1 Manuskript radioWissen SENDUNG: 09.04.2015 09.30 Uhr / B 2 AUFNAHME: STUDIO: NaTe Ab 9. Schuljahr TITEL: Meteor mit Mission Kam das Leben aus dem All? AUTOR: Florian Hildebrand REDAKTION: Bernhard Kastner REGIE: Susi Weichselbaumer PERSONEN: Sprecherin Ruth Geiersberger Sprecher Detlef Kügow Zuspielungen: Dr. Petra Rettberg, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, Köln Prof. Michael Hausmann, Universität Heidelberg Prof. Harald Lesch, Universität München Prof. Dieter Stöffler, Naturkundemuseum, Humboldt-Universität zu Berlin Besondere Anmerkungen: ED 07.11.2013 ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 2 Geräusch: Impakt eines Meteoriten / hoch und unter Text legen M0010602 010 Sprecherin: Er kommt aus der Tiefe des Raumes. Mit unfassbarer Geschwindigkeit. Er hat sich nicht angekündigt. Plötzlich ist er einfach da. Riesenhaft, so groß wie ein Fußballstadion. Es ist für alle Rettung zu spät. Doch dann... hoch über der Erde bricht er auseinander. Geräusch: Einschläge Sprecher: Ein Meteorit. Seine Trümmer schlagen wie Riesenbomben auf der Erde ein. Niemand kann sich vor ihnen in Sicherheit bringen. Kreuzblende / Themamusik kurz hoch und unterlegen M0010602 025 Sprecherin: Eine Katastrophe aus dem Kosmos. Aber: Meteoriten können auch ganz anders. Nicht Leben kaputt schlagen, sondern Leben bringen. Mehr noch: Wissenschaftler haben die faszinierende Idee: Einst sind es Meteoriten gewesen, die die Erde in einen blühenden blauen Planeten verwandelt haben. Die jedenfalls das Leben in Gang gebracht haben. Sie haben es vom Mars mitgebracht. Es waren gewissermaßen Meteore mit Mission. Themamusik kurz hoch und weg und unter nachfolgendem Text zu Ende Sprecher: 'Meteore', so werden die Himmelsbrocken astronomisch genannt, solange sie im Raum unterwegs sind. Wenn sie dann auf der Erde eingeschlagen sind, heißen sie geologisch Meteoriten. Meist sind es ja nur die Gesteinsbrocken, die von den ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 3 Meteoren übrig geblieben sind. Meteore also mit Mission? Ja, aber dazu müsste Leben zuerst auf dem Mars entstanden sein. Die Kölner Astrobiologin Petra Rettberg hält das für denkbar: Zusp. 2 Rettberg 23: Ich halte es durchaus für möglich, dass Leben auf dem Mars entstanden ist, dass auch heute noch Mikrofossilien irgendwo nachgewiesen werden könnten … Sprecher: Oder der Berliner Geologe Dieter Stöffler: Zusp. 3 Stöffler 9a: Es ist überhaupt kein hartes Argument vorhanden, was dagegen spricht, dass auf dem Mars sich Leben in einer frühen Phase entwickelt hat. Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen M0010602 014 Sprecherin: Gab oder gibt es Leben auf dem Mars? Eine bewegende Frage. Deswegen umrunden inzwischen einige Satelliten den Mars, und auf seiner Oberfläche kurven Wägelchen herum. Sie fotografieren, schnüffeln und analysieren die Chemie. Eine teure Frage, die schon Milliarden gekostet hat, aber eine Antwort gibt es noch nicht. Musik weg Sprecher: Wer immer die grünen Männchen in die Welt gesetzt hat, der Mars war es jedenfalls nicht. Die Dinge liegen viel bescheidener. Es geht um einfachste Lebensformen, Mikroorganismen, Einzeller. Mehr hätte sich auf dem Roten ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Erste Frage: Wann soll Mars-Leben auf die Erde gelangt sein? Musik weg – klingt unter nachfolgendem Text aus Sprecher: Den astronomischen Geschichtsbüchern zufolge konnte das nur innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne geschehen sein. Nicht früher als vor 4,6 bis 4,5 Milliarden Jahren, denn damals ist das ganze Planetensystem entstanden. Und nicht später als vor etwa 3,7 Milliarden Jahren, denn in jene Zeit fallen die frühesten bisher entdeckten Spuren von Erdenleben. Dazwischen liegen