manuskript - Bayerischer Rundfunk

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Manuskript
radioWissen
SENDUNG: 09.04.2015
09.30 Uhr / B 2
AUFNAHME:
STUDIO:
NaTe
Ab 9. Schuljahr
TITEL:
Meteor mit Mission
Kam das Leben aus dem All?
AUTOR:
Florian Hildebrand
REDAKTION:
Bernhard Kastner
REGIE:
Susi Weichselbaumer
PERSONEN:
Sprecherin
Ruth Geiersberger
Sprecher
Detlef Kügow
Zuspielungen:
Dr. Petra Rettberg, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, Köln
Prof. Michael Hausmann, Universität Heidelberg
Prof. Harald Lesch, Universität München
Prof. Dieter Stöffler, Naturkundemuseum, Humboldt-Universität zu Berlin
Besondere Anmerkungen:
ED 07.11.2013
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Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
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Geräusch: Impakt eines Meteoriten / hoch und unter Text legen
M0010602 010
Sprecherin:
Er kommt aus der Tiefe des Raumes. Mit unfassbarer Geschwindigkeit. Er hat sich
nicht angekündigt. Plötzlich ist er einfach da. Riesenhaft, so groß wie ein
Fußballstadion. Es ist für alle Rettung zu spät. Doch dann... hoch über der Erde
bricht er auseinander.
Geräusch: Einschläge
Sprecher:
Ein Meteorit. Seine Trümmer schlagen wie Riesenbomben auf der Erde ein.
Niemand kann sich vor ihnen in Sicherheit bringen.
Kreuzblende / Themamusik kurz hoch und unterlegen
M0010602 025
Sprecherin:
Eine Katastrophe aus dem Kosmos.
Aber: Meteoriten können auch ganz anders. Nicht Leben kaputt schlagen, sondern
Leben bringen. Mehr noch: Wissenschaftler haben die faszinierende Idee: Einst
sind es Meteoriten gewesen, die die Erde in einen blühenden blauen Planeten
verwandelt haben. Die jedenfalls das Leben in Gang gebracht haben. Sie haben
es vom Mars mitgebracht. Es waren gewissermaßen Meteore mit Mission.
Themamusik kurz hoch und weg und unter nachfolgendem Text zu Ende
Sprecher:
'Meteore', so werden die Himmelsbrocken astronomisch genannt, solange sie im
Raum unterwegs sind. Wenn sie dann auf der Erde eingeschlagen sind, heißen
sie geologisch Meteoriten. Meist sind es ja nur die Gesteinsbrocken, die von den
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Meteoren übrig geblieben sind.
Meteore also mit Mission? Ja, aber dazu müsste Leben zuerst auf dem Mars
entstanden sein. Die Kölner Astrobiologin Petra Rettberg hält das für denkbar:
Zusp. 2 Rettberg 23:
Ich halte es durchaus für möglich, dass Leben auf dem Mars entstanden ist, dass
auch heute noch Mikrofossilien irgendwo nachgewiesen werden könnten …
Sprecher:
Oder der Berliner Geologe Dieter Stöffler:
Zusp. 3 Stöffler 9a:
Es ist überhaupt kein hartes Argument vorhanden, was dagegen spricht, dass auf
dem Mars sich Leben in einer frühen Phase entwickelt hat.
Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen
M0010602 014
Sprecherin:
Gab oder gibt es Leben auf dem Mars? Eine bewegende Frage. Deswegen
umrunden inzwischen einige Satelliten den Mars, und auf seiner Oberfläche
kurven Wägelchen herum. Sie fotografieren, schnüffeln und analysieren die
Chemie. Eine teure Frage, die schon Milliarden gekostet hat, aber eine Antwort
gibt es noch nicht.
Musik weg
Sprecher:
Wer immer die grünen Männchen in die Welt gesetzt hat, der Mars war es
jedenfalls nicht. Die Dinge liegen viel bescheidener. Es geht um einfachste
Lebensformen, Mikroorganismen, Einzeller. Mehr hätte sich auf dem Roten
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Planeten nie entwickeln können, dafür war und ist der Mars zu kalt, zu stürmisch
und atmosphärisch zu dünn eingepackt.
