Ein Bauernpräsident mit Herz - TourismusForum Alpenregionen

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Ein Bauernpräsident mit Herz
INSERAT
Wer nicht Bäuerin oder Bauer ist,
kennt Hansjörg Hassler aus Donat
wohl einzig in seiner Funktion als
BDP-Nationalrat. Die Fernseh- und
Zeitungsbilder zeigen jedoch nur eine
Seite des Mannes, der sich selber am
liebsten in der Rolle seines Berufes –
des Bauern – sieht. Allzu viel Zeit, sich
auf dem familieneigenen Betrieb zu
betätigen, blieb in der Vergangenheit
jedoch nicht, ist Hassler seit zwölf
Jahren doch auch Präsident des
Bündner Bauernverbandes. Doch
nun, mit bald 62, möchte er
kürzertreten. Im Oktober tritt er als
Nationalrat zurück, und morgen
Donnerstag übergibt er das Amt des
Bauernpräsidenten an einen
Nachfolger. Drei Kandidaten stehen
zur Auswahl. Mit Curdin Capeder aus
Cumbel und Thomas Roffler aus
Grüsch stellen sich zwei Vorstandsmitglieder des Bündner Bauernverbandes zur Wahl, die zudem die
zwei grössten Vereine des Verbandes
(Surselva und Prättigau) vertreten.
Mit dem FDP-Politiker Hanspeter
Michel, ehemaliger Standespräsident
und Landammann aus Davos, tritt
ein dritter Kandidat an, der von
seinem hohen Bekanntheitsgrad
profitieren könnte. Eine Prognose
gibt Hansjörg Hassler jedoch nicht ab.
Er sei ganz einfach froh, dass sich
Kandidaten zur Wahl stellen. «Wie
diese ausgeht, ist völlig offen.» (KE/YB)
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EXKLUSIV IM BT
Die Gäste kennen, nicht
bloss die Bahntechnik
Bergbahnunternehmen investieren Millionen in
neue Anlagen, oft ohne zu wissen, wer die künftigen
Gäste sind, die diese Anlagen benutzen sollen. «Ich
war entsetzt», sagte Roland Zegg gestern vor versammelter Bergbahnprominenz am Tourismusforum Alpenregionen in Mayrhofen. «Stellen Sie sich
vor, Marketing ist gleich wichtig wie die Bergbahn»,
sagte er und versuchte mit dieser Provokation, die
von Technik getriebenen Bergbähnler für ein Thema zu sensibilisieren, das für die Zukunft des alpinen Tourismus von grosser Bedeutung sein wird.
Eine klare Positionierung und Marketing als Vermittler dieser Botschaft spielen dabei eine wichtige
Rolle. In Zeiten schwindender Skifahrertage und
Klimawandel werde es immer wichtiger, in den
urbanen Metropolen die Berge als Quelle der Kraft
und Inspiration zu positionieren. «Wir müssen die
Sehnsucht nach den Bergen wecken, auch im Sommer», sagt Roland Zegg im Interview mit dem BT.
Der Tourismusexperte äussert sich auch zum laufenden Kooperationsprogramm im Bündner Tourismus und zu seinen Erwartungen an den neuen
Departementschef. (NW)
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Der Kopf hinter dem Stoffel-Projekt
Thom Mayne gehört zu den schillerndsten Figuren
der US-Architekturszene.
Airbus in Frankreich abgestürzt
Eine Maschine der deutschen Fluggesellschaft
Germanwings ist mit 148 Menschen an Bord
im Département Alpes-de-Haute-Provence
abgestürzt. Ein Helikopter der Gendarmerie zum
unwegsamen Gelände der Absturzstelle.
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Eher nervig als liebenswert
Nach einer ersten Medienkonferenz
in New York wird heute in Zürich
definitiv über das Valser Hotelprojekt informiert. Das «Bündner Tagblatt» hat sich in New York mit
Thom Mayne, dem Architekten des
Projekts, unterhalten.
Maynes Architekturbüro Morphosis Architects gehört zu den bekanntesten Architektur-Unterneh-
men der USA und geniesst auch
international einen guten Ruf –
man könne sich die Aufträge auswählen, verriet etwa eine Mitarbeiterin.
Thom Mayne ist dennoch nicht
unumstritten. Sein Gebäude Cooper
Union, das in New York steht und
eine Kunstschule beheimatet, stiess
vor allem wegen seiner Grösse auf
Auf dem kürzesten Weg hat sich der HCD gegen Bern durchgesetzt.
