Mitgliederzeitschrift Pro Life 1/2015 Mitgliederzeitschrift

Nr. 2 / Mai 2015
Menschliches Leben schützen
Protéger la vie humaine
Kinder auf dem Prüfstand l Seiten 4–5
Abstimmung über eine lebensfeindliche Vorlage l Seiten 6–7
Geborgen im Leben –
geborgen im Sterben l Seiten 8–9
PRO LIFE-EDITORIAL
schaftswoche entbunden werden. Ein weiterer Verbleib im Mutterleib hätte zu ihrem
sicheren Tod geführt. Der Chefarzt empfahl,
die Kinder abzutreiben. Dennoch entschieden sich die Eltern für das Leben ihrer Kinder
und diese durften das Licht der Welt erblicken. Mittlerweile attestierte der Kinderarzt
den Zwillingen, dass sie sich auf dem gleichen Stand der Entwicklung wie alle anderen
gleichaltrigen Kinder befinden.
Liebe Mitglieder
Die vorliegende Mitgliederzeitung ist ganz
dem Thema «Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen
Tod» gewidmet. Wir wollen aufzeigen, wie
unendlich wertvoll das menschliche Leben
ist, und dass wir alle aufgerufen sind, es
kraft- und liebevoll zu schützen.
KINDER AUF DEM PRÜFSTAND
Im Frühjahr 2014 mussten Raoul und Tim
per Kaiserschnitt in der 25. Schwanger-
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Der Mut der Eltern, gegen den Rat der Ärzte
Ja zum Leben zu sagen, hat den Zwillingen
das Leben gerettet und ihren sechs Geschwistern eine grosse Freude bereitet. Den
Artikel finden Sie auf den Seiten 4–5.
ABSTIMMUNG ÜBER EINE
LEBENSFEINDLICHE VORLAGE
Am 14. Juni 2015 stimmen wir über die
Änderung der Verfassungsbestimmung zur
Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie
im Humanbereich ab. Diese ist die Voraussetzung zur Einführung der Präimplantati-
onsdiagnostik (PID). Mit der PID sollen durch
künstliche Befruchtung geschaffene Embryonen auf allfällige Anomalien oder mögliche Behinderungen untersucht werden.
Aufgrund der Ergebnisse wird entschieden,
welchen Kindern im frühesten Stadion ihrer
Entwicklung das Recht auf Leben gewährt
oder verwehrt wird. Es wird also zwischen
lebenswertem und lebensunwertem Leben
unterschieden. Im Interview gehen wir der
Verfassungsänderung und der PID auf den
Grund. Eines ist klar: Wenn die Büchse der
Pandora geöffnet wird, werden wir sie nicht
mehr schliessen können. Das Interview
lesen Sie auf den Seiten 6–7.
GEBORGEN IM LEBEN –
GEBORGEN IM STERBEN
Genauso wichtig, wie der Schutz des ungeborenen Lebens, sind auch der Schutz und
die Wahrung der Würde des Menschen am
Ende seines Lebenszyklus. Unsere Pro LifeMitarbeiterin Anna Marie Meier berichtet,
wie sie und ihre Geschwister im November
PRO LIFE-EDITORIAL
2013 erfahren mussten, dass ihre Mutter
schwer an Lungenkrebs, Leberkrebs sowie
Hirnkrebs litt und ihr ganzer Körper voller
Metastasen war. Es war ein Schock, denn
ihre Mutter hatte die schwere Krankheit
bislang verheimlicht. Es folgten sieben Monate Leidensweg, in denen Anna Marie ihre
Mutter begleitete, pflegte, für sie da war und
ihre Hand hielt, als sie das irdische Leben
verliess. Den bewegenden Bericht finden
Sie auf den Seiten 8–9.
Liebe Mitglieder, als Lebensschützer stehen
wir für das Leben von der Entstehung bis zur
letzten Sekunde ein. Wir wissen: Der Mensch
ist zu keinem Zeitpunkt seines Lebens mehr oder
minder wert. Es gibt für uns keine Unterscheidung in lebenswertes oder lebensunwertes Leben. Das Leben ist als Ganzes ein Geschenk, das
wir dankbar entgegennehmen.
Wir lieben das Leben – darum schützen wir es!