also 700 Millionen Jahre. Musik hoch M0010602 015 ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 5 Sprecher: Innerhalb dieser Zeitspanne musste sich die glühend heiße Urerde abgekühlt haben, jedenfalls soweit, dass Einzeller vom Mars kommen und bleiben konnten, ohne sich den Bauch zu verbrennen. Auf dem Mars selbst müsste sich Leben folglich vorher gerührt haben, also etwa vor vier Milliarden Jahren. Das ist nicht unrealistisch, denn der Mars ist kleiner als die Erde, also schneller abgekühlt, glaubt Petra Rettberg: Musik weg Zusp. 5 Rettberg 3: Zu den Zeiten, das war so vor 4,3 Milliarden Jahren bis zu 4 Milliarden Jahren, nimmt man an, dass der Mars ganz anders aussah, dass der Mars eine dichte Atmosphäre hatte, und dass unter diesen Bedingungen damals Leben entstanden ist … Sprecher: Diese denkbaren frühen Organismen haben vielleicht fossile Spuren im Marsboden hinterlassen. Nach denen sieht sich seit 2012 der US-amerikanische Roboter Curiosity auf dem Marsboden um. Angenommen, von diesen urzeitlichen Mikroben ist eine Abordnung interplanetar unterwegs gewesen,… dann soll die im Folgenden der Einfachheit halber 'Adam' heißen. Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen M0010602 016 Sprecherin: Nächste Frage: Wie kam 'Adam' vom Mars auf die Erde? Das war schließlich kein Abendspaziergang in die Nachbarschaft, sondern eine reichlich abenteuerliche und gefährliche Expedition. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 6 Musik weg Sprecher: Wissenschaftler stellen sich den interplanetaren Trip so vor: dramatische Musik M0010602 015 In ihrer Kindheit formten sich die Planeten geradezu traumatisch aus einem chaotischen Trümmerhaufen. Millionen und Milliarden Himmelskörper aller Größen rasten zwischen den heißen und noch weichen Planeten herum und prasselten gnadenlos auf sie ein. Davon trägt der Mond seine Narben immer noch: Er ist übersät mit Einschlagkratern. Musik kurz hoch Irgendwann in dieser Zeit stieß ein kilometergroßer Gesteinsbrocken mit dem Mars zusammen. Die Kollision war so gewaltig, dass er aus dem Boden Riesenstücke heraussprengte. Die schossen mit einer solchen Wucht ins All hinaus, dass sie nicht mehr auf den Marsboden zurückfielen. Zufälligerweise hatten einige 'Adam' an Bord, der sich irgendwo ins Gestein gekrallt hatte. Mit ihm vagabundierten sie nun durchs Sonnensystem und nach geraumer Zeit kamen einige in die Nähe der Erde und schlugen auf ihr ein. Tatsächlich haben Wissenschaftler inzwischen solche Marsmeteorite auf der Erde entdeckt: Musik weg Zusp.6 Stöffler 12a: Wir haben inzwischen über 70 Marsmeteorite schon gefunden, und die Marsmeteorite selbst zeigen uns an, welche Drucke sie erfahren haben … ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 7 Sprecher: Mit Gesteinen kennt sich Stöffler aus: Er hat herausgefunden, dass diese Marsmeteorite einem Druck von bis zu einer halben Million Atmosphären ausgesetzt gewesen waren. Schier unvorstellbar also die Wucht, mit der die Meteore aus dem Marsboden herausgeschleudert worden waren. Aber so viel Energie war nötig, sonst hätten sie es nicht bis in den Weltraum geschafft. Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen M0010602 016 Sprecherin: Nächste Frage: Was war das für ein Meteor, der Adam auf die Erde gebracht hat? Musik weg Zusp. 7 Stöffler 12b: Gesteinsbrocken müssen mindestens einige Meter im Durchmesser haben, damit die kosmische Strahlung nicht stört und nicht zerstört. Wenn er zu klein wird, dann ist die Gefahr, dass die Lebewesen, die in ihm saßen, abgetötet werden auf der Reise vom Mars zur Erde … Sprecher: Die kosmische Strahlung ist im Weltall überall, nichts und niemand kommt ihr aus. Es sei denn, man hat ein Magnetfeld um sich wie die Erde; die Magnetstrahlen lenken