Der HC Davos steht erstmals seit
dem Gewinn seines letzten Meistertitels im Jahr 2011 wieder im Playoff-Final. Dank dem 3:1-Heimsieg
gestern Abend gegen den Schlittschuhclub Bern hat sich Davos
gleich mit 4:0 und damit auf dem
kürzesten Weg durchgesetzt. Die
Davoser haben die EishockeySchweiz damit mehr als nur überrascht. Die wenigsten haben der
jungen Mannschaft vor der Saison
überhaupt den Vorstoss in die Halbfinals zugetraut. Noch nicht klar ist,
mit wem es Davos im Final zu tun
bekommt. Die Serie zwischen Zürich und Genf wurde noch nicht entschieden. Die Zürcher siegten gestern in Genf 8:0.(BT)
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Lieber sprechen statt tippen
Für rund einen Monat soll es an der Bündner
Kantonsschule eine handyfreie Zone geben. Das
Pilotprojekt beginnt im Mai und beschränkt sich
auf das Gebäude Cleric an der Kanti Plessur.
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Zahl der Verkehrsunfälle sinkt
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Davos steht im Final
In «Home: ein smektakulärer
Trip» bilden ein Mädchen auf
der Suche nach seiner Mutter
und ein Ausserirdischer eine
äusserst ungewöhnliche
Zweckgemeinschaft.
Schweizweit gibt es trotz des grösser werdenden
Verkehrsaufkommens immer weniger Unfälle.
Passieren sie doch, dann sind sie meist
schwerwiegender. Auch auf den Kanton
Graubünden lässt sich das übertragen, wie
die Verkehrsunfallstatistik 2014 zeigt.
Kritik. Der Cooper Union wurde vor
rund sechs Jahren eröffnet. Im vergangenen Jahr hat Mayne zudem
für Aufruhr in der Fangemeinde des
verstorbenen Schriftstellers Ray
Bradbury gesorgt: Mayne kaufte
dessen Grundstück und liess Bradburys einstiges Haus abreissen.
Zuerst Jubel nach dem Ausgleich zum 1:1, dann über die Finalqualifikation:
Lindgren, Torschütze Paulsson und Marc Wieser. (FOTO KEYSTONE)
Weltsozialforum
mit Kundgebung
in Tunis begonnen
WELTSOZIALFORUM Gestern ist
in Tunis das 10. Weltsozialforum mit
einem Marsch für «Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden» eröffnet worden. Unter hohen
Sicherheitsvorkehrungen und bei
strömendem Regen gingen Tausende Teilnehmer zum Bardo-Museum.
Dort drückten sie ihre Solidarität
mit den Opfern des Terroranschlags
auf das Nationalmuseum vergangene Woche aus, bei dem 20 Touristen
und ein tunesischer Polizist getötet
wurden. Die für gestern geplante
Wiedereröffnung des Museums war
aus Sicherheitsgründen verschoben worden.
«Eine andere Welt ist möglich»:
Unter diesem Motto diskutieren an
der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum in Davos Vertreter von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt von Mittwoch
bis Freitag über eine alternative, sozialere Globalisierung. (SDA)
Boko Haram
entführt 500
Frauen und Kinder
NIGERIA Die radikal-islamische
Miliz Boko Haram hat erneut Hunderte Menschen in Nigeria verschleppt und Dutzende getötet. Die
Extremisten hätten etwa 500 junge
Frauen und Kinder in dem Ort Damasak gefangen genommen. Anschliessend hätten sie ungefähr 50
getötet und die übrigen mit sich genommen, berichtete der Augenzeuge. «Wir wissen nicht, ob sie noch
andere getötet haben, nachdem sie
weg waren.» Ein führender Armeevertreter in der Region sagte gestern, ihm lägen Berichte von Bewohnern vor, wonach zwischen
400 und 500 Frauen und Kinder entführt worden seien. (SDA)
Totales ZigarettenWerbeverbot?
TABAK Die Tabakindustrie zielt mit
ihrer Werbung direkt auf Kinder
und Jugendliche. Diesen Vorwurf
erheben Gesundheits-, Präventions- und Jugendorganisationen.
