Schub zum Jubiläum - Fencing Euro 2015 Montreux

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Tages-Anzeiger – Freitag, 5. Juni 2015 Sport
Fecht-EM in Montreux
Nachrichten
Eishockey
Tomlinson wird Lakers-Coach
Schub zum Jubiläum
Zum 100-jährigen Bestehen ist Swiss Fencing EM-Gastgeber und erhofft sich Aufschwung.
Die Rapperswil-Jona Lakers haben nach
dem Abstieg aus der NLA Jeff Tomlinson
(45) als neuen Trainer und Nachfolger
von Michel Zeiter verpflichtet. Das berichtet die «Zürichsee-Zeitung». Tomlinson war bisher vor allem in Deutschland als Trainer tätig, zuletzt bei den Eisbären Berlin, wo er im Dezember durch
Uwe Krupp ersetzt wurde. (Si)
Stickney wird Flyers-Präsident
Monica Schneider
Montreux
Die Kulisse ist atemberaubend vor dem
Montreux Music & Convention Centre,
oder dem 2m2c, wie die Romands das
Kongresszentrum am Genfersee der
Einfachheit halber nennen. Der Ort ist
für legendäre Auftritte bekannt, sogar
international berühmt, speziell hat ihn
aber nicht der Sport, sondern die Musik
gemacht. Ein wenig könnte sich das
­
vielleicht ändern in den nächsten Tagen, wenn die Fechter aus ganz E
­ uropa
zu Gast sind und von morgen bis kommenden Donnerstag um EM-Medaillen
kämpfen.
Der Schweizerische Fechtverband
hat sich mit dieser Austragung ein Geschenk gemacht zum 100-Jahr-Jubiläum,
es soll eine Top-Veranstaltung ohne Verlust werden, die sogar den Gedanken an
die Durchführung einer WM in mitteloder langfristiger Zukunft zulässt. Und:
Die Titelkämpfe sollen den Schweizern,
die seit der Jahrtausendwende 22 Medail-
len an Olympia, WM und EM gewannen,
nachhaltig Schub verleihen.
13 Jahre alt war Sophie Lamon, als
1998 mit der WM in La Chaux-de-Fonds
der letzte grosse internationale Event im
Land stattfand. Mit 15 wurde die Walliserin an den Spielen in Sydney zur jüngsten Schweizer Olympiamedaillengewin-
Das EM-Programm
Freitag Samstag Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Florett M Einzel bis 32er-Tableau
Florett M Einzel Degen F Einzel
Degen M Einzel Säbel F Einzel
Florett F Einzel Säbel M Einzel
Florett M Team Degen F Team
Degen M Team Säbel F Team
Florett F Team Säbel M Team
Die Schweizer Fechter
Degen: Max Heinzer, Fabian Kauter, Benjamin Steffen,
Peer Borsky, Tiffany Géroudet, Pauline Brunner,
­Angela Krieger, Laura Stähli.
Florett: Leonard Stalder, Jonathan Doenz.
Säbel: Lothar Winiger, Ariane Lebel.
nerin (Teamsilber). Heute ist sie doppelt
so alt, und seit 2012 Leistungssport­
chefin bei Swiss Fencing und an der EM
verantwortlich für den sportlichen und
technischen Teil. Es ist ein ­illustres Duo,
das an der Spitze der Veranstaltung
steht, und beide gewannen an einer EM
Gold: Mit Verbandspräsident Olivier
Carrard ist der einzige Europameister
(1982), den die Schweiz hatte, auch der
OK-Präsident, und bevor ­
L amon an
Olympia glänzte, wurde sie in Madeira
Team-Europameisterin. Die ­
Anliegen
der Athleten kennen sie also bestens.
­L amons Anstellung wurde erst durch die
Zuschüsse möglich, von denen ein
Sportverband profitiert, wenn er Titelkämpfe austrägt.
600 000 Franken flossen Swiss Fencing in den letzten drei Jahren von Swiss
Olympic zu. Geld, das verpflichtete, die
Strukturen zu professionalisieren, Geld
aber auch, das nicht mehr nur für die
Spesen der Besten da war, sondern auch
für die Jüngeren. Mit Hervé Faget konnte
damals auch ein Nachwuchstrainer an-
gestellt werden, nach dem Abgang
von Nationaltrainer Mazzoni zu den
Russen ist der Franzose aufgerückt und
bildet mit Gianni Muzio das führende
­C oaching-Duo.
Der clevere Olympia-Schachzug
Die Bewerbung um die Titelkämpfe war
ein cleverer Schachzug, denn natürlich
war die finanzielle Unterstützung auch
hinsichtlich Olympia von nächstem Sommer in Rio entscheidend. Nachdem der
Teamwettkampf im Degen der Männer,
der traditionellen Waffe in der Schweiz,
2012 in London nicht zur Austragung gelangte, ist er nun das grosse Ziel. Diesem
wird alles untergeordnet, die EM ist mit
der WM im Juli in Moskau ein wichtiger
Zwischenschritt. Die Frage ist, ob Swiss
Fencing nach dem Grossanlass in Montreux den Standard gewährleisten kann,
an den man sich auf jeder Ebene gewöhnt hat und der die Basis für die Erfolge der letzten Jahre bildete. Diese Aufgabe dürfte ebenso schwierig werden
wie die Durchführung der EM selber.