die auf die Dauer tödlichen radioaktiven Strahlen ab. Abgesehen davon ist auch das Weltall extrem lebensfeindlich: dunkel, unglaublich kalt und ohne Luft. Gut, dass 'Adam' gut verpackt im Meteorgestein unterwegs ist. Jedenfalls beweisen genügend wissenschaftliche Experimente: 'Adam' konnte den jahrelangen, risikoreichen Raumflug durchstehen, sagt die Astrobiologin Petra Rettberg: ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 8 Zusp. 8 Rettberg 10: Wir haben verschiedene Experimente mit Mikroorganismen. Zunächst einmal ist es so, dass bestimmte Mikroorganismen ruhende Dauerformen, nämlich Sporen bilden können, und diese Sporen sind sehr resistent, die vertragen Vakuum, hohe Temperaturen, tiefe Temperaturen, und solche Sporen von verschiedenen Bakterien haben wir im Weltraum den Weltraumbedingungen ausgesetzt, und wir konnten zeigen, dass der schädlichste Faktor im Erdorbit für unsere Organismen die solare UV-Strahlung ist, d.h. die kurzen Wellenlängen im Ultraviolett-Bereich der Sonne, wenn sie direkt auf diese Organismen treffen… Sprecher: Vor den UV-Strahlen der Sonne schützt das Leben auf der Erde die Ozonschicht der Atmosphäre. Im Weltraum gibt es keinen Schutz. Also noch mal: gut, dass 'Adam' wohl verpackt auf Reisen ist. Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen M0010602 016 Sprecherin: Nächste und letzte Frage: Wie überlebt 'Adam' die Landung auf der Erde? Musik weg Sprecher: Der Meteor dringt in die Erdatmosphäre ein; er reibt sich an den Luftschichten und wird glühend rot, 'Adam' würde in der Hitze zerschmelzen. Am Ende schlägt der Meteor mit einer Riesengeschwindigkeit auf dem Erdboden auf. Sprecherin: Keine guten Voraussetzungen für 'Adam', lebend auf der Erde anzukommen. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 9 Sprecher: Aber nur, wenn sein Meteor zu groß ist. Zusp. 9 Stöffler 15: Wenn ein Körper vom Mars zur Erde fliegt, der 100 Meter im Durchmesser hat, dann wird die Atmosphäre nicht in der Lage sein, dieses Gesteinsstück abzubremsen, dann kommt er auf der Erde ungebremst nahezu am Boden an und erzeugt einen Einschlagkrater, in dem extreme Temperaturen und Drucke erzeugt werden, und jeder Mikroorganismus, der da drinnen gesessen haben könnte, kann nicht überleben - definitiv nicht! Musik hoch und unterlegen Sprecher: Experimente haben gezeigt: Am besten sind Meteore zwischen einem und zehn Metern Größe. Die haben so wenig Oberfläche, dass sie sich wenig erhitzen, wenn sie in die Erdatmosphäre eindringen. Dort werden sie außerdem vom wachsenden Luftdruck so weit abgebremst, dass sie allenfalls wie Steine auf die Erde fallen und nicht wie Geschosse einschlagen. Musik “Fragen” kurz hoch und unterlegen M0010602 010 Zusp. 10 Stöffler 12c: Unterm Strich: Die Experimente und alle anderen Überlegungen, die andere Forscher gemacht haben, sagen ganz klar: Man kann auf keinen Fall ausschließen, dass Gestein liebende Mikroorganismen vom Mars zu Erde gelangt sind. Da gibt es nichts, was da absolut dagegen spricht. Musik weg / Kreuzblende / Themamusik unterlegen M0010602 025 ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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So sagt der Heidelberger Biophysiker Michael Hausmann: Musik weg unter nachfolgender Zuspielung Zusp. 11 Hausmann 20: Was generell diese ganzen Untersuchungen gezeigt haben, ist, dass biologische Systeme im Endeffekt immer wieder das Streben haben, in irgendeiner Form zu überleben und weiter zu existieren. Das ist das Faszinierende immer wieder: wie ein biologisches System einen Ausweg findet aus der Zerstörung / oder wie es aus zerstörtem Material versucht irgendetwas wieder zu reaktivieren, um eine Überlebensfähigkeit zu haben. Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen M0010602 014 Sprecherin: Zwischenfazit: 'Adam' könnte also auf einer abenteuerlichen und stressreichen Reise vom Mars auf die Erde gelangt sein. Könnte! Das heißt aber noch lange nicht, dass das Leben auf der Erde tatsächlich vom Mars kommt. Denn nun kommt der Münchner Astrophysiker Harald Lesch zu Wort. Er denkt wissenschaftlich eher konservativ, das heißt: Er gibt sich nur mit Dingen ab, die eindeutig bewiesen sind: ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 11 Musik weg Zusp. 12 Lech 8: Grundsätzlich ist es eher unwahrscheinlich, dass auf dem Mars sich Leben früher entwickelt haben sollte als auf der Erde. Das ist eigentlich sehr, sehr unwahrscheinlich! Sprecherin: „Sehr, sehr unwahrscheinlich“… Ist damit das Thema “Meteor mit Mission” erledigt? Nein, denn offen ist ja immer noch, wie dann das Leben auf die Erde gekommen ist. Sprecher: Auch dabei geht es nicht ohne den “Meteor mit Mission”. Es müssen sogar eine ganze Menge Himmelskörper sein, die dabei mitgemischt haben. Buchstäblich, denn, da ging es ja zu wie in einem chemischen Labor. Die Meteore kamen von überall aus dem näheren und weiteren Sonnensystem. Der eine brachte dies, der andere das mit, und schließlich war alles beisammen, was das Leben zum Leben braucht. Aber sozusagen den Sammeltopf, das chemische Grundgerüst, das musste die Erde schon selbst beitragen. Musikakzent M0010602 007 Sprecherin: Am Anfang war der Staub: Zusp. 13 Lesch 11a: Vom Staube kommst du und zu Staube wirst du werden. Das hängt alles am Staubkorn. Diese Staubkörner haben eine Oberfläche wie Norwegens Küste, also sehr fjordig, und in diesen sehr zerklüfteten Oberflächen hat man praktisch kleine ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 12 chemische Laboratorien. Und in dem Zusammenhang sieht man dann vor allen Dingen unsere Vorstellungen von den Bindungsfähigkeiten der chemischen Elemente, die wir hier auf der Erde festgestellt haben, die scheinen offenbar im ganzen Universum zu sein. Da draußen findet man KohlenstoffkettenVerbindungen die Hülle und die Fülle – auch wieder ein interessanter Punkt: Kohlenstoffketten. Sprecher: Gerade der Kohlenstoff tut sich - für das Leben sehr vorteilhaft - gerne mit anderen Elementen zusammen, sagt die Astrobiologin Petra Rettberg: Zusp. 14 Rettberg 16: Kohlenstoff ist ein Atom, was viele Bindungen zu anderen Atomen eingehen kann und dadurch eine Vielfalt an komplexen Molekülen überhaupt möglich sind, und wenn andere Atome wie Wasserstoff oder Sauerstoff oder auch Stickstoff vorhanden sind, entstehen relativ einfach eben schon recht komplexe Moleküle. Musik hoch und unter Text legen M0010602 007 Sprecherin: Diese komplexen Moleküle wabern in gigantischen Staubwolken, die durchs Universum ziehen. Sie enthalten auch alle fundamentalen Bausteine für das Leben. Diese Staubwolken sind die Kreißsäle für Sterne und Planeten. Sprecher: Vor viereinhalb Milliarden Jahren ballten sich dann aus diesem Staub zuerst die Sonne und später die Planeten, also auch die Erde zusammen. Mit anderen Worten: Schon bei ihrer Geburt hatte die Erde alle Grundbausteine für das Leben mit auf den Weg bekommen. Das war aber noch nicht genug. Schon bald danach, ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Wasser hätte da überhaupt keine Chance gehabt, sich zu halten. Aber dann kommen wieder die “Meteore mit Mission” ins Spiel. Musik hoch und unter Text legen M0010602 015 Sprecher: Immer noch rast die Erde durch das jugendliche Sonnensystem, einem Chaos von kleinen, großen und riesengroßen Himmelskörpern, und die größten sind gerade dabei, in Form zu kommen. Die weniger großen prasseln von überall auf die jungen Planeten ein - und etliche bringen Wasser mit, erzählt Geologe Dieter Stöffler: Musik weg unter nachfolgender