Zusp. 4 Stöffler 9b:
Dann kommt natürlich die Frage: Kann dann dieses Leben, was sich auf dem
Mars auf der Oberfläche oder in gewisser Tiefe auch, unter Vorhandensein von
Wasser z. B., angesiedelt hat, kann das durch Meteoriteneinschläge oder
Asteroideneinschläge auf die Erde gelangen? Die Antwort ist: ja! Das haben wir
experimentell belegt, dass das geht.
Musik “Fragen” / kurz hoch und unterlegen
M0010602 016
Sprecherin:
Wenn das geht, dann kommen weitere Fragen ins Spiel.
Erste Frage: Wann soll Mars-Leben auf die Erde gelangt sein?
Musik weg – klingt unter nachfolgendem Text aus
Sprecher:
Den astronomischen Geschichtsbüchern zufolge konnte das nur innerhalb einer
relativ kurzen Zeitspanne geschehen sein. Nicht früher als vor 4,6 bis 4,5
Milliarden Jahren, denn damals ist das ganze Planetensystem entstanden. Und
nicht später als vor etwa 3,7 Milliarden Jahren, denn in jene Zeit fallen die
frühesten bisher entdeckten Spuren von Erdenleben. Dazwischen liegen also 700
Millionen Jahre.
Musik hoch M0010602 015
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Sprecher:
Innerhalb dieser Zeitspanne musste sich die glühend heiße Urerde abgekühlt
haben, jedenfalls soweit, dass Einzeller vom Mars kommen und bleiben konnten,
ohne sich den Bauch zu verbrennen. Auf dem Mars selbst müsste sich Leben
folglich vorher gerührt haben, also etwa vor vier Milliarden Jahren. Das ist nicht
unrealistisch, denn der Mars ist kleiner als die Erde, also schneller abgekühlt,
glaubt Petra Rettberg:
Musik weg
Zusp. 5 Rettberg 3:
Zu den Zeiten, das war so vor 4,3 Milliarden Jahren bis zu 4 Milliarden Jahren,
nimmt man an, dass der Mars ganz anders aussah, dass der Mars eine dichte
Atmosphäre hatte, und dass unter diesen Bedingungen damals Leben entstanden
ist …
Sprecher:
Diese denkbaren frühen Organismen haben vielleicht fossile Spuren im
Marsboden hinterlassen. Nach denen sieht sich seit 2012 der US-amerikanische
Roboter Curiosity auf dem Marsboden um.
Angenommen, von diesen urzeitlichen Mikroben ist eine Abordnung interplanetar
unterwegs gewesen,… dann soll die im Folgenden der Einfachheit halber 'Adam'
heißen.
Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen
M0010602 016
Sprecherin:
Nächste Frage: Wie kam 'Adam' vom Mars auf die Erde? Das war schließlich kein
Abendspaziergang in die Nachbarschaft, sondern eine reichlich abenteuerliche
und gefährliche Expedition.
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Musik weg
Sprecher:
Wissenschaftler stellen sich den interplanetaren Trip so vor:
dramatische Musik M0010602 015
In ihrer Kindheit formten sich die Planeten geradezu traumatisch aus einem
chaotischen Trümmerhaufen. Millionen und Milliarden Himmelskörper aller Größen
rasten zwischen den heißen und noch weichen Planeten herum und prasselten
gnadenlos auf sie ein. Davon trägt der Mond seine Narben immer noch: Er ist
übersät mit Einschlagkratern.
