FDP Rheinland-Pfalz ∙ Am Linsenberg 14 ∙ 55131 Mainz An den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. VDV -Landesgruppe Südwest (Rheinland-Pfalz, Saarland) Mozartstraße 8 55118 Mainz Wahlprüfsteine Mainz, 05. Februar 2016 Dr. Volker Wissing Vorsitzender FDP Rheinland-Pfalz Am Linsenberg 14 55131 Mainz [email protected] www.fdp-rlp.de twitter.com/fdprlp facebook.com/fdprlp T: 06131 232 541 F: 06131 233 803 Sehr geehrter Herr Hiltmann, Sehr geehrter Herr Hoffmann, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 16. Dezember 2015 und Ihr darin zum Ausdruck gebrachtes Interesse an den Positionen der FDP Rheinland-Pfalz. 1. Welche Bedeutung hat der Öffentliche Personenverkehr mit Bussen und Bahnen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft? Der Öffentliche Personennahverkehr ist der Garant der Mobilität in Deutschland. Mobilität ist ein Grundbedürfnis und der Öffentliche Personennahverkehr stellt sicher, dass Mobilität für jeden möglich ist, auch für diejenige die sich aus finanziellen oder anderen Gründen keine Auto anschaffen können oder wollen. Der Öffentliche Personennahverkehr gehört mit zur grundlegenden Infrastruktur des Landes. 2. Sinkende Einwohner-und rückläufige Schülerzahlen gefährden die Existenz des ÖPNV im ländlichen Raum. Dabei ist der ÖPNV gerade für junge Familien ein wesentlicher Faktor bei der Wahl des Wohnortes. Welche Maßnahmen und Instrumente zur Sicherung des Nahverkehrs auf dem Land planen Sie? In vielen Regionen kommt der Busbedienung für den ÖPNV eine zentrale Bedeutung zu, insbesondere dort, wo das Schienennetz weniger dicht ist. In vielen Fällen ist die Busbedienung auch wirtschaftlicher und flexibler als die starre Schienenbedienung; das gilt insbesondere für den ländlichen Raum. Die FDP fordert von den Aufgabenträgern die Überarbeitung der Nahverkehrspläne mit dem Ziel einer wirtschaftlichen Optimierung der Angebote des Schienen- und Busverkehrs. Schienenverkehr und Busverkehr müssen aufgabenträgerübergreifend aufeinander abgestimmt werden. Dazu ist es erforderlich, die bestehenden Strukturen im Busverkehr vorbehaltlos zu überprüfen, auf die Schiene als Rückgrat des ÖPNV auszurichten und durch Schnüren von Linienbündeln die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Verkehre möglichst noch eigenwirtschaftlich oder zumindest mit dem für die Aufgabenträger geringsten Zuschussbedarf realisiert werden können. Das Land ist aufgerufen, hierbei eine koordinierende Funktion zu übernehmen. Mit der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und insbesondere mit der rückläufigen Zahl von Schülerinnen und Schülern, die die Hauptkunden des ÖPNV im ländlichen Raum stellen, wird die wirtschaftliche Situation für flächendeckende Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 Angebote zunehmend schwieriger. Neben verstärkten Anstrengungen, neue Kunden zu gewinnen, müssen zukünftig die Angebote im ländlichen Raum flexibler werden. Die FDP fordert, die Flexibilisierung der Angebote des ÖPNV z.B. durch Anruf-Sammeltaxen, flexible Bedienung von Haltestellen, die Förderung von Bürgerbussen und Semi-ÖPNV-Formen schneller voran zu treiben, damit eine Grundversorgung auch in der Fläche wirtschaftlich gewährleistet werden kann. 3. Bisher nehmen die Landkreise und kreisfreien Städte den ÖPNV als freie Selbstverwaltungsaufgabe im Rahmen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit wahr. Dies verhindert vielfach, dass kommunale Investitionen in den ÖPNV getätigt werden. Unterstützen Sie die Forderung, den ÖPNV im Nahverkehrsgesetz zur Pflichtaufgabe für Landkreise und kreisfreie Städte zu machen? Die Kommunen in Rheinland-Pfalz gehören zu den bundesweit am höchsten verschuldeten. Die Zuweisung weiterer Aufgaben ist daher nur nach einer deutlichen finanziellen Entlastung der Städte und Gemeinden möglich. Die aktuelle Landesregierung hat den Städte und Gemeinden zahlreiche Aufgaben aufgebürdet, ohne die zu deren Bewältigung notwendigen Mittel bereitzustellen. Egal ob KitaAusbau, Inklusion oder aktuell die Flüchtlingskrise, die rheinland-pfälzische Landesregierung hat sich in vielen Fällen vor ihrer Verantwortung gedrückt und die Kommunen auf den Kosten sitzen lassen. Wir wollen, dass die Kommunen finanziell so ausgestattet sind, dass sie ihren Aufgaben gerecht werden können. Erst wenn dieses Ziel erreicht ist, lässt sich sinnvoll über eine stärkere Verantwortung der Kommunen im Bereich des Personennahverkehrs diskutieren. 