Szenario-Baukastens - Bergische Universität Wuppertal

WFV‐Tagung Bad Dürkheim 2014 Kurzfassung Ridder Szenario-Design für die strategische Planung von Feuerwehren:
Entwurf eines „Szenario-Baukastens“
Ing. Adrian Ridder, M.Sc., MIFireE
Lehrstuhl Methoden der Sicherheitstechnik/Unfallforschung
Bergische Universität Wuppertal
Organisatorisches
Der Vortrag beschreibt „work in progress“ im Rahmen eines laufenden Forschungsprojektes.
Aufgrund dessen konnte leider die vollständige Langversion für die Erstellung des
Tagungsbandes nicht eingereicht werden. Ein Überblick über den Vortrag findet sich in
dieser Kurzfassung, die vollständige Vortragsunterlage wird auf der Homepage des WFV zur
Verfügung gestellt (siehe gesonderte Informationen dazu).
Projekthintergrund
Zur zielgerichteten Entwicklung neuer Planungsgrundlagen für die feuerwehrliche
Gefahrenabwehr wird seit April 2012 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
über eine Laufzeit von drei Jahren geförderte Verbundprojekt „TIBRO - Innovative
Sicherheitsarchitektur der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“ durchgeführt. Innerhalb des
an der BUW durchgeführten TIBRO-Teilvorhabens „Wissenschaftliche Wertanalyse zur
Sicherheitsarchitektur der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“ wird vom Verfasser eine
Dissertation angefertigt; Auszüge aus dieser im Entstehen befindlichen Arbeit werden im
Vortrag dargestellt und auch die Anwendbarkeit ausgewählter Inhalte auf nicht-öffentliche
Feuerwehren beschrieben.
Inhalt
Die Verwendung von Szenarien in der Feuerwehrbedarfsplanung ist in Deutschland
inzwischen etabliert und eine steigende Anwendung szenarienbasierter Bedarfsplanung
scheint stattzufinden. Der szenarienbasierte Ansatz erscheint geeignet, einige Probleme und
methodischen Hindernisse zur Verwendung eines risikobasierten Ansatzes in der
Feuerwehrbedarfsplanung zu beseitigen bzw. zu umgehen.
Es ist jedoch eine große Varianz und mangelnde Vergleichbarkeit in den verwendeten
Szenarien festzustellen und es herrscht unzureichende Transparenz über die jeweiligen
Wege zum Szenario-Design, das oftmals durch subjektive Einschätzungen bestimmt wird.
Die Anzahl von in Brandschutzbedarfsplänen verwendeten Szenarien variiert von einem
Szenario (kritischer Wohnungsbrand) bis zu 25 (!) Szenarien. Dadurch kommt es zu einer
Fülle an unterschiedlichen Szenarien und es besteht die Vermutung, dass viele „beplante“
Szenarien (vor allem im kommunalen Bereich) wenig repräsentativ sind für das Spektrum der
möglichen Ereignisfälle.
Dazu wird untersucht, welche Parameter für das Design von Szenarien elementar sind und
berücksichtigt werden sollten. Darüber hinaus wird an einer Methodik zur Identifizierung
repräsentativer Szenarien geforscht, mit der angepasst an die örtlichen Gegebenheiten eine
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WFV‐Taggung Bad Dü
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WFV‐Tagung Bad Dürkheim 2014 Kurzfassung Ridder Szenario-Baukasten
Ziel der laufenden Forschung ist es, die Grundlagen für die Entwicklung eines SzenarioBaukastens zu legen. Damit könnten sich die Entscheidungsträger vor Ort basierend auf der
Anspruchshaltung an die Feuerwehr, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, dem
vorhandenen Gefahrenpotential und den erkannten Risiken sowie weiteren
Einflussparametern für Szenarien entscheiden, die durch die Feuerwehr bewältigt können
werden sollen. Diese Ziel-Szenarien können dann nach einem nachvollziehbaren, definierten
Verfahren entwickelt oder „designed“ werden. Durch diesen Duktus würden keine relevanten
Faktoren übersehen und der notwendige Detaillierungsgrad erreicht werden, um stringente
Planungsgrundlagen zu schaffen. Die Anforderung an einen solchen Baukasten ist die
Anwendbarkeit bei allen Arten von Feuerwehren (WF, BF, FF, Hauptamtlich) in den
verschiedenen geographischen Lagen.
Danksagung
Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde im Rahmen des Projektes TIBRO mit
Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen
13N12174 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt liegt beim Autor.
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