Musik kurz hoch
Irgendwann in dieser Zeit stieß ein kilometergroßer Gesteinsbrocken mit dem
Mars zusammen. Die Kollision war so gewaltig, dass er aus dem Boden
Riesenstücke heraussprengte. Die schossen mit einer solchen Wucht ins All
hinaus, dass sie nicht mehr auf den Marsboden zurückfielen. Zufälligerweise
hatten einige 'Adam' an Bord, der sich irgendwo ins Gestein gekrallt hatte. Mit ihm
vagabundierten sie nun durchs Sonnensystem und nach geraumer Zeit kamen
einige in die Nähe der Erde und schlugen auf ihr ein. Tatsächlich haben
Wissenschaftler inzwischen solche Marsmeteorite auf der Erde entdeckt:
Musik weg
Zusp.6 Stöffler 12a:
Wir haben inzwischen über 70 Marsmeteorite schon gefunden, und die
Marsmeteorite selbst zeigen uns an, welche Drucke sie erfahren haben …
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Sprecher:
Mit Gesteinen kennt sich Stöffler aus: Er hat herausgefunden, dass diese
Marsmeteorite einem Druck von bis zu einer halben Million Atmosphären
ausgesetzt gewesen waren. Schier unvorstellbar also die Wucht, mit der die
Meteore aus dem Marsboden herausgeschleudert worden waren. Aber so viel
Energie war nötig, sonst hätten sie es nicht bis in den Weltraum geschafft.
Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen
M0010602 016
Sprecherin:
Nächste Frage: Was war das für ein Meteor, der Adam auf die Erde gebracht hat?
Musik weg
Zusp. 7 Stöffler 12b:
Gesteinsbrocken müssen mindestens einige Meter im Durchmesser haben, damit
die kosmische Strahlung nicht stört und nicht zerstört. Wenn er zu klein wird, dann
ist die Gefahr, dass die Lebewesen, die in ihm saßen, abgetötet werden auf der
Reise vom Mars zur Erde …
Sprecher:
Die kosmische Strahlung ist im Weltall überall, nichts und niemand kommt ihr aus.
Es sei denn, man hat ein Magnetfeld um sich wie die Erde; die Magnetstrahlen
lenken die auf die Dauer tödlichen radioaktiven Strahlen ab.
Abgesehen davon ist auch das Weltall extrem lebensfeindlich: dunkel, unglaublich
kalt und ohne Luft. Gut, dass 'Adam' gut verpackt im Meteorgestein unterwegs ist.
Jedenfalls beweisen genügend wissenschaftliche Experimente: 'Adam' konnte den
jahrelangen, risikoreichen Raumflug durchstehen, sagt die Astrobiologin Petra
Rettberg:
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Zusp. 8 Rettberg 10:
Wir haben verschiedene Experimente mit Mikroorganismen. Zunächst einmal ist
es so, dass bestimmte Mikroorganismen ruhende Dauerformen, nämlich Sporen
bilden können, und diese Sporen sind sehr resistent, die vertragen Vakuum, hohe
Temperaturen, tiefe Temperaturen, und solche Sporen von verschiedenen
Bakterien haben wir im Weltraum den Weltraumbedingungen ausgesetzt, und wir
konnten zeigen, dass der schädlichste Faktor im Erdorbit für unsere Organismen
die solare UV-Strahlung ist, d.h. die kurzen Wellenlängen im Ultraviolett-Bereich
der Sonne, wenn sie direkt auf diese Organismen treffen…
Sprecher:
Vor den UV-Strahlen der Sonne schützt das Leben auf der Erde die Ozonschicht
der Atmosphäre. Im Weltraum gibt es keinen Schutz. Also noch mal: gut, dass
'Adam' wohl verpackt auf Reisen ist.
Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen
M0010602 016
Sprecherin:
Nächste und letzte Frage: Wie überlebt 'Adam' die Landung auf der Erde?
Musik weg
Sprecher:
Der Meteor dringt in die Erdatmosphäre ein; er reibt sich an den Luftschichten und
wird glühend rot, 'Adam' würde in der Hitze zerschmelzen. Am Ende schlägt der
Meteor mit einer Riesengeschwindigkeit auf dem Erdboden auf.
Sprecherin:
Keine guten Voraussetzungen für 'Adam', lebend auf der Erde anzukommen.
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Sprecher:
Aber nur, wenn sein Meteor zu groß ist.
Zusp. 9 Stöffler 15:
Wenn ein Körper vom Mars zur Erde fliegt, der 100 Meter im Durchmesser hat,
dann wird die Atmosphäre nicht in der Lage sein, dieses Gesteinsstück
abzubremsen, dann kommt er auf der Erde ungebremst nahezu am Boden an und
erzeugt einen Einschlagkrater, in dem extreme Temperaturen und Drucke erzeugt
werden, und jeder Mikroorganismus, der da drinnen gesessen haben könnte, kann
nicht überleben - definitiv nicht!
