70-jähriges Jubiläum der Fachakademie St. Hildegard am 18. März

DIE REGIERUNG
VON UNTERFRANKEN
TEILT MIT
- Es gilt das gesprochene Wort Grußwort des Herrn Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer
zum 70-jährigen Jubiläum der Fachakademie St. Hildegard
am 18. März 2015 in Würzburg
Anrede
Das 70-jährige Jubiläum der Fachakademie St. Hildegard will ich zum Anlass nehmen, einen
Blick zurück in die Geschichte der Schule und auch in ihre Beziehungen zur Regierung von Unterfranken zu werfen. Eine ordentliche Verwaltung verfügt ja über ein zuverlässiges Gedächtnis
in Gestalt sorgfältig geführter Behördenakten. Und so findet man in unserer Schulakte der heutigen Fachakademie St. Hildegard als erstes Blatt ein Schreiben der damaligen Generaloberin
der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, Schwester Baptista Nagel.
Genau heute vor 69 Jahren, am 18. März 1946, verfasste sie in Kloster Oberzell ein Schreiben
an den damaligen Regierungspräsidenten, Jean Stock, in dem sie um die Entgegennahme einer Prüfung durch die Regierung bat, mit der der damals halbjährige Kindergärtnerinnenkursus,
der im November 1945 begonnen hatte, abgeschlossen werden sollte. Dem Schreiben beigefügt war ein ausführlicher Prüfungsplan mit theoretischen und praktischen Prüfungen. Dabei
wirft besonders der Hinweis zur Prüfung im Fach Handarbeit einen beredten Blick in die besonderen Umstände der Nachkriegszeit. Denn dort steht zu lesen, dass wegen eines Mangels an
Stoff dem Nähen eines Kinderlätzchens oder einer Brottasche gegenüber dem Nähen einer
Kinderschürze der Vorzug zu geben wäre. Wie sehr nicht nur der Mangel an Stoff im Handarbeitsunterricht, sondern auch die Raum- und Wohnungsnot im kriegszerstörten Würzburg die
Schule beschäftigten, wird durch weiteren ausführlichen Schriftverkehr belegt. So war es nur
schwer möglich, zwei einquartierte Umsiedler, die - ich zitiere die Schulakte -: „nur 10 Schritte
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Johannes Hardenacke
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-2vom Schlafsaal der Schülerinnen untergebracht sind und im trunkenen Zustand durch Poltern,
Johlen, Klopfen und Schreien die Schülerinnen in Angst versetzen und um die Nachtruhe bringen“, aus dem Kloster Oberzell auszuquartieren.
Schon die offizielle Bezeichnung als „Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar“ lassen aus
heutiger Sicht auf eine völlig andere Zeit schließen. Das „Kindergärtnerinnenseminar“ wurde
1968 in Fachschule für Sozialpädagogik umbenannt, bis schließlich 1973 die neue und bis heute aktuelle Bezeichnung Fachakademie für Sozialpädagogik übernommen wurde.
Nach zwei Jahrzehnten staatlicher Genehmigung erhielt die Schule im Jahr 1967 die staatliche
Anerkennung. Für das Staatsministerium für Unterricht und Kultus hatte die Regierung von Unterfranken nach Ankündigung eine Schulbesichtigung vorzunehmen und über die gewonnenen
Eindrücke zu berichten.
Diese Eindrücke wurden wie folgt wiedergegeben: „Die Schule bietet … die Gewähr, daß sie
den an gleichartige öffentliche Schulen gestellten Anforderungen entspreche. Der Antrag auf
Staatliche Anerkennung wird vorbehaltlos befürwortet.“ Mit Schreiben vom 16.11.1967 wurde
der Schule dann auch die Eigenschaft einer staatlich anerkannten Ersatzschule vom Kultusministerium verliehen.
Ganz entscheidend geprägt wurde und wird die Schule natürlich von den Schulleitungen. Sage
und schreibe 36 Jahre, nämlich von 1945 bis 1981 leitete Schwester Agnes Schäfer die Geschicke der Schule. Ihr folgten Schwester Hildegard Tillmanns von 1981 bis 1995, anschließend
Frau Maria Dendorfer bis 2007. Seit dem Schuljahr 2007/2008 liegt die Leitung der Fachakademie in den Händen von Herrn Thomas Steigerwald. Ich denke, diese Kontinuität ist ein Erfolgsgarant für eine gute Schulentwicklung und eine solide Grundlage, auch in schwierigen Zeiten zu bestehen. Im Jahr 2000, nach über 50 Jahren Trägerschaft dieser Einrichtung, hatte die
Ordensgemeinschaft der Dienerinnen der Hl. Kindheit Jesu nach gründlicher Abwägung beschlossen, die Verantwortung an den Caritasverband für die Diözese Würzburg zu übertragen.
Vollzogen wurde dieser Wechsel zum 01.01.2001.
