Herbst 2015 WAS FOLGT AUF DEN GOLDENEN HERBST? UNSICHERHEITEN DÄMPFEN ERWARTUNGEN. Die Signale aus der Wirtschaft sind uneinheitlich. Einerseits wird von führenden Wirtschaftsinstituten für das Jahr 2015 trotz einer schwächelnden Wirtschaft in China ein Wirtschaftswachstum für Deutschland von rund 2,0% vorausgesagt. Auf der anderen Seite gibt es Experten, die vermelden, dass sich die deutsche Wirtschaft nicht von der konjunkturellen Schwächephase in China wird abkoppeln können. Neu hinzu kommt der Fall um geschönte Abgaswerte beim VW-Konzern. Eine Abschätzung, wie stark das Image „Made in Germany“, der Absatz von deutschen Automobilen und damit auch die in Oberfranken stark vertretende Automobilzulieferindustrie betroffen sein werden, ist noch nicht möglich. Ergebnis der Unsicherheiten ist, dass sich die Konsumlaune der Bundesbürger zwar auf hohem Niveau bewegt, aber einen deutlichen Dämpfer bekommen hat. Ein ähnliches Stimmungsbild gibt die oberfränkische Wirtschaft wieder. So schätzt sie ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin sehr positiv ein. Die Erwartungen für die kommenden 12 Monate geben aber nach zuletzt verbuchten Zuwächsen wieder nach. Der IHK Konjunkturklimaindex sinkt um 2 Punkte auf 123 Punkte. Konjunkturbericht der IHK für Oberfranken Bayreuth, Herbst 2015 Die Stimmung in der oberfränkischen Wirtschaft ist ungebrochen gut. 44 % der Unternehmen geben eine gute und 47 % eine befriedigende Geschäftslage an. Dabei sind es die Tourismusbranche, der Dienstleistungssektor und das Baugewerbe, die sich durch eine besonders positive Bewertung hervortun. Spürbar unter dem Durchschnitt liegen der Groß- und der Einzelhandel, bei denen die rückläufige Konsumlaune erste Spuren hinterlässt. Geschäfte mit China geben nach Im In- sowie im Ausland konnten die befragten Unternehmen in den letzten 6 Monaten im Saldo konstante bis leicht steigende Umsätze verbuchen. Im Inlandsgeschäft heben sich der Tourismussektor und das Baugewerbe ab. Der Dienstleistungssektor vermeldet wiederum im Ausland ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum. Das Auslandsgeschäft ist durch weiterhin steigende Umsätze auf den Märkten des Euroraumes und ein deutlich rückläufiges Geschäft in China geprägt. Die Schwächephase des Euroraumes scheint, nach wiederholt gutem Exportwachstum überwunden zu sein. Jetzt bekommen die oberfränkischen Unternehmen, die Schwächephase Chinas zu spüren. Ein Drittel der Befragten, die auf dem chinesischen Bereich Standortpolitik OBERFRANKENS WIRTSCHAFT Lage und Erwartung im Herbst 2015 Markt aktiv sind, berichten von sinkenden Umsätzen. Steigende Umsätze verbuchen hingegen nur 13%. Eine allzu starke Betroffenheit der oberfränkischen Wirtschaft sehen die befragten Unternehmen allerdings nicht. Denn bereits die erwarteten Umsätze für den chinesischen Markt werden von den befragten Unternehmern wieder leicht steigend eingestuft. Für den chinesischen Markt erwarten die Befragten, wie bereits erwähnt, ein leichtes Umsatzwachstum. Weiterhin sinkende Umsätze werden für Russland und die ehemaligen GUSStaaten erwartet. Hier scheint eine Trendwende nicht in Sicht. Unsicherheiten senken Erwartungen Die oberfränkische Wirtschaft will auch künftig im Inland investieren. So planen 25% mit steigenden, und lediglich 12% mit sinkenden Inlandsinvestitionen. Meistgenanntes Hauptmotiv ist die Ersatzbeschaffung. Ein vergleichbares Bild geben die Planungen der Mitarbeiterzahlen der Unternehmen wieder. Hier möchten im Saldo mehr Unternehmen Mitarbeiter einstellen als freistellen. Für die kommenden zwölf Monate kann mit einem Beschäftigtenwachstum von rund 1,5% gerechnet werden. Die oberfränkische Wirtschaft geht weiterhin von einer im Saldo positiven Entwicklung der Geschäftslage aus, die sich aber im Vergleich zum Frühjahr eingetrübt hat. Für die kommenden zwölf Monate rechnen 21% mit einer sich verbessernden Geschäftslage. Demgegenüber prognostizieren 10% eine schlechtere Geschäftslage. Optimistischer als der Durchschnitt schätzen der Tourismussektor und die Industrie ihre Entwicklung