SWR2 Wissen März 2016

Programm SWR2 WISSEN
Montag bis Sonntag 8.30 bis 9.00 Uhr im Radio
März 2016
Dienstag, 1. März, 8.30 Uhr
Damaskus – Stadt zwischen Leben und Tod
Von Martin Durm
Je schlimmer der Bürgerkrieg wird, umso verzweifelter scheint die syrische Hauptstadt so zu tun, als
sei im Grunde alles normal: Die Geschäfte sind offen, die Märkte überfüllt, die Straßen mit Autos
verstopft. Aber nichts ist normal, wenn in einer Großstadt täglich Granaten einschlagen. An den
Randgebieten stehen die Aufständischen. Vier Millionen Menschen aus den übrigen Landesteilen sind
in der Hoffnung auf ein bisschen mehr Sicherheit nach Damaskus geflohen. Noch immer wird der
größte Teil der Stadt vom Assad-Regime kontrolliert. Hier hält man sich an die Parole: “Damaskus darf
nicht fallen”.
Mittwoch, 2. März, 8.30 Uhr
Prothese um jeden Preis?
Kunstgelenke – pro und contra
Von Sigrun Damas
In kaum einem anderen Land erhalten so viele Menschen ein künstliches Gelenk wie in Deutschland.
Ob das immer nötig ist, darüber streiten die Experten. Eine Hüft- oder Knieprothese kann Schmerzen
erheblich reduzieren oder gar beseitigen und die Beweglichkeit enorm verbessern. Doch jede
Operation birgt auch Risiken. Und viele Patienten sind nach dem Eingriff unzufrieden. Bei
Beschwerden wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Behandlungsfehler belegen Operationen an
Knie- und Hüftgelenken einen Spitzenplatz. (Produktion 2015)
Donnerstag, 3. März, 8.30 Uhr
Eichhörnchen – Kobolde des Waldes
Von Brigitte Kohn
Eichhörnchen sind gewitzt, anpassungsfähig und echte Sympathieträger. Ihre aufmerksamen
Knopfaugen, die Geschicklichkeit, mit der sie Nüsse und Zapfen in den Händen bewegen und das
flinke Klettern kopfüber und kopfunter haben ihnen auch einen Platz in Mythen und Dichtung gesichert.
Eichhörnchen findet man in Gärten und Parks, aber ihr bevorzugter Lebensraum sind Nadelwälder. Sie
betreiben eine Vorratshaltung, die sie über nahrungsarme Zeiten bringt und nebenbei auch das
Ökosystem Wald befördert. Doch mancherorts ist dieser Kobold des Waldes in Bedrängnis geraten: In
Großbritannien hat das ursprünglich vom Menschen ausgesetzte Grauhörnchen das Eichhörnchen
nahezu verdrängt – und das könnte auch in den Ländern des europäischen Kontinents geschehen.
Freitag, 4. März, 8.30 Uhr
Eine Seele – viele Leben?
Wiedergeburtsglauben im Abendland
Von Rolf Cantzen
Etwa 20 Prozent aller Deutschen glauben einer Umfrage zufolge an Wiedergeburt. Unterstützung
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erhalten sie vom US-amerikanischen Psychiater Ian Stevenson. Er wertete Hunderte Berichte über
spontane Erinnerungen an frühere Leben aus und resümierte vorsichtig, es gäbe Fälle, die eine
Reinkarnation nahelegten. Rückführungs-”Therapeuten” versprechen, unter Hypnose die Erinnerung
an frühere Inkarnationen zu aktivieren. Nicht nur fernöstliche Philosophen, auch Philosophen des
Abendlandes spekulierten über die Seelenwanderung. Erst im 5. Jahrhundert drängte das Christentum
dies in den religiösen Untergrund. Doch seit der Aufklärung fragten Philosophen wie Gotthold Ephraim
Lessing, warum sich die Seele nicht in mehreren Leben vervollkommnen sollte.
Samstag, 5. März, 8.30 Uhr
Bildungspläne: Wer entscheidet?
