Zellerau auf dem staatseigenen Gelände neben dem Landesamt für

DIE REGIERUNG
VON UNTERFRANKEN
TEILT MIT
- Es gilt das gesprochene Wort Rede des Herrn Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer
anlässlich der Eröffnung der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg II - Zellerau
auf dem staatseigenen Gelände neben dem Landesamt für Finanzen
in der Steinachstraße am 15. März 2016
Anrede
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zur Eröffnung der auf staatlichem Gelände neu errichteten Gemeinschaftsunterkunft Würzburg II - Zellerau der Regierung von Unterfranken.
Mein besonderer Gruß gilt Ihnen, Herr Oberbürgermeister Christian Schuchardt und
allen anwesenden Mitgliedern des Würzburger Stadtrats. Ebenso gilt mein Gruß all den
Beteiligten, ohne deren konstruktives und effizientes Zusammenwirken die Einrichtung
dieser Gemeinschaftsunterkunft in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen wären.
Besonders begrüßen möchte ich auch Herrn Domkapitular Clemens Bieber, den Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes. Die Caritas wird die Betreuung in Form der
Asylsozialberatung hier in diesen Häusern übernehmen.
Neben den unmittelbaren Nachbarn, den hier zahlreich erschienenen Anwohnerinnen
und Anwohnern, möchte ich auch besonders die behördlichen Nachbarn begrüßen. Das
ist in nächster Nachbarschaft die Dienststelle Würzburg des Landesamtes für Finanzen,
deren Leiterin Frau Regierungsdirektorin Angela Walter-Schmitt heute mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier ist, das ist ebenso das Amt für Digitalisierung, Breitband und
Vermessung mit seinem Leiter Emil Fischer mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und
Pressesprecher:
Johannes Hardenacke
Postanschrift:
Regierung von Unterfranken
97064 Würzburg
Telefon: (09 31)3 80-11 09
[email protected]
Hausadresse:
Peterplatz 9
97070 Würzburg
Telefax: (09 31)380-21 03
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auch das in der weiteren Nachbarschaft gelegene Polizeipräsidium Unterfranken, das
durch seinen Präsidenten Gerhard Kallert vertreten ist.
Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle den Leiter des Staatl. Bauamts Würzburg stellvertretend für die gesamte staatliche Bauverwaltung begrüßen, die durch den Flüchtlingszustrom besonders stark gefordert ist und – wie im Übrigen die Verwaltung allgemein – dabei Großes zu leisten hat. Herr Fuchs, Sie haben mit Ihrer Mannschaft in kurzer Zeit eine Gemeinschaftsunterkunft bestehend aus fünf Häusern gebaut und konnten
den Baufortschritt aus dem eigenen Amtsgebäude mitverfolgen.
Ich möchte die heutige Eröffnung zum Anlass nehmen, den Blick in die jüngste Vergangenheit zu richten. Damit meine ich vor allem das zweite Halbjahr 2015. Zwar zeichnete
sich schon in der ersten Jahreshälfte 2015 eine deutliche Zunahme der Asylbewerberzahlen ab, doch konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen oder ermessen,
dass im Spätsommer und Herbst 2015 täglich Tausende von Menschen über die österreichisch-deutsche Grenze zu uns kommen würden, um Asyl zu beantragen. Wir alle
waren durch diese Entwicklung in besonderer Weise gefordert.
Hatten wir nicht erst im Jahr 2014 hier in Würzburg in der Gemeinschaftsunterkunft in
der Veitshöchheimer Straße mit unserer Drehscheibe die Regierung von Oberbayern
unterstützt, die die – so meinten wir damals – immense Zahl von Asylsuchenden nicht
mehr alleine bewältigen konnte. Wir haben im Wege des sog. Bayernausgleichs auch
hier in Unterfranken Registrierung, medizinische Erstuntersuchung und Weiterleitung
bzw. letztlich auch Unterbringung organisiert.
Wir hofften, mit der Errichtung einer eigenen Erstaufnahmeeinrichtung in Schweinfurt
zum 1. Juli 2015 die Erstaufnahme komplett dort konzentrieren zu können. Nicht zuletzt
angesichts der im Sommer dramatisch ansteigenden Flüchtlingswelle aus Syrien zerschlugen sich diese Pläne jedoch, und so bewährte es sich, dass wir bereits 2014 mit
den Notplätzen in der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße, aber
auch im Technikum auf dem Heuchelhof und im Kloster der Erlöserschwestern Erstunterkünfte geschaffen hatten. Diese wurden mit Betriebsaufnahme der AufnahmeeinrichPressesprecher:
Johannes Hardenacke
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tung in Schweinfurt in sog. Dependancen, also Außenstellen der Aufnahmeeinrichtung
umgewandelt. Weil immer mehr Asylsuchende auch nach Unterfranken kamen, mussten wir nicht nur Notunterkünfte in allen Landkreisen aktivieren, sondern auch weitere
Dependancen im Stadtgebiet Würzburg eröffnen.