Lebensfrohe Grüsse
Pro Life-Talk
In Kooperation mit dem Sender
«Schweiz 5» wird monatlich eine
Sendung von Pro Life-Talk aufgenommen und ausgestrahlt. Die
aktuelle Sendung zum Thema
«Nein zur Präimplantationsdiagnostik» finden Sie auf unserer
Internetseite www.prolife.ch/de/
lebensschutz/talk-sendungen
oder unter folgendem Code:
Pirmin Müller
Geschäftsführer Verein
Editorial
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KINDER AUF DEM PRÜFSTAND
Kinder auf dem Prüfstand
Im Frühjahr 2014 mussten Raoul und Tim per Kaiserschnitt in der 25. Schwangerschaftswoche entbunden werden. Ein weiterer Verbleib
im Mutterleib hätte zu ihrem sicheren Tod geführt. Der Chefarzt empfahl, die Kinder abzutreiben. Dennoch entschieden sich die Eltern für
das Leben ihrer Kinder und diese durften das Licht der Welt erblicken. Mittlerweile attestierte der Kinderarzt den Zwillingen, dass sie sich
auf dem gleichen Stand der Entwicklung wie alle anderen gleichaltrigen Kinder befinden.
EVELYNE GRAF KOTÁN
An Weihnachten 2013 haben Susanne* und Roland* ihren sechs Kindern mitgeteilt, dass sie
wieder Nachwuchs erwarteten. Die Freude war
riesig und alle ersehnten ungeduldig das neue
Geschwisterchen. Die Kinder hofften, dass es
Zwillinge werden. Da die Mutter schon mehrere
komplikationslose Schwangerschaften hinter
sich hatte, beeilte sie sich nicht mit einem Kontrolltermin. Es würde reichen, sich nach den
Festtagen beim Arzt zu melden.
BANGEN UND HOFFEN
Plötzlich stellten sich aber Blutungen ein und ein
Spitalaufenthalt wurde nötig. Susanne musste
liegen, um die Blutungen zum Stillstand zu
bringen. Im Spital wurde der erste Ultraschall
gemacht und überrascht erfuhren Susanne und
Roland, dass tatsächlich zwei kleine Zwillinge im
Bauch strampelten. Es ging ihnen trotz Blutungen gut. Nun war die Freude doppelt so gross.
Die Blutungen verringerten sich,
und Susanne durfte nach zwei
Wochen wieder nach Hause. Sie
schonte sich weiterhin und die
Hoffnung war gross, dass die Krise
überwunden war. Die Landfrauen,
Freunde und Verwandte halfen der
Grossfamilie, den Alltag trotz allen
Widrigkeiten zu bewältigen. Nach
vier Wochen traten aber erneute
Komplikationen auf. Fruchtwasser
war abgegangen und ein längerer
Spitalaufenthalt war unumgänglich. Bei einem der Zwillinge hatte
sich die Fruchtblase geöffnet und
das Fruchtwasser floss ab. Im
Spital erfuhren die besorgten Eltern, dass sie sich darauf gefasst
machen müssten, ihre freudig
erwarteten Kinder zu verlieren.
Bangen und Hoffen wechselten
sich nun ab. Sollten sie tatsächlich Abschied von ihren Kindern
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nehmen müssen, ohne sie kennen lernen und
ins Erwachsenenleben begleiten zu dürfen? Viele
Tränen flossen in dieser Zeit. So klein die Babys
auch waren, so hatten sie doch die Herzen der
Eltern und Geschwister bereits erobert. Es war
klar, wenn sie die Zwillinge wieder ziehen lassen
müssten, wäre der Verlust riesig.
STERBEN ODER LEBEN?
Die Ärzte stellten in Aussicht, dass Susanne in ein
Spital mit Neonatologie verlegt werden würde, sobald sie sich der 25. Woche näherten. Die meisten
Kliniken begleiten Frühchen ab der 25. Woche. Nur
schon Luzern wäre bereit, auch ab der 23. Woche
zu früh geborene Kinder aufzunehmen. Mit jeder
Woche, die geschafft war, wuchs die Hoffnung,
dass die Zwillinge es möglicherweise doch schafften. Als die 24. Woche nahte, kam der Chefarzt
vorbei. Er empfahl der werdenden Mutter, dass sie
die Kinder doch abtreiben solle. Das Risiko einer
Behinderung sei viel zu hoch. Ausserdem habe
sie ja schon sechs Kinder zu Hause, zu denen
sie schauen müsste. Die Eltern waren entsetzt.
Sie waren der Meinung, dass sie immer eindeutig
ausgedrückt hatten, dass sie diese Kinder wollten.