Zuspielung Zusp. 16 Stöffler 3: Da geht es um Körper, die Durchmesser von, sagen wir 50, 100, 200, 300 und ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Aber zunächst mal ist das Wasser in der Hitze des Einschlags verdampft und hat die Erde in Wolken eingehüllt, so dicht und so schwer mit Wasser beladen, dass es irgendwann zu regnen anfing und einfach nicht mehr aufhörte: Zusp. 17 Lesch 7: Das müssen über 40.000 bis 50.000 Jahre Regenfälle gewesen sein, die zehn bis zwanzig Mal stärker waren als der stärkste Monsunregen, den wir auf dem Planeten jemals erlebt haben. Deswegen weiß man ja auch nicht, wie das Leben entstanden ist. Bei diesem Wetter lässt man ja keinen Hund vor die Tür. Eins ist klar: Es hat geschüttet, “wie aus Eimern” ist zu wenig, aber da ist man sich heute völlig einig: Unser Wasser, was wir trinken, ist tatsächlich himmlischen Ursprungs. Sprecherin: Das Wasser kam also mit Asteroiden aus dem Sonnensystem. Und ohne Wasser kein Leben. Sprecher: Aber auch viel kleinere Himmelskörper schlugen damals auf der Erde ein. Bis heute übrigens. Es sind ganz spezielle Meteoriten, die Astronomen nennen sie 'Chondrite'. Sie stammen aus den äußeren Regionen des Sonnensystems und haben das ganze Chaos bei der Entstehung des Planetensystems nicht ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 15 mitgemacht. Seit viereinhalb Milliarden Jahren sind sie mehr oder minder gleich geblieben. Sie bringen chemische Verbindungen mit, ohne die das Leben nicht zu Stande gekommen wäre, sagt Petra Rettberg: Zusp. 18 Rettberg 14: Ich weiß, dass durch Meteoriten organische Moleküle, also auch Aminosäuren oder Nukleobasen, auf die Erde und dann auch auf die benachbarten Planeten gebracht worden sind. Man findet also viele Meteoriten, die organische Kohlenstoffverbindungen enthalten, und diese könnten durchaus zu früheren Zeiten, als noch kein Leben auf der Erde vorgeherrscht hat, genutzt worden sein, um die ersten Reaktionen, die zu Leben geführt haben, zu ermöglichen. Musik hoch und unter Text legen M0010602 007 Sprecherin: Also wieder: “Meteoriten mit Mission”. Musik weg Sprecher: Irgendwann und irgendwie sind diese chemischen Verbindungen so zusammengekommen, dass sie sich selbstständig zu rühren angefangen haben. Wie das geschehen ist, ob in einer Art Ursuppe, an heißen vulkanischen Quellen tief im Meer, auf Kristallen oder auf Eis, das weiß niemand - und es ist fraglich, ob Wissenschaftler es je herausfinden. Musik “Kapitelüberschrift” hoch und unter Text legen M0010602 014 ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 16 Sprecherin: Im Prinzip kann das Leben auf die beschriebene Weise entstanden sein – egal ob auf der Erde oder auf dem Mars. Zusp. 19 Rettberg 2: Einige Wissenschaftler postulieren, dass das Leben durchaus auf dem Mars entstanden sein könnte. Die Mehrheit der Wissenschaftler, zu denen ich auch gehöre, ist allerdings der Ansicht, dass das Leben, das hier auf der Erde ist, auch hier entstanden ist. Sprecherin: Naheliegend ist in jedem Fall eins: Alle Planeten haben die Bausteine für das Leben von Anfang an von außen bekommen. Die mühevolle Kleinarbeit haben dann höchstens zwei in Heimarbeit erledigt. Musik „Thema“ kurz hoch und unterlegen M0010602 025 Sprecherin: Die meisten Menschen haben den Eindruck, auf einem sehr grünen und lebendigen Planeten zu leben - im Gegensatz zu dem Kosmos da draußen, der kalt, abweisend, mörderisch, unerreichbar ist. Aber: wo immer das Leben am Ende entstanden ist: Der Kosmos hat das Seine dazu getan, nicht aktiv und zielstrebig, aber immerhin mit der entscheidenden Portion Kreativität. Musik kurz hoch und auf Ende Stopp ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de
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