Sie verlangen daher im neuen
­Gesetz ein totales Werbeverbot. Der
Bundesrat hatte vorgeschlagen,
Werbung auf Plakaten, in Kinos,
Print- und elektronischen Medien
zu verbieten, nicht jedoch Werbung
am Kiosk und das Sponsoring von
Veranstaltungen. (SDA)
S C H W E I Z ����������������������� Seite 16
INSERAT
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GRAUBÜNDEN Seite 3 CHUR Seite 6 KULTUR Seite 9 SPORT Seite 11 SCHWEIZ Seite 16 WELT Seite 17 RADIO/TV Seite 18 WETTER Seite 20
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B ü n d n e r Ta g b l a tt
Mehr Tote trotz
weniger Unfälle
Die Bündner Verkehrsunfallstatistik 2014 zeigt
einen Rückgang der Verkehrsunfälle von rund
zehn Prozent. Dabei gab es mehr schwerwiegende Unfälle auf den Bündner Strassen.
VERKEHRSUNFALLSTATISTIK Im vergangenen
Jahr sind im Kanton Graubünden 2202 Verkehrsunfälle von der Polizei registriert worden. Das sind
zehn Prozent weniger als im Vorjahr, so die erfreuliche Schlussfolgerung von Barbara Hubschmid,
Chefin der Verkehrspolizei Graubünden, an der
gestrigen Medienkonferenz zur Verkehrsunfallstatistik 2014. Dennoch sind im Jahr 2014 16 Personen
bei Verkehrsfällen ums Leben gekommen – vier
mehr als noch im Vorjahr.
Als Hauptgrund für Unfälle im Strassenverkehr
wird nebst der Ursache «Einfluss Dritter» – wobei
es sich dort grösstenteils um Wildtierunfälle handelt, überhöhte Geschwindigkeit angegeben. «Damit ist jedoch nicht das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit gemeint, sondern eine in konkreten Situationen unangepasste Geschwindigkeit»,
führte Hubschmid weiter aus. Weitere Unfallursachen sind das Missachten des Vortrittsrechts, andere Fahrbewegungen, Nichtbeachten von Zeichengebung oder Signalisation und Links-/Rechtsfahren sowie Einspuren. Auch Ablenkung ist gemäss
der Polizei eine ernst zu nehmende Ursache für Verkehrsunfälle – laut einer Studie ist sie die Ursache
für jeden zehnten Unfall. Dazu gehören zum Bei-
Walter Schlegel, Kommandant der Kantonspolizei und
Barbara Hubschmid, Chefin der Verkerspolizei. (THG)
spiel das Telefonieren oder Bedienen eines Smartphones. Angestrebt wird für die Zukunft eine weitere Abnahme der Unfälle. «Es ist unser grosses Bestreben, mit Prävention, gezielten Kontrollen und
strassenbaulichen Anpassungen die Unfallzahlen
weiter zu reduzieren», sagte Hubschmid. (VR)
Drei Bündner Gebäude für
Architekturpreis nominiert
CONSTRUCTIVE ALPS Die Schweiz und Liechtenstein führen zum dritten Mal den internationalen
Architektur-Wettbewerb «Constructive Alps»
durch. Ausgezeichnet werden Gebäude in den
Alpen, die sowohl in ästhetischer als auch in nachhaltiger Hinsicht überzeugen. Von 350 Einreichungen aus dem ganzen Alpenraum hat die Jury gemäss einer Mitteilung 32 Projekte ausgewählt und
zur Teilnahme an der zweiten Runde eingeladen.
Unter den elf Schweizer Einsendungen sind auch
drei Bündner Gebäude nominiert: Das Restaurant
«Am Brunnen» und das Türalihus in Valendas sowie
die Stalla Madulain in Madulain.
Als roter Faden verbindet die ausgewählten
Projekte die Renaissance des Dorfes in den Alpen.
«Es steht in den Alpen schon viel Gebautes herum,
das klug anders genutzt und weiter gebraucht
werden kann», so Köbi Gantenbein, Präsident
der Jury. Die Jury hat daher mehrere Sanierungen
von Tourismus-Bauten in die engere Auswahl
aufgenommen. «Constructive Alps» ist unter
anderem ein Beitrag der Schweiz und Liechtensteins zur Umsetzung der Alpenkonvention und
des Klimaaktionsplans. (BT)
KURZ GEMELDET
Leserreise in den Bregenzerwald Vom 25. bis am
28. Juni findet die diesjährige Leserreise der «Terra
Grischuna» statt. Die Reiseteilnehmer dürfen sich
auf ein abwechslungsreiches und genussvolles
Programm freuen, bei dem Natur, Architektur,
Musik und Kulinarik die Hauptrollen spielen. Die
Reise wird von Claudia Meuli geleitet, es fährt das
Car-Unternehmen Zumstein-Reisen aus Chur.