Für die dabei erwiesene Unterstützung möchte ich Ihnen, Herr Oberbürgermeister
Schuchardt, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern Würzburgs meinen herzlichen
Dank aussprechen, insbesondere denen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement
dazu beigetragen haben, die Menschen gut bei uns aufzunehmen, zu versorgen und zu
betreuen. Wir haben im Herbst des vergangenen Jahres die Dependancen in der
Balthasar-Neumann-Kaserne Veitshöchheim, die Unterkunftshallen allerdings gelegen
in der Gemarkung Würzburg, mit 400 Plätzen in Betrieb genommen. Wir haben zwei
Hallen auf dem ehem. Leighton-Areal mit einer Kapazität von 300 Plätzen eingerichtet.
In den Würzburger Dependancen der Erstaufnahme haben wir eine Kapazität von etwa
1.100 Plätzen, von denen gegenwärtig etwa 750 belegt sind. In der Gemeinschaftsunterkunft sind alle 450 Plätze belegt. Die Stadt Würzburg hat zwischenzeitlich auch eine
ganze Reihe dezentraler Unterkünfte eingerichtet, um ihrer Aufnahmequote möglichst
nachzukommen. An dieser Stelle muss man die große Zahl der durch die Sozialhilfeverwaltung zu betreuenden Asylbewerber in den Dependancen mitberücksichtigen.
Neben Plätzen in der Erstaufnahme ist es ebenso wichtig, Plätze in der sog. Anschlussunterbringung, also in Gemeinschaftsunterkünften und dezentralen Unterkünften
vorzuhalten, denn die Asylsuchenden können maximal ein halbes Jahr in dieser Erstaufnahme bleiben.
Anrede
Deswegen freue ich mich ganz besonders, heute hier diese Gemeinschaftsunterkunft
gemeinsam mit Ihnen, Herr Oberbürgermeister, eröffnen zu können. Sie haben schon
ganz zu Beginn den Zeltbau in Augenschein genommen. Schließlich gab es hier auf
dieser Wiese am 6. August einen ersten Ortstermin mit den verschiedenen beteiligten
Behörden. Dabei sollte festgestellt werden, ob das Grundstück zur kurzfristigen ErrichPressesprecher:
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tung von Zelten bzw. im Anschluss mit winterfesten Unterkünften bebaut werden kann.
Anlass war, dass wir angesichts der großen Platznot nicht mehr nur nach Bestandsgebäuden Ausschau gehalten haben, sondern auch den Bau von Modulen auf staatseigenem Gelände in Betracht gezogen haben. Das Zelt war relativ schnell aufgebaut; am
25.08.2015 zogen die ersten Bewohner in die „Zeltunterkunft“ ein. Mitte September erhielten wir aus dem Sozialministerium die Mittelzuweisung für den Bau der Gemeinschaftsunterkunft, die Planungen begannen. Schließlich wurde das Zelt allmählich zurückgebaut; am 19.10.2015 zogen die letzten Bewohner aus. Sie zogen in die winterfeste Dependance am Hubland. Zu Spitzenzeiten waren hier im Zelt annähernd
150 Personen untergebracht.
Von November 2015 bis zum Februar 2016 währte schließlich die Bauphase mit Erstellung der Außenanlagen. Verantwortlich für die Planung und Bauausführung der Gemeinschaftsunterkunft war das Staatl. Bauamt Würzburg. Zusammen mit dem österreichischen Hersteller der Bauelemente entstand in kürzester Zeit ein auf die Bedürfnisse
zugeschnittener kompakter und äußerst wirtschaftlicher Grundrisstyp. Die Wohneinheiten sind besonders geeignet für Familienunterbringung. Wir haben uns bewusst für eine
Modulbauweise in Holz entschieden, da das neben der kurzen Bauzeit auch den wesentlichen Vorteil hatte, dass die Holzrahmen-Grundkonstruktion im Werk angefertigt
werden konnte und so die Beeinträchtigung aus dem Baustellenverkehr für die Nachbarn minimiert wurde. Ziel war, gerade an diesem Standort eine auch nach außen hin
wohnverträgliche Variante zu wählen, also nicht einfach auf Wohncontainer zurückzugreifen. Erwähnenswert ist, dass die Häuser aufgrund der demontierbaren (Modul-)Bauweise wieder- und weiterverwendbar sind.
