Wachstumstempo lässt nach - Niedersächsischer Industrie

Niedersachsen-Konjunktur
II. Quartal 2014
Wachstumstempo lässt nach
Nach dem starken Jahresbeginn verliert die niedersächsische Wirtschaft an Schwung. Der Dämpfer bei
den Auftragseingängen und rückläufige Erwartungen
lassen den IHK-Konjunkturklimaindikator für das
2. Quartal 2014 um drei auf 118 Punkte sinken. Risiken
für die Geschäftsentwicklung sehen die Unternehmen
vor allem in den politischen Rahmenbedingungen. Die
Grundtendenz bleibt aber positiv. Die Planungen der
Unternehmen sehen weiter Investitionen und Personaleinstellungen vor.
Im Sommer 2014 bewegt sich die niedersächsische Wirtschaft weiterhin auf einem hohen Niveau. 91 Prozent der
Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als
gut oder befriedigend. Die Geschäftserwartungen sind
jedoch rückläufig. Die größten Risiken für die Geschäftsentwicklung sehen die Unternehmen zur Jahresmitte in
den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie den
Energie- und Rohstoffpreisen. Die noch nicht absehbaren
Folgen des Mindestlohnes und der Rente mit 63 tragen
ebenso zu einer erhöhten Unsicherheit bei, wie das noch
ausstehende Urteil des Bundesgerichtshofs zur Rechtmäßigkeit der aktuellen Erbschaftsteuerregelung auf Betriebsvermögen.
Die Industrie berichtet für das 2. Quartal 2014 von
einer fortgesetzt guten Geschäftslage. Allerdings hat es
nach dem starken 1. Quartal den erwarteten Dämpfer beim
Auftragseingang gegeben. Die Indikatoren (Umsatzerwartungen, Investitionen, Beschäftigung) deuten dennoch weiterhin auf Wachstum im In- und Ausland hin. Die Krisen-
Der IHK-Konjunkturklimaindikator
für Niedersachsen
Gegenwärtige und erwartete Geschäftslage
herde in der Ukraine und im Nahen Osten haben in den
letzten Monaten einige Spuren im Exportgeschäft der
Unternehmen hinterlassen, dies wird jedoch durch die steigende Nachfrage aus Europa und Asien überkompensiert.
Getragen wird die Entwicklung vor allem von den Investitionsgüterherstellern wie Fahrzeugbau, Maschinenbau und
Elektrotechnik. In der Industrie insgesamt bleiben die Auftragseingänge trotz der rückläufigen Tendenz in der Summe positiv. Diese Entwicklung bestätigt den für 2014
erwarteten Wachstumspfad.
Das Bauhauptgewerbe berichtet von einer guten Entwicklung, wie es sie lange nicht gegeben hat. Jedes zweite
Bauunternehmen kann bei einem Auftragspolster von vier
und mehr Monaten für das laufende Jahr keine weiteren
Aufträge mehr ausführen. Vor allem der Hochbau und das
Ausbaugewerbe profitieren von der Konstellation aus niedrigen Zinsen und steigenden Mieten.
Im Großhandel laufen die Geschäfte weiter rund. Der
Großhandel ist optimistisch, dass sich die gute Entwicklung
fortsetzt. Die positiven Umsatzerwartungen beziehen sich
nicht nur auf Rohstoffe und Maschinen, sondern auch auf
Konsumgüter. Der Einzelhandel berichtet für das 2. Quartal von einem etwas ruhigeren Geschäftsverlauf. Bessere
Geschäfte melden die Textil- und Bekleidungsgeschäfte,
während die Umsatzentwicklung bei Möbeln und Unterhaltungselektronik eher enttäuschend war.
Das Verkehrsgewerbe konnte seine solide Entwicklung
fortsetzen. Das steigende Beförderungsvolumen spricht für
eine anhaltend positive Entwicklung. Die Umfrage zeigt aber
auch die Probleme der Branche auf: Neben dem Fachkräftemangel bei Fahrern und der geplanten Ausweitung der LKW-Maut sorgt der drohende Mindestlohn im Taxigewerbe für große Unruhe.
Die Geschäftslage der Banken und Versicherungen ist weiterhin positiv. Beiden Branchen
macht hauptsächlich die Niedrigzinsphase zu
140
schaffen. Die Dienstleistungsunternehmen melden eine gute Geschäftslage. Die Personal- und
120
Investitionsplanungen bleiben aufgrund steigender
Umsätze und positiver Geschäftserwartungen
expansiv.
100
80
60
40
2009
2010
Gesamt
2011
2012
Industrie
Dienstleistungen
Einzelhandel
2013
2014
Langjähriger
Durchschnitt
Ausblick
Die niedersächsische Wirtschaft wird weiter wachsen. Die positiven Grunddaten sind vorhanden, in
einigen Bereichen allerdings weniger deutlich ausgeprägt. Investitions- und Beschäftigungsplanungen liegen deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Der aktuell hohe Beschäftigungsstand, die
positiven Erwartungen an das Auslandsgeschäft
und die robuste Binnennachfrage bilden eine stabile
Basis.
Konjunktur in den Hauptwirtschaftsbereichen
Industrie
Getragen wird die gute
Entwicklung vor allem
von den Investitionsgüterherstellern. Die Vorleistungsgüterhersteller,
die zuletzt ähnlich gute
Umfragewerte wie im
Wachstumsjahr 2010
gemeldet hatten, haben
an Schwung verloren. In
der Industrie bleiben die
Auftragseingänge in der
Summe positiv.
