1. Mai-Aktion des SOLIFONDS

1. Mai-Aktion des SOLIFONDS
Der SOLIFONDS widmet seine 1.-Mai-Aktion den pakistanischen Gewerkschaften, die sich unter
sehr schwierigen Bedingungen organisieren.
Yvonne Zimmermann, Koordinatorin SOLIFONDS
«Seit wir eine Gewerkschaft gebildet haben, fühlen wir uns frei», sagt Zahida Mukhtiar, Heimarbeiterin in Godhra Colony, einem Stadtteil von Karachi. «Zuvor gingen wir nie ausser Haus und hatten
keinen Kontakt zu anderen Arbeiterinnen.» Seit sich die Heimarbeiterinnen zusammengeschlossen
haben, werden sie auch nicht mehr um ihren Lohn geprellt. «Die Mittelsmänner wissen, dass wir
uns alle zusammen wehren, wenn sie eine von uns betrügen», berichtet Zahida. «Deshalb trauen
sie sich nicht mehr.»
Heimarbeit ist in Pakistan eine der brutalsten Formen der Auslagerung von Arbeit, der Stücklohn
reicht kaum zum Überleben. Die Heimarbeiterinnen fordern deshalb die Anerkennung ihrer Rechte
als Arbeiterinnen und deren Einhaltung.
Aber nicht nur sie arbeiten unter extrem ausbeuterischen Bedingungen: 90 Prozent aller Betriebe
in Pakistan funktionieren ohne Bewilligung, weniger als 5 Prozent der ArbeiterInnen haben Aussicht auf eine Rente. Alle anderen sind informelle ArbeiterInnen ohne Arbeitsvertrag, angeheuert
über Arbeitsvermittler. Sie arbeiten zu miserablen Bedingungen, oft sieben Tage die Woche. So
etwa in den Tausenden Textilfabriken. Die Webindustrien in Faisalabad etwa wecken Erinnerungen
an den Manchesterkapitalismus vor 100 Jahren in Europa. Die Weber haben sich gewerkschaftlich
organisiert und fordern bessere Löhne. Die Repression hat nicht auf sich warten lassen. In Faisalabad und Karachi wurden Gewerkschafter mit falschen Anklagen eingedeckt, die unter das Antiterrorismusgesetz fallen, in Faisalabad sitzen 13 Gewerkschafter deshalb im Gefängnis, einige seit
fast fünf Jahren. Sie wurden zu insgesamt 490 Jahren Haft verurteilt. In Karachi konnte eine Verurteilung in erster Instanz verhindert werden – nicht zuletzt dank einer breiten Solidaritätswelle. Gewerkschaften in Pakistan arbeiten unter enorm schwierigen Bedingungen. Oft werden ihre AktivistInnen mit falschen Anzeigen eingedeckt, Gewerkschaften zerschlagen oder als illegal erklärt. Trotz
dieser Schwierigkeiten kämpfen GewerkschafterInnen in Pakistan weiter für ihre Rechte und gegen die Kriminalisierung. Der SOLIFONDS unterstützt sie dabei.
PS: Soeben hat uns die erfreuliche Nachricht erreicht, dass die Gewerkschafter in Faisalabad, die
vom Antiterrorismusgericht verurteilt worden waren, heute vom Obergericht der Provinz Punjab
freigesprochen worden sind.