Bergische VHS - Stadt Wuppertal

1945
Vorträge, Lesungen,
­Themenabende
zum Kriegsende
vor 70 Jahren
Volkshochschule.
Das kommunale
Weiterbildungszentrum.
Deutschland 1945
Eine Veranstaltungsreihe der Bergischen VHS
Solingen / Wuppertal
Am 8. Mai 1945 war das sogenannte
"tausendjährige Reich" der Nazis
Geschichte: Untergegangen in Blut
und Trümmern. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende. Das "Zeitalter der
Extreme" (Eric Hobsbawm) hatte
seine blutigste Phase durchlaufen.
Mehr als 50 Millionen Menschen
waren gestorben: An der Front
gefallen, in Konzentrationslagern
ermordet, im Bombenhagel umgekommen, verbrannt, verhungert, auf
der Flucht erschossen. Die Bilanz
der NS-Gewaltherrschaft: Mehr als
sechs Millionen europäi­sche Juden
waren von den Natio­nalsozialisten
ermordet worden. Tausende Sinti
und Roma, Menschen mit Behinderung, politisch Andersdenkende und
Homosexuelle wurden verfolgt und
getötet. Weite Teile Europas waren
zerstört. Das Dritte Reich und der
"totale Krieg" führten die Deutschen
in die totale Katastrophe: auf poli­
tischer, gesellschaftlicher, ökonomischer und moralischer Ebene.
In den Großstädten im Westen
schwiegen die Waffen schon vor
diesem Datum. Am 15./16./17.
April 2015 jährt sich zum 70. Mal
der Tag der Befreiung Wuppertals
und Solingens vom NS-Regime
durch amerikanische Truppen. Die
Innenstädte von Barmen, Elber­feld
und die Altstadt von Solingen hatten die Bombennächte des Krieges
in Schutt und Asche gelegt. In
Wuppertal bestand die Trümmerwüste aus 6.5 Mio. Kubikmetern
Schutt und Ruinen, in denen noch
immer mehr als 200.000 versuchten
zu überleben.
Über Kriegsende und Neubeginn
in Trümmern berichtet ab April die
VHS-Veranstaltungsreihe "1945"
mit Vorträgen, Lesungen, Zeit­
zeugeninterviews, Themen­abenden
und Filmdokumentationen.
Alle Veranstaltungen in der Bergischen VHS Wuppertal-Elberfeld,
Auer Schulstr. 20
Eintritt jeweils 6,- €
Kontakt:
Christian Dillenberg
Dr. Detlef Vonde
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0202 563-2248
0202 563-2217
20.04.2015
19:30
Von der "langen Stunde Null" und den
­Schwierigkeiten der Erinnerung
Vortrag von Dr. Detlef Vonde (Historiker)
20:00
"Fingerhüte aus Trümmern" –
Das Kriegsende in ­Wuppertal 1945
Zeitzeugeninterviews
Lesung mit Eva Brabender-Hofmann,
Edith Geuter und Dr. Diethard Kuhne
27.04.2015
19:30
Mythos Trümmerfrau
Vortrag & Diskussion mit
Dr. Leonie Treber (Historikerin)
07.05.2015
19:00
"Hurra, wir leben noch!"
Zeitgeist und Politik zwischen Kriegsende,
­"Wirtschaftswunder" und "Rock'n'Roll"
Themenabend mit Filmen & Dokumenten
mit Dr. Torsten Reters (Kulturhistoriker)
11.06.2015
19:00
"Trümmerfilme"
Kino nach 1945
Mit Kommentaren präsentiert von
Dr. Torsten Reters
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Lesung mit Edith Geuter, Eva Brabender-Hofmann, ­
Dr. Diethard Kuhne & einem Vortrag von
Dr. Detlef Vonde in der Politischen Runde
"Fingerhüte aus Trümmern" –
Das Kriegsende in Wuppertal 1945
Am 15./16. April 2015 jährt sich
zum 70. Mal der Tag der Befreiung­
Wuppertals vom NS-Regime durch
amerikanische Truppen. Die Zahl
der Menschen, die sich noch aktiv­
an das Geschehen der letzten
Kriegsphase und der unmittelbaren
Nachkriegszeit erinnern können,
nimmt stetig ab. Eine Geschichts­
werkstatt der Bergischen VHS
­Solingen/Wuppertal veröffentlich­te
jetzt lebensgeschichtliche Interviews mit Zeitzeugen, die die Erinnerung an eben jene Zeit zum
Thema machten.
20.04. 19:30/20:00 Uhr
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Das Buch ermöglicht einen Blick auf
die Schrecken der letzten Kriegsphase, zeigt die unterschiedlichen
Wahrnehmungsmuster ("Nieder­
lage"/"Befreiung"), thematisiert
populäre Mythen ("Stunde Null")
und einen Neuanfang, dessen prägende Kraft in der kurzfristigen
­Perspektive auf materielle Sicherheit und im Durch­setzungswillen
einer traumatisierten Gesellschaft
lag. Die Herausgeber/innen stellen­
das Lesebuch in der Politischen
Runde vor.
