch vonnöten sind.
Freitag, 29. April, 8.30 Uhr
Willi Bleicher – Widerstandskämpfer und Gewerkschafter
Von Hermann G. Abmayr
Willi Bleicher war einer der bedeutendsten Gewerkschafter der Nachkriegszeit. Der gebürtige
Stuttgarter leistete Widerstand gegen den Nationalsozialismus und riskierte sein Leben, um ein
Kleinkind im Konzentrationslager Buchenwald zu retten. Als Chef der IG Metall in Baden-Württemberg
führte er 1963 den ersten großen Arbeitskampf der Bundesrepublik. Sein Gegenspieler war Hanns
Martin Schleyer, damals Daimler-Manager – und während des Nationalsozialismus
Reichstudentenführer und SS-Mitglied. Bleicher und Schleyer mussten über Jahre hinweg
Tarifkompromisse aushandeln. Trotz aller Schärfe im Ton wussten sie, dass sie sich auf das Wort des
anderen verlassen konnten. Vielen Gewerkschaftern gilt Willi Bleicher bis heute als Vorbild.
SWR2 Wissen – April 2016
Samstag, 30. April, 8.30 Uhr
Jungs in der Schule
Das benachteiligte Geschlecht
Von Nicole Dantrimont
Während viele Mädchen brav auf ihren Stühlen sitzen und eifrig Buchstaben malen, hibbeln nicht
wenige Jungs auf ihrem Stuhl herum und freuen sich auf die nächste Sportstunde. – Eine Situation,
wie sie täglich in Grundschulen vorkommt. Auch die Statistik spiegelt das Verhalten wieder: Sport und
Mathe – das sind die eindeutigen Favoriten, wenn männliche Grundschüler nach ihren
Lieblingsfächern gefragt werden. Bei den Mädchen stehen dagegen Deutsch und Kunst an erster
Stelle. Und so landen dann auch nicht wenige Jungs dort, wo sie eigentlich gar nicht hingehören: Im
Wartezimmer des Kinder- und Jugendpsychiaters. – Dabei sind sie doch einfach nur Jungs!
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SWR2 Wissen – April 2016
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SWR2 IMPULS: „1000 ANTWORTEN“
Warum sind Pilze keine Pflanzen? Wie entstand der Kuss? Warum haben wir zwei Nasenlöcher?
Riechen Männer anders als Frauen? Wie misst ein Flugzeug die Windgeschwindigkeit? Warum
bekommt man im Gesicht keine Gänsehaut?
Jeden Mittwoch gibt es in SWR2 Impuls Antworten auf die Wissens-Fragen der SWR2 Hörer.
SWR2 IMPULS bietet damit eine einzigartige Gelegenheit, allgemeine und spezielle Fragen zu einem
Sachthema an einen renommierten Experten weiterzugeben. Stellen Sie Ihre Fragen im Internet unter
www.swr.de/blog/1000Antworten und twitter.com/1000Antworten
SWR2 IMPULS (Montag bis Freitag 16.05 Uhr bis 17.00 Uhr) auf SWR2 und um 21.03 Uhr auch bei
SWRinfo.
SWRinfo
SWRinfo sendet täglich ab 6 Uhr im Viertelstundenrhythmus Nachrichten, die durch
Wettervorhersagen und Verkehrshinweise ergänzt werden. Zusätzlich bietet SWRinfo
Hintergrundinformation zu aktuellen Themen, u. a. aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Wissenschaft,
Technik, Umwelt und Sport. Dabei steht der regionale Bezug zum Südwesten im Vordergrund.
Abends um 20 Uhr sendet SWRinfo die ARD Tagesschau, danach runden ausführliche
Hintergrundsendungen, teilweise aus anderen SWR-Hörfunkprogrammen, das Programm ab.
WISSEN können Sie am Samstag und Sonntag jeweils um 9.30 Uhr sowie am Samstag um 21.30 Uhr
und am Sonntag um 14.30 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
CAMPUS – NEUES AUS FORSCHUNG UND WISSENSCHAFTSPOLITIK
Samstags, 10.05 – 10.30 Uhr SWR2
Wer den nächsten Nobelpreis bekommt, wissen wir natürlich auch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit
ist groß, dass in CAMPUS über diese Arbeit längst berichtet wurde. Jeden Samstag gibt es hier Neues
aus Medizin, Naturwissenschaft und Technik, sowie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Damit nicht genug. In CAMPUS erfährt man auch, unter welchen Bedingungen geforscht wird und wie
es um den wissenschaftlichen Nachwuchs steht. Hochschul- und Forschungspolitik haben hier ihren
festen Platz. CAMPUS – ein Magazin mit Kurzberichten, Interviews, Glossen und Kommentaren richtet
sich an alle, für die »Wissensgesellschaft« nicht nur ein Schlagwort ist. CAMPUS können Sie am
Sonntag um 14.05 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
SWR2 WISSEN – SERVICE
SWR2 WISSEN Podcast – Webradio
SWR2 WISSEN können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio
unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml
Manuskriptdienst
Manuskripte der Sendungen SWR2 Wissen und Aula finden Sie unter swr2.de/wissen.
Auch als E-Book für mobile Endgeräte.
Programm-Informationen per E-Mail
Die Wochenübersichten des Programms von SWR2 WISSEN können Sie sich regelmäßig über den
SWR2 Newsletter zuschicken lassen – einfach E-Mail-Adresse eintragen bzw. austragen unter
www.swr2.de/wissen (Service).
SWR2 Programmfragen
Bei SWR2 Programmfragen erhalten Sie allgemeine Informationen zum Programm SWR2 und
auch Manuskripte. SWR2 Programmfragen, 76522 Baden-Baden, Telefon 07221 300222
(Mo-Fr, 10-12 Uhr).
SWR2 Wissen – April 2016
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