Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Loëstrasse 60 7000 Chur 081 257 11 00 www.gr-ref.ch [email protected] Pressespiegel 11/2015 14.3. bis 20.3.2015 Kontakt: Stefan Hügli [email protected] Inhalt 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen 2. ausgewählte Kolumnen aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen LT nbaren orces t Alexis Tsipras haben eine engere zu Task Forces eingesetzt werden. n bes am den zwei Euro Vereine Kasund men en. naten e Reuern sich n des m Ja- nuar und Februar auf 7,3 Milliarden Euro. Das waren etwa 14 Prozent weniger als angestrebt. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bot Tsipras an, dessen Regierung bei der Entwicklung einer Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung zu unterstützen. Das EU-Parlament sei bereit, so schnell wie möglich mit der griechischen Regierung und mit der EUKommission zu sprechen, um Geld (...) für den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland zu mobilisieren», sagte der Deutsche. Aus dem Sechs-Milliarden-EuroTopf des sogenannten Jugendgarantie-Programms der EU seien noch viele Mittel verfügbar. PANORAMA Lehrerinnen dürfen Kopftuch tragen Der Staat darf muslimischen Lehrerinnen in Deutschland das Tragen von Kopftüchern nicht länger pauschal und vorsorglich verbieten. Das hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entschieden. Für Verbote müssen demnach künftig konkrete Gründe vorliegen, etwa eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben an bestimmten Schulen. Die Grundsatzentscheidung betrifft acht Bundesländer, in denen entsprechende Verbotsgesetze gelten. Das Gericht korrigiert damit sein sogenanntes Kopftuchurteil von 2003. Damals hatte es den Ländern vorsorgliche Verbote noch erlaubt. Durchbruch im Fall Assange Im Fall des seit Jahren in Ecuadors Botschaft in London festsitzenden Wikileaks-Gründers Julian Assange zeichnet sich ein Durchbruch ab. Die schwedische Staatsanwältin Marianne Ny fragte bei den Verteidigern des 43-jährigen Australiers an, ob sie mit einer Befragung in London einverstanden seien. Diese nahmen das Angebot an. Schweden fordert seit dem Jahr 2010 die Auslieferung Assanges, um ihn zu Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung zu verhören. Um Beruhigung bemüht Nach der verbalen Konfrontation zwischen Athen und Berlin in den vergangenen Tagen haben sich beide Seiten am Freitag um Mässigung bemüht. «Wir wollen Griechenland ein guter Freund und Partner sein», sagte in Berlin der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert. Es bleibe politisches Ziel, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibe, sagte Seibert weiter. Es gebe kein bilaterales Problem zwischen Berlin und Athen und keine Fehde zwischen Schäuble und dessen griechischem Amtskollegen Gianis Varoufakis. lombardisches Gesetz vor egieonalerabm der n gerfase der sfreiPredem will. onal- 29 Bündner Tagblatt Seite 29.pdf B ü n dvom n e r Ta14.3.2015, g b l a tt parlament im Januar verabschiedete Gesetz sieht vor, dass der Bau von neuen religiösen Einrichtungen starken Einschränkungen unterzogen wird. Damit soll vor allem der Bau von Moscheen in der Region gestoppt werden. Das Gesetz wurde vor allem mit Stimmen der Lega Nord und anderer Rechtsparteien durchgesetzt und war von islamischen Verbänden als verfassungswidrig kritisiert worden. (SDA) B Ö R S E N KO M M E N TA R Der achte Wochengewinn in Folge Der Schweizer Aktienmarkt hat auch gestern zugelegt. W ährend der SMI aufgrund der Dividendeneinrechnung eine schwächere Entwicklung zeigte, hat der SPI einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt halten sich die Ausschläge aber in engen Grenzen. So waren es beim SMI lediglich 30 Punkte zwischen Hoch und Tief. Auffallend war in der vergangenen Woche aufgrund der Euro-Schwäche das Auseinanderdriften zwischen den US-Indizes und den wichtigsten europäischen Indizes. Neben steigenden Zinssorgen in den USA und der Währungskorrelation mit Exportchancen für deutsche Unternehmen hat offenbar auch der Beginn der EZB-Anleihekäufe den Aktienhunger der Investoren angeheizt. Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,40 Prozent höher auf 9156,02 Punkten. Das Wochenplus beträgt damit 0,8 Prozent. Kurz vor Handelsende wurde bei 9158 Punkten der höchste Stand seit dem SNB-Entscheid von Mitte Januar erreicht. Der Pressespiegel breite Swiss Performance Index (SPI) legte 0,46 Prozent auf 9160,03 Stellen zu. Von den 30 Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden wichtigsten Aktien schlossen 26 im Plus und nur vier im Minus. GRAUBÜNDNER KANTONALBANK 8 Bündner Tagblatt vom 14.3.2015, Seite 8.pdf GRAUBÜNDEN B ü n d n e r Ta g b l a tt Samstag, 14. März 2015 150 JAHRE KLOSTER ILANZ (2) «Den Geist des heiligen Dominikus wachhalten» Schwester Columbana hatte im Kloster Ilanz bereits verschiedene Ämter inne. Sie kennt das Ordensleben somit aus verschiedenen Perspektiven. Das gemeinsame Gebet und die innere Klausur sind für sie zentral, um in der Balance zu bleiben, die wesentlich zur Spiritualität des heiligen Dominikus gehört. «Den Ausgleich zwischen Aktion und Kontemplation zu finden, ist nicht einfach»: Schwester Columbana vor einem Porträt des Heiligen Dominikus. (FOTO OLIVIA ITEM) D ▸ S A B I N E - C L AU D I A NO L D «Der Schwerpunkt des Dominikanerordens ist die Verkündigung, Dominikus war ein Mann des Evangeliums», skizziert Schwester Columbana Hüppi den zentralen Inhalt des Predigerordens und seinen Gründer. «Dominikus hat sein gesamtes Predigtwerk Jesu Christi gewidmet. Durch unsere Berufung stehen wir im Sendungsauftrag des Evangeliums.» Schwester Columbana erzählt anschaulich und es fällt leicht, sich vorzustellen, wie sie vor vielen Jahren als Novizenmeisterin ihren jungen Novizinnen in einfachen, klaren Sätzen die dominikanische Lebensweise und Spiritualität näher brachte. «Ich habe gegenüber den Novizinnen immer betont, dass ich vielmehr eine ‘Lebensmeisterin’ als eine Novizenmeisterin bin – und so sehe ich mich auch heute noch», wehrt sie ab. Einen Satz, den sie als junge Schwester von einer älteren Mitschwester gesagt bekommen habe, sei ihr sehr wichtig geworden und diesen habe sie auch ihren Novizinnen weitergegeben: «Lass Dir nie von einem Oberen die Freude an der Berufung nehmen.» Schwester Columbana lächelt verschmitzt. «Ich habe eine wunderschöne Zeit im Orden erlebt: Als ich mit 18 Jahren eintrat, waren viele Reformen und Aufbrüche im Gange, Schwestern aus verschiedenen Nationalitäten lebten hier und es herrschte eine offene Atmosphäre.» Aber Schwester Columbana will darüber nicht die Realität schönreden: «Es ist ganz klar, die Gemeinschaft trägt zwar die einzelne Schwester, sie ist aber zugleich auch die grosse Herausforderung. Wir alle sind Menschen und es geht nicht ohne Barmherzigkeit und Grosszügigkeit. Jede Schwester muss daran arbeiten, denn es gibt immer wieder Spannungen untereinander.» Das Gleichgewicht finden Sie sehe sich selbst im Sendungsauftrag des Heiligen Dominikus und sei langsam in die Spiritualität des Dominikanerordens hineingewachsen, erzählt Schwester Columbana. «Was mir seit jeher gefällt sind die Werte unseres Ordens, das Dynamische und das Kontemplative, die unmissverständliche Aufforderung, die Nöte der Menschen und die Zeichen der Zeit zu erkennen und hinaus in die Welt, zu den Menschen, zu gehen.» Es wäre manchmal leichter in einem geschlossenen Kloster, in einer Welt für sich zu leben, meint Schwester Columbana. «Es ist nie einfach, den Ausgleich zwischen Aktion und Kontemplation, zwischen Aussen und Innen zu finden.» Schwester Columbana kennt um diese Mühe, nicht nur aus der Theorie: «Als junge Schwester unterrichtete ich Hauswirtschaft – am Montag, nach der Ort der Ruhe, der Stille und des Lichts: Täglich versammeln sich die Schwestern in der Kirche zum gemeinsamen Gebet. (FOTO SABINE-CLAUDIA NOLD) Frühmesse, ass ich mein Frühstück und dann startete ich zu meinen Unterrichtsorten. Ich kam an die Schulen in Safienplatz, Vrin, Trun... talauf und talab.» Nicht immer konnte sie am Abend zurück in die Gemeinschaft kommen. Doch dieses Leben habe ihr sehr gut gefallen. «Um die Berufung nicht zu verlieren, ist es jedoch wichtig, das Gleichgewicht zu halten. Für mich war das gemeinsame Gebet zentral, an ihm nahm ich nach Möglichkeit immer teil. Konn- Serie 150 Jahre Kloster Ilanz te ich nicht anwesend sein, so wusste ich mich im Gebet mit der Gemeinschaft verbunden und getragen.» Die Disziplin bringe Ruhe, «aber man muss sie üben», weiss Schwester Columbana im Rückblick. «Einheit schafft Vielfalt» Zur Ruhe und Ordnung gehöre aber immer auch Freiheit, betont Schwester Columbana. «Wir sind frei in der Gnade, nicht Sklavinnen der Gesetze.» Die einen lebten die Gesetze so, die anderen etwas anders. «Wenn wir miteinander leben, dann im Vertrauen auf Gott als Zentrum.» Mit 41 Jahren wurde Schwester Columbana Generalpriorin und stand vor der grossen Aufgabe einer jeden Generalpriorin: dafür zu sorgen, dass innerhalb der Gemeinschaft in Fragen von Tradition und Reformen die Waage gehalten wird und die Gemeinschaft nicht auseinanderbricht. «Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sind viele Veränderungen gekommen», erinnert sie sich. «So mussten wir beispielsweise lernen, in einen echten Dialog zu kommen. Viele Schwestern haben den Orden leider verlassen und es wurde plötzlich schwieriger, genügend Führungskräfte zu finden.» Aber auch Fragen des Alltags zur Gemeinschafsstruktur, Tagesordnung oder Kleidung seien auf den Tisch gekommen – Themen, die teilweise bis heute die Gemüter bewegten. «Es braucht eine starke Einheit, damit darin die Vielfalt leben kann», weiss Schwester Columbana. «Der Dominikanerorden hat immer um diese Einheit gekämpft – und er ist bis heute einer der wenigen Orden, der sie bewahren konnte. Die Einheit schafft Vielfalt, aber die Vielfalt noch keine Einheit.» Aus der Tiefe der eigenen Mitte leben «Die dominikanische Spiritualität beruht auf der bereits erwähnten Einheit von Aktion und Kontemplation», beginnt Schwester Columbana zu erklären. «Was unter Aktion zu verstehen ist, ist einfacher zu umschreiben: Es geht um die Verkündigung des Evangeliums. Es geht darum, für die Menschen da und bei ihnen zu sein, mit ihnen zu leben und durch dieses Leben das Wort Gottes erfahrbar zu machen – in Wort und Tat. Das notwendige Gegenstück, ohne das die Verkündigung nicht möglich ist, ist die Kontemplation, die wesentlich schwieriger zu beschreiben ist», fährt Schwester Columbana fort. «Kontemplation beinhaltet, das Wort Gottes zu betrachten, die Heilige Schrift zu studieren aber auch zu wissen, was in der Gesellschaft abläuft.» Es brauche Geduld, das empfangene Wort zu verinnerlichen. «Die Betrachtung des Wortes führt zur Gotteserkenntnis – und dadurch zwingend auch zur Selbsterkenntnis.» Kontemplation ist also immer auch eine Gottesbegegnung. Schwester Columbana sucht nach einer anschaulichen Erklärung: «Die Kontemplation ist das grosse Thema der mittelalterlichen Mystiker: Es geht immer um die Mitte. Aus der Mitte sollen wir leben, aus den Tiefen der eigenen Mitte, in der wir Gott begegnen.» Für die Kontemplation sei die Klausur (abgeschlossener, privater Teil des Klosters) sehr wichtig. «Ich meine in erster Linie die innere Klausur, einen inneren Rückzugsort, wie er bei Katharina von Siena, einer Dominikanerin, beschrieben ist», erläutert sie. «Die äussere Klausur ist für die Kontemplation sicher hilfreich, aber schlussendlich ist jede Person selbst verantwortlich für das, was in ihre innere Klausur kommt.» Schwester Columbana betont, dass Fernsehen, Computer und Internet zum heutigen Leben und Arbeiten gehörten und sich die Klöster davor nicht verschliessen könnten. «Aber das alles brauchen wir nicht in unserem Ort der Stille und Ruhe. Denn nur in der Stille und Ruhe können wir zum Wesentlichen kommen.» Sie glaube zu spüren, ob eine Person aus ihrer Mitte lebt, lächelt Schwester Columbana. Denn: «Jede Person, die in sich selber ist, strahlt das auch aus.» Seit 150 Jahren lebt und wirkt die Ilanzer Schwesterngemeinschaft in der Surselva. Anlässlich des Jubiläumsjahres gibt das BT regelmässige Einblicke in ihre Geschichte und in die heutige Tätigkeit der Schwestern. Heute erscheint der zweite Teil. «Es braucht eine starke Einheit, damit darin die Vielfalt leben kann.» Schwester Columbana Hüppi aus dem Kloster Ilanz. (FOTO OLIVIA ITEM) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 14.3.2015, Seite 9.pdf CHUR Samstag, 14. März 2015 POSTPLA Wissen Katze g ▸ JUSCHA CAS Wohnquartier J Angeregte Diskussion im Wissenschaftscafé Chur: Über 100 Gäste folgten aufmerksam der Diskussion. Hoffnungen und Vorstellungen über den Tod und das Jenseits Am Wissenschaftscafé Chur diskutierten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionen über die Hoffnungen und Vorstellungen nach dem physischen Tod. In einem Punkt waren sich alle einig: Der Tod ist nicht das Ende. ▸ S A B I N E - C L AU D I A N O L D Z Zum ersten Wissenschaftscafé Chur in diesem Jahr trafen sich am Donnerstagabend rund 100 Personen im Café «Merz». Unter der Leitung der promovierten Religionswissenschaftlerin Brigitta Rotach, tätig im Haus der Religionen in Bern, unterhielten sich Professorin Eva-Maria Faber, Rektorin der Theologischen Hochschule Chur, der hinduistische Priester Sasikumar Tharmalingam vom Haus der Religionen in Bern, der Judaist und Rabbiner Jehoschua Ahrens, der in einigen Tagen die israelitische Kultusgemeinde in Düsseldorf übernehmen wird, und Elvira Truttmann, Gründerin der Medialen Akademie und Medium über den Tod und die Hoffnungen, die mit dem Jenseits verbunden sind. Einig waren sich alle Teilnehmenden, dass der physische Tod nicht das Ende bedeutet. fängt.» Ahrens betonte, dass der Fokus im Judentum stark auf dem Leben liege. «Im Judentum wird weniger stark darüber nachgedacht, was nach dem Tod passiert, der Fokus liegt auf dem Leben. Ähnlich wie im Christentum sind wir der Überzeugung, dass es nach dem Tod weitergeht. Über das wie und wo, gibt es zahlreiche Diskussionen, aber keine einheitliche Meinung.» Tharmalingam skizzierte die Lehre der Reinkarnation (Wiedergeburt): Die guten oder schlechten Taten eines Menschen (Karma) entscheiden über seine nächste Reinkarnation. «Es gibt kein Ende. Das Ziel ist die Vereinigung mit Gott. Wir glauben, dass wir alle ein Teil der göttlichen Energie sind. Alles Getrenntsein ist eine Illusion.» Truttmann erzählte von ihren Erfahrungen im Kontakt mit Verstorbenen. «Mit dem Tod ist keines- falls alles aus. Wenn wir in die geistige Welt eintreten, fängt das Leben erst richtig an. Ich bin überzeugt, dass wir beim Tod von Menschen abgeholt werden, die uns lieben.» Eine Zeit der Reflexion Truttmann erklärte, dass Sie von bereits Verstorbenen die Information erhalten habe, dass es nach dem physischen Tod eine Phase der Reflexion gebe. Diese Phase findet sich auch im Christentum, Judentum und Hinduismus. Im Laufe der jeweiligen Religionsgeschichte wurde diese Reflexionszeit verschieden gedeutet und teilweise wurde auch versucht, die Phase in eine uns Menschen bekannte und exakte Zeitspanne zu fassen. Der zweite Teil der Diskussion widmete sich den verschiedenen Bestattungsformen und den dahinterstehenden Gebräuchen, den unterschiedlichen Vorstellungen von Auferstehung und dem Umgang mit den Hinterbliebenen. Auch aus dem Publikum kamen etliche Anregungen und Inputs. Auf die Frage aus dem Plenum, weshalb keine Vertreter des Islam, des Buddhismus und des Atheismus anwesende waren, erklärte die Moderatorin, dass die Organisatoren der Ansicht waren, dass mit mehr als vier verschiedenen Religionen an einem Tisch, das Gespräch nicht mehr möglich gewesen wäre. Organisiert wurde der Anlass von der Theologischen Hochschule Chur (THC). Mitveranstalter der gesamten Reihe sind die HTW Chur, die Pädagogische Hochschule Graubünden, die psychiatrischen Dienste Graubünden, die Academia Rætica, die Graduate School Graubünden, sowie die Stiftung Science et Cité. a, e ein ein jahren entstand rauf, mit mög Bäumen und B raum für mehr viel Arbeit und v vierkampf. Heu von Wohnblöck gut, so recht. Nu Bauen, mit der gefühlt überpro stand. Und wo h tags, aber auch einem Garten. U Umschwung vo weiteren Umkr Nein, es ist nich neue Katzen, ein sein Revier wört der Regenwasse dem schonen d indem sie ihre Beete, auf – ja S auf dem Rasen nen die Tiere ve dem das Vogelb da. Ich frage mi mit Freigang oh legen. Sie wollen Wohnung. «We zengerecht lebe – Die Gartenbes schreck-Method sche Signale, G Pfeffer oder selb Schweiz leben a Der Zürcher Tie den Bestand de nern. Nicht etw nein, um Vögel, prompt hagelte Die Sachlichkeit Haustiere geht. Der Tod ist nicht das Ende Faber zeigte auf, dass im Christentum das Vertrauen auf Gott, und nicht das Wissen, was geschehen wird, massgebend ist. «An die Auferstehung glauben, heisst nicht, eine Sehnsucht nach dem Tode in sich tragen. Dennoch wohnt dem Tod die Perspektive auf das ewige Leben inne. Die grosse Hoffnung ist der Glaube an einen Gott, der treu ist, die Überzeugung, dass dieser treue Gott uns eines Tages empINSERAT www.volkswagen.ch KURZ GE Die Podiumsteilnehmenden: Eva-Maria Faber, Sasikumar Tharmalingam, Brigitta Rotach (Moderation), Jehoschua Ahrens, und Elvira Truttmann (v.l.). (FOTOS SABINE-CLAUDIA NOLD) Konzert in der M 22. März, um 17 U Giora Feidman z Le phénix in der Ein besonderes zu den ganz gros szene, ist Friede Hymne ans Lebe Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden DIE NEUEN Lernen Sie unsere Stars kenn Morgen in der “Schweiz am as KU L TTagblatt U Rvom 17.3.2015, Seite 10.pdf Bündner D i e n s t a g , 1 7. M ä r z 2 0 1 5 Eindrücklich, innovativ, bewegend Mit so vielen Menschen gefüllt ist die Churer Heiligkreuzkirche selten: Am Sonntagabend kamen dort zwei sakrale Werke für Soli, Chor und Orchester zur Zweitaufführung. omas onichnet. wird laut Cletoriums der den, im Rahs «Elias» am t mit 50 000 e vom Kurament für die «Der Enthudenen Thoansteckend ent des NDR958 in Wilnderem von er Volksoper. duktion von spielen. kpreises ist Nachwuchshlten Anne- BRICIUS) red Brendel rgiev (2006), muth Rilling ajan-Musikuberova und moniker aus- Jazz Club nd ab 20.15 unter dem eets Japaerden Duke Klarinette), (Drums), Nagome hi (Bass). In fünf Basklangfest m 7. Juni 3 Kantonen ungen mit rtet werden Ein grosses Publikum hörte sich die Zweitaufführung von «Ut unum sint» am Sonntagabend in der Heiligkreuzkirche in Chur an. (FOTO MARCO HARTMANN) U ▸ CHRISTIAN ALBRECHT «Ut unum sint» – dass sie (die Menschen) eins seien: Der Spruch auf der tiefsten Glocke des Klosters Disentis, nahe der Quelle des Rheins gelegen, ist eine Friedensbotschaft, die 70 Jahre nach dem Friedensschluss von 1945 am Ende des Zweiten Weltkrieges wichtiger ist denn je. Das ist Anliegen und Grund, weshalb sich die Verantwortlichen und der Chor des Gymnasiums und Internates des Klosters Disentis auf eine Reise als Friedensbotschafter begeben. In acht Städten entlang des Rheins, von Disentis über Basel, Breisach, Speyer und Mainz bis zum Schlusskonzert im Kölner Dom erklingen zwei eigens für diesen Anlass komponierte oder arrangierte Werke. Mit in dieses gross angelegte Projekt hinein schwingt letztlich auch das 1400-Jahr-Jubiläum des Klosters Disentis. Eröffnet wurde das Konzert mit dem «Magnificat para el papa Francisco» von Ursin Defuns. Unter dem Eindruck der Papstwahl am 13. März 2013 und dem einfachen Grusswort «Buona sera» aus dem Munde des Pontifex widmete Defuns sein eben fertiggestelltes Werk Papst Franziskus. Das Loblied Marias schraubt sich dabei musikalisch oftmals in eine hymnische Fulminanz von erhebender Grösse und Eindrücklichkeit hoch. Daneben erscheinen manche der Verse in besinnlicherem Duktus. Der Komponist bedient sich dabei einer traditionellen Harmonik und Rhythmik mit wenigen hierin eingewobenen Modernismen. Ausgewählte Psalmausschnitte Das zweite Werk des Abends mit dem Titel des Spruches auf der grossen Disentiser As-Glocke «Ut unum sint» stammt vom 1977 geborenen deutschen Komponisten Lorenz Dangel. Als Schöpfer von Werken für das Kulturfestival Origen ist er in Graubünden ein nicht ganz Unbekannter. In seinem neuesten Opus verwendet er quasi im Sinn einer Vesper ausgewählte Psalmausschnitte, die den Frieden thematisieren. Sie erklingen in Deutsch oder Lateinisch, wobei die lateinischen Texte die Momente von Harmonie, Frieden und Hoffnung beschreiben, während die Teile in deutscher Sprache von Hoffnungslosigkeit, Leid und Zweifel erzählen. Die sieben Teile des bewegenden Werkes sind den sieben Glocken der Klosterkirche zugeordnet; diese erklingen denn während der Aufführung auch in Einspielungen. Jeweils eingeleitet von einstimmiger Gregorianik – vom Herren-Vokalensemble deCanto mustergültig vorgetragen – folgen die sieben Teile einer inneren Dramaturgie: Ausgehend vom hoffnungsvollen Heilspsalm der Korahiten verfinstern sich Textinhalte und Musik zunehmend, um sich aus dem Tiefpunkt zum glanzvollen und hier finalen Psalm Davids emporzuschwingen. Lorenz Dangels Musik bewegt sich äusserst hart entlang des Textes, übersetzt diesen nicht nur musikmalerisch, sondern gleichzeitig in eine Musiksprache, die sich verschiedenster Stilismen bedient. Der solcherart gespeiste Schmelztiegel erheischt nicht nur von den Ausführenden Identifikation, sondern auch vom Auditorium Interesse und Konzentration für und auf das Neue. Eine Aufgabe der besonderen Art Die in diesem Sinn gesetzten Parameter von Text und Komposition den jugendlichen Sängerinnen und Sängern im Chor zu vermitteln, ist eine Aufgabe der besonderen Art. Sie steht ausserhalb der eigentlichen musikalischen Arbeit, aber beeinflusst diese in erheblichem Mass. Wenn sich ein jugendlicher Laienchor wie hier gehört an Klänge wagt, die nebst der Achtstimmig- keit auch Clusterbildungen, improvisatorische Elemente und anspruchsvolle rhythmische Strukturen beinhalten, dann ist dies innovativ. Kapellmeister Clau Scherrer und seinen musikalischen Mithelfern ist damit Bemerkenswertes gelungen, das höchste Beachtung verdient. Dass er sich mit dem Orchester Desertina und mit seinen beiden Schwestern und Solistinnen Letizia und Judit Scherrer auf bewährte Stützen verlassen kann, bedarf schon fast keiner besonderen Erwähnung mehr: Da sind professionelle Perfektionisten am Werk, wie er selbst ein solcher ist. Dass solches Wirken auch über die Kantonsgrenzen Graubündens hinaus bekannt ist, Würdigung und Anerkennung findet, ist beachtenswert. So überreichte Stiftungsrätin Marianne Kleiner-Schläpfer zu Beginn des Konzertes den Lily Waeckerlin-Preis für Jugend und Musik für das Jahr 2015. Der mit über 60 000 Franken dotierte Preis wurde dem Chor Gymnasium & Internat Kloster Disentis mit seinem Projekt «Ut unum sint» zugesprochen. Am kommenden 21. März schiffen sich Solisten, Chor und Orchester auf dem Rhein als Friedensbotschafter ein und werden am 27. März im Dom zu Köln ihr achtes Konzert geben. Ex-Toto-Bassist Sechs JahreEvangelisch-reformierte Haft fürPressespiegel Kunstberater Landeskirche GraubündenMike Porcaro tot Der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach ist wegen Betrugs an reichen Kunden – darunter Aldi-Erbe Berthold Albrecht – zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. USA Der frühere Bassist der USBand Toto, Mike Porcaro, ist tot. Er sei an den Folgen der schweren Ner- GRAUBÜNDEN Bündner Tagblatt vom 17.3.2015, Seite 5.pdf D i e n s t a g , 1 7. M ä r z 2 0 1 5 Schwankende Belegung im Containerdorf Obwohl das Transitzentrum «Rustico» in Laax bereits seit einem Monat in Betrieb ist, dient das Minimalzentrum Waldau immer noch als Ausreisezentrum. Der Zeitpunkt für die Aufhebung der Containersiedlung steht noch aus. A treffende Person wieder auf Nothilfe angewiesen, so muss diese erneut beim kantonalen Amt für Migration beantragt werden. ▸ S I LV I A K E S S L E R Dem Platzmangel vorbeugen Anlässlich eines BT-Besuchs Mitte Februar in der Nothilfestruktur Waldau in Landquart waren dort 18 Männer mit einem abschlägigen Asylentscheid untergebracht. Die Containersiedlung war mit dieser Belegung komplett ausgebucht. Gestern Montag waren der Waldau noch 15 Personen zugewiesen. «Zwischenzeitlich war die Anlage aber auch von nur noch neun oder zehn abgewiesenen Asylbewerbern bewohnt», erklärte Georg Carl, Abteilungsleiter Asyl und Vollzug beim kantonalen Amt für Migration und Zivilrecht. Eine Person galt gestern als abgemeldet, was bedeutet, dass sich der Mann eine Woche lang nicht mehr zur täglichen Abgabe der ihm zustehenden 7,60 Franken eingefunden hat. Es komme immer wieder vor, dass sich zu den jeden Tag um die gleiche Zeit stattfindenden Auszahlungen nicht alle Bewohner Notdürftiger Platz an der Sonne: Die Containersiedlung Waldau in Landquart der Waldau einfänden. «Zwei bis dient nach wie vor als Ausreisezentrum. (FOTO MARCO HARTMANN) drei Personen fehlen sogar meistens», so Carl. Zuweilen lasse sich zu, dann wird der Bewohner abge- nen unterstützt, sodass sie nicht ein Bewohner auch mehrere Tage meldet.» Zuweilen würden abge- mehr auf die Nothilfe des Kantons lang nicht blicken. «Eine Woche wiesene Asylbewerber von Ange- angewiesen seien. Ist jene Hilfe lang warten wir in solchen Fällen hörigen, Kollegen oder Institutio- aber nicht von Dauer und die be- Die zwei Listen der FDP stehen «Volle Kraft voraus», so lautet das Motto von Kapitän Bruno Claus, aus dem er nie einen Hehl machte. «Wir wollen unseren Sitz in Bern zurück», sagt der Präsident der Bündner FDP. Claus und der Geschäftsleitung ist gelungen, was viele Politiker hinter vorgehaltener Hand nicht geglaubt hatten – die FDP geht mit zwei Listen in den Nationalratskampf. Zwar weisen die Bündner Liberalen offenkundig keinen personellen Engpass wie andere Bündner Parteien auf, dennoch war die Besetzung von zwei Listen mit bekannten Persönlichkeiten ein «hartes Stück Arbeit». Keine Wasserträger GRO auch schul sprec SVP-F D Einfü dass gitim tion d hält d Antw seit J ran, d zes di des L gen. ten se kanto zum plant wiese D die R schen den G Seite bel. Z des L sung en in gegan KU Emszum f als ei «GMnehm Gene Liefer M Nun ist die Katze aus dem Sack: Angela Casanova und Hans Peter Michel führen die zwei Listen der Bündner Liberalen an. ▸ LARISSA M. BIELER In Valzeina, wo der Kanton im Flüeli das eigentliche Ausreisezentrum betreibt, wird die Nothilfe dann nicht mehr in Form von Geld, sondern in Lebensmittelrationen erteilt. Zurzeit wird das Haus im Prättigauer Bergdorf aber noch als Transitzentrum (TRZ) genutzt. Rund die Hälfte der insgesamt 100 Plätze im vor einem Monat eröffneten TRZ «Rustico» in Laax seien zurzeit belegt. «Kämen jetzt schon die Bewohner aus dem Flüeli dazu, hätten wir dort eine Auslastung von 80 Prozent», so Georg Carl. Die neue Unterkunft soll jedoch nicht so schnell mit so vielen Bewohnern belegt werden, «obwohl dies theoretisch möglich wäre.» Es gebe jedoch noch einen weiteren Grund, das Flüeli noch einige Zeit als TRZ zu nutzen. «Sollten die Asylgesuche plötzlich drastisch ansteigen, könnte es in den anderen Unterkünften zu Platzproblemen kommen.» Eine Reserveliegenschaft ist zwar bestimmt und die Eröffnung im Herbst geplant (siehe Titelseite). Das Kommunizieren des Standorts derselben liege genauso im Ermessen der Regierung wie das Bestimmen des Zeitpunkts zur Aufhebung der Waldau. Vo Leh ernstand auf den ersten zwei Positionen prominent vertre- Die Wasserträger-Funktion für ten. Michel hatte denn auch andere Parteien wird der FDP von Beginn weg seine Karten dieses Jahr nicht zukommen. offen auf den Tisch gelegt und Bei den Kandidaten handelt es sein Interesse am National- sich um bewährte Kräfte mit ratsmandat früh bekundet. Wahlerfahrung: Pfäffli, NiederDer Anwärter auf das Bündner berger und Fraktionschef RuBauernpräsidium hat sich für dolf Kunz kandidierten schon beide Mandate eine aussichts- 2011. Bezüglich Berufe und polireiche Position geschaffen. Mi- tischer Tätigkeit decken die Lischel gilt als volksnah und hat ten ein breites Spektrum ab, sich jüngst für eine FDP als auch geografisch ist die Abde«freisinnige Volkspartei» – ckung Graubündens gelungen. Die Frauen sind stark vertreten, weg von den Eliten – stark ge-Pressespiegel nicht wie so oft nur als «Alibis». macht. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Die «Wirtschafts-Liste» wird Mit Kandidat Urs Cadruvi, Gevon Spitzenkandidatin Angela neralsekretär der Lia RumantCasanova angeführt. Die FDP- scha, schielt die FDP zudem in Grossrätin aus Domat/Ems hat die Stammlande der CVP. Das Freiheit und Lebe 15 CHF 3.30 www.buendnertagblatt.ch Bündner Tagblatt vom 18.3.2015, 1.pdf 3 0 0 1Seite 2 somedia.ch | INSERATE Somedia Promotion, Telefon 081 255 58 58 9 771424 754008 Was ist los mit den Christen? n für Cologna nden von Davoseto Branschi einen überreicht ren von Colognas jüngsten Erfolgen organisierte Davos Tourismus eine intime Feier in der Gondel der Jakobshorn-Bahn. (FOTO NADJA SIMMEN/SWISS-IMAGE) C H U R . .............................. Seite 7 m Umwegverkehr Bau einer zweiten Tunnelröhre am Gotthard. und der Walliser ias Reynard haben ndesrat angefragt, wegverkehr wähTagen Totalsperre und im Wallis zu lva Semadeni fines Bundesrates er- CHUR Unter dem provokativen Titel «Was ist los mit den Christen?» referierte Rudolf Bauer, langjähriger Leiter des Ressorts Innenpolitik der deutschen Tageszeitung «Rheinische Post», im Rahmen der Tagung der Pfarreiräte Graubündens. Bauer, der sich auf Kirchenfragen spezialisiert hat, als Kenner der Deutschen Bischofskonferenz gilt und Teilnehmer an der Bischofssynode in Rom war, wagte sich an eine Analyse der heutigen Katholischen Kirche. Der Kirchenkenner ist überzeugt: «Selbst in der heutigen Zeit der Kritik an den Amts- und Würdenträgern überwiegen doch die positiven Aspekte eines gelebten Christentums im Sinne des wichtigsten Gebotes der Nächstenliebe.» Es liege an den Gläubigen, den Alltag im christlichen Geist zu leben und Vorbild zu sein, so Bauers Appell. Der Kantonale Seelsorgerat Graubünden hatte kürzlich zu einer Tagung aller Pfarreiräte Graubündens eingeladen, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Tagung fand in der Theologischen Hochschule Chur statt. Dem Kantonalen Seelsorgerat ist es ein Anliegen, das Laienapostolat auszubauen. (BT) verkehr gebe es nur, wenn der Gotthard-Strassentunnel ohne zweite Röhre saniert werde. Dann nämlich würde während der Sanierungszeit ein leistungsfähiger Bahnverlad eingerichtet. «Wir wollen klar keinen Umwegverkehr und sagen deshalb Nein zur zweiten Röhre», fordert Jon Pult, Präsident der Alpeninitiative. (NW) Wahl in Israel: Netanyahu und Herzog gleichauf PARLAMENTSWAHL Kopf-anKopf-Rennen bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Israel: Nachwahlbefragungen der TV-Sender Channel 1 und 10 zufolge errangen sowohl der konservative LikudBlock von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch das Mitteat verweigere es, Links-Bündnis unter Führung von h dem UmwegverArbeitsparteichef Isaac Herzog jentworten, heisst es g. Keinen Umweg- G R A U B Ü N D E N .. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 weils 27 Sitze. Laut dem Sender Channel 2 erzielte Netanjahus Partei mit 28 Sitzen einen hauchdünnen Sieg. Herzogs Zionistische Union verfügt demnach über 27 Sitze. Das arabische Parteienbündnis wurde den nkung der Beiträge in den Nationalen FinanzPrognosen zufolge mit 13 Sitzen unverändert, sagen die Bündner Ständeräte. erstmalsPressespiegel drittstärkste Kraft im Parlament. In die Knesset werden insEvangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden gesamt 120 Abgeordnete entsandt. Damit ist eine vierte Amtszeit und ergänzt: «Die sche Motive», so Schmid. Die Fakeuerreform wird ten würden aber klar aufzeigen, des Likud-Vorsitzenden Benjamin cht an NFA rütteln lhuhn – ein er Waldbewohner ittwoch, 25. März, findet im Kirchtthof in Chur ein Vortrag des Vozum Thema «Das Haselhuhn – ein bewohner» statt. Referent ist Nin der Schweizerischen VogelwarReferent hat viele Jahre das Haselebensraumansprüche untersucht. inheimischen Raufusshühner gelmlichsten Vogelarten der Schweiz, Mitteilung. Selbst für viele erfahreen und Ornithologen sei die Beobselhuhns jedes Mal etwas ganz Beubündens Wäldern ist die Art weit sind ihre Bestände ausserhalb der Bündner Tagblatt vom 18.3.2015, Seite 20.pdf Ilanz ist «Reformationsstadt Europas» EVANGELISCHE KIRCHE Nach Zürich im vergangenen Sommer haben fünf weitere Schweizer Städte von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) den Titel «Reformationsstadt Europas» erhalten. Neben Basel, Genf, Neuenburg und St. Gallen ist das auch Ilanz, die erste Stadt am Rhein. Diese Städte gelten somit als wichtige Orte reformatorischer Aufbrüche. An den für 2017 geplanten Feierlichkeiten zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation können diese Orte ihre touristischen und kulturellen Reichtümer zur Geltung bringen, wie der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) gestern mitteilte. Städte, die sich um eine Teilnahme bewerben, müssen zur Jubiläumsfeier ein attraktives touristisches Rahmenprogramm präsentieren. In jeder dieser nun ernannten «Reformationsstädte» lebte mindestens ein Reformator: Calvin in Genf, Farel in Neuenburg, Commander in Ilanz, Vadian in St. Gallen, Oekolampad in Basel und Zwingli in Zürich. Das Label bringe also eine schweizerische Besonderheit zur Geltung, schrieb der SEK. Das Jahr 1517 gilt für die Protestanten in aller Welt als Beginn der Reformation durch Martin Luther (1483–1546) und die Entstehung der evangelischen Kirche vor fast 500 Jahren. (SDA/BT) . Der etwas genauere Einblick in d Ansprüche des Haselhuhns soll uch aufzeigen, was nötig wäre, um Aufschwung zu verhelfen. m Kirchgemeindehaus Titthof behr, der Eintritt ist frei. (BT) Aussichten heute Temperaturen: Nachmittag/Morgen früh 17°/8° 11°/3° Scuol Chur 17°/8° Disentis Überwiegend s einigen Quellw Landquart Ilanz Thusis 8°/–2° Davos 17°/8° 10°/2° Arosa 10°/2° Zernez 8°/–2° 17°/8° Splügen St. Moritz 11°/3° Interdiscount: verwüsten Laden Sta. Maria 8°/–2° 12°/3° Mesocco 12°/3° IGUNG So viel scheint sicher: amen am Montagmittag in den m Einkaufzentrum City West in top umzutauschen. Als die Angette nicht nachkommen, verlieren er die Beherrschung und verwüsDie genauen Umstände sind aber Weder die Stadtpolizei Chur noch ei hat eine Meldung zu dem Vorfall Auf Nachfrage erklärt Thomas Hoer der Kantonspolizei, man sei an und eines grösseren Unfalls aus. Zum Tathergang könne er auch sagen. Nur soviel: Die beiden Vergefasst und hätten die TatbeteiliDer Fall liege nun bei der Staatsanr Churer Interdiscount-Filiale will Online-Medien nicht kommentieherin Andrea Bergmann bestätigt Personen seien nicht verletzt woröhe des entstandenen Sachschaeine Angaben machen. (AO) Ist es das angenehme Domleschger Klim in der Pferdepension Brunold in Rodels? Dany, im Tal bekannt als Müschi, ist stol WETTER Haselhuhn-Männchen nimmt ein NIKLAUS ZBINDEN) Dany alias Müsc Poschiavo 12°/3° Aussichten Alpennordseite Aussichten Alpensüdseite Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Donnerstag Freitag Samstag Sonntag 16°/8° 17°/8° 14°/5° 14°/4° 14°/6° 12°/5° 9°/3° 11°/2° Z I TAT D E S TAG E S «Politiker und Journalisten teilen das traurige Schicksal, dass sie oft heute schon über Dinge reden, die sie erst morgen ganz verstehen.» H E L M U T S C H M I D T ( 9 6 ) , D E U T S C H E R B U N D E S K A N Z L E R 1 9 74 – 1 9 8 2 Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Aussichten heute Mittwoch Das Bodendruckfeld zeigt über Mitteleuropa ein flaches Tief. In den Höhenwetterkarten befinden sich die Alpen im Sattel zwischen zwei Tiefs und einer Hochdruckbrücke. Heute heizt die Sonne ein und begünstigt das Entstehen flacher Quellwolken. Am Nachmittag kommt Talwind auf und führt zusätzlich Feuchte in die Berge. Die Chance steigt, dass die eine oder andere Quellwolke am Abend zu einzelnen Schauern führen kann. Bevorzugte Gebiete dafür sind Alpstein, Pizol und Flumserberge. Die Quellwolken zerfallen in der Nacht. Luftmesswerte im Kanton Graubünden www.ostluft.ch – www.in-luft.ch – w COMIC Die immer raffinierter werdende Technik ist aber auch das, was Kurti an der Arbeit als Automobil-Mechatroniker, trotz des erhöhten Leistungsdrucks, reizt. «Wenn man beispielsweise einen Motor eines alten Autofachbereich. Die Kunden des Garagenbetriebs sind oft sehr gut über ihre eigenen Fahrzeuge informiert, was direkte Auswirkungen auf die Beratungskompetenzen des Personals hat. «Diese Entwicklung kann für uns einfacher und schwie- aber ob die ganzen neuen Systeme zur Fortbewegung auch wirklich notwendig sind, ist eine andere Frage.» Am liebsten hätte er in seinem eigenen Auto «eine Funktion zum selbstständigen Lenken, damit das Ausziehen der Jacke während des Bündner Tagblatt vom 18.3.2015, Seite 7.pdf Uhr, ausgewählte Modelle. Den Auftakt macht die Dosch Garage am Freitag, 20. März, um 18.30 Uhr mit dem Traditionsanlass «Motorama», wie es in einer Mitteilung heisst. Weitere Infos unter www.churia-auto.ch. (SE) Konkurrenzdenken ist hier fehl am Platz Die Zusammenarbeit von Pfarreiräten und Pfarrpersonen ist nicht immer problemlos. Die Tagung des Kantonalen Seelsorgerates zeigte anhand von Beispielen auf, dass eine gute Zusammenarbeit möglich ist – zum Wohle der Pfarrei. Über 40 Vertreter aus mehr als 20 Pfarreien waren kürzlich der Einladung des Kantonalen Seelsorgerates gefolgt und hatten sich in der Theologischen Hochschule Chur zum ersten Mal in ihrer Geschichte zu einem Erfahrungsaustausch getroffen. Dem Kantonalen Seelsorgerat unter dem Präsidium von Wally Bäbi ist es ein Anliegen, das Laienapostolat auszubauen. Deshalb waren sowohl Kirchgemeinden mit einem bereits bestehenden Pfarreirat eingeladen, als auch solche, die sich mit der Schaffung eines Pfarreirats befassen. Anstoss bereits vor 50 Jahren erfolgt Beim gegenwärtigen Priestermangel ist es für einen Geistlichen nahezu unmöglich, sich nebst seinem Kerngeschäft – die Feier der Heilgen Messe, die Spendung der Sakramente sowie die anfallenden administrativen Arbeiten – noch all den anderen Aufgaben zu widmen, die in einer lebendigen Pfarrei anfallen. Erwähnt seien hier lediglich der Religionsunterricht, die Informations- pflicht gegenüber den Gläubigen mittels verschiedener Medienkanäle (Pfarrblatt, Homepage der Pfarrei), die Pflege und der Erhalt der Ökumene, die Jugendarbeit, die Senioren- und Krankenbetreuung, die Kontaktpflege zu den katholischen Vereinen ... Die Liste wäre noch weitaus länger. Auch wenn der Pfarrer die Verantwortung für das Gedeihen des Pfarreilebens trägt, so wird von vielen Priestern ein Pfarreirat geschätzt, der ihm beratend zur Seite steht und ihn bei seinen täglichen Arbeiten unterstützt. Die Pfarreiräte setzen sich aus Laien und Seelsorgenden zusammen und gestalten das Pfarreileben mit. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte vor 50 Jahren einen Anstoss für diese Gremien gegeben und erste Richtlinien dazu verfasst. Oberstes Ziel ist der Geist einer echten Zusammenarbeit zwischen Klerus und den Laien. Diesem Geist einer echten Zusammenarbeit stehe in der Praxis leider immer wieder ein Konkurrenzdenken im Wege, das sich an der Frage entzünde, wer nun für alles zuständig sein solle, heisst es in einer Mitteilung. Mehr Enthusiasmus erwünscht Der Kantonale Seelsorgerat und der regionale Generalvikar Andreas Fuchs sehen mit Sorge, dass aufgrund dieses Konkurrenzdenkens viele Pfarreiräte resigniert oder ihre Tätigkeit eingestellt haben. Nur noch vereinzelt würden Pfarreiräte sich voller Dynamik für die Umset- zung kirchlicher Belange einsetzen oder Enthusiasmus für den Glauben in die Gemeinde tragen. Für die Anwesenden der Tagung war es deshalb wichtig, an den Beispielen von Brigels/Danis/Dardin und Davos zu sehen, dass eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Pfarrer und Pfarreirat möglich ist und wie organisatorische oder zwischenmenschliche Probleme gelöst werden können. (BT) Andreas Fuchs, Regionaler Generalvikar für Graubünden, bei seinem Einführungsreferat vor den Bündner Pfarreiräten. (ZVG) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Sponge vor der A das schön In 2D (no 13.45 Americ den präzi IrakKrieg 13.45, 18 Into Th als Hexe a 15.45 Focus – haften Tr mit seine 16.00 Frau M ein Eltern «Mit AH 16.30 Fifty Sh reichen g sia Steele der ihr ein 18.15 Chappi der seine Kleinkrim 18.30 Kingsm heime Sp Teenager 21.00 The Bo (Jennifer abbricht, eines Psy 21.00 V Jugend ren und K vorführun sind. In rungen be mehr als haltung d 9. M ä r z 2 0 1 5 KULTUR Bündner Tagblatt vom 19.3.2015, Seite 11.pdf Bündne AG Programmplat deutschen u Schweiz gibt e wandelbare Ta Anfang macht Clara Buntin m und Clara». Frü rer kennen sie ihren Wortbei oder von der crats. (BT) sio stellt in Fravi aus in Domat/Ems wird um 19 Uhr die Ausein» von Robert Boissage eröffnet. BoTruden (Italien) gearbeitet in Truden, deutsche Regisseur gemäss Mitteilung was Robert Bosisio tellung zur Kunst, mana als Träumer. rstes ‘Sehen’ auf seine Art, die es uns erdefinieren, was wir warten und warum nd brauchen).» Die bis 12. April. (BT) ch S O N N TA 22. März Liederab Gross Bro mes Grübeln ne tieren heute Abend necht und Beatrice h! – Ein ShowbusiAufzügen» nennen formerin Beatrice sseur Jonas Knecht Grübeln über das r heutigen Wettbe«Mein Herz ist ein ite Aufzug, der aus arbeit hervorgeht. cht schicken darin ie Bühne, die ihrer auf die Schliche e Fleischlin und Röhrle liefern sich n imposanten KonAufmerksamkeit. Er eitlen Selbstinszewurde angewiesen, it ihm zu improviMonolog, kritisiert, Auch Jonas Knecht hie und da in die och hat jede Figur zentrisch bis selbsth alle ihre Position. ht nur gesprochen, ngen: Anna Trauffer Andi Peter mit der ch mal im Hinterssen sie direkt den eischlin und Jonas n vergangenen Jahchsten Funktionen en Bühnenprojekte Giora Feidman zu Gast in Chur In der Martinskirche in Chur präsentieren der Klarinettist Giora Feidman und das Orchester Le Phénix am kommenden Sonntag, 22. März, um 17 Uhr Klezmer. Zu hören sein werden Werke von George Gershwin, Samuel Barber, Astor Piazzolla und traditionelle Klezmer-Melodien. Giora Feidmans Lebenslauf ist lang. Erlebt hat er schon viel, überall auf der Welt, und ebenso oft ist er aufgetreten, in Israel, mit dem Papst vor 800 000 Gläubigen oder in anderen Ländern rund um den Globus. Schon 2012, beim ersten Zusammentreffen des Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman mit dem Orchester Le Phénix war laut Mitteilung klar, dass es nicht bei diesem einen Konzert bleiben würde: Beide Seiten wünschten sich ein weiteres Projekt, und nun ist es so weit. Der unverwechselbare Klezmer-Klang von Feidmans Klarinette verschmilzt mit dem ausdrucksvollen Spiel des Orchesters. Tickets sind via www.lephenix.ch oder unter Telefon 076 506 36 18 erhältlich. Die Abendkasse ist ab 16.15 Uhr geöffnet. (BT/ZVG) hrung findet am 20 Uhr statt. Tickets: Pressespiegel tag, 20. März, um 20 Uhr Gedichte von und den daraus entstehenden sozialen die Raten seines neuen Radios. Die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Missständen sowie der (Missachtung Anna Maria Bacher und Kompositionen Arbeit in der Heilanstalt macht Schluep von Martin Derungs, Thüring Bräm und der) Menschenrechte. Ihre Arbeiten auch keine Freude mehr, denn seine Ulrich Gasser präsentiert, darunter können laut Mitteilung als Mahnmale Kollegen lassen ihn hängen und verzwei Uraufführungen. Mitwirkende oder als Illustration der unbegreifbaren leumden ihn beim Direktor. Anstatt In der Eingang Chur findet inm Sonntag, 22. M zieller Liedera Christoph Wal ni bietet Liede Loewe, Gustav dar. Der Domle ist den Besuch szene kein Un Jahren als Sch merphilharmo dem Ensemble gerer Zeit auf und im Theate ren. Heute ist e ble der Oper Fr sandro Liment gleitung und K gen Hochschul die beiden als neuen Program Mittelpunkt ih deutsche Rom Schumann un Wolf und Carl sie auch ein sp italienischen L telbare Bezug Lebenssituatio vorhanden ist, die beiden K spielt in ihrer menarbeit eine ▸ Türöffnung: 16 D I E N S TA 24. März Baden un im Prätti Im Kulturhaus findet am Dien ein Vortrag vo Rahmen der Au quellen im Prä kerin Karin Fuc einrichtungen grösseren Zus landschaft Gr Themen sind d Bündner Tagblatt vom 19.3.2015, Seite 3.pdf Vor über zehn Jahren gegründet: Reto Mischol und Hans Gasser (rechts) erzählen von der Arbeit des Care Teams Grischun. (FOTO OLIVIA ITEM) «Wir stehen zur Verfügung, drängen uns aber nicht auf» der Botschaft hervorge tionskosten werden a geschätzt, wovon Eigen Franken und Fremdmit ken aufzubringen sind. L den bei einer Bank besc Die Gemeindeversa Gesellschaftsvertrag un hung an die Kraftwerk sich die beiden Gemein reits zugestimmt. Jann dent von St. Antönien, i lich, dass dies auch mo der Fall sein wird. Alle Fusion mit Luzein de Seit Gründung des Care Teams Grischun gehört Reto Mischol zum Team. Er und seine Kolleginnen und Kollegen stehen den Menschen besonders in den ersten, schweren Stunden zur Seite und fangen sie auf. E ▸ DENISE ERNI Ein Tunnelbrand, Zugunglück, schwerer Verkehrsunfall, Suizid oder ein Lawinenunglück wie Anfang Februar am Piz Vilan. All das sind Ereignisse, bei denen neben der Hilfe von Rettungskräften und Feuerwehr auch die psychologische Unterstützung des Care Teams Grischun gefragt ist. Doch wer ist dieses psychologische Notfallteam eigentlich und was ist ihre Aufgabe? «Das Care Team Grischun besteht aus 44 Mitgliedern», erklärt Hans Gasser, Leiter des kantonalen Amtes für Militär und Zivilschutz. «Acht Personen sind derzeit noch in Ausbildung.» Das Care Team besteht aus Seelsorgern, Sozialarbeitern, Psychiatern und Psychologen, die Menschen in Extremsituationen begleiten und unterstützen. Einer davon ist Reto Mischol. Der Psychologe und zertifizierte Notfallpsychologe gehört seit der Gründung des Teams vor gut zehn Jahren dazu. Er und seine Kolleginnen und Kollegen unterstützen die Rettungsorganisationen bei ihrer Arbeit und stehen den Verletzten und Hinterbliebenen psychologisch zur Seite. «Unsere Devise lautet: Wir stehen zur Verfügung, drängen uns aber nicht auf», sagt Mischol. Einige Minuten durchatmen Die Care Giver und Notfallpsychologen, wie sie heissen, werden durch die Sanitätsnotrufzentrale Telefon 144, Rettungseinheiten und die Polizei aufgeboten. Geschieht irgendwo im Kanton ein Unglück, wie besagtes Lawinenunglück im Februar, können die Rettungsorganisationen Unterstützung der psychologischen Experten anfordern. Je nach Grösse des Unglücks und nach Region wird entschieden, wer und wie viele Care Giver aufgeboten werden. Die Experten werden direkt kontaktiert. Und so kann es auch sein, dass der Angerufene nicht sofort los kann. Wenn aber, dann «sind wir in der Regel innerhalb von ein bis zwei Stunden am Einsatzort», sagt Mischol. «Es ist ratsam, wenn möglich zu zweit zu einem Einsatz zu gehen.» Somit haben auch die Helfer die Möglichkeit, sich abzuwechseln, auszutauschen und zu reflektieren. «Ich sage meinen Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung immer, dass sie sich bei der Ankunft am Unglücksort kurz mental sammeln und durchatmen sollen, um einsatzbereit zu sein», so Mischol. «Ein Care Giver, der selbst erregt ist, ist keine grosse Hilfe.» Maximal 72 Stunden Welches sind die herausfordernsten Situationen für die Care Giver? «Suizide sind immer sehr schwierig», sagt Mischol, «vor allem, wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind.» Wenn er die Polizei, deren Aufgabe es ist, bei der Überbringung der Todesnachricht zu den Hinterbliebenen begleitet, sei das sehr anspruchsvoll. «Auch Unglücke, bei denen Kinder involviert sind und Todesfälle, die nicht klar einzuordnen sind, gehören zu solchen Einsätzen.» Mischol erinnert sich an das tragische Tunnelunglück im September 2006 im Viamala, als mehrere Menschen, darunter auch Kinder ums Leben kamen. «Meine Kinder waren damals im gleichen Alter wie die Kinder im Bus», erinnert er sich, «aus diesem Grund habe ich den Einsatz einem Kollegen übergeben.» Graubünden sei zudem ein «kleines Pflaster» und man müsse als Mitglied des Care Teams Grischun immer damit rechnen, auf jemanden zu treffen, den man kennt. Maximal 72 Stunden, also drei Tage stehen die Experten des Care Team Grischun den Verunglückten und Hinterbliebenen zur Seite. «Wir machen die psychologische Erstversorgung», sagt Mischol. «Danach vermitteln wir an die ordentlichen Ressourcen weiter, leiten die Menschen, wenn sie wollen zu Kollegen und Fachorganisationen weiter.» Es gehe darum, die Menschen in ihrer Not etwas aufzufangen und ihnen zu verstehen geben, dass das, was sie gerade erleben und durchmachen, verstehbar ist und zur Bewältigung des ausserordentlichen Ereignisses dazugehöre. «Wir versuchen ihnen beim Einordnen zu helfen», so Mischol. Nachher lasse man die Menschen wieder los. «Einige der Betroffenen melden sich später wieder und teilen mit, wie es ihnen geht, oder bedanken sich.» Das gehöre zu den schönen Seiten ihrer Arbeit, sagt der Psychologe. Klare Grenzen ziehen Würde er nicht gerne die Menschen, die er in den Notfallsituationen kennenlernt, länger begleiten und verfolgen, wie sich der Mensch aus dieser Extremsituation erholt? «Ja und nein», sagt er. «Manchmal kommen einem die Menschen wieder in den Sinn und man fragt sich, wie es ihm oder ihr wohl geht.» Aber es sei seine und die Aufgabe seiner Kolleginnen und Kollegen, die Grenzen klar zu ziehen. «Wir sind in diesem Moment ganz klar im Kurzeinsatz und nicht Therapeuten.» Neues Bundesgesetz 2004 wurde das Care Team Grischun gegründet. «2003 trat ein neues Bundesgesetz in Kraft, welches den Kantonen erlaubt, Formationen mit Defiziten im Bereich Bevölkerungsschutz zu bilden», erklärt Hans Gasser. Und so rief man das Care Team Grischun ins Leben, begann mit Mischol, der zusammen mit zwei Kollegen der Bündner Vereinigung für Psychotherapie ein entsprechendes Expertenteam gegründet hatte, zusammenzuarbeiten. Die Mitglieder des Teams sind Schutzdienstpflichtige und erhalten vom Kanton einen täglichen Sold und Erwerbsersatzleistungen. Sofort Hilfe in Anspruch nehmen Gasser hat buchstäblich am eigenen Leib erfahren, was es heisst, wenn der Körper auf psychischen Stress reagiert. «Beim Unwetter 2002 in Schlans war ich in der Funktion als Stabschef des kantonalen Führungsstabs Tag und Nacht im Einsatz, stand 24 Stunden unter Strom», erinnert er sich. «Als sich die Lage wieder beruhigt hatte und einige Wochen ins Land gezogen waren, erwachte ich jede Nacht schweissgebadet.» Die Folgen des Einsatzes kamen zum Vorschein. «Ich dachte, das sei nichts Schlimmes. Das gehört zu meinem Job und muss ein Mann doch aushalten können.» Erst mit der Zeit habe er gespürt, wie sehr ihm der Einsatz und vor allem die Schicksale der Menschen zu schaffen gemacht haben und wie wichtig es gewesen wäre, wenn damals schon ein Care Team Grischun bestanden hätte. «Heute würde ich ihre Hilfe sofort in Anspruch nehmen», sagt Gasser. Er freut sich, dass ein so motiviertes Team von Seelsorgern, Sozialarbeitern, Psychiatern und Psychologen da ist und bei Unglücken jederzeit aufgeboten werden kann. «Mein Ziel ist es, dass wir den Bestand von rund 50 Mitgliedern halten können», sagt er. Er könne dazu aber nicht viel beitragen, das seien die Care Team Grischun Mitglieder selber, die um den Nachwuchs besorgt sind. Doch Mischol ist guten Mutes, dass diese Zahl gehalten werden kann. Und so auch in Zukunft die Rettungskräfte vor Ort auf die Hilfe der psychologischen Experten zurückgreifen können. Infoflyer für Betroffene, Angehörige und Freunde Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) und die Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) haben mit Unterstützung des nationalen Netzwerks psychologischer Nothilfe (NNPN) einen Infoflyer zusammengestellt, der sich an Personen richtet welche Opfer eines traumatischen Ereignisses wurden. Darin sind verschiedene Reaktionen aufgezeigt, die nach einem belastbaren Ereignis auftreten können. Mit Tipps, was man für sich selber tun kann, welche normalen Reaktionen bei Kindern auftreten können, sowie Tipps für Angehörige und Freunde. (DNI) Infoflyer und weitere Infos unter: www.nnpn.ch. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Stimmt über das Kleinwa ab: die Gemeinde St.Ant durch die Rechnung ma die Fusion», so Flütsch Kraftwerk-Projekt ausw des Kraftwerks würden gen. «Wir mussten mit Gespräche führen», so F Ausreichend gegen Missha REGIERUNG «Die Präv handlung ist im Kanto Punkt», schreibt Gros (parteilos, San Vittore) gierung. Statistiken wür an Kindern, physisch u allgemein im Zunehme te die Sozialdienste, die das Gesundheitswesen Sie stellt sich die Frage, o nehmen würden, «um dern und entsprechend ten». Sie beauftragt di massnahmen einzuleite Mittel zur Verfügung zu In Ihrer Antwort be der Schutz von Kindern handlungen eine «hohe der Auffassung, dass mi den Präventionsmassn Auftragsunterzeichnen getragen werde. Sie b deshalb die Ablehnung In verschiedenen Be ventionsmassnahmen e tet in ihrer Antwort ei runter die Unterstützun fons 147 von Pro Juven der Dargebotenen Han vention Bestandteil de schule und auch der S ist regional mit den K schutzbehörden (Kesb) organisationen vernetz schwierig unter Betrieb zu realisie- Bahnhofgebäudes wären einfach ren und aus Sicht der Finanzierbar- möglich, nicht aber auf der gegenkeit vermutlich unverhältnismäs- überliegenden Seite, da das Perron dort aufgrund des Dreischienensig teuer.» In Leserbriefen wurde auch gleises B ü n(RhBd n e rund Ta SBB-Gleis) g b l a tt nicht schon eine Optimierung der erhöht werden könne. Verwiesen Schliesszeiten verlangt. Die Schran- wird derzeit auf die beiden behinken sollen nicht so lange unten blei- dertengerechten Bahnübergänge ben: «Es können punktuell feine an den Enden, bei der oberen und Verbesserungen erzielt werden», unteren Bahnhofstrasse … Die Gemeinde ist bei diesem ter- erklärt Rageth dazu. Der Lieferant he- der Barrierensteuerung analysiere Dauerbrenner der Dorfpolitik stets ge- die Situation, erste Ergebnisse lägen gefordert. Für das Jahr 2016 sei ein Mit der derzeit UNO-Weltwasserwoche in Scuol hat sen vor. Die RhB gehe deshalb Ideenwettbewerb «Unterführung Wasserbotschafter Ernst Bromeis buchstäblich kla- davon aus, dass «kleinere geplant, mit AusfühOpti- Bahnhof» mierungen umgesetzt» in einrungskosten von 1,4 Millionen vielund in Fluss gebracht. Die dritte Auflage steht Franzelnen Fällen die Bahnschranke zuken, erklärte Gemeindepräsidentin unter dem Motto «Nichts verbindet (und trennt?) sätzlich geöffnet werden könne. Baselgia. Die statistischen Angaben uns mehr als das Wasser.» hon betreffen den Personenverkehr. Bahnhof nicht behindertengerecht die Welche Auswirkungen eine ZunahSCUOL Wasser ist für Scuol wie ein Lebenselixier. n zu Während sich hier allgemein etwas me des Güterverkehrs hätte, falls Von Samstag, 21. März bis Freitag, 27. März steht nun im bewegt, gibt es wenig Neues beim das Sägewerk den Betrieb wieder das Unterengadin ein weiteres Mal ganz im Zeichen ine Problem einer behindertengerech- aufnähme, wäre wiederum eine andes Wassers. Als «verbindendes» und «trennendie ten Unterführung beim Bahnhof, dere Frage. des» Element wird es in der 3. UNO-Weltwasserwoche aus ethischer, kultureller oder weltpolitischer Sicht thematisiert. Insgesamt elf öffentliche Veranstaltungen stehen im Wochenprogramm. Unter anderem wirken in diesem Jahr Anja Klug vom UNFlüchtlingskommissariat UNHCR und Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger mit. Switzerland (YES). weizer Sieg am Wettbewerb Young Enterprise ute ffen– auf ofund ene den ten EN 7 <Mehrere überschneidende Verknüpfungen> Die Suche nach der verbindenden Welle infass-Holz zum Sieg kts ES) nser gen uca Hongs enFOTO THEO GSTÖHL) Ostgeam amt gen r– ms m Wasser als verbindendes Element Mit den Veranstaltungen wollen die Organisatoren den Besucher mobilisieren und wachrütteln, seinen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Die 3. UNO-Weltwasserwoche findet in einem Umfeld zwischen Währungskrisen und Flüchtlingsströmen statt. «Wir sind alle aufgefordert, nach dem zu suchen, was uns verbindet, anstatt nach dem zu streben, was uns trennt», schreibt Wasserbotschafter Ernst Bromeis in seinem Vorwort. «Zeiten, in denen uns das Wasser bis zum Hals steht, fordern uns heraus, gemeinsam zu schwimmen und zu kooperieren». Die 3. UNO-Weltwasserwoche soll hier- Innovative Wiederverwertung: Die vier Bündner fertigen dekorative Gegenstände aus gebrauchten Barriquefässern an. (FOTO ZVG) Verbindet globale Themen mit dem Mikrokosmos Scuol: Wasserbotschafter Ernst Bromeis. (NW) für die nötigen Anstösse bieten und einen Bogen vom einheimischen Wasserreichtum zu globalen Herausforderungen schlagen. So treffen sich im Vorfeld der Veranstaltung «Lampedusa – eine zivilisatorische Odyssee» Anja Klug vom UNHCR und Regierungsrat Christian Rathgeb, um sich über die aktuelle Flüchtlingssituation auszutauschen. (NW) Das Programm «Und wo bleibt das Wasser?» mit Moritz Leuenberger und Risch Biert»; 21. März, 20 Uhr, sala cumünala – «Verbindet uns mehr als das Wasser?» mit Jon Janett und Musikschülern; 22. März, 10 Uhr, reformierte Kirche – «Viva l’aua» mit Gästen und Einheimischen. Offizieller Akt zum UNO-Weltwassertag; 22. März, 11 Uhr, Bügl Platz Scuol – «Blaues Gold» Ein Märchen aus den Bündner Bergen mit Annetta Baumann und Uorschla Rauch; 23. März, 17 Uhr, biblioteca populara, Chasa du Parc – «Kon-Tiki – mit dem Floss Kulturen verbinden» Film Bogn Engiadina, 23. März, 20 Uhr, grosses Wasserbecken, Eintritt zehn Franken – «Tropfen bilden einen Bach. Bäche bilden einen Fluss. Flüsse bilden einen Strom» mit Werner Reichle; 24. März, 20 Uhr, Café «Benderer», öffentliche GV Pro Büvetta Tarasp – «Trennen Mauern was ursprünglich verbunden war?» mit Köbi Gantenbein; 24. März, 20.45 Uhr Café «Benderer» – «Ardez liegt am Rhein» mit Ernst Bromeis und Christian Gartmann, 25. März, 20 Uhr, Hotel «Aurora» Ardez – «Alles im Fluss» mit Irma Wehrli und Jörg Perron; 26. März, 17 Uhr Chastè da Tarasp – «Watermark – Ein Film von schrecklicher Schönheit» ; 26. März, 20 Uhr, Bogn Engiadina, grosses Wasserbecken, Eintritt zehn Franken – «Lampedusa – eine zivilisatorische Odysee» mit Anja Klug UNHCR und Urs Wohler, 27. März, 20 Uhr, sala culturala Bogn Engiadina. die zwei Seiten Tumas. hlt. Ist hier Abhilfe gewann? Die RhB habe gsbedarf erkannt und en des Behinderten gsgesetzes (BehiG) bis dazu verpflichtet, entassnahmen umzusetr aktuell nicht zufrieLage werde die Gegenauer untersucht. auf der Seite des udes wären einfach t aber auf der gegenn Seite, da das Perron d des Dreischienenund SBB-Gleis) nicht n könne. Verwiesen auf die beiden behinen Bahnübergänge n, bei der oberen und hofstrasse … inde ist bei diesem der Dorfpolitik stets das Jahr 2016 sei ein werb «Unterführung plant, mit Ausfüh- Verbindet globale Themen mit dem Mikrokosmos Scuol: Wasserbotschafter Ernst Bromeis. (NW) für die nötigen Anstösse bieten und einen Bogen vom einheimischen Wasserreichtum zu globalen Pressespiegel Herausforderungen schlagen. So treffen sich im Vorfeld der Veranstaltung «Lampedusa – eine zivi- Landeskirche Evangelisch-reformierte lisatorische Odyssee» Anja Klug vom UNHCR und Regierungsrat Christian Rathgeb, um sich über die aktuelle Flüchtlingssituation auszutauschen. (NW) Graubünden TUR hiede Players, bestehend aus t zwei der Darsteller getroffen. s da ULTA) s sei e hat Aires re in dann milie mat/ n erurse. sind, h Ar- gentinien. «Die Aufenthalte werden immer länger.» Doch die Schweiz ganz verlassen, will sie nicht. Mehr Sicherheit, mehr Freiheit Hermano, 1967 geboren, ist im Nordosten von Brasilien aufgewachsen. Auch er ist ausgebildeter Lehrer, auch er erteilt hier Sprachkurse, auch ihn führte die Liebe in die Schweiz. Seine Frau lernte er in Brasilien an der Universität kennen. Zuerst wohnten er und seine Gattin in Basel. Nun ist die vierköpfige Familie in Chur zuhause. Kulturell ist Hermano in verschiedenen Richtungen tätig, Musik, Gesang, Tanz, Performance. Er wirkte schon in Musicals, Oper, Theater und Film mit. Auch Monica liebt den Tanz, wie den Tango, und Musik. Sie hat in allen Produktionen von Lilo Kuhn mitgewirkt. Was ist den Beiden in der Schweiz als Migranten als erstes aufgefallen? Hier habe man dank der Sicherheit mehr Freiheit, antwortet Hermano. Monica stimmt ihm zu. Anderseits sei alles sehr strukturiert, sagt sie, das raube einem natürlich auch einen Teil der Freiheit. Hermano bestätigt dies. «Ich erlebe die kulturellen Unterschiede als Bereicherung», sagt Monica. Sie habe nicht das Problem, wie andere Migranten, die sich weder hier noch in ihrer alten Heimat richtig zu Hause fühlen. «Die Integration ist ein Prozess», sagt Hermano. Was die Global Players als nächstes in Angriff nehmen, ist noch nicht bestimmt. Sicher jedoch ist, dass Monica und Hermano sehr gerne ein weiteres Projekt mit Eva Roselt realisieren würden. Weitere Vorstellungen der Global Players: 20./21./27. und 28. März, jeweils um 20.30 Uhr in der Klibühni, Chur. Informationen und Tickets unter www.klibuehni.ch. 11 Bündner Tagblatt vom 20.3.2015, Seite 11.pdf B ü n d n e r Ta g b l a tt Arosa-Musikfestival: Von Klassik bis Jazz MUSIKFESTIVAL Ab heute und bis am 29. März wird in Arosa bereits zum achten Mal hochstehende musikalische Kost aufgetischt. Das Arosa Musik Festival bietet von klassischen Konzerten mit hochkarätigen Solisten wie Maximilian Hornung bis zu exzellenten Jazzkonzerten mit Flurin Caviezel elf qualitätsvolle Konzerte in Arosa, wie es in einer Mitteilung heisst. Eröffnet wird das Arosa Musik Festival 2015 von den Chaarts Chamber Artists mit dem international gefeierten Cellisten Maximilian Hornung und dem Violinisten Felix Froschhammer als Solisten. Maximilian erhielt 2011 den Echo KlassikPreis als Nachwuchskünstler des Jahres. Die diesjährige Saison begann er mit einem fulminanten Debüt bei den Salzburger Festspielen mit dem Philharmonia Orchestra London und Esa-Pekka Salonen. Beim Eröffnungskonzert des Arosa Musik Festival spielt Maximilian Hornung das Cellokonzert in a-Moll von Robert Schumann. Am Dienstag sind die beiden Bündner Musiker Domenic Janett, Klarinette und Robert Grossmann, Gitarre mit ihrem Programm «Da cumpagnia» im Bergkirchli zu Gast. Sie ignorieren konsequent musikalische Schubladen und spielen, was ihnen gefällt, sei es Klassik, Jazz, Volksmusik, Zigeunermusik oder Bündner Tänze. Mit den zwei Jazz-Formationen am Donnerstag mit «Flurin Caviezel & and the Red Shoes Orchestra» und der «Kapelle Kessler» am Mittwoch geht es weiter mit hochkarätigem Bündner Sound. Alle Informationen im Internet unter www.arosamusikfestival.ch. (BT) Lumnezia setzt auf Newcomer aus der Schweiz OPEN AIR Das Open Air Lumnezia ist im Wandel. Erstmals eröffnet das Festival bereits am Donnerstag, ausgebaut wird das Programm mit Newcomern. Nach dem Auftakt der Indie-Pop Band Polyphone rocken die Musiker von Torp mit ihren kraftvollen Folk-Songs die Bühne. Wer bereits am ersten Festivaltag anreist, kann sich unter anderem von der St. Galler Band Royal Riot vom Festivalfieber anstecken lassen, wie gestern mitgeteilt wurde. Vor Heimpublikum spielen darf Satöry aus dem Bündner Oberland. Die Songs der Band variieren von Highspeed Rock’n’Roll bis hin zu Rockballaden und Boogie. Special Guest am ersten Abend des Festivals ist Müslüm. Die Newcomer treten am Donnerstag auf einer zusätzlichen Bühne auf, die vom Open Air Lumnezia gemeinsam mit dem Projekt Startrampe realisiert wurde. Das Festival findet vom 23. bis 25. Juli statt. (BT) Pressespiegel weilen auch sehrEvangelisch-reformierte laut sein Landeskirche Graubünden chen Themen auseinander. Mit ihrer ersten eigenen Ausstellung «Pop!» in hre Anliegen aufmerksam machen. KULTUR Bündner Tagblatt vom 20.3.2015, Seite 11a.pdf Fre i t a g , 2 0. M ä r z 2 0 1 5 Bereichernde Unterschiede Geschichten, die das Leben schrieb: Das erste Stück der Theatergruppe Global Players, bestehend aus Migrantinnen und Migranten, ist aktuell in der Churer Klibühni zu sehen. Das BT hat zwei der Darsteller getroffen. M gentinien. «Die Aufenthalte werden immer länger.» Doch die Schweiz ganz verlassen, will sie nicht. ▸ J U S C H A C A S AU LTA Mehr Sicherheit, mehr Freiheit Mit zwei Koffern ist die Argentinierin Monica Lagomarsino auf der Bühne unterwegs und sammelt Wörter. Am Schluss reiht sie die aufgeschnappten Wörter und Satzbrocken zu einem Gedicht. «Die Welt dreht sich heute nur für dich», lautet der Schluss. Amaranta heisst sie im Stück, wie ihre Ururgrossmutter, deren Brosche sie bei der Aufführung trägt. Hermano Santos da Boa Morte aus Brasilien spielt die Rolle des Arthur Bispo do Rosario (1909– 1989), der ein brasilianischer Künstler war. «Das heisst, ich nehme ihn als Inspiration für meine Rolle.» Wenn Hermano von Bispo erzählt, kommt er in Fahrt. Mit Bispo, dem kritischen Denker, der international bekannt ist, beschäftigt er sich schon lange. Mit 29 Jahren steckte man Bispo in eine psychiatrische Klinik, wo er 50 Jahre lang bis zu seinem Tod blieb. Um sich gegen den geistigen Verfall zu stemmen, begann er aus einfachen Materialien, die er aus dem Müll fischte, Objekte, vorwiegend aus Textilien, zu kreieren. Die Regisseurin als Ideengeberin Bei den Global Players macht Hermano in erster Linie wegen der Gründerin und Regisseurin Eva Roselt mit. «Ich war bei unserem ersten Treffen sehr beeindruckt.» Je länger, je mehr, wie er anfügt. «Sie kommt mit Ideen, die ich genau auch habe – das ist unglaublich.» So ergeht es auch Monica. «Das Thema Migration, Wurzeln, Entwurzeln hat mich natürlich auch angesprochen.» Eine Leidenschaft von Monica ist das Gedichtschreiben. Ihr Freund «Integration ist ein Prozess»: Monica Lagomarsino und Hermano Santos da Boa Morte spielen derzeit in einem Stück über Immigration. (JUSCHA CASAULTA) in Argentinien ist Musiker und vertont ihre Poesie. Geplant ist demnächst eine CD. «Meine Gedichte handeln immer von diesem Thema.» Das Theaterstück biete ihr die Möglichkeit, ihre eigene Geschichte, ihre eigene Entwurzelung, ihr Heimweh in das Stück einzuflechten. «Ich fühle mich in dieser Gruppe aufgehoben, uns verbindet et- was, das spürt man richtig.» Es sei sehr emotional. Die 62-Jährige hat in den Siebzigerjahren Buenos Aires verlassen und lebte zwei Jahre in Barcelona. Die Liebe führte sie dann in die Schweiz, wo sie eine Familie gründete. Monica wohnt in Domat/ Ems. Die ausgebildete Lehrerin erteilt unter anderem Spanischkurse. Seit ihre Kinder erwachsen sind, fliegt sie einmal im Jahr nach Ar- Hermano, 1967 geboren, ist im Nordosten von Brasilien aufgewachsen. Auch er ist ausgebildeter Lehrer, auch er erteilt hier Sprachkurse, auch ihn führte die Liebe in die Schweiz. Seine Frau lernte er in Brasilien an der Universität kennen. Zuerst wohnten er und seine Gattin in Basel. Nun ist die vierköpfige Familie in Chur zuhause. Kulturell ist Hermano in verschiedenen Richtungen tätig, Musik, Gesang, Tanz, Performance. Er wirkte schon in Musicals, Oper, Theater und Film mit. Auch Monica liebt den Tanz, wie den Tango, und Musik. Sie hat in allen Produktionen von Lilo Kuhn mitgewirkt. Was ist den Beiden in der Schweiz als Migranten als erstes aufgefallen? Hier habe man dank der Sicherheit mehr Freiheit, antwortet Hermano. Monica stimmt ihm zu. Anderseits sei alles sehr strukturiert, sagt sie, das raube einem natürlich auch einen Teil der Freiheit. Hermano bestätigt dies. «Ich erlebe die kulturellen Unterschiede als Bereicherung», sagt Monica. Sie habe nicht das Problem, wie andere Migranten, die sich weder hier noch in ihrer alten Heimat richtig zu Hause fühlen. «Die Integration ist ein Prozess», sagt Hermano. Was die Global Players als nächstes in Angriff nehmen, ist noch nicht bestimmt. Sicher jedoch ist, dass Monica und Hermano sehr gerne ein weiteres Projekt mit Eva Roselt realisieren würden. Weitere Vorstellungen der Global Players: 20./21./27. und 28. März, jeweils um 20.30 Uhr in der Klibühni, Chur. Informationen und Tickets unter www.klibuehni.ch. Aro Vo MUS wird de m Festi karä exze qual teilu val 2 inter nung Solis Preis jähri Debü harm nen. tival a-Mo A Dom Gitar Berg sikal fällt, sik o tione the R am M Bünd unte Lu Ne OPE Erstm tag, mern phon volle Festi der S steck Heim ner O High Boog vals tag a Air L ramp 23. b Eine stille Anklage kann bisweilen auch sehr la Die Churer Künstlerin Notta Caflisch setzt sich intensiv mit sozialen und politischen Themen auseinander. Mit ihrer ersten e der Stadtgalerie in Chur möchte sie auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Beim Betreten der Stadtgalerie in Chur für sie – auch weil sie, anders als bei in der Welt auszublenden und stattdesPressespiegel sind es zwei farbige Objekte im Hinter- einer Festanstellung, nun das Gefühl sen lieber über die neue Haarfarbe von grund des Raumes, die sogleich den Evangelisch-reformierte habe, nicht mehr alles mitmachen zu Kim Kardashian diskutieren, forscht sie Landeskirche Graubünden Blick auf sich ziehen – und damit auch müssen. Dies sagt sie, ohne verbittert zu im Internet und in Zeitungen nach und die Aufmerksamkeit weg von dem ro- klingen. Im Gegenteil: Die zierliche versucht, die Vorgänge auf unserem ten Teppich, der beim Eingang auf dem Churer Künstlerin spricht stets mit ru- Planeten zu verstehen. tischen Werke auch als Mahnmale standen werden. In ihrer ersten eige Ausstellung «Pop!» findet sich so einer Ecke ein Schützengraben, Caflisch aus Reissäcken aufgebaut 250 Kilogramm Reis sollen unter d rd m rich eht, ia g n i d g e Urision rung tteil8 be1 Fengen auszenn be- revid GeAclas n der ktion in» inen hard nheit dem r Jäs zuampf otiohen.» a handere die B Ü N D N Bündner E R Tagblatt L EvomT20.3.2015, Z T ESeite 24.pdf Fre i t a g , 2 0. M ä r z 2 0 1 5 KOPF DER WOCHE «In Flims weht ein mediterraner Charme in den Herzen der Menschen» Die Pfarrei Flims-Trin hat wieder einen Pfarrer: Pater Eugen Yurchenko. Offen für die Vielfalt der Menschen und erfreut über die engagierten Gemeindemitglieder in Flims-Trin, fühlt sich der neue Pfarrer schon sehr wohl in der Surselva. S Abend», erinnert er sich lachend. Nebst der praktischen Arbeit promovierte der junge Pater auch in Kirchenrecht. ▸ S A B I N E - C L AU D I A NO L D Gute Freundschaften weltweit Seine Heimat ist die «Perle am Schwarzen Meer» – Odessa, die weltberühmte Schwarzmeer-Metropole, die als eine der grössten und schönsten Städte der Ukraine gilt. Pater Eugen Yurchenko ist ein sprachbegabter Weltenbürger, der sich nicht nur in Odessa, sondern auch in Moskau, Regensburg und Rom bereits bewährt hat. «Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nur in Grossstädten wohlfühlen würde», erklärt Pater Eugen in perfektem Deutsch. Ganz im Gegenteil – Flims und die Spontanität seiner Bewohnerinnen und Bewohner haben es ihm angetan. «Auch wenn das Meer weit entfernt hinter den Bergen liegt, so weht hier ein charmanter, mediterraner Geist in den Herzen der Menschen», fasst er seine ersten Begegnungen in malerische Worte. Der Weg in den Orden Eugen Yurchenko, dessen Muttersprache sowohl Russisch als auch Ukrainisch ist, absolvierte zuerst erfolgreich ein Geschichtsstudium. «Anschliessend unterrichtete ich einige Monate. Die Klassen zählten gut und gerne 45 Schüler», erzählt er. «Mein Ziel war es, die Geschichte für die Jugendlichen erlebbar zu machen – gerade für die Zeitepoche Mittelalter gibt es ausgezeichnete Spiele.» Pater Eugen lässt in einem Nebensatz schmunzelnd durchblicken, dass die Vorgesetzten seine Ideen nicht unbedingt teilten, doch In Flims angekommen: Eugen Yurchenko, promovierter Salesianerpater und neuer Pfarrer der katholischen Pfarrei Flims-Trin. (FOTO YANIK BÜRKLI) Auf die Frage, ob ihn nicht bisweilen Heimweh überfalle, meint Pater Eugen nachdenklich: «Heimweh ist immer ein Thema, aber als Priester gehe ich dorthin, wo ich gebraucht werde. Auf meinem Weg habe ich wertvolle Freundschaften gewonnen.» Der Freundschaftsgedanke lässt ihn auch ehrenamtlich als Geschichtsdozent an der Universität in Kiew lehren. Die Universität könnte weder ein Salär noch seine Spesen bezahlen. Er ist überzeugt: «Wir Menschen sollen nicht gegeneinander arbeiten. Jeder Mensch ist einzigartig, gemeinsam ergeben wir einen wunderschönen bunten Blumenstrauss.» Pater Eugen weiss, von was er spricht, trug er als Kaplan der deutschen Botschaft in Moskau doch wesentlich zur gelebten Ökumene bei. Trotz seiner weltweiten Kontakte hat Pater Eugen Flims fest im Blick. «Wir haben hier ein engagiertes Team; die aktiven Gemeindemitglieder sind aus Interesse und Freude dabei – das ist viel wert», freut er sich. Eines seiner ersten Ziele in Flims sei die intensive Begleitung der Ministrantenarbeit, verrät er. «Für die Zukunft ist es mir zudem wichtig, die Kirche für Familien und für die junge Generation attraktiv zu gestalten.» Dabei denke er nicht an Aktivitäten, «das wird schon genug angeboten». Vielmehr gehe es ihm um die Kirche als einen Ort der Ruhe und Erholung. «Ein Ort, der gerade in unserer oft hektischen Zeit immer wichtiger wird.» seine Begabung bei der Arbeit mit Jugendlichen und Kindern war stets unbestritten. Bereits während des Geschichtsstudiums trug sich Pater Eugen mit dem Gedanken, ins Priesterseminar zu gehen. «Für meine Eltern war das in Ordnung», erinnert er sich. 1993 wanderte er nach Polen aus und trat dem Salesianerorden bei. Zu den Haupttätigkeitsfeldern dieser Kongregation gehören auch die Jugendseelsorge, die Jugendarbeit und die Jugendbildung. Deshalb arbeitete Pater Eugen in Moskau mit Strassenkindern und in Regensburg mit sozial benachteiligten Jugendlichen. «Ich habe nie so viel Fussball gespielt, wie während meiner Zeit in Regensburg – nämlich jeden Landquart In der Südostschweiz vorwiegend sonnig WETTER Aussichten heute Temperaturen: Nachmittag/Morgen früh Ilanz 16°/8° Disentis 11°/4° 16°/8° 16°/8° 11°/4° Davos 16°/8° Thusis Splügen Scuol Chur 8°/0° 9°/2° Aussichten heute Freitag Am Rand eines Hochdruckgebietes Pressespiegel 9°/2° Zernez ist die Wetterlage im Alpenraum am 8°/0° Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Freitag ruhig. Bemerkenswert ist Arosa St. Moritz 8°/0° Sta. Maria 11°/4° die partielle Sonnenfinsternis, die über Mitteleuropa heute Vormittag sichtbar ist. Von Süden ziehen tiefe Prognosen für die nächsten Tage Am Samstag nähert sich eine schwache Kaltfront. Der Vormittag ist in der Südostschweiz teils sonnig. Erste Regenschauer treten entlang der Voralpen und im Süden auf. Gegen Abend wird es auch in den übrigen 24 KULTUR Südostschweiz vom 14.3.2015, Seite 24.pdf Südostschweiz | Samstag, 14. März 2015 Nirgendwo sonst sind so viele Götter zu Hause Acht Glaubensgemeinschaften finden im Berner Haus der Religionen unter dem gleichen Dach zu Gott. Es ist ein einzigartiges Austauschprojekt. S von Andreas Herzog o viele Götter wie hier sind nirgendwo sonst zu Hause, nicht einmal in Jerusalem. Im Haus der Religionen in Bern kommen acht verschiedene Glaubensgemeinschaften zusammen. Hier rollen Muslime ihre Teppiche aus, entzünden Aleviten ihr Feuer, pilgern Hindus in den Tempel. «Das ist weltweit einzigartig», sagt Guido Albisetti, Präsident der Stiftung «Europaplatz – Haus der Religionen», die das Projekt angerissen hat. Das Haus sei nicht nur für Bern bedeutend, sondern für die ganze Welt. Im Sockel des Wohn- und Bürozentrums Europaplatz im bernischen Ausserholligen entstand ein Ort der Zuflucht für religiöse Minderheiten (siehe Kasten). Es ist in Beton gegossener Glaube an den Dialog und das Miteinander der Religionen und der Kulturen. Es ist in Beton gegossener Glaube an den Dialog der Religionen. Der Weg dorthin war steinig. 2002 begann die Stiftung mit der Geldsuche. «150 Gesuche haben wir verschickt und 150 Absagen erhalten», sagt Albisetti. Sie seien Utopisten, Gutmenschen, Fantasten, hiess es. «Viele waren skeptisch gegenüber dem Projekt oder überhaupt gegenüber der Religion.» Doch Albisetti und seine Mitstreiter glaubten an ihre Idee und kratzten 10 Millionen Franken zusammen. Das war genug, um zwei Geschosse im Zentrum Europaplatz zu realisieren, das Bauart Architekten mit dem Urbanoffice aus Amsterdam für den Immobilienentwickler Halter bauten. Die Stiftung ist Stockwerkeigentümerin und vermietet die Räume. Um Kosten zu sparen, finanzierte sie nur den Rohbau, den die Religionen selbst ausbauten, ähnlich wie Läden in einem Warenhaus. Vermittlung im Zwischenraum In der Schweiz kehren immer mehr Menschen Gott den Rücken. Doch Albisetti sieht im Haus der Religionen keinen Anachronismus. Gerade bei den Migrantinnen und Migranten sei der Anteil der Gläubigen hoch, erklärt er. Zudem ist das Haus der Religionen auch ein Haus der Kulturen. Ein Drittel der Fläche nimmt der gemeinschaftliche Dialogbereich im Zentrum ein, den die Architekten als offene Landschaft eingerichtet haben. Innenhöfe verbinden das Erd- mit dem Obergeschoss, Fenster schaffen Durchsichten. Ge- wandt nutzen die Architekten den knappen Raum im Schnitt aus: Vorne ist das Erdgeschoss vier und das Obergeschoss 2,8 Meter hoch, hinten kehrt sich das Verhältnis um. Im Übergang richten die Architekten eine Tribüne für Konzerte oder Lesungen ein. Der Verein betreibt ein reichhaltiges Programm mit Integrationskursen und Sprachworkshops, die in zwei Sitzungsräumen stattfinden. Der Dialogbereich funktioniert räumlich wie inhaltlich: Hier kommt man zusammen, tauscht sich aus, lernt fremde und eigene Kulturen kennen. Die transparente Architektur unterstützt diese Osmose, lässt in einem Raum viele Möglichkeiten zu. Türen in eine andere Welt In ihre eigene Welt gelangen die Gläubigen aus der Begegnungszone über hohe Holztore. «Das sind Türen, die aufgehen in eine andere Welt», erklärt Vereinspräsidentin Gerda Hauk. Sie können von aussen nicht geöffnet werden. So kann jede Gruppe selbst bestimmen, wann sie Gäste empfängt. «Das Konzept von Nähe und Distanz ist wichtig», so Hauk. Alle Gebetsräume sind im Prinzip für die Öffentlichkeit zugänglich. Allerdings haben sich nicht alle an die gemeinsame Erschliessung gehalten. Die Hindus und die Muslime bestanden auf einem zusätzlichen, separaten Eingang direkt von aussen, was dem Konzept des Austauschs zuwiderläuft. Ein Gang durchs Haus zeigt, mit welch unterschiedlichen Mitteln und Vorstellungen die Gruppen ans Werk gingen, vom Frondienst bis zum offiziellen Architekturauftrag. Muslime, Hindus, Christen, Aleviten und Buddhisten haben je einen Gebetsraum. Die drei übrigen Religionen – Juden, Bahai und Sikhs – beteiligen sich am Projekt, sind aber nur mit einer Vitrine vertreten. Für die anderen ist das neue Zuhause essenziell: Viele beteten vorher in Garagen oder dunklen Kellern. Wie bringt man acht Religionen an einen Tisch, geschweige denn unter ein gemeinsames Dach? «In langen Sitzungen», erklärt Architekt Stefan Graf von Bauart. «Bis zu dreissig Personen diskutierten jeweils mit.» Da die meisten nicht vom Fach waren, haben die Architekten mit Modellen erklärt, wie gross die Räume werden. Wer mehr Mitglieder hat oder mehr bezahlt, kann sich mehr Fläche leisten. Mit Abstand die grössten Gebetssäle sind jene der Muslime und der Hindus. Für alle Götter planen Für viele Religionen ist der Kontakt zum Himmel wichtig. Gestapelt wurden Gebetsräume darum nur einmal. Die Buddhisten stört es nicht, dass über ihnen die Christen beten. Per Zufall ist das Gebäude fast genau nach Mekka ausgerichtet, allerdings um 180 Grad verkehrt, weshalb die Muslime erst um ihre Moschee herumgehen müssen. Bei den Hindus ist der Spagat zwischen fixer Architektur und Einbauten am offensichtlichsten: Ihr Eingangsportal ist zweigeteilt und ragt aus dem Sockel der Überbauung – fast wie ein Werbeschild. Damit zeigt sich die Krux des Gebäudes: Es steckt voller Pragmatismus. Alles ordnet sich der Struktur unter, auch aussen. Auf den sakralen Inhalt verweist nur das Muster auf der Glasfront, das als Zeichen aber zu schwach ist. Die spiegelnde Fassade bleibt das, was sie auch daneben ist: Schaufensterfront von Denner und Coop. Der Reiz liegt nicht in der vollendeten Form, sondern im Nebeneinander der sakralen Stile, das der Dialogbereich als architektonischer Kitt zusammenhält. Der Neubau ist eine Nische in einem Land, das in der Bundesverfassung Minarette verbietet. Und der Clou liegt im Prozess: Das Projekt erlaubte den Nutzern, gemeinsam einen Ort zu bauen. Auch das stiftet Identität. Das Haus der Religionen ist kein Solitär, der die Macht der Religion demonstriert. Es ist ein Abschnitt in einem Gebäude, in dem auch geschlafen, gearbeitet und eingekauft wird. Damit steht das Projekt für den schwindenden Stellenwert der Religion. Glaube ist heute städtebaulich unsichtbar, er ist Privatsache. Darum ist es wichtig, dass in Bern nahe am Alltag Raum dafür geschaffen wurde. Der Neubau bietet Menschen eine religiöse Nische – in einem Land, das Minarette in der Bundesverfassung verbietet. Religionen sind nicht unbedingt bekannt dafür, den Mittelweg zu finden – insbesondere nicht mit Andersgläubigen. Das Haus zwingt seine Benutzer dazu, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Albisetti freut sich auf «konstruktive Auseinandersetzungen». Vieles spricht dafür, dass diese gelingen. Denn der Einzug am Europaplatz ist kein Neuanfang im leeren Raum. Bereits seit mehreren Jahren bringt der Verein Religionen an einen Tisch. Strenggläubige werden wohl trotzdem keinen Fuss ins Haus setzen. Die meisten aber sind wohl froh, endlich an einem anständigen Ort zu Gott zu finden. Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift «Hochparterre», März 2015. Vom runden Tisch bis zum fertigen Bau dauerte es 17 Jahre Weltreligionen unter einem Dach: Die Gebetsräume der Muslime, Buddhisten, Hindus und Bilder Michael Blaser Christen (von oben) im Haus der Religionen in Bern. Die Idee für das Haus der Religionen geht auf eine Studie zur Stadtentwicklung im Berner Westen von 1998 zurück, die Massnahmen gegen die Marginalisierung religiöser Minderheiten forderte. Der «Runde Tisch der Religionen» und die evangelische Religionsgemeinschaft der «Herrnhuter Brüdergemeine Bern» nahmen den Vorschlag auf. 2002 wurde der Verein «Haus der Religionen – Dia- Shoppingcenter, Tempel und Wohnhaus: Das neue Gebäude am Europaplatz in Bern. log der Kulturen» gegründet, der das Haus betreibt. Die 2006 gegründete Stiftung «Europaplatz – Haus der Religionen» organisierte die Finanzierung, die von institutionellen und privaten Gönnern getragen wurde. Die Stiftung beauftragte Bauart Architekten, eine Überbauung zu planen, die das Projekt querfinanziert. Diese spannten mit dem Urbanoffice aus Amsterdam zusammen, das 1999 Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden den Wettbewerb Europan für das städtebauliche Konzept des Areals in Ausserholligen gewonnen hatte. 2008 stieg der Immobilienentwickler Halter mit ins Boot, der zwei Investoren mitbrachte. Das allerdings hiess: Das Haus der Religionen musste selbsttragend sein. Nach einer Dekade Planung ging es plötzlich schnell vorwärts. In nur eineinhalb Jahren stellte Halter das Gebäude fertig. (ahe) können, bessere schusssichere Westen und gepanzerte Fahrzeuge. Für Hans-Jürg Käser, Präsident der kantonalen Justizund Polizeidirektoren (KKJPD), ist das aber der falsche Weg. Er war diese Woche mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in Brüssel. Im Zentrum der Gespräche standen neben dem Migrations- Nachrichtendienst und die Revision des Bundesgesetzes zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Büpf). Die Strafverfolgungsbehörden würden so mehr Kompetenzen für die Überwachung mutmasslicher Straftäter erhalten. «Wir brauchen verlässliche Informationen über Terrorzellen», sagt Käser. Noch immer fehlten schweizweit 1300 Gesetzeshüter, sagt er. «Die Korps sind nach wie vor überlastet und viele von ihnen laufen am Limit.» Südostschweiz vom 15.3.2015, Seite SCHON LÄNGER fordert der 7.pdf Verband der Polizeibeamten mehr Personal. Durch die Anschläge in Europa hat sich die Si- AR UR GL NW OW AI CH 86 78 67 57 54 26 17 737 83 89 63 55 54 25 17 328 +4 –11 +4 +2 – +1 +409 QUELLE: KKPKS Präludium zu einem Fest der Superlative 12 000 Musiker sollen 100 000 Zuhörer erreichen – mit geistlicher Musik aller Zeiten und Facetten EINZIGE gen bei rurgisch Darm. Forschu sitas un anlagt, mal err will», sa deshalb rung un desalter nicht en regulato bung fü gungsfö Die den m schnitt schen d 13,6 Kil die Alte Die dire von Üb jährlich VON FLORIAN BISSIG ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Gestern hat das Kirchenklangfest «cantars 2015» mit einem grossen Auftaktanlass in Basel begonnen. Nach über zwanzig Konzerten mit Musik von Heinrich Schütz bis Andrew Bond in fünf Basler Kirchen fand in der Predigerkirche die offizielle Eröffnungsfeier statt. Neben den Vertretern der beiden Landeskirchen war auch die Basler SP-Ständerätin Anita Fetz anwesend. «cantars» dauert bis zum 7. Juni 2015 und findet in 13 Kantonen statt. Der Anlass vereint in rund 420 Veranstaltungen sakrale Musik, Kabarett, Lesungen, Begegnungen und weitere kulturelle Ereignisse. «cantars» wird veranstaltet vom Schweizerischen Katholischen Kirchenmusikverband SKMV und vom Schweizerischen Kirchengesangsbund SKGB. Insgesamt sind 12 000 Mitwirkende beteiligt, darunter 2000 Kinder und Jugendliche. Das Organisationskomitee rechnet mit gegen 100 000 Besuchern. Oelling zonen Schwim kann a tienten komme lo leich unabdin mer wi «Eine F BMI* vo schen, d Fett nic dern au können Basel verleiht dem Auftaktanlass von «cantars 2015» seine eigene Note. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden HO * Der Bo aus dem Körperg Südostschweiz vom 16.3.2015, Seite 19.pdf KULTUR Südostschweiz | Montag, 16. März 2015 19 «Ich war ein Asi-Jugendlicher» 25 Jahre deutsch-deutsche Wiedervereinigung: Rammstein-Keyboarder Christian Lorenz, auch Flake genannt, veröffentlicht am 16. März seine Autobiografie. Ein Interview. mit Christian Lorenz sprach Olaf Neumann R ammstein aus Berlin sind echte Weltstars, aber sie haben eine Vorgeschichte, die in der DDR angefangen hat. Davon erzählt Rammstein-Keyboarder Christian Lorenz alias Flake in seinem Buch «Der Tastenficker». Es ist keine typische Musikerautobiografie und auch keine Promi-Lebensbeichte, sondern eine selbstironische Rückschau mit zahlreichen Exkursen über Themen wie Musik, Autos und Subkultur. Denn auch in der DDR gab einen Underground, es gab Punks, verbotene Musik, nicht-konforme Mode. Von seinen Abenteuern in Prenzlauer Berg weiss der 48-jährige Berliner im Gespräch zu berichten. Herr Lorenz, was ist ein Tastenficker? CHRISTIAN LORENZ: Wer richtig Klavier spielen kann, ist ein Pianist. Der Tastenficker hingegen ist einer, der meistens ein Keyboard aus Plaste hat und auf der Bühne nervös auf den Tasten rumfingert, weil er geil wirken will. Das sieht aber nie geil aus, während der Sänger immer eine erotische Ausstrahlung hat. Weniger sexy als ein Tastenficker geht nicht. Das war im Osten der übliche Begriff für Keyboarder und gar nicht abwertend gemeint. Sie sind in Prenzlauer Berg aufgewachsen. Ihre Eltern waren mit Schriftstellern und anderen Künstlern befreundet. Welche waren das? Leute wie Günter Kunert und Manfred Krug, die dem Regime kritisch gegenüberstanden. Aber als Kind merkt man das nicht. Ich habe mich immer gefreut, wenn meine Eltern Besuch bekamen, weil diese Leute so verrückte Geschichten erzählten. Ich wusste sehr lange nicht, was sie machen, bis mal ein Buch auf dem Tisch lag. Wurde Ihre Familie von der Stasi überwacht? Davon gehe ich aus, denn in unserem Haus waren zwei Parteien von der Stasi. Wir taten aber nichts Verbotenes. Die Beobachtung war allgegenwärtig und deshalb bedeutungslos. Ich habe aber auch schon Berichte von Stasi-Opfern gelesen, deren Leben zerstört wurde. Die haben sicher auch recht. Ich persönlich habe die Stasi jedoch nicht ein einziges Mal als Bedrohung erlebt. Sie war einfach immer dabei, selbst bei Geheimkonzerten. Wenn es nicht sogar die Bandmitglieder selbst waren. Was machte die DDR-Subkultur einzigartig? Ich bin da so reingekommen und war von Anfang an fasziniert, was da abging. Bei jeder Veranstaltung dachte ich: «Das ist doch verboten, ich höre hier verbotene Musik!» Dadurch war das für mich irre spannend, auch wenn es im Nachhinein betrachtet oft ziem- licher Schwachsinn war. Zum Beispiel bemalte einer eine nackte Frau oder ein anderer spielte Saxofon und drehte sich dazu im Kreis. Und alle Zuschauer fanden das stark. Ich war damals auch bei Partys und Ausstellungseröffnungen von Leuten, die später berühmt geworden sind, wie Cornelia Schleime, A.R. Penck oder Neo Rauch. In Ihrer Punk-Zeit haben Sie weder geduscht noch sich regelmässig umgezogen. Welchen Zweck verfolgten Sie damit? Ich wollte in diesem Alter grundsätzlich nicht das machen, was als normal galt, sondern etwas dagegen tun. Das Einfachste war, nicht zu duschen. In unserer besetzten Wohnung gab es anfangs ohnehin keine Dusche. Auch auf «Die Mengen, die wir damals tranken, waren aber nichts gegen das was heute beim Komasaufen angesagt ist.» unseren Tourneen über die Dörfer bestand oft keine Möglichkeit, sich zu waschen. Da sind wir nach dem Auftritt irgendwann besoffen in den Bus gefallen und wussten nicht, was los ist. Die Mengen, die wir damals tranken, waren aber nichts gegen das was heute, beim Komasaufen angesagt ist. Gab es in der DDR Drogen? Ab und zu brachte jemand aus dem Westen Haschisch mit. Es gab vielleicht Menschen, die irgendwelche Hustenpillen schluckten, aber ich persönlich kenne keinen. formen, und in dieses Gefüge wollte ich passen. Wir Blues-Fans trugen Thälmannjacken mit schrägem Kragen, amerikanische Shell Parkas, Jeans, selbst gefärbte Halstücher und sogenannte Römerlatschen. Beliebt bei Blues-Fans waren auch Kletterschuhe für zwölf Mark. Ich glaube, damit ist nie jemand im Elbsandsteingebirge klettern gegangen. Niemand trug diese Uniform aus modischen Gründen, sondern weil man eben Blues-Fan war. Wenn sich zwei Gleichgesinnte zufällig begegneten, wurden sofort Termine und Schlafmöglichkeiten ausgetauscht. So konnten riesige Konzerte und Partys stattfinden, ohne dass ein einziges Plakat geklebt wurde. Im Westen waren Punks und Popper verfeindet. Vertrugen sich im Osten Punks und Blues-Fans? Es bestand in der DDR überhaupt kein Widerspruch zwischen Punk und Blues. Es gab Konzerte, wo Bands beider Richtungen spielten, Freygang und Die Firma zum Beispiel. Die Fans waren genau gemischt. Der Punk war mir äusserlich nicht anzusehen. Er fand vor allem in meinem Kopf statt. Gab es in der DDR Jugendidole? Selbst wenn es ein paar Hilfstypen gegeben hätte, wären sie kaum als richtiges Idol akzeptiert worden, weil sie nicht echt waren. Dean Reed sollte als DDR-Held hingestellt werden, aber das hat nicht funktioniert. Die Jugendlichen durchschauten sofort, dass er zu konstruiert war. Ich fand jedoch ein paar DDR-Bands gut – Engerling oder Monokel. Als Idol würde ich hingegen Leute wie Jimi Hendrix oder Jim Morrison bezeichnen. Die wurde im Osten genauso verehrt wie im Westen. damit wir dann lockere Punks sein konnten. lin kommen durften. Vielleicht hatte das aber auch noch andere Gründe. Punks war es anfangs verboten, sich im Zentrum von Ostberlin aufzuhalten. Wo sind illegale Punkbands aufgetreten? Die ersten Punks lebten in Plänterwald. Aufgetreten sind sie witzigerweise auf der Blues-Messe, die vom damaligen Jugendpfarrer Eppelmann in der Samariterkirche in Friedrichshain veranstaltet wurde. Die Resonanz darauf war ungeheuer. Punkbands wie Namenlos, Der Demokratische Konsum, Antitrott und Rosa Extra spielten im Keller einer Kapelle im hinteren Kirchgarten. Auch wieder in völliger Eintracht mit den Blues-Leuten. Wie viel Platz gab es in der DDR für die Subkultur? Selbst wenn man den Punks keinen Platz lassen wollte, der Staat war nicht in der Lage, ihr Tun zu unterbinden. Wir liessen unsere Konzerte oft Hatte der DDR-Underground eine Punkhymne? Das waren einfache Texte wie «Beton, Beton» oder «Jeder Satellit hat einen Killersatellitet» von Zwitschermaschine. Eigentlich unterschied sich der OstPunk kaum vom West-Punk. Wieso hat der Staat, der anfangs massiven Druck auf die Punks ausübte, nach 1986 nicht mehr versucht, den Willen der Punks zu brechen? Die ersten Punks wurden noch eingesperrt oder Repressalien ausgesetzt, aber es wurde dadurch nichts besser, deshalb hat man uns später laufen lassen. Der Staat merkte, dass es sinnlos ist, die ganze Jugend gegen sich aufzubringen. Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, Jugendlichen eine Musik zu verbieten. Das hat noch nirgendwo auf der Welt geklappt. Christian Lorenz, auch Flake genannt Warum sind Sie Punk geworden? Für mich hatte Punk etwas mit Erwachsenwerden zu tun gehabt. Ich wollte mich von den Eltern und den alten Werten abgrenzen und mir ein eigenes Weltbild zulegen. Dazu ging nur Punk, denn jede andere Musik hätten meine Eltern auch gut gefunden. Sie sagten immer: «Mach mal bitte den Krach aus, das kann ja keiner hören. Die können ja überhaupt nicht spielen». Diese Sätze meiner Eltern waren für mich wie ein Gütesiegel. Und dann habe ich die Musik noch ein bisschen lauter gemacht. Flake, mit bürgerlichem Namen Christian Lorenz, wurde im Jahr 1966 in Ostberlin geboren. Seinen Spitznamen erhielt er mit 15 Jahren. Er war Keyboarder bei Bands wie Feeling B, der Magdalene Keibel Combo oder Frigitte Hodenhorst Mundschenk. Seit dem Jahr 1994 ist er Keyboarder bei der deutschen Band Rammstein. Heute lebt er mit seiner Wie hart war es, in der DDR anders zu sein? Jeder Jugendliche ist auf eine Art anders, ob nun Punk oder Popper. Es störte mich nicht, dass die Polizisten mich alle nach dem Ausweis fragten. Ich wusste ja, wenn man so aussieht wie ich, wird man nach dem Ausweis gefragt. Die Polizisten wussten wiederum, dass sie Leute wie mich kontrollieren mussten. Es war wie ein stilles Abkommen. Sie sagten dann noch, ich solle mir etwas anderes anziehen und ich antwortete: «Ja, ist gut.» Und dann wars das. Ich persönlich hatte dadurch gar keine Schwierigkeiten, aber es gab auch Punks, die nicht mehr nach Ber- Wie kleideten Sie sich als Jugendlicher? Ich bevorzugte eine Kombination aus Müll und gut erhaltenen Sachen von verstorbenen Opas. Im Osten trugen viele Jugendliche selbst gewählte Uni- Wann tauchten die ersten Punks in Ostberlin auf? Um 1980. Ich kannte Punk aus Zeitungen und hatte auch schon von den Sex Pistols gehört. Von ihnen war ich begeistert. Die ersten Punks in der DDR hatten es sehr schwer. Sie sind verprügelt und sogar verhaftet worden. Sie mussten die ganzen Kämpfe führen, Familie in Berlin. Musiker Lorenz hat zwei Töchter und zwei Söh- ne und ist seit 2008 mit Jenny Rosemeyer verheiratet. (on) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden «Für mich war die DDR eher wie ein Spielplatz.» draussen in Strausberg stattfinden. Die Polizei rechnete nicht damit, dass in einem leer stehenden Bauernhaus ein Punkkonzert stattfinden würde. Bis sie dann kam, konnten wir unseren Auftritt getrost bis zum Ende spielen. Hatten Sie nie das Gefühl, eingeengt zu sein? Für mich war die DDR eher wie ein Spielplatz. Wenn doch mal etwas abgebrochen wurde, hatte halt die Polizei gewonnen, aber dafür konnten wir dann die nächsten vier Konzerte zu Ende spielen. In meinen Augen machte die Polizei ihren und wir unseren Job. Einige Ihrer Freunde sind in den Westen geflüchtet. Sind Sie bewusst in der DDR geblieben, weil Sie etwas verändern wollten? Ja, aber ich weiss nicht, wie viel ich mir da schön rede. Ich hatte mich mit der DDR arrangiert, auch wenn mir das heute vielleicht vorgeworfen wird. Selbstverständlich wollte ich, dass die starre Politik lockerer wird. Ich wäre aber nie so weit gegangen, die Regierung stürzen zu wollen. Wie viele Punks sind ins Gefängnis gekommen? Viele der ersten Generation, muss man ganz offen sagen. Manche von denen waren wirklich kriminell. Andere, wie die Mitglieder der Band Namenlos, wurden aus politischen Gründen verhaftet. Später hatten sie Schwierigkeiten, im normalen Leben zurechtzukommen. Das war ganz schlimm. Rückblickend würde ich mich gar nicht mehr zu den Punks zählen. Ich war eher ein Asi-Jugendlicher, der auf Blues und Punk stand. BÜCHERTIPP Flake: «Der Tastenficker – An was ich mich erinnern kann». Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. 392 Seiten. 28.90 Franken. Bank Der Bündner Simo Nachrichtendienst Südostschweiz vom 16.3.2015, Seite 8.pdf NACHRICHTEN S von Dennis Bühler Bild Rahat Dar/Keystone Kurznachrichten Mehr unter suedostschweiz.ch LAHORE Demos nach Anschlägen auf Kirchen in Lahore Zwei Selbstmordattentäter verübten gestern einen Doppelanschlag auf christliche Kirchen in der ostpakistanischen Metropole Lahore. Der Anschlag während des Gottesdienstes kostete mindestens 17 Menschen das Leben – Dutzende schweben in Lebensgefahr. Bei Ausschreitungen nach dem Anschlag wurden nach offiziellen Angaben zwei Menschen gelyncht. Die beiden Männer seien bei lebendigem Leibe verbrannt worden, sagte ein Sprecher der Provinzregierung. Nach dem Anschlag demonstrierten in mehreren Städten Tausende Christen, die der Regierung vorwarfen, Minderheiten nicht ausreichend zu schützen. (sda) BERN VISP Kerry über Syrien: USA müssen mit Assad reden Tödliche Explosion im Chemiewerk Lonza in Visp US-Aussenminister John Kerry hat eingeräumt, dass für ein Ende des syrischen Bürgerkriegs mit Machthaber Baschar el Assad geredet werden müsse. Letzten Endes müssten die USA verhandeln, sagte Kerry in einem gestern ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehsender CBS. Washington arbeite hart daran, die Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts wiederzubeleben, sagte Kerry weiter. (sda) Eine Explosion im Lonza-Chemiewerk in Visp hat ein Todesopfer gefordert. Dabei handelt es sich nach Infos der Kantonspolizei Wallis um einen Mitarbeiter, einen 56-jährigen Walliser. Die Explosion ereignete sich gestern Morgen in der Produktionsanlage MPA Alpha, wie Lonza mitteilte. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, um die Unfallursache abzuklären. (sda) BERN/ATHEN Schweiz: Griechenland Weltweite Waffenausfuhren ignoriert Schwarzgeld steigen kontinuierlich an Griechenlands Regierung lässt STOCKHOLM sich unversteuertes Vermögen Von 2010 bis 2014 sind 16 Prozent griechischer Bürger in der mehr Waffen exportiert worden Schweiz entgehen. Dies berichtete als von 2005 bis 2009. Dies teilte gestern die deutsche Zeitung das Friedensforschungsinstitut «Welt». Demnach liegt schon seit Sipri in Stockholm mit. Am meisten führten die USA und Russland Februar letzten Jahres ein Angebot des Schweizer Staatssekretaaus, China steigerte seine Waffenriats für internationale Finanzfraexporte um 143 Prozent und gen (SIF) vor, das Geld aufzuspükommt neu auf Rang drei,Pressespiegel vor ren und nach Athen zu überweiDeutschland. Die europäischen Landeskirche Evangelisch-reformierte Graubünden Importe sanken dem Sipri zufolge sen. Doch der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis und in den zurückliegenden fünf auch seine Vorgänger haben sich Jahren um 36 Prozent. Der Trend imon Gantenbe beim Gespräch in nen Café in der B stadt derart lau stimmt, dass sich die beiden Rentner vom Ne heben und zur Mässigun Gantenbein will warnen, teln, er will, dass die Gese lich die Augen öffnet. De einfach nicht verstehen, Leute selbst in seinem Umf den Achseln zucken, wenn vom neuen Nachrichten hören. «Die freiheitlichen rer Gesellschaft sind in Gef «Nicht mehr und nicht we Heute Montag und morg berät der Nationalrat das richtendienstgesetz, das de tendienst des Bundes (ND soll, private Räume zu verw fone abzuhören, E-Mails per Staatstrojaner in fremd einzudringen und Privatpe Unternehmen zur Ausku pflichten (siehe Kasten). verleiht dem NDB sehr viel zen», sagt Gantenbein. «Un greifende Kontrollinstanze gäbe man einem Fünfjä Motorsäge zum Spielen.» Aufklärer und Lobbyist Simon Gantenbein, in d Herrschaft aufgewachsen Lehre als Informatiker dann die Berufsmatura nun arbeitet er als Infor Kanton Bern. Aus private besuchte er vor ein paar J Workshop für spurenarme Internet und wurde so auf Gesellschaft Schweiz aufm Bündnis netzpolitisch in Kreise, dem 50 Personen u pierungen angehören, v rechtsorganisationen bis kollektiven. Mit der Digitalen macht sich Gantenbein das neue Nachrichtendien wie die Revision des art Bundesgesetzes betreffen wachung des Post- und verkehrs (Büpf) stark, üb Nationalrat im Sommer be Als Lobbyist bezeichne gerne, sagt er, dieser Begriff Anrüchiges. «Ich sehe mic ‘Aufklärer in digitalen Frag E-Mails sendet und e verschlüsselt, anstelle de Messenger-Diensts Whatsa er eine Alternative, die Verschlüsselung zulässt, vo hat er sich längst abgeme 20 KULTUR REGION Südostschweiz vom 17.3.2015, Seite 20.pdf Kein Sakralk itsch: Das Musikensemble aus der Klosterschule Disentis unter der Leitung von Clau Scherrer vermochte das Publikum in der Heiligkreuzkirche in Chur restlos zu begeistern. Bild Marco Hartmann Ein eindrucksvoller Ruf nach Frieden Das gross angelegte Musikprojekt «Ut unum sint» reist mit Sack und Pack von Disentis den Rhein entlang bis nach Köln. Im Gepäck hat der 100-köpfige Schülerchor zwei zeitgenössische Kompositionen, die das Ensemble hervorragend zu interpretieren weiss. D von Christian Ruch ass vergangenen Sonntag mit «Ut unum sint» (auf dass sie, die Menschen, eins sein mögen) ein aussergewöhnliches Konzert bevorstand, machte sich schon vor dem ersten Ton bemerkbar: Der mehr als 100 Schüler zählende Chor des Gymnasiums und Internats Kloster Disentis, begleitet vom Ensemble de Canto, dem Orchester Desertina sowie den beiden Solistinnen Judit und Letizia Scherrer, musste jeden freien Quadratmeter im Altarraum der Churer Heiligkreuzkirche nutzen, um Platz zu finden. Und auch das Publikum sass erfreulich dicht gedrängt. Ebenso bemerkenswert war, dass zunächst der Lily-Waeckerlin-Preis der gemeinnützigen Stiftung Accentus in Höhe von 60 000 Franken überreicht wurde. Alt Nationalrätin Marianne Kleiner würdigte im Namen der Stif- tung die Leistung der Musiker Ursin Defuns und Clau Scherrer sowie des Schulrektors Bruno Hensler, die massgeblich zur Verwirklichung des Projekts beitrugen. Die Jury sei «beeindruckt und begeistert» gewesen, verriet Kleiner. Ein herausragendes Ereignis Und in der Tat: Was dann folgte, war ein herausragendes musikalisches Ereignis, wie man es nicht oft zu Gehör bekommt. Den Auftakt bildete ein aus der Feder von Ursin Defuns stammendes Magnificat «para el papa Francisco», das durch sein anschwellendes Klangvolumen erste bewegende Momente bot. In der darauf folgenden Friedensvesper «Ut unum sint» hat der deutsche Komponist Lorenz Dangel (Jahrgang 1977) in Anlehnung an das klösterliche Abendgebet sieben Psalmen vertont, die durch AntiphonGesänge des Ensembles de Canto eingeleitet werden. Passend zu den Texten, die vom Lobpreis bis zu tiefster Gottverlassenheit reichen, ist die Klangstruktur mal mehr, mal weniger dissonant. Es gibt geradezu beklemmende, bedrohliche Momente, Paukenschläge, die das Ohr wie Hiebe treffen oder an Kriegstrommeln erinnern, aber auch ruhige, von den Streichern getragene Sequenzen, in denen sich der Schulchor oder die oft im Duett singenden und stimmlich hervorragenden Solistinnen Judit und Letizia Scherrer wunderbar entfalten können. Ihr Bruder Clau Scherrer leitet das Orchester Desertina und die Sänger in einer Weise, die nichts zu dominant werden lässt, aber selbst den scharfen Dissonanzen gebührend Raum lässt und dazu steht, dass «Ut unum sint» angesichts der Bedrohungen, die das Werk thematisiert, nicht dem Schein des Schönen oder einem billigen Sakralkitsch huldigt. Mit von der Partie sind die Glocken der Disentiser Klosterkirche, die wie selbstverständlich Teil des orchestralen Klangs sind und am Schluss gleichsam als Festgeläut gemeinsam erklingen. Zusammen mit dem fünften Teil, der die Gottesferne des Psalms 22 thematisiert, ist das fulminante Finale mit seinem Ruf nach Frieden aus Psalm 29 besonders eindrucksvoll und hinterliess ein sichtlich bewegtes Churer Publikum, das mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen diese herausragende kompositorische, aber auch in ihrer Umsetzung überzeugende Leistung honorierte. Der Klang der sieben Glocken Anlass für das Projekt «Ut unum sint» waren das 1400-Jahr-Jubiläum des Klosters Disentis und der 70. Jahrestag des Weltkriegsendes. «Ut unum sint» ist jedoch auch der Name der lange Zeit fehlenden siebten Glocke der Disentiser Klosterkirche. Der 2013 verstorbene Abt Pankraz Winiker liess eine über 3000 Kilo schwere Glocke giessen, die erstmals in der Nacht der Jahrtausendwende erklang. Defuns brachte dies auf die Komposition, in der die sieben Glocken zu hören sein sollten. Nach der Premiere in Disentis und dem Konzert in Chur am vergangenen Wochenende reist das Ensemble nun nach Zürich und Basel. Von dort geht es per Schiff rheinabwärts zu Konzerten in den Dom- und Münsterkirchen von Breisach, Speyer, Mainz und Köln. Ausserdem – und das ist angesichts der hervorragenden Qualität der beiden Kompositionen und ihrer Umsetzung besonders erfreulich – wird «Ut unum sint» auch auf CD zu hören sein. Der Chor reist von Basel per Schiff rheinabwärts nach Breisach, Speyer, Mainz und Köln. Der Gospeltrain Felsberg löst sich auf Nach 23 Jahren hat der Gospeltrain Felsberg kürzlich sein letztes Konzert gegeben. Der Chor spendete insgesamt 446 000 Franken zugunsten benachteiligter Menschen. von Valerio Gerstlauer Nie habe er gedacht, mit dem Gospeltrain Felsberg einen solchen Erfolg zu haben, erinnert sich Dirigent und Gründer Jürg Kaufmann, der am Wochenende das Ende des Chors bekannt gegeben hat. «Im Gründungsjahr 1992 gingen wir davon aus, dass es sich um ein dreimonatiges Projekt handelt.» Aus den drei Monaten wurden 23 Jahre, in denen rund 230 Auftritte in der ganzen Schweiz absolviert wurden. «Alle Konzerte fanden bei freiem Eintritt und meist vollem Haus statt», erzählt Kaufmann. Mit bis zu 170 Sängerinnen und Sängern habe der Gospel- train Felsberg zu den grössten Gospelchören der Schweiz gezählt. «Mehr als 600 Menschen aus vielen Teilen des Kantons haben in dieser Zeit über kürzere oder längere Zeit im Chor mitgesungen.» Neun CD-Produktionen, die Auftritte an der Expo 02, verschiedene Fernsehauftritte und die Teilnahme an der Bundesratsfeier von Eveline Widmer-Schlumpf listet Kaufmann als Höhepunkte in der Geschichte des Gospeltrains auf. Neuer gemischter Chor? Er habe mit dem Gospeltrain Felsberg aufhören wollen, solange man noch vor ausverkauften Rängen gesungen habe, erklärt Kaufmann seinen Entscheid, den Chor aufzulösen und keinen neuen Dirigenten zu suchen. Private Beweggründe und die zunehmend schwierig werdende Suche nach Sponsoren hätten ebenfalls den Ausschlag geben. Die Sponsoren ermöglichten es, dass ein wesentlicher Teil der Tourneekosten gedeckt werden konnte. Sängermangel wie bei vielen anderen Chören im Kanton sei hingegen zu keinem Zeitpunkt ein Problem gewesen, betont Kaufmann. Im Gegenteil: «Wir mussten restriktiv bei der Aufnahme neuer Mitglieder sein.» Den Sängern habe er seinen Entscheid Ende November des vergange- nen Jahres mitgeteilt, erzählt Kaufmann. «Sie waren zum Teil sehr traurig darüber, verstanden jedoch meinen Entscheid.» So wie es aussehe, werde nun aufgrund der Auflösung des Gospeltrains ein gemischter Chor in Felsberg entstehen. Andere Sänger des Gospeltrains würden wohl dem Blue Wonderful Gospelchor in Chur beitreten. «Ich selber werde mich nicht mehr als Dirigent betätigen, nachdem ich dies 31 Jahre lang getan habe», verrät Kaufmann. Geldsegen für Stiftungen Seit seiner Gründung spendete der Gospeltrain Felsberg die Kollekten- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden gelder an Stiftungen und Projekte, die damit benachteiligte Menschen unterstützen. Auch die allerletzte Tournee des Gospeltrains Felsberg, die Ende Januar abgeschlossen wurde, verlief dahingehend erfolgreich: 26 000 Franken konnten gesammelt werden. 17 000 Franken erhielt vergangene Woche die Stiftung Arwole in Sargans für die Anschaffung spezieller Spielplatzgeräte für behinderte Menschen, die restlichen 9000 Franken gingen an die Stiftung Kind und Krebs in Zürich. Seit 1992 gab der Gospeltrain Felsberg insgesamt 446 000 Franken an Menschen weiter, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. KULTUR REGION Südostschweiz vom 18.3.2015, Seite 17.pdf Südostschweiz | Mittwoch, 18. März 2015 17 2005 155 Chöre 52 Männer-, 2 Frauen-, 87 Gemischt- und 14 Kinder-/Jugendchöre 5323 Mitglieder 1998 144 Chöre 57 Männer-, 4 Frauen-, 78 Gemischt- und 5 Jugendchöre 5367 Mitglieder 2014 131 Chöre 44 Männer-, 2 Frauen-, 64 Gemischt- und 21 Kinder-/Jugendchöre 4172 Mitglieder Männerstimmen werden immer rarer: Der Chor viril Surses zeigt sein Können in der Baselgia Nossadonna in Savognin. Bild Rolf Canal Die traditionellen Bündner Chöre vergreisen in erschreckendem Tempo Das Bündner Chorwesen befindet sich im Niedergang. Innerhalb von nur zehn Jahren verzeichnet der Kanton 1151 weniger Chorsänger. Dies ist ein Rückgang um 22 Prozent. Eine Trendumkehr ist derzeit nicht in Sicht. D von Valerio Gerstlauer as Phänomen des Chor sterbens wird um Grau bünden kaum einen Bo gen machen», prophezei te Martin Zimmermann 2008 in dieser Zeitung. Der damalige Präsident der Musikkommission des Bündner Kantonalgesangsverbandes warnte keineswegs aus dem hohlen Bauch heraus, lag ihm doch bereits Zahlenmaterial vor, das verdeutlichte, in welche Richtung der Trend gehen würde. Ob Zimmermann allerdings ahnte, dass die Bündner Chorszene in der Folgezeit derart in ihren Grund festen erschüttert werden sollte? Es darf bezweifelt werden. Seit Mitte der Nullerjahre implo diert das kantonale Chorwesen gerade zu. Bis dahin allerdings gab es kaum Anlass zur Sorge, wie die Zahlen des Bündner Kantonalgesangsverbandes, in dem bis auf die Projektchöre nahezu alle Chöre des Kantons organisiert sind, vor Augen führen. Die früheste Erhebung reicht ins Jahr 1998 zurück. Damals zählte der Verband 144 Chöre und 5367 Mitglieder. Davon waren 57 Männerchöre mit 2217 Mitgliedern. Re gistriert waren zudem vier Frauenchö re mit 101 Mitgliedern, 78 gemischte Chöre mit 2667 Mitgliedern und fünf Kinder und Jugendchöre mit 382 Mit gliedern. Im Jahr 2005 sah es nicht viel anders aus: Dem Verband gehörten 155 Chöre mit 5323 Mitgliedern an. Welch Diskrepanz zu den neusten Zahlen von 2014. Gerade noch 131 Chö re mit 4172 Sängern sind Mitglieder des Verbands. Von den Männerchören sind noch 44 übrig, sie zählen 1366 Sänger. Reine Frauenchöre gibt es noch zwei,ih nen gehören 46 Sängerinnen an. Auch die gemischten Chöre mussten herbe Verluste hinnehmen: Noch 64 sind re gistriert, auf sie verteilen sich 1814 Sän gerinnen und Sänger. Heute existieren mithin 24 traditionelle Chöre weniger als 2005, mit ihnen und durch das Schrumpfen der noch bestehenden Chöre verlor der Kanton 1151 Sänger. Ein positiver Trend lässt sich einzig im Bereich der Kinder und Jugend chöre feststellen: Von 1998 bis 2014 wuchs deren Zahl um 16 an. Heute zählen die 21 Kinder und Jugendchöre 946 Sänger: ein Anstieg um beachtli che 247 Prozent. «Gegensteuer von der Politik» Erstaunlich gelassen gibt man sich ob des Chorsterbens beim Bündner Kan tonalgesangsverband. Zwar gebe es im mer wieder Chöre, die mangels Sänger aufhören müssten – die Situation sei aber gut, meint Verbandspräsident Retus Giger aus Surrein. In der ganzen Schweiz und auch im Ausland sei die Situation dieselbe. «Diese Entwicklung kann auch der Verband nicht aufhal ten.» Man biete zwar jährlich Weiter bildungen für Dirigenten, Sänger und auch Kinder an. «Aber jeder Chor muss halt auch selber aktiv in den eigenen Regionen und Dörfern werden und um neue Mitglieder werben.» Wirklich Gegensteuer könne allerdings nur die «Die Situation in Chur und Umgebung ist sehr schlimm.» Marietta Gasser Präsidentin Chor Rezia Cuera Politik geben. «Ich hoffe, dass die Zent ralisierung, das systematische Abzie hen der vor allem jungen Bevölkerung aus den Tälern, langsam aufhört.» Die Politik sei sich noch nicht bewusst, was alles durch Fusionen und Zentralisie rungen in den Randregionen und im Kanton verloren gehe. Weitere Gründe ortet Heinz Girsch weiler, Präsident der Musikkommis sion des Bündner Kantonalgesangs verbandes. «Ein Hauptproblem in den Randregionen sind sicher die fehlen den qualifizierten Chorleiter mit einem Bezug zur Region», sagt Girsch weiler. Diese Regionen hätten auch mit anderen strukturellen Problemen wie Abwanderung, sinkende Kinderzahlen und Auflösung der Gemeindestruktu ren zu kämpfen. Viele gut ausgebildete Dirigenten aus dem Unterland würden zudem den weiten Weg scheuen, um in einem kleinen Bündner Dorf einen Chor zu übernehmen. «Leute wollen sich nicht binden» Die Ansichten von Chorpräsidenten aus verschiedenen Regionen Graubün dens ermöglichen es, ein differenzier teres Bild vom Niedergang des Chor wesens zu zeichnen. So zeigt sich, dass keineswegs vor allem die Mitglieder zahlen in den Randregionen des Kan tons erodieren, sondern auch die im verstädterten Churer Rheintal. Zudem scheint die Surselva nach wie vor eine Bastion des Chorgesangs zu bilden. Im Rest des Kantons blickt man neidisch auf die nahezu ungebrochene Anzie hungskraft, die dort die Chöre auf die Menschen ausüben. «Die Situation in Chur und Umge bung ist sehr schlimm», klagt Marietta Gasser, Präsidentin des Chors mischedau romontsch Rezia Cuera, der in Halden stein beheimatet ist. Das höre sie von al len Seiten. Das vordringlichste Problem seien die fehlenden Männerstimmen. «Und langsam macht sich die Überalte rung der Chöre bemerkbar.» Im Chor Rezia Cuera betrage der Altersdurch schnitt schätzungsweise 70 Jahre. «Wenn wir weiterhin keine jungen Män ner anwerben können, dann wird bei uns bald Schluss sein», resümiert Gas ser. Man habe schon vieles versucht, um Mitglieder anzuwerben, zum Beispiel Leute angeschrieben oder inseriert – doch Erfolg habe man damit keinen ge habt. Den Hauptgrund für den Sänger mangel sieht Gasser darin, dass sich die Leute nicht mehr binden wollen und es eine Unzahl anderer Angebote gibt. «Deshalb haben gerade die Projektchö re einen riesigen Zulauf, dort muss man nicht während des ganzen Jahres jede Woche zu den Proben gehen.» Dass die Entwicklung gestoppt werden könnte, glaubt Gasser nicht: «Dieser Trend geht so weiter.» Der Bündner Kantonal gesangsverband mache bereits, was möglich sei, um die Leute fürs Chorsin gen zu gewinnen. «Aber man kann die Leute nicht zu ihrem Glück zwingen …» In der Region Mittelbünden präsen tiert sich die Situation ähnlich prekär. Die Chöre seien überaltert, und es gebe zu wenige Dirigenten, verrät Letizia Sonder, Präsidentin des Cor da donnas Vaz aus Lantsch/Lenz. So stehe bei spielsweise der Chor cecilian Tinizong derzeit ohne Dirigent da, weshalb der ganze Chor zum Pausieren gezwungen sei. Der Männerchor aus Lantsch/Lenz seinerseits kämpfe damit, dass er zu wenig junge Sänger finde – dort spre che man bereits seit Jahren davon, dass es so bald nicht mehr weitergehe. Allgemein zeige die Erfahrung, dass es nicht viel nütze, wenn man als Chor nach potenziellen Sängern suche, meint Sonder. «Das Interesse für Ge Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden sang ist einfach nicht da – ich würde sagen, der Sport ist da in den vergange nen Jahren zu unserem Hauptkonkur renten geworden.» Als Frauenchor ha be man allerdings weniger Probleme als die anderen Chöre. «Im Moment be findet sich der Cor da donnas Vaz in guter Verfassung – wir haben genü gend Sängerinnen, der Altersdurch schnitt beträgt rund 50 Jahre.» Die Chor-Bastion Surselva Im Engadin zeigen sich die gleichen Probleme: Männerstimmen und Diri gentenmangel. Zudem gibt es etliche Projektchöre und spezialisierte Chöre wie zum Beispiel eine Gospelgruppe, die den traditionellen Chören Konkur renz machen, wie Anita PfisterWalther, Präsidentin des Cor mixt Samedan, sagt. «Kürzlich ist der Engadiner Kam merchor aus St.Moritz eingegangen – wir haben gehofft, von dort einige Leu te übernehmen zu können, aber bisher hat sich noch niemand gemeldet.» Eigenartig sei zudem, dass der Jugend chor in Samedan zwar sehr gut besucht werde, man es aber kaum schaffe, diese Sänger später zu einem Übertritt in die Erwachsenenchöre zu bewegen. Wie Sonder betont auch PfisterWalther, dass die Surselva wohl die einzige Re gion Graubündens sei, in der sich die Chortradition behaupten könne. «Die Situation in der Surselva ist si cherlich nicht so schlimm wie im Rest des Kantons – Panik ist keine auszuma chen», bestätigt denn auch Simon Ca viezel, Präsident des Chor viril Laax. Die Chöre seien in der Surselva immer noch Bestandteil des Dorflebens. Man mache aber auch einiges, um junge Leute anzuwerben. So versuche man, die Jungen direkt nach Schulabschluss anzusprechen und für das Chorsingen zu begeistern. über Radio Südostschweiz sagte, werde man vorerst DISENTIS-MUSTÉR nicht auf die Suche nach Lehrlinge geben über Stücken des Boliden gehen. ihre Berufe Auskunft Südostschweiz 18.3.2015, Dies,vom weil davon ausgegan- Seite 2.pdf gen wird, dass keine GeAm Mittwoch, 18.März, biesteinsbrocken bis zur Erde tet das Metalltechnikuntergelangen sind. (so) nehmen Distec in Disentis ab 16 Uhr Einblicke in die Lehrberufe Polymechaniker ILANZ sowie ProduktionsmechaniIlanz ist nun eine an. Wie es in einer Mit«Reformationsstadt» ker teilung heisst, geben dabei die Lehrlinge über ihre Anlässlich der für 2017 geplanten Feierlichkeiten zum Arbeit über Berufschancen Auskunft. (so) 500-jährigen Jubiläum der Reformation hat Ilanz neben vier anderen SchweiDISENTIS-MUSTÉR zer Städten das Label «ReYanez referiert über formationsstadt Europas» Ethik im Journalismus erhalten. Wie es in einer Medienmitteilung heisst, Unter dem Titel «Journalismüssen Städte, die sich um mus braucht Ethik – mehr eine Teilnahme bewerben, denn je» spricht laut einer ein touristisches RahmenMitteilung der Journalist programm zum Jubiläum Diego Yanez morgen Donpräsentieren. In Ilanz plant nerstag um 20.30 Uhr im das Tourismusbüro zusamPeter-Kaiser-Saal des Klosmen mit der Kirchgemeinters Disentis. Yanez ist Dide sowie der Gemeinde ein rektor der JournalistenMittelalterfest. (so) schule MAZ in Luzern. (so) Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden griffe auf M Berner Vom Stefan Eng über rasche Reaktionen in der Politik P olitike mer e mer e Meinung ha den. Wer au telbar reagi Echtzeit-Jou Zögern. Ich leginnen un Smartphon lesen ständ Mails, um ja könnte ja se eine Reaktio bei steht ein 18 KULTUR Südostschweiz vom 19.3.2015, Seite 18.pdf Südostschweiz | Donnerstag, 19. März 2015 D Nur wenige Jahre später setzt der schleichende Niedergang der Bewegung ein. Auf den Spass kommt die Depression. von Oliver Seifert ie eine Biografie ist schnell erzählt. Maximilian Lenz wird am 4. März 1965 in Münster geboren. Seine Eltern sind Hippies, auch wenn sie das selbst nicht so gelten lassen wollen, ihr Erziehungsstil ist antiautoritär. Die Familie zieht in ein kleines Bauernhaus im Münsterland, eine unbeschwerte Kindheit ist garantiert. Der kleine Max mag Marschmusik und Arbeiterlieder, weshalb er als Erstklässler unbedingt die Internationale zum Vortrag bringen will. Nach einer halbjährigen Bildungsreise ins Berliner Nachtleben macht der gereifte Maximilian Abitur und schreibt sich später als Student für Philosophie und katholische Theologie ein. Die andere Biografie braucht länger. Sie handelt von Westbam, dem Alter Ego von Maximilian Lenz. Es ist die Story eines Lebens, dessen Mittelpunkt die elektronische Musik ist. Als DJ, Labelbetreiber und Veranstalter hat Westbam, gerade 50 Jahre alt geworden, Techno nicht nur in Deutschland aus der Nische ins Rampenlicht manövriert – ein weltbekannter Pionier der Partynächte, die für wilde, endlose, rauschhafte Ekstase stehen. Für viele ist er ein Apologet der ravenden Spassgesellschaft. Sein Buch «Die Macht der Nacht» erzählt vor allem die Geschichte von Westbam, weniger die von Maximilian Lenz. Ein Leben als fleischgewordenes Pseudonym: Die bürgerliche Existenz tritt hinter die künstlerische Existenz zurück. Musik, überall Musik, nichts als Musik. Erster DJ-Job im Jugendalter Die musikalische Laufbahn des Maximilian Lenz beginnt als Punk, der auf New Wave steht. Die ersten Bands heissen Anormal Null oder Kriegsschauplatz. Noch als Teenie bekommt er einen Job als DJ im Münsteraner Club Odeon – für 150 Mark Gage. Unter seine Fittiche nimmt ihn Wilhelm «William» Röttger, weshalb DJ Captain Xerox, so der anfängliche Arbeitsname, wohl der einzige DJ weltweit ist, der zwar einen eigenen Manager hat, aber noch keine eigene Plattensammlung. Er übt fleissig das Mixen, das Ineinanderblenden der Songs, und nennt sich als Fan des rohen, hypnotischen Minimalismus Afrika Bambaataas bald Westfalia Bambaataa, kurz Westbam. no-Tycoon Jürgen Laarmann betriebene Ausrufen der Raving Society als neue Gesellschaftsform im Jahr 1994 die logische Folge. Doch Vorsicht Ausverkauf: Nur wenige Jahre später setzt der schleichende Niedergang der Bewegung ein. Auf den Spass kommt die Depression. Den Überblick verlieren Ravende Gesellschaft und ihre Freunde Der deutsche Techno-Pionier Westbam veröffentlicht pünktlich zu seinem 50. Geburtstag unter dem Titel «Die Macht der Nacht» seine musikalischen Erinnerungen. In seinem im Jahr 1984 veröffentlichten Manifest «Was ist Record Art?» hebt er den DJ in den Rang eines Musikers und Komponisten. Anfang der Neunzigerjahre wird seine Vision zunehmend Realität: Der DJ tritt an die Stelle der Band, Techno an die Stelle von Rock’n’Roll. Es ist die Hochzeit einer Partykultur, die auf synthetische Klänge und synthetische Drogen gleichermassen abfährt. Zur Loveparade im Juli 1991 pilgern erstmals regionale Szenevertreter West wie Ost nach Berlin. «Das ist der Gründungsmythos von Techno-Deutschland», schreibt Westbam etwas pathetisch, und dass er und seine Homeboys vom eigenen Plattenlabel Low Spirit einen grossen Anteil daran haben. Auf die Loveparade folgt, die Mayday, die Gesellschaft tanzt auf Grossraves, der Grössenwahnsinn nimmt kein Ende. Raveranto ist die Sprache des Partyvolks und das von Westbam und Tech- Westbam hat viel zu berichten. Vom FDJ-Event Dance Special mit StereoMCs und ihm. Von der ersten US-Tour mit Bruder Fabian. Von seinem lettischen Jünger Eastbam. Von der witzigen Zufälligkeit des Marusha-Hits «Somewhere Over The Rainbow». Von schrillsten Partys und schrägsten Typen. Seine von Beschreibungen und Analysen prallen Erlebnisberichte setzen auf die Lakonie einer Sprache, die wie selbstverständlich mit Szenevokabular hantiert. Der Leser kann schon einmal den Überblick verlieren, was gerade wann und wo und weshalb passiert, denn im Rausch des impulsiven Erzählens geht manche Einordnung, mancher Zusammenhang verloren. Westbam, der einmal Maximilian Lenz war, liefert einen umfassenden Insiderbericht der ersten Generation Techno. Das autobiografische Buch «Die Macht der Nacht» enthält seine musikalischen Erinnerungen, als eine kleine Kulturgeschichte der elektronischen Tanzmusik erzählt. «High five, Alter, was für ein Fest!» BÜCHERTIPP Westbam: «Die Macht der Nacht». Ullstein Buchverlage, 2015. 