Von Susanne Kaufmann
Was lernen Kinder im neuen Schulfach Wirtschaft? Welche Themen kommen im Geschichtsunterricht
vor? Warum brauchen wir einen nachhaltigen Konsum? All das steht in den neuen Bildungsplänen, die
in Baden-Württemberg am 1. August in Kraft treten. Noch nie zuvor konnte sich die Bevölkerung so
ausgiebig an der Diskussion darüber beteiligen. Da ging es freilich weniger um Inhalte des
Mathematik-Unterrichts als um die übergeordneten Leitperspektiven, allen voran die “Bildung für
Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt”. Viele Eltern gingen auf die Barrikaden, weil sie einen zu großen
staatlichen Eingriff in die Sexualerziehung befürchteten. Mittlerweile wurden die entsprechenden
Formulierungen entschärft. Wie sehr wird sich der Unterricht durch die neuen Bildungspläne
verändern? Nach welchen Kriterien werden solche Pläne überhaupt erstellt? Wer entscheidet darüber,
welche Themen behandelt werden und welche nicht?
Sonntag, 6. März, 8.30 Uhr
Aula: Diktatur des Frohsinns
Einladung zum postmodernen Burnout
Von Raimund Allebrand
Optimisten leben länger – oder etwa nicht? Eine Flut von Ratgebern und Motivationstrainern kündet
heute von der Macht des positiven Denkens. Die Auswirkungen einer positiven Einstellung auf
Gesundheit, Einkommen und zwischenmenschliche Beziehungen liegen auf der Hand und gelten als
unbestreitbar. Ein direkter Zusammenhang zwischen Denkstil und Lebensglück scheint
unausweichlich. Doch gleichzeitig artet die Glückssuche zu einem neuen Imperativ aus, der alles
Negative aus dem Leben verbannen möchte. Der Journalist Raimund Allebrand befürchtet gar eine
Diktatur des Frohsinns.
Montag, 7. März, 8.30 Uhr
Naturforscher Max zu Wied
Ein Indianerfreund erkundet das wilde Amerika
Von Axel Weiß
Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied war einer der großen Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts,
ein Naturkundler in der Tradition Alexander von Humboldts. Vor rund 200 Jahren reiste der 1782
geborene Adlige vom Rhein nach Brasilien, 1832 auch in die USA. Karl May hat die Reise des Prinzen
später für seine Winnetou-Romane genutzt. Prinz Max beobachtete und erforschte in seinen jeweils
mehrjährigen Expeditionen die Tier- und Pflanzenwelt und beschrieb außerdem einfühlsam die
Lebensweise der Indianer. Seine Bücher zur Naturgeschichte Brasiliens und über die Indianer Nordund Südamerikas mit ihren eindrucksvollen Schilderungen und einzigartigen Abbildungen haben bis
heute einen hohen wissenschaftlichen Wert. Über 50 Tier- und Pflanzenarten tragen den Namen von
Max zu Wied, einem Forscher, der zu Unrecht bei uns viel zu schnell in Vergessenheit geraten ist.
Dienstag, 8. März, 8.30 Uhr
Islamistische Aussteiger in Somalia
Von Bettina Rühl
Im ostafrikanischen Somalia kämpfen islamistische Terroristen seit vielen Jahren gegen die
Regierung. Nach militärischen Rückschlägen haben Hunderte Islamisten die Shabaab-Miliz verlassen,
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die zum Terrornetzwerk Al-Qaida gehört. Die Regierung versucht, sie mit finanzieller Hilfe auch aus
Deutschland wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Ein schwieriger Prozess, denn es gibt auch
international kaum Erfahrung mit der Reintegration so vieler ehemaliger bewaffneter Islamisten.
Außerdem ist die Arbeit gefährlich, für die Aussteiger und für alle, die sich um ihre
Wiedereingliederung bemühen. Denn die Shabaab-Miliz ist noch nicht besiegt und droht Aussteigern
und ihren Helfern mit Rache.
Mittwoch, 9. März, 8.30 Uhr
Tabuthema Inkontinenz
Wenn Blase und Darm schwächeln
Von Karin Lamsfuß
Etwa jeder zehnte Deutsche leidet unter Inkontinenz. Das Klischee “Seniorenkrankheit” stimmt schon
lange nicht mehr: Auch junge Menschen und besonders Frauen nach der Schwangerschaft oder
Männer nach Prostataoperationen können inkontinent werden – das betrifft sowohl Blase als auch
Darm. Aus Scham suchen die Betroffenen keine ärztliche Hilfe, schränken ihren Alltag ein, beenden
sogar Beziehungen. Nach Schätzungen bleibt die Mehrheit der Patienten unbehandelt. Um das zu
ändern, haben sich Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen in insgesamt 27 Kontinenz- und
Beckenbodenzentren zusammengeschlossen. Dort bieten sie Patienten umfangreiche Diagnostik und
ein breites Spektrum an Therapien: Medikamente, Operationen, Hilfsmittel und spezielles
Muskeltraining.