Wenige Plätze sind noch frei,
Anmeldeschluss ist Anfang April. Weitere
Informationen sind unter www.terragrischuna.ch
oder direkt beim Verlag unter 081/255 54 58
(Eliane Casutt).
GRAUBÜNDEN
M i ttwo c h , 2 5. M ä r z 2 0 1 5
INTERVIEW
«Es gilt, die Sehnsucht nach dem
Alpenraum zu wecken – auch im Sommer»
Am Tourismusforum Alpenregionen in Mayrhofen hat Organisator Roland Zegg Ideen für die touristische Zukunft
in den Alpen präsentiert. Im BT-Interview sagt er, wie sich Graubünden darauf vorbereiten soll.
▸ N O R B E R T WA S E R
BÜNDNER TAGBLATT: Das Motto
des 25. TFA lautete «Navigieren in
gesättigten Märkten». Sehen Sie nach
einem Vierteljahrhundert Tourismusforum das Ende der Fahnenstange?
ROLAND ZEGG: Das Ende der Fahnenstange haben wir immer im Auge. Aber die Märkte verändern sich,
sodass immer wieder neu navigiert
werden muss. Im Verlauf der letzten
fünf, zehn Jahre sind auch viele
neue Navigationsinstrumente hinzugekommen. Der ganze Onlinebereich ist einer, aber auch in der
Erlebnisgestaltung. Hinzu kommt,
dass die Märkte gesättigt sind und
wir präziser navigieren müssen, um
erfolgreich zu sein.
Der zweite Forumstag startete mit
dem Thema «Nichts ist unmöglich».
Hielten Sie den Einbruch der Skifahrertage – im Saastal sind die
Logiernächte von 1,4 Millionen auf
eine Million gesunken – oder den
Kurseinbruch des Euro für möglich?
Wir leben tatsächlich in einer Zeit,
in der nichts mehr unmöglich ist.
Dinge, die wir uns vor Kurzem noch
nicht vorstellen konnten, sind bereits morgen Realität. Das ist mit
dem Euro-Kurs so, und das gilt beispielsweise auch für die Bankenkrise. Da werden Dinge auf uns zukommen, auf die wir uns einstellen
müssen. Zuversichtlich stimmt
mich, dass es auch in diesen Zeiten
gut aufgestellte Unternehmen gibt,
die auf ihrem Kurs unverändert sehr
erfolgreich unterwegs sind.
Der Klimawandel ist für den
Wintersport ebenfalls eine grosse
Herausforderung. Ist auch bei diesem
Thema nichts unmöglich?
In der Tat ist auch da nichts unmöglich. Die mittelfristige Tendenz ist
klar, die von Schneearmut und kürzeren Zeiten, in denen überhaupt
noch Schnee fällt, geprägt sein wird.
Die Absicherung des Wintersports
durch einen Ausbau der Beschneiung ist kurz- und mittelfristig
eine Möglichkeit, langfristig ist aber
auch der Aufbau schnee- und skiunabhängiger Aktivitäten wichtig.
Der Schwerpunkt Ihres Tourismusforums liegt aber nach wie vor auf
dem Wintersport. Wo sehen Sie denn
das Potenzial im Sommer?
Schwerpunkt des Forums bildet das
Business der Bergbahnunternehmen und der alpinen Destinationen. Und da ist der Winter mit
einem Anteil der Wertschöpfung
von 60 bis 70 Prozent nach wie vor
dominierend, und es ist auch keine
Alternative in Sicht. Aber wir stellen
fest, dass der Sommer seit Jahren
wächst, wenn auch auf kleinem
Niveau. Potenzial bieten die urbanen Zentren, zu denen wir eine
Gegenwelt bieten, für die wir die
Sehnsucht wecken müssen. Diese
können wir im Alpenraum besser
befriedigen als irgendwer anders.
Wenn uns das gelingt, dann hat der
Sommer mindestens das gleiche,
wenn nicht sogar höheres Wertschöpfungspotenzial als der Winter.
Wenn jemand bereit ist, für eine
Nachtcréme 300 Franken zu bezahlen, dann ist es auch denkbar, dass
man für Sommerferien einen stolzen Preis bezahlt, wenn es gelingt,
Antworten auf Sehnsüchte zu finden, wie das Marktforscherin Helen
Karmasin am Forum gezeigt hat.
Navigiert seit einem Vierteljahrhundert zielsicher in die Zukunft des Bergtourismus:
Roland Zegg, Gründer des Tourismusforums Alpenregionen. (FOTO NORBERT WASER)
Der Euro war in Mayrhofen kein
Forumsthema. Ist der Euro-Kurs ein
zu spezifisches Schweizer Problem?