Der Arzt kam später nochmals und befürwortete
wieder, die Kinder abzutreiben. Hätte der Arzt dies
auch angeregt, wenn es die erste Schwangerschaft
gewesen wäre? Hatten diese Kinder nicht ebenso
die Berechtigung zu leben? Wer hatte das Recht zu
entscheiden, ob sie leben dürfen oder nicht? Für
die Eltern war klar, dass sie diese Kinder begleiten
wollten. Behindert oder nicht!
WINZLINGE AUF DER HAND
Ende 24. Woche wurde Susanne in ein Spital mit
Neonatologie verlegt. Dort wurde auch die Ursache
der Blutungen entdeckt. Die Plazenta hatte sich
teilweise abgelöst. Die Ärzte empfahlen, die Kinder
so schnell als möglich per Kaiserschnitt zu holen.
Der Eingriff wurde geplant und die Kinder geholt.
Mit 740 und 750 Gramm haben ihre jüngsten Bu-
KINDER AUF DEM PRÜFSTAND
ben gestartet. Sie waren einfach unglaublich klein
und passten auf die Hand der Krankenschwester.
Eines der Kinder musste beim Einführen des Beatmungsschlauches wiederbelebt werden. Doch danach waren beide den Umständen entsprechend
stabil. Der Kontrast war enorm. Wurde den Eltern
vor wenigen Tagen noch nahegelegt, die Kleinen
zu töten, wurde nun mit viel Engagement darum
gekämpft, sie am Leben zu erhalten.
Susanne und Roland wussten, dass Komplikationen zu erwarten waren. Doch niemand sprach
mit ihnen darüber, was alles passieren konnte.
Diese Ungewissheit nagte an ihnen. Bei einem
der Zwillinge musste schon bald eine Operation
vorgenommen werden. Ein winziges Loch zwischen Lunge und Herz musste geschlossen werden, da das Frühchen dadurch zu belastet war.
Beim anderen Kind schloss sich dieses Wochen
später dann von selbst. Als Susanne das erste
Mal die Winzlinge auf die Brust nehmen durfte,
war sie überwältigt von Glück, Erleichterung und
Zuneigung zu den kleinen Geschöpfen.
was noch kommt: Die Grossfamilie ist dankbar,
dass sie die Zwillinge behalten durfte!
MIT HOFFNUNG UND DANKBARKEIT IN DIE ZUKUNFT
* Namen der Redaktion bekannt
Rückblickend konnte die Familie erkennen, dass
die Zwillinge von den häufig gefürchteten Komplikationen wie Hirnblutungen, Fehlentwicklung
der Augen oder des Verdauungstraktes u.a.
verschont blieben. Für sie als gläubige Christen
ist dies eindeutig ein Geschenk Gottes. Für die
ganze Familie war die Schwangerschaft und die
Zeit, bis die Zwillinge nach Hause konnten, eine
grosse Belastung, die sie mit viel Unterstützung
gut gemeistert hatten. Von der Organisation
«www.herzensbilder.ch» wurde diese Zeitspanne
mit einem besonderen Fotobuch geehrt. Soweit
es heute beurteilt werden kann, sind die Säuglinge gesund und haben den gleichen Entwicklungsstand wie termingerecht Geborene. Egal,
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INTERVIEW
Zellentnahme Embryo: Für ein gesundes Kind werden über 40 Kinder im embryonalen Stadion geschaffen, denen jegliches Lebensrecht aberkannt wird.
Abstimmung über eine
lebensfeindliche Vorlage
Interview mit Pirmin Müller, Geschäftsführer Pro Life
Wir stimmen am 14. Juni 2015 über die Änderung der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich ab. Was hinter diesem komplexen Thema steckt, was die Verfassungsänderung genau mit sich bringt und warum sie die Grundlage für die Einführung der Präimplantationsdiagnostik ist, erfahren Sie in folgendem Interview.
PID in Kürze
Den Embryonen im Reagenzglas werden Zellen entnommen und einem
Gentest unterzogen. Die den Wünschen
der Eltern entsprechenden Embryonen
werden in die Gebärmutter eingepflanzt
oder tiefgefroren, alle anderen vernichtet. Bis ein Kind gesund auf die Welt
kommt, werden im Durchschnitt 40 (!)
Embryonen vernichtet, tiefgefroren oder
für die Forschung verwendet. In wenigen Jahren würden in den Fruchtbarkeitskliniken der Schweiz Hunderttausende von tiefgefrorenen Embryonen
lagern.