Wie angekündigt bestimmte die ausserordentliche Generalversammlung der
Kloten Flyers Ken Stickney als neuen
Präsident. Wie der ebenfalls neu in den
VR gewählte Doug Piper gehört er zur
ASE-Gruppe, dem neuen Clubbesitzer.
Reto Arpagaus sowie die Bisherigen Philippe Gaydoul und ­Michael Kloter komplettieren den Verwaltungsrat. (phm)
NHL-Playoffs (best of 7). Final: Tampa Bay - Chicago
1:2; Stand 0:1. – Spiel 2 in der Nacht auf Sonntag in
Tampa.
Fussball
Da Costa zu Novara
Der frühere Stammgoalie David Da Costa
(29) verlässt den FC Zürich und unterschrieb bis 2018 bei Novara Calcio, einem von drei Aufsteigern in die italienische Serie B. (Si)
Trainerrochade in Italien
Die AC Milan trennt sich wie erwartet
von Trainer Filippo Inzaghi und holt
Sinisa Mihajlovic (46) von Sampdoria
­
Genua. Der Europa-League-Teilnehmer
aus Ligurien seinerseits hat den Mihajlovic-Nachfolger bereits gefunden und
verpflichtete den den früheren Nationaltorhüter Walter Zenga (55). (Si)
Verfahren wegen Prämien
Die Disziplinarkommission der Swiss
Football League hat gegen Spieler des FC
Lugano und des FC Schaffhausen wegen
des Verdachts auf einen Verstoss gegen
das Fremdprämienverbot ein Verfahren
eröffnet. Dabei wird untersucht, ob
Spielern des FC Schaffhausen im Fall eines Sieges in der Begegnung gegen einen
Drittklub von Spielern des späteren Aufsteigers Lugano eine Prämie in Aussicht
gestellt wurde. (Si)
Pferdesport
St. Gallen. CSIO. GP-Qualifikation (S/A mit Stechen,
Dotation 30 000 Franken, Hindernishöhe bis 150 cm):
1. Mario Stevens (De), Baloubet, 0/38,40. 2. Pius
Schwizer (Sz), Living The Dream, 0/39,38. 3. Alain Jufer (Sz), Radja D’Artemis, 0/39,62. 4. Ludger Beerbaum (De), Zinedine, 0/39,64. 5. Edwin Smits (Sz),
Copain du Perchet, 0/40,16. – Ferner im Stechen:
8. Jane Richard Philips (Sz), Pablo de Virton, 0/41,02.
10. Marie Etter Pellegrin (Sz), Admirable, 0/41,21. 11.
Niklaus Rutschi (Sz), Windsor, 4/40,47. 15. Romain Duguet (Sz), Sherazade du Gevaudan, 4/41,67.
Zweiphasenspringen (145 cm): 1. Frank Schuttert
(Ho), Arc de Triomphe, 0/36,14. 2. Martin Fuchs (Sz),
Future, 0/36,52. 3. Emma Augier de Moussac (Tsch),
Kanonja, 0/37,98. – Ferner im Preisgeld: 6. Edwin
Smits (Sz), Rondine Des Souches, 0/40,59. 8. Daniel
Etter (Sz), Christy, 0/45,30.
In Montreux, wo sonst die Jazzmusiker begeistern, kreuzen die Fechter in den nächsten Tagen ihre Klingen. Foto: Martial Trezzini (Keystone)
Eröffnungsspringen (S/A, 140 cm): 1. Greg Patrick
Broderick (Irl), Automatic, 0/56,41. 2. Philipp Weishaupt (De), Lucky Luke, 0/58,59. 3. Ignace Philips
(Be), Butterfly Chavannais, 0/58,61. 4. Niklaus Rutschi (Sz), Si Gracieuse Ardente, 0/58,77. – Ferner im
Preisgeld: 8. Fabio Crotta (Sz), Cadalora, 0/60,32.
9. Jane Richard Philips (Sz), Imperial, 0/60,44.
Mit Heimvorteil zu Hühnerhaut
Die Schweizer Degenfechter
haben in Montreux grosse
Ziele – alle standen diese
Saison schon auf dem Podest.
Das Team verteidigt zum
dritten Mal in Folge den Titel.
Als die Heim-EM noch ein halbes Jahr
entfernt war, formulierte Max Heinzer
(27) wohl unbewusst einen Satz, der fast
alles aussagte über diese Titelkämpfe,
die Ziele, die physischen Anforderungen, den Fokus und den Zusammenhalt
in der Mannschaft. Die derzeitige Nummer 4 der Welt sagte: «Zwei Tage liegen
zwischen dem Einzel- und dem Teamwettkampf in Montreux. Man kann es
sich also leisten, auch im Einzel Erfolg
zu haben.»
