Souverän Führen unter Ungewissheit

Panel 1 Themenzentriertes Panel S
Donnerstag, 1615 - 1800
Wilfried Schley
Souverän Führen unter Ungewissheit
Achtsamkeit und Kompetenz als Haltung und Fähigkeit
Der Fokus liegt auf der Neubewertung der „Ungewissheit“ als Merkmal der Profession. Damit einher geht die Relativierung der Planungs-, Steuerungs- und Evaluierungsbemühungen, die solange unzulänglich bleiben müssen, wie sie den Charakter
der Tätigkeit als eine planbare, lenkbare und vom Ziel her bestimmbare Aufgabe definieren.
Konzepte des „szenischen Verstehens“ (Lorenzer), der "leiblichen Wahrnehmung“ in
der neuen Phänomenologie (Schmitz), der "Intuition als geübtes Talent" (Cohn) sowie der Dynamik aus „structure and agency“ (Giddens) werden auf ihre Relevanz zur
Beantwortung der Frage nach „Souveränität unter Ungewissheit“ hin untersucht.
Als Material liegen 40 Situationen „professioneller Ungewissheit“ als Filme in szenischer Darstellung vor und Erkenntnisse aus dem Intus-Forschungsnetzwerk. Bereits
jetzt lassen sich Erkenntnisse auf unterschiedlichen Ebenen aufzeigen:
1. Professionell Tätige erkennen sich in den Filmen im Wechselspiel aus Projektion und Identifikation.
2. Die Aneignung gelingt über „neuronale Kopien“, die situiert verfügbar sind.
3. Die Ambivalenz wird als Herausforderung verstanden, aus dem Modus des
Reagierens auszusteigen und in den der Führung zu wechseln. Der Übergang
vom Reagieren ins Führen wird als Paradigmenwechsel verstanden.
4. Entscheidungssituationen werden im Bereich der Wirksamkeit und damit der
Gestaltbarkeit gesehen und als Aufgabe der Führung angenommen.
5. Souverän Führen eröffnet Perspektiven und erweitert den Lösungsraum.
In der Folge und als beiläufiger, nahezu unwillkürlicher Prozess entsteht eine gesteigerte Selbstaufmerksamkeit mit überraschender Erleichterung.
Die Selbstaufmerksamkeit ist keine reflexive und analysierende Haltung. Vielmehr
gelingt es, die Ressourcen der Resonanz, der positiven Zuschreibung und der
Selbstakzeptanz zu aktivieren.
Neue Professionalität bedeutet damit ein gelöstes Verhältnis zwischen Vorhaben und
Geschehen. Es bildet sich ein Raum der Entfaltung, der Möglichkeiten, des Erkundens und Entdeckens.
Zur Person: Prof. (em.) Dr. Wilfried Schley, Ausbildung und Tätigkeit als Pädagoge und
Sonderpädagoge, Diplom-Psychologe und Klinischer Psychologe; Weiterbildung als Supervisor, Coach und Systemberater; Gründer und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts
für Organisationsentwicklung und Systemische Beratung (IOS) in Hamburg und Zürich.
Wissenschaftlicher Leiter der Leadership Academy am Bundesministerium für Bildung
und Frauen in Wien; Stiftungsrat der Leadership Foundation for Professional Education
and Global Learning; Gründer und Präsident der Schweizer Gesellschaft für soziales
Lernen (SoL Switzerland). Kooperationspartner im Intus-Projekt mit der Helga Breuninger
Stiftung Berlin, Paretz, Stuttgart.
Forschungen und Veröffentlichungen zu Themen der Schulentwicklung, Systemberatung,
Innovation, Integration, Professionsentwicklung, Transformationsmanagement und Leadership.