4. Im gültigen Nahverkehrsgesetz fehlt es an einem klaren Bekenntnis zu den Verkehrsverbünden und einer deutlichen und umfassenden Aufgabenbeschreibung. Unterstützen Sie die Forderung, die Verkehrsverbünde und deren Aufgaben im Nahverkehrsgesetz des Landes fest zu verankern? Eine umfassende Aufgabenbeschreibung erfordert auch eine eindeutige Regelung der finanziellen Zuständigkeit. Die FDP Rheinland-Pfalz wird sich für eine zukunftsfähige Struktur und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs einsetzen. 5. Durch die Aufstockung der Regionalisierungsmittel erhält Rheinland-Pfalz ab 2016 zusätzliche Gelder des Bundes für den Nahverkehr. Wie werden Sie diese Mittel einsetzen? Der von FDP-geführten Verkehrsministerien auf die Schiene gesetzte RheinlandPfalz-Takt als Erfolgsmodell der rheinland-pfälzischen Bahnpolitik muss auch nach Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 2015 stabilisiert und weiter entwickelt werden. Dabei muss der Schwerpunkt auf Strecken und Angeboten liegen, die ein Potential für weitere Zuwachsraten im umweltfreundlichen öffentlichen Verkehr haben. Dies sind insbesondere SBahnverkehre in die Ballungsräume. Die rheinland-pfälzische FDP unterstützt die Planungen, die Angebote im SPNV im Rahmen des Zielkonzepts Rheinland-PfalzTakt 2015 nochmals zu erweitern. Sie tritt dabei zugleich dafür ein, die knappen Regionalisierungsmittel wirtschaftlich effizient und nicht für zweifelhafte Reaktivierungsvorhaben von Strecken zu verwenden, die nur geringe Fahrgastpotentiale aufweisen. Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit muss bei allen Reaktivierungsvorhaben der entscheidende Maßstab sein; dies gilt vor dem Hintergrund der Schuldenbremse auch für die Einrichtung oder Fortführung von touristischen Verkehren. 6. Treten Sie dafür ein, neben den Bundesmitteln künftig auch eigene Landesmittel für die auskömmliche Finanzierung des ÖPNV und SPNV in Rheinland-Pfalz einzusetzen? Die Möglichkeiten der Verkehrsunternehmen, Angebote im Nahverkehr eigenwirtschaftlich ohne Zuschussleistungen der öffentlichen Hand für die Erbringung der Verkehrsleistungen darzustellen, werden immer geringer. Damit steigen gleichzeitig die Finanzierungsanforderungen an die Aufgabenträger, wobei durch die Schuldenbremse und die Lage der öffentlichen Haushalte bei Land und Kommunen einer Erhöhung der finanziellen Zuschussleistungen enge Grenzen gesetzt sind. Um die Angebote nicht einschränken zu müssen, ist es erforderlich, neben der Optimierung der Angebote, der verstärkten Berücksichtigung flexibler Angebotsformen auf allen Ebenen Effizienzpotentiale zu heben: In den Verbünden und in den SPNV-Zweckverbänden haben sich in den vergangenen Jahren teilweise aufwändige Parallelstrukturen entwickelt. Um angesichts der knappen Mittel für den Öffentlichen Verkehr effizienter zu werden, ist eine Konzentration der Organisationsstrukturen notwendig. Die FDP tritt dafür ein, ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand die Aufgabenträgerschaft im SPNV auf das Land zu übertragen und dazu eine Landesverkehrsgesellschaft für den Schienenpersonennahverkehr zu gründen, die landesweit eine effiziente und zwischen Schiene und Bus abgestimmte Angebotsgestaltung sowie eine sachgerechte Finanzierung der Angebote ermöglicht. Die Mitwirkung der Kommunen ist sicherzustellen. 