Bericht im Bündner Tagblatt vom Mittwoch, 20. Mai 2015

M i ttwo c h , 2 0. M a i 2 0 1 5
GRAUBÜNDEN
Wenn Losglück politisch beflügelt
Die Listennummern für die Nationalratswahlen wurden gestern ausgelost.
Ob das Losglück auch Erfolg bedeutet, wird sich spätestens am 18. Oktober erweisen.
I
▸ C L AU D I O W I L L I
Im barocken Regierungssaal im
Dachgeschoss des Grauen Hauses
hatte sich rund ein gutes Dutzend
Medienvertreter, Politiker und Parteifunktionäre eingefunden, um die
Verlosung der Listennummern für
die Nationalratswahlen vom 18. Oktober mitzuverfolgen. «Es geht
nicht so spannend zu wie bei einer
Verlosung der Startnummern an
einem Lauberhornrennen, sondern
einiges nüchterner», erklärte Walter Frizzoni, stellvertretender Kanzleidirektor, bei der Begrüssung und
erläuterte das Prozedere. Bereits
zum zweiten Mal wurden die Listennummern der Parteien ausgelost, früher war das Ergebnis der jeweilig vorausgegangenen Wahlen
für die Reihenfolge der Listennummern massgebend.
Frühaufsteher bei der CVP
Auf dem grossen Tisch, an dem sonst
die Regierung bei ihren Sitzungen
tagt, lagen fein säuberlich die Listennamen in der Reihenfolge ihres Eintreffens bei der Standeskanzlei aufgelegt. Den Spitzenplatz belegte hier
die CVP – weil sie am Montag ihre Liste als erste Partei bereits um 7.15 Uhr
abgegeben habe. Die anderen Listen
seien alle im Laufe des Vormittags
eingetroffen, womit eine erste Verlosung nun habe durchgeführt werden
können, so Frizzoni.
Das Prozedere wickelte sich wie
vor vier Jahren ab: Beat Dermont
von der Standeskanzlei legte vor
aufmerksamem Publikum nacheinander die Listennamen in die roten Kugeln, diese kamen in einen
Glasbehälter und wurden wacker
gemischt und, um die Spannung zu
erhöhen, wurde das Feld sozusagen
von hinten aufgerollt, die höchsten
Nummern zuerst. Als erste Liste
3
ZUM THEMA
Eingereichte Wahlvorschläge und Listennummerierung zu den Nationalratswahlen vom Oktober
2015: Ergebnisse der Losziehung vom 19. Mai 2015,
durchgeführt durch die Standeskanzlei Graubünden. Weitere Listen für die Wahlen können noch bis
zum spätesten Termin vom 3. August 2015 eingereicht werden:
▸ Liste 1 FDP «Wirtschaft»:
Casanova-Maron Angela, Domat/Ems; Pfäffli Michael, St. Moritz;
Kasper Christian, Buchen; Holliger Raphaela, Fürstenaubruck; Kunz
Rudolf, Chur
▸ Liste 2 CVP – die Jungen:
Caluori Corina, Igis; Epp René, Sedrun; Ventrici Caterina, Chur;
Schneider Tino, Chur; Janka Melanie, Obersaxen
▸ Liste 3 Junge SVP Graubünden:
Stocker Nicola, Trimmis; Bärtsch Daniela, Chur; Walti Daniel, Cazis;
Wiesendanger Marco, Chur; Nespolo Fabio, Küblis
▸ Liste 4 SP Sozialdemokratische Partei:
Semadeni Silva, Chur; Pult Jon, Chur; Bay Hanna, Schiers; Baselgia
Beatrice, Domat/Ems; Thöny Andreas, Landquart
▸ Liste 5 SVP Graubünden «B»:
Brand Heinz, Klosters; Favre Accola Valérie, Davos Platz; Koch Jan,
Igis; Zanolari Livio, Chur; Rieder Rico, Maienfeld
▸ Liste 6 SP JungsozialistInnen (JUSO):
Bezzola Flurina, Pontresina; Weber Deborah, Chur; Pajic Pascal,
Chur; Huber Dominik, Serneus; Camenisch Fabian, Chur
▸ Liste 7 SVP Graubünden «M»:
Martullo-Blocher Magdalena, Meilen; Nay Beath, Chur; Cortesi
Mario, Chur; Candrian Martin, Flims Dorf; Casutt Renatus, Falera
Beat Dermont an der Arbeit: Fein säuberlich sind die Listennamen nach ihrem Eingang bei der
Standeskanzlei angeordnet – sie kommen in die roten Kugeln, diese dann in die Glaskugel. (FOTO MARCO HARTMANN)
wurde die Liste der Grünliberalen
mit dem amtierenden Nationalrat
Josias Gasser gezogen, die folglich
am Ende auf Platz 13 landete. Die
BDP folgte auf dem zweitletzten
Platz, die CVP mit Nationalrat Martin Candinas auf Platz 11, die FDP-Liste liberal mit Spitzenkandidat
Hans Peter Michel aus Davos kam
auf Platz 8.
