Wie läufts Geschäft?

Report IHK-Report
Konjunktur regional
Wie läuft’s Geschäft?
Der neueste Konjunkturbericht der IHK bringt es an den Tag. Der Optimismus der Unternehmen
in der Region nimmt zu. „Wirtschaft Neckar-Alb“ hat nachgefragt. Wie läuft das Geschäft? Und
wie wird 2010?
Die konjunkturelle Lage in der Region NeckarAlb hat sich weiter verbessert. 19 Prozent der
heimischen Unternehmen beurteilen laut
IHK-Umfrage ihre aktuelle Geschäftslage als
„gut“, 49 als „befriedigend“, 32 Prozent als
„schlecht“. Mit Zuversicht blicken 35 Prozent
der Firmen aus den Landkreisen Reutlingen,
Tübingen und Zollernalb auf die kommenden
zwölf Monate. Pessimistisch gehen nur 18
Prozent der Firmen ins Jahr.
Vorsichtiger Optimismus
Der vorsichtige Optimismus zieht sich durch
fast alle Branchen. Im Einzelhandel sind fast
Dreiviertel der Betriebe weiter abwartend.
Der Anteil der Optimisten (21 Prozent) über-
steigt allerdings den der Pessimisten (6 Prozent). Bei den Dienstleistern sieht es aktuell
am besten aus. Vor allem ITler und Unternehmen, die beraten, sehen positiv gestimmt
in die Zukunft. In der Industrie geht fast
die Hälfte von einer Verbesserung der Geschäftslage und steigenden Umsätzen aus.
Im Baugewerbe sind die Aussichten deutlich
trüber: 35 Prozent sehen einem Umsatzrückgang kommen. Jedes zweite Bauunternehmen erwartet eine Verschlechterung seiner Geschäftssituation.
Michele Abbonizio, Café Piccolo Sole d’Oro, Tübingen
„Ein Café in der Tübinger Altstadt
ist längst kein Selbstläufer mehr.
In den letzten drei Jahren hat sich
auch das Drumherum verändert:
Die Kreissparkasse und das Landratsamt sind umgezogen – da fehlen natürlich Stammkunden. Also
musste ich selbst etwas tun: Ich
habe das Piccolo zu einer Art
Kulturtreffpunkt ausgebaut. Seit
2005 gibt es eine regelmäßige
Konzertreihe, jeden Donnerstag. Das läuft gut, ich bin bis Anfang
nächsten Jahres ausgebucht. Klar, das Konzert an sich ist oft kein großer finanzieller Gewinn – aber der Werbeeffekt ist dafür riesig. Viele
Besucher wurden Stammgäste. Letzten Sommer habe ich noch einen
Ü30-Discoabend dazugenommen: Da sind jeden ersten Freitag im
Monat an die 200 Leute in diesem kleinen Café! Durch die Disco amortisiert sich die Konzertreihe – und mein Ruf festigt sich doppelt. Vom
Umsatz her, lief 2009 sogar besser als 2008. Die nächsten Jahre werden trotzdem schwierig. Hier ist weniger die Krise das Problem, als die
Infrastruktur. Auch eine als Einkaufsstraße umgebaute Mühlstraße
wird am aussterbenden Geschäft vermutlich nicht viel ändern.“
Safiye Genc, SG-Dienstleistung & Handel, Reutlingen
„In der Maschinenbauzulieferung, Bereich Welzlager, bin ich seit
meiner Ausbildung als Großhandelskauffrau gelandet und fühle mich
dort ganz wohl. Vor knapp drei Jahren habe ich mich selbstständig
gemacht, als One-Woman-Show. So wie es läuft, sieht es gut aus:
Trotz Krise kein Minus erwirtschaftet. Obwohl 2009 richtig schlecht
war für meine Branchenausrichtung: Viele Kunden haben ihre Bestände abgebaut, es wurde nur das dringend Nötigste gekauft. Jetzt spürt
man wieder einen Aufwärtstrend. Leicht wird das Jahr sicher nicht,
viele Hersteller haben die Preise nicht erhöht, das erzeugt extrem
Druck – aber ich sehe dem positiv entgegen. Als zweites Standbein
will ich im medizinischen Produktbereich orthopädische Schuheinlagen die Handelsabwicklung für türkische Unternehmen übernehmen, die hier ein Vertriebsnetz aufbauen
wollen – und andersherum. Das Produkt ist
zwar was ganz anderes, aber im Vertrieb sollte
man alles vertreiben können. Ich baue einfach
auf meiner bisherigen Erfahrung auf: Es gibt
noch genug Produkte, die hier nicht auf dem
Markt sind.“
Foto: Trinkhaus
Silke Brucklacher, Wörner-Dessous, Reutlingen
„Ich arbeite seit 20 Jahren hier im Dessousladen,
seit 5 Jahren ist das Geschäft mein eigenes.
Unsere Stärken sind die klare Ausrichtung auf
große Größen und unser qualifiziertes Personal.
Im Internet legt man wenig Wert auf Passform,
Beratung findet nicht statt, deshalb tragen
viele Frauen die falsche BH-Größe – da setzen
wir an. Wenn ich mir unseren Einzugsbereich
anschaue, scheint unsere Konzept zu stimmen.
Aktuell haben wir ein kleines, aber kontinuier-
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April 10
liches Wachstum, etwas anderes war auch nie das Ziel. Der Aus- und
Umbau der Fußgängerzone letztes Jahr, hat auch keine Einbußen verursacht. Im Gegenteil: Wir haben jetzt mehr Bewegung, die Menge zahlungswilliger Kunden ist 2009 gestiegen. Vieles an der Krise halte ich
für Stimmungsmache und für gefährlich: Wenn Sparen richtig zur Mode
wird, könnte sich das bemerkbar machen. Auch den Ruf vom aussterbenden Einzelhandel empfinde ich als übertrieben, zumindest in unserer Branche. Die ganzen Unterwäsche- und Dessousgeschäfte hier sind
eng verbandelt, helfen sich aus und treten auf Messen quasi als gemeinsame Szene auf – das ist unüblich familiär und einfach schön.“