Niedersachsen-Konjunktur II 2015 Wirtschaft wächst langsam Die Geschäftslage in Niedersachsen ist aufgrund der starken Binnennachfrage unverändert gut. Die Erwar tungen sind jedoch zurückhaltend und deuten auf geringes Wachstum hin. Die Unsicherheiten über die Entwicklung der Eurozone und der Emerging Markets sorgen darüber hinaus für verhaltene Exporterwar tungen. Der IHK-Konjunkturklimaindikator gibt um einen Punkt auf 113 Punkte nach. Die niedersächsischen Unternehmen heben trotz niedrigen Zins- und Investitionsniveaus ihre Investitionsplanungen nur langsam an. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingun gen, insbesondere der zusätzliche bürokratische Aufwand im Sozial- und Arbeitsrecht sowie bei Genehmigungsver fahren, verärgern viele Unternehmer und werden nach wie vor als das größte Risiko für die Geschäftsentwicklung gesehen. Die Entwicklung der Industrie war im zweiten Quartal 2015 insgesamt zufriedenstellend. Exportierende Unter nehmen profitieren vom schwachen Euro, der deutsche Produkte preislich deutlich wettbewerbsfähiger macht. Allerdings wird das Geschäft in China, einem der wichtigs ten Auslandsmärkte Niedersachsens, zunehmend schwie riger. Insgesamt stiegen die Umsätze und Auftragseingänge der Industrie leicht an. Damit steigen allmählich auch die Investitionsplanungen der Unternehmen. Der IHK-Konjunkturklimaindikator für Niedersachsen Gegenwärtige und erwartete Geschäftslage Die gute Geschäftslage des Bauhauptgewerbes in Nie dersachsen setzt sich fort. Die Frühjahrsbelebung bei den Auftragseingängen fiel kleiner aus als üblich, womit die Auftragseingänge bei den niedrigen Zinsen allmählich ihren Höhepunkt erreicht haben dürften. Der Großhandel meldet parallel zur zufriedenstellenden Industriekonjunktur ebenfalls zufriedenstellende Geschäfte. Allerdings sind die Unternehmen im Landhandel mit der Entwicklung unzufrieden. Die wirtschaftliche Entwicklung wird durch die Inlands nachfrage getragen. Steigende Einkommen der Konsu menten sorgen für anhaltend gute Geschäfte im Einzel handel. Sowohl Autohäuser als auch Möbelgeschäfte berichten über ein starkes zweites Quartal. Aber nicht alle Bereiche können sich über steigende Umsätze freuen. Bei Unterhaltungselektronik und Schuhe/Lederwaren drängt der Online-Handel den stationären Einzelhandel weiter zurück. Das zweite Quartal verlief für die Verkehrsunterneh men befriedigend. Die gesunkenen Kraftstoffpreise sorgen weiterhin für eine Entlastung. Mit der Industrie hat aber auch das Verkehrsgewerbe seine Erwartungen etwas zu rückgeschraubt, rechnet für die zweite Jahreshälfte aber insgesamt mit einem steigenden Beförderungsvolumen und steigenden Preisen. Die Geschäftsentwicklung bei den Banken bleibt gut. Insbesondere die Privatkunden nutzen die niedrigen Zin sen intensiv und haben deutlich mehr Kredite in Anspruch genommen. Bei den Versicherungen ist die Geschäftsentwicklung anhaltend positiv. Neu geschäft und Beitragseinnahmen werden voraus sichtlich auch im zweiten Halbjahr zunehmen. Die Dienstleistungsunternehmen haben ein starkes Quartal hinter sich. Die Umsätze sind mit Ausnahme der Zeitarbeit nochmals gestiegen. Für 140 die zweite Jahreshälfte gehen die Unternehmen überwiegend von einer Fortsetzung der guten Ent wicklung aus. 120 100 80 60 2010 2011 Gesamt 2012 2013 Industrie Dienstleistungen Einzelhandel 2014 2015 Langjähriger Durchschnitt Ausblick Aufgrund des hohen Beschäftigungsniveaus und weiter steigender Einkommen bleibt die Binnen nachfrage Wachstumsmotor Nummer eins. Die erst langsam anziehenden Investitionen werden nicht vor dem kommenden Jahr für eine Beschleu nigung des Wachstums sorgen. Konjunktur in den Hauptwirtschaftsbereichen Industrie Die Investitionsgüterher steller wie Kfz-Industrie, Maschinenbau und Elek trotechnik bleiben auf grund der guten Export entwicklung im außer europäischen Raum auf Wachstumskurs. Die Vor leistungsgüterhersteller haben an Schwung ver loren. In der Industrie bleiben die Auftragsein 2011 gänge in der Summe positiv. 