34%
2010
2011
2012
2013
10%
2014
21%
12%
67%
56%
Bauindustrie
Das Bauhauptgewerbe
berichtet von einer guten
Entwicklung, wie es sie
lange nicht gegeben hat.
Das Auftragspolster beträgt bei vielen Betrieben
vier Monate und mehr.
Vor allem der Hochbau
und das Ausbaugewerbe
profitieren von der Konstellation aus niedrigen
Zinsen und steigenden
Mieten.
9%
36%
2010
2011
2012
2013
10%
24%
67%
56%
2014
Großhandel
60
Die Geschäfte laufen
weiter rund. Die Umsätze
sind im 2. Quartal, mit
Ausnahme des Landhandels, in allen Großhandelsbereichen gestiegen.
Der Großhandel ist optimistisch, dass sich die
gute Entwicklung in allen
Bereichen fortsetzt.
40
42%
2010
2011
2012
2013
2014
Saldo der Positiv-/Negativ-Antworten
Auf den Seiten 2 und 3 finden Sie den Konjunkturverlauf der Wirtschaftsgruppen der letzten Jahre. Der Saldo
beispielsweise für die Geschäftslage (+26) errechnet sich aus den nach Unternehmensgrößen gewichteten
positiven Unternehmensantworten in Prozent (36) abzüglich der negativen Antworten (10). Antworten wie
„befriedigend“ oder „etwa gleichbleibend“ werden im Saldenkonzept vernachlässigt.
8%
38%
50%
12%
50%
Einzelhandel
Der Einzelhandel berichtet
von einem etwas ruhigeren Geschäftsverlauf.
Bessere Geschäfte melden die Textil- und Bekleidungsgeschäfte sowie
die Autohäuser, während
die Umsatzentwicklung
bei Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie bei Unterhaltungselektronik/Haushaltsgeräten enttäuschend
war.
32%
2010
2011
2012
2013
20%
2014
20%
48%
20%
60%
Dienstleistungen
Das Verkehrsgewerbe
konnte seine solide Entwicklung fortsetzen. Das
Kreditgeschäft der Banken läuft gut. Bei den
Versicherungen läuft das
Kerngeschäft ebenfalls
sehr positiv. Sorgen bereitet der gesamten Finanzbranche allerdings das
niedrige Zinsniveau.
2010
2011
2012
2013
2014
Unternehmensbezogene Dienstleistungen
Die Dienstleistungsunternehmen melden eine
gute Geschäftslage. Medienwirtschaft/IT, Immobilienwirtschaft, Werbeagenturen und Unternehmensberatungen zeigen sich sehr zufrieden
und erwarten eine Fortsetzung der Entwicklung.
Personal- und Investitionsplanungen bleiben ex2010
pansiv.
8%
47%
2011
2012
2013
2014
12%
34%
46%
Die ausführliche Tabelle mit den Umfrageergebnissen finden Sie im Internet unter
www.hannover.ihk.de
oder
www.n-ihk.de
54%
Erwartete Geschäftslage ausgewählter Wirtschaftszweige
Auf dieser Seite finden Sie einen
Überblick über die Geschäftserwartungen ausgewählter Branchen. Die erwartete Geschäftsentwicklung beinhaltet dabei alle
Faktoren vom Auftragseingang
über die Umsätze bis zur Gewinnentwicklung.
Fahrzeugindustrie
und Zulieferer
Maschinenbau
Metallerzeugung
u. -bearbeitung
Trotz vorübergehend abgeschwächter Auftragseingänge
geht die Branche weiter von einem soliden Geschäftsjahr aus.
Gegen den Trend sind die Auftragseingänge aus dem In- und
Ausland gestiegen. Die Branche
rechnet mit Zuwächsen.
Die Metallbetriebe hatten wie die
meisten Vorleistungsgüterhersteller ein schwaches Quartal. Der
Ausblick macht aber Mut.
gut 4%
schlecht 3%
befriedigend 92%
gut 27%
schlecht 14%
befriedigend 59%
gut 15%
schlecht 9%
befriedigend 76%
Großhandel mit
Ge- u. Verbrauchsgütern
Einzelhandel
mit Textilien und
Bekleidung
Einzelhandel mit
Unterhaltungselekt./
Haushaltsgeräten
Autohäuser
Im florierenden Handel mit
Konsumgütern spiegelt sich
die starke Nachfrage der Verbraucher wider.
Die Geschäftslage bleibt
zufriedenstellend, die
Händler haben stabile Erwartungen.
Die Geschäfte waren trotz Fußball-WM nicht zufriedenstellend. Der Margendruck durch
den Online-Handel ist groß.
Die Konsumneigung der Kunden steigt, die Geschäftsentwicklung wird allmählich besser.
gut 44%
schlecht 15%
befriedigend 42%
gut 20%
schlecht 17%
befriedigend 62%
gut 22%
schlecht 27%
befriedigend 51%
Immobilienwirtschaft
Zeitarbeit
Niedrige Zinsen und steigende
Mieten befeuern nicht nur die
Bau-, sondern auch die Immobilienwirtschaft.
Fehlende Fachkräfte und die
geplanten Regulierungen machen der Branche zunehmend
zu schaffen.
gut 22% schlecht 25%
befriedigend 53%
schlecht 3%
gut 30%
befriedigend 68%
gut 28%
schlecht 25%
befriedigend 47%
Niedersächsische Industrie- und Handelskammern, Federführend erstellt von der IHK Hannover, Stabsbereich Wirtschaftspolitik/Konjunktur, Schiffgraben 49,
30175 Hannover, Tel. 0511/3107-306, Fax -450, E-Mail: [email protected]