316 Seiten. 24.90 Franken. «Die Brüder Karamasov» als Theaterschnaps Das Theater Liechtenstein in Schaan zeigt kommende Woche Thorsten Lensings Adaption von Fjodor Dostojewskis Roman «Die Brüder Karamasov». Die Berliner Inszenierung mit Star-Ensemble verspricht einen grossen Theaterabend. von Mathias Balzer Mit Thorsten Lensings Inszenierung von Fjodor Dostojewskis Roman «Die Brüder Karamasov» setzt Barbara Ellenberger, Leiterin des Theaters Liechtenstein in Schaan, nochmals einen letzten Glanzpunkt. Die Theaterfrau verlässt das Ländle Ende dieser Saison nach achtjähriger Intendanz. Lensing ist im Liechtenstein kein Unbekannter. Mit Gastspielen von Tschechows Stücken «Der Kirschgarten» und «Onkel Wanja» und dem Solostück «Die Kleider der Frauen» hat der Berliner Regisseur dort bereits drei Arbeiten gezeigt. Ein Wiedersehen gibt es auch mit der derzeit wegen ihrer Film- und Theaterrollen gefeierten Bündner Schauspielerin Ursina Lardi. Die Lebenspartnerin von Lensing war in allen drei genannten Inszenierungen mit dabei und ist es auch in «Karamasov». Neben Lardi versammeln sich weitere grosse Namen aus Theater und Film auf der Bühne: André Jung, Sebastian Blomberg, Lars Rudolph, Ernst Stötzner, Devid Striesow und Rik van Uffelen sind das Star-Ensemble, welches das aufs Nötigste reduzierte Personal in dieser Romanadaption spielt. Kann uns Gott retten? Dostojewski schrieb «Die Brüder Karamasov», seinen letzten Roman, in den Jahren 1878 bis 1880. Darin verhandelt der russische Autor nochmals die Ideen und philosophischen Fragestellungen, die ihn ein Leben lang umgetrieben haben: Ist Gott tot, oder ist nicht doch der Glaube die einzige Instanz,die den Menschen retten kann? Doch wieso lässt Gott das unermessliche Leiden der Menschen überhaupt zu? Und wie steht es in einer gottlosen Welt um Schuld, Sühne und Vergebung? Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Hohe Schauspielkunst: Devid Striesow und Ursina Lardi sind Teil des Star-Ensembles Pressebild in der Inszenierung «Karamasov». Lensing gilt als Spezialist für grosse und sperrige Stoffe. Und er ist ebenso bekannt dafür, dass er diese nicht im Schnellverfahren produziert. Der Regisseur leistet es sich, bloss alle zwei bis drei Jahre eine Arbeit herauszubringen. Diese Zeit braucht er auch für seine akribische Arbeitsweise. Er liest seine Stoffe nicht ein- oder zweimal, sondern bis zu sechzig Mal – und hat auch die Angewohnheit, die Bücher jeweils einmal abzutippen. Dieses langsame Aneignungsritual ermöglicht es ihm, die Essenz der jeweiligen Stoffe zu entdecken. So sind denn seine Inszenierungen auch nicht Nacherzählungen der jeweiligen Stücke oder Romane. Vielmehr destilliert Lensing daraus eine Art Theaterschnaps. «Karamasov»: Montag, 23. und Dienstag, 24. März, jeweils 19 Uhr. Theater Liechtenstein. www.tak.li. Südostschweiz vom 20.3.2015, Seite 19.pdf MARKT Südostschweiz | Freitag, 20. März 2015 19 Von null auf hundert dank sozialer Medien Samedin Selimovic ist bei Weitem nicht der einzige Internetstar der jungen Generation. Begeisterung riesiger Fangemeinden we cken unter anderem auch der FacebookKomiker Bendrit Bajra und die Kunstfigur Zukkihund. Sie alle treffen den Nerv der Zeit, sprechen die Sprache der Jugend – und haben es geschafft, sich in kürzester Zeit zur Marke zu machen. Bendrit Bajra Fast immer online: Samedin Selimovic prüft mit seinem Smartphone, wie seine Posts auf Instagram ankommen. Bild Elvira Osmani Sprüche und Weisheiten für eine Viertelmillion «Wir wollen doch bloss wieder Kinder sein, weil aufgeschlagene Knie viel schneller heilen als gebrochene Herzen» – mit kitschigen Lebensweisheiten wie dieser begeistert der St.Galler Samedin Selimovic Hunderttausende in den sozialen Medien. Ein Porträt des erfolgreichsten Instagramers der Schweiz. I von Dennis Bühler n engen Kurven schlängelt sich der Bus den Berg empor, vorbei an grünen Wiesen, schmucken Holzchalets und den Halte stellen Post, Hirschen, Seestern und Montana, unter sich ein Nebel meer und den Walensee zurück lassend, über sich den Leistchamm, den Flügenspitz, den Mattstock und einen strahlend blauen Himmel. Hier also ist er zu Hause, der König der Likes, dem auf Instagram 278 000 Men schen folgen und auf Facebook 130 000. Als der Bus in die Haltebucht der Station Brugg einfährt, drücken drei Primarschüler ihre Nasen an die Scheibe: «Schaut, schaut, dort steht Samedin», rufen sie. Hier, in der totalen Idylle, im sankt gallischen Amden auf 903 Meter über Meer, ist Samedin Selimovic bekannt, ein Star fast. So, wie er es online im ganzen deutschen Sprachraum ist. Ein Vorbild will er sein für die Jugend, und er hat genügend Selbstvertrauen, um zu sagen: «Das bin ich längst. Schliesslich habe ich mehr Follower als Xherdan Shaqiri.» «… dann liebst du nicht» Ein Bett, ein grosser Spiegel, ein Fern seher mit GameKonsole, die gold blaue Flagge Bosniens mit ihren fünf zackigen Sternen – Selimovic’ Zimmer ist spartanisch eingerichtet. Der wich tigste Gegenstand steht dem Bett gegenüber: der Computer. Er ist sein Schlüssel zum Erfolg, vor ihm zermartert er sich manchmal stun denlang den Kopf. Bis er sich wieder einen Spruch ausgedacht hat oder im Internet oder in den Liedern deut scher Rapper auf einen gestossen ist, der Tausende zu begeistern vermag. Selimovic schreibt: «Wenn du nach denken musst, ob du liebst, dann liebst du nicht.» Oder: «Wenn er dumm genug ist, zu gehen, sei schlau genug, ihn gehen zu lassen.» Denn er weiss: «Wir wollen doch bloss wieder Kinder sein, weil auf geschlagene Knie viel schneller heilen als gebrochene Herzen.» Posts, die auf Instagram weniger als 20 000 Mal und auf Facebook weniger als 1000 Mal geliked werden, löscht Se limovic wieder. Sähe man diese auf seinem Profil, wenn man es zum ers ten Mal besucht, wäre dies rufschädi gend, sagt er. Den Ansprüchen seiner Fans zu ge nügen, sei harte Arbeit. «Ich denke rund um die Uhr an meinen Auftritt, schlafe nur fünf, sechs Stunden pro Nacht», sagt Selimovic. Seine Aus bildung zum Detailhandelsverkäufer komme manchmal fast zu kurz. Täg 278 Tausend Menschen folgen Samedin Selimovic auf der sozialen Plattform Instagram. lich schaltet er zwischen drei und zehn Beiträge auf. «Ich könnte es mir nicht leisten, mehrere Tage nichts zu posten», sagt er. «Weil ich mir bewusst bin, dass mein Ruhm schon morgen vorbei sein könnte, muss ich konstant Höchstleistung erbringen.» «Ein Rucksack voll mit Steinen» Selimovic wurde im September 1994 in Srebrenica geboren, wenige Monate vor dem Massaker, bei dem rund 8000 Bosniaken getötet wurden und das als schwerstes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gilt. Die Mutter verkleidete ihn als Mädchen und rettete ihm so wohl das Leben. Denn auch Knaben im Säuglingsalter wurden erschossen. 1999 wanderte die Familie in die Schweiz aus und kam in ArthGoldau (Schwyz) unter, wo ein Jahr später Sa medins jüngerer Bruder geboren wur de. 2006 wurde die Familie abgescho ben, weil «keine Kriegsgefahr mehr» bestand, wie es hiess. Zwei Jahre spä ter verstarb der Vater an seinem drit ten Herzinfarkt, Samedin musste, 13 jährig, für seinen Bruder eine Vater rolle übernehmen. Alleinerziehend sah die Mutter in Bosnien bald keine Zukunft mehr. Mit ihren beiden Söh nen reiste sie 2008 erneut in die Schweiz. Vom Flüchtlingsauffanglager im welschen Vallorbe ging es nach ein paar Wochen ins Asylheim Ober büren im St. Galler Fürstenland, dann weiter in die Gemeinde Amden mit ihren nicht ganz 2000 Einwohnern. Die Familie Selimovic durfte bleiben. Hautnah mitzuerleben, wie die Eltern litten, habe ihn seelisch runter gezogen, sagt der 20Jährige. «Das Leben hat mir einen Rucksack voll mit Steinen mitgegeben.» Als er vor zwei Jahren feststellte, dass er mit dem Verlust des Vaters nicht klarkommt, suchte er professio nelle Hilfe. Die Psychiaterin riet ihm, die Trauer schreibend zu verarbeiten. Selimovic tat dies, auf der Suche nach Bestätigung, auf seinem Facebook Profil. Als ihm Kollegen sagten, er spamme ihre Timeline voll und störe sie mit seinen vor Moral triefenden Sprüchen, erstellte Selimovic eine Fa cebookFansite. Er war nun öffentlich. Und auf einmal gewann er immer mehr Anhänger. Dass ihm manche mit Spott begegnen, stört ihn nicht, dass auf Facebook sogar eine Gruppe gebildet wurde, die ihn mit Sprüchen wie «Seit du nicht mehr da bist, bist du weg …» karikiert, ebenso wenig. «Wenn Männer offener wären und ihre Emotionen nicht in sich hinein fressen würden, gäbe es weniger Prob leme auf der Welt», ist er überzeugt. Vielleicht erreicht er mit seinen Weis heiten, die die Grenze zum Kitsch fast immer überschreiten, deshalb vor allem Frauen: 86 Prozent seiner Face bookFans sind weiblich, die Hälfte ist zwischen 18 und 24 Jahre alt. Auf Instagram schreibt er: «In einer Frau lebt ein Miststück, eine Zicke oder eine wunderschöne Prinzessin. Es kommt darauf an, wie du sie behandelst.» Es ist ein Gefühl der Geborgenheit, die Selimovic vermittelt, eine Sehn sucht nach einer Welt voller Liebe und ohne Probleme. Damit hilft er vor allem auch sich selbst. «Ich weiss nun, dass ich nicht alleine bin», sagt er. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Der 19jährige kosovarisch schweizerische Doppel bürger Bendrit Bajra aus ZürichSchwamendingen begeistert mit seinen selbst mit dem Handy auf genommenen Filmchen, in denen er Klischees über Schweizer und Ausländer auf die Schippe nimmt, eine stündlich an wachsende Fangemeinde, die auf Facebook inzwi schen fast 180 000 User umfasst. Meist stellt Bajra als OneManShow vier Charaktere dar: den Schweizer Teenager Yan nik, einen Teenager aus dem Balkan sowie deren Väter. Eine typische Szene: Während der Schweizer Vater Yannik mit ratio nalen Argumenten vom Rauchen abhalten will, reagiert der Ausländer Vater mit Prügel. Mit seinem Auftritt in der SRF Satiresendung «Giacobbo/ Müller» hat Bajra kürzlich eine neue Stufe erklommen. Zukkihund «Der Zukkihund ist ein geistig behinderter, sibirischer Husky», heisst es auf der Website kult.ch. «Seine Hobbys sind Tan zen, Reiten, Lesen, Drogen und Pilates. Auch hat er einen riesigen Schwanz. Wie alle Huskies.» 57 000 Fans haben die Kunstfigur, die der Grafiker Rafi Hazera vor vier Jahren erschaffen hat, auf Facebook geliked. Seinen Namen verdankt der Zukkihund dem Zürcher Club Zukunft, der in der Szene «Zukki» genannt wird. Mittlerweile tritt Hazera auch als Komiker auf die Bühne und schreibt Kolumnen für «Watson». Mit dem Verkauf von Büchern, Postern und HipsterRucksäcklis ver sucht Hazera, den Erfolg zu monetarisieren. (dbü) TUR REGION Südostschweiz vom 20.3.2015, Seite 20.pdf Südostschweiz | Freitag, 20. März 2015 r im az , startet im ne neue Verikerin und chellas lädt en und Kabaich weiblichigen rselva. Als ie Zürcherin ga Schneider, h und Tucek Patricia age an Marmacht morhr Clara Bunnd Clara» tischen jeweils auf d. (so) n ufe , veröffentck-Band Ebenfalls Gruppe um den Davochen 2012 ählen die nträger von er wahre en von Song- klingt Untervaz Untervaz z, um 20 Uhr ls tritt die n Dirigentin at laut Mitm Thema mmengestellt. ist frei. (so) tett outa ta in Lavin März, um intett auf. meinsam mit hichte auf hiatrischen n der der h Glauser e Geschichte , nach deren eue Proannt ist. (so) Die Warenwelt in der Kunst: Notta Caflisch arbeitet mit Strategien der Pop Art und des Ready Made. Bilder Marco Hartmann Popcorn, Reis und Politik Notta Caflisch eröffnet heute Abend ihre Einzelausstellung mit dem Titel «Pop!» in der Churer Stadtgalerie. Die Künstlerin hinterfragt in ihren Arbeiten Gesetzmässigkeiten der globalisierten Wirtschaft und Politik. K von Mathias Balzer unst kann Wirklichkeit komprimieren, kann verdichten, was ansonsten der Unübersichtlichkeit anheimfällt. Notta Caflischs Arbeiten sind solche Verdichtungen. In bester Erinnerung ihre Installation «White Gold» an der letzten Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler: Ein Block aus Baumwolle, in Form und Prägung einem Goldbarren nachgebildet. Gewidmet hat Caflisch das Werk dem Erbauer der Villa Planta, Sitz des heutigen Bündner Kunstmuseums. Jacques Ambrosius von Planta kam im 19. Jahrhundert mit Baumwollhandel in Ägypten zu Reichtum. Teile des Gewinns, den der Bündner Landadelige mit dem «Weissen Gold» machte, reinvestierte er in der Bündner Hauptstadt. So sind Chur und das Kunstmuseum einerseits unumkehrbar mit der Geschichte der Baumwolle, mit Kolonialismus und Sklaverei verbunden. Andererseits dürfen wir Churer die üppige Luftigkeit des Planta-Palazzos heute ebenso geniessen wie den Kauf billiger Baumwolljeans an derselben Strasse. Caflischs künstlerische Strategien lehnen sich an Pop Art und Ready Made an. Alltagsgegenstände werden nachgebildet, verfremdet, ihre Bedeutung umkonnotiert. In der Churer Stadtgalerie bilden Popcorns einen Schwerpunkt und kehren auch im vieldeutigen Ausstellungstitel «Pop!» wieder. Die Snacks aus Knallmais sind als gedrucktes Abbild und als vergoldete Originale zu sehen. Aus Mais mach Gold und – plop! – schon ist die Blase da, unter welcher dann nicht die Investoren, sondern die ärmsten der Weltbevölkerung leiden, die sich den Mais nicht mehr leisten können. Eine weitere Arbeit zum Thema Lebensmittelhandel und Verwerfungen desselben bildet eine Installation aus amerikanischen Reissäcken der Marke «Golden Star»: Die Säcke bilden eine brusthohe Wand, wie wir sie ansons- ten aus Sandsäcken an Kontrollposten in Kriegsgebieten kennen. Daneben lehnt ein Modell derjenigen Waffe an der Wand, die zur Ikone aller Bürgerkriege geworden ist: die Kalaschnikow AK 47. Bei Caflisch ist sie aus durchsichtiger Glycerinseife, fragil und gleichzeitig hochexplosiv. Der kritische Diskurs über die globalisierte Gesellschaft unterfüttert auch weitere Arbeiten: das Geld mit Hundeprägung, das unter den berühmten Teppich des Schweigens gekehrt wird; die sinnentleerten Wahlurnen, die Demokratie als Alibiübung vorführen; oder der von der Künstlerin geprägte Wachsstoff afrikanischer Machart, dessen Muster in farbenfroher Ornamentik Kalaschnikows, Handgranaten und Dollarzeichen zeigt. Caflisch stellt unbequeme Fragen «Die Kunst hilft mir, mit diesen Dingen umzugehen.» Notta Caflisch Künstlerin Die Künstlerin entlarvt den Schein, kehrt Unsichtbares nach aussen. Sie stellt nicht neue, aber unbequeme Fragen. Durch ihre Augen gesehen ist unser Alltag durchwirkt mit globalen Verwerfungen. Wenn wir mit ihr darüber nachdenken, was alles mit einem simplen Popcorn, einem Stück Stoff oder einem Sack Reis verbunden ist, kann der Gang in den Supermarkt oder die Modeboutique urplötzlich zur Achterbahn im Auf und Ab der Welt- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden politik und -wirtschaft werden. Hält man diesen Blick auf Dauer aus? «Nicht immer», sagt die Künstlerin. «Aber die Kunst hilft mir, damit umzugehen.» Und es ist ihr bewusst, dass viele ihre Haltung naiv oder anstrengend finden. Sie aber beharrt darauf, dass wir lernen sollten, nicht wegzuschauen. Die heute 35-Jährige ist in Flims aufgewachsen, nicht gerade der Hotspot globalisierungskritischen Denkens. Ihre Eltern haben ihr jedoch früh gewisse Sichtweisen eröffnet. Ihre Mutter ist Immigrantin aus Kanada. Die Grossmutter besuchte man früher in Florida, wo klein Notta nicht begreifen konnte, dass die Welt von Schwarz und Weiss so offensichtlich von einer Trennlinie durchzogen ist. Gleichzeitig zur Ausstellung veröffentlicht Caflisch eine PostkartenEdition und ein sehr schön gestaltetes Portfolio. Beides hat sie über Crowdfunding finanziert. Im Portfolio ist auch die Arbeit «Bomba Gasolina» abgedruckt. Ein Herz aus Gips und Teer. Neben dem Buch liegt ein Heft der Erklärung von Bern. Das passt. Notta Caflisch: «Pop!». Eröffnung: Heute Freitag, 18 Uhr. Mit Musik von Cha da Fö. Finissage: Sonntag, 29. März, 14 Uhr, mit einer Lesung von Andri Perl. Stadtgalerie, Chur. 50% RA B A T T Südostschweiz vom 20.3.2015, Seite 21.pdf KULTU Südostschweiz | Freitag, 20. März 2015 Der Nahostkonflikt im Beziehungsgeflecht Als noch niemand wusste, was das # ist Im Roman «Judas» von Amos Oz geht es um den Nahostkonflikt, gespiegelt in einer Beziehung von drei Menschen. D Ausgangstipps von Harry Hustler von Roland Mischke en Leser dieses Buches werden viele Dinge beschäftigen, am meisten aber die Frage: Kriegen Schmuel und Atalja sich? Oder kriegen sie sich nicht? Zwischen dem Studenten Schmuel, 25, und der 45 Jahre alten Witwe Atalja gibt es allerdings ein fundamentales Problem: Er ist ein Romantiker, sie ist eine Spötterin. Und das hat Gründe. Der 75-jährige Amos Oz schreibt in «Judas» über das Verhältnis der Nationen im Nahen Osten in Geschichte und Gegenwart. M anchmal sehne ich mich nach der Zeit zurück, als man noch pünktlich beim Treffpunkt erscheinen musste, weil man nicht erst beim Betreten der Lokalität den Kollegen anrufen konnte, nur um zu fragen: «Hey, wo bist du?» Als man wirklich erstaunt war, wenn der Freund, den man lange nicht mehr gesehen hat, erzählte, dass er Vater geworden sei, und nicht erstaunt spielen musste, weil man die Babyfotos auf Facebook natürlich schon lange gesehen und nur keinen Bock gehabt hat, zu gratulieren. Als man im Migros an der Kasse mit Namen gegrüsst, und nicht in der Bedienung eines Barcode-Scanners unterrichtet wurde. Als man sich bei der Rückkehr aus den Ferien darauf freuen konnte, bis die Fotos entwickelt waren, weil man nicht schon vor Heimkehr drei digitale Foto-Alben mit Bildern von exotischen Gerichten oder Katzen auf sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. Als man den Namen jenes Stars, der in diesem Film – ach wie heisst er? – mitgespielt hat, einfach vergessen konnte, und nicht gezwungen war, ihn schnell zu googeln. Vom Vater in den Tod geschickt Das Buch setzt im Jahr 1959 an, der junge Staat der Juden ist wenig mehr als ein Jahrzehnt alt und es gab schon einen Krieg, der Suez-Feldzug 1956, dem bald ein weiterer, noch schrecklicherer und an Opfern reicherer Krieg folgen wird, die Eroberung des Westjordanlandes, des Gazastreifens und der Sinai-Halbinsel durch Israel 1967. Jerusalem ist noch eine verhärmte Frontstadt mit Stacheldraht und Mauern und die jüdische Nation gespalten. Schmuel, der liebenswürdige Protagonist, muss sein Studium aufgeben, weil seine Eltern es nicht mehr bezahlen können. Seine Freundin hat sich für einen anderen entschieden und seine Arbeit über «Jesus in den Augen der Juden» ist ins Stocken geraten. Am schwarzen Brett der Universität liest er einen Zettel. Auf dem ein älterer, gebildeter Herr die Gesellschaft eines jüngeren Mannes sucht, mit dem er sich gegen freies Wohnen und ein kleines Salär unterhalten kann. Schmuel greift zu und landet bei Gershom Wald, dessen Sohn Micha im Krieg mit den Arabern sein Leben verlor. Der Vater leidet, denn er hat den Sohn dazu bewegt, Soldat zu werden. Zurückgeblieben ist Michas Frau Atalja, die Schwiegertochter wohnt im selben Haus. Schmuel verliebt sich in sie, aber sie hält ihn auf Abstand. Später kommt es zu Nähe, die beiden schlafen miteinander. Aber die schöne Atalja hat etwas gegen Männer. «Ihr habt schon seit Jahrtausenden die Macht über die Welt», erklärt sie, «und ihr habt sie in einen Ort des Schreckens verwandelt. In ein Schlachthaus.» Klug und widersprüchlich Israels Dilemma ist im Roman von Oz auf den Punkt gebracht. Juden und Araber lebten im alten Palästina zusammen, es ging meist friedlich zu. Mit der Staatsgründung Israels hat sich alles geändert, Nachbarn wurden zu Feinden. Oz führt das Motiv des Verrats ein. Er erzählt vom Juden Judas, der Jesus für den Messias hielt und ihn zwingen wollte, vom Kreuz zu steigen und sich als Sohn Gottes zu erweisen. Das geschah nicht, und Judas stand plötzlich vor seinen Leuten als Verräter da und erhängte sich. Der Verrat in vieler Form wird in diesem Roman ständig beredet, zumeist klug, aber auch widersprüchlich. Und es wird mit dem Zwist zwischen Juden und Arabern, aber auch Christen – mit einem religiösen Versagen – in Zusammenhang gebracht. Oz packt die ganze Historie des Nahen Ostens in seine Geschichte. Juden und Araber ähneln sich Ataljas Vater war Schealtiel Abrabanel, der von David Ben-Gurion kaltgestellt wurde, weil er sich gegen eine Staatsgründung gestellt hatte und argumentierte, Juden und Araber «müssten Tipp: Monkey Safari Spiegel des Nahostkonflikts: Der israelische Schriftsteller Amos Oz thematisiert in seinem neuesten Werk «Judas» die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Bild Michiel Hendryckx/Wikimedia Osten. sich nur besser kennenlernen, dann würden sie sich sofort mögen». Den Gründern hielt er entgegen: «Die einheimischen Araber hängen an diesem Land, weil es ihr einziges ist, sie haben kein anderes, und wir hängen an diesem Land aus genau den gleichen Gründen.» Hier bezieht sich Oz auf Nahum Goldmann, der lange dem Jüdischen Weltkongress vorstand und solches ganz ähnlich gesagt hatte. Aber diese Fraktion verlor ihre Stimme. BÜCHERTIPP Amos Oz: «Judas». Suhrkamp Verlag, 335 Seiten. 33.90 Franken. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Zum Programm: Heute Freitag pumpen Dantrix und Futureix progressive Beats durchs «Tabaco» in Chur, SA und Icon mixen im «Selig», und Maykel Blanco gibt ein Salsa-Konzert im «El Correo». In Arosa läuft die Arosa Electronica bereits auf Hochtouren, weshalb heute Monkey Safari, Kant, David Keno und weitere für Betrieb sorgen, und DJ (S-PI) ist im «Cinema» in Lenzerheide am Drücker. In Davos rappt Kool Savas in der «Bolgenschanze», und DJ Love Vibes hat im «Rotliechtli» nur Vinyl dabei. Derweil sorgen FYMS anlässlich der Freeski European Open für Stimmung im «Riders» in Laax, The Niceguys heizen der «Arena» in Flims ein, und DJ Lokito steht im «Mulin» in Brigels hinter den Heblern. In St. Moritz houst Kaj Marx im «Vivai», und David Suivez bounct im «Diamond». In RapperswilJona starten mit den Volksmusikfestival in der Altstadt und den Literaturtagen im «Kunstzeughaus» gleich zwei grössere Veranstaltungen, Marco Marchi gibt ein Konzert auf der «Herzba- racke», und im «Clu wird das Partylabel out of town» mit Un von Frank Morris u Black’em releast. In beehrt Claptone da Poppia Erne und T chen in der «Graben tep, und J Who reim «Tankstell». In Züric Betontod in der «H Anthony Rother ü «Hive» mit Techhou Parsons Project ro «Volkshaus», und D ist zu Gast in der «Z Tipp: Kool Savas Morgen Samstag zel dann im «Palazzo» St. Patricks Day mit von Jamie Clarke’s The Restless Move Mc Gurrin, Malenc Hofstetter begeiste «Werkstatt», und sow lig» mit Soul Rebel auch im «Tabaco» m Bionik gibt es Danc sa beleben mit Anim Jem Haynes und N vor allem Schweizer Electronica, und d DJ Team lockt ins « Lenzerheide. In Dav Tawnee und die Al im «Montana» krach Mo1000s mischt in schanze», und Stres Fuchstival in Grüsc auf der Bühne. Derw Samy Deluxe die K «Riders» in Laax zu Soul to squeeze ve in der «Baracca» in die Klangwelt DJ-C Queckolino elektri «Capricorn» in Sedr tauft Radical sein n im «Holästei», Gesin Rohrer jazzen im « DJ Sidisco bringt d zum Kochen, und im steigt eine 80ies-Par Hans. In Rapperswi Pony M im «Zak», i Fabrik» ist Fabrik J und in der «Eventh gen lässt man am S die Sau raus. In St. G bert Bratsch im «Pa Markova bläst Tech durch die «Raumsta DJ Coolman (5-Ster ist im «Versuchsstol bach» in Flums in A Zürich gibt es Techh Hector Couto im « Wave mit La Onda stars», Rock mit Dea im «Stall 6», und Ele mit Rone, Pendulu Faul und weiteren i Euer Partykönig wü und Tanzbeinbruch Du organisierst eine in der Region und eu weiss es (noch) nich Schreib einfach eine hhustler@suedostsc und schon ist Abhilf 2. ausgewählte Kolumnen aus den Lokal- und Regionalzeitungen Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden det bezieen, wurde prach sich ung aus. Alarf neu für wurde mit dem neuen Gesetz zur Freude aller Die Regierungskonferenz der Gebirgskantone Rechtssicherheit hergestellt, also man weiss, wo(RKGK) und mit ihr die Bündner Regierung hätte ran man ist, aber irgendwie eben doch nicht. eine Nulllösung bevorzugt,K_Bündner um «den DruckTagblatt für vom 14.3.2015, Seite 2.pdf warme Betten hochzuhalten», wie RKGK-Präsi- Luzi Bürkli ist Redaktor. Z U M S O N N TAG Medienhaus oder Kloster? D as neue Medienhaus der Südostschweiz ist mit einem Kloster verglichen worden – ein Kloster am Rande der Stadt. Da ist etwas dran. Wenn Eingangshallen von Banken und Medienhäusern an sakrale Räume erinnern und zeitgenössische Kirchen manchmal eher an Fabriken oder Mehrzweckhallen, dann sagt das etwas darüber aus, was dem Menschen verehrungswürdig ist. Könnte es sein, dass vielen das Geld und die Medienwelt wichtiger geworden sind als Gott? In Klöstern leben Menschen nicht nur ein beschauliches und naturnahes Dasein. Mönche und Nonnen sind Menschen, die ihr ganzes Leben Gott weihen. Sie verzichten auf persönliches Eigentum, auf Ehe und Familie sowie im klösterlichen Gehorsam auf den Eigenwillen. Damit bezeugen sie, dass nur Gott den Menschen ganz glücklich machen kann. Wer von einem Menschen sein ganzes Glück erwartet, wird enttäuscht werden. Denn wir Menschen haben alle unsere Grenzen, unsere Sehnsucht nach Glück und Liebe ist jedoch grenzenlos. Das Ordensleben ist eine besondere Berufung. Durch das «Jahr des gottgeweihten Lebens» möchte Papst Franziskus der Wertschätzung dieser Berufung Ausdruck geben. Wer nicht in einem Kloster lebt, ist berufen, im Getriebe des Alltags in der Liebe zu bleiben – in der Liebe zu Gott und den Menschen. Wie diese Liebe konkret zu verstehen ist, zeigen uns die Zehn Gebote. Sie gelten für alle Menschen, ob sie innerhalb von Klöstern oder ausserhalb leben. So möge das Medienhaus der Südostschweiz am Rande der Stadt ein Ort sein, wo man offen bleibt auch für religiöse Fragen. Aber ebenso ein Ort, wo man sich an den Zehn Geboten orientiert, zum Beispiel am Gebot: «Du sollst nicht lügen.» Dompropst CHRISTOPH CASETTI, Chur nbauförderung und zur Wahl von Barbara Janom Steiner Bereich. Die Verbilligung von Wohngehört nach Ansicht des HEV Grauen nicht zu den Aufgaben des Bunn Wohnungsfragen sind die Kantond Gemeinden zuständig. Sie sind bereits aktiv und leisten erhebliche äge im Bereich der Wohnraumförng. Der Rahmenkredit des Bundes 1,9 Milliarden Franken soll zwar nur icherheit hinterlegt werden, das ist damit jedoch gebunden und nicht anderweitig ausgegeben en. Mit dem neuen Rahmenkredit asis des Wohnbauförderungsgesetnd Verpflichtungen von insgesamt als drei Milliarden Franken aussteDamit sind auch Risiken verbunDie staatliche Wohnraumförderung sich in der Schweiz stark auf nbaugenossenschaften ab. Es ht nichts dagegen, wenn sich Prirsonen zusammenschliessen und Grössenvorteilen beim Bau und der rtschaftung profitieren. Wenn wie die Steuerzahler involviert werden, müssen auch kritische Fragen ersein. Brauchen die Wohnbaugenschaften diese Bürgschaften des es tatsächlich? Ist es ihnen trotz der it historisch tiefen Zinsen nicht der soziale Wohnungsbau in Schüben wiederholt forciert wurde und zu einem Fiasko geführt hat. ▸ RETO NICK, LANDQUART, GESCHÄFTSFÜHRER HAUSEIGENTÜMERVERBAND GRAUBÜNDEN BDP gratuliert zur Wahl IMPRESSUM Herausgeberin: Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG). Verleger: Hanspeter Lebrument. CEO: Andrea Masüger. Redaktionsleitung: Larissa M. Bieler (Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw). Der Bundesrat hat die BDP-Vizepräsidentin Barbara Janom Steiner neu in den Redaktionsadressen: SNB-Bankrat gewählt. Die BDP Schweiz Bündner Tagblatt, gratuliert der Bündner Finanzdirektorin Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, ganz herzlich zu dieser Wahl. Die BDP Telefon 081 255 50 50, E-Mail: Schweiz nimmt erfreut zur Kenntnis, [email protected]. dass BDP-Vizepräsidentin Barbara Ja- Verlag: Somedia, Sommeraunom Steiner ihre Kompetenz als Juristin strasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, und ihre grosse Erfahrung als Regie- E-Mail: [email protected]. rungsrätin ab dem 1. Mai in den Bankrat Kundenservice/Abo: Somedia, der Schweizerischen Nationalbank Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, (SNB) einbringen kann. Die BDP ist wie Tel. 0844 226 226, der Bundesrat überzeugt, dass Barbara E-Mail: [email protected]. Janom Steiner als Vorsteherin des Fi- Inserate: Somedia Promotion, nanzdepartements des Kantons Grau- Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Pressespiegel Telefon 081 255 58 58, E-Mail: bünden und aufgrund ihrer juristischen [email protected] und ökonomischen Ausbildung über die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden notwendigen fachlichen Kenntnisse Reichweite: 167000 Leser (MACHverfügt. Nebst ihrer romanischen und Basic 2014-2). deutschen Muttersprache beherrscht sie Abopreise unter: www.buendner- K_Davoser Zeitung vom 20.3.2015, Seite 23.pdf Davoser Zeitung Klosterser Zeitung Prättigauer Post Freitag, 20. März 2015 R E G I O N 23 nur einzelne Menschen, sondern ganze Gruppen nach Trost, zum Beispiel nach einem tragischen Unfall oder einer Naturkatastrophe. Da braucht es dann mehr als ein Pflaster, damit es wieder gut ist. Worte können trösten, wenn sie gut gewählt sind und von Herzen kommen. Aber manchmal helfen sie gar nicht, wenn sie am eigentlichen Problem vorbei oder über die Befindlichkeit des Betroffenen hinweg gehen. Davor schützen auch die besten Absichten nicht. Gut gemeinte Ratschläge wie: «Du musst die Sache beim nächsten Mal anders angehen» oder Beteuerungen wie: «Das wird schon wieder» können ins Leere gehen. Eine heute nicht mehr so geläufige Umschreibung für Trost ist das Wort «Beistand». Und doch führt es zum Kern der Sache: Wenn mir jemand, zum Beispiel ein guter Freund, in einer schwierigen Lebenslage beisteht, einfach bei mir ist, Zeit für mich hat, mit mir in der Situation ausharrt und meinem Problem nicht ausweicht, dann kann ich Trost finden. «Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben», steht im biblischen Buch Sirach (Kapitel 6, Vers 16). Besser als ein Trostpflaster. KIRCHENFENSTER Mehr als ein Pflaster Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter vor vielen Jahren eine Karikatur aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und an die Pinnwand unserer Küche geheftet hatte. Auf dem ersten Bild sass ein Mensch wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, mit einem hoffnungsvollen Blick nach oben, und über ihm stand: «Als ich einmal im Elend sass, hörte ich eine himmlische Stimme, die zu mir sprach: ‹Tröste dich, sei froh und lächle, es könnte schlimmer kommen.›» Auf dem zweiten Bild sah man denselben Menschen, nun mit völlig frustriertem Gesichtsausdruck, und es war zu lesen: «Und siehe, ich tröstete mich, war froh und lächelte, und es kam schlimmer.» Wessen «himmlische Stimme» das auch immer gewesen sein mag – eine grosse Hilfe war sie jedenfalls nicht. Wohl eher das Gegenteil. Statt echtem Trost gab es hier nur Vertröstung. Vertröstung ist ein Trost, der danebengeht, letztlich nutzlos, erfolglos, weil er vom eigentlichen Problem nur ablenkt oder eine falsche Hoffnung weckt, die sich nicht erfüllt. Aber was ist ein guter Trost? Wenn ich als Kind manchmal mit zerrissener Hose und blutigem Knie vom Spielen nach Hause kam, hat meine Mutter mich getröstet. Was hat sie gemacht? Sie nahm mich erst einmal in den Arm. Dann schaute sie die Wunde an, pustete den Schmerz weg, klebte ein Pflaster darauf und wischte mir die Tränen ab. Anschliessend sass sie bei mir, bis es wieder gut war. Manchmal bekam ich auch noch ein süsses Trostpflaster dazu. Meine Mutter hat gar nicht viel gesagt, sie war einfach da, ganz selbstverständlich. Trost spenden, Mut machen, das hat jeder einmal nötig: der Jugendliche, der eine wichtige Prüfung nicht bestanden hat; die junge Frau, deren Liebesbeziehung zerbrochen ist; der ältere Mann, der nach vielen gemeinsamen Jahren seine Ehefrau zu Grabe tragen muss. Und manchmal fragen nicht Organspenden sind kein Tabuthema mehr Deutliche Zunahme von Fettleibigkeit Die Anzahl fettleibiger Menschen in der Schweiz hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Bereits Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Im letzten Jahr spendeten im Vergleich zum Vorjahr 13 Menschen mehr ihre Organe. Trotzdem blieb die Zahl der transplantierten Patienten im Vergleich zum Vorjahr mit rund 470 praktisch unverändert. pd | Mit 13.6 Spendern pro Million Einwohner pro Jahr zählt die Schweiz nur gerade halb so viele Spender wie unsere Nachbarländer Frankreich, Österreich und Italien. Dieses tiefe Spenderaufkommen bleibt nicht ohne Konsequenzen: mit 73 Todesfällen von Menschen, die auf der Warteliste standen, kommt es zu einem Anstieg von beinahe 40 Prozent. Derzeit warten rund 1270 Menschen auf ein Organ, was einer Zunahme von knapp 10 Prozent innert Jahresfrist entspricht. Zu lange Wartezeiten sind tödlich «Was wir befürchtet hatten, ist nun eingetroffen», sagt Franz Immer, Direktor der Nationalen Stiftung für Organspende und Transplantation Swisstransplant. Das tiefe Spenderaufkommen in der Schweiz führt vermehrt dazu, dass Menschen, die für ein Herz oder eine Leber auf der Warteliste stehen, versterben. Alleine 16 Todesfälle (eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr) verzeichnet die Herzwarteliste, 33 Todesfälle (+50 Prozent) entfallen 2013 auf Menschen, die auf eine Leber gewartet haben. Weitere Todesfälle aufgrund des Organmangels sind die Regel, da die Menschen wegen der langen Wartezeit zu krank geworden sind, um transplantiert werden zu können. Sie werden in der Folge von der Warteliste entfernt. «Man kann davon ausgehen, dass heute in Thomas Bergfeld, reformierter Pfarrer in Klosters-Serneus pd | Die Pro Juventute sieht dabei den Bewegungsmangel von Kindern und Jugendlichen als einen der entscheidenden Faktoren. Die Kinder– und Jugendorganisation betont die Bedeutung von Bewegung und Sport für die gesunde Entwicklung sowie das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen und fordert in der aktuellen Diskussion mehr Platz dafür im öffentlichen Raum. Bewegung und Wachtum für Kinder zentral Jeden dritten Tag stirbt in der Schweiz ein Mensch auf Grund Organmangels. der Schweiz jeder dritte Tag ein Mensch aufgrund des Organmangels stirbt, was alarmierend ist», so Franz Immer. Eine Zahl, die noch wesentlich höher wäre, hätten nicht im Rahmen enger Zusammenarbeit mit ausländischen Partnerorganisationen Organe importiert werden können. Insbesondere Frankreich ermöglichte zumeist dringlichen Schweizer Patienten im letzten Jahr mit 5 Herzen und 17 Lebern das Überleben. Handlungsbedarf erkannt Die Stiftung Swisstransplant und ihr Nationaler Ausschuss für Organspende (CNDO) sind durch die Gesundheitsdirektorenkonferenz beauftragt, das Know-how in den Spitälern dahingehend aufzubauen, dass potentielle Spender erkannt und der nationalen Zuteilungsstelle gemeldet werden können. Den Kantonen obliegt es, die Rahmenbedin- gungen zu schaffen, unter denen die notwendigen Massnahmen überhaupt realisiert werden können. Dies bedeutet konkret, dass genügend Ressourcen personeller, finanzieller und infrastruktureller Natur bereitgestellt werden, um den ganzen Prozess von der Erkennung des Spenders bis hin zur Zuteilung gewährleisten zu können. Bis zum heutigen Tag fehlen diese Voraussetzungen grossmehrheitlich und die Erkennung und Meldung von Spendern basiert auf dem Einsatz von Ärzten und Pflegefachleuten, die bereit sind, sich dieser Thematik anzunehmen. Der Bundesrat hat vor zwei Jahren den Aktionsplan «Mehr Organe für Transplantationen» lanciert und die Schwerpunkte zur Verbesserung der aktuellen Situation festgelegt. Ziel des Aktionsplans ist es, die Spenderate Verstorbener von derzeit 12 auf 20 Spender pro Million Einwohner zu erhöhen, was in zVg etwa dem europäischen Mittelwert entspricht. So sollen in den nächsten Jahren, in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Ausschuss für Organspende (CNDO) von Swisstransplant, Bund und Kantonen, Teilprojekte in den Bereichen Ausbildung auf Stufe Fachpersonal, Prozessoptimierung und Qualitätsmanagement, Strukturen und Ressourcen im Spital sowie in der Bevölkerungsinformation verbindlich realisiert werden. Flankierend werden zahlreiche politische Vorstösse diskutiert, um Spenderzahlen zu erreichen, welche sich im europäischen Mittel bewegen. Bei offener und transparenter Information ist die Schweizer Bevölkerung über die Sprachgrenze hinweg nämlich genau so spendebereit wie die Bevölkerung im benachbarten Ausland. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Weiterführende Informatio- nen ersehen Sie unte der Website www.swisstransplant.org. Für Pro Juventute zeigt der hohe Anteil übergewichtiger Schüler, dass die bewusste Förderung von Sport, Spiel und Bewegung im Freien eine der zentralen Aufgaben in der Gesundheitsvorsorge sein muss: «Die Bewegungsarmut der Jugend ist eine der grossen Herausforderungen unserer Zeit», stellt Robert Schmuki, Direktor von Pro Juventute, fest. Er erklärt, dass Spielerfahrungen und viel Bewegung für das Wachstum und die Entwicklung von Kindern zentral sind. Pro Juventute empfiehlt daher, dass sich Kinder mindestens eine halbe Stunde pro Tag draussen bewegen oder möglichst vielfältig Sport treiben. «Dies wirkt sich nicht nur positiv auf den Herzkreislauf und die Gewichtskontrolle der Kinder und Jugendlichen aus, sondern auch auf ihr körperliches und psychisches Wohlbefinden.» Vielfältige Programme für Spiel, Bewegung und Aktivitäten in der Natur Um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, Neues zu entdecken, Sportarten kennenzulernen oder Zeit in der Natur zu verbrinden, organisiert Pro Juventute jedes Jahr betreute Ferienprogramme mit mehr als 7500 Erlebnissen für Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren. Familien in schwierigen finanziellen Verhältnissen und Alleinerziehenden ermöglicht die Stiftung gemeinsame Ferien im Hotel „Chesa Spuondas“ in Graubünden für vielfältige Aktivitäten in der Natur. Zudem unterstützt Pro Juventute Programme von Partnern, welche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche durchführen um unbeschwert mit Gleichaltrigen zu spielen und sich zu bewegen. Dazu gehören die „OpenSundays“ der Stiftung IdéeSport für 7- bis 12-Jährige. Die Kinder und Jugendlichen können sich am Sonntagnachmittag in lokalen Sporthallen in der ganzen Schweiz austoben und bewegen. Die Partnerschaft mit dem Verein «Kinder-Camps» ermöglicht jeweils in den Frühlings-, Sommer-, Herbstund Winterferien einwöchige Sport-Camps. K_PrättigauerHerrschäftler vom 14.3.2015, Seite 13.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_Quotidiana vom 20.3.2015, Seite 19.pdf VENDERDI, ILS 20 DA MARS 2015 PLAID PER LA DUMENGIA La glisch stezza DAD ANDRI CASANOVA, VRIN G l’emprem gi dalla scaffiziun entscheiva cun stgiradetgna e viriveri (Gen 1, 2). Quei para dad ir ordavon alla scaffiziun sco tala. Biars han fatg ponderaziuns sur lunder e viu lien elements preexi stents, pia da quei che ha existiu gia avon che Dieus scaffeschi. Ordlunder han els sviluppau teo rias e teologias. Mo cun Darwin ha quei raquent biblic pers tec a tec sia muntada ed ei vegnius pli e pli danvonz. L egend tuttina igl entir raquent san ins percorscher ch’ei se tracta buca d’ina descripziun mi nuziusa digl act da scaffiziun. Il text tschontscha dad auters aspects. El accentuescha che la scaffiziun seigi buna. El porscha in fundament per il ciclus da sis gis luvrar ed il siatavel ruassar. Ed al carstgaun metta el a cor da sur prender responsabladad per la scaffiziun. Quei ein mo in pèr ele ments dil raquent significativ. I naga enconuschiu e renconu schiu la specia da quei text bi blic sa denton la teoria dall’evolu ziun buca snegar la valeta dil ra quent dalla scaffiziun. El ei gie buc in text scientific, mobein in text ch’appellescha al carstgaun d’haver quitau dalla scaffiziun e da sesez. El fa attents che la scaffiziun ei bu ca nies possess, mobein in regal dil Scaffider. Quei text ei pia buca da capir plaid per plaid. El sto plitost La natira, il tschiel, las neblas, ils vegnir meditaus ed analisaus. ms agl ur dalla mitologia, fan enda il pictur Arnold Böcklin, contem n da Zwyssig. Il «Psalm svizzer» da sig ha stuiu spitgar tochen 1981 ei vegnius renconuschius ufficial . untents ein ins aunc adina buc. Oz radio e televisiun van bunamein glia per promover la cohesiun/ra dils Svizzers, fuss il mument buca ats da far ina nova emprova. Aschia 19 S che la stgiradetgna stat all’en tschatta dalla scaffiziun, sche buca ton per descriver tgei ch’era avon, mobein per presentar il con trast tier quei che suonda. Quella stgiradetgna vegn interrutta entras igl emprem discuors ella bibla: Ei seigi glisch! (Gen 1, 3). Cun quels plaids divins daventa enzatgei niev. Ei dat ina midada. Nua ch’ei veva stgiradetgna deva ei buca glisch; e nua che la glisch sederasa seretrai la stgiradetgna. C heu cumpara in fenomen che nus havein magari gnanc present. Cun nossas cazzolas ed illuminaziuns daventa la stgira detgna pli migeivla, mo era meins impressiunonta. Ins sto mo seser inaga da stgirenta notg en stiva senza cazzola; e lu resen tir. Ual aschia descrivan ils evan gelis tenor Mattiu, Marc e Lucas il mument avon la mort da Jesus: Igl ei vegniu stgiradetgna sur la tiara tochen la novavla ura. Lu eis el morts. H avend pia la passiun da Jesus avon egl stuein nus buca gest patertgar vid ina stgiradetgna dil sulegl. Sche nus patertgein perencunter vid la mort da Jesus sche astgein nus cumparegliar quella cun il spitachel astrono mic. La gronda glisch che regia il gi sestgirenta plaunsiu. Ei vegn stgir, pli e pli stgir. Ei vegn stgir da murir. Denton tuorna la glisch puspei. Ella tuorna sco il tscheri pascal che dat glisch alla baselgia stezza. REGENZA Pressespiegel Revisiun parziala da la planisaziun Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden locala d’Andeer vegn approvada 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Samstag, 14. März 2015 V Nr. 61 NZZ vom 14.3.2015, Seite 24.pdf Neuö Zürcör Zäitung LITERATUR UND KUNST 59 Schrecken, Schuld und Schlachtopfer Eine kleine Geschichte des Geldes. Von Christoph Türcke Woher kommt das Geld? Ein Blick in die Kulturgeschichte kann sich vom Wort «Geld» leiten lassen. Es verweist nicht etwa auf Gold, sondern auf Schuld – auf etwas, was Menschen einst höheren Mächten zu schulden und ihnen opfern zu müssen glaubten. Der archaische Ursprung lebt im modernen Geldpriestertum weiter. Wenn ich mir Geld bei einer Bank leihe, hinterlege ich dort einen Schuldschein, auf dem der geliehene Betrag samt Rückzahlungsmodalitäten vermerkt ist. Aber niemand wird sagen: Die Bank hat eine Anleihe bei mir gekauft. Leihen ist nicht Kaufen. Doch auf dem Weltparkett heisst es: «Die Europäische Zentralbank wird in den nächsten Jahren Staatsanleihen in Höhe von ungefähr einer Billion Euro kaufen.» Als öffnete sie ein dickes Portemonnaie, aus dem sie nach und nach bei nationalen Finanzministerien für diese schwindelerregende Summe Wertpapiere ersteht. Welch eine Irreführung. Die Milliardenbeträge, die da von der EZB in Richtung Staat fliessen, quellen keineswegs aus einem Portemonnaie oder Guthaben; sie treten in dem Moment, in dem sie quellen, überhaupt erst ins Dasein. Zentralbanken sind Priestergremien. Sie zaubern Papierscheinen oder Pixeln Kaufkraft an. Ob sie das selbst tun oder durch Geschäftsbanken innerhalb eines von ihnen diktierten Kreditrahmens tun lassen, ist eine scholastische Frage. Fest steht, dass Kaufkraft, die vorher nirgends war, durch ihren Beschluss in die Welt tritt. Und Kaufkraft schaffen ist älteste Priestertätigkeit. Schrecken und Opfer Das Wort «Geld» kommt nicht, wie viele meinen, von «Gold», sondern vom angelsächsischen «gilt»: Schuld, Geschuldetes. Damit waren zunächst keine privaten Schulden gemeint, sondern etwas, was archaische Kollektive höheren Mächten zu schulden glaubten: Opfer. «Gilde» heisst ursprünglich Opfergemeinde, nicht Handwerkerzunft. Und geopfert wurden nicht Gold- oder Silberstücke, sondern lebendige Wesen, und zwar gerade die unentbehrlichsten: eigene Stammesgenossen und gezähmte Grosstiere. Warum tat man so etwas? Warum versuchte man die schrecklichen Naturgewalten zu besänftigen, sich ihr Wohlwollen zu erkaufen, indem man selbst Schreckliches beging und ausgerechnet Lebewesen schlachtete, die einem am nächsten und liebsten waren? Das ist anfangs, in der Altsteinzeit, schwerlich absichtsvoll kalkulierte Tat gewesen, eher ein Notwehrreflex. Man suchte den traumatischen Schrecken zu bewältigen, indem man das Schreckliche auf eigene Faust wieder und wieder tat und so das Unerträgliche allmählich erträglich, das Unfassliche fasslich machte. Und diese Wiederholung fiel umso leichter, je mehr sie ritualisiert und mit der Imagination überwölbt wurde, dass die Naturgewalt das schreckliche Schlachten selbst fordert, dass man es ihr schuldet. Dadurch bekam es einen Adressaten, einen Sinn. Es wurde als Begleichung von Schuld interpretierbar: als Zahlung. Schlachtopfer sind Urwährungen gewesen: stets für ein ganzes Kollektiv verbindlich und repräsentativ. Und weil sie schreckliche Währungen waren, waren sie stets vom Wunsch nach weniger schrecklichen begleitet. Die Geschichte der Zahlungsmittel wird nur als Substitutionsgeschichte verständlich. Kann man nicht ein Menschenopfer durch eine gewisse Zahl von Rindern ersetzen? Ein Rind durch so und so viele Schafe, Ziegen oder Hühner? Lebendige Wesen durch Metallgebilde? Gold und Silber waren immerhin der irdische Widerschein zweier göttlicher Gestirne: Sonne und Mond. Konnte da ein goldenes Kalb nicht lebendige Rinder vertreten? Metallgebilde waren zudem wiederverwendbar. Warum sollten sie, einmal dargebracht, auf ewig im Tempel verharren? Konnten sie nicht, angereichert mit gottgefälligen Zutaten, erneut Opferwilligen zur Verfügung gestellt werden? So wurden sie zum Angelpunkt eines einträglichen Leihverkehrs und zum Kern des Tempelschatzes, der ersten Kapitalakkumulation. Am Spiess Münzen sind nicht etwa die Urform des Geldes, sondern eine Spätform: das erste durchschlagende profane Zahlungsmittel, entstanden am Rande griechischer Tempel und von ihnen inspiriert. Bei den grossen sakralen Feierlichkeiten stand jedem Teilnehmer ein Anteil am Rinderopfer zu: so viel Fleisch, wie auf seinen Opferspiess («obelos») passte. Und als die Opfergemeinde zu gross wurde? Da bekamen die subalternen Teilnehmer am Opferfest statt ihrer Fleischportion nur noch eine Markierung am Opferspiess. So viel Fleisch, wie die Markierung anzeigte, durften sie sich bei Vorlage Schlachtopfer lassen sich als Urform des Geldes begreifen – griechische Vasenmalerei, fünftes vorchristliches Jahrhundert (Werkstatt des Duris). des «obelos» aus den Vorratskammern des Tempels holen. Sie kamen also an ihr Fleisch, aber vom festlichen Opferschmaus waren sie ausgeschlossen. Das war ein Geniestreich des Outsourcings. Den nahmen sich Tyrannen griechischer Stadtstaaten alsbald zum Vorbild. Warum sollten sie selbst für ihre Leibgarde sorgen und sie ständig an ihrer Beute teilhaben lassen? Es war doch viel einfacher, ihr ein Selbstversorgungsmittel in die Hand zu drücken. Und so stellten sie aus ihrem zusammengeraubten Privatschatz, dem Gegenstück des Tempelschatzes, kleine handliche Gold- und Silberscheibchen zur Verfügung, einen Abglanz der Sonnen- und Mondgottheit, und liessen ihnen das Zeichen der Polis aufprägen. Damit wurden sie zu staatlich autorisierten Berechtigungsmarken für ein gewisses Quantum an Lebensmitteln. Mit ihnen konnte die Leibgarde einkaufen gehen. Metall und Papier Münzen begannen als Tyrannensold. Aber sobald sie kursierten, dienten sie jedem, der ihrer habhaft wurde, als Zahlungsmittel. Kein Tyrann konnte ihren Umlauf mehr steuern. So schnell, wie sie sich ausbreiteten, vergass sich ihre Entstehung. Ihr profaner Gebrauch liess ihren sakralen Ursprung nicht mehr erkennen; nur ihre Prägung erinnerte noch daran. Sie war zwar ein Staatsakt, aber sie blieb eine Tempelmethode. Sie versiegelte Metall, wie man zuvor schon im Tempel Allerheiligstes versiegelt hatte. Siegel sind Heiligungszeichen. Wer sie versehrt, profaniert geheiligte Autorität. Kein Mensch, kein Tier, kein Edelmetall ist von Natur aus Geld. Sie mussten stets durch einen Ritus zu Geld gemacht werden. Durch Los-Werfen wurde der Stammesgenosse auserwählt, dessen blutige Darbringung die andern verschonte. Tiere wurden durch Schnitt- und Schmuckzeichen als Opfertiere markiert, Edelmetall wurde geprägt. Erst ein Ritus zaubert Naturdingen Kaufkraft an, und die dafür Zuständigen sind Priester. Das ist im Zeitalter des Papiergelds nicht anders geworden. Papier war jahrhundertelang bloss Anweisung auf Geld: Wechsel, die auf bestimmte Münzbeträge ausgestellt wurden. Geld selbst aber war nur die Münze. Erst als Ende des 17. Jahrhunderts ein privates Konsortium von Kaufleuten die Bank von England gründete, die sich erbot, die Schulden des Königs zu bezahlen, wenn ihr dafür gestattet würde, diese Schulden in Papier darzustellen und unter königlichem Schutz als nationale Banknoten kursieren zu lassen, da entstand das Modell der modernen Zentralbank – mit dem Privileg, nationales Papiergeld zu drucken. Zunächst nur so viel, wie durch Münzen gedeckt war. Münzen blieben vorerst das «bessere» Geld. Ihre astrale Aura wirkte fort, auch wenn das Papiergeld überhandnahm, weil der globale Geldbedarf durch Münzen nicht mehr zu decken war. Der lange Abschied vom Edelmetallgeld endete erst 1971, als die USA die Bindung des Dollars ans Gold aufgaben. Seither ist keine Währung mehr durch Edelmetall gedeckt. Währungen sind nur noch Papier oder Pixel – und Münzen nur noch Kleingeld. Zentralbanken sind nicht mehr durch ihre Goldbestände begrenzt. Allein ihr ökonomisches Ermessen entscheidet seither darüber, wie viel Geld sie in Umlauf bringen. Ist das Geld-Erzeugen damit rational geworden? Im Gegenteil; es ist mysteriöser denn je. Edelmetalle haben immerhin von Natur aus eine seltene Konsistenz und Ausstrahlung, die einst dazu einlud, schuldtilgende Kraft – Kaufkraft – in sie hineinzuprojizieren. Profanes Papier ist fast schrankenlos produzierbar und geduldig – bereit, alles aufzunehmen, was auf ihm vermerkt wird, auch Geldbeträge. Im Papier hat die Kaufkraft nur noch einen flüchtigen Erdenrest. Ihre Erschaffung nähert sich dem biblischen Modell der Weltschöpfung an. «Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.» Und die Zentralbank spricht: Es werde Geld! Und es wird Geld. Seither ist das internationale Geldvolumen explosionsartig angeschwollen. Der Machtzuwachs der Zentralbanken ist enorm. Eigentlich sind sie ja bloss «Nichtregierungsorganisationen», die für eine stabile Währung sorgen sollen. Aber in dieser Rolle sind sie zu Global Players aufgestiegen und in ein ähnlich spannungsvolles Verhältnis zu den politischen Mächten geraten wie einst die mittelalterliche Kirche. Nur die Kirche gewährleistete stabile, streng ritualisierte, für alle Mitglieder der Gesellschaft verbindliche Vergebungsprozeduren: existenzielle Schuldtilgungsverhältnisse. Auf deren gemeinsamer Basis entwickelte der feudale Alltag seine gestaffelten Herrschaftsverhältnisse. Das Schuldtilgungsmonopol, das allein dem Seelenheil der Gläubigen zu dienen vorgab, diente immer auch der kirchlichen Vorrangstellung gegenüber den weltlichen Mächten. Jonglierende Zentralbank Ähnlich bei der Zentralbank. Nur sie ist befugt, Geld zu erschaffen. Dies Geld aber ist Schuld. Es geht als Kredit an die Geschäftsbanken – und von denen als Kredit in den wirtschaftlichen Umlauf. Kredit freilich ist bloss geliehen und ist wieder zurückzuzahlen, und das an sie zurück überwiesene Geld lässt die Zentralbank wieder in das Nichts zergehen, aus dem sie es bei seiner Erschaffung hervorgezaubert hat. Niemand jongliert so mit Sein und Nichtsein wie die Zentralbank bei der Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden AKG Geldmengenregulierung. Mit dem Geld, das sie erschafft, macht sie alle Geldempfänger in ihrem Wirkungsbereich zu ihren Schuldnern. Die existenziellen Schuldtilgungsverhältnisse von heute verwaltet sie. Sie ist letzte und höchste Verleihinstanz («lender of last resort»). In dieser Rolle «kauft» nun die EZB in Milliardenhöhe Staatsanleihen. Soll heissen, sie leiht den Staaten Geld. Das tut sie aber gar nicht direkt. Laut Gesetz darf das von ihr erschaffene Geld nur über Geschäftsbanken auf den Markt und in die Staatskasse fliessen. Faktisch schafft sie also Kredit für private Geldinstitute. Sie füttert den Finanzmarkt – jenes dezentrale globale Gebilde, das seit der Erschaffung ungedeckten Papiergelds in den 1970er Jahren wie ein Hefeteig aufgegangen ist. Die EZB «kauft» Staatsanleihen lediglich um die Ecke. Der Staat nimmt den von der Zentralbank in Aussicht gestellten Betrag bei Geschäftsbanken auf, die ihn dann sogleich von der Zentralbank ersetzt bekommen. Menetekel Kirche Das geht aber nur, wenn die Geschäftsbanken mitspielen. Das Geschäft muss lukrativ für sie sein. Von ihrem Wohlwollen wird die Zentralbank abhängig. Sie erschafft nicht mehr nur das Geld, das den wirtschaftlichen Umlauf ermöglicht; sie begibt sich eigens als Akteur auf den Markt und setzt sich selbst der Eigendynamik aus, die das von ihr geschaffene Geld dort gewinnt. Warum sie das tut? Nun, in der Not der Bankenkrise von 2008 war der Finanzmarkt unversehens zum Verleiher letzter Instanz geworden. Das aber ist der Job der Zentralbank. Sie will ihn exklusiv zurückgewinnen. Deswegen setzt sie ihr grosses Privileg der Geld-Erschaffung jetzt ein, um den Finanzmarkt zu steuern. Sie begibt sich unter die Marktmächte, um ihnen überlegen zu bleiben. Hatte die mittelalterliche Kirche nicht etwas Ähnliches getan? Als ihr Aufstieg zur obersten Schuldtilgungsautorität nicht dazu führte, dass sich ihr die weltlichen Mächte dauerhaft fügten, suchte sie ihre geistliche Macht als oberste weltliche Macht zu etablieren. Damit aber leitete sie ihren Niedergang ein. Sie machte sich mit den weltlichen Mächten gemein, wurde eine unter ihnen und ruinierte so gerade ihren Sonderstatus: die priesterliche Autorität. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber man kann aus ihr lernen. Und manche ihrer Menetekel sind lesbar. ....................................................................................................... Prof. Dr. Christoph Türcke lehrte bis 2014 Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Soeben ist sein Buch «Mehr! Philosophie des Geldes» (im Münchner Verlag C. H. Beck) erschienen. Sport NZZ vom 15.3.2015, Seite 59.pdf NZZ am Sonntag 15. März 2015 49 SchuldundSühne M an könnte diese Geschichte nüchtern erzählen wie e inen Unfallrapport: Vor vier Monaten wird Gilles Yapi schwer gefoult; man zählt acht verschiedene Verletzungen in seinem rechten Knie, drei Stunden wird er operiert. Der FC Zürich reicht Strafanzeige gegen den Aarauer Sandro Wieser ein, der von sich sagte, er sei ein harter Spieler, aber kein Täter. Der Staatsanwalt eröffnet trotzdem ein Verfahren. Yapi geht es heute besser. Er kann leicht joggen, nur zehn Minuten zwar, aber Schmerzen spürt er nicht. Yapi sagt: «Es ist mein Ziel, Anfang nächster Saison auf den Fussballplatz zurückzukehren.» Aber niemand erzählt Yapis Geschichte so leidenschaftslos. Sie hat sich verwandelt, sie handelt nicht mehr von einem Sportunfall; es geht um Schuld, Vergebung und Gerechtigkeit, ja mehr noch: um Gut und Böse. Und das liegt vor allem daran, dass Gilles Yapi im Zentrum steht, der 33-jährige, zierliche Mittelfeldspieler aus Côte d’Ivoire, der sich überlegt, nach seiner Karriere Pfarrer zu werden, Geistlicher in seiner evangelischen Freikirche, der «Porte ouverte». Als Sandro Wieser sich öffentlich entschuldigte, betonte er vor allem, was für «ein super Mensch» Yapi sei, «ein Freund». «Da ist ein Heiliger gefoult worden», sagt jemand, der mit Yapi zusammengespielt hat. Und man weiss nicht recht, ob er es ernst oder doch vielleicht zynisch meint. VALERIANO DI DOMENICO Vor vier Monaten wurde Gilles Yapi bei einem Foul schwer am Knie verletzt. Der FCZ hat Strafanzeige eingereicht. Yapi unterstützt den Schritt, obwohl er seinem Gegner verziehen hat. Von Flurin Clalüna So etwas wie eine Beichte Yapi hat sich erholt, es ist keine Wunderheilung, aber die Genesung verläuft schneller als erwartet. An diesem Frühlingstag ist Yapi in der Trainingsanlage des FC Zürich. Ein früherer Mannschaftskollege sagt, Yapi habe fast immer so ein «seliges Lächeln» im Gesicht, und nun sitzt er da, eingehüllt in diese fast schon träumerische Ruhe, obwohl seine Karriere als Berufsfussballer bedroht ist. Er sagt: «Es gibt Schlimmeres im Leben, ich bin nicht tot, ich habe noch meine Beine.» Fast alles, was Yapi an diesem Nachmittag erzählt, hat etwas Existenzielles, und vieles klingt ähnlich wie in einem Video seiner Kirche, das vor rund einem Jahr aufgenommen worden ist. Darin spricht Yapi über sein früheres Leben, es ist so etwas wie e ine Beichte, ein Film mit schwarz-weissen Nahaufnahmen und sphärischer Hintergrundmusik. Yapi sagt im Video: «Ich konnte meinen Traum sehr früh verwirklichen, wurde Fussballprofi. Aber die Bekanntheit öffnet auch Türen, die nicht unbedingt gut sein müssen. Die Sünden, die Perversitäten, die Unzucht, die Pornografie, die Selbstbefriedigung.» Yapi erzählt, wie e r mit der Welt des Okkultismus in Berührung gekommen sei, wie e r an Selbstmord gedacht habe. Bis er sich Gott verschrieben habe. In diesem entblössenden Video geht es um Licht und Schatten, Richtig und Falsch. So führt Yapi sein Leben, entlang diesen Begriffen. Der Glauben durchdringt seinen Alltag, den Fussball, seine Familie: Was Yapi sagt, ist immer auch eine religiöse Andeutung. Und so wird aus dem Unfall ein Schicksalstag, dessen «Man muss auch jenen vergeben, die uns weh tun»: Gilles Yapi in der Trainingsanlage des FC Zürich. (Zürich, 5. März 2015) Diagnose 8 Befunde ergab das ärztliche Attest, unter anderen: Kreuzband gerissen, Innenband gerissen, Meniskus eingerissen, Knorpeldefekt, Knochenkontusion. Sinn er zwar nicht versteht, «aber was geschehen ist, hat einen Grund, und Gott kennt ihn». Auch für den FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa ist der Sonntag vor vier Monaten im Brügglifeld-Stadion mehr als ein Unfalltag; er erkennt in ihm den Auftrag zu einer persönlichen Mission: Der Schutz der Fussballer ist für ihn zur Schicksalsfrage geworden, die ein Staatsanwalt und später ein Zivilgericht prüfen soll. Die sechs Spielsperren, die gegen Wieser als Bestrafung ausgesprochen worden sind, genügen ihm nicht, die Reue und Wiesers öffentliches Bussetun können daran nichts ändern. Canepa sagte: «Ich werde gegen alles und jeden vorgehen, der so mit unseren Spielern umgehen will.» Dass er im Foul an Yapi «ein Rezept» erkennen will, wie man den FC Zürich bekämpfen möchte, erhebt den Einzelfall zur Grundsatzfrage. Und natürlich geht es in dieser Geschichte auch um grosse Gefühle und noch grössere Gesten. Im Februar hat das Ehepaar Canepa Yapis Vertrag trotz dessen unsicheren Zukunftsaussichten um ein Jahr verlängert, nach der Karriere soll er zum Juniorentrainer ausgebildet werden. Yapi sagt: «Das ist ein unglaublicher Vertrauensbeweis und sehr selten im Fussball.» Die grösste Geste aber kommt von Yapi selber, es ist eine Vergebungsgeste; und sie macht alles kompliziert und schwierig, vor allem für Yapi. Denn Canepa hatte unversöhnlich gesagt: «Da gibt es kein Pardon. Das lasse ich mir nicht bieten.» Denn irgendwo gibt es beim FCZ eine unausgesprochene Gleichung: Mit Yapi war der FCZ ein Meisterkandidat. Ohne ihn nicht mehr. Auch das soll irgendwie abgegolten werden. Der FC Zürich war mit Yapi ein Kandidat für den Meistertitel. Ohne ihn nicht mehr. Auch das soll irgendwie abgegolten werden. Die Zerrissenheit widerfahren. Der FCZ verliert einen wichtigen Spieler. Der FCZ muss einen Spieler bezahlen, der verletzt ist. Der FCZ erleidet einen grossen Verlust.» Leider treffe e s nun Sandro Wieser, sagt Yapi, «es könnte auch ein anderer sein». Die Klage sei nicht gegen Wieser gerichtet, «sondern gegen den Akt». Zur Verantwortung gezogen aber wird der Mensch, Sandro Wieser, «ein Kollege von mir». In diesen Wochen wird diese emotionale Geschichte in der Staatsanwaltschaft neu gelesen, in nüchterner Juristensprache, und am Ende der Aufarbeitung steht vielleicht ein Urteil, das das Gerechtigkeitsempfinden befriedigen soll. Als der FCZ die Anzeige e inreichte, dachte man, Yapi werde vielleicht nie mehr Profifussball spielen. Jetzt sagt er: «So höre ich nicht auf. Ich habe noch viel zu geben.» Yapi aber möchte verzeihen, «man muss auch jenen vergeben, die uns weh tun», er habe es längst getan. Er sagt: «Ich habe gute Gefühle gegenüber Sandro Wieser, ich spüre keine Animosität, keinen Hass. Wir können irgendwann zusammen einen Kaffee trinken, das hoffe ich sogar.» Und trotzdem sagte Yapi Ende Januar vor dem Staatsanwalt aus, er fühlte sich nicht wohl dabei, «ich mag das nicht, aber es ist Teil der Klage, also mache ich es». Man spürt Yapis Zerrissenheit: Wie kann er eine Anzeige unterstützen und damit eine Bestrafung fordern, wenn er Wieser schon vergeben hat? Yapi hat diesen Widerspruch so aufgelöst: Er tut es nicht für sich. Er tut es für den FCZ. Yapi sagt: «Im Leben braucht es Gerechtigkeit, auch dem FCZ soll Gerechtigkeit Mögliche Strafen gegen Wieser Im Dezember hat der FC Zürich bei der Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau Strafanzeige gegen Sandro Wieser eingereicht. Der FCZ schrieb: «Mit der Einreichung dieser Strafanzeige bezweckt der FC Zürich primär eine präventive Wirkung zum Schutz der Gesundheit von Berufsfussballspielern.» Die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau hat ein Verfahren eröffnet. Drei Tatbestände stehen im Raum: schwere Körperverletzung, einfache Körperverletzung oder fahrlässige Körperverletzung. Ende Januar ist Gilles Yapi einvernommen worden, kurze Zeit später auch Sandro Wieser. Es werden noch weitere «Tatbeteiligte» befragt; es ist davon auszugehen, dass es sich bei ihnen um Spieler handelt, die am Sonntag, 9. November, in Aarau auf dem Fussballplatz standen. Die Staatsanwaltschaft möchte im Verfahren möglichst genauen Aufschluss über den Grad der Verletzungen von Gilles Yapi erhalten. Ausserdem erhebt der Staatsanwalt verschiedene Beweismittel, erstellt Gutachten und sammelt Videoaufnahmen. Nach Abschluss der Untersuchung wird entschieden, wie e s weitergeht. Es bestehen drei Möglichkeiten: Der Staatsanwalt kann das Verfahren einstellen, wenn er zum Beispiel der Meinung ist, die Beweismittel genügten nicht. Oder er kann, zweitens, Strafbefehl erlassen. Dies tut er dann, wenn er folgende Massnahmen für ausreichend hält: eine Busse, eine Geldstrafe von höchstens 180 Tagessätzen, eine gemeinnützige Arbeit von höchstens 720 Stunden oder ausnahmsweise eine Freiheitsstrafe von höchstens sechs Monaten. Drittens: Erachtet die Staatsanwaltschaft die Verdachtsgründe als hinreichend und sind die Voraussetzungen für einen Strafbefehl nicht gegeben, kann sie beim zuständigen Bezirks- Pressespiegel Wiesers (r.) Foul an Yapi. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden TELECLUB Anzeige wegen Körperverletzung gericht Anklage e rheben. In diesem Fall ist die Staatsanwaltschaft nicht mehr Strafverfolgungsbehörde, sondern Anklägerin. Das Gericht muss dann darüber entscheiden, ob das Foul strafrechtlich relevant ist oder nicht. Die Staatsanwaltschaft wie auch der Beschuldigte Sandro Wieser können das Urteil mittels Berufung an das Obergericht des Kantons Aargau weiterziehen. Wie viel Zeit das ganze Verfahren bis zu einem allfälligen Urteil beanspruchen wird, ist schwer abzuschätzen. Auf Anfrage teilt die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau mit, sie könne keine Prognose stellen. (fcl.) NZZ vom 15.3.2015, Seite 60.pdf Wissen 59 INTERFOTO NZZ am Sonntag 15. März 2015 Wo von Saba die Rede ist 8.−4. Jh.v.Chr. Im Alten Testament werden die noch namenlose Königin von Saba und die Sabäer – mit der Hauptstadt Marib im heutigen Jemen – verschiedentlich erwähnt. 1. Jh. n. Chr. Der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus verfasst eine Geschichte des Judentums. Er nennt die Königin von Saba Nikaule; sie ist Königin von Ägypten und Äthiopien. Gold, Elfenbein und sogar ein Löwe: Die Königin von Saba und Salomo tauschen in Jerusalem wertvolle Geschenke aus. (Äthiopische Populärkunst) MysteriöseHerrscherin Unerschrocken und männermordend: Zahlreiche Geschichten ranken sich um die erstmals in der Bibel erwähnte Königin von Saba. Vermutlich hat sie nie gelebt. Von Geneviève Lüscher J emen hat zurzeit keine gute Presse. Islamistische Kräfte versetzen das Land in Unruhe; Entführungen und Attentate sind an der Tagesordnung. Fast geht dabei vergessen, dass dieses Land auch eine ganz andere Seite hat – eine, die weit in die Vergangenheit zurückreicht, eine orientalisch-märchenhafte. Jemen hiess in der Antike Saba. Und aus Saba kam einst gemäss der Bibel eine Königin zu Salomo nach Jerusalem, um ihn mit Fragen herauszufordern. So steht es jedenfalls im 10. Kapitel des 1. Buchs der Könige. Wer war die Frau, die es wagte, König Salomo zu testen? Es gibt keine Beweise für ihre Existenz, weshalb ihr Biograf, der Theologe Ulfrid Kleinert aus Dresden, eher dazu neigt, sie ins Reich der Mythen zu verbannen. Trotz seinen Zweifeln trägt er in einer neuen Biografie zusammen, welche schriftlichen Quellen sie erwähnen und wie sich ihre Spur in den drei grossen Weltreligionen – Judentum, Christentum und Islam – verfolgen lässt. Die Königin von Saba hat nämlich nicht nur im Alten und Neuen Testament ihren Auftritt; sie kommt auch im Koran vor. Als Gleichgestellte bei Salomo Erstmals erscheint die Königin von Saba im Alten Testament. Im Buch der Könige wird beschrieben, wie sie samt Gefolge nach Jerusalem kommt, weil sie von Salomos Weisheit gehört hat. Sie will diese prüfen. Salomo kann alle ihre Fragen beantworten, sie schenkt ihm dafür Kostbarkeiten aus ihrem Land, die sie auf Kamelen hat herbeischaffen lassen: Balsamöl, Gold und kostbare Steine. Salomo seinerseits gewährt ihr «alles, was sie begehrt». Dann kehrt sie nach Saba zurück. Die Begegnung wird nur knapp geschildert. Es scheint, meint Kleinert, dass die Königin nicht von Salomo gerufen wurde, sondern selbst entschieden hat, ihn zu besuchen. Sie kommt nicht als Bittstellerin, sondern als gleichgestellte Herrscherin. Aber weder erfahren wir, wie die Rätsel lauteten, noch, was Salomo der Frau geschenkt hat. Was könnte sie «begehrt» haben? Die folgenden Gemälde, Opern, Filme und Bücher versuchen, dem Geheimnis dieser Frau auf die Spur zu kommen, die es wagte, Salomo zu prüfen. Jahrhunderte werden die Leerstellen ausfüllen und der im Alten Testament noch anonymen Königin verschiedene Namen geben. Das Reich Sabas gehörte zu den mächtigsten Hochkulturen Südarabiens. Wie es entstanden ist, diese Frage zu beantworten, gehört zu den Anliegen eines Projekts des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), das seit über 40 Jahren in Jemen forscht. «Wir suchen natürlich nicht nach der Königin von Saba», sagt Iris Gerlach, Leiterin des Projektes. In ihrem Fokus steht vor allem die Oase Marib mit der sabäischen Hauptstadt, mit Tempelanlagen, einer Totenstadt und Resten von Bewässerungsanlagen. Die frühesten Siedlungsspuren lassen sich ins 2. Jahrtausend v. Chr. datieren. Den Höhepunkt seiner Macht erreichte das Reich Saba im 7. Jahrhundert v. Chr. Es kontrollierte den lukrativen Handel auf der Weihrauchstrasse, mit den Assyrern verhandelten die Herrscher des expansiven Staates um Handelsrouten. Eine reisefreudige Königin scheint nicht völlig aus der Luft gegriffen, kommt aber in den zahlreichen Inschriften Sabas (noch) nicht vor. «Wir kennen keine Namen von Herrscherinnen, aber es hat sie sicher gegeben», sagt Gerlach. Im Alten Testament verliert sich später die Spur der Königin, sie wird – im Gegensatz zu den Sabäern und zum Reich Saba, das mitunter auf der westlichen Seite des Roten Meeres im heutigen Äthiopien lokalisiert wird – nur noch einmal erwähnt. Das Neue Testament übernimmt die Geschichte, Jesus gewichtet aber anders, indem er die Königin von Saba in ihrer Neugier und ihrer Lernbereitschaft als Vorbild darstellt. Im Folgenden vermischen und beeinflussen sich verschiedene Erzählstränge der jüdischen, christlichen und schliesslich islamischen Tradition. Weil der richtige Name der Königin nicht bekannt war, bezeichnet man sie je nach Sprache und Religion anders. Die jüdische Tradition legt sich laut Historiker Kleinert auf die «Dämonisierung» der Königin fest. Sie erhält dort den Namen Nikaule und ist Königin von Ägypten und Äthiopien. In der jüdischen Kabbala des Hoch- und Spätmittelalters wird Sabas Königin dann zur männer- und kindermordenden Lilith. Aus Saba wird Makeda Auch Christentum und Islam verpassen der Königin einen teuflischen Zug, behalten aber das Beispielhafte bei: Christlich wird sie zum Vorbild, weil sie zum Bau der Grabeskirche in Jerusalem beiträgt; islamisch, weil sie nun an Allah glaubt, denn in der Sure 27 des Korans wird sie von Salomo – im Koran Süleyman – zum Islam bekehrt. In nachkoranischen Kommentaren erhält die Königin den Namen Bilqis und unterwirft sich Süleyman als Ehefrau. Im Nationalepos des christlichen Äthiopiens aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. Rastafari und die Königin Die Königin von Saba wirkt bis in die Gegenwart. Seit den 1930er Jahren hat sich von Jamaica aus die spirituelle afrikanische Musikund Befreiungsbewegung Rastafari ausgebreitet. Ihr Name geht zurück auf den äthiopischen Kaiser Haile Selassie, der vor der Thronbesteigung Ras Tafari Makon- nen hiess. Seine Krönung erfolgte in der Erbfolge von Salomo und Makeda, wie die Königin von Saba in Äthiopien genannt wird. Haile Selassie gilt als Nachkomme von Salomos und Makedas Sohn Menelik und ist für die Anhänger der Rastafari-Bewegung wie ein Gott auf Erden. (glü.) schliesslich wird beschrieben, wie Salomo und die Königin – sie heisst nun Makeda – zusammenkommen. Ein Sohn, Menelik, wird gezeugt. Mutter und Sohn kehren in die äthiopische Hauptstadt Aksum zurück. Menelik wird der Gründer der Herrscherdynastie Äthiopiens, deren letzter Vertreter Kaiser Haile Selassie (1892–1975) war. Laut dem Epos besuchte Menelik später seinen Vater in Jerusalem und brachte die Bundeslade mit den Gesetzestafeln nach Aksum. Das Deutsche Archäologische Institut forscht auch im äthiopischen Yeha. Es hat kürzlich eine von sabäischer Baukunst geprägte Tempelanlage sowie Palast- und Verwaltungsgebäude ausgegraben, die um 800 v. Chr. datieren. Die Expansion der Sabäer im 1. Jahrtausend v. Chr. über das Rote Meer lässt sich in diesen Bauten und den Fundobjekten deutlich festmachen. Die Königin von Saba könnte also auch von Äthiopien aus nach Jerusalem gereist sein. Diese Vermutung hegte auch der verstorbene Archäologe Helmut Ziegert, als er 2008 in Aksum den Spaten ansetzte und – wie er glaubte – ausgerechnet auf den Palast der Königin von Saba stiess. Die sensationelle Entdeckung ging um die Welt, die Universität Hamburg hingegen, deren emeritierter Professor Ziegert war, distanzierte sich. Nachprüfbare Grabungsergebnisse mit Beweisen, auf deren Basis eine wissenschaftliche Diskussion hätte stattfinden können, sind nie publiziert worden. Auch wenn die Königin von Saba nie existierte, ihr Nachleben bleibt bis auf den heutigen Tag bewegt. Gemälde, Opern, Filme und Bücher versuchen, dem Geheimnis dieser Frau auf die Spur zu kommen, die es wagte, Salomo zu prüfen. In Jemen selbst könnten weitere Ausgrabungsfunde neue Fakten liefern. Allerdings verbiete die politische Situation derzeit jede Aktivität, sagt die Archäologin Iris Gerlach, «seit 2009 sind dort leider keine Ausgrabungen mehr möglich». Ulfrid Kleinert: Das Rätsel der Königin von Saba: Geschichte und Mythos. Zabern, Darmstadt 2015. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 4. Jh. n. Chr. Im christlich-apokryphen «Testament Salomos» finanziert die «Hexe Saba» den Tempelbau in Jerusalem. 7./8. Jh. n. Chr. Der Koran entwickelt eine eigene SalomoSaba-Geschichte; die Königin bekehrt sich zum Islam. Erst in nachkoranischen Schriften erhält sie den Namen Bilqis. 13. Jh. n. Chr Im «Kebra Negast», dem äthiopischen Nationalepos, basiert die Erbfolge der äthiopischen Könige auf der Geschichte von Salomo und der Königin von Saba; sie heisst dort Makeda, der gemeinsame Sohn Menelik. (glü.) 12 ZÜRICH UND REGION Zäitung NZZ vom 16.3.2015, Neuö SeiteZürcör 12.pdf Monta IN ZÜRICH GETROFFEN Erwachsen über Umwege Die Philosophin Susan Neiman über die Vorteile des Älterwerdens Familie Drohungen des Ku-Klux-Clans ein; man wisse, wo ihre Kinder zur Schule gingen, wurde den Eltern am Telefon gesagt. Neimans Mutter engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung. Wenn sie etwas aus dieser Zeit gelernt habe, sagt die Buchautorin, dann dies: Man könne die Welt auch in kleinen Schritten verbessern – und nichts sei selbstverständlich. Durch Neimans Biografie zieht sich eine Haltung, die das Erwachsensein ausmacht: Es ist ein ständiges Verhandeln zwischen den Idealen und den Ansprüchen der Realität. 1969 zog sie als 14-Jährige ohne Schulabschluss zu Hause aus, sie lebte in Kalifornien in Kommunen, war «on the road», wie sie sagt – einer der wenigen amerikanischen Ausdrücke, die Neiman noch verwendet, sonst ist ihr Akzent kaum noch zu hören. In dieser Zeit las sie Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, woraus der Wunsch entstand, eine Philosophin zu werden, deren Leben nach dem Vorbild der beiden Franzosen in ständiger Bewegung sein würde. Philosophie zu betreiben, sollte für Neiman bedeuten, sich politisch zu engagieren, die Abgeschiedenheit der Universität zu verlassen und sich auch mit Künstlern und Schriftstellern auszutauschen. Gerne hätte sie in Griechenland studiert – «wenn schon Philosophie, dann dort, wo alles begann». Doch aus Gründen der Vernunft schrieb sie sich am New Yorker City College ein, wo auch Studenten ohne Abitur zugelassen wurden. Zwei Jahre später begann sie ein Philosophiestudium in Harvard, das sie mit einer Promotion abschloss. Wer will schon erwachsen werden in Zeiten des Jugendwahns? Die Philosophin Susan Neiman legt dar, warum sich dieser Prozess lohnt: Sie siedelt ihn zwischen Selbstbestimmung und Rebellion an – in ihrem neusten Buch wie bei einem Treffen. Kathrin Klette Am Tag nach ihrer Ankunft in Zürich sitzt die amerikanische Philosophin Susan Neiman in einem Altstadthotel. Am Abend vorher, so erzählt sie, sei sie in der Umgebung spazieren gegangen: durch die Gassen und die Bahnhofstrasse, vorbei an den Geschäften von Cartier und Hermes. ` Da lagen sie in den Schaufenstern, die Spielzeuge der Erwachsenen, wie Neiman sie nennt: die Uhren, die Kleider, die Smartphones. Es seien Spielzeuge, weil sie uns nur vorgaukelten, dass wir sie brauchten, dass es ihr Besitz sei, der so etwas wie Glück mit sich bringe, und nicht etwa Erfahrungen und Begegnungen mit anderen Menschen. Neiman ist 59 Jahre alt und seit 2000 die Direktorin des renommierten Einstein-Forums in Potsdam. Dieser Tage hat sie ihr neues Buch «Warum erwachsen werden?» im Literaturhaus Zürich vorgestellt. Es ist ein Plädoyer dafür, die Vorteile dieses Zustands schätzen zu lernen. Nach Neiman wohnt dem Erwachsenwerden etwas Subversives inne, denn idealerweise bedeutet es, dass man selbstbestimmt lebt und nicht alles glaubt, was scheinbar gegeben ist. Ein Salon der Aufklärung Subtiler Druck auf die Bürger Doch das Erwachsenwerden hat heute keinen guten Ruf. Wer wird schon gerne älter in einer Gesellschaft, welche die Jugend zum Ideal erklärt? Neiman zählt auf, womit das Erwachsensein assoziiert wird: Spiessertum, Langeweile und Resignation, ein Zustand ohne Träume und Abenteuer. «Eigentlich ist schon das Wort ‹erwachsen› problematisch», sagt sie. «Es suggeriert, dass man irgendwann nicht mehr wächst.» Für sie bietet der Zustand der Reife dagegen viele Vorteile: dass man es sich gestattet zu geniessen, dass man seine Stärken kennt und sich selbst unabhängig vom Urteil anderer einschätzen kann. Erwachsen werden ist für Neiman ein Prozess, der erst mit dem Tod enden sollte, und wenn man ihr zuhört, ahnt man, dass auch sie noch viel vorhat in ihrem Leben. Nach Neiman Meinung haben die heutige Gesellschaft und ihre Wächter – KENNEN SIE ZÜRICH? ` LA C A Noch voller Abenteuerlust: Susan Neiman, Philosophin und Autorin. SIMON TANNER / NZZ ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.» Neiman versteht ihr Buch als moderne Ergänzung zu Kant, doch sie sagt, dass es auch viel mit ihr selbst zu tun habe: Sie sei schliesslich auch nur auf Umwegen erwachsen geworden. die Medien, die Institutionen und die Industrie der Konsumgüter – auch kein Interesse daran, dass die Menschen erwachsen werden. Der Druck, den früher autoritäre Regime auf ihre Bürger ausübten, wirke heute subtiler: unter anderem durch eben die Erwachsenen-Spielzeuge, die die Bürger infantilisierten und sie davon abhielten, selbst nachzudenken und sich wirklich relevante Fragen zu stellen. Dabei mache eigentlich genau das einen mündigen Bürger aus: Mut zu haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Und damit wären wir bei Immanuel Kant, dem geistigen Paten von Neimans Buch, der 1784 den berühmten Satz schrieb: «Aufklärung 1955 wurde Neiman im Süden der USA geboren, in Atlanta. Rückblickend sagt sie, dass sie sich damals immer als Aussenseiterin gefühlt habe. Sie wuchs in einer jüdischen Familie auf. Atlanta war damals noch von der Rassentrennung geprägt. Regelmässig gingen in der Jeton G. schon als Teenager straffällig SVP-Kantonsrat will höhere Genugtuung Einbürgerung trotz Vorstrafen zac. V Die Zürcher Staatsanwaltschaft stellte Ende Februar ein Verfahren gegen Claudio Schmid ein. Sie entlastete den SVP-Kantonsrat vom Vorwurf, einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank Sarasin zur Bankgeheimnisverletzung angestiftet und damit die Affäre Hilde- Zwischen Ideal und Realität Pressespiegel zac. V Der mutmassliche Todesschütze Evangelisch-reformierte von Zürich Affoltern, Jeton G., ist den Landeskirche Graubünden Strafbehörden schon längere Zeit bekannt gewesen. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, sei der Mann be- Danach zog sie nach Berlin, wo sie als Schriftstellerin und Übersetzerin arbeitete – sehr zum Leidwesen ihrer Professoren, wie sie sagt, die bedauerten, dass Neiman ihre Karriere als Philosophin aufgegeben habe. Aus dem geplanten einen Jahr in Berlin wurden sechs, ehe sie an die Universität zurückkehrte und eine Professur in Yale annahm. Über ihr erstes Buch hätten viele Kollegen die Nase gerümpft, da es als zu literarisch gegolten habe, sagt sie; später habe man ihr unter anderem deswegen die Direktorenstelle in Potsdam angeboten. Mit dem Einstein-Forum hat Neiman nun einen zeitgenössischen Salon der Aufklärung geschaffen, wo sich Forscher mit Künstlern und Politikern über aktuelle Debatten austauschen. Sie hat sich damit den Traum erfüllt, lebensnahe Philosophie zu betreiben. Ideale lassen sich also auch über Umwege verwirklichen – selbst wenn man erwachsen ist. IN KÜRZE ................................................................................. Wac Urs Büh Cinephil nen Film mit Klas Nüschele eigenes dem Süd jetzt ein erwähnte Die «Lo Bahnhof Carlton-B paars Se aus jah schlaf er und Flies unter a Werke d sa. Es em de, eigen tem Land Hier f rants als parlieren wohl wac ruhig. Da sem Frei auch an unter der Gespräch Der j komplizi auch wa Fisch fol als -schw ten sie et zen. Hie chenfilet dellos er dezenten flüssig). E Kalbfleis die haus machten Tessin w Ricotta-S vorzüglic während etwas ga Ein Trau saftige M Risotto a Das Tira kein Wur der reich 14.–) mi schem R Preisl Verhältn für einen selbst fü überdurc kuliert er deren Q dass uns Locanda Tici Tel. 044 227 Kollision zwischen Rennvelofahrern flu. V Bei einer Frontalkollision zweier Rennvelofahrer sind am Samstagnachmittag in Binz (Gemeinde Maur) beide Männer verletzt worden. Der Zusammenprall ereignete sich gemäss Mitteilung der Kantonspolizei auf einem Radweg, in einer Rechtskurve auf der Höhe KU .................. Piemont urs. V « INTERNATIONAL NZZ vom 16.3.2015, Seite 2.pdf IN KÜRZE .................................................................................................................................................................................................................................................... Hund Tripolis konfrontiert den IS nd traditioneller Teil Kopenhagens – die ststände auf Rädern rühstück nach einer n an schicken Plätzen ie sind auch deshalb n vor knapp hundert ts brach und es auch rts etwas zu essen. wie sie im Jargon ges hat nicht nur damit ns «New Nordic Cuidem weltberühmten setzen ihnen globale r Wurststände in der 0 geschrumpft. Misere habe sich die en. Während Kopeninarischen Quantenotdog-Buden immer und undefinierbaren eil. So bietet etwa vor en in der Innenstadt e Pölse Kompagniet mit hausgemachten über Variationen mit Hotdog». Letzterer üllt Anspruch darauf, n von der Strasse zu neben dem Smörrehnellverpflegung die ich auf Initiative des g-Meisterschaft statt. lin-Sternen nicht zu g zu wetteifern. Die Trauer ist nach den beiden Anschlägen in Lahore gross. Anschlag auf Kirchen in Pakistan pab. Delhi V Erneut sind Christen zum Ziel von Terroranschlägen in Pakistan geworden. In Lahore im Osten des Landes kamen durch Selbstmordattentate auf zwei Kirchen während des Gottesdienstes am Sonntag mindestens 15 Personen ums Leben, über 70 wurden verletzt. Auch zwei Polizisten wurden durch die Explosionen getötet, die zum Schutz der Kirchen abbestellt worden waren. Ein aufgebrachter Mob tötete darauf in Selbstjustiz zwei Männer, die der Tat verdächtigt wurden. In verschiedenen CIA-Million floss in Kaida-Kasse FOTO-TABLEAU m Auge der Drohne iegsgerät und zur Überwaber auch für wissenschaftliche sind Drohnen schon lange im als privates Gadget kommen ehmend in Mode. Der belgitograf Tomas van Houtryve h kritisch mit der neuen Techauseinander. DOSSIER n Syrien n liefern sich das despotische Asads und die militante Opseit vier Jahren einen grausampf um die Macht. Stark insind auch äussere Mächte. fte der Bewohner des Landes er Flucht. Humanitäre Helfer en unter grosser Gefahr. MOHSIN RAZA / REUTERS (Reuters) V Etwa eine Million Dollar aus einem geheimen amerikanischen Fonds für die afghanische Regierung sind laut der «New York Times» in die Kassen der Kaida geflossen. Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf Gerichtsunterlagen. Das Geld soll zu einer Summe von fünf Millionen Dollar gehört haben, die die Regierung in Kabul 2010 für die Freilassung eines Generalkonsuls aus der Geiselhaft der Islamisten zahlte. Laut der Zeitung schaffte der amerikanische Geheimdienst CIA jeden Monat Bargeld nach Afghanistan. Kabul habe es unter anderem verwendet, um sich die Unterstützung von Stammesfürsten zu kaufen. Städten des Landes kam es zu Protesten der christlichen Minderheit, die stellenweise auch zu Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften führten. Eine Splittergruppe des Netzwerks der pakistanischen Taliban bekannte sich zu den Anschlägen von Lahore und bezeichnete diese als Vergeltungsaktion für Islamabads Jagd auf Islamisten. Seit dem Terroranschlag auf eine Schule in Peshawar im Dezember mit 145 Todesopfern hat Pakistan seinen Kampf gegen den islamistischen Terror ausgeweitet. Rumänischer Minister tritt zurück (Reuters) V Der rumänische Finanzminister Darius Valcov gibt nach Korruptionsvorwürfen sein Amt auf. Der Sozialdemokrat hat sein Rücktrittsgesuch eingereicht, wie Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta am Sonntagabend mitteilte. Valcov wird vorgeworfen, in seinem früheren Amt als Bürgermeister Schmiergeld in Millionenhöhe angenommen zu haben, was er bestreitet. In Rumänien geht die Justiz seit einiger Zeit verschärft gegen Korruption vor. Festnahme in Ferguson (ap) V Wegen der Schüsse auf zwei Polizisten in der amerikanischen Stadt Ferguson ist ein 20-Jähriger festgenommen worden. Gegen den Verdächtigen werde Kundgebung in Tel Aviv (dpa) V Zwei Tage vor den Parlaments- Anklage erhoben, sagte der Staatswahlen in Israel haben Zehntausende anwalt des Bezirks St. Louis im Gliedrechtskonservative Bürger am Sonntag in staat Missouri am Sonntag. Die beiden Tel Aviv demonstriert. Der amtierende Beamten im Alter von 32 und 41 Jahren Pressespiegel Ministerpräsident Netanyahu versprach waren am vergangenen Donnerstag von Graubünden Schüssen getroffen worden, als sich ihnen, eineEvangelisch-reformierte Regierung unter seiner Füh- Landeskirche rung werde den Palästinensern gegenüber Demonstranten zu einer Freudenfeier keine Konzessionen machen und keine über den Rücktritt des örtlichen PolizeiGebiete mehr räumen. Er sprach hinter chefs vor der Polizeiwache von Ferguson bol. Kairo V Am Wochenende erstmals Milizen aus dem Lager d schen Islamisten offen gegen ein leger der Terrormiliz Islamische (IS) gekämpft. Die Zusamme zwischen IS-Kämpfern und eine welche mit der nicht anerkannten rung von Tripolis verbündet ist, w am Samstag im Osten von Sirte v wohnern sowie von einem Militä vermeldet. Die Regierung steht i kurrenz zur international anerk Regierung in Tobruk. Beide unter verschiedene Gruppierungen im schen Konflikt um Ressourcen. den Verbündeten von Tripolis sin radikale Islamisten. Tripolis hatte Gefahr lange heruntergespielt. O sie nun angesichts der Expansion aufgeschreckt sind, tun manch Wortführer diese immer noch a schwörung von Ghadhafi-Loyalis IS soll Chlorgas eingesetzt hab (dpa) V Die kurdischen Kämp Nordirak werfen der Terrormiliz scher Staat (IS) vor, Chemiewaff zusetzen. Die Jihadisten hätten nem Anschlag Ende Januar nahe Chlorgas verwendet, teilte die ku Autonomieregierung in Erbil am tag mit. Ein von der EU zertif Labor habe Proben vom Tatort sucht und einen hohen Chlorga festgestellt, der einen Chemiewaf satz nahelege. Auch im Kampf um seien vermutlich chemische Waff Einsatz gekommen. Auf Videos d fechte dort sei orangefarbener Ra sehen – ein Anzeichen für Chlorg strategisch wichtige Tikrit ist se chen umkämpft. USA bereit zu Gesprächen mit win. Washington V Der amerik Aussenminister Kerry hat in einem view bestätigt, die USA seien ber dem Asad-Regime in Syrien übe politischen Übergangsprozess zu v deln. Es sei klar, dass es für den K in Syrien keine militärische, sond eine politische Lösung gebe. Es ge darum, dem Asad-Regime kla chen, dass Verhandlungen not seien. Zu diesem Zweck werde wärtig auf Damaskus Druck au Weitere Details nannte Kerry nich rys Aussagen bestätigten aber deu als zuvor, dass die USA zur Eins langten, eine Lösung des syrische flikts ganz ohne Asad sei nicht mö Festnahme dreier britischer Te (dpa) V Türkische Behörden hab britische Teenager festgenomm auf dem Weg nach Syrien ware Anti-Terror-Einheit der Polizei Freitag über zwei vermisste 17aus London informiert worden Scotland Yard am Sonntag mit. D den Jugendlichen seien mit SCHWEIZ Montag, 16. März 2015 V Nr. 62 7 Neuö Zürcör Zäitung NZZ vom 16.3.2015, Seite 7.pdf Die CVP kämpft gegen den Abwärtstrend in Luzern Seite 7 General Bachmann und das Schweizerkreuz Seite 9 Der Schweiz droht eine hohe Schadenersatzforderung Seite 9 Die Offiziersgesellschaft formuliert Forderungen zur Armeereform Seite 9 Das Phantom von Chur Bischof Vitus Huonder spielt im Fall Bürglen eine Hauptrolle – und bleibt dabei doch ein unsichtbarer Hirte veränderliches. Die fundamentalistische Bibelauslegung kommt auch in einer Ansprache zum Ausdruck, die Huonder am letzten Montag vor jungen Priestern hielt und die der NZZ in schriftlicher Form vorliegt. Ein Priester wisse durch Gottes Offenbarung, dass gewisse Dinge die Menschen ins Verderben führten, deshalb müsse er diese Dinge zurückweisen, sagte der Bischof in Bezug auf Bürglen. Wenn die Heilige Schrift sage, etwas sei ein «Greuel vor dem Herrn» – gemeint ist die Homosexualität –, «dürfen wir die Menschen nicht in der Meinung lassen, wenn es ‹aus Liebe› geschehe, sei es gut und könne durch eine sogenannte Segnung gleichsam saniert werden». Vitus Huonder provoziert mit erzkonservativen Verlautbarungen. Dennoch sei er weniger von Streitlust getrieben als von einer tiefen Ängstlichkeit, sagen seine zahlreichen Gegner. Simon Hehli Ein Name geistert durch die Medien: Vitus Huonder. Der Churer Bischof ist im Ränkespiel um den Bürgler Pfarrer Wendelin Bucheli omnipräsent. Und dabei doch unsichtbar: Bloss in der dritten Person hört man von Huonder, die Botschaft überbringen andere. So sein scharfzüngiger Stellvertreter Martin Grichting und sein Sprecher Giuseppe Gracia. Mit seinem erzkonservativen Kurs prägt das Churer Trio das Image der katholischen Kirche und provoziert selbst in weit entfernten Bistümern Kirchenaustritte. Wer ist der Mann, der dies als Nummer 1 zu verantworten hat? Vitus Huonder stammt aus Graubünden. 1971 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete von 1976 bis 1988 in verschiedenen Gemeinden als Seelsorger. 1990 ernannte ihn der umstrittene Churer Bischof Wolfgang Haas zum Generalvikar für Graubünden, Glarus und Liechtenstein, in Freiburg und Chur unterrichtete er Liturgiewissenschaft. 2007 wählte ihn das Churer Domkapitel zum Bischof. Sein Wahlspruch «Instaurare omnia in Christo» («Alles in Christus erneuern») stand nicht etwa für einen Reformkurs, im Gegenteil. Wie Papst Pius X. (1903 bis 1914), der sich dasselbe Motto auf die Fahnen geschrieben hatte, strebt Huonder eine konservative Wende an und verdammt die Einflüsse der Moderne. Damit vertritt er ähnliche Haltungen wie die reaktionäre Piusbruderschaft, für deren Rehabilitierung durch Papst Benedikt XVI. er sich einsetzte. Gegen den «Genderismus» Dass sich der Fall Bürglen an der Frage des kirchlichen Umgangs mit Homosexuellen entzündet hat, ist kein Zufall. In einem Hirtenbrief vom Dezember 2013 schoss sich Huonder auf den «Genderismus» ein. Die Homosexualität bezeichnete der Bischof als «psychische und physische Störung der Geschlechtsidentität». Selbst die katholisch-konservative Kleinpartei KVP schrieb danach, Huonder schüre Hass. Zu Bürglen schweigt der 72-Jährige in der Öffentlichkeit nun beharrlich und lehnte deshalb auch ein Gespräch ab. Via Sprachrohr Gracia lässt er bescheiden, in den Medien bestehe eine Ten- Ein ängstlicher Monarch Der Churer Bischof Vitus Huonder hält an der reinen Lehre fest. denz zur Personalisierung. Diesen Trend wolle der Bischof nicht durch einen Auftritt verstärken. Denn es gehe nicht um seine Person, sondern um die Sache. Ein Kenner der katholischen Kirche sieht in dieser Haltung einen eklatanten Widerspruch, wie er hinter vorgehaltener Hand sagt: «Huonder sieht sich selber als Verkörperung des Bistums. Deshalb muss er nun auch im Fall Bürglen hinstehen und sich erklären.» Markus Heil, Präsident der Huonder-kritischen Pfarrei-Initiative, hält das «Spielchen» von Huonder hingegen für ARNO BALZARINI / KEYSTONE System: Zuerst polarisiere er mit scharfen Attacken, dann ziehe er sich als Person sogleich hinter das Dogma zurück und versuche, zu entpersonalisieren. «So verweigert er sich der Diskussion.» Huonder mag keine Grautöne. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Und dass er dabei im Recht ist, bezweifelt er nicht. «Ich spüre das Bedürfnis vieler Menschen nach jemandem, der Wahres sagt», erklärte er in einem Interview und sprach dabei von sich selber. Die Lehre der Kirche ist seine Richtschnur, er sieht in ihr etwas Absolutes und Un- Huonder gebärde sich als absolutistischer Monarch, ganz nach dem Motto «L’eglise, ´ c’est moi», schreibt das «Zürcher Pfarrblatt». Viele Gegner nehmen den Bischof jedoch nicht als selbstbewussten Sonnenkönig wahr, sondern als zutiefst ängstliche Person. Das sei auch der Grund, wieso sich Huonder nicht gerne in der Öffentlichkeit exponiere, sagt ein Geistlicher aus dem Bistum Chur. «Er krallt sich fest an Dogmen. Für ihn ist die Kirche eine heile Welt, in der alle süsslich dreinblicken und immer mit dem Kopf nicken. Dass es so etwas wie Homosexualität und Scheidungen überhaupt gibt, ist für ihn unglaublich bedrohlich.» In Huonders Vorliebe für die lateinische Messe, die nach klaren Regeln abzulaufen hat, erkennt ein anderer Kritiker das Bedürfnis, sich an etwas festhalten zu können. Der konservative Churer Weihbischof Marian Eleganti hält nichts von solchen «Psychologisierungen». «Es ist immer einfach, jemandem Ängstlichkeit vorzuwerfen, wenn man sich nicht mit seinen Argumenten auseinandersetzen will.» Weil Huonder pointiert formuliere und seine Botschaft nicht in Watte verpacke, komme der Bischof manchmal hart rüber, sagt Eleganti. «Wenn es um kirchliche Wahrheiten geht, kann man nicht immer auf die Emotionen einzelner Menschen Rücksicht nehmen, sondern muss auch einmal Leitplanken setzen.» Huonders Medienscheu erklärt Eleganti damit, dass der Bischof kein «Kommunikationsgenie» sei. «Spontane Äusserungen liegen ihm nicht, er brütet lieber lange im stillen Kämmerlein über einem Problem und macht dabei eine differenzierte Auslegeordnung.» Ein Huonder-Kritiker meint, mit Haas habe man wenigstens ein Bier trinken und es dabei lustig haben können. «Das geht mit Huonder nicht.» Die Eine Testwahl für die CVP Die Nationalratswahlen werfen ihre Schatten auf die kantonale Ausmarchung im Kanton Luzern Die einst allmächtige CVP hat im Kanton Luzern sukzessive an Einfluss verloren. Bei den Kantonsratswahlen vom 29. März wird dieser Abwärtstrend nur schwer zu stoppen sein. Erich Aschwanden, Luzern Wie wichtig das Abschneiden in ihren Hochburgen für die Parteien ist, musste die BDP vor Jahresfrist schmerzlich erfahren. Elf Sitze verlor die BDP bei den Wahlen in den Berner Grossen Rat, was einige schon veranlasste, vorzeitig das Totenglöcklein für die SVP-Abspaltung zu läuten. So essenziell sind die Luzerner Kantonsratswahlen am 29. März für die CVP nicht. Doch die Nationalratswahlen rücken näher, und Luzern ist der drittletzte Kanton, in dem ein Stimmungstest stattfindet, auf den die ganze Schweiz schaut. Mahnendes Debakel Im 120-köpfigen Kantonsparlament stellt die CVP gegenwärtig 39 Mitglieder und liegt damit immer noch klar vor der SVP mit ihren 27 Parlamentarierinnen und Parlamentariern. Doch die Zeiten, in welchen «die Roten», wie sie im Kanton Luzern genannt werden, in Parlament und Regierung mit absoluter Mehrheit das Sagen hatten, sind schon ein paar Jährchen vorbei. In einigen ehemaligen Stammlanden hat die SVP der ehemals fast alles dominierenden Kraft bereits den Rang abgelaufen. Es ist davon auszugehen, dass der Aufschwung der Volkspartei, wenn auch verlangsamt, weitergehen wird. Im Wahlkampf ist deutlich zu spüren, dass sich die CVP der Wichtigkeit dieses Stimmungstests bewusst ist. Ein Debakel wie vor vier Jahren, als man sieben Prozent Wählerstimmen und neun Sitze im Kantonsrat verlor, will die Parteileitung unter allen Umständen vermeiden. Davon profitieren konnten die Grünliberalen, die SVP und die SP. Nicht nur auf den zahllosen Wahlplakaten sind die hundert kandidierenden Parteiexponenten allgegenwärtig, sondern auf den sozialen Netzwerken ist die CVP stark präsent. Auch Bundesrätin Doris Leuthard, die als Freiämterin eine halbe Luzernerin ist, darf als Wahlkämpferin natürlich nicht fehlen. Dieses Engagement ist auch dringend nötig, denn die CVP-Fraktion hat am meisten Abgänge zu verzeichnen und muss neue Leute in den Kantonsrat bringen. Mag Parteipräsident Pirmin Jung auch anfügen, dies sei eine völlig normale Quote und bei den anderen Parteien gebe es zu viele Sesselkleber – Newcomer haben es immer schwerer. Inexistente BDP Auch die FDP ist in der Defensive und bringt es noch auf 23 Sitze, die nicht einfach zu verteidigen sein werden. Seit Jahrzehnten legen SP und Grüne in Luzern stetig zu. Dies könnte sich fortsetzen. Die Linke konnte sich in der letzten Legislatur im Kampf gegen die Tiefsteuerstrategie profilieren und wird wohl einige enttäuschte Opfer von Sparmassnahmen abholen können. Anders als im Kanton Bern wird es für die BDP sicher keine Testwahl werden. Ihre Kandidaten hielten es nicht einmal für nötig, an den obligaten Umfragen der lokalen Medien teilzunehmen. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen zählt auch Eleganti nicht zu den Stärken des Bischofs. Huonder sei jedoch ein guter Zuhörer. Das wiederum heisst nicht, dass er Argumente seiner Gegenspieler übernimmt. «Huonder laviert nicht, er bleibt seinen Überzeugungen treu», sagt Eleganti. Damit tun sich seine Gegner schwer. Als Bischof müsste Huonder ein Pontifex sein, ein Brückenbauer. Stattdessen breche er Brücken ab, wirft ihm Markus Heil vor – auch mit Blick auf den Fall Bürglen, in dem Huonder die Konfrontation dem Kompromiss vorzog. Gar als «Spaltpilz» bezeichnet der Abt des Klosters Mariastein, Peter von Sury, den Bischof. Diese Vorwürfe bestreitet Weihbischof Eleganti. In einer ehrlichen Auseinandersetzung gebe es stets Polarisierungen, das sei nichts Negatives. «Auch Jesus hat polarisiert, man nagelte ihn dafür ans Kreuz.» Als Leiter des Priesterseminars in Chur geriet Eleganti selber in einen Streit mit Huonder. Dieser sei dabei aber nie verletzend gewesen; und auch als nachtragend nimmt er ihn nicht wahr. Das sehen liberale Geistliche, die den Zorn Huonders auf sich gezogen haben, ganz anders – weshalb auch manch einer seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Zeit läuft ihm davon In der Bischofskonferenz kann Huonder derzeit schalten und walten, wie es ihm beliebt. Die gemässigten Bischöfe wie Felix Gmür geraten mit ihrer vorsichtigen Konsenssuche unter die konservative Churer Dampfwalze. Markus Heil glaubt deshalb, dass die katholische Kirche als Ganzes «extremen Schaden» nimmt durch die Querelen. Huonder ficht das alles nicht an. Den Exodus der halbherzigen Katholiken nimmt er in Kauf, träumt er doch zusammen mit Generalvikar Grichting von einer homogenen «Entscheidungskirche», in der nur noch Gläubige verbleiben, die ihr Weltbild teilen. Viel Zeit bleibt Huonder jedoch nicht mehr. Im April 2017 wird er 75 und muss dann gemäss Kirchenrecht dem Papst seinen Rücktritt einreichen. Dieser kann das Gesuch zwar ablehnen – doch die Huonder-Kritiker sind überzeugt, dass dies nicht passieren wird. «Huonder hat das Bistum gegen die Wand gefahren, das sieht der Grossteil der Priester so – und auch der Vatikan weiss das», sagt ein Kleriker. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass Martin Grichting nachrückt. Der Zürcher, der zuletzt seine Schlagfertigkeit in der Sendung «Giacobbo/ Müller» zeigte, würde für dogmatische Konstanz sorgen. Eines wäre er aber gewiss nicht: ein unsichtbarer Hirte. Die Polizeikorps bauen aus Landesweit 400 zusätzliche Stellen (sda) V Die Schweizer Polizeikorps haben 2014 aufgestockt: Die Zahl der Polizeistellen stieg landesweit um rund 400 auf über 17 700, was einer Zunahme von über zwei Prozent entspricht. Das geht aus den Zahlen der Konferenz der Polizeikommandanten (KKPKS) hervor, über die die «Schweiz am Sonntag» und die «Sonntags-Zeitung» berichteten. In den vier Jahren zuvor waren bereits insgesamt 570 neue Polizeistellen geschaffen worden. Gemäss der auf der Website der KKPKS veröffentlichten Statistik stiegen die Bestände von Kantons- und Gemeindepolizeien in fast allen Kantonen an. Der Verband Schweizerischer Polizeibeamter verlangt seit längerem eine Aufstockung der Polizeikorps. Vergangenen Sommer erklärte er, es fehlten mindestens 7000 Polizisten und Polizistinnen. Neuö Zürcör Zäitung NZZ vom 18.3.2015, Seite und 41.pdf Eine Sammlung poetischer Ein Georgier die Sache Kassiber von Villon bis Pound mit der Völkerfreundschaft FORSCHUNG UND TECHNIK Der Autor Najem Wali über den Kulturkrieg des IS Feuilleton, Seite 42 Feuilleton, Seite 43 Seite 50 SEKTIERERISCHER UNGEIST DICHTER HINTER GITTERN VACHTANG KIKABIDZE Feuilleton, Seite 45 Marc Donath und das Geheimnis der Beta-Zellen «Ich liebe Jesus für seine Anarchie» Amoz Oz über seinen Roman «Judas» und das Tschernobyl des Antisemitismus Er ist politischer Kommentator, Friedensaktivist und der berühmteste lebende Autor Israels. Für den 1939 in Jerusalem geborenen Amos Oz ist der Schriftsteller nicht nur ein Geschichtenerzähler, sondern auch Rauchmelder der Sprache. Carmen Eller hat ihn in Berlin interviewt. Ich spreche nicht einmal Arabisch. Wie könnte ich also eine palästinensische Figur aus der Innensicht beschreiben? Schriftsteller sollten über das schreiben, was sie am besten kennen. Wenn der grosse Dostojewski über Juden schreibt, tut er dies auf sehr negative, stereotype Weise. Manchmal kommen junge Autoren nach Lesungen zu mir und fragen nach Tipps. Dann rate ich ihnen: Schreib nur über das, womit du dich auskennst. Ihr neuer Roman «Judas» bietet eine spannende Umdeutung der Geschichte aus dem Neuen Testament. Wie entwickelte sich Ihr Interesse an dieser Figur? Das Neue Testament wird an jüdischen Schulen nicht unterrichtet. Aber als ich etwa 16 Jahre alt war und im Kibbuz lebte, wurde mir bewusst, dass ich die klassische Kunst, die europäische Musik und Literatur ohne das Neue Testament nicht verstehen würde. Ich las es also in einem Hinterzim- Sie selbst haben schon mit fünf Jahren auf eine Karteikarte Ihres Vaters geschrieben: «Amos Klausner, Schriftsteller». Wie kam das? Als kleiner Bub war ich in keiner Hinsicht besonders beeindruckend. Ich war nicht gut im Sport, ich war nicht gut in der Schule, ich war nicht gross, ich war nicht besonders attraktiv. Meine einzige Möglichkeit, den Mädchen zu imponieren, bestand darin, Geschichten zu erfinden. Das ist der umgekehrte Mythos von Tausendundeiner Nacht. Statt der schönen Frau, die jede Nacht eine Geschichte erzählt, um zu überleben, erfand ich Geschichten, um die Mädchen zu beeindrucken. Vielleicht tue ich das bis heute. «Die jüdische Zivilisation ist – in guten Zeiten – ein grosses OpenAir-Seminar. Ein endloses Spiel mit Interpretationen. In schlechten Zeiten wird es dogmatisch.» Schriftsteller, so sagten Sie 1992 bei der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hätten die Fähigkeit, «als Rauchmelder, vielleicht sogar als Feuerwehr der Sprache zu dienen». Ich habe das vor mehr als 20 Jahren gesagt und bin heute noch mit mir einer Meinung. Das passiert mir nicht immer. Jede Katastrophe der Entmenschlichung in der Geschichte beginnt mit der Entmenschlichung der Sprache. Wenn Menschen als «unerwünschte Elemente» oder «Parasiten» bezeichnet werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sie wie Parasiten behandelt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus der Geschichte Israels: Nach dem grossen militärischen Sieg der Israeli im Sechstagekrieg 1967, als Israel das Westjordanland besetzte, waren viele Israeli so euphorisch, dass sie überall über die «befreiten Gebiete» sprachen. Damals schrieb ich in einem äusserst umstrittenen Artikel, dass Territorien nicht befreit werden können. Befreien kann man nur Menschen. mer des Kibbuz. Jesus mochte ich sofort. Doch was die Geschichte des Judas angeht, hatte ich einige Fragen. Keine theologischen oder ideologischen, sondern eher detektivische Fragen. Welche waren das? Fragen zum berühmtesten Kuss der Geschichte, zu den 30 Silberstücken, zum Verrat. Ich fand heraus: 30 Silberstücke waren damals nicht besonders viel Geld. Heute entspräche die Summe etwa 600 Euro. Warum sollte ein Jünger wie Judas seinen Lehrmeister und Gott für 30 Silberstücke verkaufen? Und selbst wenn, warum sollte er sich danach erhängen? Und ich hatte noch eine Frage: Warum sollte jemand auch nur einen Cent dafür bezahlen, dass ein Mensch durch einen Kuss verraten wird, den ganz Jerusalem kannte? Schmuel Asch, der schüchterne Studienabbrecher aus Ihrem Roman, hat seine eigene Interpretation der Geschichte. Demnach war Judas der treuste Jünger Jesu. Nach Schmuels Version glaubte Judas mehr an Jesus als Jesus an sich selbst. Jesus hatte Zweifel und Angst vor dem Tod. Judas überzeugte Jesus davon, dass er vom Kreuz steigen könnte. Als es ihm nicht gelang, sagte Jesus die berühmtesten Worte der Geschichte: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Als Schmuel Asch schrieb, Judas sei der erste, der letzte, der einzige Christ gewesen, fiel ich fast von meinem Stuhl. In Ihrem Buch gibt es ein ganzes Kapitel über die Kreuzigung aus der Sicht von Judas, der in der Bibel ja eher eine Randfigur ist. Aber die Geschichte ist das Tschernobyl des europäischen Antisemitismus. Sie kontaminierte ganz Europa und auch andere Teile der Welt. Man hasste die Juden für Gier und Gottesmord. Wenn ich mir Werke der grössten Künstler der Renaissance über das letzte Abendmahl ansehe, dann sitzt da Jesus neben arisch anmutenden Jüngern mit blonden Haaren und blauen Augen. Und in der Ecke kauert dieses semitische Insekt mit hässlichen Ohren, grosser Nase und abstossendem Grinsen. Judas. 400 Jahre vor den Karikaturen der Nazis. In der deutschen Sprache ist es für ein Kind, das die Judas-Geschichte zum ersten Mal hört, nicht leicht, zu unterscheiden zwischen «Jude» und «Judas». Das hört sich fast gleich an. Ich fühlte den Drang, diese Geschichte aufzuheben, vielleicht sogar sie zu zerstören. In dem Buch «Juden und Worte», das Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter Fania Oz-Salzberger geschrieben haben, heisst es: «In der jüdischen Tradition ist jeder Leser ein Korrektor, [. . .] und jeder Autor – auch der Schöpfer des Universums – stellt eine Menge Fragen.» Fehlen dem Christentum lebendige Debatten? Ich bin kein Experte für das Christentum oder christliche Theologie. Es stimmt, dass die gesamte jüdische Zivilisation – in guten Zeiten – ein grosses Open-Air-Seminar ist. Ein endloses Spiel mit Achtsamkeit für die Sprache ist Achtsamkeit für den Menschen: der Autor Amos Oz. Interpretationen. In schlechten Zeiten wird es dogmatisch. Aber es gibt ein anarchistisches Gen in der jüdischen Zivilisation. In diesem Sinne war Jesus ein fabelhafter Jude. Ein grosser Debattierer, der die Dinge auf den Kopf stellte. Ich liebe Jesus für seine heimliche Anarchie. Welche Rolle spielt Religion für Sie persönlich? Ich bin ein säkularer Mensch. Wahrscheinlich deshalb, weil ich auch ein Skeptiker bin. Ich halte mich an den Humanismus. Wir Menschen sollten einander keinen Schmerz zufügen, denn es gibt schon genug Schmerz in der Welt. Das ist, wenn Sie so wollen, meine Religion in einem Satz. Ich habe kein Problem mit Religionen, sondern mit jeder Art von Fanatismus. Ich kenne Pazifisten in Israel, meine Kollegen in der Friedensbewegung, die beinahe bereit sind, mir in den Kopf zu schiessen, weil ich eine etwas andere Vorstellung davon habe, wie man mit den Palästinensern Frieden schliesst. Wegen Ihrer politischen Ansichten sind Sie selbst immer wieder als «Verräter» bezeichnet worden. Hat Sie das gebremst oder eher noch angestachelt? Wahrscheinlich beides. Manche meiner Landsleute in Israel haben mich viele Male als Verräter bezeichnet. Das tut weh. Und ich weiss: Wenn diese Leute mich einen Verräter nennen, muss ich sie verletzt haben. Zugleich sage ich mir aber, dass ich in sehr guter Gesellschaft bin. Einige der grössten Denker, Politiker und Schriftsteller der Geschichte sind als Verräter beschimpft worden. Womit ecken Sie vor allem an? Viele israelische Juden haben – verständliche – Schwierigkeiten damit, dass unser einziges Heimatland nicht nur uns gehört. Da gibt es auch die Palästinenser, die Anspruch auf das gleiche Land ALBERTO CRISTOFARI / A3 / DUKAS haben. Das ist schwierig. Es ist so, als ob man seinen Ehepartner mit einem Fremden teilen sollte, mit einem Feind. Ich habe zu meinen israelischen Landsleuten gesagt: Wir haben keine Alternative dazu, mit den Palästinensern zu koexistieren. Sie werden nicht weggehen. Wir werden nicht weggehen. Wir müssen verstehen, dass wir in diesem Land nicht alleine sind. Die Palästinenser müssen dies ebenfalls verstehen, und es ist auch für sie schwierig und schmerzlich. Für viele Israeli ist diese Haltung eine grosse Provokation. Sie setzen sich seit langem für eine Zweistaatenlösung ein und haben mehrfach betont, der Konflikt zwischen Israeli und Palästinensern beruhe auf keinem Missverständnis, sei weder kultureller noch religiöser Natur. Es gibt auf beiden Seiten Fanatiker, die daran arbeiten, daraus einen religiösen Konflikt zu machen. Es geht hier aber nicht um Religion. Weder wollen die Juden, dass die Muslime zum Judentum konvertieren, noch umgekehrt. Es geht um ein Land. Ein geliebtes Land, das die Juden für sich beanspruchen – zu Recht – und auch die palästinensischen Araber. Ebenfalls zu Recht. In einem Ihrer Essays schreiben Sie über Ihr Unbehagen an dem Wort Shoah. Viele Jahre lang hatte ich Probleme mit dem Wort Holocaust, und mir war unwohl angesichts des hebräischen Worts Shoah. Ein Tsunami ist ein Holocaust, ein Erdbeben ist eine Shoah. Was in Europa passierte, war die vorsätzliche, kaltblütige Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen durch kaltblütige Mörder. Mit stillschweigender Unterstützung von Millionen anderer Menschen. Sie kritisieren auch die Formulierung «Verbrechen, die im Namen des deutschen Volkes verübt wurden». Ja, diesen Ausdruck habe ich viele Male gehört, auch von Politikern. Es ist ja nicht so, als ob eine Gruppe Neuseeländer sich plötzlich des Cockpits des deutschen Volkes bemächtigt und Verbrechen «Wenn Menschen als «unerwünschte Elemente» oder «Parasiten» bezeichnet werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sie wie Parasiten behandelt.» «im Namen des deutschen Volkes» begangen hätte. Verbrechen, von denen das deutsche Volk nicht gewusst oder die es nicht gewollt hätte. So war es nicht. In Ihrem Roman «Mein Michael» phantasiert die Hauptfigur und Erzählerin Hannah über arabische Zwillinge. Auch dafür gab es Kritik. Ja, ich habe scharfe Kritiken gelesen über die Stereotype in Hannahs Phantasien. Wer sexuelle Phantasien hat, die politisch korrekt sind, kann den ersten Stein auf mich werfen. Ich denke: Sexuelle und andere Phantasien sind eher nicht politisch korrekt. Es tut mir leid, aber ich kann das nicht ändern. Gibt es in Israel aktuelle Beispiele für problematische Ausdrücke? Wenn man über historische oder religiöse Rechte auf «heilige» Orte spricht und sagt, es sei wert, für «heilige» Orte zu kämpfen, dann schreie ich. Denn ich glaube: Das einzig wirklich Heilige in der Welt ist das menschliche Leben. Steine können nicht heilig sein. Nicht für mich. Ich respektiere Menschen, die an Kathedralen glauben, an die Klagemauer, an den Stein in Mekka, aber für mich ist dies alles nicht wert, dafür auch nur ein einziges menschliches Leben zu opfern. Würden Sie gerne aus der Sicht palästinensischer Figuren schreiben? Amos Oz: Judas. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2015. 335 S., Fr. 32.90. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden tete Denkmal wurde in die Luft gesprengt und ebenso gründlich zerstört wie dasjenige, welches an den 1854 geborenen Sänger und Komponisten Uthman al-Musili erinnerte. Auch das Grab des Historikers Ibn al-Athir, der im 12. Jahrhundert den Sultan Saladin auf seinem Feldzug nach Syrien begleitet hatte, wurde verwüstet und geplündert. Wie bittere Ironie mutet an, dass die syrische Nusra-Front, die seit ihrer Trennung vom IS mit dessen Greueltaten zu wetteifern scheint, ihrerseits eine Statue von Abu Tammam in seinem syrischem Geburtsort Jasim in die Luft jagte. ren. Der Krieg gegen Bilder und Kunstwerke ist aber jedenfalls keine Erfindung der islamischen Kultur, vielmehr scheint er im Wesen der monotheistischen Religionen zu wurzeln. Bilderstürme schen Irrglaubens, für die kein Platz ist in einer Weltsicht, die nichts als Krieg, Zerstörung und faschistisches Einheitsdenken kennt. Wenn Denkmäler von Dichtern zerstört werden, dann ist das ein deutlicher Hinweis, welchen Weg das kulturelle Leben in Zeiten des IS gehen wird; man darf sich sicher sein, dass Bücherverbote und -verbrennungen, die Schliessung von Theatern und Kinos, die Schleifung von Kirchen, die Verbannung der Frauen aus dem öffentlichen Leben, die Wiedereinführung der Sondersteuer für Christen, die Auslöschung anderer Religionsgemeinschaften NZZ vom 18.3.2015, Seite 42.pdf Es ist nicht das erste Mal, dass wir Statuen und Denkmäler stürzen sehen: Man erinnere sich an die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion oder an die Szenen, die sich in Bagdad nach dem Einmarsch der amerikanischen Armee am das nun über unseren Nacken hängt, und der Feuerkraft hochgerüsteter westlicher Einsatzkommandos versinken der Irak und Syrien immer tiefer im Chaos. Und für jene, die ein Ende des Mordens und Zerstörens mit friedlichen Mitteln bewerkstelligen möchten, ist auf dieser Walstatt kein Platz mehr. ....................................................................................................... Der irakische Schriftsteller Najem Wali lebt seit 1980 in Deutschland. Bei Hanser erschien 2014 sein neues Buch «Bagdad . . . Marlboro. Ein Roman für Bradley Manning», für das ihm der Bruno-KreiskyPreis zuerkannt wurde. Derzeit weilt der Autor als Stipendiat in der Villa Streuli in Winterthur. – Aus dem Arabischen von as. Bilderbögen ferner Lebenswelten Bernd Fuhrmann über europäische Städte und Arnold Esch über Menschenschicksale im Mittelalter Hans-Albrecht Koch V Das Mittelalter weckt, offensichtlich als das «nächste fremde» Zeitalter, unvermindert das Interesse eines grösseren Publikums. Diesen Eindruck vermitteln die zahlreichen einschlägigen Publikationen auch renommierter Verlage – unterstellt man einmal, dass die produ....................................................................................................... DAS HISTORISCHE BUCH Bernd Fuhrmann: Hinter festen Mauern. Europas Städte im Mittelalter. Konrad Theiss, Darmstadt 2014. 288 S., Fr. 69.90. Arnold Esch: Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters. Kleine Schicksale selbst erzählt in Schreiben an den Papst. C. H. Beck, München 2014. 