7. Rheinland-Pfalz ist eines von drei Flächenländern ohne Fahrzeugförderprogramm und hat auch deshalb im Ländervergleich die älteste Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 Busflotte. Unterstützen Sie die Forderung nach einer Wiedereinführung eines Landesförderprogramms für die Fahrzeugbeschaffung? Der öffentliche Nahverkehr wird insbesondere von Schülerinnen und Schülern intensiv genutzt. Der Einsatz von veralteten Bussen geht daher nicht nur zu Lasten unserer Umwelt, sondern unserer Kinder. Die FDP Rheinland-Pfalz setzt sich daher dafür ein, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass im öffentlichen Personennahverkehr nur Fahrzeuge eingesetzt werden, die modernen Anforderungen entsprechen. 8. ÖPNV, SPNV und Schienengüterverkehr leisten einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Welche Ziele haben Sie hinsichtlich der Anteile des öffentlichen Personenverkehrs und des Schienengüterverkehrs am Verkehrsträgermix und welche Maßnahmen planen Sie zur Veränderung des Modal Split? Im Güterverkehr findet das zentrale Wachstum auf der Straße statt und zwar konzentriert auf die bereits jetzt hoch belasteten Korridore. Die FDP tritt für eine Attraktivitätssteigerung der Verkehrsträger Schiene und Binnenschiff ein: Sie sind so attraktiv zu gestalten, dass eine noch stärkere Nutzung dieser umweltverträglichen Verkehrsträger im Rahmen einer freien Verkehrsmittelwahl erreicht wird. 9. Welche Potenziale zur Bewältigung des zunehmenden Güterverkehrs sehen Sie im Kombinierten Verkehr und welche Fördermaßnahmen zum Ausbau kombinierter Verkehre planen Sie? Sowohl im Güterverkehr als auch im Personenverkehr kommt es auf eine Verknüpfung der Verkehrsträger an, um die jeweils spezifischen Vorteile der einzelnen Verkehrsträger optimal zum Einsatz zu bringen. Deshalb tritt die rheinland-pfälzische FDP im Güterverkehr für den weiteren Ausbau von Güterverkehrszentren insbesondere in den Hafenstandorten ein. Im Personenverkehr sind die Voraussetzungen für eine verstärkte Nutzung des ÖPNV und des SPNV durch Park and Ride, Bike and Ride sowie einen barrierefreien Ausbau der Knotenpunkte zu verbessern. 10. Die Minderung des Schienenlärms in Rheinland-Pfalz ist wichtig zur Entlastung der Menschen entlang der Bahntrassen. In der Schweiz werden Mehrkosten für besonders lärmreduzierte und innovative Bahngüterwagen finanziell gefördert. Planen Sie vergleichbare Förderprogramme für den Schienengüterverkehr auch in Rheinland-Pfalz? Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 Insbesondere an den Bahnstrecken an Rhein und Mosel leiden die Menschen unter der Lärmbelastung durch den Schienenverkehr. Um einen wirtschaftlichen Anreiz für eine schnelle Umrüstung der alten und lauten Güterwagen zu schaffen, fordert die FDP eine rasche Umrüstung dieser Bestandsgüterwagen bis spätestens 2018. Dazu sollen Anreize durch lärmabhängige Trassenpreise auf gesetzlicher Grundlage eingeführt werden, damit die Wagenhalter möglichst rasch auf lärmarme Bremsen umrüsten. Die FDP fordert darüber hinaus, die von der DB AG im Mittelrheintal erfolgreich durchgeführten lokalen Lärmschutzmaßnahmen auf andere Lärmbrennpunkte im Tal zu übertragen. Der Bund ist im Übrigen aufgefordert, sich für eine gestaffelte Einführung von Lärmgrenzwerten bei Güterwagen auf europäischer Ebene im Bestand einzusetzen. Darüber hinaus wird sich die FDP dafür einsetzen, dass im Zuge der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes 2015 eine alternative Schienenstrecke zur Entlastung des Rheintals von Güterverkehr einer Bewertung unterzogen wird. Hierbei setzt sich die FDP dafür ein, auch eine Tunnellösung zu zwischen Bonn und Wiesbaden in die Prüfungen einzubeziehen. Die unmittelbare Einführung von dirigistischen, ordnungspolitischen Maßnahmen wie Nachtfahrverbote oder Geschwindigkeitsbeschränkungen lehnt die FDP ab. Diese Maßnahmen beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene massiv, führen zu Verlagerungen von Güterverkehren auf die Straße und belasten auf diesem Weg nicht nur die Umwelt, sondern die Bevölkerung an anderer Stelle massiv. Vorrangig muss es um eine Verringerung der Lärmbelastung an der Quelle durch lärmarmere Bremstechnik, mit marktwirtschaftlichen Anreizen gehen, weil damit eine flächendeckende Entlastung erreicht werden kann. Mit freundlichen Grüßen Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550
© Copyright 2024 ExpyDoc