Die Verfassungsänderung lässt natürlich einen
immensen Interpretationsfreiraum, wie viele Embryonen denn medizinisch notwendig sind. Der
Bundesrat setzte sich für die Beibehaltung der
Dreier-Regel ein, wurde jedoch vom Parlament
überstimmt. Wir müssen uns deshalb bewusst
sein, dass die anstehende Änderung der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und
Gentechnologie im Humanbereich wohl extrem
liberal ausgelegt wird. Vor allem in Hinsicht auf
die bevorstehende PräimplantationsdiagnostikAbstimmung ist dies wichtig zu wissen.
MK: WAS IST PRÄIMPLANTATIONSDIAGNOSTIK (PID) UND WIE
FUNKTIONIERT DIESE?
PM: Präimplantationsdiagnostik (PID) bezeichnet die Untersuchung eines durch künstliche
Befruchtung entstandenen Embryos vor der Einpflanzung in die Frau. Anomalien der Chromosomen und bestimmte Erbkrankheiten sollen so
vor der Implantation in die Gebärmutter erkannt
werden. Im Anschluss können Eltern und Arzt
entscheiden, welche Embryonen zur Einpflanzung
geeignet sind, und welche nicht. Dies ist momentan gesetzlich nicht erlaubt, deshalb soll dies mit
der Änderung der Verfassungsbestimmung zur
Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im
Humanbereich ermöglicht werden. Einige Monate
danach soll die PID eingeführt werden – sofern
nicht mit einem Referendum eine Abstimmung
erzwungen wird.
Wir müssen uns bewusst sein: Mit der Einführung
der PID wird künftig zwischen lebenswertem und
lebensunwertem Leben unterschieden. Wir stimmen also über eine Vorlage ab, die im Geiste ei-
MARINA KUSTER (MK): HERR
MÜLLER, WAS ÄNDERT SICH BEI
EINER ANNAHME DER VERFASSUNGSÄNDERUNG IN DER FORTPFLANZUNGSMEDIZIN?
P. Müller: Die Verfassungsänderung führt zu
einer weitgehenden Liberalisierung der Fortpflanzungsmedizin. Mit dem bestehenden Verfassungsartikel konnten nur so viele Embryonen
entwickelt werden, «als ihr (der Frau) sofort
eingepflanzt werden können». Daraus leitet sich
die sogenannte «Dreier-Regelung» ab: Es dürfen
drei Embryonen durch künstliche Befruchtung
geschaffen werden, diese werden danach unverzüglich eingepflanzt. Mit der Verfassungsänderung dürfen «so viele menschliche Eizellen
ausserhalb des Körpers der Frau zu Embryonen
entwickelt werden, als für die medizinisch unterstützte Fortpflanzung notwendig sind».
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Künstliche Befruchtung: Eine Eizelle wird angestochen und das Spermium injiziert. Die befruchtete
Eizelle entwickelt sich danach innert fünf Tagen zu einem Embryo.
INTERVIEW
nem Euthanasiegesetz entspricht. Ausserdem hat
die PID aufgrund der medizinischen Möglichkeiten das Potenzial, bei weiteren Liberalisierungsschritten ein neues Eugenikgesetz zu werden.
MK: WIE SÄHE BEI EINER ANNAHME DER VERFASSUNGSÄNDERUNG
DIE ZUKUNFT DER FORTPFLANZUNGSMEDIZIN IN DER SCHWEIZ
AUS?
PM: Bei einer allfälligen Annahme am 14. Juni
könnten jährlich über 6’000 Paare von der PID
Gebrauch machen. Das Kernproblem bei der PID
liegt aber nicht bei dem grossen und wachsenden Kreis von potenziellen Anwendern, sondern
woanders: Denn damit unter Anwendung der
PID ein Kind auf die Welt kommen kann, sind
durchschnittlich 40 (!) Embryonen notwendig.
Den restlichen 39 Kindern in ihrem frühesten
Entwicklungsstadion wird jegliches Lebensrecht
verwehrt.
Ausserdem dürfen bei einer Annahme der Verfassungsänderung «so viele menschliche Eizellen
ausserhalb des Körpers der Frau zu Embryonen
entwickelt werden, als für die medizinisch unterstützte Fortpflanzung notwendig ist». Das heisst,
dass die Embryonen, die nicht eingepflanzt werden, entweder für eine spätere Einpflanzung in
die Frau verwendet oder eingefroren werden.