544 S., Fr. 37.90. ....................................................................................................... zierten und gekauften Bücher auch gelesen werden. Das Buch «Hinter festen Mauern» des an der Universität Siegen lehrenden Mediävisten Bernd Fuhrmann führt in eingängigem Text und mit vielen Bildern vor Augen, was noch heute an Resten der mittelalterlichen Städte Europas sichtbar ist, und bietet das zum Verständnis des Sichtbaren erforderliche Wissen. Seinen Forschungsinteressen entsprechend widmet sich Fuhrmann besonders auch wirtschaftsgeschichtlichen Fragen, solchen etwa zum venezianischen Seehandel, für den die Kaufleute sich stets der auch für den Kriegsfall einzusetzenden Galeeren der Serenissima bedienen mussten. Fuhrmann hat seine Darstellung in Kapitel zum Frühmittelalter, zur Epoche der Herausbildung urbaner Zentren vom 10. bis zum 13. Jahrhundert, zur Entfaltung städtischen Lebens im Spätmittelalter, zur kommerziellen Revolution und zur Ablösung der Geschlechterherrschaft gegliedert. Aus der anschaulichen Schilderung einzelner Städte leitet der Verfasser immer wieder zu stringenter Typologie über: die «Niederen Lande» stehen für Städtenetze, Nürnberg für den Aufstieg einer Kaufmannsstadt zur Weltgeltung, Paris für die Verbindung administrativer und politischer Zentralfunktionen, Köln für den Prozess der Ablösung der Geschlechterherrschaft durch die Macht der Kaufleute . . . Bei den italienischen Städten betont der Autor die sehr unterschiedlichen Ausprägungen in der Poebene, in Venedig, in Mittelitalien und in Apulien. In Querschnitten werden etwa die Infrastruktur, die Ernährungssituation, Hygiene und Seuchen und das jüdische Leben behandelt. Ein paar Sätze hätte man sich im Kontext des nordeuropäischen Städtewesens noch zu Zusammenschlüssen von Kaufleuten gewünscht, wie etwa den Schwarzen Häuptern in Riga oder Reval mit ihren politischen und sozialen, später kulturellen Aufga- ben. Doch verbietet sich jede Beckmesserei bei diesem vieles in den Blick nehmenden Buch, dem man viele Leser wünscht. Die sollte auch das neue Werk von Arnold Esch finden, dem langjährigen Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Es handelt sich um die Fortsetzung eines Projekts, das Esch 2012 mit einem schmaleren Band mit «lebensnahen» Geschichten begonnen hat. Auch diesmal erzählt er von zahlreichen Vorfällen, die Schlaglichter auf alle möglichen Lebensbereiche werfen: etwa auf das Zusammenleben im Wirtshaus oder im Bad; auf das Klosterleben mit seinen Konflikten unter den Mönchen und dem Streit mit dem Abt; auf Rektorenwahl und universitäre Tumulte oder auf das Huren und Saufen der Studenten; auf Dämonisierung und Liebeszauber; auf Krieg und Pest oder auf Pilgerfahrten ins Heilige Land, nach Rom oder Santiago de Compostela. Esch stützt sein Buch auf die Auswertung von etwa 2400 Schriftstücken aus dem seit kurzem zugänglichen Archiv der Apostolischen Pönitentiarie und verbindet umfängliche Quellenzitate durch erklärende Texte. Das Werk gibt Einblicke in das Alltagsleben der «kleinen Leute» aus der Zeit von 1439 bis 1484, soweit es sich in einem der erhaltenen Schreiben an das höchste Buss- und Gnadenamt der Kirche nie- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden dergeschlagen hat. Dorthin konnten sich Kleriker und Laien mit einer Bittschrift bei allen kirchenrechtlichen Verstössen wenden, sofern der Papst und nicht nur der Ortsbischof zuständig war. Die Petenten konnten auf die Lossprechung von Kirchenstrafen hoffen oder auf Dispense, mit denen eine Vorschrift für den Einzelfall für ungültig erklärt wurde, oder auch auf Lizenzen, «mit denen gegen geltende Restriktionen die Erlaubnis etwa zum Handel mit Muslimen oder zum Fleischgenuss in der Fastenzeit gewährt wurde». Die in Übersetzungen aus den Originalen mitgeteilten Bittschriften an den für das Gnaden-und Ablasswesen zuständigen Grosspönitentiar, der immer ein Kardinal war, bieten auch dem historisch interessierten Laien mittelalterliches Leben so anschaulich, wie das zuvor, freilich auf sehr viel kleinerer Quellenbasis, nur in dem Buch «Lebensformen im Mittelalter» (1973) des Konstanzer Historikers Arno Borst der Fall gewesen ist. Da lesen wir bei Arnold Esch etwa von Unfällen bei Knabenspielen mit Pfeil und Bogen, vom Tod durch ein leichtsinnig herabgeworfenes Brett oder von der «kleinen Magd Jeannette, die aus ihrem geliebten Domherrn etwa Grosses machen will» und dafür der Sünde der Unkeuschheit auch gleich noch die des Diebstahls hinzufügt. FORSCHUNG UND TECHNIK 52 Mittwoch, 18. März 2015 V Nr. 64 NZZ vom 18.3.2015, Seite 52.pdf Neuö Zürcör Zäitung Forscher und ihre Forschung: der Mediziner Marc Donath Seite 50 Unter Enceladus’ Eiskruste sprudeln heisse Quellen Seite 50 Die Quecksilberbelastung arktischer Vögel steigt Seite 51 Startklar für die zweite Strahlzeit: der Large Hadron Collider Seite 51 Forscher aus den Reihen der Kirche Einige bedeutende Wissenschafter waren geistliche Würdenträger und erhielten in ihrer Forschungstätigkeit viel Unterstützung Die katholische Kirche gilt gemeinhin eher als wissenschaftsfeindlich. Doch waren die Jesuiten eigentlich der Wissenschaft zugeneigt. Aufpassen mussten sie allerdings, wenn ihre Erkenntnisse die Grundlehren der Kirche infrage stellten. Ronald D. Gerste Im Jahr 1633 stand einer der berühmtesten Wissenschafter der europäischen Geschichte vor den Schranken der Inquisition. Galileo Galilei hatte sich in seinem bedeutenden Werk zugunsten der heliozentrischen Auffassung vom Universum ausgesprochen, nach der die Sonne im Zentrum steht und von den Planeten umkreist wird. Die Kirche beharrte indes auf dem mehr als 1500 Jahre alten ptolemäischen Weltbild, mit der Erde im Zentrum, die von Sonne, Mond und Planeten umkreist wird. Dies ist 382 Jahre her, doch das Bild einer wissenschaftsfeindlichen katholischen Kirche hat sich bis heute gehalten. Galilei musste abschwören, damit ihm der Tod auf dem Scheiterhaufen erspart blieb. Er wurde zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt, die in Hausarrest abgemildert wurde. Erst im Jahr 1992 wurde Galilei von der Kirche rehabilitiert. Mit dieser unrühmlichen Unterwerfung des Wissenschafters und dem jahrhundertelangen starren Festhalten an dem astronomischen Verdikt beschnitt sich die katholische Kirche in ihrer eigenen naturwissenschaftlichen Forschungskompetenz und geriet in den bis heute fortdauernden Geruch der Wissenschaftsfeindlichkeit, so urteilt Alexander Brüggemann von der Katholischen Nachrichten-Agentur in Bonn. Forschungsfreudige Jesuiten Der unerschrockene Galilei, der den religiösen Fundamentalisten die Stirn bietet, ist dagegen zur Ikone von Aufklärung und Säkularisierung geworden. Dass aber das Bild einer Kirche, die jedwede neue wissenschaftliche Erkenntnis ablehnt, nicht den historischen Tatsachen entspricht, zeigt unter anderem das Beispiel des Paters Gregor Mendel. In seinem Kloster in Brünn führte er von der Kirche gefördert experimentelle Versuche durch, die es ihm vor 150 Jahren ermöglichten, die moderne Vererbungslehre zu begründen. In jener Epoche der frühen Neuzeit war der 1534 gegründete Jesuitenorden geradezu die Speerspitze katholischer Wissenschaft. Die Jesuiten sahen neben der Theologie auch Mathematik, Physik, Astronomie und andere Fächer als Grundlage eines gottgefälligen Lebens und für eine erfolgreiche Missionierungsarbeit – in Europa, um Ketzer wie etwa Protestanten wieder zurück in die Arme der Mutter Kirche zu führen, und in Übersee oder in Asien, um die eingeborenen Heiden der Neuen Welt zu Jesus Christus zu bekehren. Wissenschaft betreiben bedeutete für die Jesuiten, Gott in allen Dingen zu finden. Sie wollten Wissen erwerben und verbreiten. Zu den von ihnen gegründeten Universitäten gehört auch eine der renommiertesten Hochschulen der USA, die Georgetown University in Washington D. C. Dabei war vielen Forschern ein breiter Freiraum gegeben – solange sie nicht zu Erkenntnissen beitrugen, die am Selbstverständnis und an den Grundlehren der Kirche kratzten. Zu den Stars jesuitischer Wissenschaft gehörte Christoph Scheiner. Hätte es im 17. Jahrhundert bereits einen Nobelpreis gegeben, wäre er ein valabler Kandidat dafür gewesen – in Medizin und Physik. Seine Erkenntnisse zur Physiologie des Sehens erfolgten fast Der Jesuit und Forscher Pierre Teilhard de Chardin (rechts) während einer China-Expedition um 1931/32. zeitgleich mit jenen Johannes Keplers, der sich primär mit der Astronomie beschäftigte. Scheiners Werk «Oculus» aus dem Jahr 1620 ergänzte und baute auf Keplers «Dioptrice» von 1611 auf. Scheiner beobachtete die lichtbrechenden Eigenschaften der Linse und des Glaskörpers (der an ein Gelee erinnernden Füllung des Auges) und räumte wie Kepler mit der antiken Vorstellung auf, dass es die Linse sei, in der das Sehen geschieht. Diese Rolle schrieb er der Netzhaut zu und erkannte, dass der aus dem Augapfel austretende Sehnerv eine Verbindung der Netzhaut zum Gehirn darstellen muss. Mehr noch: Scheiner beobachtete, dass bei der Akkommodation, dem Fokussieren auf Gegenstände in der Nähe, nicht nur die Linse ihre Krümmung ändert, sondern sich auch die Pupille verengt. Scheiner gilt als einer der Pioniere der Augenmedizin. Seine Leistungen werden bis heute mit mehreren nach ihm benannten Fachtermini gewürdigt. Über die Grenze der Toleranz Ab 1610 lehrte der Jesuitenpater Scheiner an der Universität Ingolstadt Mathematik, was auch die Himmelskunde mit einschloss. Ab 1617 am Hofe des Erzherzogs Maximilian III. in Innsbruck wirkte er in der Astronomie. Das von Kepler beschriebene Linsenfernrohr baute er nach und ergänzte es zur Freude des Erzherzogs, den das auf dem Kopf stehende Bild bei Erdbeobachtungen ärgerte, um eine weitere Linse, die das Bild aufrichtete. Scheiners Beobachtungen der Planetenbewegungen wiesen ihn auf die Richtigkeit des kopernikanischen, heliozentrischen Weltbildes hin, bei dem die Sonne und nicht die Erde im Zentrum steht. Auch jener Nikolaus Kopernikus war übrigens ein Kleriker ge- wesen: Domherr in Frauenburg, der es beinahe gar zum Bischof gebracht hätte. Eine Entdeckung Scheiners zeigte ihm allerdings, dass die Toleranz seiner Mutter Kirche Grenzen hatte. Bei seinen Sonnenbeobachtungen bemerkte er die Sonnenflecken, kurz nachdem – und wahrscheinlich in Unkenntnis davon – Galilei diese bereits entdeckt hatte. Die beiden gerieten darüber in einen Plagiatsstreit. Scheiner hielt die Sonnenflecken für die Abbildungen von Monden, Galilei eher von Wolken auf der Sonne. Allerdings gab die Kirche Scheiner unmittelbar zu verstehen, dass er solche Beobachtungen besser für sich behalte; die Sonne sei gemäss biblischer Lehre rein und könne keine Flecken haben. «Der Mann, der alles wusste» In die gleiche Epoche fällt auch das Wirken des Athanasius Kircher, eines Universalgelehrten, den seine moderne amerikanische Biografin nur leicht übertreibend «den letzten Mann, der alles wusste», nannte. Um 1601 in Fulda geboren, widmete er sich am Jesuitenkolleg in Rom, wo er eigentlich Missionare für das ferne China ausbilden sollte, einem wahren Studium generale und verfasste 1667 ein (gemessen am Standard der Zeit) grundlegendes Werk über das Reich der Mitte und seine Sprache. Er leistete auch eine Pionierarbeit zur Entzifferung ägyptischer Hieroglyphen. Ausserdem wurde Kircher für die moderne Vulkanologie zu einem Gründervater, der es nicht beim Literaturstudium beliess, sondern mutige Forschungsexpeditionen anberaumte: Er liess sich 1638 in den damals erneut aktiven Vesuv abseilen, um das Phänomen des Vulkanismus aus nächster Nähe zu erforschen. Damit eiferte er dem frühesten Vertreter dieser Geowissenschaft nach: Plinius dem Älteren, der seine Freude am Observieren des epochalen Ausbruchs vom August 79 n. Chr. allerdings mit dem Leben bezahlt hatte. Bei reinen Beobachtungen wollte es Kircher nicht bewenden lassen, ihn interessierte vor allem auch die praktische Anwendung der Forschung. Deshalb erforschte er die Grundlagen von Akustik und Optik und versuchte für Hörbehinderte eine Gebärdensprache zu etablieren. Der hochgelehrte Kircher starb 1680 und fand in einer Jesuitenkirche am Rande Roms seine letzte Ruhestätte. Mit Misstrauen betrachtete die Kirche dagegen das Wirken eines ihrer profiliertesten Forschers im 20. Jahrhundert. Pierre Teilhard de Chardin entstammte einer französischen Adelsfamilie und trat als junger Mann in den Jesuitenorden ein. Einen Namen machte er sich vor allem als Anthropologe. Fast zwanzig Jahre lang war er in China an Ausgrabungen und Forschungen beteiligt. Die Entdeckung des sogenannten Peking-Menschen, der vor zirka 700 000 Jahren gelebt haben dürfte, war ein Höhepunkt seines Wirkens. Der Kirche missfiel vor allem, dass sich Teilhard de Chardin in mehreren Büchern für die naturwissenschaftlichen Thesen über die Entstehung des Universums und die Evolution des Menschen einsetzte. Die Kirche drohte damit, seine Bücher auf den Index zu setzen. Diese durften dann erst nach seinem Tod im Jahr 1955 veröffentlicht werden. Einige wurden zu Bestsellern. Ungeachtet dieser unrühmlichen Haltung der Kirche, wird im Namen des Vatikans auch moderne Wissenschaft betrieben. In deren Zentrum steht der Wirkungsort des Herrn, der Himmel. Im amerikanischen Gliedstaat Arizona, auf einem den Ureinwohnern heiligen Berg, steht ein hochmodernes InfrarotTeleskop zur Erforschung ferner Wel- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden AKG ten. Auf einer Plakette steht in Latein, Englisch und der Sprache der Apachen zu lesen: «Wer auch immer hier am Tag und in der Nacht die äussersten Grenzen des Weltraums erforscht, möge er es freudig nutzen mit der Hilfe von Gott.» Das Observatorium im Südwesten der USA ist Teil der Vatikanischen Sternwarte, die mit einer Tradition von rund 400 Jahren eine der ältesten astronomischen Forschungsstätten ist, an der vor allem der Erdtrabant, auf dem nicht weniger als 35 Krater nach Jesuiten benannt sind, und die Planeten beobachtet wurden. Forschungsstätte Vatikan Mit der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften hält sich der Vatikan ausserdem eines der angesehensten Expertengremien der Welt. Die vor mehr als 400 Jahren gegründete Pontificia Academia Scientiarum soll den Papst über Fortschritte auf dem Gebiet der Naturwissenschaften unterrichten. Der Akademie gehören 80 Mitglieder aus unterschiedlichen Disziplinen an. Bei der Berufung spielt die Konfession offenbar keine Rolle. Zu den prominentesten derzeitigen Mitgliedern gehört der atheistische englische Physiker Stephen Hawking. Auch Frauen sind in der Akademie vertreten, zum Beispiel die amerikanische Astrophysikerin Vera Rubin, die sich mit Untersuchungen zur dunklen Materie in Galaxien einen Namen gemacht hat. Präsident der Akademie ist seit fünf Jahren ein Schweizer, der emeritierte Basler Professor für Molekulare Mikrobiologie, Werner Arber. Für seine Entdeckung der Restriktionsenzyme wurde er 1978 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Als praktizierender Protestant ist Arber der erste Nichtkatholik im Präsidentenamt. Donnerstag, 19. März 2015 V Nr. 65 SCHWEIZ 15 Neuö Zürcör Zäitung NZZ vom 19.3.2015, Seite 15.pdf FLUCHTWEGE «Auf den Ämtern herrscht ein Geist der Abwehr vor» Der Ausländeranwalt Marc Spescha plädiert für ein grundsätzliches Wohlwollen gegenüber Migranten gen «interessante Menschen» kennen: Für einen von ihnen hat er später die Vormundschaft übernommen. Da die Chancen für eine wissenschaftliche Karriere begrenzt waren, tat Spescha den Schritt in die Praxis. Nach einem Auditoriat am Bezirksgericht Uster wurde er 1989 im Advokaturbüro an der Langstrasse 4, mitten im multikulturellen Zürich, als Substitut angestellt. In dieser von linken Anwälten geführten Kanzlei arbeitete auch der nachmalige SP-Bundesrat Moritz Leuenberger. Die Adresse war in den einschlägigen Kreisen bekannt. Der inoffizielle Werbespruch lautete: «Häsch Lämpe mit de Schmier, gasch a d’Langstrass vier.» Dass Marc Spescha zum Experten für Migrationsrecht geworden ist, war eher Zufall. Dass er als Ausländeranwalt arbeitet, hat hingegen viel mit seiner Herkunft zu tun. Markus Hofmann Wer sich in der Schweiz mit Migration beschäftigt, stösst sehr bald auf einen Bündner Namen: Spescha. Seit einem Vierteljahrhundert beschäftigt sich Marc Spescha mit dem Ausländerrecht. Er gehörte zu den ersten, die sich dieses Rechtsgebiets vertieft annahmen. Heute ergeht kaum mehr ein ausländerrechtliches Urteil, ohne dass nicht eine seiner Schriften Erwähnung findet, darunter insbesondere der Kommentar zum Migrationsrecht, den er mit anderen Juristen herausgibt. Doch Spescha wird an den Gerichten nicht nur zitiert, er tritt auch vor ihren Schranken auf. Als Rechtsanwalt vertritt er die Interessen von Menschen, die Probleme mit der Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung haben, von Migranten, die Angehörige in die Schweiz nachziehen lassen wollen, oder von Delinquenten, die vor einer Ausweisung stehen. Identifikation mit Klienten Christlich geprägt Spescha trägt also zwei Hüte: den des Rechtswissenschafters und den des Interessenvertreters. Diese Doppelspurigkeit ist ihm auch schon zum Vorwurf gemacht worden. So hat ihm jüngst die Vertreterin eines Migrationsamtes vorgehalten, «sein» Migrationsrechts-Kommentar enthalte blosse Parteiaussagen. Spescha weist diese Kritik zurück. Er kommentiere Gesetze nicht als Parteivertreter, sondern versuche den Willen des Gesetzgebers nach den Regeln der Kunst zu ermitteln und mit den grundund menschenrechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen, wie dies die Jurisprudenz verlange. Dabei helfe ihm aber selbstverständlich auch die langjährige Praxis als Anwalt. Dass Spescha sein Geld als Ausländeranwalt verdient, kommt nicht von ungefähr. 1957 in Domat/Ems geboren, wuchs er in einem katholischen Elternhaus auf. Der Vater politisierte bei der CVP auf dem christlichsozialen Flügel. Den Kindern wurden Gerechtigkeit und Der Bündner Marc Spescha ist dem multikulturellen Zürich treu geblieben. Gewaltfreiheit als christliche Werte vermittelt. Im Gymnasium habe er einen italienischen Schüler gegen Anfeindungen verteidigt, erzählt Spescha. Darauf habe ihm der Lehrer gesagt: «Du musst Anwalt werden.» Dieser Rat liess ihn nicht mehr los. Nach dem Rechtsstudium in Zürich arbeitete Spescha zunächst aber in der Erwachsenenbildung für fremdsprachige Erwerbslose und schrieb eine rechts- A. RAMP / NZZ soziologische Dissertation zur Frage des Widerstandsrechts. Das Thema hatte einen persönlichen Hintergrund: Nach Absolvierung der Rekrutenschule und eines Wiederholungskurses verweigerte Spescha den Militärdienst, wofür er zu drei Monaten unbedingter Haft verurteilt wurde. Der Strafvollzug verlief nicht ungenutzt: Spescha las viel – unter anderem Rechtsgeschichte und Dostojewski – und lernte unter den Häftlin- Spescha, der sein Bündnerdeutsch nicht verloren hat, blieb der Kanzlei an der Langstrasse 4 treu. Eher zufällig beschäftigten ihn von Beginn weg Fälle aus dem Migrationsrecht. Diese sagten ihm zu, auch wegen der internationalen Klientel, mit der es der mit einer «italienischen Seconda» verheiratete Spescha zu tun bekam. Rasch stellte er fest, dass das Ausländerrecht wissenschaftlich kaum aufgearbeitet war. So begann er, diese Lücke mit Publikationen und Lehrtätigkeiten an der Universität Freiburg zu füllen. Die Arbeit in einer Wirtschaftskanzlei war für Spescha nie eine Option: «Ich wollte von Beginn weg Leute verteidigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Die Gnade des privilegierten Geburtsort verpflichtet dazu, sich für die sozial Schwächeren einzusetzen, was auch dem Credo der Anwaltskanzlei entspricht.» Am Hungertuch nage er deswegen nicht. Er vertritt nicht nur mittellose, sondern durchaus auch wohlhabende Migranten. Um neue Fälle bemühen muss sich Spescha nicht. «Wir haben mehr als genug Anfragen», sagt er. Doch nicht nur die Höhe des Einkommens und die Art der Fallbeschaffung unterscheidet den Ausländer- vom Wirtschaftsanwalt. Der Ausländeranwalt identifiziere sich mehr mit den Anliegen des Klienten, meint Spescha. Bei ihm überwiege ein «wertrationales Moment»: Er sei eher gerechtigkeits- als bloss erfolgsorientiert. Die Interessenvertretung sei zudem stärker «emotional grundiert». Die anwaltliche Tätigkeit des SPMitglieds Spescha deckt sich mit seiner Glaubenskrieg um Tiefsteuerstrategie Wahlempfehlungen von Interessenverbänden lassen im Kanton Luzern die Emotionen hochgehen Wie hältst du es mit der Steuer- und Sparpolitik? Auf diese Gretchenfrage reduziert sich die inhaltliche Diskussion im Vorfeld der Luzerner Kantonsratswahlen. Erich Aschwanden, Luzern Über kein Thema liess sich im Kanton Luzern in den vergangenen Jahren trefflicher streiten als über die Steuerstrategie. 2012 halbierte der Kanton den Gewinnsteuersatz für Unternehmen und machte sich dadurch auf einen Schlag schweizweit zum attraktivsten Pflaster für Firmen. In mehreren Schritten wurde zudem die steuerliche Belastung für natürliche Personen reduziert. Kurz nachdem das Stimmvolk im September 2009 diesem steuerpolitischen Befreiungsschlag an der Urne zugestimmt hatte, musste die Regierung ein erstes Sparpaket schnüren, dem inzwischen weitere gefolgt sind. Seither spaltet die Tiefsteuerstrategie die Politik, und im Vorfeld der Gesamterneuerungswahlen vom 29. März tobt ein eigentlicher Glaubenskrieg darüber, ob die Steuersenkung langfristig zu mehr Firmenansiedlungen führt und damit dem Kanton ein höheres Steuersubstrat beschert. Ruinös oder erfolgreich Aus Sicht der Linken sind dies unrealistische Hoffnungen. Für sie ist «die Steuerstrategie der Bürgerlichen mit Dumpingsteuern für Unternehmen und Vermögende grandios gescheitert», wie die SP auf ihrer Wahlplattform schreibt. Die Folge der ausbleibenden Mehreinnahmen seien Steuererhöhungen für die ganze Bevölkerung sowie Sparmassnahmen im Bildungswesen, beim öffentlichen Verkehr und bei der Betreuung von Behinderten. Von den Steuersenkungen würden nur Firmen und Personen mit sehr hohen Einkommen profitieren, alle anderen Menschen müssten die Zeche bezahlen. Finanzdirektor Marcel Schwerzmann ist nach wie vor felsenfest überzeugt davon, dass die Kursänderung notwendig war, damit Luzern seinen Ruf als Steuerhölle loswerden konnte. Wenn man jetzt von dieser Strategie abweiche, verunsichere dies die Unternehmen, und die Anstrengungen seien umsonst gewesen. Offiziell weiss sich der parteilose Regierungsrat gestützt durch die bürgerlichen Parteien. Ein klares Bekenntnis zur Steuerstrategie helfe mit, dass Arbeitsplätze erhalten werden und Unternehmen bestehen könnten, betonen die Freisinnigen. Für die SVP ist die Strategie der tiefen Unternehmenssteuern «ganz klar eine Erfolgsstory». Doch nicht immer war der Support für die Finanz- und Steuerpolitik im bürgerlichen Lager so einmütig wie jetzt vor den Wahlen. Immer wieder murrten Gemeindevertreter aus den Reihen der CVP und FDP, aber auch der SVP, denen die Einnahmen von juristischen Personen wegbrachen und die keine Trendwende ausmachen. Zu ihnen gehört der Luzerner Stadtpräsident, Stefan Roth, der die CVP im Kantonsrat vertritt. Weil er die tiefen Unternehmenssteuern kritisierte und sich gegen eine Reihe von Sparmassnahmen wehrte, empfiehlt ihn der kantonale Gewerbeverband nicht mehr zur Wiederwahl. Siegel «KMU-geprüft» Generell hat der mächtige Verband im Hinblick auf die Wahlen die Schraube angezogen. Das Siegel «KMU-geprüft» und damit eine Wahlempfehlung erhalten nur noch Kandidaten, die eine leitende Position in einer Unternehmung innehaben und sich in einem lokalen Gewerbeverein engagieren. Auch die Grünliberalen werden kollektiv als un- sichere Kantonisten bewertet, da sie im Parlament oft zu links abgestimmt hätten und zu wenig Sparwillen zeigten. Lehrer schlagen zurück Die besonders stark von Sparmassnahmen betroffenen Lehrerinnen und Lehrer drehten daraufhin den Spiess um und sorgten für Empörung im bürgerlichen Lager. Der kantonale Lehrerverband ruft seine Mitglieder dazu auf, «keine Wahllisten der Parteien einzureichen, die Mehreinnahmen für den Kanton Luzern verweigert und Sparpakete unterstützt haben». Auf seine Empfehlungsliste schafften es nur Vertreter von SP, Grünen und GLP sowie einige wenige wieder kandidierende bürgerliche Kandidaten, die eine andere Steuerstrategie verfochten haben. Auf alle Fälle sorgen die Diskussionen um die finanzpolitische Ausrichtung des Kantons dafür, dass der Wahlkampf deutlich animierter verläuft als in früheren Jahren. Olivier Dolder vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Interface Politikstudien glaubt jedoch nicht, dass der Schlagabtausch den Wahlausgang entscheidend beeinflussen wird. Letztlich handle es sich um ein Nullsummenspiel, bei dem jedes Lager nur seine Anhänger überzeugen könne. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Haltung. Die ausländerpolitische Stimmung schildert er in düsteren Farben. Seine Arbeit bewege sich ständig in einem Spannungsfeld: zwischen dem «angeblich öffentlichen Interesse einer restriktiven Ausländerpolitik» und den «persönlichen Bedürfnissen seiner Klientinnen, die hier leben, arbeiten oder Familienangehörige in die Schweiz holen wollen». Auf den Migrationsämtern sei leider ein «Geist der Abwehr noch immer allzu sehr vorherrschend». Es gebe aber Ausnahmen. Vereinzelt werde bei Migrationsämtern eine «Willkommenskultur» sichtbar, es werde «lösungsorientiert, rasch und sachgerecht» entschieden – geschenkt werde einem aber nichts, schon gar nicht bloss deshalb, weil er als Anwalt auftrete, betont Spescha. Meist müsse er behördliche Zugeständnisse «mit enormem argumentativem Aufwand erkämpfen». «Inbegriff des Bösen» Die Dominanz der Abwehrhaltung lastet Spescha vor allem der von der SVP geprägten Ausländerpolitik an. Deren «Dauerpropaganda» habe mitgeholfen, den Begriff des Ausländers negativ zu besetzen, sagt er. Einzelne Ausländer, unter ihnen Klienten von ihm, würden in der Presse «in bösartiger Verzerrung als Inbegriff des Bösen» dargestellt. Spescha verklärt Migranten nicht zu den besseren Menschen: dass er in der Praxis nicht nur Engeln begegne, verstehe sich von selbst. Auch Migranten verdienten aber grundsätzliches Wohlwollen und Empathie. Durch die vielen Begegnungen mit Ausländern sei ihm das «Fremde» immer weniger fremd, ja grösstenteils vertraut geworden. AUF DER FLUCHT 50 Millionen Personen sind weltweit auf der Flucht. «Flüchtlingskrise» – der Begriff spiegelt die Vielfalt an Fluchtgeschichten nicht wider. Unterschiedlich sind auch die Blickwinkel jenseits der Herkunftsländer – bei jenen, die den Strom der Hilfesuchenden bewältigen müssen. Die NZZ beleuchtet die Flüchtlingskrise in einer Serie von Porträts Betroffener aus dem In- und Ausland. www.nzz.ch/spezial/fluchtwege Ideenwettbewerb für den Standort Schweiz Projekt «Wunsch-Schloss» lanciert sig. V Wirtschaft und Politik driften in der globalisierten Welt auseinander. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben zwei Organisationen einen Ideenwettbewerb lanciert mit dem Ziel, innovative Unternehmen oder Privatpersonen mit einer passenden politischen Partei zusammenzuführen. Hinter dem Projekt «Wunsch-Schloss» stehen die Stiftung Strategiedialog 21 und der Swiss Venture Club. Auf www.wunsch-schloss.ch können «Wünsche» an die Politik gerichtet werden. Eine Jury prüft sie auf Originalität und Umsetzbarkeit und wählt zehn davon aus. Ihr gehören unter anderem Rudolf Minsch (Economiesuisse), Lukas Bärfuss (Schriftsteller), alt Nationalrätin Elisabeth Zölch-Bührer, Helen Hirsch (Kunstmuseum Thun) und Adrian Vatter (Politologe) an. Die Sieger können ihre Ideen am 9. Juni an einem Anlass auf Schloss Thun Vertretern der Bundesratsparteien und der Grünen vorstellen und mit ihnen über sie diskutieren. Zugesagt haben Werner Luginbühl (bdp.), Beat Vonlanthen (cvp.), Hans Altherr (fdp.), Hans Stöckli (sp.), Albert Rösti (svp.) und Regula Rytz (gps.). Das Ziel ist, dass die Parteien zusagen, eine Idee umzusetzen, die ins eigene Wahlprogramm passt. Zwangsarbeiter, aber auch um die Rolle tion mit historischen Botschaften zu der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, die binden, führe nicht weiter. Schärfere nachrichtenlosen Vermögen und den ne kamen vom FraktionsvorsitzenGoldhandel eindringliche Beispiele der Unionsparteien, Kauder; Grie-Donnerstag, 19.sind März 2015 V Nr. 65 dafür, dass gegen die mit moralischer nland solle nicht immer woanders Kraft in Gang gesetzte politische Dynauldige suchen. Auch sein Amtskole von der SPD, Oppermann, wies die mik dem Beharren auf Rechtspositiosprüche zurück. Allerdings kommen nen am Ende kein Erfolg beschieden ist. en eines Zukunftsfonds oder eines Weiterer Artikel Wirtschaft, Seite 29 lungen lindern lässt. Die Sedierung ist auch zulässig, falls sich der Patient, wozu er schon jetzt das Recht hat, für passive Sterbehilfe entschieden hat. Möglich ist sie auch, wenn der Patient nicht mehr seinen Willen bekunden kann und der Arzt, was bereits zulässig ist, die Behandlung einstellt, weil diese völlig sinnlos ist. Die aktive Sterbehilfe und die Beihilfe zur Selbsttötung bleiben indes in Frankreich verboten. Vorstösse sozialistischer und grüner Abgeordneter in diese Richtung waren bereits vergangene Woche in der Nationalversammlung zurückgewiesen und auch von der Gesundheitsministerin Marisol Touraine abgelehnt worden. Sie machte geltend, dass die französische Gesellschaft nicht brüskiert werden dürfe. Dabei haben Demoskopen in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt, dass eine überwältigende Mehrheit der Franzosen sowohl die aktive Sterbehilfe wie auch den assistierten Suizid unterstützen. In der Politik sind jedoch oft nicht Meinungsumfragen, sondern der Einfluss geballter Interessengruppen ausschlaggebend. Die jetzt verabschiedete Kompromissvorlage wurde von Vertretern nicht nur der katholischen Kirche, sondern auch der Protestanten, Orthodoxen, Juden und Muslime in Frankreich als gefährlich verdammt, da sie die Grenzen zur aktiven Sterbehilfe weiter verwische. <Mehrere überschneidende Verknüpfungen> ges Differenzierung beiSchweiz Sterbehilfe as-Affäre auf die utsche Rechtsposition Paris erlaubt Sedierung er Höhe von 120 Millionen Dollar nach Brasilien zurück s wohl im Sand verlaufen. Die Bun- Involl des Lobes. von politischer Frankreich istAuch neu nebst der anwaltschaft habe den brasilianiSeite wird die Rechtshilfe aus der passiven nun auch die indirekte en Behörden die wesentlichen EleSchweiz positiv wahrgenommen – zunte geliefert, damit die Untersu- Sterbehilfe mindest beidurch jenen,sedierende die nicht im Fokus ng aufgenommen werden konnte, Medikamente der Untersuchung stehen. Geldwäsche zulässig. Gegen t Bundesanwalt Michel Lauber im aktive und Sterbehilfe die damit zusammenhängenden wehrten sich spräch. Die Informationen aus der sich auf einer intervorDelikte allem spielten Kirchenkreise. weiz führten darauf zur Festnahme nationalen Ebene ab und müssten desstas. Und dieser begann mit Aussicht halb auch international bekämpft werParis Aloysio Nunes eine Strafmilderung auszupacken. Nikos den,Tzermias, sagt beispielsweise Ferreira, der frühere Justizminister und Die in gesellschaftspolitischen und ethiheutige Präsident der aussenpolitischen Nicht lockerlassen schen Fragen gewöhnlich arg zerstritteKommission des Senats. Die juristische französischen Parteien sich Zusammenarbeit zwischenhaben der Schweiz Fall Petrobras hat die Schweizer nen am Dienstagabend in der Nationalverund Brasilien habe wichtige Resultate ndesanwaltschaft weitere 60 Verzur Verabschiedung eines hervorgebracht. Der gegenwärtige Fall htsmeldungen erhalten. Darauf ba- sammlung neuen Gesetzes durchringen können, zeige, wie gut der bilaterale Rechtshilfeend hat sie in den letzten zwölf die sogenannte indirekte funktioniere. AuchSterbeLauber naten neun Strafuntersuchungen dasvertrag hilfe durch «tiefe und kontinuierliche spricht von einer sehr unkomplizierten gen Verdachts auf Geldwäscherei in unheilbar Kranker bis zum Zusammenarbeit mit den Brasilianern. bindung mit Korruption eröffnet. Sedierung» Tod erlaubt. Davon profitiere auch die Schweiz, sagt hr als 300 Konten bei über 30 Bankder Bundesanwalt, gehe es doch darum, ituten in der Schweiz konnten seitSuizid-Tourismus den«Schlafen Finanzplatz statt sauberleiden» zu halten. ausfindig gemacht werden, über Wie es weitergeht, lässt sich nicht che die in Brasilien untersuchten Präsident Fran¸cois Hollande hatte wähVorlage, ausgearbeitet von locker», zwei voraussagen. «Wir lassen nicht miergeldzahlungen vermutlich ab- Die rend des Wahlkampfs von 2012 noch des Parti verspricht Lauber, undsocialiste Gleichesund gelte wickelt wurden. Es sei gut möglich, Abgeordneten versprochen, dass er sich für ein Gesetz bürgerlichen Union in pour un moufür die Kollegen Brasilien. Das s weitere Verdachtsmeldungen ein- derauch einsetzen werde, das es Todkranken erpopulaire (UMP), wurde in der sei neben den konkreten Erfolgen vergen, sagt Lauber. Das hänge auch vement laube, «medizinische Hilfe zur BeenLesung 436 gegen Stimmutlich das mit Wichtigste, sagt34der Bunm Verhalten der Banken und von den ersten dung des Lebens in Würde zu erhalten». und beiDie 83 Brasilianer Enthaltungen gutdesanwalt. hätten den ormationen in der Presse ab. Er gehe men Jetzt wird vorausgesagt, dass etliche Das Gesetz noch vor Mut gefunden, das kommt Problem anzupaht davon aus, dass es nun fertig sei. geheissen. todkranke Franzosen nach wie vor in Senat und anschliessend in der cken. Das seisoll keine SelbstverständlichIn Brasilien wird das kooperative den der Schweiz und in Belgien Hilfe endgültiginverabkeit in Brasilien, besonders diesem halten der Schweiz sehr geschätzt. Nationalversammlung suchen werden. Dort sind entweder der schiedet werden – was allerdings prohen gibt es viel. Generalstaatsanwalt PETROS GIANNAKOURIS / AP Fall und diesem Umfeld, die politisch assistierte Suizid oder die aktive Sterber brasilianische ablaufen dürfte. sehr aufgeladen seien. drigo Janot zeigte sich vor der Presse blemlos hilfe erlaubt. Schon seit 2005 ist die passive Sterch-griechischen Jugendwerks aus behilfe legalisiert, bei der eventuell ozialdemokratie. Sie wären, wie in lebensverlängernde Behandlungen unDiskussion um die Entschädigung terlassen oder reduziert werden. Die inropäischer Zwangsarbeiter des direkte Sterbehilfe sieht dagegen vor, en Weltkriegs, als die Stiftung dass todkranken Patienten Medikamennerung, Verantwortung, Zukunft» te zur Schmerzbekämpfung abgegeben richtet worden war, eine Anerkenwerden, die zur Beschleunigung des der Schuld und gleichzeitig der Todeseintritts beitragen können. Das s erwachsenden Verpflichtung – neue Gesetz wurde mit dem Recht Todein ganz neues Feld von Reparakranker gerechtfertigt, vor dem Sterben nsprüchen quer durch Europa schlafen zu können, um nicht mehr leimachen. Das Präjudiz fürchtet den zu müssen. n besonders, zumal es unter radikaEine Sedierung kann von der Ärztessischen Parlamentsabgeordneten equipe beschlossen werden, falls sich s sagenhafte Forderungen gibt. das Leiden eines Todkranken nicht Auseinandersetzungen um die durch andere schmerzstillende Behandgsarbeiter, aber auch um die Rolle lungen lindern lässt. Die Sedierung ist chweiz im Zweiten Weltkrieg, die auch zulässig, falls sich der Patient, ichtenlosen Vermögen und den wozu er schon jetzt das Recht hat, für handel sind eindringliche Beispiele passive Sterbehilfe entschieden hat. dass gegen die mit moralischer Möglich ist sie auch, wenn der Patient in Gang gesetzte politische Dynanicht mehr seinen Willen bekunden em Beharren auf Rechtspositiokann und der Arzt, was bereits zulässig ist, die Behandlung einstellt, weil diese m Ende kein Erfolg beschieden ist. Weiterer Artikel Wirtschaft, Seite 29 völlig sinnlos ist. Die aktive Sterbehilfe und die Beihilfe zur Selbsttötung bleiben indes in Pressespiegel Frankreich verboten. Vorstösse sozialisEvangelisch-reformierte tischer und grüner Abgeordneter in Landeskirche Graubünden diese Richtung waren bereits vergangene Woche in der Nationalversammlung zurückgewiesen und auch von der nach Brasilien zurück Schweiz Freitag, 20. März 2015 V Nr. 66 NZZ vom 20.3.2015, Seite 15.pdf Neuö Zürcör Zäitung SCHWEIZ 13 Nachmieter für Kloster gesucht Weil den Ordensgemeinschaften der Nachwuchs fehlt, stehen in der ganzen Schweiz Klöster leer Projektideen, die sich dann aber oft im Sand verlaufen. Beim Kanton Solothurn gingen für die Umnutzung des Kapuzinerklosters im Verlaufe der Jahre beispielsweise Vorschläge für ein Feng-Shui-Zentrum, eine internationale Schule, eine Praxis für Komplementärmedizin, eine kulturelle Bildungsstätte, ein Haus der Kirchen, ein Projekt für Wohnen im Alter, ein Ausbildungszentrum für Banken, ein Wellnesscenter oder für diverse Hotels von einem bis vier Sternen ein. Doch «sämtliche Interessenten sind bisher an der Finanzierbarkeit gescheitert», erklärt der Solothurner Kantonsbaumeister Bernhard Mäusli. Die Projekte blieben auch chancenlos, weil inzwischen in der Schweiz ein Überangebot an säkularisierten Klosterbauten besteht: So haben etwa Kloster-Hotels den Nimbus der Einzigartigkeit verloren. Solothurn, Stans, Appenzell – vielerorts stockt die Suche nach Nutzungskonzepten für leerstehende Klöster. Die denkmalgeschützten Gebäude müssten umfassend saniert werden. Vielversprechende Projekte scheitern daher oft am fehlenden Geld. Erich Aschwanden, Daniel Gerny, Jörg Krummenacher Am 31. März 2003 verliess der letzte Pater das Solothurner Kapuzinerkloster. Nur noch sechs der Brüder, die mit ihren braunen Gewändern über Jahrhunderte zum Stadtbild von Solothurn gehört hatten, lebten zuletzt in dem Kloster. In den 1930er Jahren waren es noch mehr als 70 gewesen. Inzwischen steht der über 400-jährige Bau in der Altstadt leer. Bis heute ist unklar, wie das eindrückliche Gebäude in Zukunft genutzt werden soll. Heute gehört das Kapuzinerkloster dem Kanton, der es für Anlässe vermietet. Doch zukunftsträchtig ist dieses Geschäft nicht. Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe stehen an, die sich mit Vermietungen alleine nicht refinanzieren lassen. Teilabbruch für Tiefgarage Solothurn ist kein Einzelfall. Die Klostergemeinschaften sind überaltert, der Nachwuchs fehlt. In der ganzen Schweiz haben kirchliche Institutionen in den letzten Jahren Klöster und Ausbildungsstätten aufgegeben. Genaue Zahlen, wie viele Gebäude einer neuen Nutzung harren, gibt es bis jetzt nicht. Gestützt auf eine Anfrage der NZZ, will die Konferenz der Vereinigungen der Orden und Säkularinstitute der Schweiz nun eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchführen, wie deren Präsident, der Kapuzinerpater Ephrem Bucher, erklärt. Viele dieser Bauten weisen Gemeinsamkeiten auf: Es besteht hoher Investitionsbedarf, sie unterliegen den Bestimmungen des Denkmalschutzes oder können aufgrund von Vorschriften der Bau- und Zonenordnung nicht uneingeschränkt umgenutzt werden. So erweist sich die Umnutzung des 2011 aufgelösten Klosters Appenzell, das der Kapuzinerorden an den Kanton zurückgab, als schwierig. Die Regierung wollte im Gebäude eine grosse Bibliothek einrichten. Zur Diskussion standen auch eine Pilgerherberge oder gar der Bau einer Tiefgarage. Der Innerrhoder Grosse Rat gab Ende 2013 Abklärun- Blocher als Mäzen Die leeren Räume des Kapuzinerklosters in Solothurn sollen sich wieder mit Leben füllen – doch das ist schwierig. gen in Auftrag, ob der Denkmalschutz aufgehoben und die Klosteranlage wenigstens teilweise abgebrochen werden könnte. Das von der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege erstellte Gutachten liegt vor, ist aber noch nicht öffentlich. Diesen Frühling werden Regierung und Bürgerschaft über das weitere Vorgehen entscheiden. Auch das Beispiel des ehemaligen Kapuzinerklosters Stans zeigt, dass scheinbare Ideallösungen nicht immer funktionieren. Mit grossen Hoffnungen vermietete der Kanton Nidwalden 2008 die Räumlichkeiten an ein internationales Startup-Unternehmen. Klotzen, nicht kleckern hiess die Devise der Firma Mondobiotech. Sie kündigte an, die altehrwürdigen Räumlichkeiten für 25 bis 30 Millionen Franken durch den britischen Stararchitekten Norman Foster umbauen zu lassen. Es zeichnete sich jedoch schnell ab, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens nicht funk- MICHA L. RIESER tionierte, und im Sommer 2014 stand der Kanton wieder vor der Herausforderung, einen Investor zu finden. Derzeit prüft die Regierung fünf Nutzungskonzepte, wobei Wert darauf gelegt wird, dass die besondere Atmosphäre des Hauses respektiert werden kann. Besondere Ausstrahlung Die spirituelle Ausstrahlung von Klöstern führt stets zu einer Vielzahl von .................................................................................................................................................................................................................................................................. Neuer Typ des Wallfahrers und Klostergasts dgy. V Trotz der Säkularisierung nimmt die Attraktivität von Wallfahrtsorten nicht unbedingt ab. Diesen Schluss legt eine Untersuchung nahe, die das Benediktinerkloster Mariastein im Kanton Solothurn in Auftrag gegeben hat. Das Schweizerische Pastoral-Soziologische Institut (SPI) in St. Gallen stellt in der Studie zu den verschiedenen Besuchergruppen fest, dass Mariastein heute nicht mehr nur von einheimischen Katholiken, sondern zunehmend auch von anderen Gruppen besucht wird. Katholiken aus der Nordwestschweiz, dem Elsass und dem südbadischen Raum bildeten zwar auch heute noch die grösste Gruppe. Jedoch seien darunter wenig junge Menschen, weshalb längerfristig mit einem Rückgang dieser Besucherschaft zu rechnen sei. Die zweitgrösste Besuchergruppe stellen heute katholische Migranten dar. Unter den Besuchern von Mariastein finden sich heute aber auch Protestanten, alternativ Spirituelle oder gänzlich nichtreligiöse Menschen. Viele Leute kämen in hektischen Zeiten oder bei Schicksalsschlägen, um sich zu sammeln und das eigene Leben wieder ins Lot zu bringen, heisst es. Der Wunsch vieler Menschen, sich für eine kurze Zeit eine Auszeit in einem Kloster zu gönnen, prägt die Diskussion um die Zukunft auch mancher Klöster: «Ich stelle ein sehr grosses Bedürfnis fest, sich in ein klösterliches Ambiente zurückzuziehen», sagt beispielsweise Claudius Luterbacher, der Kanzler des Bistums St. Gallen. Eine Möglichkeit, solche Liegenschaften neu zu nutzen, ist, sie in Genossenschaften mit kirchlichem Hintergrund einzubringen. So hat die Ökumenische Wohnbaugenossenschaft Luzern (ÖWL) in der Vorortsgemeinde Kriens ein Grundstück von der Salesia-Stiftung erworben, die eng mit der Ordensgemeinschaft der Salesianer verbunden ist. In diesen Räumlichkeiten ist nun die Jugendpsychiatrie des Kantons Luzern untergebracht. Wie der ÖWL-Geschäftsführer Florian Flohr erklärt, sind die Abklärungen hinsichtlich Bausubstanz, rechtlicher Vorgaben und der praktischen Umsetzung aber jeweils sehr aufwendig, stark von den Gegebenheiten der einzelnen Objekte abhängig und deshalb nicht auf andere Projekte übertragbar. Das erhöht die Kosten und erschwert Lösungen. Auch eine neue Nutzung der Klosterinsel Rheinau, auf der früher eine psychiatrische Klinik untergebracht war, scheiterte lange am fehlenden Geld. Erst als die Familie von Christoph Blocher die Finanzierung eines Musikzentrums für die kommenden zwei Jahrzehnte über eine Stiftung mit einer Finanzspritze in Höhe von 20 Millionen Franken sicherte, kam das Projekt zustande. Im vergangenen Mai wurden das Musikzentrum sowie ein Hotelbetrieb mit 63 Zimmern eröffnet. Das Projekt gilt als Musterbeispiel für eine gelungene Kloster-Umnutzung. Nicht erstaunlich, dass man auch in Solothurn auf einen Mäzen hofft – wie zum Beispiel auf Christoph Blocher, der das Kapuzinerkloster bereits besucht hat. «Le Fran¸cais, c’est une langue einfach» Die «Semaine de la francophonie» weckt bei Schülern das Interesse für die französische Sprache Der Westschweizer Künstler Narcisse weiht Deutschschweizer Gymnasiasten in die Geheimnisse der Slam-Poetry ein. Die sprachlichen Barrieren werden dabei auf spielerische Weise überwunden. Erich Aschwanden, Beromünster Narcisse macht den Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Beromünster den Einstieg in sein Atelier nicht gerade leicht. «Zuerst habe ich eigentlich gar nichts verstanden», sagt denn auch Dana nach dem Workshop. Der einzige professionelle Slam-Poet der Westschweiz legt nämlich in einem derartigen Stakkato los, dass sogar die Französischlehrer im Raum die Ohren spitzen müssen, um seiner Performance folgen zu können. Im direkten Kontakt mit den Neuntklässlern aus dem Kanton Luzern bremst der Künstler sein Sprechtempo jedoch stark und geht in einfachen und klaren Sätzen auf ihre Fragen ein. Es ist zu spüren, dass er Erfahrung im Umgang mit den Deutschschweizer Gym- nasiastinnen und Gymnasiasten gesammelt hat. Poesie, die bewegt Narcisse ist Pate der diesjährigen «Semaine de la langue fran¸caise et de la francophonie» (siehe Kasten) und führt in diesem Rahmen in verschiedenen Deutschschweizer Schulen Ateliers wie in Beromünster durch. Einige Tage zuvor haben die Gymnasiasten in Luzern die Auftaktveranstaltung zur «Semaine de la francophonie» besucht, bei der auch Narcisse einen Auftritt hatte. Er wolle den Teilnehmern die Freude an der kulturellen Form des Slams vermitteln und dadurch indirekt die französische Sprache näherbringen. «Slam ist für mich Poesie, die bewegt», sagt Narcisse. Am Gymnasium im Kanton Luzern gelingt ihm das. Obwohl sie längst nicht jedes Wort verstehen, entschlüsseln die 14-jährigen Schülerinnen und Schüler anhand von Videoclips, ob ein Slam-Poem traurig, aggressiv oder lustig ist. Dabei arbeiten sie die wichtigsten Elemente dieser Kunstform heraus: Rhythmen, Reime, Wortspiele und lautmalerische Spielereien. Roland Baur, der den Slammer nach Beromünster geholt hat, schätzt es, dass sich seine Schützlinge auf diese spielerische Art mit der Sprache befassen und gleichzeitig in eine Kultur eingeführt werden, die er als Besucher von PoetrySlams kennt. «Ich bin froh über diese Bereicherung des Fremdsprachenunterrichts, nachdem in letzter Zeit über dieses Thema fast nur noch politisch diskutiert worden ist», sagt der Französischlehrer. Diese Debatte sei müssig. Englisch und Französisch stünden nicht in Konkurrenz zueinander. Jede Sprache, die man lerne, bringe im Berufsleben .................................................................................................................................................................................................................................................................. Die Schweiz – ein frankofones Land aku. V Einmal im Jahr wird weltweit die französische Sprache gefeiert. Kulminationspunkt ist der Internationale Tag der Frankofonie, der jeweils am 20. März stattfindet. Er zelebriert die Bande und die Diversität innerhalb des französischen Sprachraums. Das Datum verweist auf die Gründung der «Agentur für kulturelle und technische Zusammenarbeit» am 20. März 1970. Aus der Agentur, die zunächst vor allem Entwicklungsprojekte in den französischsprachigen Ländern des Südens unterstützte, wurde später die Internationale Organisation der Frankofonie. So viel zur Geschichte. In der Schweiz ist die «Semaine de la langue fran¸caise et de la francophonie» (SLFF) heute vor allem ein kultureller Event: Überall im Land werden französischsprachige Filme gezeigt, finden Lesungen statt und spielen Musiker aus Frankreich, Mali, Quebec und der Romandie. «Wir feiern auf Französisch», erklärt die Koordinatorin der Woche, San- drine Charlot Zinsli. Aber nicht nur: Ein spezielles Augenmerk wurde dieses Jahr auf den Französischunterricht gelegt, der derzeit im Zentrum einer politischen Debatte steht. Künstler wie Narcisse führen in den Schulstuben des Landes Ateliers durch, zudem finden sich auf der SLFF-Website Videos mit Ideen für einen lebendigen, modernen Französischunterricht. «Wir hoffen natürlich», sagt Charlot Zinsli, «dass diese Initiative über den Tag der Frankofonie hinaus ausstrahlt.» Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Vorteile, ist Baur überzeugt. Die Kantonsschule Beromünster pflegt einen intensiven Austausch mit dem Gymnasium von Pruntrut im Kanton Jura. Auch sonst werden Sprachaufenthalte in den anderen Landesteilen und im Ausland gefördert. Ungeahntes Talent Inzwischen sind die Teilnehmenden des Workshops intensiv daran, eigene SlamPoems zu schreiben. «Das war cool. Nachdem wir die Grundidee gehabt hatten, unsere Reime um den Buchstaben O aufzubauen, ging es ganz einfach», sagt Rebecca. Tatsächlich kommen dabei ungeahnte Talente zum Vorschein. Es ist erstaunlich, was die 14und 15-Jährigen trotz beschränktem Wortschatz und grammatikalischen Holprigkeiten vortragen. Slam-Poems mit Alliterationen und Assonanzen sowie rhythmische Gedichte mit kritischen Gedanken zur Schule begeistern Narcisse, Mitschüler und Lehrer einhellig. In einer Performance spielen die beiden Vortragenden selbstironisch mit den eigenen Schwächen, und so lautet die Schlusszeile dieses Slams: «Le franc¸ ais, c’est une langue einfach.» Zeit vom 19.3.2015, Seite 53.pdf 53 1 FEUILLETON LITER Ni ers Foto (Ausschnitt): Yu shenli/Imaginechina/laif Die Buc Wo der Autor seinen Helden stranden lässt: Nine Dragon Crossing in Shanghai Verlust der Weisheit ER Z Ä HLU NGEN V László Krasznahorkai: Die Welt voran A. d. Ung. v. Heike Flemming; S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2015; 410 S., 21,99 €, als E-Book 18,99 € László Krasznahorkais Erzählungen »Die Welt voran« beschwören die Orientierungslosigkeit des Menschen – mit überraschender Perspektive VON ANDREAS ISENSCHMID or genau hundert Jahren saß der junge ungarische Philosoph Georg Lukács in Heidelberg und schrieb in einer Stimmung der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung über den Ersten Weltkrieg seine späterhin berühmt gewordene Theorie des Romans. Darin prägte er die klassisch gewordene Formel, der Roman sei »ein Ausdruck der transzendentalen Obdachlosigkeit«. Die Romanhelden beschrieb er als irrende »einsame Wanderer«. Ihr trübes »inneres Licht gibt nur dem nächsten Schritt die Evidenz der Sicherheit oder – ihren Schein. Von innen strahlt kein Licht mehr in die Welt der Geschehnisse und in ihre seelenfremde Verschlungenheit.« Dieses Frühjahr erscheint, hundert Jahre nach der Theorie des Romans, das Buch eines ungarischen Erzählers mit stark philosophischem Einschlag, das sich liest, als seien Lukács’ Formulierungen eigens dafür erfunden worden. László Krasznahorkais Die Welt vo ran ist ein unerhörtes Buch bedrückendster Irrfahrten. Es erzählt von Menschen, die nicht wissen, wo sie sind, nicht wissen, wo sie hinwollen, -sollen oder -können, nicht mehr wissen, wozu sie sich mit alldem befassen, und schon gar nicht wissen, mit welchen Worten sie dieses Nichtwissen, Nichtkönnen, Nichtsein kundtun sollen. Es erzählt von diesen Irrfahrten mit einer desperaten sinnsucherischen Energie, die etwas Ungarisches haben mag und hierzulande allenfalls in Botho Strauß noch einen Verwandten findet. Und es benutzt für seine Botschaft, denn mit einer solchen haben wir es zu tun, eine Vielfalt von Formen. Weil Worte, auch Krasznahorkais alle Grenzen des konventionellen Satzes sprengenden Wortflüsse nicht ausreichen, um zu sagen, was Worte nicht mehr sagen können, verzichtet eine vielsagend an den Schluss gestellte Erzählung sogar ganz auf Worte: Der Schwan von Istanbul besteht, wie ein in Klammern gesetzter Untertitel sagt, aus »79 Absätzen auf weißen Seiten«. Auf 21 blanke Seiten folgen dreieinhalb Seiten mit 30 (pseudo)wissenschaftlichen Anmerkungen, die geheimnisvoll das Thema Vergessen und Wortlosigkeit variieren. Er redet, Er erzählt, Er verabschiedet sich: So heißen die drei Teile des Buches, das aus 21 Prosastücken und einem Epilog besteht und bei all seiner Disparatheit doch fast so zusammenhängend scheint wie ein philosophischer Traktat. Erst im Mittelteil bekommen wir elf Stücke zu lesen, die man Erzählungen nennen kann, örtlich und zeitlich konkret gebundene Geschichten. Davor schickt der 1954 geborene Krasznahorkai, neben Imre Kertész, Péter Nádas und Péter Esterházy der bedeutendste ungarische Autor der Gegenwart, seine Leser durch Texte, die in der Eiswüste der Abstraktion spielen. Den Auftakt macht eine programmatisch betitelte Irrfahrt im Stehen, auch Irrfahrt im Ungewissen. Sie markiert, frei nach Lukács’ Worten, gleichsam den Nullpunkt in der transzendentalen Topografie des Krasznahorkaischen Geistes. Es ist die Konfession eines Jemand, der seinen »Ort« verlassen will, weil es der Ort ist, »den man wegen seines unerträglichen, nicht auszuhaltenden, kalten, traurigen, öden und tödlichen Gewichtes fliehen muss«. Aber da ihm sein »Richtgefühl« nur zwei diametral sich ausschließende Richtungen weist, kommt er »während seiner jahrhundertelang scheinenden Wanderung« nicht vom Fleck, er bleibt »an dieses unendlich fremde Land (...) gefesselt«. Nach sieben nur durch Kommata und zwei Doppelpunkte gegliederten Seiten steht er aller »Sehnsucht« und »Verheißung« (Lukácsche Vokabeln auch dies) zum Trotz noch immer auf dem gleichen »sohlengroßen Stück Land« wie am Anfang, »weil dieser Punkt sein Zuhause ist, genau dorthin wurde er geboren, und dort muss er einmal auch sterben, zu Hause einst, zu Hause, wo alles kalt und traurig ist«. Auf diese allgemeine Bestimmung der condition humaine lässt Krasznahorkai in den folgenden Stücken philosophische und zeitdiagnostische Ortsbestimmungen folgen. Er bezieht sich auf Nietzsche und Buddha und ortet uns als »Gefangene eines auf Grund gelaufenen geistigen Zustandes« ohne Gott und Ideale. Er liest 9/11 als »das für uns in alle Ewigkeit unverständliche Wirken des unvermeidlichen Zufalls« und datiert auf den Einsturz der »beiden Großen Türme« dennoch den Beginn »einer neuen Welt«, »eine radikal neue Epoche«, die wir nicht verstehen und für die unsere einst so glänzende Sprache nutzlos, machtlos, plump ist. Er lässt einen weitschweifigen Redner bilanzieren: »Hinter Ihnen ist das Universum, auch wenn es nicht existiert. Hinter mir ist, auch wenn es existiert, nur das Nichts und wieder das Nichts.« Wir wissen nichts und sind doch nur hundert Menschen entfernt vom Denken Buddhas, jenes »originellsten Philosophen der Erde«, dessen Ideen »weg vom Sinn und weg von der Bedeutung, weg vom Durst der Sehnsucht und des Leidens« führten und »uns die Erleuchtung« hätten bringen können. Man atmet unweigerlich auf, wenn nach solchen Exerzitien die konkreten Erzählungen des Mittelteils folgen. Mit einem schwer betrunkenen Simultandolmetscher irren wir staunend durch Shanghai, landen im Koma am Nine Dragon Crossing, wo unzählige Autobahnen übereinander den Triumph der Technik und den Verlust der Weisheit symbolisieren. In einer anderen Erzählung irren wir mit einem Westler durchs Gewühl des indischen Varanasi und kommen mit einem dicken Mann, der verdächtig nach einem Wiedergänger Buddhas aussieht, ins Philosophieren über das Wesen des Wassers. Oder wir fliehen mit einem portugiesischen Arbeiter aus dem Staub der Marmorbergwerke in die reine Bergluft der Serra d’Ossa und stoßen dort auf einen verfallenen und verlassenen Palast mit einem solchen Reichtum an Fliesen, »als hätten sie in diesem riesigen Palast alles erzählen wollen, was in der Geschichte der Menschheit von den Anfängen bis dahin geschehen war«. Man atmet auch deshalb auf, weil in den Erzählungen des Mittelteils jenes Herumirren, das im philosophischen Eröffnungsteil mehr behauptet als gezeigt wurde, endlich Form geworden ist. Allerdings tragen auch die mittleren Geschichten schwer an ihrer Bedeutung, und die philosophischen Erörterungen, in die manche von ihnen ebenfalls irgendwann geraten, erscheinen bei allem Scharfsinn doch etwas steril. Alles in allem jedoch atmet man kein einziges Mal so frei und glücklich auf, wie man es durchgängig bei jenen meisterlichen Erzählungen in Krasznahorkais vorherigem Band Seiobo auf Erden getan hat, dem 2010 auf Deutsch erschienenen Schwester- und Gegenbuch. Die Welt voran zeigt die Sinnlosigkeit und den Verlust des Heiligen; Seiobo zeigte die Präsenz des Heiligen und die Erleuchtung. Krasznahorkai ist, dies nur nebenbei, mit diesem antithetischen Buchpaar in umgekehrter Reihenfolge geglückt, was hundert Jahre früher Georg Lukács, unserm anderen Ungarn, versagt geblieben war. Dieser hatte der tristen und transzendental obdachlosen Theorie des Romans ein Buch der Erfüllung und Erleuchtung folgen lassen wollen: Eine Studie über Dostojewskis befreite Seelen wollte er, wie er Max Weber schrieb, in »die bewusste und ausgesprochene, aus den Literatur- und Zeitanalysen wieder entsteigende Metaphysik« münden lassen. Es ist nicht dazu gekommen. Warum aber schenkte einem Seiobo mit seinen unterschiedlichen, beispielhaften Geschichten dauerhaft jenes Leseglück, das sich im neuen Buch nicht ohne Weiteres einstellen will? Aus drei Gründen: Krasznahorkai ist es mit dem Heiligen erkennbar ernst, während seine Diagnosen der Sinnlosigkeit etwas bloß Behauptendes, ja Posierendes haben. Sodann: Der Weg zum Heiligen gibt den Erzählungen von Seiobo eine Dimension der Entwicklung und Spannung, die den repetitiven Irrfahrten des Sinnlosen meist fehlt. Schließlich: Krasznahorkai präsentiert uns das Sinnlose direkt und abstrakt, während er uns zum Heiligen nur indirekt und sehr konkret gelangen ließ – durch handwerklich präziseste Beschreibungen beispielsweise der Kunst des japanischen Maskenbaus oder der russischen Ikonenmalerei. Nur eine Erzählung beschwört die Absenz des Heiligen so überzeugend wie der Vorgängerband seine Präsenz. Das zweitletzte Stück Gehen in einem Raum ohne Segen gibt in dreißig puritanisch gefügten Paragrafen das Ritual eines negativen Gottesdienstes: Eine Gemeinde entweiht und schließt ganz buchstäblich ihre Kirche – in vollendeter Sündhaftigkeit, wie wiederum Lukács gesagt hätte, in »Frevel und Niedertracht«, wie Krasznahorkai sagt, nimmt sie Abschied vom Heiligen. Da danach nur noch die zwanzig Seiten der leeren Erzählung und ein knapper Epilog folgen, ist dieses stärkste, ganz zu reiner Form gewordene Stück zugleich Krasznahorkais Schlusswort. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Spitzbergen Entdecken, worauf es ankommt © Geografas/Dreamstime.com ANZEIGE Rein widm Band ersch widri ferna trotz nanz sessen nutiö vorge tur n grafie noch war d Sachb mess Groß Die n (Suh Oste desse Epoc wann 2012 In weite nom Jahrz acht riöse italie übers gewa (S. F erleb Press Amo nem V erklä Entsc imm Nr. 9 beln Siege ner f varia Poesi Wagn nicht Lyrik dasei neun land, ellen klärt, mus men Im Leist Den bekam Cărtă Orbi rama Jahre wie U te. U ner D jedem Gren auße vertre Zeit vom 19.3.2015, Seite 62.pdf 19. MÄRZ 2015 D I E Z E I T No 1 2 GLAUBEN & ZWEIFELN 62 »Ich habe zu eng geglaubt« Foto (Ausschnitt): Imago Winfried Kretschmann, grüner Ministerpräsident und bekennender Katholik, war einst bei einer kommunistischen Sekte. Jetzt liest er seine Radikalenerlass-Akte – und ist erschrocken. Ein Gespräch über Verblendung »Manche Parteitage hatten schon Anklänge an eine Messe«, sagt der Mitbegründer der Grünen DIE ZEIT: Herr Kretschmann, gibt es den Schutzengel eigentlich noch, den Sie zu Beginn Ihrer Amtszeit auf Ihren Schreibtisch gestellt haben? Winfried Kretschmann: Ja. Das war das Geschenk einer befreundeten evangelischen Pfarrerin. ZEIT: Wovor hat der Engel Sie bisher beschützt? Kretschmann: Vor Überheblichkeit, hoffentlich, vor Ängsten, eben vor vielem, was einen immer bedroht in so einem Amt. ZEIT: Spricht der Engel zu Ihnen, oder sprechen Sie zu ihm? Kretschmann: Er redet natürlich nicht, er ist ja erst mal ein Kunstwerk. Aber er spricht mich an: Wo liegen meine Gefährdungen, wo liegen meine Ängste, wo liegen meine Grenzen? ZEIT: Ist das Gott für Sie: jemand, der einen erinnert an die eigenen Grenzen? Kretschmann: Aber sicher. Ich glaube nicht an einen Gott, der einem die schweren Dinge im Leben einfach abnimmt. ZEIT: Katholiken, die so offen wie Sie über Ihren Glauben sprechen, gibt es kaum mehr in der Politik: Wolfgang Thierse ist weg, Christian Wulff ist weg, genauso Philipp Rösler oder Annette Schavan. Sind Sie der Letzte Ihrer Art? Kretschmann: Ist mir noch gar nicht aufgefallen. (denkt nach) Stimmt vielleicht. Wobei das nicht nur für Katholiken gilt. ZEIT: Woran liegt der Christenschwund in der Politik? Kretschmann: Die Ursache ist sicher, wie überall in der Gesellschaft, die Säkularisierung. Du kannst heute als Politiker in der Kirche sein oder nicht, das spielt keine Rolle mehr bei Wahlen, nicht mal bei Bürgermeisterwahlen im traditionell schwarzen Oberschwaben, wo ich herkomme. Wobei ich das kein Unglück finde: Eine Partei kann nun mal nicht in die Nachfolge von Jesus Christus treten. ZEIT: Nicht mal eine Partei, die so missionarisch ist wie die Grünen? Kretschmann: Auch wir Grüne nicht. Wobei ich nicht abstreiten will, dass der Idealismus in unserer Gründungsphase zivilreligiös aufgeladen war – und manche Parteitage schon Anklänge an eine Messe hatten. ZEIT: Der Veggie Day war doch ein klassisches Missionsprojekt: Wir wissen, was gut ist für euch – und wenn ihr das nicht einseht, dann biegen wir es euch schon bei. Kretschmann: Das ist jetzt eine Karikatur! Aber der Hang von uns Grünen, über das gute Leben zu reden, führt leicht dazu, auch den anderen zu sagen, wie das am besten aussehen könnte. ZEIT: Ehe Sie zu den Gründern der Grünen stießen, Ende der siebziger Jahre, haben Sie eine extreme Erfahrung gemacht: Sie gehörten einer kommunistischen Sekte an, wie Sie das selbst nannten. Haben Sie damals zu viel geglaubt? Kretschmann: Jedenfalls habe ich zu unreflektiert geglaubt, und vor allem zu eng. Das war der Geist der K-Gruppen. ZEIT: Wie sind Sie dazu gekommen? Kretschmann: Das geht mir bis heute nach: Wie kommt es, dass man als gebildeter Mensch auf einmal in so einer Sekte landet? Dass man die Welt nur noch durch einen Tunnelblick sehen kann? Wenn ich heute manchmal am Bahnhof an den Zeugen Jehovas mit ihrem Wachtturm vorbeilaufe, denke ich: Ja, so bist du mit der Kommunistischen Volkszeitung vor irgendeinem großen Betrieb gestanden. ZEIT: Waren Sie erfolgreich? Kretschmann: Einmal, da hat’s geregnet, hat einer eine Zeitung genommen. Der hatte offensichtlich Mitleid mit mir. ZEIT: Warum haben Sie ausgeharrt? Kretschmann: Dazu gehört schon eine gewisse Verbohrtheit – immer was hinzuhalten, das eigentlich gar niemand will, und sich selbst nach dem dritten Tag, den man folgenlos vor demselben Betrieb gestanden hat, nicht zu fragen, was machst du da für einen Blödsinn? ZEIT: Was hat Sie angetrieben? Kretschmann: Ein übersteigertes Gerechtigkeitsgefühl. Du denkst, wenn du nicht alles für die Gerechtigkeit auf der Welt tust, dann tust du zu wenig. ZEIT: Dann versündigst du dich? Kretschmann: Wenn Sie so wollen. ZEIT: Klingt, als seien Sie erschrocken, dass Ihnen das passieren konnte? Kretschmann: Absolut. Bis heute. Den Schrecken kriegt man nie mehr weg. Aber das ist auch ganz gut. ZEIT: Was genau? Kretschmann: Die erschreckende Macht der Verblendung zu erkennen. Das ist ja bis zum heutigen Tag zu beobachten. Ich meine, der Vergleich hinkt natürlich zu diesen damaligen K-Gruppen, aber was diese Barbaren vom IS heutzutage tun, ist ohne totale Verblendung im Blick auf die eigene Religion gar nicht vorstellbar. Aber es sind ja auch damals welche in Richtung RAF abgerutscht. Zeit: Es hätte passieren können, dass Sie bei Terroristen gelandet wären? Kretschmann: Nein. Davor hat mich Gott sei Dank mein Naturell bewahrt. Gegen Gewalt hatte ich immer eine Abneigung. Ich bin schon als Kind gewalttätigen Streits stets ausgewichen. ZEIT: Vor Kurzem ist überraschend Ihre Akte aus der Zeit des Radikalenerlasses aufgetaucht: Unterlagen etwa des Verfassungsschutzes, die verhindern sollten, dass Sie als Lehrer in den Staatsdienst übernommen werden ... Kretschmann: ... ja, ich lese die Akte gerade selber erst. ZEIT: Und, hatte der Staat damals Recht, gegen junge Männer wie Sie vorzugehen? Kretschmann: Als Staatsdiener, der ich werden wollte, ist man dem Grundgesetz verpflichtet und muss aktiv für die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintreten. Bei Zweifeln an der Verfassungstreue muss der Staat diesen also nachgehen, ja – wenn auch nicht immer in der Weise, wie er es tat. ZEIT: Ihr Ernst? Kretschmann: Ja, das Aktenstudium nach 40 Jah- ren beeindruckt. Das war ja eine CDU-geführte gen kann. Für neue Gesetze braucht es neue MehrLandesregierung damals, aber in den Unterlagen heiten. Und das erfordert, genügend Menschen zu offenbart sich – neben manch unerträglicher Ge- versammeln für seine eigenen Ideen. sinnungsschnüffelei – in meinem Fall auch groß- ZEIT: Das klingt jetzt sehr weit weg vom jungen zügige Liberalität. Kretschmann. ZEIT: Zu welchem Schluss kamen denn die Er- Kretschmann: Das ist der Spannungsbogen meines mittlungen? Lebens. Ich bin ja nicht mehr jung. Kretschmann: Salopp gesagt: Der Unsinn bei dem ZEIT: Fühlen Sie sich nicht als Grüner und als Kretschmann wächst sich schon noch aus. Christ doppelt unter Druck, dem Guten zum Durchbruch zu verhelfen? ZEIT: Wie man sieht. Kretschmann: Es hatte ja am Kretschmann: Entschuldigung, Anfang auch etwas Spieleriaber das erscheint mir jetzt naiv. sches, damals nach 68. Es war ZEIT: Warum? zunächst mal einfach lustig, Kretschmann: Ich ziehe eine ganz sich an der Uni mit den Autoandere Konsequenz daraus, Christ ritäten zu klopfen. Und der zu sein: Ich kann die Welt nicht damalige Unipräsident kam in retten. seiner Menschenkenntnis zu ZEIT: Klingt deprimierend. dem wahrscheinlich zutreffenSein innerer Weg der Kretschmann: Nein, das ist befreiden Schluss, dass der Kretschletzten 40 Jahre ist fast end! Erst wenn man von der totamann doch relativ harmlos ist. noch bemerkenswerter als litären Erlösungsfantasie ablässt, sein äußerer: vom Extrem die Welt retten zu wollen, wird ZEIT: Was schützt vor Verdes »Kommunistischen man reif zur Politik und trägt blendung? Bunds Westdeutschland« dann womöglich etwas zu ihrer Kretschmann: Ich habe vielbis in die Mitte der Rettung bei. Erlösung ist etwas leicht ein Grundgefühl mitgekatholischen Kirche. für den Erlöser – und davon gibt nommen, dass nur GelassenWie bringt Winfried es für Christen nur einen, und der heit einen Ausweg verheißt aus Kretschmann das sitzt im Himmel. der Gefahr von Zynismus auf zusammen? der einen und Fanatismus auf ZEIT: In Ihrer K-Gruppen-Zeit der anderen Seite. Ich musste sind Sie aus der Kirche aus- und Der 66-Jährige regiert lernen, die Welt so zu akzeptiedanach wieder eingetreten. Heute Baden-Württemberg als ren, wie sie ist. sagen Sie: Ich liebe meine Kirche – erster grüner und ich leide an ihr. Woran genau? ZEIT: Das klingt nach FatalisMinisterpräsident der mus. Kretschmann: Heute ist ja die Republik. Vor Kurzem Haltung sehr verbreitet, auch unKretschmann: Keineswegs. tauchte seine Akte aus der ter Katholiken: Jeder will sein eiRealismus heißt ja nicht, nicht Zeit des Radikalengener Papst sein. Das ist gar nicht länger engagiert zu sein, aber Erlasses auf. Nun spricht meine Sicht – ich bin nicht Papst. zu akzeptieren: Der Mensch, er über seine persönlichen Ich spreche der Hierarchie nicht wie er geht und steht, ist der Irrtümer und politische ihren Sinn ab. Aber umgekehrt richtige. Und alle Utopien, die Illusionen. »Man kann die verstehe ich die übergroße Angst sagen, wir müssen erst den Welt zum Guten nicht in meiner Kirche vor der schiefen Menschen grundlegend veränzwingen«, sagt er. »Wir Ebene nicht. Kein Bild wird in der dern, ehe wir in die wirkliche müssen die Menschen katholischen Kirche so gerne beGeschichte eintreten, sind der nicht umerziehen – und müht wie die Warnung vor der Anfang von Leid und Terror. wir dürfen es auch nicht.« schiefen Ebene: Dauernd werden Die Menschen, so wie sie sind, wir Gläubigen gewarnt, wenn sich sind die richtigen. Wir müssen etwas im Kleinen ändert, dann sie nicht umerziehen – und wir gerate das Große Ganze ins Rutdürfen es auch nicht. ZEIT: Das hätte der junge Kretschmann Kapitula- schen. So eine Kleingläubigkeit! tion genannt. ZEIT: Ihnen ist die Kirche zu kulturpessimistisch? Kretschmann: Aber genau deshalb sage ich das so Kretschmann: Ja, dabei ist die Wirklichkeit doch eindringlich, gerade auch meinen eigenen Leu- ganz anders: So christlich wie heute waren wir ten, zum Beispiel in der Flüchtlings- und Asyl- noch nie in unsrer Gesellschaft! debatte: Das Asylrecht ist nicht dazu geeignet, ZEIT: Wie bitte? Menschen, die aus Armut nach Deutschland Kretschmann: Das Evangelium wird doch in unsekommen, hierzubehalten. rer heutigen Zeit mehr denn je gelebt – bloß dass es nicht immer draufsteht. Nehmen Sie die Ideale ZEIT: Die schicken Sie zurück? des Sozialstaats oder der Bewahrung der SchöpKretschmann: So ist das Gesetz. fung oder der Würde des Menschen, das sind doch ZEIT: Gesetze kann man ändern. Kretschmann: Ja, wir brauchen auch ein Zuwan- durchgreifende Erfolge der Evangelien in der heuderungsgesetz und Bleiberechtsregelungen. Aber tigen Welt. auch das ist der Erkenntnisgewinn eines langen ZEIT: So viel Optimismus bringen selbst viele BiLebens: dass man die Welt zum Guten nicht zwin- schöfe nicht auf. Winfried Kretschmann Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Kretschmann: Sehen Sie, und das wundert mich immer. Mich irritiert vor allem, wie viel Angst in unserer Kirche regiert. ZEIT: Sie wirken nicht verängstigt. Kretschmann: Ich bin ja ein Laie, ich habe also nicht wirklich was zu sagen in der Kirche. Aber dafür kann man mir auch nicht viel anhaben. Heutzutage sind viele Enzykliken länger als ein ganzes Evangelium. Daran merkt man: Die Dogmen lasten wie ein Alb auf uns Gläubigen. Ob man etwa Kondome benutzt, das hat mit der Nachfolge Christi so viel zu tun wie die Frage, ob man mit Messer und Gabel isst oder lieber mit den Händen. Welcher Mensch kann da noch eine Brücke zum Evangelium schlagen? ZEIT: Kondome sind Ihr Hauptdissens? Kretschmann: Nein. Dass meine Kirche nicht zugeben kann zu irren, das ertrage ich am schwersten. Auch wenn manche es noch nicht wahrhaben wollen: Die Zeiten sind vorbei, in denen die Hierarchie Debatten einfach für beendet erklären konnte. Das Problem sind nicht die Dogmen an sich, sondern dass die Kirche glaubt, sie seien alle richtig. ZEIT: Wo hört der Glaube für Sie auf? Kretschmann: Ich bete das Glaubensbekenntnis tapfer mit. Ich lasse da keine Sätze heimlich aus. Ich bin meiner Kirche und ihrer Lehre gegenüber loyal. Aber ich bin eben auch Biologe. Allein schon deswegen bin ich ein zweifelnder Glaubender. An die Jungfrauengeburt zum Beispiel kann ich nicht glauben. ZEIT: Wie glaubt man, wenn man manches nicht glauben kann? Kretschmann: Analog. Geboren aus der Jungfrau will doch sagen, Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Ich glaube einfach nur das, was ich glaube. Anders kann ich nicht glauben. ZEIT: Hält Ihr Pfarrer das mit Ihnen aus? Kretschmann: Ich hoffe es. ZEIT: Es gibt einen harten Satz von Ihnen: Der Mensch ist nicht fürs Glück gemacht ... Kretschmann: ... sondern zur Freiheit berufen. Das ganze Glücksgerede finde ich einen Irrweg. Das große Missverständnis heute ist, dass die Politik die Menschen glücklich machen soll. ZEIT: Was ist daran falsch? Kretschmann: Wer Glück für den Normalzustand hält, kann vom Leben nur enttäuscht werden. Und von der Politik auch. Ich erlebe aber immer öfter, dass das die Erwartung der Leute ist. Die Konsequenz: Wir jammern in Baden-Württemberg auf dem allerhöchsten Niveau. ZEIT: Sie sind ein Skeptiker? Kretschmann: Ja. Wenn ich gefragt werde, ob Politik Spaß macht, sage ich: Politik macht keinen Spaß, Politik macht Sinn. Dauernd übers Glück zu reden, das halte ich für einen Wahn. ZEIT: Wenn es nicht um das Glück geht, sondern um den Sinn: Haben Sie den Sinn gefunden in Ihrem Leben? Kretschmann: Viel besser: Ich suche noch. Die Fragen stellte PATRIK SCHWARZ Zeit vom 19.3.2015, Seite 75.pdf CHANCEN 75 D I E Z E I T No 12 Fotos: David Klammer für DIE ZEIT 19. M Ä R Z 2015 Impressionen aus der Synagoge der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen Gloria Tenenbaum würde gern auf eine jüdische Schule gehen Nataliya Kanevskyy sorgt sich um ihren Sohn Jüdische Schüler zwischen Angst und Stolz »Wir wissen, wo Ihre Tochter zur Schule geht« # Drohungen wie diese führen zu immer mehr Polizeipräsenz vor jüdischen Schulen und Synagogen. Wie gehen die Betroffenen damit um? Eine Mutter und eine Schülern erzählen. Und ein Rabbiner hat uns geschrieben, wieso er nichts dazu sagen möchte. Aufgezeichnet VON RUDI NOVOTNY »Müssen wir wieder weglaufen?« I ch habe Angst um mein Kind. Die Angst sitzt bei uns Juden im Rückenmark. Ich bin gegen Gewalt. Egal, welcher Krieg, welches Land, welche Religion. Aber es nimmt mich besonders stark mit, wenn die Opfer dieselbe Religion haben, wie in Paris und Kopenhagen. Wenn sie getötet werden, weil sie Juden sind. Überrascht haben mich die Ereignisse nicht. In Israel gibt es jedes halbe Jahr einen tödlichen Terroranschlag. Und hier in Deutschland haben wir auch schon mehrere Brandanschläge auf Synagogen erlebt, zum Glück bislang ohne Opfer. Aber es kommen jedes Mal die alten Gedanken und Ängste hoch: Müssen wir uns wieder vorbereiten? Müssen wir wieder weglaufen? Ich denke nicht ans Auswandern – noch nicht. Erst wenn man uns aus dem Haus wirft und die Polizei nur zuschaut. Und auch niemand sonst hilft. Felix ist unser einziges Kind. Er ist erst fünf, aber ich werde ihn sein Leben lang darum bitten, dass er sein Judentum nicht zu offen zeigt. Das habe ich auch schon vor den Anschlägen in Paris und Kopenhagen so gesagt. Keiner geht auf die Straße und schreit: Ich bin ein Jude! Das ist bei den Muslimen anders. Die muslimischen Kinder, die Teenager, die zeigen ihren Glauben, auch offensiv. Haben Sie hierzulande schon einmal einen Juden gesehen, der so etwas macht? Ich bin in der Ukraine aufgewachsen, meine Oma hat mir immer eingeschärft: Wir dürfen nie sagen, welche Religion wir haben! Ich erinnere mich noch, als ich zur Schule ging. Wir hatten ein Klassenbuch. Da standen die Namen der Kinder drin, ihre Adressen und ihre Religion. Die Lehrerin hatte alles mit blauem Stift notiert. Nur bei mir stand in Rot: Jude. Auch als ich das gesehen habe, habe ich geschwiegen. Ich hoffe, dass mir so etwas hier nie passiert. 1998 bin ich nach Deutschland gezogen. Im selben Jahr wie mein Mann, der aus Kiew stammt. Kennengelernt haben wir uns in der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, wo ich mich # Antisemitische Anschläge in Europa NATALIYA KANEVSKYY, »Ich verzichte auf den Davidstern, wenn ich rausgehe« Mail des Rabbiners in der Jugendgruppe engagiert habe. Wir waren immer aktiv in der Gemeindearbeit, außer in den vergangenen sechs Jahren. Da lebten wir nahe Regensburg, wo mein Mann studierte. Als er im Herbst ein Jobangebot aus Gelsenkirchen bekam, sind wir zurückgekommen, und ich habe mich wieder in der Gemeinde engagiert, bis ich eine Stelle als Altenpflegerin gefunden habe. Wenn Felix im September eingeschult wird, werden wir ihn in den Religionsunterricht der Gemeinde schicken. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich mein Kind jüdisch aufziehen möchte. Aber einen jüdischen Kindergarten gab es nur in Dortmund. Das ist zu weit weg. Hätte ich die Wahl, würde ich ihn auch auf eine jüdische Schule schicken. Vielleicht weil ich hoffe, dass ihn das zu unseren Wurzeln führt. Die Kinder lernen die Abläufe und Traditionen des Judentums kennen. Jetzt wird unser Sohn eine ganz normale Schule besuchen. Das ist für mich eigentlich auch kein Problem. Nur seit den propalästinensischen Demonstrationen im vergangenen Jahr, auf denen antijüdische Parolen gerufen wurden, mache ich mir Gedanken. Ich frage mich, wie es meinem Sohn in der Schule ergehen wird. Sollen wir da laut und deutlich zu unserer Religion stehen? Oder uns lieber bedeckt halten? Wenn er auf die staatliche Schule geht, wird ein Formular ausgefüllt. Da steht: Religion. Da müsste stehen: Jüdisch. Beantworte ich diese Frage, wird es jeder wissen. Spätestens wenn seine Mitschüler im Religionsunterricht sitzen und er nicht. Felix ist sich seines Judentums ja noch nicht einmal bewusst. Er stellt keine Fragen. Er hat noch nichts Schlimmes erlebt. Aber eine Mutter will ihr Kind schützen. Egal, wie. Hauptsache, das Kind ist geschützt. Wenn also diese Frage kommt – ich weiß nicht, wie ich handeln werde. Altenpflegerin, 35 Jahre alt Sehr geehrter, lieber Herr Novotny, wenn die von Ihnen genannte Kollegin Sie schon empfiehlt, müssen Sie einfach ein lieber Mensch sein. Umso mehr tut es mir leid, Sie enttäuschen zu müssen. Zu stark sind unsere Bedenken, um nicht zu sagen: ist unsere Furcht. Meine Frau bittet mich schon weinend, unsere Präsenz nicht über Gebühr zu strapazieren. Nach wie vor publiziere ich, wenn auch weniger als früher. Ich habe schon während des Gaza-Kriegs ernste Drohungen bekommen (»Wir wissen, wo Ihre Tochter zur Schule geht ...« und ähnliche Sachen, von den üblichen Beschimpfungen abgesehen), die ich auch immer der Polizei weiterleite. Die Bedrohungslage wird ständig evaluiert. Die Furcht ist bei uns stärker als die Zivilcourage: Unsere Tochter geht jetzt auf eine andere Schule. In der neuen Schule weiß niemand von ihrer jüdischen Identität. Damit hat sie etwas gemeinsam mit meiner Mutter – mit jener jüdischen Generation, die mit Verstecken und Leugnen umgehen musste. Am liebsten würde ich das alles herausschreien – aber das würde die Bedrohung ja gerade erhöhen, statt sie zu mindern. Öffentlichkeit schützt hier nicht – im Gegenteil. Da ich allerdings hin und her schwanke in dieser Angelegenheit, habe ich die Mail von Ihrer Kollegin an andere Eltern weitergeleitet. Vielleicht ist die eine oder andere Familie weniger feige, als wir es sind. Vielleicht auch weniger exponiert. Am liebsten würde ich Sie um Verständnis für meine Feigheit bitten. Sie ist aber in letzter Konsequenz charakterlos, auch wenn ich als Entschuldigung die Sicherheit meiner Tochter angebe. Sie ist nun mal alles, was wir haben. Ihr N. N. I ch bin stolz darauf, jüdisch zu sein. Es ist schon so viel passiert wegen des Judentums. Es hat so viel überstanden. Darauf kann man stolz sein. Seit meinem zweiten Lebensjahr gehe ich hier in die Synagoge. Auch zum Religionsunterricht komme ich her und sonntags für die Jugendgruppe. Mein Vater arbeitet zwar in der Synagoge in Essen, ist aber nicht sonderlich religiös. Meine Mutter kommt aus Litauen, sie ist religiös aufgewachsen. Wir gehen zu den Feiertagen in die Synagoge, aber wir halten keinen Sabbat oder so. Und koscher essen, das machen wir auch nicht, obwohl ich das gerne würde. Dass ich Jüdin bin und was das bedeutet, habe ich zum ersten Mal im Ferienlager verstanden. Da war ich mit zwölf Jahren in Italien, zusammen mit jüdischen Kindern aus ganz Deutschland, und wir haben viel über das Judentum gelernt. Weil ich regelmäßig in diesem Zeltlager bin, sind die meisten meiner Freunde jüdisch, kommen aber aus anderen Städten. Ich habe auch einen israelischen Pass. Einen eigenen. Obwohl ich in Gelsenkirchen geboren bin. Das wollte meine Mutter. Sie will auch, dass ich ohne Davidstern-Halskette aus dem Haus gehe. Das hat nichts mit Paris oder Kopenhagen zu tun. Es gibt so eine Grundangst. Wenn mich jemand fragt, ob ich jüdisch bin, dann stehe ich dazu. Immer. Aber habe Angst, dass Leute zu mir kommen und mich beschimpfen oder schlagen, weil ich jüdisch bin, so wie das Juden in Berlin passiert ist. Deshalb verzichte ich von selber auf den Davidstern, wenn ich rausgehe. Auch wenn ich das eigentlich doof finde. Gäbe es in Gelsenkirchen eine jüdische Schule, würde ich dahin gehen. Leider gibt es die nicht, deshalb gehe ich auf eine staatliche Realschule. Dort wissen alle, dass ich jüdisch bin. Ich fühle mich da auch wohl und habe christliche und muslimische Freunde. Trotzdem denke ich, dass ich mich auf einer jüdischen Schule noch wohler fühlen würde. Dort wären die Leute so wie ich. Wir wären gleich. Woran das liegt, das ist schwer zu beschreiben. Es ist ein Gefühl. Man spürt, dass man dazugehört. Als ich vor zwei Jahren in Israel meine Verwandten besucht und mit meinem israelischen Pass am Flughafen stand, sagte der Beamte: Ah, das ist eine von uns. Ich habe sofort gemerkt, dass ich eine Verbindung mit diesem Land habe. Man spürt, dass man angekommen ist. Israel, das ist mein Land. Als dann vergangenes Jahr der Konflikt zwischen Palästina und Israel schlimmer geworden ist und die ganzen Demonstrationen für Palästina stattfanden, waren meine muslimischen Freunde für Palästina. Sie sagten, dass die Hamas recht hat. Ich war für den Staat Israel. Wir haben von Anfang an gesagt: Wir können uns darüber unterhalten, aber wir streiten uns nicht. Wenn wir nicht mehr reden wollten, haben wir das Thema gewechselt. Einfach so. Ich will mich ja nicht mit meinen Freundinnen, mit denen ich schon fünf Jahre zusammen im Unterricht sitze, über so etwas zerstreiten! Etwas, woran wir keine Schuld haben. Woran wir nichts ändern können. Wirkliche Probleme, weil ich jüdisch bin, gab es in der Schule nie. Ein einziges Mal hat ein Junge aus meiner Klasse zu mir »Du Jude!« gesagt. Das war nicht böse gemeint. Doch die Lehrer haben total Panik bekommen. Die haben richtig Stress geschoben. Der hat dann dafür einen Tadel gekriegt. Dabei war es wirklich nur so dahergesagt. Ich kannte den Jungen ja. Mir selbst war es echt egal, und den Tadel fand ich unnötig. Aber ich dachte, wenn die Lehrer es machen wollen, sollen sie es halt machen. Der Junge hatte schon zwölf Tadel, da hat der dreizehnte auch nichts mehr ausgemacht. GLORIA TENENBAUM, Schülerin, 14 Jahre alt 19. März 2012 18. Juli 2012 24. Mai 2014 9. Januar 2015 15. Februar 2015 Im bulgarischen Burgos mischt sich ein Attentäter unter eine israelische Reisegruppe und sprengt sich in die Luft. Fünf Israelis sterben Ein junger muslimischer Franzose algerischer Herkunft erschießt einen Rabbi und drei Kinder vor einer jüdischen Schule in Toulouse Bei einem Anschlag auf das Jüdische Museum von Belgien sterben in Brüssel ein Ehepaar aus Israel sowie zwei Museumsmitarbeiter Zwei Tage nach dem Pariser »Charlie Hebdo«-Attentat: Ein weiterer Attentäter überfällt einen jüdischen Supermarkt. Vier Menschen sterben Nach dem Anschlag auf das Kulturzentrum Krudttønden erschießt der Attentäter vor der Kopenhagener Synagoge einen Wachmann Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Reformierte Presse vom 20.3.2015, Seite 5a.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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