Donnerstag, 10. März, 8.30 Uhr
Sehnsuchtsraum Europa
Flüchtlinge im Spiegel der Literatur
Von Claudia Kramatschek
”Hauptsache, wir leben. Und viel mehr ist es auch nicht als leben”. Mit diesen Worten beginnt Elfriede
Jelineks Theaterstück “Die Schutzbefohlenen” aus dem Jahr 2013. Der Text ist ein wütender
Klagechor über das Elend der Flüchtlinge, die in Europa Schutz vor Krieg und Armut suchen und
unterwegs ihr Leben riskieren. Was lassen die Menschen hinter sich? Mit welchen Hoffnungen und
Träumen machen sie sich auf den Weg? Und welches Schicksal erwartet sie im Sehnsuchtsraum
Europa? Davon erzählen – auf ganz unterschiedliche Weise – auch die deutsche Schriftstellerin Jenny
Erpenbeck und der marokkanische Autor Tahar Ben Jelloun. Ihre Romane bringen uns die Seelenlage
von Menschen nahe, die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr für sich sehen, einen entbehrungsreichen
Weg auf sich nehmen – und nicht selten in neuem Elend landen.
Freitag, 11. März, 8.30 Uhr
Kolonialmythen in Deutschland
Von Rolf Cantzen
Mit dem Ersten Weltkrieg endete auch der deutsche Kolonialismus. Aber bis heute erinnern in vielen
deutschen Städten unter anderem Straßen, die nach “Kolonialhelden” wie Carl Peters oder General
Paul von Lettow-Vorbeck benannt wurden, an die Kolonialzeit. In einigen Städten engagieren sich
Afrodeutsche zusammen mit Anwohnern für Umbenennungen. Carl Peters war bereits während seines
“Landerwerbs” im damaligen Deutsch-Ostafrika höchst umstritten, Lettow-Vorbeck hingegen gilt noch
immer vielerorts als der “im Felde unbesiegte Soldat”, obwohl er für den Tod Hunderttausender von
Menschen verantwortlich war.
Samstag, 12. März, 8.30 Uhr
Mahlzeit – Wie man gute Ernährung lernt
Von Silvia Plahl
Es mangelt in Deutschland an Ernährungskompetenz. “Spinat macht stark” und das Basteln der
Nahrungspyramide im Kindergarten genügen offenbar nicht als Basis für eine ordentlich ernährte
Bevölkerung. Die Zahl der nach Body-Mass-Index Übergewichtigen steigt. Essprobleme nehmen zu,
und der Wunsch nach einem verantwortungsvollen Lebensmittelkonsum führt zu neuen Food-
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Bewegungen auf allen Ebenen. Es zeigt sich: Eine gute Ernährung ist mehr als der Verzicht auf
einzelne Inhaltsstoffe und der Appell für “fünf Mal am Tag Obst und Gemüse”. Essen und Trinken kann
sinnlich, kulturell, gesund, sozial und politisch sein.
Sonntag, 13. März, 8.30 Uhr
Aula: Wir machen alles alleine
Die Krise selbstgesteuerten Lernens
Von Matthias Burchardt
Die neue Kultur des selbstständigen Lernens verändert vieles: Lehrer werden Lernbegleiter,
Unterrichtsmaterial dient zur Impulsgebung, der Schüler wird zum selbstverantwortlichen
Wissensmanager, der sich seine Unterrichtspakete und Lerneinheiten ebenso zusammenstellt. Das
klingt wunderbar, doch funktioniert es auch? Der Kölner Bildungsforscher Dr. Matthias Burchardt hat
große Zweifel.
Montag, 14. März, 8.30 Uhr
Flussfahrt in der Hängematte
Von Porto Velho bis Manaus
Von Karl-Ludolf Hübener
Ein kunterbuntes Durcheinander von Hängematten baumelt an Deck der “Almirante Moreira”.