Nach zehn Jahren muss der eingefrorene Embryo vernichtet oder zur medizinischen Forschung
übergeben werden. Die Hauptgefahr besteht
jedoch in der Selektion der Embryonen. Mit der
PID kann nicht nur eine mögliche spätere Behinderung oder Erbkrankheit festgestellt werden. In
diesem frühen Stadion ist bereits das Geschlecht
oder die Augenfarbe feststellbar. Die Anwendung
dieser Erkenntnisse als Selektionsmerkmal ist
zwar nicht vorgesehen. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass weitere Liberalisierungsschritte
absehbar sind. Und zwar bis zu dem Punkt, an
dem sämtliche Möglichkeiten der Diagnostik ausgeschöpft sind.
Behinderungen oder andere unerwünschte Eigenschaften werden nicht mehr akzeptiert, da
sie ja vermeidbar sind. Das menschliche Leben
verkommt damit zu einem Produkt, das man nach
Belieben aussuchen, zusammenstellen und dann
in Auftrag geben kann. Das kann und darf nicht
die Zukunft des Menschen sein!
Aus diesem Grund bitte ich Sie: Stimmen
Sie am 14. Juni 2015 Nein zur «Änderung
der Verfassungsbestimmung zur Fortpflanzungsmedizin und Gentechnologie im Humanbereich» und damit Nein zur PID. Es
steht viel auf dem Spiel!
P ro L if e p la n
t fü r d ie
n a ti o n a le n W
a h le n im H e
rb st
d ie H e ra u sg
a b e e in e r L is
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m it P o li ti k e rn
, d ie fü r d e n
L e b e n ss c h u
tz e in st e h e n
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W e n n S ie a ls
P ro L if e -M it
g
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ed
k a n d id ie re n
, d a n n m e ld
e
n
S ie si c h b it te
b e i u n s:
p o li ti k @ p ro li
fe .c h !
FOLGEN FÜR DIE FRAU
Pascale Steck, Biologin und Geschäftsführerin des Basler Appells gegen Gentechnologie hat
einen kurzen Artikel mit dem Titel «Gentechnik: Das Geschäft mit dem Kinderwunsch
floriert – auf Kosten der Frauen» veröffentlicht. Heute lassen sich um die 6’000 Frauen
pro Jahr künstlich befruchten. In der Schweiz sind 28 «Fortpflanzungsinstitute» tätig. Die
Kosten für eine IVF (künstliche Befruchtung) beträgt zwischen 4’000 und 7’000 Franken pro
Zyklus. Es werden also bereits heute gegen 100 Millionen Franken umgesetzt. Der im Parlament unterlegene Bundesrat wollte, dass die PID nur von jenen 50 bis 100 Paaren angewandt
wird, bei denen schwere Erbkrankheiten vermutet werden. Es ist aber naheliegend und im Interesse der Fortpflanzungslobby, dass man die PID für alle 6’000 IVF-Fälle anwendet. Frauen
stehen bereits heute unter enormem gesellschaftlichem Druck, ein eigenes Kind bekommen
zu müssen. Denn nur eine fruchtbare Frau wird als eine richtige Frau angesehen. Das Kind
soll ausserdem gesund sein. Das Bestreben, alle vorgeburtlich möglichen Tests auch tatsächlich durchführen zu lassen, wird deshalb immer grösser. Für unfruchtbare Frauen kommt
neben dem grossen körperlichen und psychischen Druck der finanzielle Druck hinzu, der mit
der Zulassung der PID weiter steigen wird. Der Clou: Verkauft wird uns Frauen das Ganze als
Recht auf Selbstbestimmung – ausgerechnet.
MK: WELCHE FOLGEN KÖNNTE DIESE GESETZESÄNDERUNG AUF DIE
GESELLSCHAFT HABEN?
PM: Ganz genau kann dies nicht vorhergesagt
werden. Es gibt glücklicherweise immer wieder
Fehlentwicklungen, die zu einer Besinnung und
zur Umkehr führten. Im Fall der PID befürchte ich,
dass sich der persönliche Egoismus durchsetzt.
Das heisst, dass das Wunschkind auch wirklich
den Wunschvorstellungen entsprechen muss.
Zellentnahme Embryo: Für ein gesundes Kind werden über 40 Kinder im embryonalen Stadion geschaffen, denen jegliches Lebensrecht aberkannt wird.