Die Spannung stieg: Wem werden die Spitzenplätze zugelost?
Noch waren eine Hauptliste der
FDP, die beiden Hauptlisten der SVP
mit Heinz Brand und Magdalena
Martullo und die SP-Liste mit Nationalrätin Silva Semadeni im Rennen.
Der SVP-Liste M mit Magdalena
Martullo wurde die Nummer 7 zugelost, die Liste mit B mit Heinz Brand
trägt die Nummer 5. Die Hauptliste
der SP mit Silva Semadeni und Jon
Pult kam auf Platz 4. Als Junge SVP
(3) und Junge CVP (2) ihre Listenplätze verlost bekamen, wurde der
Tagessieg klar: Die FDP-Liste Wirtschaft mit Spitzenkandidatin Ange-
la Casanova holte die Nummer 1.
Casanova, die als einzige Spitzenkandidatin auch anwesend war, erklärte, sie freue sich mächtig über
das Losglück, aber man dürfe die
Wirkung dieser Listennummern
nicht überschätzen. Wichtig sei,
dass die Partei ein gutes Resultat erziele, betonte Casanova und wurde
von FDP-Sekretär Daniel Kunfermann sekundiert.
SP knapp «am Podest vorbei»
«Knapp am Podest vorbei», kommentierte SP-Präsident und Nationalratskandidat Jon Pult den 4.
Platz sportlich, er erinnerte an die
Zeiten, da die Ergebnisse der Nationalratswahlen den Ausschlag gaben
und die SP auch schon in den Wahlkampf als Nummer 1 in Angriff nehmen konnte. Nicht unzufrieden mit
den Plätzen 5 und 7 zeigte sich Walter Hegner, Chur, Vizepräsident der
SVP, wenn er die SVP gerne noch
weiter vorne gesehen hätte, «wie in
früheren Zeiten». Ob und wie die
Listennummern eine Rolle spielen,
hängt von der jeweiligen Optik ab.
Wer vom Losglück begünstigt eine
niedrige Nummer bekommt, freut
sich, wer die letzten Plätze zugelost
erhält, sieht dies lockerer, die Nummer sei eigentlich egal, Hauptsache,
die Qualität der Liste stimme …
Dass die Parteistärke die Reihenfolge bestimmte, hatte in Graubünden eine lange Tradition, eine
niedrige Listennummer zeugte von
Wahlerfolgen, und dies mag unbewusst auch heute noch etwas mitschwingen. Wichtig die Reihenfolge
bei zwei Hauptlisten: Da müssen die
Wähler aufpassen, dass sie ihr Pulver nicht schon mit der ersten Listen verschossen haben, denn mehr
als fünf Zeilen hat der Wahlzettel
nicht. Ob die Nummer 13 für die
Grünliberalen ein gutes oder
schlechtes Omen ist, wird sich weisen. Die CVP , fast am Ende des Feldes, wird sich als C-Partei mit dem
Bibelspruch «Die Letzten werden
die Ersten sein» trösten können.
Ruinaulta: Umweltverbände sagen Nein
Ein durchgehender Weg durch die Ruinaulta rückt in die Ferne. Die Einsprachen müssen zwar noch ausgewertet werden,
die Pro Natura allerdings fordert den Grundsatzentscheid: Die Rheinschlucht dürfe nicht weiter erschlossen werden.
Gegen den geplanten Tunnel und
einen dazugehörigen Wanderweg,
der das letzte Teilstück der Ruinaulta – von Isla Bella bis zu Trin Station
– erschliessen soll, sind Einsprachen eingegangen: Die prominentesten der rund 20 Einsprüche stammen von Pro Natura und dem WWF
Graubünden.
Einsprachen, die Christian
Theus, stellvertretend für die Initianten des Projekts, nicht nachvollziehen kann: «Wir haben wirklich
alles versucht», so der Präsident des
Vereins Die Rheinschlucht/Ruinaulta. Grösster Streitpunkt aus seiner Sicht ist die Führung des Wanderwegs entlang der RhB-Gleise.
Während die Initianten die Rheinseite bevorzugen, akzeptierten die
Naturschützer nur den Weg an der
Bergseite – um die Auen zu schützen. Es habe verschiedenste Gutachten gegeben, die klar aufzeigten,
so Theus, dass Natur und Tierwelt in
dem betreffenden Gebiet durch den
Wanderweg nicht beeinträchtigt
oder gestört würden. «Wir haben
das gesamte Gebiet mit Flora und
Fauna kartografieren lassen. Und
das über den Zeitraum von einem
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Jahr. Das Ergebnis war klar.» Zudem
sei ein ausführliches Massnahmenpaket vorgestellt worden, um Wanderer von den wenigen Stellen, an
denen der Zugang zu den Auen
überhaupt möglich ist, fernzuhalten. Signalisationen, ein Rangerkonzept, das Festlegen von Bussen:
«Es ist ein ganzes Bündel.» Der Weg
an der Bergseite sei durch Steinschlag gefährdet und somit gefährlich, argumentiert Theus. Man werde nun ein geologisches Gutachten
anfordern, denn: «Wir Initianten
haben immer den Konsens gesucht.» Die Gegenseite aber argumentiere emotional. Der Bonaduzer
betont, dass die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission
(ENHK) das Tunnelprojekt lediglich
als leichten Eingriff in die Landschaft gewertet habe.