Hochbeladen mit Kochbananen, Wassermelonen und Mais schippert der strahlend weiße Kahn von
Porto Velho nach Manaus. Für Menschen und Waren ist der Rio Madeira der wichtigste und einzige
Transportweg durch den Amazonas-Regenwald. Der mächtige Nebenfluss des Amazonas-Stroms
erzählt Geschichten vom vergangenen Kautschukboom, von der legendären “Transamazonica”, von
Vampirfischen, Dschungelkriegern, Goldsuchern und einer bedrohlichen Soja-Front. Nach über
tausend Kilometern, schwülwarmen Tagen und kühlen Nächten, legt das Schiff in Manaus an. In der
heutigen Millionenmetropole am Amazonas fuhr einst die erste Straßenbahn Brasiliens.
Dienstag, 15. März, 8.30 Uhr
Von Bibern, Bauern und Dämmen
Von Katrin Zöfel
Biber stauen einen Bach, der mitten durch ein Sägewerk fließt, fluten Kläranlagen oder nagen Weiden
direkt neben der Dorfkirche um. Sie verbarrikadieren Brücken und verstopfen Abflussrohre und
Entwässerungsgräben: Castor fiber, der Eurasische Biber – einst ausgerottet – breitet sich wieder aus,
in Baden-Württemberg und anderswo. Das Comeback der intelligenten Nager ist eine
Erfolgsgeschichte des Naturschutzes. Aber dieser Erfolg bereitet auch Kopfzerbrechen. Was tun,
wenn die Trinkwasserversorgung oder der Hochwasserschutz gefährdet sind, Keller unter Wasser
stehen oder Bauern mit dauerhaft vernässten Wiesen kämpfen? Ein Besuch vor Ort – bei Bauern,
Bürgermeistern und Naturschützern.
Mittwoch, 16. März, 8.30 Uhr
Bienensterben
Wie Mensch und Natur die Insekten bedrohen
Von Joachim Budde
20 Prozent tote Honigbienen-Völker meldete der Deutsche Imkerbund nach dem Winter 2014/15 Opfer einer Milbe, die seit Jahren den Imkern das Leben schwer macht. Aber auch der Mensch
bedroht mit seiner Lebensweise die Bienen. Er ordnet die Landschaft so stark, dass riesige
Monokulturen entstehen, auf denen Bienen nur kurze Zeit im Jahr Nahrung finden. Hinzu kommt die
Gefahr durch Pflanzenschutzmittel. Vor gut zwei Jahren hat die EU-Kommission den Einsatz der
sogenannten Neonicotinoide in Blütenpflanzen verboten. Mit solchen Mitteln umhüllen
Saatguthersteller zum Beispiel Rapssamen. Ist der Raps ausgewachsen, gelangt das Mittel in den
Nektar und die Pollen, und somit in die Bienennahrung. Lange galt, dass Bienen damit schon zurecht
kämen. Naturschützer sind allerdings überzeugt, dass die Präparate Bienen auf lange Sicht töten. Die
EU-Kommission erwägt deshalb, die Neonicotinoide ganz zu verbieten.
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Donnerstag, 17. März, 8.30 Uhr
Volker Schlöndorffs “Homo faber”
Einblicke in die Filmwerkstatt
Aus der Reihe: Sternchenthemen im Abitur (1/2)
Von Anja Brockert
Max Frisch war von dem Projekt begeistert: Über dreißig Jahre nach Erscheinen seines Romans
“Homo faber” begann Volker Schlöndorff mit der Verfilmung des Stoffs. Zwischen Autor und Regisseur
entstand in den Jahren von 1988 bis 1991 eine intensive Arbeitsbeziehung. Sie tauschten sich über die
Psychologie der Figuren aus, über mögliche mythologische Bezüge und die Dialoge. Welche Akzente
haben Autor und Regisseur im Film gesetzt? Wie gelang die Idealbesetzung mit den Schauspielern
Sam Shepard, Barbara Sukowa und Julie Delpy? Und wie blickt Volker Schlöndorff heute auf seine
Literaturverfilmung und die Zusammenarbeit mit Max Frisch?
Freitag, 18. März, 8.30 Uhr
Kämpfer gegen Krieg und Massenmord: Benjamin Ferencz
Von Beate Ziegs
Der US-amerikanische Jurist Benjamin Ferencz kämpfte sein Leben lang gegen Krieg, Folter und
Massenmord. 1947 wurde er – mit nur 27 Jahren – Chefankläger im Nürnberger
Einsatzgruppenprozess, in dem die Verbrechen der Nazis in der Sowjetunion verhandelt wurden.