Die Anlage besteht aus 36 Wohneinheiten; in einer Wohneinheit ist eine Belegung mit
mindestens vier bis maximal sechs Personen vorgesehen. Es ergibt sich eine Gesamtbelegungszahl bis maximal 192 Personen. Nach gegenwärtigem Stand gehen wir davon aus, die maximale Belegungszahl in der Regel nicht zu erreichen, da eine Belegung
mit Familien natürlich nicht immer zu einer vollen Raumausnutzung führt. Ein Haus besteht aus acht Wohneinheiten, dadurch werden auch Energiekosten gesenkt. Die
Wohnfläche pro Einheit beträgt ca. 40 m2, bestehend aus zwei Schlafräumen, einem
Pressesprecher:
Johannes Hardenacke
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eigenen Sanitärbereich, einer Küchenzeile und einem Aufenthaltsraum. Die Möblierung
ist einfach und zweckmäßig. In einem Haus wurden Verwaltungs- und Gemeinschaftsräume geschaffen. Bei dem sich anschließenden Rundgang werden Sie Gelegenheit
haben, einzelne Appartements anzusehen.
Bereits in den nächsten Tagen wollen wir mit der Belegung beginnen und gehen davon
aus, dass entsprechend der Zugangssituation in unserer Aufnahmeeinrichtung in
Schweinfurt vorwiegend syrische und afghanische Familien einziehen werden.
Anrede
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur aktuellen Zugangssituation sagen. Momentan
wird die Lage allgemein als entspannt bezeichnet. Die sog. Balkan-Route ist geschlossen, wir merken es an der österreichisch-deutschen Grenze, wir merken es aber auch
in unserer Aufnahmeeinrichtung und in den Unterkünften. Es kommen zur Zeit deutlich
weniger Asylsuchende bei uns an. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die Situation in den Herkunfts- und Transitländern nach wie vor äußerst prekär ist und
die Menschen alles daran setzen werden, gerade auch zu uns nach Deutschland zu
kommen. Ob in diesem Jahr wieder über 1 Million Menschen auf diesem Weg Deutschland erreichen oder ob es weniger sein werden, kann im Augenblick niemand genau
sagen. Die Verwaltung ist mit ihren Strukturen inzwischen deutlich besser vorbereitet.
Im vergangenen Jahr haben wir im Vergleich zum Vor-Vorjahr mehr als eine Verdopplung der Zugangs- und Belegungszahlen in Unterfranken bewältigt. Die uns in diesem
Jahr bevorstehenden Herausforderungen werden wir ebenso meistern. Dennoch will ich
nicht verhehlen, dass wir allmählich die Kapazitätsgrenzen erreichen. Es wird zunehmend schwieriger, Wohnungen und Unterkünfte aus dem Bestand zu generieren. Diese
Gemeinschaftsunterkunft hier ist ein erstes Beispiel für einen kompletten Neubau; ähnliche Unterkünfte werden wir in Kürze in Marktheidenfeld und in Obernburg a.Main eröffnen.
Anrede
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Wenn wir in die Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße blicken, aber
auch wenn wir in die Dependancen im Stadtgebiet schauen, sehen wir viele Bürgerinnen und Bürger, die Asylbewerber unterstützen möchten. Ohne bürgerschaftliches Engagement wäre es nicht möglich, die Menschen, die teilweise eine wochen-, ja monatelang, zum Teil sogar über Jahre währende Flucht hinter sich haben, bei uns gebührend
aufzunehmen und zu begleiten. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle,
dass sich der Caritasverband bereit erklärt hat, hier die Asylsozialberatung zu übernehmen und auch die Missionsärztliche Klinik als unser Vertragspartner im medizinischen Bereich eine Sprechstunde vor Ort mit Lotsenfunktion einrichten möchte. Das
heißt, es soll Beratung angeboten werden und die Bewohner sollen entweder zu den
niedergelassenen Ärzten hier im Stadtteil oder auch in die Gemeinschaftsunterkunft in
der Veitshöchheimer Straße zur Behandlung weitervermittelt werden. Von Verwaltungsseite werden wir hier drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen. Bei einer Einrichtung dieser Größenordnung ist es schließlich besonders wichtig, von Anfang an nicht
nur eine funktionierende staatliche Verwaltung, sondern auch professionelle Sozialbetreuung, die von vielen Ehrenamtlichen unterstützt wird, vor Ort zu haben.
In ganz Unterfranken sind momentan über 13.000 Asylsuchende in der Anschlussunterbringung untergebracht. Dazu kommen an die 3.000 Menschen in der Erstaufnahme.
Die großen Herausforderungen werden wir auch dieses Jahr nur bewältigen können,
wenn alle an einem Strang ziehen. Hier gilt mein ausdrücklicher Dank allen Beteiligten,
den Bürgerinnen und Bürgern in den Gemeinden, die Asylbewerber aufnehmen, den
politisch Verantwortlichen, die wie hier in Würzburg den Freistaat vorbildlich bei der
großen Aufgabe und Herausforderung unterstützen. Mein Dank gilt auch den Verbänden und Organisationen, den kleinen Vereinen, Sportvereinen, Kirchengemeinden und
allen die hier zum Wohl der Asylsuchenden zusammenwirken.
Mein abschließender Wunsch an Sie alle ist:
Lassen Sie in Ihrem gedeihlichen Wirken nicht nach.
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