Musik hoch und unterlegen
Sprecher:
Experimente haben gezeigt: Am besten sind Meteore zwischen einem und zehn
Metern Größe. Die haben so wenig Oberfläche, dass sie sich wenig erhitzen,
wenn sie in die Erdatmosphäre eindringen. Dort werden sie außerdem vom
wachsenden Luftdruck so weit abgebremst, dass sie allenfalls wie Steine auf die
Erde fallen und nicht wie Geschosse einschlagen.
Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen
M0010602 010
Zusp. 10 Stöffler 12c:
Unterm Strich: Die Experimente und alle anderen Überlegungen, die andere
Forscher gemacht haben, sagen ganz klar: Man kann auf keinen Fall
ausschließen, dass Gestein liebende Mikroorganismen vom Mars zu Erde gelangt
sind. Da gibt es nichts, was da absolut dagegen spricht.
Musik weg / Kreuzblende / Themamusik unterlegen M0010602 025
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10
Sprecherin:
Das sind die beiden Seiten des Weltalls: Es ist einerseits kalt, finster, einsam,
grausam, mit einem Wort unwirtlich. Aber gleichzeitig lässt es so etwas
Empfindliches wie Leben zu. Und hat dieses Leben so eingerichtet, dass es bei
den ersten harschen Angriffen nicht sofort wieder eingeht. Es beißt sich durch
nach der Devise: Leben will überleben. So sagt der Heidelberger Biophysiker
Michael Hausmann:
Musik weg unter nachfolgender Zuspielung
Zusp. 11 Hausmann 20:
Was generell diese ganzen Untersuchungen gezeigt haben, ist, dass biologische
Systeme im Endeffekt immer wieder das Streben haben, in irgendeiner Form zu
überleben und weiter zu existieren. Das ist das Faszinierende immer wieder: wie
ein biologisches System einen Ausweg findet aus der Zerstörung / oder wie es aus
zerstörtem Material versucht irgendetwas wieder zu reaktivieren, um eine
Überlebensfähigkeit zu haben.
Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen
M0010602 014
Sprecherin:
Zwischenfazit:
'Adam' könnte also auf einer abenteuerlichen und stressreichen Reise vom Mars
auf die Erde gelangt sein. Könnte! Das heißt aber noch lange nicht, dass das
Leben auf der Erde tatsächlich vom Mars kommt.
Denn nun kommt der Münchner Astrophysiker Harald Lesch zu Wort. Er denkt
wissenschaftlich eher konservativ, das heißt: Er gibt sich nur mit Dingen ab, die
eindeutig bewiesen sind:
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11
Musik weg
Zusp. 12 Lech 8:
Grundsätzlich ist es eher unwahrscheinlich, dass auf dem Mars sich Leben früher
entwickelt haben sollte als auf der Erde. Das ist eigentlich sehr, sehr
unwahrscheinlich!
Sprecherin:
„Sehr, sehr unwahrscheinlich“…
Ist damit das Thema “Meteor mit Mission” erledigt? Nein, denn offen ist ja immer
noch, wie dann das Leben auf die Erde gekommen ist.
Sprecher:
Auch dabei geht es nicht ohne den “Meteor mit Mission”. Es müssen sogar eine
ganze Menge Himmelskörper sein, die dabei mitgemischt haben. Buchstäblich,
denn, da ging es ja zu wie in einem chemischen Labor. Die Meteore kamen von
überall aus dem näheren und weiteren Sonnensystem. Der eine brachte dies, der
andere das mit, und schließlich war alles beisammen, was das Leben zum Leben
braucht. Aber sozusagen den Sammeltopf, das chemische Grundgerüst, das
musste die Erde schon selbst beitragen.