ein. Pessimistischer sehen der Einzelhandel und saisonbedingt das Baugewerbe die kommende Entwicklung. Moderate Umsatzentwicklung erwartet Nach Prognose der befragten Unternehmen werden sich die Umsätze im In- und Ausland positiv entwickeln, wenn auch nicht mehr so stark, wie noch im Frühjahr angenommen. Auf dem Inlandsmarkt rechnen 23% mit steigenden und 13% mit sinkenden Umsätzen. Besonders optimistisch blicken der Dienstleistungssektor und die Tourismusbranche auf die kommenden Monate. Die Einschätzung zu der Entwicklung der Umsätze auf den Auslandsmärkten stellt sich ähnlich dar. Hier rechnen 27% mit besseren und 11% mit schlechteren Umsätzen. Dabei tun sich neben dem Euroraum auch die nordamerikanischen und die Märkte in Asien (ohne China) hervor. 60% Oberfränkische Wirtschaft will einstellen Flüchtlinge sind Chance für Deutschland Der Fachkräftemangel wird mittlerweile von 41% der befragten Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens eingestuft. Damit ist der Fachkräftemangel seit 2013 das am stärksten steigende Risiko. Hinzu kommt, dass die Unternehmen weiter einstellen möchten. Hier bietet der aktuelle Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland eine Chance. Die Wirtschaft braucht Arbeitskräfte sowie Auszubildende und möchte bei der Integration unterstützen. Flüchtling wiederum integrieren sich schneller, wenn Sie nicht nur in die Gesellschaft, sondern auch in die Arbeitsprozesse integriert sind. Für diese Win-winSituation müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung 55% Fachkräftemangel 50% 45% Arbeitskosten 40% 35% Energie- und Rohstoffpreise 30% 25% 01/13 05/13 09/13 01/14 05/14 09/14 Konjunkturbericht der IHK für Oberfranken Bayreuth, Herbst 2015 01/15 05/15 09/15 Bereich Standortpolitik OBERFRANKENS WIRTSCHAFT Lage und Erwartung im Herbst 2015 INDUSTRIE DIENSTLEISTUNGEN Die Industrie stuft die momentane Geschäftslage weiterhin positiv ein. Rund 44% der Unternehmen sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Demgegenüber stehen 12% der befragten Unternehmen, die die aktuelle Situation als schlecht einstufen. Steigende Umsätze konnten im Inlandgeschäft registriert werden. Die Umsätze im Ausland bleiben hingegen auf stabilem Niveau. Im Auslandsgeschäft sind es konkret die Märkte in Osteuropa, Russland und China, die rückläufige Umsätze zu verzeichnen haben. Auf allen weiteren Märkten wurden im Saldo konstante Umsätze erzielt. Der Dienstleistungssektor ist auch weiterhin mit seiner aktuellen Geschäftslage zufrieden und steigert die hohen Werte aus dem Frühjahr nochmals leicht. 53% der befragten Dienstleister stufen die Lage gut, 42% befriedigend und lediglich 5% schlecht ein. Diese Einschätzung wird auch durch die gestiegenen Umsatzzahlen im In- und Ausland unterstrichen. Und so geben 9 von 10 der befragten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche an, dass sie voll bzw. befriedigend ausgelastet sind. Für die kommenden Monate rechnet die Industrie auch weiterhin mit einer im Saldo dezent positiven Entwicklung. Knapp ein Viertel der befragten Industrieunternehmen kalkuliert mit einer sich verbessernden Lage. 10% hingegen prognostizieren eine schlechtere Geschäftslage. In diesem Fahrwasser bewegen sich auch die erwarteten Umsätze im Inland. Die Auslandsumsätze sollen deutlicher ansteigen. Und so plant die Industrie mit leicht steigenden Investitionen und Beschäftigtenzahlen. Die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten stufen die Befragten verhaltener ein, als noch im Frühjahr. 19% der Unternehmen rechnen mit einer besseren, 10% mit einer schlechteren Geschäftslage. Eine Verschnaufpause, die nicht durch die erwarteten Umsatzzahlen gestützt wird. Hier rechnet der Dienstleistungssektor weiterhin mit einem Plus im In- und Ausland. Auch bei den geplanten Investitionen und der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ist diese Pause nicht erkennbar. In beiden Fällen plant die Branche mit steigenden Zahlen. BAUGEWERBE TOURISMUS Auch im September, ebenso wie im Frühjahr, beurteilt das Baugewerbe seine Geschäftslage sehr positiv. Insgesamt berichten 50% der befragten Unternehmen von einer guten und nur 3% von einer schlechten Geschäftslage. So verwundert es nicht, dass Auftragsvolumen und Kapazitätsauslastung im Saldo stark positiv bewertet werden. Zudem geben knapp 9 von 10 Bauunternehmen einen saisonüblichen bzw. höher als saisonüblichen Auftragsbestand an. Die Tourismusbranche ist mit der aktuellen Geschäftslage nahezu durchweg zufrieden. 