Danach setzte er sich Jahrzehnte lang für die Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofs ein, der
2002 im niederländischen Den Haag seine Arbeit aufnahm. Um seinen unermüdlichen Einsatz zu
würdigen, wurde er 2011 aufgefordert, das Schlussplädoyer der Anklage im ersten Prozess in Den
Haag zu halten, der gegen den Kommandanten einer kongolesischen Miliz geführt wurde. Heute ist
Benjamin Ferencz 95, und er kämpft unbeirrt weiter für den Weltfrieden, auch wenn er weiß, dass er
ihn selbst nicht mehr erleben wird.
Samstag, 19. März, 8.30 Uhr
Knete, Konto und Konsum
Finanzkompetenz für Kinder und Jugendliche
Von Anja Schrum
Viele junge Deutsche sind überschuldet. Rund 15 Prozent der Bürger unter 30 Jahren können ihren
finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Unwissen ist häufig der Grund für die Misere. Zu
viele Jugendliche und junge Erwachsene wissen zu wenig über Finanzen, Versicherungen, Verträge,
da sind sich Verbraucherschützer und Wirtschaftsverbände einig. Doch die Meinungen gehen weit
auseinander wenn es um die Frage geht, wie ein guter Finanzunterricht denn nun aussehen könnte.
Die einen setzen auf das Schulfach Wirtschaft mit volks- und betriebswirtschaftlichen Inhalten, die
anderen fürchten den Einfluss der Wirtschaftslobby und fordern mehr praktische finanzielle Bildung in
der Schule, aber auch zu Hause.
Sonntag, 20. März, 8.30 Uhr
Aula: Lernen im Netzwerk
Die digitalisierte Bildung
Von Jörg Dräger
Es gibt bei diesem Thema noch immer die Warner und die Optimisten. Jene beschwören den
Untergang des Abendlandes und sehen in der Anwendung digitaler Medien im schulischen Unterricht
nur negative Aspekte. Diese wiederum sehen die Vorteile und verweisen auf neue Lernstrukturen und
neue Freiräume für Kreativität dank Laptop und Lernplattformen. Jörg Dräger, Bildungsexperte der
Bertelsmann Stiftung, erläutert anhand vieler konkreter Beispiele die Vorteile.
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Montag, 21. März, 8.30 Uhr
Dicke Luft in Stuttgart
Wenn Bürger Feinstaub selber messen
Von Nicola Wettmarshausen
Wenn es um die Luft geht, ist Stuttgart Deutschlands dreckigste Stadt. Autos, holzbefeuerte Kamine
und andere Schadstoffe tragen dazu bei, dass der Feinstaub-Grenzwert am Hotspot Neckartor immer
wieder überschritten wird - seit mehr als zehn Jahren. Während Anwohner und Umweltverbände ihr
Recht auf saubere Luft einklagen, bekommt die Politik das Problem nicht in den Griff. Jetzt kommt aus
einer anderen Richtung Bewegung ins Spiel: Aktivisten und Bastler wollen mehr über den Feinstaub
wissen. Sie planen ein Bürger-Messnetz aus 300 selbstgebastelten Geräten, das Daten in Echtzeit
liefern kann. Offenheit und Transparenz fordern sie und wollen messen, wie dreckig die Luft in
Stuttgart sonst noch ist - jenseits vom Hotspot Neckartor.
Dienstag, 22. März, 8.30 Uhr
Eingeschleppt – Der Kampf gegen räuberische Säugetiere in Neuseeland
Von Ingrid Norbu
Als die ersten Menschen vor 800 Jahren Neuseeland besiedelten, lebten dort keine Landsäugetiere.
Vögel wie der Moa, der Kakapo oder der Kiwi, die am Boden brüten und nicht fliegen können, hatten
keine natürlichen Feinde. Gegen – vor allem von Europäern – eingeschleppte Kleinräuber wie Ratten,
Wiesel oder Hunde konnten sich die heimischen Laufvögel nicht wehren. Neuseeland gilt mittlerweile
als das Land mit den meisten invasiven Arten weltweit. Wissenschaftler wollen retten, was noch zu
retten ist. Unter dem Motto “Raubtierfreies Neuseeland bis 2040” sind Umweltgruppen im ganzen Land
aufgerufen, invasive Raubtiere mit Fallen und Säuberungsaktionen zu bekämpfen. Das Ziel gilt als
ambitioniert und schwierig, doch Experten glauben, dass es bis in 25 Jahren erreichbar ist.