Grundsatzentscheid
Für Pro Natura gehe es, so sagt
Anita Wyss, nicht um die Frage ob
Bergseite, Rheinseite oder gar nicht?: Für die Naturschützer muss der
Wanderweg – wenn überhaupt – zwischen Gleis und Berg liegen. (ZVG)
Tunnel, Wanderweg, oder eine andere Option, sondern um die Grundsatzentscheidung, den letzten Teil
der Schlucht nicht zu erschliessen.
Das, was vor zehn Jahren zwischen
den Parteien ausgemacht wurde.
«Kompromiss war, dieses Stück
auszusparen und dafür andere zu
erschliessen.» Und in eben diesen
Teilen sehe man heute deutlich,
dass die Besucherlenkung nicht
funktioniere, so Wyss.
Die Gutachten interpretiere
man anders als die Initianten. «Aus
diesen geht deutlich hervor, dass
die Störung nicht verträglich ist.»
Zudem: «Die ENHK hat lediglich
den Eingriff in die Landschaft, nicht
aber die ökologischen Auswirkungen beurteilt.» Versprechungen wie
das Massnahmenkonzept seien
schon oft gemacht, aber nicht gehalten worden und das Vertrauen
dementsprechend nicht mehr da.
Also ein kategorisches Nein?
Wyss: «Wir sagen, die Ruinalta darf
nicht weiter erschlossen werden.»
Aber dann doch: «Wenn überhaupt,
ist für uns allerhöchstens eine
Lösung mit Wanderweg an der
Bergseite denkbar.» (AO)
▸ Liste 8 FDP «Liberal»:
Michel Hans Peter, Monstein; Niederberger Karin, Malix; Cadruvi
Urs, Trin; Stiffler Vera, Chur; Michael Maurizio, Castasegna
▸ Liste 9 SVP International:
Binkert Becchetti Gabriella, Sta. Maria V.M.; Accola Paul, Davos
Platz; Nell Viktor, L’Ampolla (Spanien); Lippuner Hansjürg, Steinach
(Deutschland); Eggerschwiler Harry, Windhoek (Namibia)
▸ Liste 10 FDP Die Jungen:
Fetz Manuela, Bonaduz; Wellinger Dario, Grüsch; Rizzi Jamie,
Untervaz; Müller Christian, Chur; Valär Nina, Davos Dorf
▸ Liste 11 CVP Graubünden:
Candinas Martin, Rabius; Caluori Franz Sepp, Chur; Casutt-Derungs
Silvia, Falera; Della Vedova Alessandro, San Carlo; Albertin Daniel,
Mon
▸ Liste 12 BDP Graubünden:
Campell Duri, Cinuos-chel; Mani-Heldstab Elisabeth, Davos Dorf;
Felix Andreas, Haldenstein; Hardegger Urs, Seewis Dorf; Buchli
Daniel, Safien Platz
▸ Liste 13 Grünliberale:
Gasser Josias F., Chur; Tannò Aline, Chur; von Ballmoos Walter,
Davos Platz; Leuthold Ursula, Grüsch; Stricker Christian, Davos
Restaurant und Pension
«Péz Terri» wiedereröffnet
VRIN Die Pension «Péz Terri» hat seit vergangenem
Freitag wieder geöffnet. Wie die «La Quotidiana»
gestern berichtete, wird der junge, einheimische
Koch Lucian Alig die beinahe 100-jährige Tradition
des bekannten Hotels und Restaurants in Vrin weiterführen. Seit 1963 ist das Hotel in Besitz der Familie Alig, diese führte es bis ins Jahr 2009. Danach
wurde die Pension samt Restaurant während fünf
Jahren von Wirten aus Surin geführt. Im vergangenen Jahr hat die Familie Alig – mit zusätzlicher
Unterstützung – das Ruder wieder selber in die
Hand genommen. Mit dem neuen Mieter Alig bleibt
das Unternehmen nun in Familienhand. Lucian
Alig wird, so schreibt die «La Quotidiana», in Zukunft viel Gewicht auf eine regionale, saisonale und
kreative Küche legen. (BT)
INSERAT
Sehen neu erleben
Perfekter Sehkomfort
mit den neuen
Variluxgläsern.
Bahnhofstrasse 42
081 257 13 23
Chur
jaeggi-optik.ch