Politische Runde mit Dr. Leonie Treber (Historikerin)
Mythos Trümmerfrau
27.04. 19:30 Uhr
Die "Trümmerfrau" stellt die vielleicht bekannteste Kollektivfigur der
unmittelbaren Nachkriegsgeschichte
1945 dar. Sie darf in keiner historischen Dokumentation über die
Zeit fehlen, dominiert Schulbücher
wie Historienfilme gleichermaßen.
Trümmerfrauen haben sich gleichsam in die kollektive Erinnerung
"eingegraben".
Jetzt bricht eine neue wissenschaftliche Studie mit diesem "Mythos".
Dr. Leonie Treber (TU Darmstadt)
versucht in ihrer Publikation den
Nachweis zu erbringen, dass die
"Trümmerfrau" erst im Zuge einer
kollektiven Erinnerungsarbeit zu
diesem zentralen Element deutscher Nachkriegsgeschichte wurde.
Es lassen sich dagegen nur sehr
spärliche Belege dafür finden, dass
Frauen in der Nachkriegszeit tatsächlich Bombentrümmer beseitigt hätten. Baut der Mythos also
auf Lügen auf? Und wie verlief die
Trümmerräumung in deutschen
Städten tatsächlich? Antworten
darauf gibt Leonie Treber in der
Politischen Runde.
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Themenabend mit Dr. Torsten Reters (Kulturhistoriker)
"Hurra, wir leben noch!"
Zeitgeist und Politik zwischen Kriegsende,
­"Wirtschaftswunder" und "Rock'n'Roll"
07.05. 19:00 Uhr
Themen wie "Schwarzmarkt",
"Fraternisierung" und "Entnazifizierung" bewegen die Menschen
unmittelbar nach Kriegsende. Die
sog. "Trümmerfilme" geben noch
heute interessante Einblicke in die
Sorgen, Mythen und Träume dieser
Zeit: Starke, emanzipierte Frauen
treffen darin auf psychisch schwache Männer – und zeigen ihnen,
wie man überlebt. Mit den frühen
50er Jahren und dem einsetzenden
"Wirtschaftswunder" ändert sich
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das gesellschaftspolitische Klima in
der BRD. Im "motorisierten Bieder­
meier" der 50er Jahre will man
von der realen und der moralischpolitischen Unordnung der Trümmerzeit nichts mehr wissen. Mit
Idealen aus dem 19. Jahrhundert
à la "Sissy" setzt man in jeder Hinsicht auf "Ordnung" und "Sauberkeit". Gegen diese neue Spießigkeit
empören sich Teile der Jugend im
"Rock'n'Roll"-Fieber.
Themenabend mit Dr. Torsten Reters
"Trümmerfilme"
Kino nach 1945
11.06. 19:00 Uhr
Bis zum Kriegsende dominierten im
Ufa-Kino Durchhalteparolen auf der
Leinwand. Nach Kriegsende wurde
dann der Ufa-Konzern entflochten.
Einige Schauspieler und Regisseure
erhielten vorübergehende Drehverbote. Veit Harlan, Regisseur der NSPropaganda-Filme "Jud Süß" und
"Kolberg" wurde vor Gericht zitiert
– und frei gesprochen. Im Westen
traten zahlreiche Produktionsfirmen
das Erbe des Filmgiganten an. Nach
und nach konnten die alten Stars
wie Hans Albers und Heinz Rühmann wieder vors Kinopublikum
treten. Im Osten löste die DEFA die
Ufa ab und überraschte zunächst
mit zeitkritischen Produktionen wie
"Die Mörder sind unter uns" oder
"Der Untertan". Hüben wie Drüben
entstanden sogenannte "Trümmerfilme" wie "Liebe 47", die mit den
Sorgen und Nöten der Menschen
von damals konfrontieren und erklären wollen, warum es soweit
kommen musste. Pikanterweise
machten sich nach 1945 gerade
Regisseure an die "Aufarbeitung"
der NS-Vergangenheit, die – wie
Wolfgang Liebeneiner – vom HitlerRegime besonders profitiert hatten.
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Begleitend zur Veranstaltungsreihe ist im Wuppertaler Verlag Edition
Köndgen ein Lesebuch mit lebensgeschichtlichen ­Interviews erschienen,
die von einer VHS-Geschichtswerkstatt aufgezeichnet worden sind.
F i n g e r h ü t e au s t r ü m m e r n
Herausgegeben von:
Johannes Beumann, eva Brabender-hofmann,
edith geuter, Detlef Vonde
F i n g e rh ü t e
au s
t rü m m e rn
Beumann, Brabender-hofmann, geuter,Vonde (hrsg.)
erinnerungen an das
Kriegsende 1945 in Wuppertal
Edition Köndgen
Bildnachweise:
Wuppertal im Kampf gegen die Not. Hrsg. im Auftrag der Stadtverwaltung von Ober­verwaltungsrat
­Stephan Schön, Wuppertal 1947
Kurt Schnöring: Geschichte der Stadt Wuppertal. Gudensberg-Gleichen 2004, S.42