Mittwoch, 23. März, 8.30 Uhr
Die Flüchtlingskrise
Konzepte aus der Wissenschaft
Von Doris Maull
Seit Monaten überbieten sich die Parteien gegenseitig mit Vorschlägen, wie sich die Flüchtlingskrise
eindämmen lassen könnte. Doch was sagt die Wissenschaft? Schließlich entwickelt auch die
Migrationsforschung Konzepte mit dem Ziel, den Zustrom der Menschen zu kanalisieren und die
Flüchtlinge so aufzunehmen, dass sie später leicht integrierbar sind. Sind die heutigen Gesetze noch
zeitgemäß? Wie kann die vielbeschworene “Bekämpfung der Fluchtursachen” in der Praxis aussehen,
was sollte eine europäische Flüchtlingspolitik beinhalten? Auch darüber machen sich Wissenschaftler
Gedanken – aber werden sie überhaupt von der Politik gehört?
Donnerstag, 24. März, 8.30 Uhr
Peter Stamms “Agnes”
Ein Roman kommt in die Schule
Aus der Reihe: Sternchenthemen im Abitur (2/2)
Von Eberhard Falcke
Was passiert mit einem literarischen Werk, wenn es zur Pflichtlektüre in der Schule wird? Das erleben
nicht viele Schriftsteller bereits zu Lebzeiten. So geschah es dem Schweizer Autor Peter Stamm mit
seinem Debütroman “Agnes”. Das Buch ist in Baden-Württemberg mehrere Jahre lang verbindliche
Lektüre für das Deutsch-Abitur. Wie ergeht es den Beteiligten damit – den Lehrenden, den Schülern
und nicht zuletzt dem Autor selbst? Welches pädagogische Interesse steht dahinter? “Agnes” – eine
vielschichtige, lakonisch erzählte Liebesgeschichte im ausgehenden 20. Jahrhundert – erschien 1998
und markiert den Beginn des literarischen Werks von Peter Stamm. Wird “Agnes” nun in der Schule
feierlich beigesetzt im Kanon der “Klassiker” – oder im Gegenteil besonders lebendig unter den Augen
junger Leserinnen und Leser? (Produktion 2015)
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Freitag, 25. März, 8.30 Uhr
Aula: Eine neue Sichtbarkeit?
Der Umgang mit dem Tod
Von Thomas Macho
Der Tod und die Toten sind zurückgekehrt, nicht nur als abstrakte Themen religiöser Diskurse,
sondern in konkret sinnlicher Gestalt. Sie tauchen auf in Filmen und TV-Serien, in den Künsten, in
Literatur und Fotografien, auch in Debatten über Sterbehilfe oder neue Bestattungsrituale. Professor
Thomas Macho, Kulturwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin, zeigt, was sich an
unseren Einstellungen dem Tod und den Toten gegenüber verändert hat. (Produktion 2013)
Samstag, 26. März, 8.30 Uhr
Meister und Schüler
Bindung und Vorbild in der Erziehung
Von Katrin Albinus
Seit Tausenden von Jahren haben Meister und Schüler ein ganz besonderes Verhältnis in Religion,
Philosophie, den Kampfkünsten oder dem Handwerk. Im besten Fall trifft ein charismatischer Lehrer
mit Wissen und Kompetenz auf einen loyalen Schüler, der dem Meister nacheifert und über die
Nachahmung lernt. Doch in der modernen Bildungswelt ist der Lehrer heute vielmehr ein Lernbegleiter.
Die Schüler organisieren ihr Lernen selbst. Im Klassenraum gilt den Lernmethoden größte
Aufmerksamkeit. Aber spätestens seit der Hattie-Studie schenken Pädagogen der entscheidenden
Rolle der Lehrerpersönlichkeit wieder mehr Beachtung. Welche Rolle spielen Vorbild und soziale
Bindung an den Lehrer?
Sonntag, 27. März, 8.30 Uhr
Aula: Gerüchte und Halbwahrheiten
Wie funktionieren Verschwörungstheorien?
