Reformierte Presse Badenerstrasse 69, 8004 Zürich Tel. 044 299 33 21 Fax 044 299 33 93 E-Mail: [email protected], www.reformierte-presse.ch Abonnemente: Tel. 033 828 81 12 Inserate: Tel. 044 299 33 20 E-Mail: [email protected] u oek 29. Jahrgang Preis: Fr. 3.70 (inkl. 2,5% MwSt.) Auflage: 3313 (geprüft) Wochenzeitung der reformierten Kirchen THEMA Erwartungen an die Kirche: Interview mit Friedrich Wilhelm Graf 6 Nr. 19 I 8. Mai 2015 FEUILLETON Ungewöhnliches in der Kirche: Junge Kunst belebt Zürich Altstetten 8 FEUILLETON Fundamental für die Kirche: Die Gotteslehre im Christentum 13 Mit dem Kanon auf Spatzen schiessen Foto: Public Domain In Deutschland tobt ein Theologenstreit über das Alte Testament Weite Kreise der akademischen Theologie in der Bundesrepublik ereifern sich gerade über eine Frage: Gehört das Alte Testament zum Kanon der christlichen Bibel? Selbst Nazi-Vergleiche stehen im Raum. Martin Luthers erste AT-Übersetzung (1523). Fabian Kramer – Friedrich Schleiermacher hat es getan und Adolf von Harnack ebenso: Bedeutende protestantische Gelehrte stellten in Frage, dass das Alte Testament zu den kanonischen Texten der christlichen Bibel zählen soll. Nun hat der Berliner Professor für Systematische Theologie Notger Slenczka (55) diese Position erneut aufgegrif- fen. Sie schien inzwischen längst überwunden, nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Vergangenheit oft mit einer antijudaistischen oder gar antisemitischen Note vorgetragen wurde. Entsprechend gross ist die gegenwärtige Empörung. Slenczka muss sich gefallen lassen, in die Nähe von Nazi-Theologen gerückt zu werden. Wer seine Veröffentlichungen zum Thema liest, kann diese heftigen persönlichen Angriffe allerdings nicht ganz nachvollziehen, zumal der umstrittene Aufsatz aus dem Jahr 2013 stammt und bisher keinerlei Aufsehen erregte. Es geht bei den Anfeindungen wohl auch um akademische Eitelkeiten unter Professorenkollegen und Ärger innerhalb der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin. Kein Zweifel: Slenczkas These ist steil und steht ziemlich einsam in der wissenschaftlichen Landschaft. Der deutliche Widerspruch kommt also nicht von ungefähr. Doch vom Vorwurf des Antisemitismus darf man den Hochschullehrer getrost freisprechen, ebenso wie seinen geistigen Vorläufer Harnack, dessen Sohn 1945 als NS-Widerstandskämpfer hingerichtet wurde. Bericht auf Seite 5 SEK gegen Präimplantationsdiagnostik Der Kirchenbund sieht den Schutz und die Würde ungeborenen Lebens in Gefahr ref.ch – Die Präimplantationsdiagnostik erlaubt, künstlich gezeugte Embryonen bereits vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter auf Erbkrankheiten zu überprüfen. Wie der SEK am 5. Mai in einer Mitteilung schreibt, lehnt er die Verfassungsrevision ab, welche die PID erlauben würde. Die Vorlage kommt am 14. Juni zur Abstimmung. Seine ablehnende Haltung begründet der Kirchen- bund damit, dass die PID eine Selektion von Embryonen ermögliche, welche in den «hoch sensiblen und problematischen Bereich der Eugenik» vorstosse. Eine «künstliche Selektion und Kontrolle der menschlichen Fortpflanzung» bedarf allerdings einer strikten rechtlichen Regelung. Wie die SEK-Kommunikationsbeauftragte Anne Durrer auf Anfrage mitteilt, sei der Kirchenbund nicht generell gegen die PID: «Den Wunsch der Eltern nach einem gesunden Kind können wir sehr gut verstehen. Deshalb sind wir auch nicht grundFortsetzung auf Seite 3 Foto: CC BY-SA 3.0/Eugene Ermolovich Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) lehnt die Präimplantationsdiagnostik (PID) ab. Auf Anfrage präzisiert der SEK allerdings, dass er die Möglichkeit einer PID nicht kategorisch ablehnt. Die künstliche Befruchtung einer Eizelle erlaubt es, Embryonen auf Erbdefekte zu überprüfen.
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