Bei aller Vorfreude der Schweizer auf
ihren Heimanlass sind sich alle bewusst,
dass unter besonderen Umständen und
ungewohnter Beobachtung die entscheidende Phase für die Olympiaqualifikation beginnt. In diese Wertung fliessen
EM und WM sowie fünf Weltcuptur-
niere, die EM wird im Vergleich zu einem Weltcup eineinhalb-, die WM zweieinhalbfach gewertet. Und alle wissen,
dass eine EM niveaumässig fast einer
WM gleichkommt, grob betrachtet fehlen dazu in Montreux nur Südkorea,
China und Venezuela.
Eine EM bedeutet vor allem für die
Besten eine gewöhnungsbedürftige Umstellung. Bei einem Weltcupturnier sind
die ersten 16 der Weltrangliste gesetzt
und greifen erst im Tableau der letzten
64 ein. An einer EM hingegen beginnen
alle bei null. Wohl erstmals überhaupt
sind drei Schweizer in den Top 16 klassiert, neben Heinzer (4) Fabian Kauter als
Nummer 7 und Benjamin Steffen als 15.
Auch ihnen bleibt am Sonntagmorgen die
Ochsentour der Ausscheidung nicht erspart. «Bis wir einmal unter den letzten
64 sind, haben wir bereits sechs Duelle
hinter uns. Jene, die den Final bestreiten,
fechten doppelt so lang wie an einem
Weltcupturnier», sagt Heinzer. Körperlich und mental sei dies auslaugend –
aber: Weil für die Erholung bis zum
Team­event eben drei Tage bleiben, kann
man es sich «leisten», weit zu kommen.
Der Teamevent. Anders als bei den
Schweizerinnen, die wohl noch eine zu
junge Crew für einen Coup haben, steht
dieser bei den Männern im Mittelpunkt.
Seit 2010 und dem Entscheid des internationalen Verbandes, in London auf einen
solchen mit dem Degen zu verzichten.
«Nach dem frühen Out im Einzel in London habe ich einen Moment lang gezweifelt, ob ich die Motivation bis 2016 noch
aufbringen kann, aber ich wusste schnell:
Jetzt erst recht!», sagt Kauter (29). Sie
seien damals ja schon auf dem Weg
­Richtung Rio gewesen.
Am liebsten wie Kariem Hussein
Qualifiziert sich das Team, sind automatisch drei Fechter auch im
Einzelwett­bewerb dabei. «Deshalb ordnen wir dem Team alles unter», sagt
Kauter. Heinzer wehrt sich jedoch dagegen, die EM nur in Zusammenhang mit
Olympia zu sehen. «Ich war im Letzigrund dabei, als Kariem Hussein zu
Hause Europameister wurde, da bekam
ich schon Hühnerhaut», sagt er. Sie hätten nun die gleiche Ausgangslage, «wir
müssen sie nur nutzen».
An den letzten vier EM seit 2011 war
der Ertrag stolz: Das Männerteam gewann dreimal in Folge Gold, der Massstab ist am Mittwoch also gegeben. Kauter und Benjamin Steffen (33) streben sogar ihren fünften Titel an, sie waren bereits beim Triumph 2004 dabei. Sieben
Jahre später wurde die Walliserin Tiffany
Géroudet (28) aus dem Nichts Europameisterin und gewann 2014 das Turnier
von Doha, ehe sie sich verletzte und Anfang dieses Jahres praktisch neu beginnen musste. Dreimal Bronze gewann in
dieser Zeit Heinzer, mit acht Weltcup­
siegen erfolgreichster Schweizer Fechter.
«Die ersten beiden Male war das noch zufriedenstellend, beim dritten Mal aber
enttäuschend», sagt er. Er will mehr,
kennt aber auch die Hauptgegner: die
Franzosen – und sich selber. «Fechten
können wir alle», stellt er fest, «entscheidend ist die Wahl der richtigen Taktik.»
Monica Schneider
Video Das Trainingsgeheimnis
von Max Heinzer
heinzer.tagesanzeiger.ch
Beachvolleyball
Porec (Kro). World-Tour-Turnier. Frauen. Sechzehntelfinals: Zumkehr/Heidrich (Sz/15) s. Goricanec/
Hüberli (Sz/23) 21:12, 21:19. – Achtelfinals: Zumkehr/Heidrich gegen Menegatti und Orsi Toth (It/9).
Rad
Luxemburg-Rundfahrt. 1. Etappe, Luxemburg–
Küntzig (212,6 km): 1. Greipel (De) 5:25:07. 2. Gasparotto (It). 3. Ratto (It), beide gl. Z. – Gesamt: 1. Greipel 5:29:04. 2. Petit (Fr) 0:01 zu. 3. Coquard (Fr) 0:04.
Sport am TV
13.00 Tennis
live SRF 2 / Euro
French Open: Halbfinals Männer
15.00 Pferdesport
live SRF Info
CSIO St. Gallen: Nationenpreis
16.00 Formel 1
live Sport 1
GP Kanada: Freies Training
22.20 Sportaktuell
SRF 2
22.45 Fussball
SRF 2
Der Weg an die Fussball-WM in Kanada