Musikakzent M0010602 007
Sprecherin:
Am Anfang war der Staub:
Zusp. 13 Lesch 11a:
Vom Staube kommst du und zu Staube wirst du werden. Das hängt alles am
Staubkorn. Diese Staubkörner haben eine Oberfläche wie Norwegens Küste, also
sehr fjordig, und in diesen sehr zerklüfteten Oberflächen hat man praktisch kleine
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chemische Laboratorien. Und in dem Zusammenhang sieht man dann vor allen
Dingen unsere Vorstellungen von den Bindungsfähigkeiten der chemischen
Elemente, die wir hier auf der Erde festgestellt haben, die scheinen offenbar im
ganzen Universum zu sein. Da draußen findet man KohlenstoffkettenVerbindungen die Hülle und die Fülle – auch wieder ein interessanter Punkt:
Kohlenstoffketten.
Sprecher:
Gerade der Kohlenstoff tut sich - für das Leben sehr vorteilhaft - gerne mit
anderen Elementen zusammen, sagt die Astrobiologin Petra Rettberg:
Zusp. 14 Rettberg 16:
Kohlenstoff ist ein Atom, was viele Bindungen zu anderen Atomen eingehen kann
und dadurch eine Vielfalt an komplexen Molekülen überhaupt möglich sind, und
wenn andere Atome wie Wasserstoff oder Sauerstoff oder auch Stickstoff
vorhanden sind, entstehen relativ einfach eben schon recht komplexe Moleküle.
Musik hoch und unter Text legen
M0010602 007
Sprecherin:
Diese komplexen Moleküle wabern in gigantischen Staubwolken, die durchs
Universum ziehen. Sie enthalten auch alle fundamentalen Bausteine für das
Leben. Diese Staubwolken sind die Kreißsäle für Sterne und Planeten.
Sprecher:
Vor viereinhalb Milliarden Jahren ballten sich dann aus diesem Staub zuerst die
Sonne und später die Planeten, also auch die Erde zusammen. Mit anderen
Worten: Schon bei ihrer Geburt hatte die Erde alle Grundbausteine für das Leben
mit auf den Weg bekommen. Das war aber noch nicht genug. Schon bald danach,
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die Erde war erst halbwegs erkaltet, tauchten erstaunliche, kleine Kristalle auf, so
genannte Zirkone:
Musik weg
Zusp. 15 Lesch 4a:
Es gibt neue Entdeckungen von Zirkonen, die sind 4,4 Milliarden Jahre alt. Das
sind kleine, das sind die ältesten Kristalle, die wir kennen. Die sind in NordwestAustralien gefunden worden, und diese Zirkone teilen uns mit: bereits 150
Millionen Jahre nach der Formung der Erde gab es flüssiges Wasser auf der Erde.
Sprecherin:
Wasser, Grundlage allen Lebens. Wieso taucht jetzt schon Wasser auf der Erde
auf? Gerade war die Erde doch noch glutheiß und voll von flüssigem Magma.
Wasser hätte da überhaupt keine Chance gehabt, sich zu halten.
Aber dann kommen wieder die “Meteore mit Mission” ins Spiel.
Musik hoch und unter Text legen
M0010602 015
Sprecher:
Immer noch rast die Erde durch das jugendliche Sonnensystem, einem Chaos von
kleinen, großen und riesengroßen Himmelskörpern, und die größten sind gerade
dabei, in Form zu kommen.
Die weniger großen prasseln von überall auf die jungen Planeten ein - und etliche
bringen Wasser mit, erzählt Geologe Dieter Stöffler:
Musik weg unter nachfolgender Zuspielung
Zusp. 16 Stöffler 3:
Da geht es um Körper, die Durchmesser von, sagen wir 50, 100, 200, 300 und
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mehr Kilometer haben. Das sind Riesenprojektile, die eine Rolle spielen bei der
Erzeugung dieser Elemente, die die Erde dann prägen und in erster Linie natürlich
das Wasser, das uns allgegenwärtig ist, diesen Punkt müssen wir so klarstellen.