13% 32% 2012 2013 2014 2015 23% 17% 61% 54% Bauindustrie Das Bauhauptgewerbe berichtet aktuell von einer guten Geschäfts lage. Das Auftragspols ter beträgt bei vielen Betrieben vier Monate und mehr. Die annä hernde Vollauslastung der Bauwirtschaft führt dazu, dass weiter inves tiert und neues Personal eingestellt wird. 2011 2012 2013 2014 8% 12% 37% 51% 2015 13% 79% Großhandel Die Geschäfte laufen zufriedenstellend. Aller dings sind beträchtliche Unterschiede zwischen den Branchen zu beobachten. Für die kommenden Monate rechnen die Unterneh men eher mit einer leicht ungünstigen (Umsatz-)Entwicklung. 60 40 30% 2011 2012 2013 2014 2015 Saldo der Positiv-/Negativ-Antworten Auf den Seiten 2 und 3 finden Sie den Konjunkturverlauf der Wirtschaftsgruppen der letzten Jahre. Der Saldo beispielsweise für die Geschäftslage der Industrie (+16) errechnet sich aus den nach Unternehmensgrößen gewichteten positiven Unternehmensantworten in Prozent (30) abzüglich der negativen Antworten (14). Antworten wie „befriedigend“ oder „etwa gleichbleibend“ werden im Saldenkonzept vernachlässigt. 13% 57% 23% 21% 57% Einzelhandel Sowohl Autohäuser als auch Möbelgeschäfte berichten über ein star kes zweites Quartal. Auch der Bekleidungseinzel handel, der mit den ers ten Monaten des Jahres nicht zufrieden war, konn te endlich von steigenden Umsätzen berichten. Etlichen Fachhändlern (Schuhe, Unterhaltungs 2011 elektronik) stehen jedoch schwere Zeiten bevor. 35% 2012 2013 2014 8% 2015 22% 57% 10% 68% Dienstleistungen Die Geschäfte des Verkehrs gewerbes sind zufriedenstel lend. Die gute Geschäftslage der Banken hat sich kaum verändert. Im zweiten Quartal konnte das Firmen- als auch das Privatkundengeschäft zunehmen. Die Versicherun gen berichten von einer guten Geschäftslage und erwarten steigende Beitragseinnahmen. 2011 2012 2013 2014 2015 Unternehmensbezogene Dienstleistungen Die Dienstleistungsunter nehmen melden mit Ausnahme der Zeitarbeit steigende Umsätze. Die Geschäftserwartungen wurden zwar leicht zurückgenommen, blei ben aber im positiven Bereich. Die Investitionsund Personalplanungen deuten weiter auf einen moderaten Expansions 2011 kurs hin. 8% 22% 45% 2012 2013 2014 2015 46% Die ausführliche Tabelle mit den Umfrageergebnissen finden Sie im Internet unter www.hannover.ihk.de oder www.n-ihk.de 17% 61% Erwartete Geschäftslage ausgewählter Wirtschaftszweige Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über die Geschäfts erwartungen ausgewählter Bran chen. Die erwartete Geschäfts entwicklung beinhaltet dabei alle Faktoren vom Auftragseingang über die Umsätze bis zur Ge winnentwicklung. Fahrzeugindustrie und Zulieferer Gummi- u. Kunststoffwaren Geschäftslage und Auftrags eingänge sind zufrieden stellend. Die Exporterwar tungen haben sich leicht verbessert. Die Auftragseingänge der Zulieferer für Gummi- und Kunststoffwaren sind im 2. Quartal rückläufig, ebenso die Umsätze. gut 16% schlecht 15% gut 3% befriedigend 97% befriedigend 69% Maschinenbau Gegen den Bundestrend ist die Branche optimistisch: Umsätze und Auftragsein gänge steigen. gut 33% schlecht 18% befriedigend 50% Großhandel m. Brennstoffen, Metallen, Baustoffen etc. Einzelhandel mit Textilien und Bekleidung Einzelhandel mit Bau- und Heim werkerbedarf Autohäuser Der Umsatz schwächelt. Trotzdem hat sich die Ertrags lage der Unternehmen ver bessert. Der Bekleidungseinzelhandel, der mit den ersten Monaten des Jahres nicht zufrieden war, konnte endlich von steigenden Umsätzen berichten. Baumärkte und Fachhandel waren mit der Entwicklung im 1. Halbjahr zufrieden und rechnen weiter mit guten Geschäften. Die Zahlen für Neuzulassun gen sind auf Rekordniveau. Die Händler melden steigen de Umsätze und erwarten Umsatzsteigerungen. gut 27% schlecht 19% befriedigend 53% gut 30% schlecht 5% befriedigend 65% gut 14% schlecht 12% befriedigend 75% Speditionen Architektur- und Ingenieurbüros Die Spediteure erwarten stei gende Beförderungspreise, die (Umsatz-)Erwartungen sind deshalb positiv. Die Planungsbüros profitieren vom Bau-Boom. Allerdings sind die Erwartungen leicht rückläufig. gut 17% schlecht 5% befriedigend 78% gut 17% gut 16% schlecht 5% befriedigend 79% schlecht 17% befriedigend 66% Niedersächsische Industrie- und Handelskammern, Federführend erstellt von der IHK Hannover, Stabsbereich Wirtschaftspolitik/Konjunktur, Schiffgraben 49, 30175 Hannover, Tel. 0511/3107-306, Fax -450, E-Mail: [email protected]
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