Das ist im Moment in der Tat ein
Schweizer Thema. Die Österreicher
profitieren von der aktuellen Kurssituation, und die allgemeine EuroKrise ist nicht unser Thema.
sche Aktivitäten in den Destinationen. In diesen selbst geht es vor allem um ein Thema, und das ist die
Vernetzung. Marke definieren, die
Fragen klären, wer ich bin und wofür ich stehe und was ich zu bieten
habe, und diese vernetzten Angebote dann auf den Märkten anbieten.
duktentwicklungen, die klar auf
den Markt ausgerichtet sind. Dann
ist das Geld gut investiert. Sonst
läuft man Gefahr, dass das Geld irgendwo versickert oder dass bloss
an der Oberfläche der Probleme
gekratzt wird, ohne dass sie gelöst
werden.
Sie sind Präsident der Lenzerheide
Marketing und Support AG und
damit in leitender Funktion der
Destination Lenzerheide. Wurden in
der DMO die Hausaufgaben gemacht?
Auf der Lenzerheide wurden in den
letzten sieben Jahren grosse Aufgaben an die Hand genommen und gelöst, vor allem in Bezug auf die Hardware. Die Tourismusorganisation
ist heute viel besser aufgestellt als
noch 2008, diese Aufgaben sind gelöst. Aber jetzt folgt die grosse Herausforderung, nämlich darauf eine
Software spielen zu lassen, Services
und Produkte anzubieten, mit denen man die Sehnsüchte der vorhin erwähnten Zielgruppen erfüllen
kann. Dies möglichst gemeinsam
mit Arosa und unter starkem Einbezug der Stadt Chur.
Für Venetzungsprojekte liegen im
Kanton Graubünden im Rahmen des
Kooperationsprogramms Millionen
auf dem Serviertablett bereit. Bisher
fehlen konkrete Projekte. Hat man
Sie noch nie nach Ideen gefragt?
Nein, hat man noch nicht. Oft sind
aber Kooperationen auch bloss ein
Alibi, um schmerzhafte, aber nötige
Prozesse zu umgehen. Kooperationen haben meist einen hohen Grad
Nun haben Sie mit dem Tourismusforum Alpenregionen das Jubiläum
der 25. Austragung gefeiert. Gibt es
auch ein 26. TFA, und wissen Sie
schon, wo dieses stattfinden wird?
Ich gehe schwer davon aus, dass die
Grischconsulta auch nächstes Jahr
noch existiert und es auch eine 26.
Austragung geben wird. Wo diese
stattfinden wird, ist derzeit aber
noch offen. Der Vertreter von Garmisch-Partenkirchen hat uns ja bereits für 2020 eingeladen.
In Graubünden ist die Tourismusreform der Ära von Regierungsrat
Hansjörg Trachsel vorbei. Welche
Herausforderungen stellen sich
seinem Nachfolger Jon-Domenic
Parolini, und welche Erwartungen
haben Sie persönlich?
Seine und allgemein die Aufgabe
der Behörden ist es, für Rahmenbedingungen zu sorgen, in denen
Unternehmer arbeiten und sich entwickeln können. Das heisst, Freiräume schaffen für unternehmeri-
«
Kooperationen sind
oft bloss ein Alibi,
um schmerzhafte
Veränderungen
zu umgehen
»
an Unverbindlichkeit, absorbieren
enorm viel Energie, Kraft und Zeit,
einen effektiven Durchbruch gibt es
aber selten.
Man könnte mit diesem Geld von
Bund und Kanton in Graubünden aus
Ihrer Sicht also auch Gescheiteres
machen?
Wenn man Geld zur Verfügung
stellt, dann ist es am besten, wenn
man es Unternehmern gibt, für Pro-
Wird es dann auch ein Seminar für
den Rückbau von Bergbahnanlagen
geben?
Wir werden dort sicher Alternativen aufzeigen, wenn sich jemand
im Skibusiness nicht mehr entwickeln kann. Die Suche nach alternativen und skiunabhängigen Produkten ist eine spannende Aufgabe.
ROLAND ZEGG ist Gründer und
«geistiger Motor» des Tourismus
forums Alpenregionen. 1987 gründete
er die Grischconsulta, die ihren Sitz in
Chur hat. Sie ist nicht nur Veranstalterin des TFA, sondern zählt zu den
renommiertesten Beratungsunternehmen für Tourismus und
Bergbahnen im Alpenraum und führt
das Schweizer Nachhaltigkeitslabel
«ibex fairstay».