Sprecher:
Nach wie vor entdecken Astronomen im Sonnensystem Asteroiden, die Wasser an
Bord haben wie es auf der Erde vorkommt. Von ihnen müssen damals Massen die
Erde getroffen haben. Immerhin sind jetzt zwei Drittel der Planetenoberfläche mit
Ozeanen bedeckt, und allein der Pazifik ist weithin 6000 Meter tief. Aber zunächst
mal ist das Wasser in der Hitze des Einschlags verdampft und hat die Erde in
Wolken eingehüllt, so dicht und so schwer mit Wasser beladen, dass es
irgendwann zu regnen anfing und einfach nicht mehr aufhörte:
Zusp. 17 Lesch 7:
Das müssen über 40.000 bis 50.000 Jahre Regenfälle gewesen sein, die zehn bis
zwanzig Mal stärker waren als der stärkste Monsunregen, den wir auf dem
Planeten jemals erlebt haben. Deswegen weiß man ja auch nicht, wie das Leben
entstanden ist. Bei diesem Wetter lässt man ja keinen Hund vor die Tür. Eins ist
klar: Es hat geschüttet, “wie aus Eimern” ist zu wenig, aber da ist man sich heute
völlig einig: Unser Wasser, was wir trinken, ist tatsächlich himmlischen Ursprungs.
Sprecherin:
Das Wasser kam also mit Asteroiden aus dem Sonnensystem. Und ohne Wasser
kein Leben.
Sprecher:
Aber auch viel kleinere Himmelskörper schlugen damals auf der Erde ein. Bis
heute übrigens. Es sind ganz spezielle Meteoriten, die Astronomen nennen sie
'Chondrite'. Sie stammen aus den äußeren Regionen des Sonnensystems und
haben das ganze Chaos bei der Entstehung des Planetensystems nicht
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mitgemacht. Seit viereinhalb Milliarden Jahren sind sie mehr oder minder gleich
geblieben. Sie bringen chemische Verbindungen mit, ohne die das Leben nicht zu
Stande gekommen wäre, sagt Petra Rettberg:
Zusp. 18 Rettberg 14:
Ich weiß, dass durch Meteoriten organische Moleküle, also auch Aminosäuren
oder Nukleobasen, auf die Erde und dann auch auf die benachbarten Planeten
gebracht worden sind. Man findet also viele Meteoriten, die organische
Kohlenstoffverbindungen enthalten, und diese könnten durchaus zu früheren
Zeiten, als noch kein Leben auf der Erde vorgeherrscht hat, genutzt worden sein,
um die ersten Reaktionen, die zu Leben geführt haben, zu ermöglichen.
Musik hoch und unter Text legen
M0010602 007
Sprecherin:
Also wieder: “Meteoriten mit Mission”.
Musik weg
Sprecher:
Irgendwann und irgendwie sind diese chemischen Verbindungen so
zusammengekommen, dass sie sich selbstständig zu rühren angefangen haben.
Wie das geschehen ist, ob in einer Art Ursuppe, an heißen vulkanischen Quellen
tief im Meer, auf Kristallen oder auf Eis, das weiß niemand - und es ist fraglich, ob
Wissenschaftler es je herausfinden.
Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen
M0010602 014
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Sprecherin:
Im Prinzip kann das Leben auf die beschriebene Weise entstanden sein – egal ob
auf der Erde oder auf dem Mars.
Zusp. 19 Rettberg 2:
Einige Wissenschaftler postulieren, dass das Leben durchaus auf dem Mars
entstanden sein könnte. Die Mehrheit der Wissenschaftler, zu denen ich auch
gehöre, ist allerdings der Ansicht, dass das Leben, das hier auf der Erde ist, auch
hier entstanden ist.
Sprecherin:
Naheliegend ist in jedem Fall eins: Alle Planeten haben die Bausteine für das
Leben von Anfang an von außen bekommen. Die mühevolle Kleinarbeit haben
dann höchstens zwei in Heimarbeit erledigt.
Musik „Thema“ kurz hoch und unterlegen
M0010602 025
Sprecherin:
Die meisten Menschen haben den Eindruck, auf einem sehr grünen und
lebendigen Planeten zu leben - im Gegensatz zu dem Kosmos da draußen, der
kalt, abweisend, mörderisch, unerreichbar ist. Aber: wo immer das Leben am
Ende entstanden ist: Der Kosmos hat das Seine dazu getan, nicht aktiv und
zielstrebig, aber immerhin mit der entscheidenden Portion Kreativität.
Musik kurz hoch und auf Ende
Stopp
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