Von Michael Butter
Die Mondlandung, die Ukraine-Krise, die Nichtexistenz von Bielefeld oder der Terroranschlag auf die
Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo – diese Ereignisse haben eins
gemeinsam: Um sie ranken sich zahlreiche Mutmaßungen, Fiktionen und Gerüchte, sie werden von
Verschwörungstheorien verformt und überwölbt. “Verschwörungstheorien können zur Radikalisierung
von Extremisten beitragen, Spannungen zwischen Nationen befeuern und das Vertrauen in
demokratische Institutionen und Medien unterlaufen”, sagt der Anglist Professor Michael Butter von
der Universität Tübingen, der ein Forschungsnetzwerk leitet, das das Phänomen interdisziplinär
analysiert. In der SWR2 Aula erklärt Butter Ursachen und Wirkungen des Phänomens.
Montag, 28. März, 8.30 Uhr
Aula: Der Studienkompass 1: Philosophie
Von Julian Nida-Rümelin
In der SWR2 Aula geben Professorinnen und Professoren angehenden Studenten wichtige
Orientierungshilfen: Sie zeigen, warum ihr Fach gesellschaftlich relevant ist, vor allem, was man
mitbringen muss, um das erfolgreich zu studieren, was man mit dem BA und MA beruflich anfangen
kann. Den Auftakt macht Professor Julian Nida-Rümelin, Philosoph an der LMU München.
Dienstag, 29. März, 8.30 Uhr
Am Ende der bewohnten Welt
Unterwegs im Nationalpark Nordostgrönland
Von Mechthild Müser
Der Nationalpark Nordostgrönland ist fast dreimal so groß wie Deutschland: eine menschenleere,
arktische Wildnis, von einem mächtigen Eisschild bedeckt. Am Gestein in den Fjorden lässt sich
Erdgeschichte ablesen, die bis zu einer Milliarde Jahre zurückreicht. Ortsnamen wie Große Koldewey
Insel, Germania-Land oder Franz-Josef-Fjord zeugen von Expeditionen, die nicht alle glimpflich
SWR2 Wissen – März 2016
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endeten. Die einzigen Bewohner, die heute im riesigen Nationalpark leben, sind die Besatzungen der
Wetterstationen und die Sirius-Patrouille, eine dänische Hundeschlitten-Einheit – insgesamt 35
Menschen. Doch das kilometerdicke grönländische Eisschild schmilzt alarmierend rasch. Wie schnell
sich die fragilen arktischen Ökosysteme verändern werden, versuchen Forscher in Modellen zu
errechnen. (Produktion 2014)
Mittwoch, 30. März, 8.30 Uhr
Das spanische Troja?
Die Bedeutung der El Argar-Kultur
Von Stephanie Eichler
Das antike Griechenland sei die Wiege der westlichen Kultur, meinen viele Archäologen. Die
Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass die Griechen rund 800 vor Christus erstmalig die
westeuropäische Mittelmeerküste erreichten und dort ihre Ideen von Demokratie und Kunst
verbreiteten. Nun rüttelt eine Gruppe spanischer Archäologen an dieser Theorie. Sie haben im
Südosten Spaniens unter anderem eine bronzezeitliche Burg freigelegt, die an die Befestigungsanlage
in Troja erinnert. Sie soll zur El Argar-Kultur gehören, die 2200 v. Chr. auftauchte und 1550 vor
Christus verschwand. Das Überraschende: Die Relikte deuten darauf hin, dass die El Argar-Kultur
vieles von dem, was uns heute auszeichnet, vorwegnahm. Nun streiten die Forscher: Erreichten die
Menschen aus dem östlichen Mittelmeerraum schon im dritten Jahrtausend v. Chr. Westeuropa und
prägten dort die Gesellschaft oder war die El Argar-Kultur eine lokale Entwicklung?
Donnerstag, 31. März, 8.30 Uhr
Kafkas „Die Verwandlung“
Horrortrip eines Ungeziefers
Aus der Reihe: Klassiker der Schullektüre (1/3)
Von Sabine Stahl
”Es ist kein Traum”, schreibt der Erzähler in sachlichem Ton, und doch mutet es an wie ein Horrortrip:
Nach einer unruhigen Nacht erwacht der Tuchhändler Gregor Samsa eines Morgens als ungeheures
“Ungeziefer” mit Panzer, Flügeln und Fühlern. Als ekelerregender, kriechender Käfer ist der bisherige
Ernährer der Familie allen bald nur noch lästig. Je mehr er körperlich und seelisch verkümmert, desto
stärker werden Vater, Mutter und Schwester. Franz Kafkas Erzählung “Die Verwandlung” (1915)
beginnt mit einem unerklärlichen und mysteriösen Vorfall und entwickelt eine unerbittliche Plausibilität.