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GEBORGEN
GEBORGEN IM LEBEN –
GEBORGEN
ANNA MARIE MEIER
Meine Mutter ist mit drei Geschwistern auf einem abgelegenen Bauernhof aufgewachsen. Ihr
naturverbundener Vater hat sie früh gelehrt, mit
Achtsamkeit und Respekt den Menschen und der
Natur gegenüber zu leben. Sie ist in einfachen,
geborgenen Verhältnissen aufgewachsen, und
nach der Heirat mit ihrer grossen Liebe ging das
Leben arbeitsreich weiter, so wie es in jener Zeit
üblich war. Aus dieser Liebe wurden acht gesunde Kinder geboren. In ihrer Grossherzigkeit
vergrösserte sie die Familie mit zwei Pflegekindern, die eine geistige Behinderung hatten. So
waren wir, wie sie immer sagte: «Ein Rudel von
zehn lebhaften Kindern.» Im grossen Bauernhaus
hatten wir genügend Platz für alle. Auch wenn
der Mama die Arbeit manchmal über den Kopf
wuchs, hatte sie dennoch immer für alle Zeit.
Das gemeinsame Abendgebet gab ihr und uns
den nötigen Halt fürs Leben. Kummer und Sorgen vertraute sie immer der Mutter Gottes an. Sie
glaubte an sie und wusste, dass sie von ihr die
benötigte Hilfe bekam.
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Als Vater in jungen Jahren an Alzheimer erkrankte, hat sie ihn in einer Selbstverständlichkeit mit Liebe und Fürsorge bis zu seinem Tod
gepflegt. Dank ihren Kindern fand sie nach dieser
schwierigen Zeit wieder Trost und Kraft, dem Leben neu entgegenzugehen.
DER WEG DES STERBENS
Im November 2013 wurde Mama aus ihrer gewohnten Lebensbahn geworfen und musste ins
Spital eingeliefert werden. Sie, die immer gesund
war, nie klagte, war, ohne dass wir es bemerkt
hätten, schwer krank. Sie wusste es schon seit
13 Jahren, hat uns Kindern aber nie gesagt, wie
es um sie stand. Die Diagnose der Ärzte hat uns
alle geschockt. Mama war an Krebs erkrankt. Sie
hatte Lungenkrebs, Leberkrebs, Hirnkrebs und
der ganze Körper war voller Metastasen. All die
Jahre hat sie sich selber mit natürlichen Mitteln,
ihren Mixturen von Kräutersalben und Säften,
am Leben erhalten. Uns wurde schnell bewusst,
dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Ihr grösster
Wunsch war, dass sie zu Hause sterben könne.
So nahm ich unbezahlten Urlaub, damit ich Tag
und Nacht bei ihr sein konnte. Die ersten zwei
Monate konnte sie mit meiner Hilfe noch laufen.
Doch bald versagten ihre Beine und ein Organ
um das andere. Ich konnte sie nur noch im Rollstuhl von einem Zimmer ins andere schieben.
Mal wollte sie sitzen, dann wieder liegen. Es gab
Tage, da bekam sie kaum Luft und hatte extreme
Schmerzen. Doch sie jammerte nie. Damit ich sie
immer hörte, rüstete ich mich mit einem Babyphone aus, so konnte ich den Haushalt und den
grossen Wäscheberg, den es jeden Tag gab, in
Ruhe bewältigen. Ihre Pflege nahm 24 Stunden
in Anspruch. Da sie nur immer gegeben hatte,
musste sie nun lernen, anzunehmen. Mit der Zeit
liebte sie es, wenn ich ihren Körper pflegte und
sie nachher mit einer ihrer feinen Kräutercremes,
die sie selber gemacht hatte, eincremte.
GEBORGEN
IM STERBEN
Nach vier Monaten Leidensweg wurde Mama jeden
Tag schwächer. In dieser Phase hatte sie das Gefühl, es laste ein Berg auf ihr. Eine schwere Last,
die sie zu Boden drückte. Sie wollte sterben. Ich
gab Mama das Gefühl, dass sie nie alleine war und
versuchte ihr zu erklären, was passierte, ich habe
ihr immer wieder geholfen aufzustehen und sich
an Dinge zu erinnern, die ihr immer Kraft gegeben
hatten. Sie wollte nun viel beten. Das Beten, vor allem zur Mutter Gottes, gab ihr Kraft und beruhigte
sie. Ihre Ängste konnte sie durch das Beten immer
überwinden.