Das einschneidende Ereignis der jüngsten Vergangenheit war sicherlich der Großbrand im September 2011. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regierung von Unterfranken – wie auch
ich selbst –, die wir als unmittelbare Nachbarn besonders mit der Fachakademie verbunden
sind, waren bestürzt über das Ausmaß der Zerstörung. Bemerkenswert ist, dass nur einige Jahre vorher eine Feuerschutzwand an der Westseite des Regierungsgebäudes eingezogen worPressesprecher:
Johannes Hardenacke
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-3den war, die damals ein Übergreifen der Flammen und einen noch größeren Flächenbrand verhindern konnte.
Umso schöner ist es heute für mich als Regierungspräsident, 70 Jahre nach der Gründung und
acht Regierungspräsidenten später, die Geburtstagswünsche der Regierung von Unterfranken
in Ihrem neu hergerichteten alten Gebäude zu überbringen.
Selbst in der schweren Zeit nach dem Brand, als die Lehrkräfte drei Jahre lang am Heuchelhof
in den Räumen des ehemaligen Technikums unterrichtet haben, war ein Qualitätsabfall an der
Schule nicht mal in Ansätzen zu erkennen. Dafür zolle ich Ihnen, lieber Herr Steigerwald mit
Ihrem Team, allerhöchsten Respekt.
Sci vias – Wisse die Wege – ist die Hauptschrift Ihrer Schulpatronin Hildegard von Bingen überschrieben. Die Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik vermittelt sowohl das
praktische wie das theoretische Wissen um die Wege, wie Kinder gefördert, gebildet, erzogen,
betreut und begleitet werden können. Dabei reicht die Altersspanne der zu betreuenden Kinder
heute vom Säuglingsalter bis hin zum Jugendlichen. Kinder mit Migrationshintergrund und
Flüchtlingskinder besuchen genauso die Kindertageseinrichtungen wie Kinder mit Behinderungen. Die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher ist daher schon lange nicht mehr in einem halbjährigen Seminar zu schaffen, sondern dauert mit dem vorgeschalteten zweijährigen
Sozialpädagogischen Seminar, zwei Jahren an der Fachakademie und dem nachfolgenden
einjährigen Berufspraktikum insgesamt fünf Jahre.
Im Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) ist der Berufsabschluss der Erzieherin auf Stufe 6
eingeordnet, und damit auf demselben Niveau wie ein Bachelorabschluss. Durch diese Einstufung soll die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung betont werden und bedeutet damit eine Auszeichnung für die hohe fachliche Qualität der Erzieherausbildung.
Aber nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ bewegt sich die Fachakademie St. Hildegard
auf einem hohen Niveau: Seit den 80er-Jahren wird dreizügig ausgebildet. Jedes Jahr schließen an der Fachakademie St. Hildegard 70 bis 80 Erzieherinnen ihre Ausbildung erfolgreich ab
und stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Dank dieser kontinuierlichen Leistung unserer
Fachakademien kann Unterfranken dem Fachkräftemangel, der durch den Ausbau der Kindertagesstätten besonders auch im Krippenbereich spürbar geworden ist, durchaus effektiv entgegentreten.
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Denn wir stehen in der Tat vor einer großen Herausforderung: Seit Beginn des staatlichen Investitionsprogramms „Kinderbetreuungsfinanzierung 2008-2014“ konnte die Regierung von Unterfranken 7.749 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren mit einem Volumen von
insgesamt ca. 120 Mio. Euro fördern. Wir erreichen damit auch im bayernweiten Vergleich einen
sehr hohen Versorgungsgrad.
Sehr geehrter Herr Schulleiter, sehr geehrte Lehrkräfte,
letztendlich sind es die Kinder, die von Ihren Anstrengungen um eine gute Ausbildung der Erzieher profitieren. In Anbetracht der veränderten Lebensmodelle in Familien, wo nach der Geburt oft beide Elternteile arbeiten, ja auch arbeiten müssen oder auch nur ein alleinerziehender
Elternteil für die Erziehung verantwortlich ist, ist es wichtig, dass unsere Kinder in einem Umfeld
von Sicherheit, freiheitlicher Entwicklung und Werteorientierung auf ihren Lebensweg vorbereitet werden.
So muss es uns allen hier ein Anliegen sein, Sie bei Ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen.
Mein verbindlichster Dank gilt den Schulleitungen wie auch den jeweiligen Kollegien der vergangenen 70 Jahre für ihre vorbildliche Arbeit im Dienste der unterfränkischen Kinder und Jugendlichen.
Die jeweiligen Träger von den Oberzeller Schwestern bis hin zu den heutigen CaritasSchulen gGmbH Würzburg, haben die stürmische Entwicklung in der Berufsbildung stets inhaltlich und ideell mitgetragen.
Dafür darf ich stellvertretend Ihnen, hochwürdiger Herr Domkapitular Bieber, als dem Ersten
Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg und Ihnen, sehr geehrter Herr
Manfred Steigerwald, als dem Repräsentanten der Caritas-Schulen, meinen besonderen Dank
aussprechen.
Meine besten Wünsche begleiten die Studierenden und das Lehrerkollegium.
Der Arbeit an der Fachakademie wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Gottes Segen.
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