53% gaben eine gute und nur 6% der Befragten eine schlechte Geschäftslage an. Diese positive Grundeinschätzung wird auch durch die derzeitigen Umsatzzahlen und die aktuelle Auslastung gestützt. Beide Parameter sind im Saldo stark positiv und damit Basis der guten Geschäftslage. Saisonüblich wird mit Blick auf den bevorstehenden Winter für die kommenden Monate eine verhaltende Einschätzung abgeben. So gehen knapp 89% der Bauunternehmen von einer besseren bzw. gleichbleibenden und 11% von einer sich verschlechternden Geschäftslage aus. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Auslastungs- und Auftragserwartungen. Als Konsequenz plant das Baugewerbe mit konstanten Investitionen und einer leicht rückläufigen Beschäftigtenzahl. Konjunkturbericht der IHK für Oberfranken Bayreuth, Herbst 2015 Auch der Blick auf die kommenden zwölf Monate stimmt die Touristikbranche optimistisch. Insgesamt gehen 32% der befragten Unternehmen von einer sich verbessernden Geschäftslage aus. Demgegenüber stehen 3% die mit schlechteren Geschäften rechnen. Und so wird auch mit einer weiterhin hohen Auslastung und steigenden Umsätzen kalkuliert. Darauf aufbauend plant die Tourismusbranche einen Investitionsschub. Auch die Beschäftigtenzahl soll spürbar erhöht werden. Bereich Standortpolitik OBERFRANKENS WIRTSCHAFT Lage und Erwartung im Herbst 2015 GROßHANDEL EINZELHANDEL Der Großhandel beurteilt seine Geschäftslage weiterhin positiv. Knapp 32% der befragten Großhändler geben eine gute und 57% eine befriedigende Geschäftslage an. Dieses positive Gesamtbild schlägt sich jedoch nicht auf die Umsatzzahlen nieder, die im Saldo im Inland rückläufig und im Ausland konstant sind. Dennoch wird der Warenbestand vornehmlich als saisonüblich eingestuft. Die Konsumlaune der Bundesbürger ist weiterhin hoch, auch wenn der Konsument nicht mehr euphorisch ist. Dieses Bild wird auch so vom Einzelhandel wiedergegeben. Insgesamt geben 28% der befragten Händler eine gute Geschäftslage an. Lediglich 10% sind mit ihren Geschäften unzufrieden. Ein insgesamt gutes Stimmungsbild, welches aber nicht mehr die Werte aus dem Frühjahr erreicht. Die Umsatzahlen im Inland werden im Saldo sogar als rückläufig angegeben. Dass es sich bei den im Inland rückläufigen Umsätzen nur um eine Momentaufnahme handelt, lässt der Blick auf die kommenden Monate vermuten. So rechnet der Großhandel mit einer sich verbessernden Geschäftslage. 18% der Betriebe prognostizieren eine bessere Geschäftslage, lediglich 7% eine schlechtere. Auch die geplanten Investitionen im Inland bewegen sich in diesem Rahmen. Bei den Beschäftigtenzahlen plant der Großhandel mit leichten Zuwächsen. Geschäftslage im Herbst 2015 Für die kommenden 12 Monate rechnet der Einzelhandel mit soliden bis guten Geschäften. 22% der befragten Unternehmer glauben, dass die Geschäftslage sich verbessern, 64% prognostizieren gleichbleibende Geschäfte. Und so planen die befragten Unternehmen mit konstanten Umsätzen. Auf Grundlage dieser Einschätzungen rechnet der Einzelhandel ebenfalls mit gleichbleibenden Investitionen und einem leichten Beschäftigtenplus. Erwartete Geschäftslage im Herbst 2015 Industrie Industrie Baugewerbe verbessern Baugewerbe verschlechtern gut Großhandel Großhandel schlecht Einzelhandel Einzelhandel Dienstleist. Dienstleist. Tourismus Tourismus Gesamt Gesamt 0 20 40 60 Prozent 0 10 20 Prozent 30 40 Redaktion: Malte Tiedemann IHK für Oberfranken Bayreuth Bahnhofstraße 25 / 95444 Bayreuth [email protected] / 0921 886-107 Konjunkturbericht der IHK für Oberfranken Bayreuth, Herbst 2015 Bereich Standortpolitik
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