Wenn ich sie tröstete und ihr versicherte, dass
es bestimmt wieder besser werde, wurde sie immer ärgerlich: «Versuche bitte nicht vor mir zu
verbergen, dass ich sterbe!» Sie atmete jetzt immer lauter, röchelte und hatte lange Atemaussetzer. «Siehst du nicht, dass ich sterbe? Ich kann
ja nichts mehr alleine machen.» Jetzt wurde mir
bewusst, dass alles Lebende sie daran erinnerte,
dass sie sterben würde und sie wusste genau,
was sie verlieren wird. Ich machte mir nur etwas
vor. Der Gedanke an den Verlust riss mir ein Loch
in mein Herz. Mama war todkrank und müde und
konnte kaum noch sprechen. Sie versuchte mich
immer wieder zu trösten, obwohl sie doch selber
Trost brauchte, da ihr alles Liebgewonnene bald
genommen würde.
DER ABSCHIED NAHT
Die schwierigste Zeit brach nun an. Seit der
erschütternden Diagnose der Ärzte waren bereits sechs Monate vergangen. Mama hatte immer mehr Mühe zu essen, da ihr Schluckreflex
manchmal versagte. Ich pürierte alle Speisen,
und für ein paar Löffel Essen brauchten wir bis
zu zwei Stunden. Dazu trank sie gerne ihren Salbei- oder Ingwertee mit einem Löffel Honig. Sie
musste jetzt sehr viel husten und ich hörte, dass
sich in ihren Bronchien viel Schleim und Wasser
angesammelt und sie ein Gefühl von Ertrinken
hatte. Abwechselnd mit Kabisblätter- und Oliven-
ölwickeln machte ich ihr alle zwei Stunden einen
warmen Thymianwickel. Das linderte ein wenig
ihr Leiden und so konnte ich ihr den Schleim
besser abklopfen. Dieser Vorgang brachte ihr für
einen kurzen Moment Erleichterung. Wenn sie
das Gefühl vom Ertrinken bekam, versicherte ich
ihr, dass sie nicht ertrinken werde und habe die
ganze Zeit mit ihr gesprochen. Ich fühlte, dass
sie alles mitbekam, was um sie herum geschah.
Ich spürte, dass Mama nun bereit war, ihre letzte
Reise anzutreten. Obwohl ihre Haut kalt war,
hatte sie auf dem ganzen Gesicht Schweissperlen. Ich legte ihr dann ein feuchtes Tuch auf die
Stirn, damit kein Schweiss in ihre Augen fliesse.
Zugedeckt habe ich sie nur noch mit einem
leichten Tuch. Die Atmung von Mama wurde nun
zunehmend schwächer, das Einatmen kürzer
und das Ausatmen länger. Dazu kamen lange
Schnaufpausen. Das Atmen wurde für sie sehr
anstrengend. Ihr Körper wurde ganz kalt. Nur die
Region um das Herz strahlte noch etwas Wärme
ab. Ich habe die ganze Zeit mit ihr gesprochen
und ihr gesagt, dass wir alle bei ihr seien und sie
gehen dürfe, dass ich ihre Hand halten würde,
bis sie am anderen Ende abgeholt werde. Dann
machte sie die letzten Atemzüge und atmete
friedlich aus. Das Herz hörte auf zu schlagen.
Sieben Monate lang hat sie von ihrem Leben Abschied nehmen können. Von ihren Kindern und
Grosskindern, von ihrer Katze, vom geliebten
Garten und Haus.
«
Ich bin dankbar für
die schöne Zeit,
die meine Mutter
mir und uns allen
geschenkt hat.
Sie hat uns gezeigt,
dass unsere Zeit
hier auf Erden eine
Zeit des Lernens
über uns selbst ist.
«
DAS STERBEN ANNEHMEN
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Fax 071 911 40 00
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PRO LIFE Estavayer-le-Lac
Catherine Hermenjat
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Nr. 2 /Mai 2015
Offizielles Organ Pro Life
15. Jahrgang
Auflage: 22’000 Ex.
Erscheint vierteljährlich
Der Abonnementsbetrag ist
im Mitgliederbeitrag enthalten.
Verein Pro Life
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3001 Bern
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Redaktion
Pirmin Müller
Renato Solomita
Druck + Spedition
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9403 Goldach
01-15-563531
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