Bis heute entziehen sich die eigentlich klaren Sätze jeder Eindeutigkeit und lassen viel Spielraum für
Interpretationen.
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SWR2 IMPULS: „1000 ANTWORTEN“
Warum sind Pilze keine Pflanzen? Wie entstand der Kuss? Warum haben wir zwei Nasenlöcher?
Riechen Männer anders als Frauen? Wie misst ein Flugzeug die Windgeschwindigkeit? Warum
bekommt man im Gesicht keine Gänsehaut?
Jeden Mittwoch gibt es in SWR2 Impuls Antworten auf die Wissens-Fragen der SWR2 Hörer.
SWR2 IMPULS bietet damit eine einzigartige Gelegenheit, allgemeine und spezielle Fragen zu einem
Sachthema an einen renommierten Experten weiterzugeben. Stellen Sie Ihre Fragen im Internet unter
www.swr.de/blog/1000Antworten und twitter.com/1000Antworten
SWR2 IMPULS (Montag bis Freitag 16.05 Uhr bis 17.00 Uhr) auf SWR2 und um 21.03 Uhr auch bei
SWRinfo.
SWRinfo
SWRinfo sendet täglich ab 6 Uhr im Viertelstundenrhythmus Nachrichten, die durch
Wettervorhersagen und Verkehrshinweise ergänzt werden. Zusätzlich bietet SWRinfo
Hintergrundinformation zu aktuellen Themen, u. a. aus Politik, Wirtschaft, Gesundheit, Wissenschaft,
Technik, Umwelt und Sport. Dabei steht der regionale Bezug zum Südwesten im Vordergrund.
Abends um 20 Uhr sendet SWRinfo die ARD Tagesschau, danach runden ausführliche
Hintergrundsendungen, teilweise aus anderen SWR-Hörfunkprogrammen, das Programm ab.
WISSEN können Sie am Samstag und Sonntag jeweils um 9.30 Uhr sowie am Samstag um 21.30 Uhr
und am Sonntag um 14.30 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
CAMPUS – NEUES AUS FORSCHUNG UND WISSENSCHAFTSPOLITIK
Samstags, 10.05 – 10.30 Uhr SWR2
Wer den nächsten Nobelpreis bekommt, wissen wir natürlich auch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit
ist groß, dass in CAMPUS über diese Arbeit längst berichtet wurde. Jeden Samstag gibt es hier Neues
aus Medizin, Naturwissenschaft und Technik, sowie aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Damit nicht genug. In CAMPUS erfährt man auch, unter welchen Bedingungen geforscht wird und wie
es um den wissenschaftlichen Nachwuchs steht. Hochschul- und Forschungspolitik haben hier ihren
festen Platz. CAMPUS – ein Magazin mit Kurzberichten, Interviews, Glossen und Kommentaren richtet
sich an alle, für die »Wissensgesellschaft« nicht nur ein Schlagwort ist. CAMPUS können Sie am
Sonntag um 14.05 Uhr auch auf www.SWRinfo.de hören.
SWR2 WISSEN – SERVICE
SWR2 WISSEN Podcast – Webradio
SWR2 WISSEN können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio
unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml
Manuskriptdienst
Manuskripte der Sendungen SWR2 Wissen und Aula finden Sie unter swr2.de/wissen.
Auch als E-Book für mobile Endgeräte.
Programm-Informationen per E-Mail
Die Wochenübersichten des Programms von SWR2 WISSEN können Sie sich regelmäßig über den
SWR2 Newsletter zuschicken lassen – einfach E-Mail-Adresse eintragen bzw. austragen unter
www.swr2.de/wissen (Service).
SWR2 Programmfragen
Bei SWR2 Programmfragen erhalten Sie allgemeine Informationen zum Programm SWR2 und
auch Manuskripte. SWR2 Programmfragen, 76522 Baden-Baden, Telefon 07221 300222
(Mo-Fr, 10-12 Uhr).
SWR2 Wissen – März 2016
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